Neueste tagesaktuelle Berichte ... Interviews ... Kommentare ... Meinungen .... Textbeiträge ... Dokumente ... MA-Verlag Elektronische Zeitung Schattenblick Mittwoch, 22. April 2015 SOZIALWISSENSCHAFTEN Die andere Türkei - das Schlimmste verhindern ... Krieg um die Köpfe - Ducken, warten, Daten sammeln ... Demokratiebewegung in der Türkei auf dem Weg ins Parlament Resilienz Chiffre sozialer Kapitulation Vortrag am 7. März 2015 an der Freien Universität Berlin Pressekonferenz der Initiative zur Unterstützung der Demokratischen Partei der Völker (HDP) in HamburgAltona am 12. April 2015 "Krieg um die Köpfe - Der Diskurs der Verantwortungsübernahme" Kongreß der Neuen Gesellschaft für Psychologie vom 5. bis 8. März 2015 in Berlin ... (Seite 7) POLITIK / REDAKTION Holt China Pakistan aus der wirtschaftlichen Misere? Gigantisches Investitionspaket bringt Islamabad und Peking näher (SB) Der zweitägige Staatsbesuch Xi Jinpings am 20. und 21. April in Pakistan - die erste Auslandsreise des chinesischen Präsidenten in diesem Jahr - wird als Meilenstein in die Geschichtsbücher eingehen. Bereits im Vorfeld verwendeten die internationalen Medien den Begriff historisch - und das zu Recht. Während Xis Aufenthalt in Islamabad sollen ... (Seite 12) SPORT / BOXEN An Terence Crawford scheiden sich die Geister (SB) - An Terence Crawford scheiden sich die Geister. Der Verband der USamerikanischen Boxjournalisten (Boxing Writers Association of America) war so begeistert von den Künsten des damaligen ... (S. 21) Pressekonferenz im Büro der Altona er Linkspartei mit Yavuz Fersoglu, Cansu Özdemir und Metin Kaya (v.l.n.r.) Foto: © 2015 by Schattenblick (SB) Am 7. Juni 2015 könnte die HDP Geschichte schreiben. An diesem Tag finden in der Türkei Parlamentswahlen statt, bei denen diese Partei zum ersten Mal in der gesamten Republik antritt. Was es damit auf sich hat und warum gerade dieser Urnengang in dem NATOPartnerstaat und engen Verbündeten von EU und USA von zukunftsweisender Relevanz sein könnte, wird hierzulande vielen Menschen so wenig vertraut sein wie das Parteienkürzel HDP. Für die hier lebenden Staatsangehörigen der Türkei, ob nun türkischer oder kurdischer Volkszugehörigkeit, stellt sich dies natürlich vollkommen anders dar, verknüpft sich doch für nicht wenige unter ihnen gerade mit dieser Partei und ihrem möglichen Wahlerfolg die Hoffnung auf eine grundlegende Verbesserung der Lage in der Türkei - was keineswegs nur die Lebensverhältnisse des kurdischen Bevölkerungsteils betrifft, sondern ganz generell die demokratischen und sozialen Verhältnisse, um die es alles andere als zum besten bestellt ist. Elektronische Zeitung Schattenblick Für all diejenigen, die der türkischen Sprache nicht mächtig sind, sei vorab erläutert, daß HDP die Abkürzung für Halklarin Demokratik Partisi ist, was zu deutsch Demokratische Partei der Völker bedeutet. Der Name ist Programm. Hervorgegangen 2012 aus dem Demokratischen Kongreß der Völker (Halklarin Demokratik Kongresi) ist diese Partei ihrer Satzung zufolge mit dem Ziel angetreten, eine demokratische Volksherrschaft zu errichten und allen in der Türkei lebenden Menschen ein Dasein in Würde und ohne Repression, Ausbeutung und Diskriminierung zu ermöglichen. Aus diesen Gründen ist es naheliegend und folgerichtig, daß sie, auch wenn ihre Wurzeln fraglos in der kurdischen Bewegung zu verorten sind, weder eine explizit "türkische" noch eine "kurdische" Partei sein will, sondern alle Menschen gleichermaßen anspricht und gerade auch die Angehörigen von Minderheiten einbeziehen will, die - aus welchen Gründen auch immer - in der türkischen Gesellschaft bislang an den Rand gedrängt, von den politischen Gestaltungsprozessen ferngehalten und allzu häufig massivster Repression ausgesetzt waren. Zur Parteigeschichte wäre noch zu ergänzen, daß die HDP als Dachpartei aufgefaßt werden könnte, in der sich die kurdische Partei des Friedens und der Demokratie (Baris ve Demokrasi Partisi - BDP) sowie kleinere Gruppierungen und Parteien aus dem linken Spektrum zusammengefunden haben. Prominente Abgeordnete der BDP wechselten im Oktober 2013 zur HDP, die im jetzigen Parlament bereits über 29 Mandate verfügt. Da die neue Partei sich nicht nur an ihren Erklärungen, sondern auch an ihren Taten messen lassen will, wird sehr viel Wert auf die innerparteiliche Umsetzung ihrer demokratischen Grundsätze gelegt. Dies schlägt sich beispielsweise in dem strikten Prinzip des Ko-Vorsitzes nieder, womit gemeint ist, daß alle Parteiämter mit einer Frau und einem Mann besetzt werden müssen. Seite 2 Ihre erklärte Absicht, bislang parlamentarisch ausgegrenzte Gruppierungen und Bewegungen zu berücksichtigen, machte sich in den Wahlergebnissen auf dem Parteitag vom 27. Oktober 2013 bemerkbar, als Vertreterinnen und Vertreter der Gezi-Park-Bewegung ebenso in den Parteivorstand gewählt wurden wie Angehörige ethnischer oder religiöser Minderheiten, der Gewerkschaften wie auch der Frauen-, Homosexuellen-, Schwulen- und Lesben- und Umweltbewegung. Die HDP könnte zum Stolperstein für undemokratische Neugestaltungspläne werden Auch wenn die HDP als erfrischend neue gesellschaftliche Kraft verstanden werden kann, die die Gesellschaft der heutigen Türkei weitaus besser repräsentiert und abbildet, als es den traditionellen Parteien wohl je möglich wäre, bliebe noch zu klären, warum gerade ihr möglicher Einzug ins Parlament für die gesamte Türkei, die weitere Entwicklung in der Region des Nahen und Mittleren Ostens und sogar die internationalen Beziehungen wichtig werden könnte. Daß der derzeitige Präsident der Türkei, Recep Tayyip Erdogan von der als islamisch-konservativ geltenden AKP, in den westlichen Führungsstaaten nicht unbedingt wohlgelitten ist, darf nicht zu einer Verwechslung führen. Die von ihm repräsentierten politischen Kräfte des Landes, mögen sie auch in innerstaatliche Auseinandersetzungen mit den kemalistischen Eliten oder auch der Fetullah-Gülen-Bewegung verstrickt sein, dürften bestenfalls bereit sein, die Rolle eines Aktivpostens westlicher Stellvertreterpolitik in der gesamten Region des Nahen und Mittleren Ostens gegen eine Neuauflage türkischer Großmachtspläne einzutauschen. Hälfte des vorigen Jahrhunderts je gestört haben, so wenig hätten sie wohl dagegen einzuwenden, wenn deren politische Grundpositionierung, sprich die Mitgliedschaft in der NATO sowie die Festlegung auf eine strikt neoliberale Wirtschaftspolitik, mit härtesten Bandagen durchgesetzt wird, sollten die oppositionellen Kräfte, die sich innerhalb wie auch außerhalb des Parlaments formieren, einen Reife- und Entwicklungsgrad erreichen, der es ihnen ermöglicht, die Machtfrage zu stellen und zu ihren Gunsten von den Wahlberechtigten beantworten zu lassen. In diesem Zusammenhang sollte nicht vergessen werden, daß die türkische Verfassung, auch wenn 2010 einige Anpassungen vorgenommen wurden, von den Putschgenerälen 1980 bestimmt wurde und noch heute Prinzipien und Regelungen enthält, die einem Demokratie-Echttest kaum standhalten können. Ein markantes Beispiel ist die 10Prozent-Hürde des türkischen Wahlsystems. Ist die bundesdeutsche 5-Prozent-Klausel, die aus einem historischen Kontext - Stichwort Weimar - heraus begründet wird, schon nicht gerade ein Ausbund an demokratischer Freigeistigkeit, weil sie es nahezu verunmöglicht, randständige Positionen in die parlamentarischen Prozesse einzubringen, was diesen wiederum erst die Möglichkeit eröffnen würde, im Rahmen der Politikgestaltung ihre potentielle Überzeugungskraft zu entwickeln und unter Beweis zu stellen, kommt eine 10-ProzentHürde einem Vorschlaghammer gleich, der jeder Veränderung parlamentarischer Kräfteverhältnisse schon im Ansatz entgegenwirkt. In der Türkei ist es sogar so, daß die für die Parteien, die an der 10-ProzentHürde scheitern, abgegebenen Stimmen der stärksten Partei zugeschlagen werden, womit der Wille So wenig, wie sich die westlichen der Wählerinnen und Wähler, die sie Demokratien an den Militärput- abgegeben haben, aufs fundamenschen in der Türkei in der zweiten talste mißachtet wird. www.schattenblick.de Mi, 22. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick Der 10ProzentHürde den Kampf angesagt die Tür zum Informati onsbüro der HDP steht nicht nur am Eröffnungstag offen... Foto: © 2015 by Schattenblick Das neue türkische Sicherheitsgesetz gibt einen Vorgeschmack auf Erdogans Zukunftspläne Die bevorstehenden Parlamentswahlen weisen einen weiteren, höchst prekären Aspekt auf. Ergodan will die parlamentarische Verfaßtheit der türkischen Republik mehr noch als bisher zurückschrauben und durch ein Präsidialsystem ersetzen, in dem alle Fäden der Macht auf ihn zulaufen bzw. zugeschnitten sind, während dem Parlament ein nur noch marginaler Einfluß bleibt. Von einem Aufschrei der Empörung ist aus den westlichen Hauptstädten nichts zu vernehmen angesichts dieser drohenden massiven Rückentwicklung in Sachen Demokratie. Im Deutschlandfunk wurde am 30. März anläßlich des Berlin-Besuches des HDPVorsitzenden Selahattin Demirtas berichtet, daß der türkische Staatspräsident ein präsidiales System einführen wolle, was nur die Demokratische Partei der Völker (HDP) verhindern könne. [1] Mi, 22. April 2015 Einen Vorgeschmack dessen, was der türkischen Gesellschaft blühen würde, sollte Erdogan am 7. Juni mit seiner AKP eine Mehrheit erlangen, die es ihm ermöglichen würde, die Verfassung zu ändern, lieferte das neue Sicherheitsgesetz. Die Kritikerinnen und Kritiker Erdogans sprechen von einem Schritt in den Polizeistaat. In der Nacht zum 19. Februar waren im Parlament bei der Debatte über dieses Gesetz, die unter Ausschluß von Presse und Öffentlichkeit geführt wurde, fünf oppositionelle Abgeordnete kemalistischer, sozialistischer und pro-kurdischer Parteien von Mitgliedern der Regierungspartei AKP zum Teil krankenhausreif geschlagen worden. Die Oppositionellen hatten alle parlamentarischen Mittel eingesetzt gegen die Verabschiedung dieses Gesetzes. Nach Angaben des CHP-Abgeordneten Mahmut Tanal hatte die Prügelei damit begonnen, daß mehrere AKPMandatsträger aufAbgeordnete der HDP losgingen. Gegenüber der türkischen Zeitung Hürriyet erklärte der HDP-Abgeordnete Ertugrul Kürkcü: "Die AKP-Abgeordneten haben einen Vorgeschmack dessen geliefert, wozu sie die Polizeikräfte einzusetzen gedenken, wenn sie es schaffen sollten, dieses Gesetz durchzubringen." [2] www.schattenblick.de Die (parlamentarischen) Proteste waren vergebens, das umstrittene Sicherheitsgesetz ist Anfang April mit der Unterschrift Erdogans in Kraft getreten. Massenversammlungen wie bei den landesweiten Gezi-ParkProtesten im Sommer 2013 können jetzt im Ansatz verhindert werden. Die Befugnisse der Polizei bei Festnahmen und Hausdurchsuchungen wurden erheblich erweitert, bei Demonstrationen können sogar Schußwaffen eingesetzt werden. Die Provinzgouverneure können Kundgebungen nach ihrem Gutdünken verbieten und den Ausnahmezustand verhängen. Allen, die dann dennoch auf die Straße gehen, drohen allein deshalb hohe Haftstrafen. Ohne Hinzuziehung eines Ermittlungsrichters können Demonstranten bis zu 48 Stunden inhaftiert werden, wodurch nach Ansicht der Kritikerinnen und Kritiker der rechtsstaatliche Schutz vor Folter und Mißhandlungen mehr noch als bisher ausgehöhlt wird. Praktische Solidarität Kontakt und Informationsbüro der HDP bei der Partei DIE LINKE.Altona Foto: © 2015 by Schattenblick Sieht die AKP ihre absolute Mehrheit schwinden? Wie in Telepolis am 13. April berichtet, würde die AKP jüngeren Umfragen zufolge unter 40 Prozent kommen, während die Oppositionsparteien leichte Zuwächse zu verzeichnen haben. Die kemalistische CHP würde demnach auf 25 bis 30 Prozent kommen, der rechtsnationalistischen MHP werden zwischen 12 und 18 Prozent vorausgesagt. Für die HDP gilt als fraglich, ob sie die 10Seite 3 Elektronische Zeitung Schattenblick Prozent-Hürde wird nehmen können. [3] Daß die HDP bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr im landesweiten Durchschnitt nur auf 2,1 Prozent kam, steht ihrem Potential, deutlich mehr Wählerinnen und Wähler anzusprechen, weil sie eine glaubwürdige Alternative zum bisherigen Politik-Betrieb offeriert, keineswegs entgegen. Dies bewahrheitete sich bereits bei der Präsidentschaftswahl im August 2014, als der HDP-Vorsitzende Selahattin Demirtas 9,8 Prozent erzielte. Gegenüber der Deutschen Welle erklärte der Politologe Behlül Özkan von der Marmara-Universität in Istanbul: "Schon von seiner Sprache her ist Demirtas ganz anders als die älteren Politiker, er hat es geschafft, Wähler auch im (nicht-kurdischen) Westen der Türkei anzusprechen". [4] Inzwischen scheint die "Schicksalswahl" vom 7. Juni in der Türkei ihre Schatten voraus zu werfen. Die illegalisierte Kurdische Arbeiterpartei (PKK) will, wie es in einer aktuellen Erklärung des Hauptquartiers der Volksverteidigungskräfte (HPG) hieß, ungeachtet der jüngsten Provokationen der türkischen Armee an dem seit zwei Jahren geltenden Waffenstillstand festhalten und auf weitere Angriffe seitens der Armee nur mit Maßnahmen zur Selbstverteidigung reagieren. [5] Was war geschehen? Einem Bericht der jungen Welt zufolge sollen am 11. April auf dem Tendürek-Berg in der Provinz Agri bei einer Armeeoperation nach Angaben der HPG fünf Soldaten, ein Guerillakämpfer und ein Zivilist ums Leben gekommen sein. Wie es hieß, hätten noch mehr Soldaten einer 15köpfigen Militäreinheit getötet werden können, wenn sich nicht Dorfbewohner zu ihrem Schutz zwischen die Fronten gestellt hätten. Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Partei der Demokratischen Regionen (DBP) [6], Kamuran Yüksek, habe die AKP-Regierung geplant, zu Wahlkampfzwecken die Leichname der 15 Soldaten in verschiedene Seite 4 Städte des Landes zu schicken. Sie seien in den Tod geschickt worden, so der Vorwurf. Auf einer Wahlkundgebung in Istanbul sprach der HDPVorsitzende Selahattin Demirtas von einer geplanten Täuschungsoperation: "Sie haben 15 Soldaten im Kampfgebiet in Agri zurückgelassen, acht davon verwundet. Die Soldaten sollten dort sterben, damit die Stimmen der AKP bei der Wahl ansteigen." Die Verwundeten seien von HDP- und DBP-Mitgliedern gerettet worden. [5] Gründe und damit ein Motiv, gerade die HDP im Vorfeld Metin Kaya der Parlamentswahlen in Mißkredit Foto: © 2015 by Schattenblick zu bringen, dürfte es aus Sicht der AKP genug geben, räumte doch vor kurzem sogar ihr Vizepremier Bülent angehörigkeit aufforderte, ihre StimArinc ein, daß elf bis zwölf Prozent me der HDP zu geben. [7] In vielen Städten kommt es auch auf lokaler für die HDP möglich seien. Partei-Ebene zu SolidaritätsbekunNicht nur in der Türkei, auch im Aus- dungen für die HDP. In Hamburg land, so auch in der Bundesrepublik beispielsweise wurde am Sonntag, Deutschland, bewegt die bevorste- dem 12. April, bei der Partei DIE hende Parlamentswahl die Gemüter. LINKE.Altona [8] ein Kontakt- und Ob sich die politischen Verhältnisse Informationsbüro der Demokratinach dem 7. Juni, sollte Erdogan die schen Partei der Völker (HDP) eröfffür seine undemokratischen "neue net. Anläßlich dessen stellten sich Türkei"-Pläne erforderliche absolute auf einer Pressekonferenz Metin KaMehrheit erzielen, noch weiter ver- ya vom Bezirksverband Altona der schlechtern oder die Demokratiebe- Linkspartei, die Bürgerschaftsabgewegung in der Türkei mit der HDP ordnete der Partei Die Linke Cansu ein parlamentarisches Standbein eta- Özdemir und Yavuz Fersoglu, Spreblieren kann, das es ihr ermöglicht, cher des Deutsch-Kurdischen Kulden bevorstehenden Rechtsruck zu turvereins, den Fragen der vielen Inverhindern und die Frage nach einem teressierten und Medienvertretenfundamentalen Politikwechsel sowie den, die Metin Kaya im Namen des der politischen Lösung des soge- Bezirksvorstandes und -verbands nannten Kurdenproblems auf die seiner Partei willkommen geheißen Agenda zu setzen, ist für viele demo- hatte. kratische Parteien und OrganisatioIn seinen einführenden Worten ernen von großem Interesse. klärte der Linkspolitiker, daß sich die HDP zum ersten Mal in ihrer GeWahlkampfunterstützung für die schichte türkeiweit zur Wahl stelle. Sie umfasse alle nationalen und reliHDP in Deutschland giösen Minderheiten, die es in der In der Bundesrepublik hat der Partei- Türkei gibt, ebenso wie weitere vorstand der Linken mit seinem Be- Gruppierungen, die sich bislang im schluß vom 28. und 29. März 2015 Parlament nicht vertreten fühlen und bereits ein unmißverständliches Zei- es auch nicht sind. Die Altonaer chen gesetzt, indem er seine politi- Linkspartei möchte ihren Teil dazu sche Unterstützung für den Wahl- beitragen, daß die HDP die 10-Prokampf der HDP erklärte und die Par- zent-Hürde schafft, weil das System teimitglieder mit türkischer Staats- in der Türkei undemokratisch sei und www.schattenblick.de Mi, 22. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick aus der Zeit des faschistischen Putsches von 1980 stamme. Das bedeute zum Beispiel, daß, wenn eine Partei die 10 Prozent nicht schafft, die an sie abgegebenen Stimmen und die Mandate an die Partei mit den meisten Stimmen übergeben werden. Ob die übrigen Parteien ihre Stimmenzahlen erhöhen würden oder nicht, sei nicht so entscheidend wie die Frage, ob die HDP ins Parlament kommt oder nicht. Ihre Präsenz dort würde voraussichtlich dazu führen, daß die jetzige Regierungspartei nicht alleine regieren und ihre auf Repression gerichtete Politik nicht mehr so einfach durchsetzen könne, weil es dagegen erheblichen Widerstand geben würde. Aus diesen Gründen haben sich in Hamburg wie auch an vielen anderen Orten in ganz Europa, wie Metin Kaya betonte, Initiativen aus ganz verschiedenen demokratischen Organisationen gebildet, die sich mit der HDP politisch verbunden fühlen und ihre Bemühungen um einen Wahlerfolg unterstützen. Cansu Özdemir Foto: © 2015 by Schattenblick Die Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Cansu Özdemir erläuterte in ihrer anschließenden Ansprache die politischen Beweggründe ihrer Partei, die HDP - wie zuvor schon die griechische Syriza - im Wahlkampf zu unterstützen. Die Partei Die LinMi, 22. April 2015 ke verstehe sich selbst auch als eine linke, emanzipatorische und antikapitalistische Partei, was sie mit der HDP vereine. Die HDP sei keine klassische Partei des etablierten Systems, sondern eine Bewegung in der Türkei und in Kurdistan, die sich in den vergangenen Jahren sehr deutlich und konsequent dafür eingesetzt habe, alle ethnischen, religiösen und sonstigen Interessengruppen wie beispielsweise auch die verschiedenen transsexuellen Gruppierungen einzubeziehen. In der Kandidatenund Kandidatinnen-Liste der HDP spiegele sich die gesamte Vielfalt der Türkei wider, sie enthalte Angehörige der klassischen türkischen Linken ebenso wie Repräsentantinnen und Repräsentanten der Aramäer, Armenier und weiterer Minderheiten. Sie alle stünden einer patriarchalkonservativen Regierung gegenüber, die keinen Wert auf emanzipatorische Schritte nach vorn lege. Durch den IS-Terror im Irak und in Syrien hätten viele Kandidatinnen und Kandidaten ethnischer und religiöser Minderheiten großes Leid erfahren, was sie jetzt dazu bewogen habe, sich stark in der Demokratiebewegung zu engagieren. Mit der HDP im Parlament könne es zu einer Demokratisierung des gesamten Systems kommen, der AKP drohe dann der Verlust ihrer Parlamentsmehrheit. Je stärker die HDP im Parlament, aber auch auf den Straßen vertreten sei, umso mehr bestehe für die gesamte Türkei wie auch für Kurdistan die Möglichkeit eines grundlegenden Demokratisierungsprozesses. Ein weiterer Grund, auch hier in Deutschland den Wahlkampf der HDP zu unterstützen, sei, wie Cansu Özdemir erläuterte, die katastrophale Situation der Frauen in der Türkei. Die türkische Justiz mache, wenn Frauen sexuellen Mißbrauch erfahren haben, die Opfer zu Tätern. An den Strukturen des türkischen Staates könne man deutlich sehen, daß die Türkei kein frauenfreundlicher Staat ist. Frauenhäuser werden verwww.schattenblick.de nachlässigt, auf allen politischen Ebenen gäbe es für Frauen kaum die Möglichkeit politischer Mitwirkung. Die HDP stelle demgegenüber eine klare Alternative dar durch ein Modell, das es ermöglicht, daß Frauen auf allen Ebenen vertreten sind und politisch mitwirken können. Innerhalb der Partei werde dies durch das Prinzip der Ko-Strukturen sowie eine 40-Prozent-Frauenquote gewährleistet. Aus all diesen Gründen habe die Partei Die Linke erklärt, die HDP zu unterstützen. Von Hamburg aus sei wie auch aus anderen deutschen Städten geplant, mit einer Delegation zur Wahlbeobachtung während der Wahl in Kurdistan präsent zu sein, ist doch davon auszugehen, daß es wieder zu Wahlbetrug kommen könnte. Die linke Bürgerschaftsabgeordnete erwähnte abschließend die jüngsten Angriffe des türkischen Militärs. So war am Tag zuvor ein HDPMitglied in der Provinz Agri erschossen worden, weil es sich als lebendes Schutzschild den Schüssen entgegengestellt hatte mit dem Ziel, den Friedensprozeß zwischen der kurdischen Bewegung und dem türkischen Staat zu schützen. Zusammenfassend erklärte Cansu Özdemir, daß die HDP für eine demokratische und friedliche Lösung der kurdischen Frage und auch der anderen Demokratieprobleme der Türkei stehe. Das Büro der Altonaer Linkspartei sei von nun an eine Anlaufstelle [8], um von hier aus die Wahlkampfbemühungen der HDP zu unterstützen. Hier können sich Interessierte und Unterstützerinnen und Unterstützer treffen, diskutieren und Vorschläge unterbreiten, hier können sich Wahlberechtigte konkret darüber informieren, wo und wie sie ihre Stimme abgeben können, wovon gleich am Eröffnungstag rege Gebrauch gemacht wurde. So wurde darüber informiert, daß ab dem 8. Mai in Deutschland an allen türkischen Konsulaten, aber auch überall beim Zoll zum Beispiel an FlughäSeite 5 Elektronische Zeitung Schattenblick fen unter Vorlage des Ausweises ge- entgegen anderslautender Vereinbawählt werden könne. rungen mit den europäischen Staaten keine offizielle Wahlbeobachtung Ein Besucher, der bereits zweimal geben werde, weil die türkische Reals Wahlbeobachter in der Türkei ge- gierung dies nicht akzeptiere. Wie wesen war, fragte, wie denn gesi- schon bei früheren Wahlen werde es chert sei, daß es bei der Stimmabga- von seiner Partei eine ehrenamtlich be hier in Deutschland nicht zu tätige Delegation geben, die an beWahlfälschungen oder -behinderun- stimmten Orten die Wahlen beobachgen kommen könne. Daraufhin er- ten und auf schriftlichen, mündliläuterte Yavuz Fersoglu, der Spre- chen und audivisuellen Wegen ggf. cher des Deutsch-Kurdischen Kul- Beweismaterial sichern wird, um es turvereins, daß es dazu Gespräche internationalen Stellen zur Verfümit dem Konsulat gegeben habe. Es gung stellen zu können. Dies sei wurde vereinbart, daß die versiegel- zwar keine offiziell tätige Delegatiten Urnen dort täglich bereitgehalten on, doch hätte bei früheren Initiatiwerden. Eine deutsche Sicherheits- ven dieser Art bereits die Erfahrung firma bewahre sie dann nachts auf gemacht werden können, daß allein und stelle sie tagsüber wieder hin. die Anwesenheit ausländischer BeAm 31. Mai werden die Stimmen obachterinnen und Beobachter eine dann hier in Deutschland ausgezählt gewisse einschränkende Wirkung in Anwesenheit von Wahlmännern nicht verfehle. und -frauen aller Parteien, die auch während des gesamten Wahlprozes- Der Schattenblick wird angesichts ses anwesend sind. Die Ergebnisse der vielfach an einen Wahlerfolg der der Stimmauszählung werden proto- HDP geknüpften parlamentarischen kolliert und von den Parteivertretern Chance einer Demokratisierung des und -vertreterinnen unterschrieben, NATO-Partners Türkei die Berichtbevor die Stimmen in die Türkei erstattung über die Bemühungen, in überführt werden. Er hoffe sehr, so und von Deutschland aus ihren Fersoglu, daß auf diese Weise sicher- Wahlkampf zu unterstützen wie hier gestellt werden könne, daß das de- von der Partei Die Linke in Hammokratisch ablaufe. burg-Altona und das in ihren Räumen eröffnete Kontakt- und Informationsbüro der HDP [8] durch Interviews mit Cansu Özdemir, Metin Kaya und Yavuz Fersoglu fortsetzen. Anmerkungen: [1] http://www.deutschlandfunk.de/selahattin-demirtas-erdogans-einziger-gegner.1773.de.html?dram:article_id=315666 Yavuz Fersoglu Foto: © 2015 by Schattenblick [2] https://www.jungewelt.de/2015/02-19/015.php [3] http://www.heise.de/tp/artikel/44/44633/ Das Thema Wahlfälschung wurde während der Debatte wiederholt auf- [4] http://www.dw.de/kurdenparteigegriffen. Ein Mitglied der Partei kostet-erdogan-wählerstimmen/aDie Linke wies darauf hin, daß es 18360134 Seite 6 www.schattenblick.de [5] http://www.jungewelt.de/2015/04-14/007.php [6] Die kurdische Partei "Baris ve Demokrasi Partisi" (BDP - Partei des Friedens und der Demokratie) ist assoziiertes Mitglied der Sozialistischen Internationale sowie der Sozialdemokratischen Partei Europas. Im Juli 2014 änderte sie auf ihrem dritten Parteikongreß ihren Namen in "Demokratik Bölgeler Partisi" (DBP Partei der Demokratischen Regionen). [7] http://www.die-linke.de/partei/organe/parteivorstand/parteivorstand-2014-2016/beschluesse/unterstuetzung-der-hdp/ [8] Das Kontakt- und Informationsbüro der Demokratischen Partei der Völker - HDP (Halklarin Demokratik Partisi) befindet sich im Parteibüro DIE LINKE.Altona, Am Felde 2, 22765 Hamburg und ist täglich auch am Wochenende - von 12.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. http://www.schattenblick.de/ infopool/politik/report/ prbe0191.html SCHACH - SPHINX Ausdruck künstlerischen Feuers Die schnöde Jagd nach dem Gewinn, wie eine Migräne empfinden sie feingeschliffenere Geister. Und die heutige Zeit ist in der Tat eine einzige Hetzpartie. Auf den Turnieren schlagen die Rivalen fast mit den Köpfen zusammen, so emsig beugen sie sich über die Bretter, daß ihnen ja nicht der geringste Vorteil entgehe. Rastlose Gedanken schaffen gereizte Eingeweide. Und wer immer nur Feuer küßt, verbrennt sich nicht nur die Lippen, sondern auch Haar und Haut. Jedenfalls fühlte sich der Prager Meister Lubomir Kavalek wie ein einsamer (SB) Mi, 22. