Düngeplanung und N-Düngeempfehlung gem. der Sollwertmethode

Düngeplanung und N-Düngeempfehlungen gem.
der Sollwertmethode in praktischen Beispielen
Tim Eiler LWK Niedersachsen
Gliederung
Begriffsdefinitionen
Grundlagen der N-Düngebedarfsermittlung
Methoden zur N-Düngebedarfsermittlung und N-Düngeempfehlungen
Bemessung der organischen Düngung
Praktische Beispiele zur Düngebedarfsermittlung
N-Düngebedarfsermittlung im Rahmen der neuen Düngeverordnung
Zusammenfassung
Düngeplanung
FB 3.12
Begriffsdefinitionen
Düngebedarf:
Düngeplanung:
• Nährstoffmenge, die den Nährstoffbedarf
einer Kultur nach Abzug sonstiger
verfügbarer Nährstoffmengen und unter
Berücksichtigung der Nährstoffversorgung
des Bodens abdeckt.
• Planung der organischen und
mineralischen Düngung ausgehend vom
Düngebedarf.
Düngeplanung
FB 3.12
Vorgaben zur Düngebedarfsermittlung
auf der EU-Ebene
Vorgaben gem. Richtlinie zum Schutz der Gewässer
vor Verunreinigungen durch Nitrat aus
landwirtschaftlichen Quellen (91/676/EWG, Anhang III)
Ausbringung von Düngemitteln auf
landwirtschaftlichen Flächen ausgerichtet auf ein
Gleichgewicht zwischen dem voraussichtlichen
Stickstoffbedarf der Pflanzen und der
Stickstoffversorgung der Pflanzen aus dem
Boden und aus der Düngung.
Düngeplanung
FB 3.12
Gezielte N-Düngung unter Berücksichtigung
des N-Bedarfs der Pflanze und des NAngebots des Bodens
Kg N/ha
N-Bedarf
200
150
N-Düngebedarf
100
N-Nachlieferung des Bodens
50
N-Bedarf
Nmin-Vorrat
Vegetationsbeginn
N-Angebot Boden
0
Feb
März
April
Mai
Juni
Vegetationszeit
Juli
Aug
Ziel:
Gleichgewicht zwischen Nährstoffbedarf der Pflanze und
Düngeplanung
der Nährstoffversorgung aus Boden und Düngung
FB 3.12
Ertragskurven eines W-Gerstenversuches auf
humosem Sandboden (Werlte) (2004 - 2008)
100
dt/ha Korn, 86 % TS
80
60
40
Optimum 2008
Optimum 2006
Optimum Mittelwert
20
0
0
40
80
120
160
200
240
kg/ha N
Düngeplanung
FB 3.12
Stickstoffdüngeempfehlung
Wintergerste
Sollwert [kg N/ha]: 190
Veg.beginn
Schossen
Spät
50
90 - Nmin
50
120 - Nmin
70
0
Mineraldüngung
beim Einsatz von Gülle bzw.
Gärresten bei der 1. Gabe
A: Anpassung an Standort [kg N/ha]:
+20 bis + 40
- 20
auf Marschböden
bei langjähriger organischer Düngung *
B: weitere Anpassung an Standort, Bewirtschaftung und Witterung [kg N/ha]:
Sollwert bzw. Düngung erhöhen:
+ 20 bis + 40
bei schlechter Bestandesentwicklung im Frühjahr
/standortbedingter schlechter N-Nachlieferung
+ 20 bis + 30
bei schlechter Bestandesentwicklung im Herbst
Sollwert bzw. Düngung reduzieren:
- 20 bis - 40
- 20
Abschlussdüngung bei niedriger Ertragserwartung und Trockenschäden
entsprechend reduzieren
bei guter Bestandesentwicklung/ standortbedingter guter N-Nachlieferung
Die Summe der Zu- und Abschläge unter B sollte 40 kg N/ha nicht überschreiten.
