FDP Rheinland-Pfalz ∙ Am Linsenberg 14 ∙ 55131 Mainz An den Vorsitzenden der Wirtschaftsjunioren Rheinland-Pfalz Herrn Mathias Koch Breslauer Straße 23 56422 Wirges Wahlprüfsteine Sehr geehrter Herr Koch, Mainz, 26. Februar 2016 Dr. Volker Wissing Vorsitzender vielen Dank für Ihr Schreiben vom 5. Februar 2016 und Ihr darin zum Ausdruck gebrachtes Interesse an den Positionen der FDP Rheinland-Pfalz. FDP Rheinland-Pfalz Am Linsenberg 14 55131 Mainz [email protected] www.fdp-rlp.de twitter.com/fdprlp facebook.com/fdprlp T: 06131 232 541 F: 06131 233 803 Zu Ihren Wahlprüfsteinen nehme ich wie folgt Stellung: I. Unternehmens- und Existenzgründer/Firmennachfolge 1. Wie wollen Sie Gründerinnen und Gründern bei dem Start in ein Unternehmerleben behilflich sein? Mit welchen landespolitisch realisierbaren Maßnahmen wollen Sie die Gründung eines Unternehmens in Rheinland-Pfalz erleichtern? In unserem Wahlprogramm haben wir zahlreiche Vorschläge gemacht, wie wir Unternehmensgründungen in Rheinland-Pfalz erleichtern wollen: • • • • • • • • • Vereinfachung von Gründungen durch Schaffung einer One-Stop-Agency. Gründer brauchen für alle Fragen und Formalien eine Anlaufstelle. Eine stärkere Verknüpfung von Wirtschaft, Schule und Hochschule zur Vermittlung des Unternehmertums. Dies kann durch sog. Practice-Days in Schulen oder Unternehmen erfolgen. Schaffung von günstigen Büro- und Verwaltungsräumen im Verbund mit der Wirtschaft, um insbesondere Gründer aus strukturschwachen Regionen zu unterstützen. Förderung von Gründungsbüros an Hochschulen, um Ausgründungen, insbesondere im Technologie- und Forschungsbereich, zu erleichtern. Bürokratieabbau für Gründer und den Mittelstand, z.B. durch eine One-InOne-Out-Regelung für Landesgesetze oder aber auch eine Ablaufzeit für Gesetze. Öffnung von Förderprogrammen, wie z.B. der EXIST-Förderung, auch für Nichtakademiker oder klassische Gründer im Handwerk. Förderung einer Kultur, welche eine zweite Chance ermöglicht und fördert. Einführung eines bürokratiefreien Jahres. Eine Gewerbeanmeldung soll für das erste Gründungsjahr ausreichend sein. Förderung des Breitbandausbaus, gerade in ländlichen Räumen. Gründungen auf dem Lande dürfen gegenüber denen in Großstädten nicht benachteiligt werden. Commerzbank Mainz, IBAN: DE37 5508 0065 0233 0957 00, BIC: DRESDEFF550 • 2. Eine gründerfreundliche Politik auf Bundesebene einfordern. Hierzu zählen u.a. die Steigerung der Attraktivität von Beteiligungsinvestitionen, bessere Rahmenbedingungen und Rechtsrahmen für Wagniskapital und Crowdfunding, die Einführung eines Venture-Capital-Gesetzes. Welche Chancen sehen Sie für Rheinland-Pfalz im IT-Bereich? Mit welchen Maßnahmen wollen Sie Rheinland-Pfalz im IT/Technologiesektor entwickeln? Gerade für ein Land wie Rheinland-Pfalz, welches geprägt ist von seinen ländlichen Räumen bietet der IT-Bereich große Chancen. Dienstleistungen können in immer stärkerem Ausmaß ortsunabhängig angeboten werden, vorausgesetzt es ist ein schneller Internetzugang vorhanden. Der verzögerte Breitbandausbau in RheinlandPfalz droht zu einer verschenkten Zukunftschance zu werden. Wir wollen, dass Rheinland-Pfalz zum Spitzenreiter beim Breitbandausbau wird. 3. Viele Unternehmen in Rheinland-Pfalz finden keine Nachfolger. Mit welchen landespolitisch realisierbaren Maßnahmen wollen Sie Anreize für eine Betriebsübernahme, unter anderem durch Mitarbeiter, erleichtern und welche neuen Wege wollen sie einschlagen? Wir wollen, dass Rheinland-Pfalz bei der Diskussion über die Reform der Erbschaftsteuer sich für eine Regelung stark macht, die Anreize für eine Übernahme und Fortführung von Familienunternehmen macht. Die Erbschaftsteuer darf nicht zu einer Strafsteuer für Unternehmensnachfolger werden. Außerdem wollen wir, dass der Staat durch gezielte Beratungsangebote, die Fortführung von Unternehmen