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick Wahrheitssucher inmitten trostloser Wüsten: "Schach muß man zum Vergnügen spielen. Wenn du für Geld spielst oder für Ranglistenpunkte, macht es keinen Spaß." Um geistige Enge zu vermeiden, hatte der talentierte Großmeister und WeltmeisterSekundant in seiner Heimatstadt vor Zeiten Dichterlesungen abgehalten. Als dann sowjetische Panzer den Traum eines ganzen Volkes zunichte machten und der Prager Frühling unter der Gewalt der Waffen erstickt wurde, emigrierte Kavalek zunächst nach Deutschland und zwei Jahre später in die USA. Seinen Idealen hat er jedoch auch in der Fremde nie abgeschworen. Überzeugt davon, daß die Seele des Schachspiels in der Mannigfaltigkeit, nie jedoch im Kommerz liegt, widmet sich der studierte Journalist auch gelegentlich dem Schmieden von kleinen Versen. Schachkünstler, so Kavalek, sind Menschen mit einmal einen gehaltvollen Film an. Wie ein Ausdruck künstlerischen Feuers sind auch seine Partien. Im heutigen Rätsel der Sphinx gelang ihm mit den weißen Steinen gegen seinen Kontrahenten Nepomniaschtschi eine fein abgestufte Opfer-Gewinnkombination. Kannst du sie aus dem Gestein meißeln, Wanderer? Auflösung letztes SphinxRätsel: Jemelin - Nepomniaschtschi St. Petersburg 1997 dem ausuferndem Bedürfnis, sich auf vielen Gebieten des Geistigen zu verwirklichen. Aus dem Schach ein Spezifikum zu machen, wäre für ihn wie "Lebendigbegrabensein". Auch der russische Meister Jemelin besucht gern Dichterlesungen, Literaturkreise, Theaterstücke oder sieht sich auch Meister Vadasz hatte seine Streitmacht eng um den schwarzen König zusammengezogen. Zum Abschluß gab es dann einen rechten Kanonenschlag mit 1.Df7-g8+! Kh8xg8 2.f6f7+ nebst Matt. Eine Miniatur von überzeugender Kraft! http://www.schattenblick.de/ infopool/schach/schach/ sph05451.html SOZIALWISSENSCHAFTEN / REPORT / BERICHT Krieg um die Köpfe - Ducken, warten, Daten sammeln ... Resilienz Chiffre sozialer Kapitulation Vortrag am 7. März 2015 an der Freien Universität Berlin "Krieg um die Köpfe - Der Diskurs der Verantwortungsübernahme" Kongreß der Neuen Gesellschaft für Psychologie vom 5. bis 8. März 2015 in Berlin (SB) "Gelobt sei, was hart macht!" was Friedrich Nietzsche einst mit der Forderung, jetzt müsse "das Mildeste an dir noch zum Härtesten werden", denn wer "sich stets viel geschont hat, der kränkelt zuletzt an seiner vielen Schonung", zur Maxime erfolgreichen Überlebens erhob, warfschon vor 130 Jahren einen fahlen Lichtschein aufdie Verabsolutierung des ökonomischen Nutzens im Neoliberalismus. "Ich lobe das Land nicht, wo Butter und Honig - fließt!" hieß es im nächsten Satz dieses Zitats aus dem epochalen Werk "Also sprach Zarathustra", und nichts Mi, 22. April 2015 anderes verkünden die sozialdarwinistischen Vordenker einer Welt, deren knapper werdende Ressourcen durch die Einspeisung in ihren vermeintlich lohnendsten Verwertungszweck zählbar gemacht werden. Auch wenn es heute niemand mehr so direkt in einer vom NS-Regime kontaminierten Sprache sagen will, ist der Imperativ der Abhärtung allgegenwärtig. Ihm wird beim Eisenstemmen in den Fitness-Studios der Republik ebenso gehuldigt wie bei der Bundeswehr, wo der "archaische www.schattenblick.de Kämpfer" analog zum leistungsoptimierten Wettbewerber auf dem Markt der Lohnarbeit Maß aller erfolgversprechenden Dinge ist. Nicht viel besser sieht es in den Sozialwissenschaften aus, wo das in den 1950er Jahren in die Psychologie eingeführte Konzept der Resilienz Furore macht. Der ursprünglich aus der Physik stammende und aus Lateinisch "resilire" für "Abprallen, Abfedern" entwickelte Begriff bezeichnet im weitesten Sinne die Entwicklung von Fähigkeiten zur Krisenbewältigung aus einer Situation Seite 7 Elektronische Zeitung Schattenblick der Belastung heraus, was im besten Fall mit konkreten Lerneffekten einhergehen soll. Dem ursprünglichen Wortsinn gemäß wird auch von der Fähigkeit, eine Störung abzufedern, gesprochen, von einem System flexibler Stabilität, das in der Lage ist, äußeren Einflüssen im Sinne des Eigenerhalts dadurch zu entsprechen, daß die ursprüngliche Ausgangslage wiederhergestellt wird. Die Ausgangslage als solche wird in diesem Konzept jedoch nicht in Frage gestellt. Welche Defizite und Krisen die Menschen auch immer umtreiben, bei der Entwicklung von Resilienz geht es allein darum, mit diesen Herausforderungen auf optimale Weise zurechtzukommen. Somit handelt es sich um eine zutiefst positivistische und affirmative Strategie, setzt sie doch die grundsätzliche Akzeptanz von Mißständen voraus, anstatt die Frage zu stellen und zu entwickeln, wie zu verhindern wäre, daß Menschen überhaupt erst in eine lebensbedrohliche Schieflage geraten. Zweifellos wirft die unmittelbare Problembewältigung technische Fragen aller Art auf und verlangt nach konkreten Antworten auf diese. Die Verallgemeinerung situativer Analysen und Schlußfolgerungen zu einem abstrakten Konzept sozialstrategischer Ermächtigung trägt jedoch dazu bei, administrative Lösungen zu legitimieren, die die Funktionseliten in Staat und Gesellschaft aus der Verantwortung entlassen, für eine Welt zu kämpfen, in der Solidarität mit Mensch und Natur an die Stelle einer im Kern sozialdarwinistisch bestimmten Resilienz tritt. Letzeres ergibt sich aus der Funktionslogik kapitalistischer Vergesellschaftung, bleibt diese doch stets dem abstrakten Nutzen einer Kapitalverwertung verpflichtet, demgegenüber individuelle Notlagen auf eine Weise rechenschaftspflichtig gemacht werden, die selbst die erstrebenswerte Qualität selbstbestimmten Handelns als "eigenverantwortliches" Kompensieren gesellschaftlicher Mißstände ins Reaktionäre kehrt. Seite 8 Thomas Gebauer Foto: © 2015 by Schattenblick Eigenverantwortlich unterwerfen ... Für den Referenten nimmt sich das Konzept der Resilienz wie ein neuer Stern am Himmel nicht nur der Erziehungswissenschaften und der Psychologie, sondern auch der Organisationsberatung, der Entwicklungszusammenarbeit und sogar der Sicherheitspolitik aus. Wie er anhand der umfassenden Präsenz des Begriffs im Internet darlegt, hat er fast den Charakter eines Allheilmittels für die Bewältigung der Krisen und Probleme in der heutigen Welt angenommen. Nicht von ungefähr sei diese Entwicklung in die neoliberale Hegemonie eingebettet, deren Stoßrichtung, gesellschaftliche Verantwortung in die Sphäre des Privaten abzudrängen, das Konzept Resilienz aufs paßförmigste entspricht. Die Behauptung, die Bundesrepublik müsse mehr sicherheitspolitische Verantwortung übernehmen, liege auf der gleichen Linie einer zunehmenden Verantwortungslosigkeit im Sozialen und stehe daher nicht im Widerspruch zur Forderung nach mehr Eigenverantwortung, denn beides sei Ausdruck einer Politik, die sich voll und ganz der herrschenden kapitalistischen Ökonomie ausgeliefert hat. Die neoliberale Zurichtung des Menschen auf "Eigenverantwortung" ist auch das Stichwort für den Psychologen Thomas Gebauer, der als Geschäftsführer der sozialmedizinischen Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international über umfassende Kenntnisse in der Praxis staatlichen wie zivilgesellschaftlichen Krisenmanagements verfügt. Auf dem diesjährigen Kongreß der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP) zum Thema "Krieg um die Köpfe - Der Diskurs der 'Verantwortungsübernahme'" analysierte Gebauer in seinem Vortrag über "Resilienz im neoliberalen Diskurs der 'Eigenverantwortung' aus der Sicht einer Hilfsorganisation" den Verfall des Prinzips gesellschaftlicher Verantwortung im Sinne ihrer Rückbindung an informelle soziale Strukturen wie Familien oder Nachbarschaften. Da sich an diese keine Rechtsansprüche richten lassen, konstatiert Gebauer die Entwicklung eines völlig neuen Staatsverständnisses, das sich von der gesellschaftlichen Auf- Mit einem Blick auf die humanitäre gabe, die Menschenrechte zu ver- Krise in Griechenland spricht Gewirklichen, immer weiter entferne. bauer von einem System sozialpoliwww.schattenblick.de Mi, 22. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick tischer Verantwortungslosigkeit, das sich zu seiner Rechtfertigung mehr und mehr auch des Resilienzkonzepts bediene. Um dies zu dokumentieren, präsentiert der Referent einige Beispiele aus dem großen Angebot an kommerziellen ResilienzTrainingsprogrammen. Sie versprechen dem einzelnen Menschen oder Berufstätigen etwa, als "persönlicher Schutzschild gegen Streß und Burnout" zu dienen oder "das Geheimnis der sogenannten Stehaufmenschen" zu lüften, "die selbst aus schwierigen Situationen und Niederlagen noch gestärkt hervorgehen". Was auf dem in Krisenzeiten besonders boomenden Markt der Lebenshilfeangebote wohlfeil ist, ist auch der Politik nicht zu teuer, wie das Erste Resilienz-Forum der EU-Kommission 2014 in Brüssel zeigte. Als vorbildliches Beispiel für die Selbsthilfe, die Menschen in Abwesenheit staatlicher Zuständigkeit ergreifen müßten, wurde dort eine in küstennahen Dörfern Bangladeschs getroffene Maßnahme zur Abwehr von Flutschäden geschildert. Die Bevölkerung habe von der Hühner- auf die Entenzucht umgestellt. Nur weil Enten schwimmen können, müsse das für die von Überflutungen betroffenen Menschen kein Trost sein, so der Referent. Von besonderem Interesse für die Absicht der NGfP-Konferenz, die Militarisierung der Gesellschaft nicht kritiklos hinzunehmen, ist das seit 2008 laufende Comprehensive Soldier and Family Fitness Program der US Army. Es soll einer Million Soldatinnen und Soldaten dazu verhelfen, traumatische Erlebnisse positiv anzunehmen, um sie für persönliche Reifeprozesse und damit zur Stärkung ihrer Resilienz einzusetzen. Dadurch, daß negative Gefühle affirmativ umgedeutet werden, soll schließlich eine unbezwingbare Armee von immenser Kampfkraft entstehen. silienz von einem Bereich der Wissenschaft auf einen anderen die Gefahr in sich birgt, komplexe Zusammenhänge auf unsachgemäße Weise zu vereinfachen. Das könne auch der Grund für die Entuferung der Anwendung dieses Konzepts sein, dessen ursprünglichen Ansatz in Psychotherapie und Pädagogik, die gesunden seelischen Kräfte von Menschen zu stärken, er durchaus für begrüßenswert hält. Problematisch sei allerdings die Reduktion des Begriffs auf eine individuelle Bewältigungskompetenz. Wenn von einer Art immunisierender Persönlichkeitseigenschaft ausgegangen werde, die es lediglich zu wecken und zu trainieren gelte, sei es eben nicht mehr erforderlich, gesellschaftliche Mißstände zu kritisieren, um Menschen vor ihren negativen Auswirkungen zu schützen. Er begrüße durchaus den Ansatz, das Augenmerk weniger auf Erziehungsdefizite und mehr aufdie Ressourcen zu richten, die Menschen für eine gute Entwicklung brauchten. Dies vermeide eine mögliche Stigmatisierung und fördere die Entwicklung von Autonomie, Selbstverantwortung und Kompetenz. Dieses Vorgehen laufe aber gleichzeitig Gefahr, die Beseitigung sozialer Mißstände nicht mehr über die Aufstockung ohnehin überlasteter öffentlicher Budgets zu vollziehen, sondern an die Förderung von Ressourcen zu delegieren, über die der Mensch von Haus aus verfüge. Dabei könnten die Voraussetzungen für positive gesellschaftliche Entwicklungen wie ein gut ausgestattetes Bildungssystem, individuelle Anerkennung und soziale Gleichheit aus dem Blick geraten. Indem der Resilienzansatz auch anhand vieler Publikationen aus dem Bereich der Lebenshilfe- und Ratgeberliteratur Antworten auf Probleme zu geben scheine, die mit Ängsten und negativen Gefühlen aller Art besetzt sind, adressiere er im Grunde Gebauer vermutet, daß die Übertra- das wachsende Unbehagen an den gung eines Begriffs wie den der Re- gesellschaftlichen Verhältnissen. Die Mi, 22. April 2015 www.schattenblick.de Ambivalenz des Resilienzkonzepts, so Gebauer, bestehe darin, daß es auf dieses Unbehagen antworte und zugleich die Verhältnisse, die es hervorrufen, nähre. Während die großen Freiheitsund Glücksversprechen der Moderne für eine wachsende Zahl von Menschen notwendig unerfüllt blieben, würden alle, auch die privaten Bereiche des Lebens, einer von Marktwirtschaft und Verwaltung vorgegebenen Zweckrationalität unterworfen. Was Jürgen Habermas als Kolonisierung der Lebenswelt beschrieb, sei seiner Ansicht nach auch der Grund für das wachsende Unbehagen. Wo sich der Homo sapiens in einen Homo oeconomicus verwandelt, der seine Interessen, seine Beziehungen und sein Verhalten an betriebswirtschaftlichen Überlegungen ausrichtet, wo das unternehmerische Selbst den Menschen auf sein ökonomisches Kalkül reduziere, da verliere er seine emotionale Verankerung. Weder gebe es heute noch jene soziale Sicherheit, aus der heraus sich das eigene Leben angstfrei in die Hand nehmen läßt, noch können die einzelnen die strukturellen Vorgaben der Marktwirtschaft und Verwaltung, innerhalb derer sie als Unternehmer in eigener Sache tätig werden sollen, wirksam beeinflussen. All das löse Angst aus, die abgewehrt werden müsse und auf Entschädigung dränge. Neben dem rastlosen Konsum fetischisierter Ware verspreche die Suche nach Identität, für die es aber kaum noch feste Bezugspunkte gebe, Entlastung. Aus dieser Suche resultiere ein eher flackerndes Bewußtsein, dessen inneres Gesetz die Unruhe selbst ist. Eben diese Unruhe sei hochgradig