D-BAUG Dr. Meike Akveld Analysis II FS 2015 Lösung 3 1. p a) Zeigen Sie, dass der Graph von f (x, y) = 9 − (x − 2)2 − (y − 3)2 eine Halbkugel beschreibt und bestimmen Sie ihren Radius und ihr Zentrum. p z = f (x, y) = 9 − (x − 2)2 − (y − 3)2 z 2 = 9 − (x − 2)2 − (y − 3)2 , z ≥ 0 9 = (x − 2)2 + (y − 3)2 + z 2 , z ≥ 0. ⇔ ⇔ Diese Gleichung beschreibt eine Halbkugel mit Radius 3 und Zentrum (2, 3, 0). b) Bestimmen Sie die Gleichung der Tangentialebene in P = (3, 1, f (3, 1)). z0 = f (3, 1) = √ 9 − 1 − 4 = 2. Die Gleichung der Tangentialebene im Punkt (x0 , y0 , f (x0 , y0 )) ist gegeben durch fx (x0 , y0 )(x − x0 ) + fy (x0 , y0 )(y − y0 ) − (z − z0 ) = 0 . Wir rechnen 1 −2(x0 − 2) =− fx (x0 , y0 ) = p 2 2 2 2 9 − (x0 − 2) − (y0 − 3) −2(y0 − 3) fy (x0 , y0 ) = p =1 2 9 − (x − 2)2 − (y − 3)2 Daraus folgt die Tangentialebenengleichung − 21 (x − 3) + (y − 1) − (z − 2) = 0, beziehungsweise −x + 2y − 2z + 5 = 0. Bitte wenden! c) Beschreiben Sie die Niveaufläche F (x, y, z) = 9 für die Funktion F (x, y, z) = x2 − 4x + y 2 − 6y + z 2 + 13. x2 − 4x + y 2 − 6y + z 2 + 13 = 9 ⇔ (x − 2)2 + (y − 3)2 + z 2 = 9. Die Niveaufläche F (x, y, z) = 9 beschreibt eine Kugel mit Radius 3 und Zentrum (2, 3, 0). d) Sei Q = (3, 1, 2) ein Punkt auf der Niveaufläche aus c). Bestimmen Sie die Tangentialebene in Q und vergleichen Sie Ihre Antwort mit b). Was stellen Sie fest? Der Gradient steht senkrecht zur Niveaufläche. Folglich ist die Tangentialebene gegeben durch Fx (x0 , y0 , z0 )(x − x0 ) + Fy (x0 , y0 , z0 )(y − y0 ) + Fz (x0 , y0 , z0 )(z − z0 ) = 0. Für Q = (3, 1, 2) folgt (2x0 − 4)(x − x0 ) + (2y0 − 6)(y − y0 ) + 2z0 (z − z0 ) = 0 ⇔ 2(x − 3) − 4(y − 1) + 4(z − 2) = 0 ⇔ −x + 2y − 2z + 5 = 0. Die Ebenen in b) und d) sind wie erwartet identisch. 2. Die Temperatur in ◦ C im Punkt (x, y) in der xy-Ebene sei gleich T (x, y) = x sin 2y. Der Abstand in der xy-Ebene wird in Metern gemessen. Ein Teilchen bewegt sich mit der konstanten Geschwindigkeit 2 ms im Uhrweigersinn auf dem Kreis vom Radius 1m um den Ursprung. Die Bahn des Teilchens wird beschrieben durch x(t) cos(−2t) r(t) = = y(t) sin(−2t) mit r(t) ˙ = 2 sin(−2t) . −2 cos(−2t) Wir betrachten den Punkt P = r(t0 ) für t0 = 5π . 6 Siehe nächstes Blatt! a) Wie schnell ändert sich die Temperatur am√ Ort des Teilchens in ◦ C pro Meter, wenn sich das Teilchen am Punkt P = ( 12 , 23 ) befindet? Die Temperaturänderung pro Meter entspricht der Richtungsableitung in Bewegungsrichtung √3 r(t ˙ 0) 2 ~v = = . |r(t ˙ 0 )| − 12 Für den Gradienten gilt sin(2y) ∇T (x, y) = . 2x cos(2y) Also √ √3 sin( 3) √ · 21 D~v T ( 12 , 23 ) = ∇T ( 12 , 23 ) · ~v = cos( 3) −2 √ √ √ 1 3 ◦ sin( 3) − cos( 3) ≈ 0.935 mC . = 2 2 √ √ b) Wie schnell ändert sich die Temperatur am √Ort des Teilchens in ◦ C pro Sekunde, wenn sich das Teilchen am Punkt P = ( 12 , 23 ) befindet? Um die Temperaturänderung pro Sekunde zu berechnen, leiten wir T (r(t)) mit Hilfe der Kettenregel nach der Zeit ab. d T (r(t)) = Tx (P ) · x(t ˙ 0 ) + Ty (P ) · y(t ˙ 0) dt t=t0 √ √ √ ◦ = 3 sin( 3) − cos( 3) ≈ 1.87 sC . 