*i.d.R bei P-Gehalten in der Krume > 13 mg P-CAL / 100 g Boden
Düngeplanung
FB 3.12
N-Düngebedarfsermittlung nach
dem Nmin-Sollwert-Schema
→ N-Düngebedarfsermittlung vor der Vegetationsperiode
N-Stickstoffbedarfswert (N-Sollwert) - Nmin
-
Nmin-Gehalt im Frühjahr (kg/ha)
+/Standort- und bewirtschaftungsspezifische N-Sollwertkorrekturen
=
N-Düngebedarf
→ Ergänzende Maßnahmen während der Vegetationsperiode
• Optische und/oder chemische Schnelltestverfahren
Düngeplanung
FB 3.12
→ Ermittlung der im Boden verfügbaren N-Mengen
erforderlich bei Aufbringung wesentlicher N-Mengen (> 50 kg/ha N)
mindestens einmal pro Jahr je Schlag bzw. Bewirtschaftungseinheit durch:
Untersuchungen (z. B. Nmin-Untersuchung)
Ergebnisse vergleichbarer Standorte
Berechnungs- und Schätzverfahren
Düngeplanung
FB 3.12
Standort- und bewirtschaftungsspezifische
N-Sollwertkorrekturen
+
N-Korrektur infolge langjähriger
organischer Düngung bzw. org.
Düngung im Vorjahr
Stickstoffnachlieferung aus dem
Bodenvorrat
+
N-Nachlieferung aus Vor- und
Zwischenfrüchten
Düngeplanung
FB 3.12
Methoden zur N-Düngebedarfsermittlung während der
Vegetation
Methode
Jahr
Farbkarte nach FRÜCHTENICHT
ca. 1950
Düngefenster nach RIMPAU
ca. 1978
Nitratschnelltest nach WEHRMANN/ WOLLRING
1982
Nitrachek nach NITSCH
1986
Hydro N-Tester nach HYDRO AGRI
1995
Hydro N-Sensor nach HYDRO AGRI
1998
Düngeplanung
FB 3.12
Nitrachek und N-Tester
Beziehung zwischen dem Nitrachek-Messwert und
der optimalen N-Düngung zum Schossen (EC 31)
bei Winterroggen (1999)
Beziehung zwischen dem Hydro-N-Tester-Messwert
und der optimalen N-Düngung zum Schossen (EC
31) bei Winterroggen (1999)
Düngeplanung
FB 3.12
Bemessung der optimalen
Güllemenge
Eine Zufuhr von 100-135 kg Gülle-N/ha entspricht in etwa:
23 m³ Mastschweinegülle
22 m³ Sauengülle
32 m³ Mastbullengülle
70 kg P2O5/ha
70 kg P2O5/ha
70 kg P2O5/ha
jährlicher P2O5 – Düngebedarf einer Silomais-Getreide-Fruchtfolge: 70 kg P2O5/ha
(Fruchtfolge: SM-WR-WG, Getreidestroh verbleibt auf der Fläche)
Fazit:
100-135 kg Gülle N/ha reichen in etwa zur Abdeckung des
jährlichen P-Düngebedarfs der Fruchtfolge aus!
Düngeplanung
FB 3.12
Nährstoffgehalte verschiedener
Güllen
Rindergülle [kg/m³]
Schweinegülle [kg/m³]
von – bis
Ø
von – bis
Ø
Stickstoff
1-7
5
1 - 11
6
Phosphat
0,5 - 6
2
1-9
4
1-9
6
1-8
3
Kali
Düngeplanung
FB 3.12
N-Mineraldüngeräquivalente beziehen sich auf die Ertragswirkung. Sie
geben an, wie der Wirtschaftsdünger-N im Vergleich zum Mineraldünger-N
wirkt.