systemkonform, so Gebauer. Das Gefühl einer inneren Getriebenheit korrespondiere perfekt mit der Allgewalt eines Marktes, dessen flüchtige Bilderwelt eine ebenso flüchtige, aber permanente Bewegung erfordere. Unter diesen Umständen könne es nicht verwundern, daß sich Erschöpfung und Depression breit machten. Seite 9 Elektronische Zeitung Schattenblick Was geschieht nun in einer Welt, in der die Menschen an der Vergeblichkeit unerreichbarer Ideale scheitern, sich ihre Verlust- und Versagensängste zu einem niederdrückenden Lebensgefühl verdichten und sie sich in narzistische Allmachtsphantasien flüchten? Im Ausschalten von Skrupeln und der Identifikation mit dem gesellschaftlich propagierten Ideal des Siegertyps verortet Gebauer die Schnittstelle zu einem Prototyp von Resilienz, der die Chance zur Selbstfindung auch in noch so traumatischen Erfahrungen erkennen und nutzen kann. Jener Charakterpanzer, dessen therapeutisches Aufbrechen Wilhelm Reich zum Mittel psychischer Gesundung erhob, werde in vielen der heutigen Resilienzprogramme im Gegenteil regelrecht aufgebaut. Gebauer will dies nicht jeder pädagogischen oder therapeutischen Praxis, die sich auf Resilienz bezieht, unterstellen. Ihm geht es vielmehr darum, deutlich zu machen, wie das Konzept der Resilienz im Kontext der neoliberalen Transformation von Gesellschaftlichkeit mißbraucht wird. Die Idee, man könne traumatischen Erfahrungen über Resilienztraining präventiv begegnen, sei längst der militärischen Ideologie entsprungen und in das allgemeine Leben vorgedrungen. Nicht mehr die Gestaltung menschenwürdiger Existenzvoraussetzungen sei das Ziel vieler Resilienzprogramme, sondern die Anpassung der Menschen an eine mehr und mehr versagende Welt durch Selbstoptimierung und den Aufbau von Schutzschildern. Wer dazu nicht bereit sei, werde zu entsprechenden Lektionen genötigt, erklärt der Referent unter Verweis auf moderne Ansätze im Umgang mit schwer erziehbaren Kindern, aber auch der ganz normalen Pädagogik. Damit kam Gebauer auf einen entscheidenden Punkt im Diskurs der Eigenverantwortung zu sprechen, nämlich die Bezichtigung des MenSeite 10 schen, an seiner Misere selbst schuld zu sein. In der Boulevardpresse gelten Armut, Bildungsferne, aber auch die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben längst als selbstverschuldet. Die Menschen hätten es schlicht versäumt, sich ihren Möglichkeiten gemäß durchzusetzen. Dieser massenwirksam verbreiteten Ansicht sei allerdings entgegenzuhalten, daß der Appell zur Eigenverantwortung gerade zu einem Zeitpunkt aufkam, als sämtliche Entwicklungschancen dazu systematisch unterhöhlt wurden. Gegen mehr Selbstbestimmung sei aus emanzipatorischer Sicht nichts einzuwenden, so Gebauer in Richtung eines Publikums, das einmal mit der Forderung nach Autonomie auf die Straße gegangen ist. Durch die Kolonisierung der Lebenswelt sei diese Forderung jedoch gegen sich selbst gewandt worden. Die Zurückweisung staatlicher Gängelung habe sozusagen in eine Form repressiver Emanzipation, die für viele Menschen quasi nichts anderes brachte, als vogelfrei zu werden, umgeschlagen. Resilienz sei mithin zu einer Art Schlüsselwort für die heutigen Verhältnisse geworden, das auch in den globalen Bemühungen um Krisenbewältigung, Katastrophenschutz und Entwicklungszusammenarbeit eine zentrale Rolle spiele. Da Politik kaum noch über ein reaktives Krisenmanagement hinausreiche, gelte Resilienz als zweckmäßigste Waffe gegen die herrschende Krisendynamik. Während Vorsorgemaßnahmen und Nothilfe selbstverständlich geleistet werden müssen, wäre es jedoch absurd, wenn daraus die Legitimation erwachse, nichts mehr gegen die Ursachen von sozialen und ökologischen Krisen tun zu müssen. So blieben die Bedingungen sozialer Katastrophen wie die Zerstörung traditioneller Lebensräume durch global agierende Agrar- und Rohstoffkonzerne unreguliert, um anstelle dessen mit Hilfe des Aufbaus lokaler Bewältiwww.schattenblick.de gungskapazitäten die Folgen einer ungebremsten Zerstörungspraxis besser abfedern zu können. Auch in der globalen Finanz- und Wirtschaftspolitik werde stark auf Resilienz gesetzt, weil so unter vermeintlich geringem Einsatz von Geld und Material große Erfolge etwa bei der Armutsbekämpfung erzielt werden könnten. Es sei nur ein wenig Training notwendig, vielleicht hier und da ein paar Ratschläge und Motivationshilfen, so die Ansicht der Funktionäre einer Global Governance, die den Anspruch, Krisenbewältigung im demokratischen Sinne von unten zu vollziehen, längst zugunsten der ihnen vertrauten, unternehmerischem Denken entlehnten Managementprinzipien aufgegeben haben. Wenn dieses Vorgehen immer wieder in sozialen Krisen wie zum Beispiel in Griechenland resultiert, wie Gebauer kritisch anmerkt, dann, so könnte man schlußfolgern, tritt erst recht Handlungsbedarf im Sinne zu erzeugender Resilienz ein. Schließlich ging der Referent noch auf die Anwendung des Resilienzbegriffs in der Sicherheitspolitik ein. Seit den Anschlägen des 11. September 2001 sei er fester Bestandteil aller sicherheitspolitischen Strategien geworden. So werde in der National Strategy for Homeland Security in den USA von der kritischen Infrastruktur des Landes, dem Zugang zu Schlüsselressourcen, der Stabilität des politischen Systems bis zu mentalen Einstellungen der Bevölkerung alles unter dem Stichwort der Resilienz diskutiert. Man geht davon aus, daß die heutigen Verhältnisse extrem störanfällig und eigentlich nicht mehr zu kontrollieren seien. Indem sie Krisen fast zwangsläufig produzierten, greife man zur Resilienz als einer Art nachgelagerten Sicherheit. Wenn jedoch alle davon ausgingen, daß die Katastrophe unvermeidbar sei, ob es sich nun um Klimawandel, Terroranschläge, Kriege, Seuchen oder Hunger handle, dann tendiere ResiMi, 22. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick lienz dazu, die Vorstellung, daß es anders sein könnte, als letzte noch verbliebene Sphäre von Freiheit zu kolonisieren. Für besonders bemerkenswert hält Gebauer die Tatsache, daß im Resilienzdiskurs der Bezug auf staatliche Institutionen durch die Anrufung informeller Gemeinschaften wie Familien, Nachbarschaften oder Kommunen ersetzt werde. Staatliche Institutionen flankierten dann vielleicht noch wirtschafts- oder sicherheitspolitische Interessen, setzten sich aber nicht mehr für die Gewährleistung sozialer Rechtsansprüche ein. Diese würden an gesellschaftliche Subsysteme delegiert, die Menschen zwar hilfreich zur Seite stehen könnten, aber letztlich nicht rechenschaftspflichtig seien. Daher schwinge in der Betonung von Resilienz ein komplett neues Staatsverständnis mit, das sich von der Idee der in öffentlicher Verantwortung zu realisierenden und schützenswerten Menschenrechte immer weiter entferne und letztlich jenen Gesellschaftsvertrag aufkündige, auf den sich die Subjekte moderner Staaten bislang verständigt hätten. So erweise sich Resilienz als eine Art Knotenpunkt zwischen deregulierter Ökonomie und einem bourgeoisen Staatsverständnis, das nur noch den Rahmen für die Verteidigung von Besitzständen und Privilegien zu sichern habe. Psychologisch gesehen versöhne Resilienz den Menschen mit Verhältnissen, die in ihrer krisenhaften Entwicklung auch zu wachsender sozialer Ungleichheit führen. Das zentrale Problem dieser Konzeption von menschlicher Widerstandskraft bestehe daher darin, daß sie sich zwar an widrigen Verhältnissen entzünde, schlußendlich jedoch zur Stabilisierung ebenjener Verhältnisse beitrage, gegen die man Sturm laufen müßte. An das Publikum, das seinen Vortrag mit langanhaltendem Beifall quittierte, appellierte Thomas Gebauer, einem solchen Widerstandsbegriff zu widerstehen. Mi, 22. April 2015 Plädoyer für unbescheidenen Widerstand Foto: © 2015 by Schattenblick zwischen der technischen Produktivkraftentwicklung und den immer weniger Schritt haltenden Produktionsverhältnissen auftun. Resilienz vom Kopf auf die Füße stellen Die Bruchlinien zu kitten, die den Homo oeconomicus seit Beginn der offen Es ist unschwer nachzuvollziehen, daß zutage tretenden Krise des Kapitals die im sozialwissenschaftlichen Kon- durchziehen, ist Ausdruck eines Krizept der Resilienz propagierte Wider- senmanagements, das nicht nur vom standsfähigkeit in einem einander aus- Verfall des Wertwachstums getrieben schließenden Verhältnis zu jeder Form wird, sondern den Widerstand gegen sozialen Widerstands steht, der die die neofeudale Aneignung der Welt Gültigkeit herrschender Verhältnisse ständig in Schach halten muß. Die von grundsätzlich in Frage stellt. Eben die- Gebauer beschriebene Kolonisierung ser ist das größte Hindernis arbeits- der Lebenswelt und Zerstörung des und sozialstrategischer Innovationen, Strebens nach der Überwindung herrwie derzeit mit dem Schlagwort "In- schender Verhältnisse durchzusetzen dustrie 4.0" beworben. Wo der Zugriff gelingt am wirksamsten durch das auf noch unerschlossene Reserven Schüren einer Überlebenskonkurrenz, mehrwertproduzierender Arbeit im- die jeden zum Feind des anderen mer entschiedener unter Ausschöp- macht. Dazu ist es erforderlich, die in fung aller Mittel technisch-wissen- der Resilienzdebatte aufgezeigten schaftlicher Intelligenz vorangetrieben Herausforderungen vollständig von wird, da forciert die Resilienzfor- ihrer sozialen und gesellschaftlichen schung die Verwandlung des Men- Genese zu lösen. Wo der Klimawanschen in Humankapital durch die Ad- del die Lebensvoraussetzungen für aption seiner Arbeitskraft an ihm Mensch und Natur zerstört, wo die Arfremde und widrige Bedingungen. beit dem Interesse an KapitalakkumuLängst zerrieben zwischen den Mehr- lation unterliegt, wo Menschen die Infachanforderungen des Multitasking dividuation zum Marktsubjekt als opder digitalisierten Arbeitswelt, von timale Erfüllung ihres Wunsches nach Angst vor dem sozialen Absturz ge- Teilhaberschaft verstehen, besetzt der trieben und seinen persönlichen Be- abstrakte Nutzen des Überlebens den ziehungen durch sozialdarwinistische Platz aller anderen Fragen. Konkurrenz entfremdet, ist das Marktsubjekt selbst zu einem Schlachtfeld Diese dahingehend zu entwickeln, jener Gegensätze verkommen, die sich daß die Möglichkeit, nicht allein zu www.schattenblick.de Seite 11 Elektronische Zeitung Schattenblick sein und solidarisch zu handeln, jedes Erfolgsstreben und Vorteilsdenken aus dem Feld schlägt, könnte als Antithese zur Ausbildung resilienter Fähigkeiten verstanden werden. Schwäche nicht als Überlebensnachteil zu fürchten und mit aggressiver Härte zu bekämpfen, sondern gerade dafür einzutreten, daß ihr der Vorrang bei der Bewältigung lebensbedrohlicher Katastrophen gegeben wird, bringt eine Handlungsfreiheit hervor, die sich aus gutem Grund nicht in Euro und Cent beziffern läßt. Ihr liegt die Bedingungslosigkeit eines Widerstands zugrunde, der die vollständige Unterwerfung des Menschen unter den abstrakten Nutzen ihm fremder Interessen vielleicht noch verhindern kann. Anmerkung: [1] http://www.ngfp.de/ Bisherige Beiträge zur NGfPKonfe renz in Berlin im Schattenblick unter www.schattenblick.de → INFO POOL → SOZIALWISSENSCHAF TEN → REPORT: BERICHT/029: Krieg um die Köpfe - auf die Füße stellen ... (SB) BERICHT/030: Krieg um die Köpfe - Miles legalitus ... (SB) INTERVIEW/024: Krieg um die Köpfe - teile und kriege ... Dr. Moshe Zuckermann im Gespräch (SB) INTERVIEW/025: Krieg um die Köpfe - Angriff ausgeschlossen ... Prof. Dr. Klaus-Jürgen Bruder im Gespräch (SB) INTERVIEW/027: Krieg um die Köpfe - Rückwärts voran ... Dr. Peer Heinelt im Gespräch (SB) INTERVIEW/028: Krieg um die Köpfe - Rückwärtsgang, nur schneller ... Dr. Friedrich Voßkühler im Gespräch (SB) INTERVIEW/029: Krieg um die Köpfe - Nibelungentreue ... Jürgen Rose im Gespräch (SB) INTERVIEW/030: Krieg um die Köpfe - Zum Menschen zurück ... Christiane Reymann im Gespräch (SB) INTERVIEW/031: Krieg um die Köpfe - Renaissance der Gewaltpsychiatrie ... Dr. Almuth Bruder-Bezzel im Gespräch (SB) INTERVIEW/032: Krieg um die Köpfe - Frieden schaffen ohne Waffen ... Mechthild Klingenburg-Vogel im Gespräch (SB) http://www.schattenblick.de/ infopool/sozial/report/ sorb0031.html POLITIK / REDAKTION / ASIEN Holt China Pakistan aus der wirtschaftlichen Misere? Gigantisches Investitionspaket bringt Islamabad und Peking näher (SB) Der zweitägige Staatsbesuch Xi Jinpings am 20. und 21. April in Pakistan - die erste Auslandsreise des chinesischen Präsidenten in diesem Jahr - wird als Meilenstein in die Geschichtsbücher eingehen. Bereits im Vorfeld verwendeten die internationalen Medien den Begriff historisch - und das zu Recht. Während Xis Aufenthalt in Islamabad sollen die Verträge über ein gigantisches, 45 Milliarden Dollar schweres, chinesisches Investitionsprogramm in Pakistan paraphiert werden (zum Vergleich: Seit seiner Gründung im Jahr 1948 hat Pakistan von den USA Wirtschaftshilfen in einer Gesamthöhe von rund 50 Milliarden Dollar erhalten). Mit dem Mammutprojekt will China der kränkelnden Wirtschaft des langjähSeite 12 rigen Verbündeten Auftrieb verleihen, Pakistan dadurch politisch stabilisieren und den Einfluß Pekings am Persischen Golf stärken. Mit der Hilfe der Volksrepublik hofft die Regierung in Islamabad, den chronischen Strommangel, unter dem nicht nur viele pakistanische Betriebe, sondern die Menschen im Alltagsleben leiden, zu beheben und das Land in eine ernstzunehmende regionale Wirtschaftsmacht zu verwandeln. Im Mittelpunkt der Pläne für eine verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit der beiden Himalaya-Anrainerstaaten steht der China-Pakistan Economic Corridor (CPEC), der den Tiefseehafen Gwadar in der unterentwickelten pakistanischen Prowww.schattenblick.de vinz Belutschistan am Arabischen Meer mit der Stadt Kaschgar in der Autonomieregion Xinjiang im Westen Chinas verbinden soll. Der 3.000 Kilometer lange Korridor, der bis 2030 fertiggestellt sein soll, sieht Öl- und Gaspipelines sowie Straßen und Bahnverbindungen vor. Hinzu kommen wichtige Teilprojekte wie der Ausbau Gwadars zu einer Freihandelszone à la Singapur, die Modernisierung des Karakorum Highway, der seit 1978 existierenden höchstgelegenen Fernstraße der Welt zwischen Kaschgar und Abbottabad, damit sie ganzjährig befahrbar wird, der Ausbau des 1.264 Kilometer langen Indus Highway zwischen der Hafenmetropole Karatschi und Peschawar, Hauptstadt der Provinz Khyber Pakhtunkhwa an der Grenze Mi, 22. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick zu Afghanistan, die Verlegung einer Glaskabelverbindung zwischen Rawalpindi und Kaschgar sowie eine Modernisierung des öffentlichen Nahverkehrs mit Schnellbussen und U-Bahn in den Städten Faisalbad, Gujranwala, Karatschi, Lahore, Multan und Rawalpindi. Bei all diesen Teilprojekten werden chinesische Bauunternehmen eine führende Rolle spielen. Bei seiner Wahl zum pakistanischen Premierminister 2013 hatte Nawaz Sharif von der Pakistanischen Moslemliga seinen Landsleuten eine Lösung des Stromproblems versprochen. Durch das CPEC könnte Sharif sein Versprechen einlösen. Im Rahmen des Projekts haben sich die Chinesen bereiterklärt, an der Errichtung und Finanzierung einer ganzen Reihe neuer Kraftwerke in Pakistan mitzuwirken. Mit einem Investionsvolumen von 15,5 Milliarden Dollar in neue Kohle, Solar-, Wasser- und Windkraftwerke sollen bis 2018 zusätzliche 10.300 Megawatt Strom in das nationale Elektrizitätsnetzwerk eingespeist werden. In den darauffolgenden Jahren soll die Stromproduktion in Pakistan für 18,3 Milliarden Dollar um weitere 6.600 MW erhöht werden. Insgesamt würde sich die Stromerzeugung in Pakistan damit verdoppeln. Symbolträchtig war daher auch die Ankündigung anläßlich der Rede Xis am 21. April vor beiden Häusern des pakistanischen Parlaments, das Gebäude solle mit chinesischen Solarzellen ausgestattet und dadurch demnächst die erste Volksversammlung der Erde sein, deren Strombedarfallein mit Sonnenenergie gedeckt wird. Die Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Pakistan und China läuft auf eine Neuausrichtung der Außenpolitik Islamabads hinaus. Damit entzieht sich Pakistan allmählich dem Einfluß der USA und SaudiArabiens. AufDrängen Washingtons und Riads diente Pakistan in den achtziger und neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts als Aufmarsch- und Rückzugsgebiet für die Mudschaheddin und die paschtunischen Taliban, Mi, 22. April 2015 die in Afghanistan gegen die Sowjetarmee beziehungsweise gegen die Nordallianz kämpften. Infolge des Einmarsches der Streitkräfte der USA und ihrer Verbündeten 2001 in Afghanistan, der die Taliban-Regierung stürzen und die Jagd aufAl Kaida eröffnen sollte, wurde der Dschihadismus nach Pakistan reimportiert. Der Kampfgegen die pakistanischen Taliban hat bisher rund 20.000 Pakistanern das Leben gekostet. Darüber hinaus haben die zahlreichen von den Saudis finanzierten religiösen Schulen zu einer Stärkung des sunnitischen Fundamentalismus geführt, weswegen Christen, Schiiten, Ahmadis und Sufis immer häufiger Opfer salafistischer Überfälle und Anschläge werden. Durch eine verstärkte Orientierung an China hofft Pakistan von dessen Entwicklungsmodell profitieren und mehr gesellschaftlichen Frieden schaffen zu können. Damit kehrt Pakistan dem blutigen sunnitisch-schiitischen Konflikt, den die autokratische Monarchie Saudi-Arabiens aus innen- und außenpolitischen Gründen im Irak, in Syrien und im Jemen schürt, den Rücken. Als die saudische Luftwaffe am 25. März ihre bis heute anhaltenden Angriffe auf die HuthiRebellen im Jemen startete, nannte das Außenministerium in Riad voreilig Pakistan als eines der Länder, das aktiv an der multinationalen Operation Entscheidender Sturm teilnimmt. Prompt kam aus Islamabad das Dementi. Statt dessen sprach sich die pakistanische Regierung anläßlich des Besuchs des iranischen Außenministers Javad Zarif in Islamabad am 9. Mai für eine Feuerpause und Friedensgespräche aus. Am selben Tag meldete das Wall Street Journal, der staatliche chinesische Ölkonzern China National Petroleum Corporation (CNPC) werde für zwei Milliarden Dollar die Gaspipeline, die ursprünglich Pakistan und Indien mit Erdgas aus dem schiitischen Iran versorgen sollte, jedoch bislang aber am Widerstand der USA gescheitert war, fertigstellen. Statt nach Indiwww.schattenblick.de en soll die Energietrasse nun über Pakistan nach China führen. Islamabad verdient an den Transitgebühren und bekommt auch iranisches Gas geliefert. Am 10. April hat das Parlament in Islamabad mit großer Mehrheit beschlossen, keine pakistanischen Truppen zur Unterstützung der Saudis bei deren Jemen-Feldzug zu entsenden. Über die pakistanische Positionierung in der Jemen-Krise soll Saudi-Arabien, das in den achtziger und neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts das pakistanische Atombombenprogramm maßgeblich finanziert und Nawaz Sharif lange Zeit politisches Asyl gewährt hat, nachdem er 1999 als Premierminister von General Pervez Musharraf gestürzt worden war, sehr verärgert sein. Die nachträgliche Entsendung mehrerer pakistanischer Kriegsschiffe, um das vom UN-Sicherheitsrat über den Jemen verhängte Waffenembargo durchzusetzen, dürfte das Königshaus in Riad nicht milde stimmen. Für Pakistan und dessen rund 188 Millionen Einwohner, von denen etwa 20 Prozent der schiitischen Minderheit angehören, ist die Entscheidung, sich nicht in Riads Konfrontation mit Teheran hineinziehen zu lassen, dennoch richtig. Schon einmal war es beim Thema Sunniten und Schiiten zu Differenzen zwischen Riad und Islamabad gekommen. 1982 hatte Pakistan 12.000 Soldaten nach Saudi-Arabien entsandt, die das Königreich gegen eventuelle Vergeltungsmaßnahmen Teherans wegen der Unterstützung Riads für die Regierung Saddam Husseins im Iran-Irak-Krieg schützen sollten. Als die Behörden in Riad 1987 von der pakistanischen Armeeführung die Namen aller in SaudiArabien stationierten pakistanischen Offiziere schiitischen Glaubens verlangte, hatte sich Islamabad dem verweigert und das komplette Truppenkontingent abgezogen. http://www.schattenblick.de/ infopool/politik/redakt/ asie823.html Seite 13 Elektronische Zeitung Schattenblick POLITIK / REDAKTION / AFRIKA Westsahara 40 Jahre Kolonie Marokkos - fortgesetzte Repressionen gegen Saharauis Kolonialismus aktuell Marokko hält unverdrossen Westsahara besetzt (SB) Seit 40 Jahren hält Marokko große Teile der Westsahara besetzt, das Land gilt als die letzte Kolonie Afrikas. Aus diesem Grund ist Marokko als einziger Staat des Kontinents auch nicht der 2002 geschaffenen Afrikanischen Union beigetreten. Sinnbild des von dem Maghrebstaat mal brutal, mal subtil verwirklichten Prinzips des Teilens und Herrschens ist der 2700 Kilometer lange, mit Tretminen und Stacheldraht bestückte und von Soldaten bewachte Grenzwall namens Berm zwischen dem besetzten und dem von der saharauischen Befreiungsbewegung Polisario Front kontrollierten, an Algerien und Mauretanien grenzenden Gebiet. Seit die Polisario Front, die im Unterschied zu Marokko ein egalitäres Gesellschaftsmodell betreibt, 1991 die Waffen niedergelegt hat, damit in Westsahara eine Volksabstimmung über die Zukunft des Landes abgehalten wird, hat sich an der politischen Lage des Landes nichts geändert. Mit allen Mitteln der Kunst, seine Herrschaft zu befestigen, lenkt das Königreich die Entwicklung seiner Kolonie. So wie vor vier Jahrzehnten zunächst Soldaten die Kontrolle übernahmen, als sich Spanien 1975 aus dem Land zurückzog, wird die Vorherrschaft Marokkos auch heute noch durch einen entwickelten Sicherheitsapparat zutiefst befestigt. Aber eben nicht nur dadurch. Noch als Westsahara "Spanisch-Sahara" hieß, ließ der Maghrebstaat beim "Grünen Marsch" zwischen Ende Oktober und Anfang November, abgesehen von zunächst 30.000 Soldaten, auch 350.000 Zivilisten von Südmarokko aus in die Westsahara einmarschieren. Seit Beginn der BeSeite 14 setzung, an der von 1976 bis 1979 Mauretanien beteiligt war, hat Marokko gezielt Bürger seines Landes zur Besiedlung der Westsahara angelockt und so die Bevölkerungszusammensetzung in seinem Interesse beeinflußt. Oppositionelle wurden und werden entweder ins Gefängnis geworfen oder aber still und leise umgebracht. Wie viele der "Verschwundenen" von den marokkanischen Sicherheitskräften über dem Meer abgeworfen oder in der Wüste verscharrt wurden, ist nicht bekannt. Vor zwei Jahren wurden jedenfalls bei der Wüstenstadt Amgala die Knochen von acht Saharauis im Sand entdeckt. Da Spanien nach internationalem Recht noch immer die Jurisdiktion über dieses Gebiet hat, wird der Vorfall von der spanischen Gerichtsbarkeit behandelt. Volk der Saharauis stammt und sogar eine Führungsposition bei der Polisario Front eingenommen hatte, bevor er die Seiten wechselte. Yahdih Bouchaab sei "der mächtigste Mann der Westsahara". Der frühere Botschafter Marokkos in Schweden ist somit Stellvertreter des marokkanischen Königs in der Provinz El Aaiún. Vom Volk der Saharauis sind auch der Bürgermeister von El Aaiún und der Gouverneur der Region Smara. [2] Die Kultur der Saharauis wird systematisch unterdrückt. Auch das gehört zum Arsenal der Methoden, mit denen Marokko versucht, die Annexion unumkehrbar zu machen. Das Hinauszögern des Referendums ist dabei eine der entscheidenden Maßnahmen. Marokko spielt auf Zeit, denn Zeit spielt den Besatzern in die Hände. Ein Teil der Saharauis ist längst in die marokkanische GesellDer spanische Untersuchungsrichter schaft integriert, jeder von ihnen hätPablo Ruz hat sogar noch mehr ge- te persönlich einiges zu verlieren, tan, indem er die mutmaßlichen sollte sich der Konflikt verschärfen. Menschenrechtsverletzungen Marokkos zwischen den Jahren 1975 bis Daß ganz dicht unterhalb der Ober1992 untersucht und detailreich be- fläche der schönen, heilen Welt, die schrieben hat. In seinem abschlie- der Staat vorgaukelt, ein finsterer ßenden Bericht wirft Ruz elf hoch- Abgrund lauert, in den jeder hineinrangigen Vertretern Marokkos Mord, geraten kann, der in irgendeiner Folter und die Bombardierung von Weise an dem Grundwiderspruch Dörfern mit Napalm vor, berichtete rührt, daß Marokko definitiv eine der Deutschlandfunk am 13. April; Besatzungsmacht ist und die Sahagegen sieben der Beschuldigten sei- rauis keine Fremdherrschaft akzepen internationale Haftbefehle ausge- tieren, wird in einem aktuellen Bestellt worden. [1] richt zu Menschenrechtsverletzungen deutlich, den der norwegische Gut angepaßte Saharauis werden von Students' and Academics' InternatioMarokko geschickt in die Verwal- nal Assistance Fund (SAIH) aus Antungsstrukturen eingebunden und laß des 40. Jahrestags der Besatzung bekleiden teils hochrangige Positio- herausgegeben hat. [3] nen. So berichtete Mounia Meiborg für SWR2, daß der Wali - Gouver- Datiert auf den 13. April werden in neur - der Provinz El Aaiún vom dem Report "Acting with Impunity. www.schattenblick.de Mi, 22. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick Morocco's Human Rights Violations in Western Sahara and the Silence of the International Community" Menschenrechtsverletzungen aufgeführt, die von marokkanischen Sicherheitskräften zwischen April 2014 und April 2015 in Westsahara begangen wurden. Auch bleibt nicht unerwähnt, daß Marokko ebenfalls wegen der bereits betriebenen oder geplanten Ausbeutung von Rohstoffen (Phosphor, Erdöl, Fische) in der Westsahara gegen das Völkerrecht verstößt. Nicht zuletzt wird in dem Bericht, wie der Titel schon verrät, auf das "Schweigen der internationalen Gemeinschaft" hinsichtlich der Repressionen gegen die Saharauis aufmerksam gemacht. Damit richtet sich der Vorwurf unter anderem gegen die UN-Mission MINURSO, die das Referendum vorbereiten soll und aufgrund des UN-Sicherheitsratsmitglieds Frankreich, das ein Verbündeter Marokkos ist, nicht mit dem Mandat ausgestattet wurde, Menschenrechtsverletzungen zu dokumentieren. So besteht nun seit vielen Jahren die Situation, daß Blauhelmsoldaten Mord, Vergewaltigung, Folter und andere Menschenrechtsverletzungen seitens Marokkos an Saharauis mitbekommen, aber nicht dokumentieren und schon gar nicht verhindern. Die Initiative SAIH schließt sich der Forderung des Robert F. Kennedy Center for Justice & Human Rights an, das Mandat der MINURSO zu erweitern, damit die Blauhelme zumindest die staatlichen Übergriffe auf die Saharauis erfassen. [4] Gestützt unter anderem auf aktuelle Berichte von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch aus diesem Jahr listet der norwegische Report 256 verschiedene Fälle von gut dokumentierten Menschenrechtsverletzungen auf, die allein in dem Zeitraum zwischen dem 1. April 2014 und dem 1. März 2015 begangen wurden. Mi, 22. April 2015 Die Liste läßt sich fortsetzen. Vor wenigen Tagen verurteilte das Robert F. Kennedy Center die jüngsten Übergriffe der marokkanischen Polizei auf die saharauische Menschenrechtlerin Aminatou Haidar und andere, die zuvor an einer friedlichen Demonstration in der westsaharischen Stadt El Aaiún teilgenommen hatten. Kerry Kennedy, Direktor des RFK-Centers, berichtete, daß UN-Mitarbeiter selbst zu den Opfern zählten, als die marokkanische Polizei und deren Unterstützungskräfte am 14. April das Haus von Aminatou Haidar rund zwei Stunden lang mit Steinen bewarfen, dabei schwere Schäden anrichteten und auch einen Gast verletzten. Zudem wurden je ein Fahrzeug der UN und der Menschenrechtsorganisation CODESA, deren Vorsitzende Haidar ist, beschädigt. [5] verletzungen in der Westsahara zu sprechen ... Anmerkungen: [1] http://www.deutschlandfunk.de/westsahara-voelkermordprozess-gegen-marokkanischeex.795.de.html?dram:article_id=316888 [2] http://www.swr.de//id=13071000/property=download/nid=660374/1msam5a/swr2wissen-20140513.pdf [3] http://saih.no/assets/docs/ActingWith-Impunity-Western-Sahara-report.pdf [4] tinyurl.com/okw7kta Passender hätte es zum 40. Jahrestag [5] tinyurl.com/q7r9j3j der Besatzung nicht kommen können: Man hatte sich bei Haidar ver- http://www.schattenblick.de/info sammelt, um über Menschenrechts- pool/politik/redakt/afka2120.html POLITIK / FAKTEN / SICHERHEIT Pazifik: Atomare Gefahr noch nicht gebannt IPSInter Press Service Deutschland GmbH IPSTagesdienst vom 20. April 2015 Ein Gastbeitrag von Shailendra Singh* Suva, FidschiInseln, 20. April (IPS/IDN**) Prominente Atomwaf- (NPT) ist ein historisch wichtiges Abkommen. Er soll die Verbreitung von Kernwaffen und Kernwaffentechnologien verhindern und die Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie fördern. fengegner pazifischer Inselstaaten haben im Vorfeld der Revisionskonferenz der Vertragsstaaten des Atomwaffensperrvertrags, die vom 27. April bis 22. Mai in New York stattfindet, ihren Wunsch nach einer Wie- Mit Ausnahme von Palau war unter derbelebung der einst starken regiona- den 148 NPT-Vertragsstaaten, die zu len Abrüstungsbewegung bekundet. den jährlichen Vorbereitungstreffen für die NPT-Revisionskonferenz zuDer Atomwaffensperrvertrag bezie- sammenkommen, kein anderer pazifihungsweise der Vertrag über die scher Inselstaat zu finden. Und dies, Nichtverbreitung von Kernwaffen obwohl der pazifische Raum einen www.schattenblick.de Seite 15 Elektronische Zeitung Schattenblick immens wichtigen Beitrag zu den Bemühungen der Bewegung für nukleare Abrüstung gespielt hat, wie die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) betont. onsgruppe, dem 'Pacific Concerns Resource Centre' (PCRC), dass die 'Nuklearisierung' nach wie vor eine Bedrohung darstelle. "Die Gefahr ist nicht gebannt", betont er. "Wir müssen nach wie vor mit den Gefahren Auf dem Höhepunkt des US-sowje- der atomaren Hinterlassenschaft und tischen Rüstungswettlaufs hatten nuklearer Aktivitäten leben." Mitglieder des Südpazifikforums das Südapazifische Abkommen für eine Mit atomarer Hinterlassenschaft atomwaffenfreie Zone (SPNFZ) un- meint er die Atomtests, die die eheterzeichnet und ratifiziert. Darüber maligen Kolonialmächte USA, hinaus stimmen pazifische Regie- Großbritannien und Frankreich im rungen regelmäßig auf UN- und an- Pazifikraum von 1946 bis 1996 deren internationalen Abrüstungs- durchgeführt haben. Sie zündeten konferenzen für Resolutionen zur zusammengenommen mehr als 300 Ächtung von Atomwaffen. solcher unterirdischer oder oberirdischer Sprengsätze. Fast 70 Jahre späDie bevorstehende NPT-Konferenz ter hat die Weigerung dieser Atomwird nach Mitteln und Wegen su- mächte, sich zu ihrer Verantwortung chen, um eine größere Einbindung zu bekennen und die Opfer zu entder Zivilgesellschaft in die Bemü- schädigen, bei den pazifischen Inselhungen um eine Stärkung der NPT- bewohnern das Gefühl, Unrecht erAuflagen und eine Bildungspolitik litten zu haben, weiter vertieft. zugunsten der Abrüstung zu erreichen. Doch wird mit einer geringen Im Februar hatte die Regierung der Teilnahme der zivilgesellschaftli- Fidschi-Inseln 24 überlebenden fichen Organisationen aus dem Pazifi- dschianischen Soldaten, die sich zur kraum gerechnet. Zeit der britischen Atomtests Ende der 1950er Jahre auf Christmas IsWie Emele Duituturaga, Leiterin der land, dem heutigen Kiribati, aufhielVereinigung der zivilgesellschaftli- ten, finanzielle Hilfe zugesagt. Dazu chen Organisationen der pazifischen meinte der fidschianische MinisterInseln (PIANGO), erläutert, ist kei- präsident Frank Bainimarama: "Wir nes ihrer nationalen Verbindungsbü- sind es diesen Männern schuldig, dass ros auf der diesjährigen NPT-Revisi- ihnen geholfen wird. Wir können onskonferenz vertreten. Auch weiß nicht darauf warten, dass britische sie von keinen anderen pazifischen Politiker oder Bürokraten bereit dazu Nichtregierungsorganisationen sind. Wir müssen unsere Geschichte (NGOs), die die Region auf der Ver- von diesem Pesthauch befreien." anstaltung vertreten. In einem jüngsten Artikel hat der Präsident der Marshall-Inseln, ChriPazifische NGOs auf NPT-Revisi- stopher J. Loeak, den hartherzigen onskonferenz abwesend Umgang der USA mit seinem Land zu Papier gebracht. Der Beitrag erDie Abwesenheit pazifischer NGOs schien in der 2014 von ICAN vervon einer Veranstaltung dieser Grö- breiteten Publikation 'Banning ßenordnung ist einer von etlichen Nuclear Weapons: A Pacific perspecHinweisen darauf, dass der Rückhalt tive' ('Atomwaffen ächten: Eine pafür die Bemühungen um nukleare zifische Perspektive'). Darin berichAbrüstung in der Region abnimmt. tete er, dass sein Land neben dem 'Bravo'-Test, dessen Sprengkraft um Dazu meint Stanley Simpson, ein das 1.000-Fache höher als die Hirosehemaliger Vizedirektor der inzwi- hima-Bombe war, 17 weiteren schen eingestellten regionalen Akti- Atomtests ausgesetzt war, die fast 80 Seite 16 www.schattenblick.de Prozent aller von den USA überirdisch durchgeführten Atomtests ausmachten. Französisch-Polynesien hat mit der französischen Regierung ähnlich schlechte Erfahrungen gemacht. Die Franzosen führten auf den Atollen Moruroa und Fangataufa 193 unterirdische und oberirdische Atomtests durch. Die ICAN-Publikation schildert den Fall eines polynesischen Maohi-Arbeiters am Testzentrum nach einem überirdisch durchgeführten Atomtest im September 1966 auf Moruroa. Dieser Mann gehörte zu denjenigen, die aufgefordert worden, die Trümmer nach der Detonation zu beseitigen. Wie er berichtete, wurde ihm gesagt, "dass es in Ordnung ist, dort rüberzugehen". David Robie, einem Professor für Journalismus der AUT-Universität in Auckland in Neuseeland, zufolge ist die pazifische Anti-Atomwaffen-Bewegung aus Zorn über Länder wie Großbritannien, Frankreich und die USA entstanden, die fragilen pazifischen Staaten als Versuchskaninchen für ihre Tests zu missbrauchen, anstatt diese auf ihren eigenem Territorien durchzuführen. Robie, der sich als unabhängiger Journalist Fragen der atomaren Abrüstung widmet, hatte 1986 das Buch 'Eyes of Fire' ('Feueraugen') über die Bombardierung des GreenpeaceSchiffes 'Rainbow Warrior' durch französische Staatsterroristen geschrieben. "Die Arroganz des Nordens hat die Menschen im Pazifik wahrlich empört", sagt er und erinnert an die damaligen Proteste der Pazifikbewohner gegen die französische Kolonialmacht, die 1996 den Stopp der Atomtests erzwangen. Von der atomaren zur Klimagefahr Seither haben die Anti-Atomtest-Organisationen ihre Tätigkeiten ganz oder teilweise eingestellt, andere sind zum Kampf gegen den KlimaMi, 22. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick wandel übergegangen. "In den 1980er Jahren machte das Wort 'Atomflüchtlinge' die Runde", betont Robie. "Heute spricht man von 'Klimaflüchtlingen'." vorstehenden NPT-Revisionskonferenz, auf der wichtige Fragen der atomaren Abrüstung besprochen werden, werden sie leider nicht präsent sein. (Ende/IPS/kb/2015) Die Fidschianische Anti-NuklearGruppe (FANG), die in den 1980er Jahren an vorderster Front gegen Atomtests stand, ist nicht länger aktiv. Die Gruppe hatte sich sowohl den französischen Tests aufTahiti als auch der Laisser-faire-Haltung der Regierung der Fidschi-Inseln widersetzt, atomangetriebenen oder mit Atomwaffen bestückten Schiffen die Einfahrt in die Häfen zu erlauben. Das PCRC, das als Sekretariat der Bewegung für einen nuklearfreien und unabhängigen Pazifikraum (NFIP) fungierte, stellte damals ebenfalls seine Operationen ein. * Shailendra Singh ist Koordinatorin © IPS-Inter Press Service Deutschund Dozentin im Fachbereich Spra- land GmbH che, Kunst und Medien der Fakultät der Künste, Rechtswissenschaften Quelle: und Bildung an der Südpazifischen IPS-Tagesdienst vom 20. April 2015 Universität in Suva, der Hauptstadt der Fidschi-Inseln. http://www.schattenblick.de/ Wie Duituturaga von PIANGO bestätigt, wurde die atomare Frage mit der Schließung von PCRC ad acta gelegt. Doch wie sie versichert, ist die nukleare Gefahr noch längst nicht gebannt. "Atomwaffen sind für uns alle - direkt oder indirekt - eine wirkliche Gefahr." Afrika: Pariser Ausstellung feiert ivorische 'Meisterskulpturen' Ethnische Kunst international hoch gehandelt ** IDN-InDepthNews ist Kooperationspartner von IPS Deutschland Link: http://www.indepthnews.info/index.php/global-issues/2350-nucleartesting-legacy-haunts-pacific-islandcountries infopool/politik/fakten/ pfsic162.html KUNST / FAKTEN / BERICHT IPSInter Press Service Deutschland GmbH IPSTagesdienst vom 20. April 2015 von A. D. McKenzie Atomare Gefahr nach wie vor real Paris, 20. April (IPS) Es ist ein be- kanntes Phänomen, dass nur wenige kunstinteressierte Europäer einen afrikanischen Bildhauer aus dem 19. oder dem frühen 20. Jahrhundert mit Namen kennen. Das Pariser Musée du Quai Branly will diese Wissenslücken nun mit einer bis zum 26. Juni laufenden Ausstellung schließen. Auch nach Ansicht von Robie ist die Pazifikregion weiter atomar gefährdet - durch die fortgesetzte Kontaminierung seit Durchführung der regionalen Atomtests, den Fallout des Atommeilers im japanischen Fukushima, die US-chinesische Rivalität und im Hinblick auf Spekulationen über die chinesischen Pläne für Taiwan, das von Peking als 'abtrünnige Provinz' betrachtet wird. Simpson zufolge würde es dem Pazifikraum gut zu Gesicht stehen, Teil der internationalen Abrüstungsbewegung zu werden. "Die Pazifikinselbewohner reagieren sehr emotional auf Fragen im Zusammenhang mit der nuklearen Bedrohung. Sie könnten die internationale Bewegung erheblich stärken." Auf der beMi, 22. April 2015 Skulptur von Kuakudili, die in der Ausstellung 'Die Meister der Skulptur aus Côte d'Ivoire' im Musée du Quai Branly in Paris zu sehen ist Bild: © A. D. McKenzie/IPS www.schattenblick.de Im Rahmen der Schau 'Die Meister der Skulptur aus Côte d'Ivoire' sind nahezu 330 historische und zeitgenössische Kunstwerke und Artefakte ausgestellt. Die Ausstellung zollt dem bemerkenswerten Können dieser Bildhauer Tribut, die in ihrer Heimat als Meister ihres Fachs verehrt werden. Der Zeitpunkt ist klug gewählt, denn der Markt für traditionelle Kunst aus Afrika boomt und die Werke erzieSeite 17 Elektronische Zeitung Schattenblick len Rekordpreise. Zugleich wird darüber diskutiert, ob Kunstwerke, die das Kulturerbe der Region widerspiegeln, nach Afrika 'zurückgeführt' werden sollten. Handlungen stehen. Dabei werden diese Werke von Persönlichkeiten geschaffen, die großes künstlerisches Können zeigen", betonen die Kuratoren. Côte d'Ivoire gehörte zu den wichtigKunst aus Afrika soll überall ge- sten Zentren afrikanischen Kunstzeigt werden schaffens. Die Ausstellung lädt dazu ein, die 'Meister' aus unterschiedli"Kunst hat kein Heimatland", meint chen ethnischen Gruppen zu entdazu Eberhard Fischer, der Kurator decken. der Pariser Ausstellung. Der deutsche Ethnologe leitete von 1973 bis Die Museumsbesucher erfahren et1998 das Museum Rietberg in Zü- wa von Sra ('der Schöpfer'), der von rich. "Die Interessen eines Künstlers etwa 1880 bis 1955 lebte und laut müssen nicht unbedingt mit denen den Ausstellungsorganisatoren zu seines Landes übereinstimmen. Mu- den bekanntesten Bildhauern aus seen sind gegenüber den Künstlern dem Westen seines Landes zählt. Er verantwortlich und sollten sie auf die schuf "Prestigeobjekte und Masken richtige Weise würdigen." Fischer für Stammesführer der Dan und Maplädiert dafür, Kunst unabhängig von no in Liberia und für ranghohe Mitihrem Herkunftsland überall auf der glieder der Dan und We-GemeinWelt zu zeigen. "Schließlich leben schaft in Côte d'Ivoire." Sra war bewir im 21. Jahrhundert", sagt er. kannt für seine Frauenfiguren und Mutter-Kind-Darstellungen. Sein Die Ausstellung in