erleichtert und unterstützt. Der Mittelstand und die Familienbetriebe sind Garanten für die Arbeitsplatzsicherheit und den Wohlstand in Rheinland-Pfalz. Es ist daher eine vorrangige Aufgabe der Politik, dafür Sorge zu tragen, dass die Übergabe nicht zu einer Existenzgefährdung wirtschaftlich gesunder Unternehmen wird. II. 4. Wirtschaftspolitik und Mittelstand Wie wollen Sie die rheinland-pfälzische Energieversorgung gestalten? Welche Schwerpunkte setzen Sie unter den Aspekten Versorgungssicherheit, Preis und Nachhaltigkeit? Wir müssen die Energiewende in Rheinland-Pfalz neu denken. Die einseitige Fokussierung der rot-grünen Landesregierung auf den Ausbau der Windenergie hat zu einer erheblichen Beeinträchtigung von Landschaft und Natur geführt. Wir müssen uns vor allem um den Aufbau der Netze und Speicherkapazitäten kümmern, damit die produzierte Energie auch wirklich genutzt werden kann. Das Commerzbank Mainz, IBAN: DE37 5508 0065 0233 0957 00, BIC: DRESDEFF550 statische Erneuerbare Energien-Gesetz muss innovationsfreundlicher werden und mehr marktwirtschaftliche Anreize enthalten. Außerdem fordern wir eine Senkung der Stromsteuer, um den Preisanstieg aufzuhalten. In Rheinland-Pfalz wurde zulange Energiepolitik ausschließlich unter dem Aspekt des Klimaschutzes betrieben. Die FDP Rheinland-Pfalz strebt eine Energiepolitik an, die nicht nur klimapolitische, sondern auch soziale und wirtschaftliche Faktoren berücksichtigt. 5. Welche bürokratischen Veränderungen streben Sie für den Mittelstand an? Es besteht in Deutschland kein Mangel an Vorschriften. Statt immer neue Vorschriften zu erlassen, wollen wir, dass auch bestehende Regulierungen auf ihre Zweckmäßigkeit hin überprüft und gegebenenfalls auch abgeschafft werden. Ein handlungsfähiger Staat zeichnet sich nicht durch die Vielzahl, sondern die Sinnhaftigkeit seiner Regelungen aus. 6. Mit welchen landespolitisch realisierbaren Maßnahmen wollen Sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern? Die FDP Rheinland-Pfalz will die Kinderbetreuung aufwerten zu einem vollwertigen Bildungsgebot. Die Eltern sollen ihre Kinder nicht nur gut aufgehoben wissen, sondern auch sicher sein, dass diese in ihrer Entwicklung gefördert werden. Die wichtigsten Jahre für die Entwicklung der Kinder sind die Jahre 3 bis 6. Wir wollen, dass den Kindern in diesen Jahren auch angepasste Bildungsangebote gemacht werden. Wir wollen, dass junge Eltern ihren Beruf ohne schlechtes Gewissen ausüben können, in dem Wissen, dass ihre Kinder egal ob in der Kita oder der Schule das bestmögliche Bildungsangebot gemacht wird. III. 7. Schule und Bildung Wie stehen sie zu einem Schulfach Wirtschaft? Wie wollen Sie das Bild des Unternehmers/der Wirtschaft im Schulunterricht positiver gestalten? Auf welche Weise soll bei der Berufswahl stärker auf die Möglichkeit einer selbständigen Tätigkeit hingewiesen werden? Die FDP Rheinland-Pfalz unterstützt die stärkere Verankerung der Grundlagen unseres Wirtschaftssystems in den Schulunterricht. Die Unternehmen sind der Garant unseres Wohlstandes. Wir wollen, dass die Gesellschaft nicht als Gegensatz, sondern als Gemeinwesen gesehen wird. Eine starke Wirtschaft ist kein Widerspruch, sondern der Garant eines starken Sozialstaates. Ein Staat mit einer schwachen Wirtschaft kann seinen Bürgerinnen und Bürgern auch keine soziale Sicherheit bieten. Wir wollen, dass die Möglichkeit einer Existenzgründung bzw. der Selbstständigkeit zu einem ganz normalen Ausbildungsziel wird, auf welches junge Commerzbank Mainz, IBAN: DE37 5508 0065 0233 0957 00, BIC: DRESDEFF550 Menschen gezielt hinarbeiten. Der Gründer von heute, kann der erfolgreiche Mittelständler von morgen sein. 8. Wie wollen Sie die Probleme/Schwierigkeiten beim Wechsel von der Schule in die Ausbildung/in den Beruf erleichtern? Unser Ausbildungssystem muss