(Def. KORIATH et al., 1975)
100 kg N/ha als Gülle-N bewirken den selben Ertrag wie 50
kg N/ha als Mineraldünger:
Düngeplanung
FB 3.12
N-Wirkung von Gülle
TS-Gehalte
Ausbringungszeitpunkt und
Witterung
Ausbringungstechnik
NH4-NGehalte
NWirkung
von
Gülle
Fruchtart
Düngeplanung
FB 3.12
Wirtschaftsdünger
tierischer Herkunft
bzw. org. Düngemittel
N-Anrechenbarkeiten gem. Empfehlungen LWK,
DüV
abgeleitet aus langjährigen Versuchen auf verschiedenen Standorten in Nds
Anlage 3
Werte für die Düngeplanung,
SchuVo, Lagerraumberechnung
Werte für QFN und
N-Dünge-Optimierer
Mindestwerte
Getreide, Grünland
Zwischenfrüchte
Hackfrüchte
Mais
alle Kulturen
alle Kulturen
60%
70%
60%
-
flüssig < 15% TS
30%
30%
30%
-
>15% TS,
< 10% NH4-N-Anteil
25%
25%
25%
-
>15% TS,
> 10% NH4-N-Anteil
20%
20%
20%
-
10%
10%
10%
Rind
60%
70%
60%
50%
Schwein, Geflügel
70%
80%
70%
60%
90%
90%
90%
90%
Schwein
30%
50%
40%
30%
Rind, Pferd, Schaf,
Ziege, Ente
20%
40%
30%
25%
Pute
25%
50%
40%
30%
Hähnchen
30%
60%
50%
30%
HTK
60%
80%
70%
60%
Weidehaltung
25%
25%
25%
Düngeplanung25%
FB 3.12
Gärrückstände
Klärschlamm
Kompost
Gülle
Jauche
Mist
Beispielberechnung
Ertrag
Silomais
500 dt/ha
Winterroggen
70 dt/ha
Wintergerste
70 dt/ha
Zwischenfrucht (Winterrübse)
250 dt/ha
Boden
Bodenart
(h) S 3 % Humus
14 mg P-CAL /100 g Boden
Schweinegülle
5 kg N/m³, 3 kg P2O5/m³, 3 kg K2O/m³
Düngeplanung
FB 3.12
Stickstoffdüngeempfehlung
Silomais
Sollwert: 180 kg N/ha
zu Vegetationsbeginn: 180 kg - Nmin
A: Anpassung an Standort [kg N/ha]:
- 40 kg N/ha bei langjähriger organischer Düngung*
B: weitere Anpassung an Standort, Bewirtschaftung und Witterung [kg
N/ha]:
Sollwert bzw. Düngung erhöhen:
+ 20 kg N/ha standortbedingter schlechter N-Nachlieferung
Sollwert bzw. Düngung reduzieren:
- 20 kg N/ha bei standortbedingter guter N-Nachlieferung
bis - 20 kg N/ha
bei Gründüngungsvorfrucht
(je nach Aufwuchsmenge und Abfriertermin)
Die Summe der Zu- und Abschläge unter B sollte 20 kg N/ha nicht überschreiten.
*i.d.R bei P-Gehalten in der Krume > 13 mg P-CAL / 100 g Boden
Düngeplanung
FB 3.12
Beispiel
N-Düngebedarfsermittlung
Faktoren für die N-Düngebedarfsermittlung
Kultur: Silomais
Stickstoffbedarfswert
180 kg N/ha
Ertragsniveau im Mittel der 3 letzten Jahre
500 dt/ha
Zu- und Abschläge
Nmin-Vorrat im Frühjahr
0–60 cm
- 30 kg N/ha
Standort- und bewirtschaftungsspezifische N-Sollwertkorrekturen
N-Korrektur infolge langjähriger organischer Düngung
- 40 kg N/ha
standortbedingte gute N-Nachlieferung
-
N-Korrektur bei Gründüngungsvorfrucht
- 20 kg N/ha
Stickstoffdüngebedarf
90 kg N/ha
Düngeplanung
FB 3.12
Stickstoffdüngeempfehlung
Winterroggen
Sollwert [kg N/ha]: 150
Veg.beginn
Schossen
Spät
60
90 - Nmin
0
120 - Nmin
30
0
Mineraldüngung
beim Einsatz von Gülle bzw.
Gärresten bei der 1. Gabe
A: Anpassung an Standort [kg N/ha]:
+20
auf Marschböden
- 20
bei langjähriger organischer Düngung *
B: weitere Anpassung an Standort, Bewirtschaftung und Witterung [kg N/ha]:
Sollwert bzw. Düngung erhöhen:
+ 20 bis + 40
bei schlechter Bestandesentwicklung im Frühjahr
/standortbedingter schlechter N-Nachlieferung
Sollwert bzw. Düngung reduzieren:
- 20
- 20 bis - 40
bei guter Bestandesentwicklung/ standortbedingter guter N-Nachlieferung
Abschlussdüngung bei niedriger Ertragserwartung und Trockenschäden
entsprechend reduzieren
Die Summe der Zu- und Abschläge unter B sollten 40 kg N/ha nicht überschreiten.