Paris ist laut Fi- Zeitgenosse Uopié aus dem Nordwescher auch deshalb so besonders, sten von Côte d'Ivoire machte sich weil sie die Urheber der Meisterwer- vor allem mit seinen lächelnden ke bekanntmacht. Denn oftmals wer- Masken in Afrika einen Namen. den Kunstwerke aus außereuropäischen Regionen als 'Stammeskunst' präsentiert, deren Schöpfer anonym bleiben. "Ich dagegen will diese Meister auf ein Podest stellen", so Fischer. "Sie hatten nie denselben Status wie westliche Künstler, und es ist an der Zeit, dass ihr individuelles Können in den Vordergrund gerückt wird." Zentraler Platz in der Kunstgeschichte In ihren Anmerkungen zu der Ausstellung erklären Fischer und der KoKurator Lorenz Homburger, dass "die afrikanische Skulptur einen zentralen Platz in der Kunstgeschichte einnimmt". Mit der Identifizierung traditioneller Künstler verschaffe man ihnen Anerkennung. "Im Westen wird zu oft davon ausgegangen, dass afrikanische Kunstobjekte nur im Zusammenhang mit rituellen Seite 18 Infotafel zum ivorischen Künstler Kuakudili Bild: © A. D. McKenzie/IPS www.schattenblick.de In der Nähe der Kunstwerke befinden sich Tafeln, die die Identität des jeweiligen Künstlers und seine wichtigsten Charakteristika preisgeben. Tompieme war demnach ein "kleiner, eher athletischer und fröhlicher Mann", ebenso erfolgreich als Bauer wie als Sänger und Musiker. Si war ein Jäger und Jugendtrainer, der jahrzehntelang Jungen beschnitt und seine Schüler Holzschnitzen lehrte. Tame, der von etwa 1900 bis 1965 lebte, wird als "gutaussehender junger Mann" beschrieben, "ein erfolgreicher Ringer und Liebhaber vieler Frauen". Sein Onkel Uopié brachte ihm das Schnitzen bei. Inspirationsgeber für Picasso und Braque Dem deutschen Kunstsammler Hans Himmelheber, Fischers Stiefvater, ist es zu verdanken, dass der Ausstellung ein Foto von Kuakudili zur Verfügung steht. Der Anthropologe hatte den ivorischen Künstler 1933 getroffen. Auf dem Bild ist ein schlanker, ernst blickender Mann zu sehen. Kuakudili schnitzte Masken für Tänzer in Nachbardörfern und für Angehörige seines Volkes. In seinem Werk sind die Charakteristika erkennbar, die weltbekannte Künstler wie Picasso, Braque und andere Vertreter des Kubismus inspiriert hatten. Holzmasken und andere Objekte afrikanischer Künstler sind zurzeit auf dem internationalen Kunstmarkt stark gefragt, vor allem in Paris, New York und Brüssel. Jean Fritts, im Auktionshaus Sotheby's verantwortlich für afrikanische und ozeanische Kunst, erklärt, dass sich die Preise für Kunst aus Afrika in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt hätten. "Seit 1999 hat es ein enormes Wachstum gegeMi, 22. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick ben", sagt sie. "Teils ist dies darauf zurückzuführen, dass afrikanische Kunst auf breiterer Ebene wertgeschätzt wird." Eine afrikanische Maske wurde bei Sotheby's kürzlich für 3,5 Millionen Euro versteigert. UMWELT / INTERNATIONALES / KATASTROPHEN Chile: Gefahr durch Giftschlamm in Abraumbecken Viele Objekte gehen in arabische Länder IPSInter Press Service Deutschland GmbH IPSTagesdienst vom 21. April 2015 Händler berichten zudem, dass einige der ersten Sammler dieser Kunst inzwischen verstorben sind und ihre Erben die Objekte verkaufen. Viele Stücke kamen in den Zeiten der belgischen Kolonialherrschaft in Afrika nach Europa. Museen und private Sammler kaufen nun Skulpturen an, die offenbar auf "ehrlichem Wege" erworben wurden. Laut Fritts kommt etwa ein Viertel der Käufer aus dem arabischen Raum. Einige der von ihnen gekauften Werke seien für den Louvre in Abu Dhabi und das Nationalmuseum in Katar bestimmt, die 2016 eröffnet werden sollen. von Marianela Jarroud Fischer hat kein Problem damit, wenn eine Ausstellung wie die im Musée du Quai Branly dazu beiträgt, den materiellen Wert der Kunstwerke zu steigern. "Viele dieser Stücke werden als Antiquitäten verkauft. Das halte ich für falsch", sagt er. "Warum sollte afrikanische Kunst nicht ebenso hohe Preise erzielen wie westliche Werke?" (Ende/IPS/ck/2015) Ein vom Bergbauunternehmen 'Sali Hochschild' verlassenes Abraumbecken, aus dem nach einem Sturm giftige Rückstände ausgetreten sind, die den Fluss Copiapó und ein Viertel der nordchilenischen Stadt Copiapó verseuchten Bild: © Mit freundlicher Genehmigung von Relaves.org Santiago, 21. April (IPS) Mensch und Natur im Umfeld chilenischer Bergbauaktivitäten sind der ständigen Gefahr ausgesetzt, sich mit Schwermetallen und anderen toxischen Rückständen zu vergiften. Denn die Auffangbecken, in denen der bedenkliche Abraum gelagert Link: http://www.ipsnews.net/2015/04/gi- wird, können lecken, überlaufen oder gar brechen. ving-african-artists-their-names/ © IPS-Inter Press Service Deutsch- Die Kontaminierung mit Schwermetallen sei schon vor dem verheeland GmbH renden Wirbelsturm und den Überschwemmungen in der AtacamaQuelle: IPS-Tagesdienst vom 20. April 2015 Region im März eine Realität gewesen, berichtet Henry Jurgens, Gründer der Nichtregierungsorganisation 'Relaves' ('Tailings'). Doch http://www.schattenblick.de/ habe das Unglück mit zwei Dutinfopool/kunst/fakten/ zend Toten und Vermissten sowie kfber187.html tausenden Obdachlosen diese ReaMi, 22. April 2015 www.schattenblick.de lität auf krasseste Weise sichtbar gemacht. Anfang April hatte Relaves Bodenproben aus verschiedenen Teilen der Atacama-Region entnommen und ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass offensichtlich giftiger Abraum in die Umwelt gelangt war. Von Seiten des staatlichen Nationalen Dienstes für Geologie und Bergbau (Sernageomin) heißt es hingegen, dass die Schlammbecken, die toxischen Abraum enthalten, in einem guten Zustand seien. Die Atacama-Wüste, das heißeste Trockengebiet der Welt, war der Hauptschauplatz der regionalen Überschwemmungen vom 23. bis 24. März in der Nähe von Copiapó, der Hauptstadt der gleichnamigen Region rund 800 Kilometer nördlich Seite 19 Elektronische Zeitung Schattenblick von Santiago. Hier finden sich zahlreiche Abraumbecken. An beiden Tagen entsprachen die niedergehenden Wassermassen einem Viertel der Niederschlagsmenge, die in der Region in einem Jahr fällt. Schwermetalle Experten halten es für wahrscheinlich, dass die heftigen Regenfälle die Schwermetalle aus verlassenen Abraumbecken in die Umwelt gespült haben. Tailings sind die aus Wasser, Chemikalien und Schwermetallen wie Zyanid, Arsen, Zink und Quecksilber bestehenden Rückstände der Erzproduktion. Arsen ist farb-, geruchs- und geschmacklos, was es für Menschen schwierig macht, das Gift etwa bei der Staubige Außenansicht von 'El Teniente', der größten Kupfermine der Welt, Wasseraufnahme zu identifizieren. 150 Kilometer von der chilenischen Hauptstadt Santiago entfernt in den An Experten warnen vor Haut-, Lungen- den gelegen und Blasenkrebs, wenn Menschen Bild: © Marianela Jarroud/IPS über einen längeren Zeitraum arsennegativen Folgen, für die wir alle am größtem Kupferproduzenten. Das belastetes Wasser trinken. Ende bezahlen müssen", warnt er. Unternehmen gehört den Luksics, der landesweit reichsten Familie. Seinen Wohlstand verdankt Chile Am 27. Februar 2010 wurde Chile dem Kupfer. Allein 2014 wurden in dem 17,5 Millionen Einwohner zäh- von einem Erdbeben erschüttert, das El Mauro bedeutet in der Sprache der lenden Land 5,7 Milliarden Tonnen zum Bruch eines verlassenen Tai- indigenen Diaguita 'der Ort, an dem des Metalls produziert. Das entsprach lingbeckens führte. Eine vierköpfige das Wasser aus dem Boden sprudelt'. 31,2 Prozent der globalen Kupferher- Familie wurde unter den Schlamm- Es liegt acht Kilometer flussaufwärts stellung. Doch für jede Tonne Fein- massen begraben. Die Opfer hatten von Caimanes. Das sieben Kilomekupfer fallen in Chile 100 Tonnen auf einer Farm in der Nähe der Stadt ter lange Abraumbecken, umgeben Abraum an, der irgendwo sicher ge- Pencahue gearbeitet, auf der Jurgens von einer 270 Meter hohen Mauer, lagert werden muss. In dem südame- mit seiner Familie sechs Jahre lang ist die größte Chemieabfalllagerstätrikanischen Land gibt es nach offizi- lebte. "Erst ab diesem Zeitpunkt te Lateinamerikas. Es hat die Artenellen Zahlen 449 solcher Abraum- wurde uns bewusst, welchen Gefah- vielfalt der Region empfindlich gebecken. Doch Raimundo Gómez, ein ren wir dort ausgesetzt waren", sagt stört und das von der Stadtbevölkeweiterer Relaves-Mitarbeiter, spricht er. "Die Menschen haben meist kei- rung genutzte Wasser verseucht. von einer unvollständigen Inventar- ne Ahnung. Oft trinken sie verseuchliste. "Sernageomin schätzt die Zahl tes Wasser. Von den zuständigen allein in der Atacama-Wüste auf 90", Stellen werden sie nicht gewarnt. Unzulässige Höchstwerte Das ist zynisch und traurig." sagt er. "Das ist sehr viel." Die bisher wichtigste Untersuchung Auch wenn gern beteuert wird, dass über die Wasserverschmutzung Gómez zufolge fehlt es an zuverlässidie größten Gefahren von verlassedurch Abraumbecken stammt aus gen Informationen. Die lokalen Gemeinschaften hätten in der Regel kei- nen Abraumhalden ausgehen, können dem Jahr 2011. Darin wies Andrei ne Ahnung, ob sie in der Nähe solcher sich auch die nach wie vor genutzten Tchernitchin, Wissenschaftler an der giftigen Auffangbecken lebten. Auch Schlammbecken als extrem gefähr- Universität von Chile, in einer Vielseien sie sich der damit einhergehen- lich herausstellen. Das war der Fall zahl von Flüssen hohe Schwermeden Gefahren für Gesundheit, Böden in Caimanes gewesen, einer 1.000 tallkonzentrationen nach. "An der und Gewässer gar nicht bewusst. "Wir Einwohner zählenden Stadt in der Brücke von Caimanes lag der Eisenhören immer nur von den guten Sei- Nähe des El-Mauro-Tailingbeckens gehalt um 50 Prozent über dem zuten des Kupferbergbaus, nicht von den von 'Los Pelambres', Chiles sechst- lässigen Oberwert, und der ManganSeite 20 www.schattenblick.de Mi, 22. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick gehalt war fast doppelt so hoch wie für die Gefahren entwickeln, die in Trinkwasser erlaubt", berichtet er. durch die riesige Zahl der landesweiten Abraumbecken entstehen." Im Jahr 2012 kehrte Tchernitchin zu- (Ende/IPS/kb/2015) rück, um eine zweite Untersuchung vorzunehmen. In einem Teich wenige Zentimeter oberhalb eines Mora- Links: stes fand er Mangankonzentrationen, http://www.ipsnoticidie wieder weit über den internatio- as.net/2015/04/relaves-minerosnal akzeptierten Werten lagen. "Der amenazan-a-poblaciones-chilenas/ Grenzwert liegt bei 100 Mikrogramm http://www.ipsnews.net/2015/04/taiMangan pro Liter. Wir fanden 9.477 lings-ponds-threaten-chilean-comMikrogramm", sagt der Wissen- munities/ schaftler. "Auch der Eisenwert lag um 30 Prozent oberhalb des Limits." © IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH Sollte nichts gegen die hohen Schadstoffbelastungen unternommen wer- Quelle: den, müsse mit gravierenden Ge- IPS-Tagesdienst vom 21. April 2015 sundheitsschäden gerechnet werde. "Mangan in hoher Konzentration http://www.schattenblick.de/ greift das zentrale Nervensystem an. infopool/umwelt/internat/ Die Folgen können Psychosen, Paruika0113.html kinson und Demenz sein", erläutert Tchernitchin. Am 6. März hat ein Lokalgericht die im Dezember 2008 eingereichte Klage des Komitees vom Schutz von Caimanes angenommen und die Entfernung des Abraumbeckens angeordnet. Das Bergbauunternehmen ging in Berufung, und eine Entscheidung wird in Kürze erwartet. Jurgens und Gómez machen sich für ein neues Tailing-Gesetz stark, dass die Behörden zwingt, sich mit dem Problem der Abraumbecken zu befassen. Es gelte festzustellen, wie viele solcher Gifthalden es landesweit gebe, wie viele verlassen und welche Chemikalien darin enthalten seien. "Wir brauchen zum einen strikte Bestimmungen, zum anderen informierte Bürger. An beiden fehlt es uns", sagt Gómez. "Es ist paradox, sich einerseits als Bergbauland zu präsentieren, das ständig über seine Kupferexporte spricht, andererseits jedoch die dadurch anfallenden Rückstände totzuschweigen." SPORT / BOXEN Nichts übertrifft den Vorgeschmack Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen 4. April: Adonis Stevenson gegen Sakio Bika bis 12. Juni: Marco Huck gegen Krzysztof Glowacki http://www.schattenblick.de/ infopool/sport/boxen/ sbxm1673.html SPORT / BOXEN / MELDUNG An Terence Crawford scheiden sich die Geister Auf Anhieb neuer WBOChampion im Halbweltergewicht - An Terence Crawford scheiden sich die Geister. Der Verband der US-amerikanischen Boxjournalisten (Boxing Writers Association of America) war so begeistert von den Künsten des damaligen WBO-Weltmeisters im Leichtgewicht, daß er ihn zum "Boxer des Jahres 2014" kürte. Damit schloß sich die schreibende Zunft dem Votum von ESPN.com an, wo die Wahl bereits im Dezember auf Crawford gefallen war. Eine andere Auffassung vertraten die Fachjournalisten der renommierten Webseite Boxingnews24.com, die den Kasachen Gennadi Golowkin favorisierten. (SB) Gamboa unterhaltsam gewesen, was aber vor allem an dem Kubaner gelegen habe. Hingegen seien die Siege über Ricky Burns und Raymundo Beltran unglaublich langweilig ausgefallen, da Crawford fortgesetzt mit dem Jab und