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M O N TAG , 2 0. A P R I L 2 015
KO M M E N TA R
Zippert zappt
Maas verteidigt
Karlsruhe gegen
Kritik der Union
B
THEMEN
Verfassungsgericht
sichere den Rechtsstaat
BERLIN – Der Ministerpräsident von
Sachsen-Anhalt
Reiner
Haseloff
(CDU) hat die Koalition für ihre Familienpolitik scharf angegriffen. In der
„Welt“ kritisierte Haseloff die seiner
Meinung nach zu geringe Anhebung
des Kindergelds. Vier Euro mehr wirkten nicht wie eine Wertschätzung für
Familien, sagte Haseloff. „Diese Erhöhung lädt zu negativen Reaktionen
ein. Nach dem Motto: Das kann man
sich auch sparen.“ Er verlangte eine
zweistellige Anhebung des Kindergelds. Die wäre „ein Signal für die Eltern“. Auch erkenne das Steuersystem
nicht ausreichend an, welche Kosten
die Familien zu tragen hätten.
„Hier muss im Steuersystem weiter
zu Gunsten der Kinder umgeschichtet
werden“, so Haseloff. Der Ministerpräsident sprach sich für einen radikalen Kurswechsel der Familienpolitik
aus: „Die Politik muss endlich anerkennen, dass das Thema Familie das
existenzielle Problem unserer Nation
ist“, erklärte er. „Dass mehr Kinder
geboren werden, muss das prioritäre
Ziel unserer Politik werden.“
Seite 6
Seite 4
[email protected]
Vorzüglicher Jahrgang
mit jüngeren Musikern, etwa von der Band Green Day, die die
Punkmusik in den 90er-Jahren neu erfunden hat und ebenfalls
zum auserlesenen 2015er-Jahrgang in der Rock and Roll Hall of Fame in Cleveland (Ohio) gehört.
Seite 24
„Eine Tragödie enormen
Ausmaßes“ im Mittelmeer
Hunderte Flüchtlinge gehen vor libyscher Küste über Bord. EU beruft
Dringlichkeitssitzung ein, Hollande fordert mehr Überwachungsboote
Sport
Dortmund holt
Thomas Tuchel
als neuen Trainer
Seite 18
Politik
Beim Frauentreffen
der Grünen
wird Politik zur
Geduldsprobe
Seite 8
Wirtschaft
Piëch bleibt bei
VW vorerst
unersetzbar
N
ach der neuen Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer
hat die Europäische Union
eine Krisensitzung einberufen. Die EU äußerte sich in
Brüssel „zutiefst betroffen“ von dem Unglück, bei dem ein Boot mit wahrscheinlich 700 Flüchtlingen an Bord in der Nacht
zum Sonntag vor der libyschen Küste gekentert ist. Bisher konnten nur 49 Personen geborgen werden, hieß es.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR
geht davon aus, dass es keine weiteren
Überlebenden gibt. Der Trawler war wie
viele andere Flüchtlingsboote auf dem
Weg zur italienischen Insel Lampedusa.
Offenbar war das Boot gekentert, weil sich
zu viele Flüchtlinge auf einer Seite befunden hätten. UNHCR-Sprecherin Carlotta
Sami sprach von „einer Tragödie enormen
Ausmaßes“. Wenn sich die Zahlen bestätigten, wären allein in den vergangenen
zehn Tagen mehr als 1000 Menschen im
Mittelmeer ertrunken, sagte sie dem italienischen Sender SkyTG24.
