1 Stickstoffbedarfsermittlung für Acker 2. Düngebedarfsermittlung für Schläge ohne eigener Nmin-Untersuchung Liegen keine aktuellen Untersuchungsergebnisse für die Schläge vor, müssen alternativ Untersuchungsergebnisse vergleichbarer Standorte herangezogen werden. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft veröffentlicht jährlich die auf zahlreichen Untersuchungen basierenden Ergebnisse für verschiedene Kulturarten und Standorte (Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt, Erzeugerringrundschreiben, Internet: http://www.lfl.bayern.de/dsn „Nmin-Gehalte für Bayern und die einzelnen Regierungsbezirke aus dem Programm Düngeberatungssystem Stickstoff (DSN)“). Nachdem schlagspezifische Bewirtschaftungsmaßnahmen mit Einfluss auf die Stickstoffnachlieferung nur dem Betriebsleiter bekannt sind, sollten diese nach dem Berechnungsschema der Tabelle 1 (nach Tabelle 16 aus dem Leitfaden für die Düngung von Ackerund Grünland, Gelbes Heft, 8. überarbeitete Auflage 2007 bzw. 10. unveränderte Auflage 2012 (mit aktualisiertem Anhang)) für jeden Schlag oder jede Bewirtschaftungseinheit ermittelt werden. Dabei kann für jede Fruchtart nur der N-Gesamtbedarf abgeleitet werden. Die Aufteilung auf einzelne Gaben ist, in Abhängigkeit von der Bestandsentwicklung, dem Witterungsverlauf und eventuell dem Produktionsziel, vom Landwirt vorzunehmen. 2 Tabelle 1: N-Düngebedarfsermittlung für Acker ohne eigene Nmin-Untersuchung (nach Tabelle 16 aus dem Gelben Heft) Erntejahr 2016 z. B. S-Mais Hauptfrucht Hofacker Schlag kg N/ha kg N/ha kg N/ha kg N/ha kg N/ha 1. Sollwert (siehe Tab. 2) 200 2. Nmin-Gehalt (nach LfL) - 70 - - - - 3. Bestandsentwicklung (bei Winterungen) 0 schwach normal gut +10 0 -10 4. Bodenart leicht 1) mittel/schwer humos +10 0 -10 5. N-Nachlieferung aus org. Düngung2) GV/ha <0,5 0,5-1,0 1,1-1,5 1,6-2,0 0 -10 -20 -30 anmoorig 0 -20 >2,0 -40 -20 6. Vorfrucht - Gruppe (siehe Tab. 4) A B C D E 0 -10 -20 -30 -40 7. Vorfrucht - Ernterückstände Strohbergung ja nein 0 +10 ja 0 Blattbergung nein -10 0 +10 8. Zwischenfrucht (vor Hauptfrucht) Nichtleguminosen Leguminosen abgefahren abgefahren ja nein ja nein 0 0 -20 -30 9. Anrechnung einer Herbstdüngung (nach Vorfruchternte bis Winter) Gülle, Stallmist, mineralisch Fruchtwasser Kompost -20 -20 -10 10. notwendige Düngung mineralisch + organisch ohne Zwf. 0 0 ohne Düngung 0 0 = 120 minus minus 11. org. Düngung (siehe Tab. 5/6) - 66 12. notwendige mineralische Düngung 54 - minus - minus - minus - 1) Die N-Nachlieferung wird aus der langjährigen organischen Düngung berechnet. Bei Betrieben mit zusätzlicher organischer Düngung mit z. B. Kompost, Klärschlamm, Biogasgärreste wird eine langjährige N(gesamt)-Düngung von 80 kg/ha mit ca. 1 GV/ha gleichgestellt. Bei sehr langer Ausbringung (> 25 Jahren) von ausschließlich Stallmist oder Kompost sollte die Höhe der N-Nachlieferung doppelt so hoch angesetzt werden. 