3. Das folgende Bild zeigt einige Niveaulinien der Funktion f (x, y) = 2x2 − x4 − 2y 2 + y 4 2 1 0 -1 -2 -2 -1 0 1 2 Bitte wenden! a) Lokalisieren Sie anhand des Bildes kritische Punkte (ohne Rechnung). Entscheiden Sie jeweils, ob es sich um einen Sattelpunkt bzw. um ein Minimum/Maximum handelt. Begründen Sie Ihre Antwort! Die Punkte (1, 0), (0, 1), (−1, 0) und (0, −1) sind jeweils von konzentrischen (ovalen) Höhenlinien umgeben. Unter der Annahme, dass die zu den Höhenlinien gehörigen Funktionswerte zum Zentrum hin zu- bzw. abnehmen, würde man dort ein Maximum bzw. Minimum erwarten. In den Punkten (0, 0), (1, 1), (1, −1), (−1, −1) und (−1, 1) kreuzen sich jeweils zwei Höhenlinien. Da die Richtungsableitung entlang einer Höhenlinie stets Null ist, muss das folgende Gleichungssystem im Schnittpunkt gelten: fx u1 + fy u2 = 0, fx v1 + fy v2 = 0, für die linear unabhängigen Vektoren u = uu12 und v = vv12 in Richtung der Höhenlinien. Man lässt sich leicht davon überzeugen, dass dieses nur die Lösung fx = fy = 0 besitzt und damit in den Kreuzungspunkten ∇f = 0 gelten muss, d.h. alle Kreuzungspunkte sind mit Sicherheit kritische Punkte! Intuitiv würde man erwarten, dass es sich bei ihnen um Sattelpunkte handelt. Mit Gewissheit sagen können wir das jedoch nicht! Beispiel: Die Funktion g(x, y) = (x−y)2 (x+y)2 weist zwei sich im Punkt (0, 0) schneidende Höhenlinien auf, nämlich y = x und y = −x. Der Punkt (0, 0) ist aber kein Sattelpunkt, sondern vielmehr ein Minimum, denn es gilt offensichtlich g(0, 0) = 0 und g(x, y) ≥ 0 für alle (x, y) ∈ 2 . R b) Untersuchen Sie sämtliche kritischen Punkte rechnerisch. Entscheiden Sie jeweils anhand der zweiten Ableitungen von f , ob es sich um ein Minimum, ein Maximum oder einen Sattelpunkt handelt. Der Gradient lautet 4x − 4x3 4x(1 − x2 ) 4x(1 − x)(1 + x) ∇f (x, y) = = = . −4y + 4y 3 −4y(1 − y 2 ) −4y(1 − y)(1 + y) Wir haben also ∇f = 0 genau dann, wenn x, y ∈ {−1, 0, 1}. Die kritischen Punkte sind also P1 = (−1, −1), P2 = (−1, 0), P3 = (−1, 1), P4 = (0, −1), P5 = (0, 0), P6 = (0, 1), P7 = (1, −1), P8 = (1, 0), P9 = (1, 1), wie wir dies schon in Teil a) gesehen haben. Die zweiten Ableitungen sind fxx (x, y) = 4 − 12x2 fxy (x, y) = 0 fyy (x, y) = −4 + 12y 2 Siehe nächstes Blatt! Wir benutzen nun das Kriterium für kritische Punkte aus der Vorlesung: 2 D = fxy − fxx · fyy = 16 − 48(x2 + y 2 ) + 144x2 y 2 . P1 P2 P3 P4 P5 P6 P7 P8 P9 :D :D :D :D :D :D :D :D :D = 64 > 0 = −32 < 0, = 64 > 0 = −32 < 0, = 16 > 0 = −32 < 0, = 64 > 0 = −32 < 0, = 64 > 0 ⇒ fxx (−1, 0) = −8 < 0 ⇒ ⇒ fxx (0, −1) = 4 > 0 ⇒ ⇒ fxx (0, 1) = 4 > 0 ⇒ ⇒ fxx (1, 0) = −8 < 0 ⇒ ⇒ Sattelpunkt Maximum Sattelpunkt Minimum Sattelpunkt Minimum Sattelpunkt Maximum Sattelpunkt c) Untersuchen Sie die Funktion