Bei der EU-Dringlichkeitssitzung soll es
vor allem darum gehen, mit den Herkunfts- und Transitländern daran zu arbeiten, die Flüchtlinge von der gefährlichen
Reise über das Mittelmeer abzuhalten. Kri-
tiker werfen der EU seit Langem Tatenlosigkeit vor. Italien hatte im Herbst die Rettungsmission „Mare Nostrum“ eingestellt,
weil sich die EU-Partner nicht an der Finanzierung beteiligen wollten. Seitdem
läuft unter Führung der EU-Grenzschutzagentur Frontex die deutlich kleinere Mission „Triton“, die aber vorwiegend der Sicherung der EU-Außengrenzen und nicht
BETROFFENER PAPST
Papst Franziskus hat angesichts der
jüngsten Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer die Staatengemeinschaft zu
raschem Handeln aufgerufen, um solche
Unglücke zu vermeiden. In seinem Angelus-Gebet rief er die Gläubigen auf dem
Petersplatz auf, für die Opfer zu beten:
„Das sind Männer und Frauen wie
wir, unsere Brüder auf der Suche nach
einem besseren Leben, weil sie hungern,
verfolgt, verwundet und ausgenutzt
wurden und Kriegsopfer sind.“ Seine
erste Reise als Papst unternahm Franziskus im Juli 2013 nach Lampedusa, wo die
meisten Flüchtlinge Italien erreichen.
Richter im
Kreuzverhör
der Rettung der Flüchtlinge dient. Italien
war vorgeworfen worden, mit „Mare Nostrum“ die Flüchtlinge zu der gefährlichen
Überfahrt ermutigt zu haben. Kritiker legen nun aber der EU zur Last, mit „Triton“
deren Tod in Kauf zu nehmen.
Die EU-Außenbeauftragte Federica
Mogherini hat angesichts der Katastrophe
mehr Schutz im Mittelmeer gefordert. Das
werde auch Thema beim EU-Außenministertreffen am Montag sein. „Wir haben zu
oft schon gesagt, nie wieder.“ Italiens Regierungschef Matteo Renzi sagte alle Termine ab und berief ein Ministertreffen ein.
Frankreichs Staatspräsident François Hollande forderte mehr Überwachungsboote
und mehr Überflüge, um gegen den Menschenhandel vorzugehen.
Stärker gegen Schlepperbanden vorgehen will auch Außenminister Frank-Walter
Steinmeier (SPD). Innenminister Thomas
de Maizière (CDU) setzt ganz auf eine europäische Antwort: „Jeder Tote ist einer zu
viel, jeder einzelne Fall ein schreckliches
Schicksal.“ Die Flüchtlingsbeauftragte der
Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD),
geht davon aus, dass noch mehr Flüchtlinge
kommen, wenn die Temperaturen steigen
und die Überfahrt damit sicherer erscheint.
Justizminister Heiko Maas
(SPD) hat das Bundesverfassungsgericht gegen Kritik aus der Union verteidigt. „Die Kritik am Bundesverfassungsgericht ist völlig unangemessen“, sagte er der „Welt“. „Das Gericht ist ein Garant für Demokratie,
Rechtsstaat und Grundrechte. Sein
Ansehen bei den Bürgerinnen und
Bürgern ist völlig zu Recht sehr hoch.“
Die Urteile würden nicht immer jedem Politiker gefallen. „Das darf doch
aber kein Grund sein, nun eine Verringerung seiner Kompetenzen zu fordern. Wenn viele grundsätzliche politische Fragen in Karlsruhe geklärt
werden müssen, hat sich die Politik
das am Ende auch selbst zuzuschreiben“, sagte er. „Wer nicht den Mut hat
zu entscheiden, sollte sich nicht über
Urteile anderer beschweren.“ Kritik
kam auch vom FDP-Vorsitzenden:
„Der großen Koalition ist die Unabhängigkeit des Bundesverfassungsgerichts ein Dorn im Auge“, so Christian
Lindner in der „Welt“. Vertreter von
CDU und CSU hatten in der „Welt am
Sonntag“ eine Reihe jüngster Entscheidungen des Gerichts kritisiert.
BERLIN –
Als letzter Beatle ist Ringo Starr, 74, für sein Solowerk in die Ruhmeshalle der Rockmusik aufgenommen worden. Anlass genug für
eine Session mit dem alten Weggefährten Paul McCartney, der
auch die Laudatio auf den Schlagzeuger der Fab Four hielt, und
TO R ST E N K R AU E L
as Aufbegehren der Union gegen
das Bundesverfassungsgericht
schwelt seit Langem. Die Kritik
lässt sich in dem Satz zusammenfassen, dass die Juristen aus eigensüchtigen, eher theoretischen als praktischen
Erwägungen die Handlungsfähigkeit
der Politik gefährden, statt sie zu wahren. Das ist ein schwerer Vorwurf. Er
ist in dieser Pauschalität ungerecht –
aber er hat einen wahren Kern.