3 Der N-Sollwert stellt die notwendige Menge an Nitrat- und Ammoniumstickstoff aus Boden- und Dünge-N dar, um ein optimales Pflanzenwachstum zu erzielen. Dieser Wert wurde in einer Vielzahl von Feldversuchen ermittelt und beinhaltet dadurch auch eine mittlere N-Nachlieferung der Standorte. Nur wenn die N-Nachlieferung deutlich davon abweicht, muss dies durch Zu- und Abschläge berücksichtigt werden. Die Bedarfsermittlung geht vom ertragsabhängigen Sollwert der Tabelle 2 aus. Bei der Bestimmung des Sollwertes für Kartoffeln sind die Zuschläge für Produktionsrichtungen und Sorten nach Tabelle 3 zu beachten. Von diesem Sollwert ist der von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft jährlich im Frühjahr veröffentlichte kulturart- und regionsspezifische Nmin-Gehalt abzuziehen. Sie finden die Nmin-Gehalte im Internet unter http://www.lfl.bayern.de/dsn. Dabei ist zu beachten, dass für Fruchtarten, die auf Standorten mit geringer (0-30 cm) oder mittlerer (0-60 cm) Durchwurzelungstiefe angebaut werden, nur ein Teil des in der Tabelle angegebenen Nmin-Gehaltes anzusetzen ist (siehe Fußzeile „Nmin-Gehalte für Bayern und die einzelnen Regierungsbezirke aus dem Programm Düngeberatungssystem Stickstoff (DSN)“). Bei Fruchtarten mit mittlerer Durchwurzelung ist entsprechend vorzugehen. Des Weiteren werden Zu- bzw. Abschläge für die Bestandsentwicklung bei Winterungen und die Bodenart berücksichtigt. Wird der Schlag bereits langjährig (10 Jahre und mehr) mit organischen Düngern (Wirtschaftsdünger, Kompost, Klärschlamm etc.) versorgt, erfolgt ein Abschlag in Abhängigkeit von der Höhe des GV-Besatzes. Vorfrüchte und Zwischenfrüchte hinterlassen leicht mineralisierbare organische Substanz im Boden, deren Stickstoffanteil für die Folgekultur zur Verfügung steht. Dieser Anteil wird in Tabelle 1 unter den Punkten 6. bis 8. berücksichtigt. Die Zuteilung der Vorfrüchte zu den Gruppen findet sich in Tabelle 4. Wurde bereits im Herbst nach Ernte der Vorfrucht eine Düngung ausgebracht, steht von dieser Gabe auch im Frühjahr noch pflanzenverfügbarer Stickstoff zur Verfügung (9.). Aus dem Ergebnis der Berechnung ergibt sich die erforderliche Stickstoffdüngungsmenge in kg/ha, die über Mineraldünger oder organische Dünger ausgebracht werden kann. Bei der Anrechnung der im Frühjahr ausgebrachten organischen Dünger wird zwischen Stallmist und Gärrest (flüssig)/Gülle/Jauche unterschieden. Wie in Tabelle 5 und 6 beschrieben, werden beim Stallmist je nach Herkunft zwischen 15 und 50 % des Gesamtstickstoffs, und bei Gärrest (flüssig)/Gülle/Jauche je nach Frucht und Ausbringmonat zwischen 60 und 75 % des pflanzenverfügbaren Stickstoffs angesetzt. Bei diesem Ausnutzungsgrad sind die Ausbringungsverluste bereits berücksichtigt. Nach Abzug der anrechenbaren Stickstoffmenge aus der organischen Düngung ist der verbleibende Düngebedarf mit Mineraldünger auszugleichen. Durch den Witterungseinfluss sind die N-Nachlieferung und das Pflanzenwachstum jährlichen Schwankungen unterworfen. Das Anlegen eines sogenannten „Düngefensters" bei Getreide liefert wertvolle Zusatzinformationen über die Höhe der Bodennachlieferung und damit über den Zeitpunkt und ggf. die Menge der erforderlichen N-Gaben nach der Startstickstoffdüngung. 