SZ Bericht vom 4.5.2015 - grv

http://www.sz-online.de/nachrichten/claudia-pechstein-in-grossenhain...
03.05.2015 Von Thomas Riemer
Plötzlich war sie da. Als sich am 1. Mai der Großenhainer
Rollsportverein (GRV) für den traditionellen Halbmarathon wappnete,
ließ sich mit Claudia Pechstein eine Olympiasiegerin in die Startliste
aufnehmen. Zusammen mit Schwester Sabine war die 43-jährige
Berlinerin kurzentschlossen angereist. Und überraschte damit die
Veranstalter. „Zwar gab es Anfang April mal eine kurze Anfrage“, so
GRV-Vorsitzende Simone Mattke. Aber dann war wieder Ruhe. Umso
größer das Erstaunen und auch die Freude unter den Skatern, als
Erst 500 Meter geradeaus und dann eine scharfe Linkskurve. Die
Großenhainer Skate-Weltmeisterin Ute Enger gab Olympiasiegerin
Claudia Pechstein vor dem Start Hilfe in Sachen Streckenführung. Aber
auch so hatten sich die beiden Athletinnen am 1. Mai viel zu erzählen.
Foto: Gert Enger
„die Pechstein“ dann tatsächlich zur Startlinie unweit des
Groschenmarktes rollte und aus der ersten Reihe gemeinsam mit
ihrer Weltmeisterkollegin Ute Enger aus Großenhain und 104
weiteren Athleten die reichlich fünf Runden zwischen der Röderstadt
und ihren Ortsteilen Weßnitz und Rostig in Angriff nahm.
Der Rollsportverein hatte auch bei der 19. Auflage der Veranstaltung am Maifeiertag seine Hausaufgaben im Vorfeld gemacht.
Angefangen beim Wetter – an ein Regenrennen in Großenhain am 1. Mai kann sich inzwischen kaum jemand erinnern. Im kleinen
Sportlerdorf, in Windeseile auf dem Parkplatz des Groschenmarktes errichtet, wurden die Athleten, Betreuer und Gäste
kulinarisch und mental prächtig betreut. Von der chaotischen Verkehrssituation in der Innenstadt bekamen die Skater höchstens
bei der Anreise etwas mit. Die Wettkampfstrecke dagegen kam ohne Umleitung und auch ohne große Zwischenfälle durch
uneinsichtige Autofahrer aus. Auch dafür sorgten überwiegend die Vereinsmitglieder selbst, die die Straße mit freundlichen
Worten und manchmal Engelszungen freihielten. So viel Engagement nötigt auch der Politprominenz Respekt ab – in diesem Falle
der CDU-Oberbürgermeisterkandidatin Janet Putz. „Ich finde es toll, wie sich der Verein hier präsentiert“, sagte sie. Der
Mai-Ausflug zu den Skatern gehöre fast jedes Jahr zu ihren Feiertagsaktivitäten – nur war diesmal die Mission wohl ein bisschen
eine andere.
Die mehr als 100 Teilnehmer am Halbmarathon, dazu rund 180 junge Skater bei den Schüler-, Volks- und Familienläufen
belohnten die Zuschauer mit großartigem Sport. Claudia Pechstein siegte standesgemäß bei den Damen und hatte trotzdem
gegen die jungen Läuferinnen aus Tschechien und Leipzig schwer zu kämpfen. Ute Enger, die mit der Olympiasiegerin, Welt- und
Europameisterin im Eisschnelllauf in den letzten Jahren zahlreiche enge Rennen fuhr, musste sich – gesundheitlich leicht
angeschlagen – diesmal mit dem fünften Platz begnügen. Bei den Männern gewann der Geraer Tobias Hecht – immerhin Mitglied
der deutschen Nationalmannschaft.
Claudia Pechstein musste zwischen Zieleinlauf und Siegerehrung noch Pate stehen für jede Menge Erinnerungsfotos. Eine
„Volksverbundenheit“, die ankam. „Es war eine sehr anspruchsvolle Strecke“, beschrieb die Ausnahmeathletin später bei Facebook
ihre Eindrücke vom Großenhainer Kurs. Den kürzesten Weg zum Ziel fand sie dennoch – wohl auch ob der Streckenerklärung von
Ute Enger kurz vor dem Start. Oder ging es da um was ganz anderes? „Ja, wir haben kurz über die Strecke gesprochen“,
bestätigt die Lokalmatadorin, angesprochen auf einen fotografischen Schnappschuss. „Aber das Foto zeigt eigentlich den
Zeitpunkt, als ich Claudia meine Verwandtschaft aus der Schweiz gezeigt habe“, fügt die 51-Jährige schmunzelnd hinzu. Nach
dem Halbmarathon sei es dann um die nächsten Wettkämpfe gegangen – im Plausch zweier Freundinnen. Spätestens am 7. Juni
treffen sich Ute Enger und Claudia Pechstein wieder – dann bei den Deutschen Meisterschaften im Marathonlauf der Skater in
Duisburg.
Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/claudia-pechstein-in-grossenhain-3095396.html
1 von 1
05.05.2015 21:36