*i.d.R. bei P-Gehalten in der Krume > 13 mg P-CAL / 100 g Boden
Düngeplanung
FB 3.12
Beispiel
N-Düngebedarfsermittlung
Faktoren für die N-Düngebedarfsermittlung
Kultur: Winterroggen
Stickstoffbedarfswert
150 kg N/ha
Ertragsniveau im Mittel der 3 letzten Jahre
70 dt/ha
Zu- und Abschläge
Nmin-Vorrat im Frühjahr
0-90 cm
20 kg N/ha
Standort- und bewirtschaftungsspezifische N-Sollwertkorrekturen
N-Korrektur infolge langjähriger organischer Düngung
20 kg N/ha
standortbedingte gute N-Nachlieferung
-
N-Korrektur bei Gründüngungsvorfrucht.
-
Stickstoffdüngebedarf
110 kg N/ha
Düngeplanung
FB 3.12
Beispiel
N-Düngebedarfsermittlung
Faktoren für die N-Düngebedarfsermittlung
Kultur: Wintergerste
Stickstoffbedarfswert
190 kg N/ha
Ertragsniveau im Mittel der 3 letzten Jahre
70 dt/ha
Zu- und Abschläge
Nmin-Vorrat im Frühjahr
0-90 cm
- 20 kg N/ha
Standort- und bewirtschaftungsspezifische N-Sollwertkorrekturen
N-Korrektur infolge langjähriger organischer Düngung
- 20 kg N/ha
standortbedingte gute N-Nachlieferung
-
N-Korrektur bei Gründüngungsvorfrucht.
-
Stickstoffdüngebedarf
150 kg N/ha
Düngeplanung
FB 3.12
Grundsätze der bedarfsgerechten Düngung – Stickstoff
(DüV neu)
Ziel:
Gleichgewicht zwischen dem Nährstoffbedarf der Pflanzen und der
Nährstoffversorgung aus Boden und Düngung
N-/P2O5-Düngebedarf darf i.d.R. nicht überschritten werden, nur bei
begründetem höheren Düngebedarf
Novum: nicht bedarfsgerechte Düngung ist bußgeldbewehrt
Düngeplanung
FB 3.12
Grundsätze der bedarfsgerechten Düngung – Stickstoff
(DüV neu)
Sollwert
• bundeseinheitlich
• ertragsabhängig
Dokumentation der Düngebedarfsermittlung
• verpflichtend für N und P auf Schlag oder
Bewirtschaftungsebene
Düngeplanung
FB 3.12
Grundsätze der bedarfsgerechten Düngung – Stickstoff
(DüV neu)
Ackerkulturen
Zu-/Abschläge für:
Ertragsdifferenzen
im Boden verfügbare N-Menge
Humusgehalt
N-Nachlieferung infolge organischer Düngung
N-Nachlieferung durch Vorfrucht/Zwischenfrucht
Düngeplanung
FB 3.12
Zusammenfassung
Die N-Düngung ist am N-Düngebedarf auszurichten.
Bei der Bemessung der N-Düngung sind die standort- und
bewirtschaftungsspezifischen N-Sollwertkorrekturen zu berücksichtigen.
Die Höhe der Wirtschaftsdüngergabe richtet sich nach dem Nährstoff, dessen
Bedarf zuerst abgedeckt ist.
Aus pflanzenbaulicher Sicht ist es nicht sinnvoll, den gesamten NDüngebedarf über org. Dünger abzudecken.
Durch die Novellierung der Düngeverordnung besteht die klare Verpflichtung
zur Umsetzung und Einhaltung der bedarfsgerechten Düngung.
Die oben genannten Grundsätze bilden die Grundlage für eine
grundwasserschutzorientierte N-Düngung.
Düngeplanung
FB 3.12