4 Tabelle 2: N-Sollwerte (kg N/ha) in Abhängigkeit vom Ertrag (nach Tabelle 17 aus dem Gelben Heft) Hauptfrucht N-Sollwerte in Abhängigkeit vom Ertrag (dt/ha) 50-59 60-69 70-79 80-89 90-99 100109 <30 30-39 40-49 W-Weizen1) 150 150 180 200 230 240 250 270 270 S-Weizen 140 140 170 190 220 230 240 260 260 Durum 140 140 170 190 220 230 240 260 260 Dinkel 150 150 170 200 200 220 230 230 230 W-Gerste 150 150 170 190 200 210 230 230 230 S-Futtergerste 130 130 140 150 160 170 170 170 170 S-Braugerste 100 100 100 110 120 130 130 130 130 W-Roggen 120 120 140 160 170 180 190 190 190 S-Roggen 120 120 140 140 150 160 160 160 160 Triticale 130 130 150 170 200 210 210 220 220 Hafer 110 110 120 130 140 150 150 150 150 W-Raps 180 200 210 220 230 230 230 230 230 S-Raps 170 170 170 180 190 190 190 190 190 Sonnenblumen 110 120 120 120 120 120 120 120 120 Lein 100 100 100 100 100 100 100 100 100 180 180 190 200 200 K-Mais < 300 300399 400499 500599 Ertragsniveau in dt/ha 600700800699 799 899 900999 >=1000 S-Mais 180 180 190 200 210 220 230 230 230 Kartoffeln2) 150 170 190 210 230 230 230 230 230 Z-Rüben 150 150 150 170 170 180 190 190 190 F-Rüben 180 180 180 190 200 200 200 200 200 110119 >=120 210 220 Bei Ganzpflanzensilage sind die N-Sollwerte für alle Ertragsklassen einheitlich W-Weizen -GPS 210 W-Gerste -GPS 190 W-Triticale -GPS 180 1) Bei Qualitätsweizen ist ein Zuschlag von 20 - 40 kg N/ha notwendig 2) Verwertungs- und sortenspezifische Zu- und Abschläge sind noch zu berücksichtigen (siehe Tabelle 3) 5 Tabelle 3: Zu-/Abschläge (kg N/ha) in Abhängigkeit von der Kartoffelsorte (nach Tabelle 18 aus dem Gelben Heft), (Stand: Februar 2016, Quelle: Adolf Kellermann, LfL) Für alle Sorten gilt: Pflanzkartoffel -50 kg N/ha, Frühkartoffel + 30 kg N/ha Sorte Agila Agria Albatros Allians Amado Amora Annabelle Annalena Anuschka Arcade Bavapom Belana Bellarosa Belmonda Bettina Bigrossa Birgit Bonza Burana Camilla Campina Capri Cardinia Cascada Challenger Cilena Colette Colomba Concordia Dartiest Ditta Django Elfe Eurobravo Euroflora Eurogrande Euroking Euronova Euroresa Eurostarch Eurotango Speise 20 -40 . -30 . . 10 -10 0 . 20 -30 -20 -20 -10 10 . Verwertungsart Vered. . -30 . Stärke . . 10 . 30 . -20 . . . 20 25 . . . . 10 . -10 -10 -50 -20 -20 0 . 0 0 -20 0 20 . . . 0 . -10 . -10 -20 . . . . . . . . -10 -10 0 -20 -20 -20 0 -20 Sorte Exempla Fasan Finka Flavia Fontane Francisca Gala Glorietta Granada Innovator Jelly Jumbo Juwel Karlena Kibitz Krone Kuba Kuras Lady Amarilla Lady Christl Lady Claire Lady Rosetta Laura Leyla Lilly Linda Logo Lolita Marabel Mariska Markies Maxi Maxilla Megusta Melba Melody Mungo Musica Nafida Natascha Nicola Speise 20 . 0 -30 . 