durchlässiger gestaltet und toleranter für Unterbrechungen werden, um Unternehmensgründungen zu erleichtern. Wenn eine kurzfristige Unterbrechung dazu führt, dass eine Ausbildung nicht fortgesetzt werden kann bzw. nicht mehr anerkannt wird, hält das gerade auch junge Menschen davon ab, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Ausbildungen sollten so gestaltet werden, dass sie auch nach einer Unterbrechung wieder aufgenommen und fortgeführt werden kann. Wir brauchen in Deutschland wieder eine Kultur des Unternehmertums für die ein Gang in die Selbstständigkeit und auch ein eventuelles Scheitern Teil des normalen wirtschaftlichen Lebens sind. 9. Was ist für Sie gute Bildung? Wie wollen Sie die Gleichwertigkeit von akademischer mit beruflicher Bildung verwirklichen bzw. konkret gestalten? Während ein langjähriges Studium einschließlich des Abschlusses für die Studierenden kostenfrei ist, werden die Absolventen beruflicher Ausbildungen für ihre Abschlüsse regelmäßig zur Kasse gebeten. Die FDP Rheinland-Pfalz will die Gleichstellung der beruflichen und akademischen Bildung, das heißt wir wollen auch diese Form der Ungleichbehandlung beenden. Ein Meister sollte der Gesellschaft genauso viel wert sein, wie ein Master und deshalb auch genauso behandelt werden. 10. Mit welchen landespolitisch realisierbaren Maßnahmen wollen Sie an den Berufs- und Hochschulen eine Gründerkultur etablieren? Mit welchen landespolitisch realisierbaren Maßnahmen sollen Ausgründungen von Berufsund Hochschulen gefördert und angeregt werden? Wie bereits erwähnt, sollten die Studien- bzw. Ausbildungsordnungen so gestaltet werden, dass sie Unterbrechungen z.B. für eine Unternehmensgründung oder den Gang in die Selbstständigkeit nicht behindern, sondern unterstützen. Wenn die Unterbrechung eines Studiums dazu führt, dass dann auch bisher erbrachte Leistungen quasi wertlos werden, erhöht das den Druck auf die Gründerinnen und Gründer und verhindert die Entstehung neuer Unternehmen. Commerzbank Mainz, IBAN: DE37 5508 0065 0233 0957 00, BIC: DRESDEFF550 IV. Politik gestalten 11. Welches Konzept haben Sie, um auf die demographischen Veränderungen unseres Landes zu reagieren? Die FDP fordert schon seit Jahren ein Einwanderungsgesetz um Deutschland für Fachkräfte aus dem Ausland attraktiver zu machen. Wir wollen, dass junge Fachkräfte eine Auswanderung nach Deutschland als Chance begreifen. Gleichzeitig müssen wir aber auch den Sozialstaat entsprechend vorbereiten. Statt die gesetzliche Rentenversicherung durch zusätzliche Zahlungen zu schwächen, müssen wir sie demographiefest gestalten. Vorhandene Reserven dürfen nicht als Aufforderung für mehr Ausgaben, sondern müssen zur Vorsorge genutzt werden. Außerdem muss die Regierung die private Altersvorsorge attraktiver machen, zum Beispiel durch höhere Freibeträge für die eigene Altersabsicherung. 12. Mit welchen landespolitisch realisierbaren Maßnahmen wollen Sie Flüchtlingen zu einer Ausbildung, zu Schulbildung und zu einem beruflichen Einstieg helfen? Mit welchen landespolitisch realisierbaren Maßnahmen soll Flüchtlingen der Sprung in die selbstständige Tätigkeit erleichtert werden? Wir wollen, dass die zuständigen Behörden sowie die örtliche Wirtschaft möglichst noch in den Flüchtlingsunterkünften, Kontakt mit den Flüchtlingen aufnehmen, Qualifikationen und Neigungen erfassen um dann individuelle Integrationsziele zu definieren. Eine mögliche Selbstständigkeit zählt gerade bei Zuwanderern oftmals zu den ersten Optionen. Wir wollen diese Bereitschaft zum Unternehmertum durch gezielte Beratung und Förderung unterstützen. Außerdem wollen wir, dass möglichst früh Deutschunterricht angeboten wird, um die Orientierung und Integration in die deutsche Gesellschaft zu erleichtern. 