Lösung zur Aufgabe 7.2.30 Man bestimme durch Transformation auf die Normalform die spezielle Lösung der partiellen Differentialgleichung uxx + 2uxy − 3uyy = 0, die den Anfangsbedingungen u(x, 0) = 3x2 , uy (x, 0) = 0 genügt. Lösung: Bevor wir die Normalform der PDGL ermitteln, müssen wir sie klassifizieren. Verglichen mit unserer allgemeinen Notation für lineare PDGLn zweiter Ordnung sind hier a(x, y) = 1 (Faktor vor uxx ), b(x, y) = 1 (Hälfte des Faktors vor uxy ) und c(x, y) = −3 (Faktor vor uyy ). Wir betrachten die Determinante a(x, y) b(x, y) 1 1 = = −4 < 0. D = b(x, y) c(x, y) 1 −3 Es handelt sich demnach um eine hyperbolische PDGL. Die charakteristischen Differentialgleichungen lauten √ b(x, y) ± −D y′ = = 1 ± 2. a(x, y) Beide können einfach durch Integrieren nach x gelöst werden. Die Lösungen sind jeweils nach der darin enthaltenen Konstanten umzustellen. Für die erste DGL ergibt sich y′ = 3 ⇒ y = 3x + C1 ⇒ C1 = −3x + y. Für die zweite DGL erhalten wir y ′ = −1 ⇒ y = −x + C2 ⇒ C2 = x + y. Es bietet sich somit folgende Variablentransformation an: ξ = −3x + y, η = x + y. Als nächstes benötigen wir die partiellen Ableitungen erster und zweiter Ordnung von ξ und η nach x bzw. y: ξx = −3, ηx = 1, ξy = 1, ηy = 1, ξxx = 0, ηxx = 0, ξxy = 0, ηxy = 0, ξyy = 0, ηyy = 0. Demnach sind die auftretenden Ableitungen von u in der PDGL wie folgt zu ersetzen: uxx = ξxx vξ + ηxx vη + ξx2 vξξ + 2ξx ηx vξη + ηx2 vηη = 9vξξ − 6vξη + vηη , uxy = ξxy vξ + ηxy vη + ξx ξy vξξ + (ξx ηy + ξy ηx )vξη + ηx ηy vηη = −3vξξ − 2vξη + vηη , uyy = ξyy vξ + ηyy vη + ξy2 vξξ + 2ξy ηy vξη + ηy2 vηη = vξξ + 2vξη + vηη . 1 Setzen wir alles in die ursprüngliche PDGL ein, so erhalten wir die Normalform der PDGL: ⇒ ⇒ 9vξξ − 6vξη + vηη + 2(−3vξξ − 2vξη + vηη ) − 3(vξξ + 2vξη + vηη ) = 0 −16vξη = 0 vξη = 0. Um diese Gleichung zu lösen, integrieren wir zunächst nach η und erhalten ˆ ˜ vξ = 0 dη = C(ξ) mit einer differenzierbaren Funktion C˜ : R → R. Integrieren wir nun noch nach ξ, ergibt sich ˆ ˜ dξ = C(ξ) + D(η) v = C(ξ) mit zweimal differenzierbaren Funktionen C, D : R → R, wobei C eine Stammfunktion von C˜ ist. Durch Rücktransformation erhalten wir die allgemeine Lösung der ursprünglichen PDGL: u(x, y) = C(−3x + y) + D(x + y) mit beliebigen zweimal differenzierbaren Funktionen C, D : R → R. Es sind nun noch die Anfangsbedingungen einzuarbeiten. Aus u(x, 0) = 3x2 folgt C(−3x) + D(x) = 3x2 . (1) Die partielle Ableitung der allgemeinen Lösung nach y lautet uy (x, y) = C ′ (−3x + y) + D′ (x + y). (Eigentlich ist dafür die Kettenregel zu benutzen, aber die inneren Ableitungen sind Eins.) Aus uy (x, 0) = 0 ergibt sich als weitere Bedingung C ′ (−3x) + D′ (x) = 0. Aus (1) folgt D(x) = 3x2 − C(−3x) und somit, durch Ableiten nach der Kettenregel, D′ (x) = 6x + 3C ′ (−3x). Setzen wir das in (2) ein, erhalten wir 4C ′ (−3x) + 6x = 0 ⇒ 3 C ′ (−3x) = − x. 2 Setzen wir w = −3x, so folgt als Funktionsvorschrift für C ′ : 1 C ′ (w) = w. 2 Die Funktionsvorschrift für C selbst erhalten wir durch Integrieren nach w: ˆ 1 1 w dw = w2 + K, K ∈ R. C(w) = 2 4 2 (2) Einsetzen in (1) liefert die Funktionsvorschrift für D: 1 3 D(x) = 3x2 − C(−3x) = 3x2 − (−3x)2 − K = x2 − K. 4 4 Damit ergibt sich für die Lösung des Anfangswertproblems u(x, y) = C(−3x + y) + D(x + y) 3 1 (−3x + y)2 + K + (x + y)2 − K = 4 4 2 2 = 3x + y . 