gelegentlichen Kontern arbeite, bis er seinen Vorsprung sicher nach Hause geboxt habe. Demgegenüber sei Golowkin ein ungleich attraktiverer Boxer, der bei seinen spektakulären Auftritten seit sechs Jahren sämtliche Gegner vorzeitig besiegt habe. Inzwischen ist Terence Crawford ins Halbweltergewicht aufgestiegen, wo er aufAnhieb einen Kampf um den "Wir müssen uns endlich mit den ne- Wie sie zur Begründung anführten, vakanten WBO-Titel gegen die gativen Aspekten des Bergbaus aus- sei im vergangenen Jahr lediglich Nummer fünf der Rangliste, Thomas einandersetzen und ein Bewusstsein Crawfords Kampf gegen Yuriorkis Dulorme, bekam. In diesem vom Mi, 22. April 2015 www.schattenblick.de Seite 21 Elektronische Zeitung Schattenblick Sender HBO übertragenen Duell, das in der University ofTexas in Arlington über die Bühne ging, setzte sich der 27jährige Favorit aus Omaha, Nebraska, nach drei Niederschlägen in der sechsten Runde vorzeitig gegen den zwei Jahre jüngeren Puertoricaner durch. Während Crawford damit in 26 Profikämpfen ungeschlagen blieb, stehen für Dulorme nunmehr 22 Siege und zwei Niederlagen zu Buche. Wieder waren die Meinungen zutiefst geteilt, wie die Darbietung Terence Crawfords einzuschätzen sei. Während ihn die Kommentatoren des Senders HBO während des gesamten Kampfs in den höchsten Tönen lobten, waren andere Experten der Auffassung, er habe die ersten fünf Runden klar gegen den überraschend stark auftretenden Kontrahenten verloren. Der Puertoricaner sei nicht nur schneller gewesen, sondern habe auch eine deutlich höhere Schlagwirkung an den Tag gelegt. Erst in der sechsten Runde wendete sich das Blatt, als der bis dahin ungewöhnlich zurückhaltende Favorit mit einer Links-Rechts-Kombination zum Kopf durchkam, die seinen Gegner straucheln ließ. Nach einer weiteren Rechten landete Dulorme auf den Brettern, worauf er nur mühsam wieder auf die Beine kam. Kaum war der Kampf freigegeben, als Crawford nachsetzte und einen zweiten Niederschlag herbeiführte. Dulorme kam auch diesmal wieder hoch und wollte sich klammernd über die Zeit retten, was Crawford jedoch mit zwei weiteren Volltreffern zunichte machte, die seinen Gegner endgültig geschlagen zu Boden schickten. In einer ersten Stellungnahme nach seinem Erfolg erweckte Terence Crawford den Eindruck, jederzeit alles unter Kontrolle gehabt und eine erstklassige Vorstellung gegeben zu haben. Wie er erklärte, habe ihn sein Trainer angewiesen, den GegSeite 22 ner in den ersten fünf Runden lediglich zu touchieren, um ihn die Überlegenheit spüren zu lassen. Im sechsten Durchgang habe er dann freie Hand bekommen, volle Schlagwirkung zu entfalten, und dies sofort umgesetzt. Er fühle sich auch in dieser Gewichtsklasse sehr stark und bereit zu tun, was immer ihm beliebe. Ob Crawford tatsächlich eine taktische Marschroute konsequent umgesetzt hat, die Ausdruck seiner Überlegenheit war, oder vielmehr im Nachhinein seine augenscheinliche Zurückhaltung in den ersten fünf Runden schönreden wollte, blieb nach dieser Erklärung offen. motions assoziiert, deren Präsident Oscar de la Hoya vielleicht weniger geneigt sein könnte, einem Kampf gegen Crawford zuzustimmen. Wer indessen die außergewöhnliche Schlacht zwischen dem Argentinier und dem Russen verfolgt hat, die am selben Abend in Carson, Kalifornien, ausgetragen wurde, kann Terence Crawford nur dringend abraten, mit einem der beiden in den Ring zu steigen. Als die anwesenden Journalisten von Terence Crawford wissen wollten, gegen wen er als nächstes kämpfen wolle, drehte er sich fragend zu Bob Arum um und erklärte, diese Entscheidung überlasse er seinem Promoter und dem Manager. Da Prowodnikow von Freddie Roach trainiert wird, der gute Beziehungen zu Top Rank unterhält, wäre ein Kampf gegen den Russen wohl eher möglich. Hingegen ist Matthysse mit den Golden Boy Pro- der Nachrichtenagentur sind Themen der menschenwürdigen und nachhaltigen Entwicklung, der Völkerverständigung sowie der internationalen Zusammen-arbeit für eine 'faire Globalisierung'. Anmerkung: [1] http://www.boxingnews24.com/2015/04/crawford-stopsdulorme-but-looks-vulnerable/#Nicht wenige Zuschauer und Kom- more-191117 mentatoren feierten Crawford als außergewöhnlichen Könner, der in http://www.schattenblick.de/ aller Ruhe an seinem Gegner Maß infopool/sport/boxen/ genommen und ihn dann kurzersbxm1689.html hand erledigt habe. Skeptische Stimmen beharrten hingegen darauf, daß er schlichtweg langsamer als Dulorme gewesen sei und geraume Zeit nicht ernsthaft angegriffen habe, weil er offensichtlich die Schläge des Puertoricaners fürchtete. Vor allem aber kritisierte man die Entscheidung des Verbands WBO, Crawford einen nicht allzu gefähr- IPS-Inter Press Service lichen Gegner vorzusetzen, der die- Deutschland GmbH sen Titelkampf nicht verdient habe. Kooperationspartner So blieb dem Aufsteiger aus dem von Schattenblick Leichtgewicht erspart, zunächst geIPS-Inter Press Service Deutschgen Lucas Matthysse oder Ruslan land GmbH berichtet seit 30 JahProwodnikow anzutreten, die in der ren über die Belange der MenWBO-Rangliste vor Dulorme plaschen in Afrika, Asien, Lateinziert sind. [1] amerika und Nahost. Schwerpunkt www.schattenblick.de IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH Marienstr. 19/20, 10117 Berlin Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25 E-Mail: [email protected] Internet: www.ipsnews.de Mi, 22. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick MUSIK / VERANSTALTUNGEN / BLUES und FOLKLORE Kulturcafé Komm du Mai 2015 Max Wolff / Blues, Folk und Americana nach der guten alten Schule! Konzert am Donnerstag, den 28. Mai 2015, 20:00 bis 22:00 Uhr im Kulturcafé Komm du Eintritt frei Das Konzert im Kulturcafé Komm du beginnt um 20:00 Uhr. Platzreservierungen per Telefon: 040 / 57 22 89 52 oder E-Mail: [email protected] das Musikmachen liebt und das Auftreten nicht lassen kann. Mit mehr als 4000 Gigs seit 1980 ist er als Solist oder im Duo mit Schlagzeug oder Mundharmonika ständig unterwegs. Das Komm du lädt ein zu einem Kon zert am 28.05.2015 um 20.00 Uhr: Max Wolff Folk, Blues und Americana ... nach guter alter Schule! Wie Ry Cooder oder Eric Clapton es machen würden, träten sie mit Gitarre und Bottleneck-slide vor kleinem Publikum auf. Schöne Stücke von Cash, Clapton und Creedence, bis ganz zurück zu den Roots und den alten Songs von Leadbelly, Robert Johnson, Muddy Waters, Skip James, Blind Willie Johnson und vielen anderen. Exzellent gespielt ohne Tricks - the real Deal. Der Sänger und Gitarrist Max Wolff kommt aus Dänemark und ist seit über 25 Jahren als Profi auf den Landstraßen in seinem Heimatland, in Norwegen und in Deutschland unterwegs. Mehr als 4000 Gigs hat er bislang gespielt. Ein Künstler, der das Musikmachen lebt. Mi, 22. April 2015 Max Wolff Folk, Blues und Ameri cana nach der guten alten Schule! Fotos: © by Beate Grams Max Wolff Max Wolff kommt aus Dänemark, lebt als Sänger und Gitarrist, und ist seit 1988 als Profi ständig auf den Landstraßen in Dänemark, Deutschland und Norwegen unterwegs. Höhepunkt seiner Karriere war bisher die Nominierung bei dem "Danish Music Award - Folk 2004". Dort wurde seine CD "I'm Bonafide" zum Blues Album des Jahres ernannt. Max Wolff Sein Album "got you on my mind" erschien im Jahr 2008. Foto: © by Max Wolff Max Wolff spielt Musik zum MitmaEr ist ein Künstler, der den alten chen, zum Tanzen oder ganz einfach Sound und die alte Technik gern hat, nur zum Genießen ... www.schattenblick.de Seite 23 Elektronische Zeitung Schattenblick Weitere Informationen: http://www.reverbnation.com/maxwolff Zum Anschauen: Max Wolffsolo - The White Man's Blues https://www.youtube.com/watch? feature=player_embedded&v=QysWdB9a3tw Max Wolff - Hagges Musikpub, August 2011 https://www.youtube.com/watch?v=INY_J5LOlnY MUSIK / VERANSTALTUNGEN / LIEDER Kulturcafé Komm du Mai 2015 Friedrich & Wiesenhütter Anspruchsvolle Lyrik und virtuose Gitarre aus Berlin-Köpenik Konzert am Freitag, den 29. Mai 2015, 20:00 bis 22:00 Uhr im Kulturcafé Komm du Eintritt frei Das Kulturcafé Komm du in Hamburg-Harburg: Das Komm du ist ein kleines Kaffeehaus mit einer großen Bühne und regelmäßigen Kulturveranstaltungen. Neben einem vielfältigen Angebot an Kaffeespezialitäten, selbstgemachten Kuchen und täglich wechselndem Mittagstisch bietet es die Möglichkeit zu Begegnung und Diskussion, Spiele sowie ein Literatur- und Zeitungsangebot. Regelmäßig zwei- bis dreimal pro Woche finden kulturelle Events mit Live-Musik, Liedern & Lyrik, Lesungen, Vorträgen, Theater, Kleinkunst- und Tanzperformances sowie Ausstellungen statt. Das Komm du ist geöffnet von Mo. bis Fr. 7:30 bis 17:00 Uhr, Sa.von 9:00 bis 17:00 Uhr und an Eventabenden open end. Näheres unter: http://www.komm-du.de http://www.facebook.com/KommDu Kontakt: Kulturcafé Komm du Buxtehuder Straße 13 21073 Hamburg E-Mail: [email protected] Telefon: 040 / 57 22 89 52 Komm duEventmanagement: Telefon: 04837/90 26 98 E-Mail: [email protected] http://www.schattenblick.de/info pool/musik/veranst/folk1175.html Seite 24 http://www.schattenblick.de/infopool/musik/veranst/lied1650.html www.schattenblick.de Mi, 22. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick Das Komm du lädt ein zu einem Kon zert am Freitag, den 29.05.2015, 20.00 bis 22.00 Uhr: Friedrich & Wiesenhütter Vom Leben geschriebene Texte und virtuose Gitarrenmusik aus Berlin Friedrich & Wiesenhütter: Liebeslied https://www.youtuMatthias Wiesenhütter war von 2003 be.com/watch?v=UQi5g2czZcs bis 2012 der musikalische Kopf bei "twelve strings", dem in Deutschland mit über 100 Konzerten im Jahr meist Das Kulturcafé Komm du gebuchten Gitarrenduo. Seine Kon- in Hamburg-Harburg: zertreisen führten ihn ins europäische Das Komm du ist ein kleines KaffeeAusland und nach Mexico. haus mit einer großen Bühne und reIm Jahr 2012 lernte er Dirk Friedrich, gelmäßigen Kulturveranstaltungen. der mit seinem Bruder Sven Friedrich Neben einem vielfältigen Angebot an in Berlin seit Jahren eine feste Größe Kaffeespezialitäten, selbstgemachin der Liedermacherszene ist, bei den ten Kuchen und täglich wechselnStudioaufnahmen zu seiner ersten So- dem Mittagstisch bietet es die Möglo CD (D. Friedrich: "Zimmer 5") lichkeit zu Begegnung und Diskuskennen. Beide touren seitdem als sion, Spiele sowie ein Literatur- und "Friedrich & Wiesenhütter" durch die Zeitungsangebot. Regelmäßig zweibis dreimal pro Woche finden kultuRepublik. relle Events mit Live-Musik, Liedern Ihre erste gemeinsame CD "Alles auf & Lyrik, Lesungen, Vorträgen, TheaAnfang" wurde im Jahr 2014 veröf- ter, Kleinkunst- und Tanzperformances sowie Ausstellungen statt. fentlicht. Über die Musiker: Zwei "Alltags-Poeten", die ihren Weg jenseits und fernab von allen Trends gehen. Mit komödiantischem Berliner Charme und musikalischer Leichtigkeit nehmen Dirk Friedrich und Matthias Wiesenhütter ihre Zuhörer mit auf eine Reise zwischen Spaß und Gefühl, Melancholie und Sarkasmus, um die Widrigkeiten des Lebens mit Seitenblick und Augenzwinkern zu betrachten. Mit ihrem kurzweiligen Programm zeigen sie, daß sie zu den interessanten und spannenden deutschsprachigen Projekten in der Konzertszene gehören. Im Komm du stellen Friedrich & Wiesenhütter ihre aktuelle CD "Al- Weitere Informationen: les aufAnfang" vor. Friedrich & Wiesenhütter - Homepage: http://www.friedrichundwiesenhütter.de Das Konzert im Kulturcafé Komm Zum Reinhören und Anschauen: du beginnt um 20:00 Uhr. Friedrich & Wiesenhütter am 14.04.2012 Platzreservierungen per im kunsthofgohlis in Dresden Telefon: 040 / 57 22 89 52 oder https://www.youtuE-Mail: [email protected] be.com/watch?v=MFSIzB92a80 Das Komm du ist geöffnet: Mo. bis Fr. 7:30 bis 17:00 Uhr, Samstag von 9:00 bis 17:00 Uhr und an Eventabenden open end. Näheres unter: http://www.komm-du.de http://www.facebook.com/KommDu Kontakt: Kulturcafé Komm du Buxtehuder Straße 13 21073 Hamburg E-Mail: [email protected] Telefon: 040 / 57 22 89 52 Komm duEventmanagement: Telefon: 04837/90 26 98 E-Mail: [email protected] Das Kulturcafé Komm du lädt ein ... Zwei "AlltagsPoeten": das LiedermacherDuo 'Friedrich & Wiesenhütter' aus Berlin Foto: © by Friedrich & Wiesenhütter Mi, 22. April 2015 www.schattenblick.de Die aktuellen Monatsprogramme des Kulturcafé Komm du mit Lesungen, Konzerten, Vorträgen, Kleinkunst, Theater und wechselnden Ausstellungen finden Sie im Schattenblick unter: Schattenblick → Infopool → Bildung und Kultur → Veranstaltungen → Treff http://www.schattenblick.de/infopool/bildkult/ip_bildkult_veranst_treff.shtml Seite 25 Elektronische Zeitung Schattenblick ______I n h a l t________________________________Ausgabe 1440 / Mittwoch, den 22. April 2015_______ POLITIK - REPORT SCHACH-SPHINX SOZIALWISSENSCHAFTEN POLITIK - REDAKTION POLITIK - REDAKTION POLITIK - FAKTEN KUNST - FAKTEN UMWELT - INTERNATIONALES SPORT - BOXEN MUSIK - VERANSTALTUNGEN MUSIK - VERANSTALTUNGEN DIENSTE - WETTER Die andere Türkei - das Schlimmste verhindern ... Ausdruck künstlerischen Feuers Krieg um die Köpfe - Ducken, warten, Daten sammeln ... Holt China Pakistan aus der wirtschaftlichen Misere? 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