13. Wie stehen sie zur Grunderwerbssteuer? Wie stehen Sie zur Gewerbesteuer? Welche Änderungen sind hier geplant? Der Staat, der auf der einen Seite Mieten deckeln will, darf auf der anderen Seite nicht selbst als Kostentreiber auftreten, indem er über Steuern und Abgaben den Wohnungsbau mit zusätzlichen Kosten belastet. Die FDP Rheinland-Pfalz lehnt deshalb eine Erhöhung der Grunderwerbsteuer ab. Die aktuelle Landesregierung hat viele zusätzliche Aufgaben zulasten der Kommunen beschlossen, ohne diesen die zu deren Erfüllung notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Die Folge ist eine chronische Unterfinanzierung der rheinland-pfälzischen Kommunen, sowie einer enormer Druck auf diese, die kommunalen Steuern und Abgaben zu erhöhen. Die Ausgabenpolitik der Commerzbank Mainz, IBAN: DE37 5508 0065 0233 0957 00, BIC: DRESDEFF550 Landesregierung hat dazu geführt, dass in vielen rheinland-pfälzischen Kommunen die Gewerbesteuer erhöht wurde. Für die rheinland-pfälzischen Unternehmen steht diese von der Landeregierung ausgelöste Steuererhöhungswelle eine enorme Belastung dar. Wir wollen, eine kommunale Finanzreform. Die Landesregierung muss für Ausgaben, die sie veranlasst auch bezahlen. Finanzielle gut ausgestattete Kommunen haben auch weniger Anreize die örtliche Wirtschaft mit Steuern und Abgaben zu überlasten. 14. Wie stehen Sie zur Erbschaftssteuer? Welche Änderungen sind hier geplant? Wie wird sich hier, wenn dies im Bundesrat in der kommenden Legislaturperiode zur Beratung ansteht eine Landesregierung an der Sie beteiligt sind, positionieren? Wir wollen eine Erbschaftsteuer, welche die Unternehmensfortführung nicht bestraft sondern fördert. Eine Erbschaftsteuer, die einseitig auf den kurzfristigen finanziellen Ertrag ausgerichtet ist und die zu hohen Steuerlasten bei Firmenerben führt, gefährdet die Fortführung von Unternehmen und damit Arbeitsplätze. Gerade die jetzige Situation, in welcher der Staat über Rekordsteuereinnahmen verfügt, sollte genutzt werden, um eine aufkommensneutrale Reform der Erbschaftsteuer anzustreben und zwar mit dem Ziel der Entlastung und Vereinfachung. Dafür wird sich die FDP Rheinland-Pfalz einsetzen. 15. Wie wollen Sie der hohen Kommunalverschuldung begegnen? Wie wollen Sie die Finanzierung der Kommunen in der kommenden Legislaturperiode sicherstellen? Welche Rolle soll hierbei das Konnexitätsprinzip spielen? Wir brauchen eine staatliche Aufgabenkritik auf Landesebene. Der Staat muss weder Freizeitparks bauen, noch Achterbahnen, er muss auch keine Hotels sanieren und überflüssige Energieagenturen schaffen. Wir wollen, dass das Land das, was es tun muss, auch gut tut. Das was es nicht tun muss, sollte es aber auch lassen. Die rot-grüne Landesregierung hat in vielen Bereichen, etwa beim Kita-Ausbau oder der Inklusion, den Kommunen einen Großteil der Kosten aufgebürdet. Die Folgen sind unterfinanzierte und überschuldete Städte und Gemeinden. Wir wollen die finanziellen Beziehungen zwischen Land und Kommunen auf eine solide Basis stellen. Wer bestellt, bezahlt, dieser Grundsatz muss auch wieder für die Landesregierung gelten. Commerzbank Mainz, IBAN: DE37 5508 0065 0233 0957 00, BIC: DRESDEFF550 V. Wahlprogramm 16. Wenn Sie Ihr Wahlprogramm in einem Satz erklären müssten: Was würden Sie antworten? Wir können Zukunft! 17. Wenn wir Sie im Vorfeld der Landtagswahl 2021 erneut fragen: Wie haben Sie Rheinland-Pfalz in der Legislaturperiode von 2016 bis 2021 geprägt, gestaltet und verändert? Was sind die wichtigsten Leuchtturmprojekte gewesen? Was würden Sie antworten? Ich werde hoffentlich antworten können, dass ich meinen Beitrag dazu geleistet habe, dass Rheinland-Pfalz 2021 optimistischer und selbstsicherer in die Zukunft blickt, als dies heute der Fall ist. Mit freundlichen Grüßen Commerzbank Mainz, IBAN: DE37 5508 0065 0233 0957 00, BIC: DRESDEFF550
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