Die Verfassungsrichter schützen die
Politik, indem sie am laufenden Band
egoistische Eilanträge und Umgehungsklagen zur Verkürzung des
Rechtswegs abwehren. Jüngst haben
die Richter sogar Strafgebühren für
solche Versuche eingeführt. Karlsruhe
will kein König sein, zu dem unzufriedene Bürger rennen, wenn sie woanders nicht sofort ihr Recht bekommen.
Ebenso verhindern wollen die Richter,
dass Politikern die Macht zu Kopfe
steigt. Sie bremsen politische Willkür,
administrative Bequemlichkeit und die
Bevorteilung von Interessengruppen.
Die Richter akzeptieren es nicht, wenn
die Politik juristisch Fünfe gerade sein
lassen möchte, damit das Spielfeld
übersichtlich bleibt. Gemeindevertretungen haben keine Gesetzgebungsbefugnis? Dann kann man dort nicht einfach eine Fünfprozenthürde beibehalten. Neonazis dürfen wegen unerwünschter Parolen keine Kundgebung
abhalten? Das ist ohne konkrete Sicherheitsbedenken Meinungsverbot;
verbieten darf der Staat nur die Neonazigruppe selber. Das Kopftuch wird in
der Schule untersagt? Nicht das Kopftuch hat eine Meinung, sondern die
Frau, die es trägt, und was sie denkt,
muss im Einzelfall bewiesen sein. Die
Erbschaftsteuer wird Betriebsinhabern
pauschal erlassen? Das geht nicht, solange unklar ist, ob der Betrieb das
wirklich nötig hat.
Aber, und hier haben die Politiker
recht: Es gibt eben auch eine praktische Wirklichkeit. Gemeinderäte greifen über Satzungen tief ins Alltagsleben ein, da soll nicht jeder Querulant
mitreden. Extremistenauftritte können
das Empfinden der Bürger verletzen,
Investoren verschrecken und Außenpolitik beeinträchtigen. In Betrieben
mit voll haftenden Inhabern gehört
auch dessen teures Porzellan mittelbar
zum Betriebskapital. Und wenn das
Verfassungsgericht beim Kopftuch
2003 ein Verbotsgesetz für denkbar
hält, 2015 aber nur noch dann, wenn
auch andere Glaubenssymbole aus der
Schule verbannt werden – dann sieht
es so aus, als betreibe Karlsruhe
Gleichmacherei, statt die Hierarchien
des Grundgesetzes auszutarieren.
2008 schrieben die Richter zur kommunalen Fünfprozenthürde in Schleswig-Holstein, Politiker dürften nicht
frei entscheiden, welche Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung zur Funktionsstörung führe. Das ist richtig – und
gilt auch für juristische Annahmen des
Bundesverfassungsgerichts.
KEVIN MAZUR/WIREIMAGE FOR ROCK AND ROLL HALL OF FAME; DPA
ayern München macht
einen großen Fehler,
wenn der Verein auf die
Dienste von Dr. Müller-Wohlfahrt verzichtet. Der Mann ist
ein Schamane. Sein genaues
Alter kennt niemand, aber
Historiker haben ihn auf
Wandmalereien identifiziert,
als Notarzt bei römischen
Gladiatorenkämpfen. Für
einen Mann wie Pep Guardiola, der aus einem zivilisierten
und aufgeklärten Land
stammt, muss der Anblick
eines Mannschaftsarztes befremdlich gewesen sein, der
vor jedem Heimspiel für den
Gott Asklepios eigenhändig
ein Lamm schlachtete. Doch
der Erfolg gab Müller-Wohlfahrt recht. Für den Gewinn
der Champions League soll er
den verschiedensten Gottheiten insgesamt 145 Lämmer,
drei Ochsen und 666 Hühner
geopfert haben. Jahrzehntelang bewahrte Müller-Wohlfahrt das Gewissen von Uli
Hoeneß davor, schlecht zu
werden. Dadurch ermöglichte
er ihm Millionengewinne, von
denen der Großteil den deutschen Behörden noch immer
nicht bekannt ist. Wenn der
FC Bayern sich für Guardiola
und gegen ihn entscheidet,
dann wird Müller-Wohlfahrt
dafür sorgen, dass München
im Endspiel des DFB-Pokals
gegen Arminia Bielefeld mit
0:11 verliert.