0 20 -20 -40 . -30 . -20 0 -40 . . . 0 . . -10 0 -20 0 . -10 20 -10 . . . -20 -20 -30 Verwertungsart Vered. Stärke 0 . 20 . . . 20 . . . 0 20 . . . 30 . 40 20 . . . -10 . . . . -20 . . -40 . . . -10 -10 . . . . 10 . 10 -20 . . . . . -10 -10 -30 -40 . . Sorte Novano Omega Opal Panda Pirol Power Princess Puccini Queen Anne Quarta Red Fantasy Red Sonja Ribera Rita Rumba Sanjava Scarlet Selma Sevim Sibu Sissi Skonto Sofista Solara Solist Solo Sommergold Soraya Stärkeprofi Sunita Sunshine Tessa Toscana Ulme Valetta Verdi Wega Westamyl Zelinda Zorba Zuzanna Speise . . . 0 -20 -10 -20 0 0 10 Verwertungsart Vered. Stärke -10 -30 -10 . -20 20 . . 10 . . 20 . . 0 0 . 10 10 . -20 -10 . 0 . . -20 10 0 . -30 . -20 -20 . . . -10 . 10 10 . . . . . 10 . 10 . . 20 -30 . -40 . 0 . 20 . . -10 20 0 . . 30 10 . 0 6 Tabelle 4: Einteilung der Vorfrüchte in Vorfruchtgruppen (nach Tabelle 19 aus dem Gelben Heft) Vorfruchtgruppe Vorfrucht A Getreide, Sonnenblumen, Lein, S-Mais, Kartoffeln, Sonstige B Raps, Hopfen, K-Mais C Rotationsbrache, Futterbau, Rüben D Körnerleguminosen, Gemüse E Dauerbrache, Grünland Tabelle 5: Stickstoffgehalte organischer Dünger nach Abzug Stall- und Lagerverluste (nach Tabelle 20 aus dem Gelben Heft) Mist: Gesamt-N (Nt) (kg/t) Rindermist 5,1 Pferdemist 4,6 Schweinemist 6,0 Schafmist 4,7 Putenmist (60 % TS) 24,8 Hühnermist (50 % TS) 17,5 Gülle, Jauche, Hühnerkot: verfügbarer N (kg/t bzw. m3) Rindergülle (7,5 % TS) 2,2 Schweinegülle (5 % TS) 2,8 Jauche 3,1 Sonstige: Gesamt-N (Nt) (kg/t bzw. m3) Kartoffelfruchtwasser 22 Rebenhäcksel 6,9 7 Tabelle 6: Hauptfrucht W-Weizen Anrechnung des Stickstoffs aus organischen Düngern (Ausbringungsverluste sind dabei berücksichtigt, [nach Tabelle 21 aus dem Gelben Heft]) Wirtschaftsdünger Mist Gärrest (flüssig)/Gülle/Jauche R, Pf, S H, Put. Feb März April Mai % vom verfügbaren N im % von Nt Anwendungsjahr 15 50 70 75 75 70 sonstige org. Dünger FruchtKlärKompost wasser schlamm N % von Nt kg/ha 75 20 10 S-Weizen 15 50 70 75 75 70 75 20 10 Durum 15 50 70 75 75 70 75 20 10 Dinkel 15 50 70 75 75 70 75 20 10 W-Gerste 15 50 70 75 75 70 75 20 10 S-Futtergerste 15 50 70 75 75 70 75 20 10 S-Braugerste 15 50 70 75 75 70 75 20 10 W-Roggen 15 50 70 75 75 70 75 20 10 S-Roggen 15 50 70 75 75 70 75 20 10 Triticale 15 50 70 75 75 70 75 20 10 Hafer 15 50 70 75 75 70 75 20 10 W-Raps 15 50 70 75 75 70 75 20 10 S-Raps 15 50 70 75 75 70 75 20 10 Sonnenblumen 15 50 60 60 75 70 75 20 10 Lein 15 50 60 70 75 70 75 20 10 K-Mais 15 50 60 70 75 75 75 20 10 S-Mais 15 50 60 70 75 75 75 20 10 Kartoffeln 15 50 60 70 75 75 75 20 10 Z-Rüben 15 50 60 70 75 75 75 20 10 F-Rüben 15 50 60 70 75 75 75 20 10 Sonstige 15 50 60 70 75 70 75 20 10 Berechnungsbeispiel: Rindergülle von 40 m3 im April zu Mais 40 m3 * 2,2 kg/m3 (verfügbarer N) * 75 % (Ausbringung April) = 66 kg N/ha Anmerkung: R = Rind, S = Schwein, Pf = Pferd, H = Hühner, Put = Pute
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