PRESSESTATEMENT Mehr Aufklärung statt weniger Vertrauen – die Gefahren, die nach dem tragischen Amokflug lauern Leipzig, 9. April 2015 – Lockerungen der ärztlichen Schweigepflicht, sogar Berufsverbote bei Depressionen wurden nach dem tragischen Amokflug von Copilot Andreas L. gefordert - verständlich. Und der absolut falsche Weg. „Wenn durch Lockerung der Schweigepflicht und andere Stigma verstärkende Reaktionen die Kranken wieder mehr Ängste haben, sich Ärzten gegenüber zu öffnen, so erreichen wir das Gegenteil von dem, was wir möchten. Und zwar mehr anstatt weniger tragische Todesfälle“, so Prof. Ulrich Hegerl von der Stiftung Deutsche Depressionshilfe im aktuellen SPIEGEL zu den Diskussionen, die nach dem Bekanntwerden der depressiven Erkrankung von Andreas L. in vielen Medien geführt werden. Hegerl sorgt sich, dass mit den verständlichen und gut gemeinten Verschärfungen, die derzeit gefordert werden, wie z.B. häufigere psychologische Tests für Piloten, die Stigmatisierung von psychisch Erkrankten wieder zunimmt und so eher mehr Schaden angerichtet wird. In den letzten drei Jahrzehnten hätte die Zahl der Suizide um 40% abgenommen, so Hegerl. Nahmen sich vor 30 Jahren noch 18.000 Menschen jährlich das Leben, sind es heute 10.000. Das heißt, 20 Selbsttötungen weniger an jedem einzelnen Tag in Deutschland. Ulrich Hegerl führt das vor allem darauf zurück, „dass Menschen mit psychischen Erkrankungen und insbesondere Depressionen sich heute häufiger trauen, sich Hilfe zu holen und diese Erkrankungen so häufiger erkannt und behandelt werden“. Hegerl weiter: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir im Fall von Andreas L. von einem extremen Einzelfall reden und mit gut gemeinten Beschränkungen eher noch weiteren Schaden anrichten“. Durch eine Überreaktion auf dieses Ereignis wird es den Betroffenen schwer gemacht, sich professionelle Hilfe zu holen. So besteht die Gefahr, dass die Anzahl tragischer Todesfälle wieder ansteigt. Mehr Aufklärung, weniger Stigmatisierung und ein selbstverständlicherer Umgang mit psychischen Erkrankungen sind daher der beste Weg. Seite 1 von 2 PRESSESTATEMENT Stiftung Deutsche Depressionshilfe Depression erforschen – Betroffenen helfen – Wissen weitergeben Ziel der Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist es, einen wesentlichen Beitrag zur besseren Versorgung depressiv erkrankter Menschen und zur Reduktion der Zahl der Suizide in Deutschland zu leisten. Forschungsförderung und Aufklärungsaktivitäten zum Thema Depression sollen dazu beitragen, Betroffenen zu einer optimalen Behandlung sowie mehr Akzeptanz in der Gesellschaft zu verhelfen. Schirmherr der Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist Entertainer Harald Schmidt. Unter dem Dach der Stiftung Deutsche Depressionshilfe koordiniert Deutsche Bündnis gegen Depression zahlreich lokale Aktivitäten. In 75 Städte und Kommunen haben sich lokale Bündnisse gebildet, die auf lokaler Ebene Aufklärung über die Erkrankung leisten. Weitere Informationen für die Presse bei: Heike Friedewald PR-Referentin Stiftung Deutsche Depressionshilfe Tel.: +49 341 97 24 51 2 E-Mail: [email protected] Seite 2 von 2
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