Ausgabe 4-2015

Für Klarsicht
20. Jahrgang
Nr. 4/2015
EVP: 1 Euro
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
Die Stolpersteine, die der Künstler Gunter Demnig verlegt, erinnern an zumeist ermordete jüdische Nachbarn.
Damit die kleinen Gedenkstätten nicht aus dem Blickfeld geraten, haben die Frauen vom Treff HellMa, die
vor zwei Jahren die Verlegung der Stolpersteine für Elise Block in der Leopoldstraße und Eva Wolf in der Nentwigstraße, beide in Kaulsdorf, anregten, diese am 12.
März frisch geputzt.
Foto: Schuchert
Ach du dickes Ei!
Inhalt
Künstler-Serie in jot w.d.:
Viele Leser werden sich an
Sänger und Musiker ihrer
Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet,
was aus ihnen geworden
ist. Heute: Susi Schuster.
Seite 3
Der Bürger & das Geld:
Eine neue Runde im Bürgerhaushalt sammelte viele tolle Wünsche und Ideen. jot w.d. berichtet, wie
ein „Betroffener“ den
Gang der Dinge sieht.
Seite 6
Promi-Duo:
Die beiden zählen zu den
bekanntesten Prominenten Berlins. jot w.d. traf die
„Schönmacher“ UdoWaltz
und René Koch und erfuhr
auch Überraschendes.
Seite 8
Übers Gleis:
Bereits ein paar Tage vor Ostern, nämlich zum 10. Tag der offenen Töpferei am 14. März, „fand“ die Mahlsdorfer
Keramikerin Dagmar Geißler ein noch heißes Osterei (deshalb die dicken Handschuhe) im Haufen der Holzspäne. Ihren
Gästen zeigte sie den Raku-Brand und informierte über neueste Techniken dabei, die spezielle Effekte erzeugen. Auch an
ganz normalen Tagen lohnt sich ein besuch im Atelier Roedernstraße 36, es gibt sehr exquisite Stücke. Foto: Nachtmann
Liebe Leser,
Als alle noch dagegen waren, setzte sich jot w.d. für
eine Öffnung der Landsberger Straße ein. Nun
könnte es dazu kommen.
Seite 11
Alle sollen lesen:
Anlässlich des Welttag des
Buches am 23. April bietet
jot w.d. wieder mal eine
ganze Literaturseite.
Seite 12
nicht wenige von Ihnen kennen sicher
diese Geste: Die Hand (Innenfläche
nach unten, Finger geschlossen) etwas
über Kniehöhe waagerecht nach vorn
gestreckt. Dazu gehört der Satz: „So
hoch springt der Hamster. Mit Rucksack.“ Die Bedeuteung lautet sinngemäß: Du hast hier gar nichts zu sagen,
an mir prallst du ab wie die Erbse von
der Wand.
Als der jetzige Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel seine „Abschieds-Pressekonferenz“ als Lichtenberger Bürgermeister gab, lobte er sich
zwar in den höchsten Tönen (Politniks
müssen das wohl), gestand aber auch
selbstkritisch ein, dass ihm „Bürger-
Augen am Knie
beteiligung auf Augenhöhe“ noch nicht
so recht gelungen sei. Im Januar fragte ich
auf der Jahres-Pressekonferenz des Bezirksamts Bürgermeister Stefan Komoß
und Baustadtrat Christian Gräff, wann
es denn im Wuhlebezirk „Bürgerbeteiligung auf Augenhöhe“ gäbe. Ich erntete
mühsam unterdrückte Empörung und
sogar bei meiner hoch geschätzten Kollegin E. Unverständnis.