3 Lösung zur Aufgabe 7.2.33 Man transformiere folgende partielle Differentialgleichungen auf ihre Normalform und gebe die allgemeinen Lösungen an: x2 uxx − 2xy uxy + y 2 uyy + x ux + y uy = 0. Lösung: Bevor wir die Normalform der PDGL ermitteln, müssen wir sie klassifizieren. Verglichen mit unserer allgemeinen Notation für lineare PDGLn zweiter Ordnung sind hier a(x, y) = x2 (Faktor vor uxx ), b(x, y) = −xy (Hälfte des Faktors vor uxy ) und c(x, y) = y 2 (Faktor vor uyy ). Wir betrachten die Determinante a(x, y) b(x, y) x2 −xy = x2 y 2 − (−xy)2 = 0. = D= b(x, y) c(x, y) −xy y 2 Es handelt sich demnach um eine parabolische PDGL. Wegen D = 0 gibt es nur eine einzige zugehörige charakteristische DGL, nämlich √ b(x, y) ± −D b(x, y) −xy y ′ y = = = 2 =− . a(x, y) a(x, y) x x Diese DGL lösen wir durch Trennung der Variablen. Die allgemeine Lösung ist dann nach der darin enthaltenen Konstanten umzustellen. dy dx ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ´ 1 y dy ln(|y|) y xy = = = = = − xy ´ − x1 dx − ln(|x|) + C˜ C · x1 C, | ·dx, : y C ∈ R. Somit bietet sich folgende Variablentransformation an: ξ = xy, η = y. Als nächstes benötigen wir die partiellen Ableitungen erster und zweiter Ordnung von ξ und η nach x bzw. y: ξx = y, ηx = 0, ξy = x, ηy = 1, ξxx = 0, ηxx = 0, ξxy = 1, ηxy = 0, ξyy = 0, ηyy = 0. Demnach sind die auftretenden Ableitungen von u in der PDGL wie folgt zu ersetzen: ux = ξ x v ξ + η x v η = y v ξ , uy = ξ y v ξ + η y v η = x v ξ + v η , uxx = ξxx vξ + ηxx vη + ξx2 vξξ + 2ξx ηx vξη + ηx2 vηη = y 2 vξξ , uxy = ξxy vξ + ηxy vη + ξx ξy vξξ + (ξx ηy + ξy ηx ) vξη + ηx ηy vηη = vξ + xy vξξ + y vξη , uyy = ξyy vξ + ηyy vη + ξy2 vξξ + 2ξy ηy vξη + ηy2 vηη = x2 vξξ + 2x vξη + vηη . 4 Setzen wir alles in die ursprüngliche PDGL ein, so erhalten wir die Normalform der PDGL: ⇒ ⇒ x2 y 2 vξξ − 2xy(vξ + xy vξξ + y vξη ) + y 2 (x2 vξξ + 2x vξη + vηη ) +xy vξ + y(ξy vξ + ηy vη ) = 0 y 2 vηη + y vη = 0 vηη = − η1 vη . Im letzten Schritt haben wir noch ausgenutzt, dass y = η gilt. Um diese Gleichung zu lösen, substituieren wir zunächst geeignet. Genauer gesagt, setzen wir p = vη . Dadurch bleibt folgende Differentialgleichung übrig: 1 pη = − p. η Diese Gleichung lässt sich mittels Trennung der Variablen lösen. dp dη ⇒ ⇒ ⇒ = 1 dp = p ln(|p|) = p = ´ − η1 p ´ − η1 dη ˜ − ln(|η|) + D(ξ) 1 D(ξ) · η , | ·dη, : p D : R → R. Nun ist noch die Rücksubstitution durchzuführen: 1 p = vη = D(ξ) · . η Um v zu erhalten, müssen wir also nochmal nach η integrieren: ˆ 1 v = D(ξ) · dη = D(ξ) · ln(|η|) + E(ξ), D, E : R → R. η Durch Rücktransformation erhalten wir daraus schließlich die allgemeine Lösung der Ausgangsgleichung: u(x, y) = D(xy) · ln(|y|) + E(xy) mit beliebigen zweimal differenzierbaren Funktionen D, E : R → R. 5
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