OBSTBAU Die Zeit der Destillation – Neues aus frischer Maische im Spätherbst und Winter Ing. Andreas Fischerauer ewöhnlich ist der Spätherbst die Zeit der Vorbereitungen für die Destillation der Hauptsorten. Frühobst und Beeren sollten inzwischen bereits destilliert sein. Nachdem der Markt für Edelbrände teilweise schwierig und vereinzelt sogar überfüllt ist, kann nur ein hochwertiger Brand zu einem guten Preis abgesetzt werden. Um nun ein qualitativ hochwertiges Produkt zu erzielen, sind während des Destillationsvorganges verschiedene Punkte zu beachten. Während der Destillation werden aus vielen sehr guten Produkten fehlerhafte Produkte, die nur auf mangelnde Genauigkeit und Unkenntnis zurückzuführen sind. Die Arbeit der Destillation entscheidet über die Reinheit und Sauberkeit eines Brandes. Zur Erzielung eines Qualitätsbrandes ist es mit einfachen Brenngeräten ohne Verstärkungseinrichtungen notwendig, den Brand einer zweimaligen Destillation zu unterziehen, um eine Reinigung und die Abtrennung unerwünschter Stoffe zu ermöglichen und durchzuführen. Die traditionelle Destillation erfolgt in zwei Schritten, wobei das Gewinnen des Alkohol aus der Maische als Raubrand und die nochmalige Reinigungsdestillation als Feinbrand bezeichnet werden. und schon von vornherein Fuselalkohole im Raubrand zu vermeiden. G Der Raubrand Der Begriff Raubrand kommt vom rauen (Rohen) Brennen der Maische. Der Raubrand hat den Sinn, den gesamten Alkohol, der sich in der Maische befindet, zu gewinnen. Dabei wird nicht unterschieden zwischen „guten“ und „schlechten“ Alkoholarten. Die Verkostung erfolgt nur auf Fruchtaromen und einen säuerlichen Geschmack nach Nachlauf. Sind keine Fruchtaromen mehr vorhanden, so ist der Brand „abzureißen“, das heißt zu entleeren und neu zu füllen. Die irrige Meinung, soweit als möglich herunter zu brennen führt zu eher scharfen und unsauberen Bränden. Der richtige Zeitpunkt des Wechselns ist dann gegeben, wenn kein Aroma mehr vorhanden ist, egal ob die Maische 18 oder 10% vol. enthält. Durchführung des Raubrandes Bei diesem Arbeitsgang wird die vergorene Maische in die Brennblase gefüllt und erhitzt. Während des Erhitzungsvorganges, sollte die Maische regelmäßig gerührt werden, um eine möglichst gleichmäßige Temperaturverteilung zu erzielen. Bei ungefähr 70°C Maischetemperatur beginnen die ersten Stoffe dampfförmig zu entweichen, die allerdings noch im Helm kondensieren und wieder in die Maische zurücktropfen. Erst bei Temperaturen zwischen 75 und 78°C sind die dampfförmigen Stoffe in der Lage, bis in das Geistrohr vorzudringen. Die Erhitzung kann mit großer Hitze erfolgen. Erst wenn der heiße Dampf im Geistrohr bis zur Kühlerbiegung vorgedrungen ist, wird die Hitze reduziert, um eine gleichmäßige Alkoholabtrennung aus der Maische zu ermöglichen. Bis zu diesem Zeitpunkt, wo die Mai- sche zumeist von alleine in Bewegung ist, sollte immer wieder gerührt werden. Elektrische Rührwerke sollten von hier weg, noch etwa 5 Minuten eingeschaltet bleiben. Zu diesem Zeitpunkt wird auch das Kühlwasser eingesetzt, um den Dampf zu kondensieren. Moderne Brennereien arbeiten hier mit Temperaturfühlern, die selbsttätig den Wasserdurchfluss öffnen. Durchschnittlich beginnt der Raubrand bei einem Alkoholgehalt zwischen 30 und 50% vol. Dieser Alkohol ist zu sammeln, ohne Teile wegzunehmen. Nach ungefähr 1 bis 2 Stunden ist der Alkoholgehalt auf einen Wert um die 20% vol gesunken. Diese Zeit ist abhängig von der Intensität der Beheizung und der Menge der eingefüllten Maische. Hier beginnt dann die erste Verkostungstätigkeit, um den Punkt, bei dem kein Aroma mehr im Brand ist, nicht zu versäumen OBST – WEIN – GARTEN · Ausgabe Nr. 11 / 2015 Die dadurch erlittene Minderausbeute wird durch den Zeitgewinn und Heizmaterialgewinn vollständig wettgemacht, so dass dem Brenner durch das frühe Abreißen kein wirtschaftlicher Schaden entsteht, wohl aber die Qualität deutlich verbessert wird. Unter 10% vol. erfolgt weiter eine deutliche Verdünnung des Raubrandes mit Wasser, wobei dieser Wasserdampf viele höhersiedende Alkohole und Fettsäuren, die dann im fertigen Brand zu Aromabeeinträchtigungen führen können, mitreißen kann. Falls beim Raubrand schon ein Fehlgeruch oder Fehlgeschmack zu erkennen ist, so ist der Raubrand schon jetzt zu behandeln, denn aus einem fehlerhaften Raubrand ist es nicht mehr möglich ein Qualitätsdestillat herzustellen. Der Feinbrand Durch das zweite Brennen des entstandenen Raubrandes wird eine Verstärkung des Alkohols ermöglicht. Gleichzeitig ist mit ➼ 9
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