B *
Siehe Kommentar und Seite 5
Haseloff verlangt
deutlich mehr
Kindergeld
Regierungschef will
zweistellige Anhebung
D
Seite 10
Kultur
Seite 22
LOTTO:
3 – 5 – 14 – 17 – 39 – 44
Superzahl: 7 Spiel77: 7 6 4 3 5 5 2
Super6: 9 8 0 4 0 4
ohne Gewähr
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Das Traumschloss
Warum ein britischer Bauer seinen Prachtbau wieder abreißen muss
N
icht jeder kann in einem Schloss wohfort verschwinden, so der Tenor. Die seltsam
nen. Das ist erstens eine Binsenweiskonstruiert klingende Begründung der Behörheit und zweitens bittere Realität für
den: Der Bauer habe bis zuletzt daran geeinen britischen Bauern. 2001 hatte sich Robert
werkelt und damit gegen Gesetze verstoßen.
Fidler seinen großen Traum erfüllt und illegal
Fidler selbst sagt, er habe nie etwas Verein Schloss im sogenannten Tudor-Stil erbotenes getan, seiner Familie einfach „nur
richtet, etwa 30 Kilometer südlich von London.
ein Haus gebaut“. Doch die Beamten blieben
Der bauernschlaue Plan: Fidler wollte von einer Schön, aber illegal: die Fidler-Residenz gnadenlos. Gegen das Urteil kämpfte sich
Gesetzeslücke auf der Insel profitieren, wonach
Fidler bis zuletzt durch die Instanzen, nun
illegale Bauten vier Jahre nach deren Errichtung legalisiert werden.
verlor er den juristischen Krieg endgültig. Innerhalb von 90 Tagen
Der Plan hätte durchaus aufgehen können; Fidler versteckte sein
müsse das Schloss weg, oder er ins Gefängnis.
Traumschloss mit vier Schlafzimmern jahrelang hinter Planen und
„Es fällt mir sehr schwer, etwas zu zerstören, auf das ich so stolz
meterhoch aufgetürmten Heuballen – die Behörden blieben zubin“, zitiert ihn der „Telegraph“. „Das ist als ob man Rembrandt
nächst ahnungslos. Nicht einmal nachdem ihn ein eifersüchtiger
bitten würde, eines seiner Werke zu zerreißen.“ Der Behörde geht
Nachbar angeschwärzt hatte, kamen sie ihm auf die Spur. Das änes angeblich darum, keinen Präzedenzfall zu schaffen. Illegale Bauderte sich schlagartig, als Fidler 2006 seinen Prachtbau erstmals
ten will man in Großbritannien verhindern. Auch wenn das nun
unverhüllt der Öffentlichkeit präsentierte. Das Schloss müsse sobedeutet, dass eine ganze Familie ihr Heim verliert. Philip Kuhn
PA/EMPICS/RH
Dengler ermittelt:
Dem ZDF gelingt
eine Krimiserie
DIE WELT, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, Redaktion: Brieffach 2410 Täglich weltweit in über 130 Ländern
verbreitet. Pflichtblatt an allen deutschen Wertpapierbörsen. Tel. 030/25910, Fax 030/259171606, E-Mail:
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Brieffach 2440, 10867 Berlin, Tel. 0800/9 35 85 37, Fax 0800/9 35 87 37, E-Mail [email protected]
ISSN 0173-8437
91-17
A 3,20 & / B 3,20 & / CH 5,00 CHF / CZ 95 CZK / CY 3,40 & / DK 25 DKR / E 3,20 & / I.C. 3,20 & / F 3,20 & /
FIN 3,20 & / GB 3,00 GBP / GR 3,40 & / H 820 FT / I 3,20 & / IRL 3,20 & / KRO 28 KN / L 3,20 & / MLT 3,20 & /
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