brannt news Nr. 6 - Erbslöh Geisenheim AG

ERBSLÖH
Geisenheim
6 Sinne für Ihren Erfolg!
Geisenheimer Informationen Nr.: 6
brannt
news
Warum Reinzuchthefen in der Obstbrennerei?
So wichtig ist die
Säure!
Destillatharmonisierung
mit Distipur ® und
Spiricol
Der Natur unter
die Arme gegriffen:
Enzyme in der Obstbrennerei
Mit dem Taste Scout
auf dem Weg zum
perfekten Edelbrand
Warum Reinzuchthefen in der Obstbrennerei?
Wer schon erlebt hat, wie frisch
geerntete Brennkirschen bei sommerlichen Temperaturen bereits auf dem
Weg vom Feld zum Maischelager „von
selbst" in Gärung übergehen, wird sich
in der Tat die Frage stellen, warum
hier noch „Gärmittel" zugesetzt werden
müssen. Die Antwort: GERADE
DESWEGEN!
Unter den geschilderten Bedingungen
finden nämlich nicht nur gärfähige
Hefen optimale Wachstums- und
Vermehrungsbedingungen vor, sondern
auch alle anderen Mikroorganismen,
wie Kahmhefen, Milch- und Essigsäurebakterien sowie Schimmelpilze,
die üblicherweise beim Einschlagen
von feldfrischen Früchten mit in die
Maische gelangen. Die rasch einsetzende Spontangärung täuscht leicht
darüber hinweg, dass noch eine ganze
Reihe von „Wettbewerbern" aktiv sind
und den Hefen Zucker und Nährstoffe
Richtige
Rehydratisierung
Trockenhefe rehydriert
optimal bei 35 °C, am
besten in einem
Gemisch aus Wasser
und Maische (50:50).
Nach ca. 25 min sollte
sich erste Gäraktivität
zeigen.
Beim Einrühren darauf
achten, dass die Hefe
keinen Kälteschock
erhält. Bei kalten
Maischen lieber
nochmals mit der
gleichen Menge
Maische verdünnen.
Wichtig ist die
optimale Verteilung in
der Maische (Rührwerk
oder Umpumpen).
entziehen, so dass das Ganze nicht
selten mit einer Gärstockung endet.
Daher unsere Empfehlung: Gerade
wenn die Bedingungen eine Spontangärung begünstigen, sollten Reinzuchthefen zugesetzt werden, um sicherzustellen, dass sich die „richtigen"
Mikroorganismen durchsetzen und
überleben. Denn Milchsäurebakterien
und Kahmhefen bergen nicht nur das
Risiko von Gärstockungen, sie produzieren auch unerwünschte
Aromastoffe, die bei der Destillation
nicht oder nur unter Inkaufnahme
größerer Verluste korrigiert werden
können. Für die Erzeugung sauberer
Destillate mit reinem Fruchtaroma ist
daher der Einsatz von Reinzuchthefen
unerlässlich.
Eine besondere Herausforderung stellt
die Vergärung spät geernteter Früchte
bei niedrigen Temperaturen oder die
Verarbeitung von Kühlhausobst dar.
Oft sind jedoch die fruchteigenen
Aromen gerade bei später Reife oder
auch nach einer „künstlichen
Reifepause" im Kühlhaus besonders
kräftig ausgeprägt. Es lohnt sich, einen
etwas höheren Aufwand zu betreiben,
um auch unter schwierigen Bedingungen eine optimale Vergärung zu
gewährleisten. Wir empfehlen für
diese „Problemfälle" eine extrem
leistungsfähige Hefe, die sich schon
bei der Weinbereitung als Kaltgärhefe
einen großen Namen erworben hat:
Oenoferm® Freddo (siehe Kasten).
Diese Reinzuchthefe besticht durch
ihre eigene Charakteristik mit einem
gezügelten, aber kontinuierlichen
Gärverlauf, der auch die Aromen
empfindlicher Früchte schont und
bei entsprechender Destillation sehr
saubere, aber markant fruchtige
Destillate hervorbringt.
Welche Hefe für welche Frucht?
Spiriferm und Spiriferm Classic sind unsere BasisBrennereihefen. Sie sorgen für eine sichere und
zügige Vergärung und sind daher für alle
unproblematischen Früchte (Äpfel, Birnen,
Steinobst) geeignet. Spiriferm ist besonders
alkoholtolerant und vergärt auch Früchte mit
hohem Extraktgehalt (> 100 °Oe) wie Brennkirschen oder späte Zwetschgen problemlos.
Spiriferm Arom ist unsere Buketthefe für die Obstbrennerei. Sie intensiviert
das Aroma von Aprikosen, Mirabellen und Pflaumen durch verstärkte
Bildung von Gärbegleitstoffen (höhere Alkohole, Ester) und begünstigt
so die Herstellung intensiv-fruchtiger Brände aus gelbfleischigen Obstsorten.
Außerdem werden durch das Enzym ß-Glucosidase verstärkt gebundene
Aromastoffe wie Terpene freigesetzt, was besonders bei der Herstellung
der immer beliebter werdenden Traubenbrände (z. B. Gewürztraminer,
Muskateller) wichtig ist.
Oenoferm® Freddo hat sich bei den Winzern einen hervorragenden Ruf
als „Hefe für alle Fälle" erworben. Sie gärt bei Temperaturen unter 15 °C
mühelos durch und kommt auch in nährstoffarmen Medien gut zurecht.