g(x, y) = e4y−x 2 −y 2 auf Minima, Maxima und Sattelpunkte. Erste Ableitungen: 2 2 gx (x, y) = −2xe4y−x −y 2 2 gy (x, y) = (4 − 2y)e4y−x −y Der einzige kritische Punkt ist bei (0, 2). (Dort ist ∇g = 0.) Zweite Ableitungen: 2 2 2 2 gxx (x, y) = −2e4y−x −y + 4x2 e4y−x −y ⇒ gxx (0, 2) = −2e4 2 2 gxy (x, y) = −2x(4 − 2y)e4y−x −y ⇒ gxy (0, 2) = 0 2 2 4y−x −y 2 4y−x2 −y 2 gyy (x, y) = −2e + (4 − 2y) e ⇒ gyy (0, 2) = −2e4 Es folgt 2 D = gxy (0, 2) − gxx (0, 2)gyy (0, 2) = −4e8 . Also haben wir D < 0, gxx (0, 2) < 0 ⇒ Maximum. 4. Zwei Berge ohne Sattel. Zeigen Sie, dass die folgende Funktion zwei lokale Maximas besitzen, jedoch keine weiteren kritische Punkte. f (x, y) = −(x2 − 1)2 − (x2 − ey )2 . Skizzieren Sie den Graphen. Bitte wenden! Wir bestimmen zuerst alle kritischen Punkte. −2(x2 − 1) · 2x − 2(x2 − ey ) · 2x ∇f (x, y) = =0 2(x2 − ey ) · ey Aus der zweiten Gleichung folgt x2 = ey , da ey > 0, und somit auch x 6= 0. Eingesetzt in der ersten Gleichung erhalten wir zusätzlich x2 = 1. Die kritischen Punkte sind also (x, y) = (±1, 0). Um zu zeigen, dass diese beiden Punkte lokale Maxima sind, betrachten wir die Hessematrix fxx fxy −24x2 + 4 + 4ey 4xey Hf (x, y) = = . fxy fyy 4xey 2(x2 − 2ey )ey Das heisst Hf (1, 0) = −16 4 , 4 −2 −16 −4 Hf (−1, 0) = . −4 −2 2 In beiden Fällen gilt D = −fxx fyy + fxy = −16 < 0 und fxx = −16 < 0. Also handelt es sich in jeweils um ein Maximum. Die folgende Skizze zeigt den Graphen der Funktion. 5. Wir betrachten die Funktion f (x, y) = 4 + x4 + 3y 4 . a) Bestimmen Sie alle kritischen Punkte von f . 4x3 12y 3 ∇f (x, y) = = 0 ⇔ (x, y) = (0, 0). Siehe nächstes Blatt! b) Berechnen Sie die Hessematrix in diesen Punkten. Können Sie damit die Art der kritischen Punkte folgern? 12x2 0 0 0 Hf (x, y) = ⇒ Hf (0, 0) = . 0 36y 2 0 0 Folglich können wir daraus keine Schlüsse bezüglich der Art der Nullstelle ziehen. c) Charakterisieren Sie die kritischen Punkte. In diesem Fall können wir jedoch auf einfache Art und Weise zeigen, dass die Funktion f im Punkt (0, 0) ein (globales) Minimum hat. Es gilt f (x, y) = 4 + x4 + 3y 4 ≥ 4 = f (0, 0), da x4 ≥ 0 und y 4 ≥ 0. 6. Bestimmen Sie drei Zahlen mit der Summe 9, für welche die Summe der Quadrate minimal ist. Interpretieren Sie dieses Resultat geometrisch. Durch die Nebenbedingung erhalten wir z = 9 − x − y. Gesucht ist also ein Minimum der Funktion f (x, y) = x2 + y 2 + (9 − x − y)2 . Dazu berechnen wir den Gradienten 4x + 2y − 18 ∇f (x, y) = . 2x + 4y − 18 Wir haben also ∇f = 0 falls (x, y) = (3, 3). Für die Hessematrix gilt 4 2 Hf = . 2 4 2 Folglich ist D = fxy − fxx fyy = −12 < 0 und fxx = 4 > 0. Wir haben daher ein Minimum in (x, y) = (3, 3). Das gesuchte Zahlentrippel ist also (3, 3, 3). Dies entspricht dem Punkt in der Ebene x + y + z = 9 mit minimalem euklidischem Abstand zum Ursprung (g(x, y, z) = k(x, y, z)k2 ).
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