Auch stecken gebliebenen Gärungen kann sie manchmal noch auf die
Sprünge helfen. In der Obstbrennerei empfehlen wir sie vor allem für die
Vergärung von Kühlhausobst und spät reifenden Früchten, wegen ihrer
besonders schonenden und reintönigen Gärung überdies für alle Früchte
mit empfindlichem Aroma (Beeren, Williams).
Früchte weisen sehr unterschiedliche
Säuregehalte auf. Während Aprikosen
und Sauerkirschen einen pH-Wert
von 3,0 bis 3,5 aufweisen, liegen voll
ausgereifte Williamsbirnen manchmal
bei 4,5 und höher. Unsere Grafik (Abb.1)
zeigt, dass sich Mikroorganismen bei
niedrigen pH-Werten zunehmend
unwohl fühlen.
Behältern vergoren werden, bleiben
daher als mögliche Konkurrenten um
Zucker und Nährstoffe nur die
Milchsäurebakterien. Bei pH-Werten
unter 3,5 lässt die Aktivität dieser
Bakterien erheblich nach, bei pH 3,0
kommt sie praktisch völlig zum
Erliegen. Insbesondere bei säurearmen
Früchten, bei denen die Milchsäure-
(Abb. 1)
Am besten kommen die Hefen bei pHWerten von 3,0 oder niedriger zurecht
- gefolgt von den Essigbakterien und
Schimmelpilzen, die jedoch Sauerstoff
brauchen, um überleben zu können.
Bei Maischen, die in geschlossenen
bakterien schon in der reifen Frucht
optimale Bedingungen vorfinden, ist
eine pH-Absenkung daher unbedingt
erforderlich. Generell ist bei allen
Früchten eine Ansäuerung auf pH 2,83,0 anzuraten, insbesondere wenn die
Maische nicht unmittelbar nach der
Gärung abdestilliert werden kann.
Erbslöh pH-Senker ist eine wirkungsvolle Kombination organischer Säuren
zur Ansäuerung von Obstmaischen.
Gegenüber anorganischen Säuren
(Salz- oder Schwefelsäure) ist der
pH-Senker deutlich weniger aggressiv
und daher sicherheitstechnisch unproblematisch. Wichtig ist eine gute
Verteilung in der Maische entweder
durch ein Rührwerk oder durch die
Dosierung während des Pumpvorgangs.
Da die Pufferwirkung einzelner Früchte
sehr unterschiedlich sein kann,
ist eine Kontrolle mittels pH-Meter
oder Indikatorpapier unerlässlich.
Destillatharmonisierung mit Distipur ® und Spiricol:
Nicht immer entspricht das Resultat
des mühevollen Prozesses vom
Einschlagen der Früchte bis zur
Destillation am Ende der Qualität, die
sich der Erzeuger vom Zustand der
Früchte und dem Verlauf der Gärung
versprochen hatte. Die Ursachen dafür
können vielfältig sein. Solange keine
gravierenden Fehler wie flüchtige Säure
(„Essigstich") oder Acrolein
(„Tränengas") zu beklagen sind, gibt
es auch nach der Destillation noch
Möglichkeiten, in einem gewissen
Rahmen Korrekturen durchzuführen
und Feinabstimmungen vorzunehmen,
ohne die Substanz eines Brandes zu
schädigen.
Beseitigung von Geruchs- und
Geschmacksfehlern in Obstdestillaten
ist Spiricol das Mittel der Wahl.
Mufftöne, leichte Vor- und Nachlaufnoten sowie buttrigkäsige
Komponenten (Diacetyl, Acetoin)
können damit entfernt oder zumindest
spürbar reduziert werden, ohne dass
ein Umbrennen des Destillates
einschließlich der dann zu befürchtenden Aromaverluste erfolgen muss.
Da abhängig von der Dosierung auch
eine Aktivkohlebehandlung stets zu
einem etwas neutraleren Produkt führt,
ist ein Vorversuch zur exakten Ermittlung der erforderlichen Menge
unbedingt anzuraten.
Spiricol ist ein hochwirksames Granulat
aus Aktivkohle und Siliziumdioxid, das
sich sauber handhaben und einfach
dosieren lässt. Für die selektive
DistiPur® ist ein rein mineralisches
Adsorbens mit selektiv aktivierten
Ladungsträgern. Die Wirkung auf
Destillate kann am ehesten als
„Feinpolitur" beschrieben werden.
Frisch gebrannte Destillate mit rauen,
spritzigen Noten werden harmonisiert.
Dumpfe, überlagerte Töne, die
manchmal den Eindruck erwecken, das
Aroma des Brandes sei unter einer
„Käseglocke" verborgen, werden
aufgebrochen. Die Destillate werden
aufgefrischt und das Aroma „wiederbelebt", ohne dass die flüchtigen,
aromagebenden Komponenten
darunter leiden. DistiPur® lässt sich
problemlos handhaben. Es ist nicht
löslich und kann nach einer Einwirkzeit
von 1 bis 3 Tagen durch einfache
mechanische Verfahren (Filtration,
Dekantieren) wieder entfernt werden.
Auch bei diesem Produkt ist ein
Vorversuch unbedingt zu empfehlen,
da die Wirkung individuell sehr
unterschiedlich sein kann.
Qualitätskontrolle im Erbslöh-Enzymlabor