Vor gut einem Jahr sandte ich als Bürger
dieses Bezirks im Rahmen der „frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit“ eine
Stellungnahme zu den Plänen für den Bau
eines Porta-Möbelmarkt in Mahlsdorf an
die Baubehörde. Eine Antwort bekam ich
nicht. Zufällig fand ich die Unterlagen
zur Auswertung dieser Bürgerbeteiligung, darin eine Reaktion auf meine
Vorschläge. Auch davon hat man mir
bis heute nichts mitgeteilt. Mein Vorschlag wurde abgelehnt, wie allen anderen Bürgereinwände auch. Die angeführten Gründe wurden mit keinem
Deut belegt. Theoretisch könnte es sich
bei den Amtsaussagen um reine Lügen
handeln. Aber die amtliche Auswertung
ergibt sinngemäß: „Unsere Pläne sind
in Ordnung, es gibt nichts zu ändern.“
Wer fragt da nach? Wer prüft das?
Ehe Sie sich nun aber auch wie ein
„Hamster mit Rucksack“ fühlen, wünsche ich Ihnen erst einmal viel Spaß
mit dieser 224. Ausgabe von jot w.d.
Ihr Ralf Nachtmann
2
jot w.d. 4/2015
Bilder und Nachrichten des Monats
Eine Zeitung ist kein Buch und jot w.d. kein 80-seitiges
teures Magazin mit viel bunter Werbung drin. Deshalb ist es am Ende eines jeden Monats wieder so,
dass Ereignisse, über die zu berichten wünschenswert
ist, keinen Platz mehr finden. Einige dieser Momente
haben wir im Bild festgehalten und wollen unseren
Aktuell
Gegen Einsamkeit
Lesern so zumindest Nachricht geben. Egal, ob es sich
dabei um den „Großkopfeten“ handelt, dessen Engagement genauso zu würdigen ist, wie das des „Unbekannten aus der Nachbarschaft“. Und dabei sollen auch
die „kleinen Dinge“ nicht vergessen werden, denn sie
erst machen das Leben vollkommen.
Red.
Jeder Mann sollte im Leben auch einen Baum pflanzen
Bäume verschönern das Stadtbild und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz. Sie machen Berlin zu einer lebensund liebenswerten Stadt. Das wissen auch der Abgeordnete Sven Kohlmeier und Bürgermeister Stefan Komoß.
Deshalb beteiligten sie sich an der im Herbst 2012 von
Senat und Bezirken ins Leben gerufenen Spendenkampagne „Stadtbäume für Berlin“ und pflanzten unter prominenter Hilfe von Kindern der Kita Rappelkiste an der LilyBraun-Straße eine Platane. Ziel der Kampagne ist es, bis
2017 bis zu 10 000 zusätzliche Bäume an Berlins Straßen
zu pflanzen. Mit Abschluss der diesjährigen Frühjahrspflanzung werden es 4200 sein. Wer mindestens 500 Euro
spendet, kann sich aus den zur Verfügung stehenden Standorten seinen Baumplatz aussuchen. Die Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung gibt den restlichen Betrag für eine
Pflanzung hinzu, die Bezirksämter zahlen die Pflege. RN
Auftakt zum Marzahner Läufercup
Marzahn – Am 15. April geht die
erfolgreichste Berliner Bahnlaufserie in eine neue Runde. Für viele
laufbegeisterte Läuferinnen und
Läufer ist der Marzahner Läufercup nach der Winterpause die erste Möglichkeit, den Leistungsstand zu überprüfen oder einfach
Spaß am Wettkampf zu haben. 19
Uhr fällt der Startschuss zum ACup über 10 000 Meter. Die CupRekorde halten Jördis Koch (KSC
Strausberg) mit 37:33,6 min bzw.
Niels Bubel (Laufpartner) mit
31:21,4 min. Bereits 17.30 Uhr beginnen die ersten Läufe für die
Schülerinnen und Schüler. Wie in
den Vorjahren werden wieder Läuferinnen und Läufer aus allen Altersklassen und mit dem unterschiedlichstem Leistungsvermögen
erwartet. Wer es schafft, sechsmal
das Ziel (beim Stundenlauf das
Ende) zu erreichen, der kommt in
Aboschein
Ja, ich möchte
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
jeden Monat erhalten und abonniere die
Zeitung bis April 2016 zum monatlichen
Preis von 1 Euro incl. Zustellung,
(außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 2 Euro)
Das Abonnement endet automatisch. Den fälligen Betrag überweise ich
innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung.
Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen
innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt).
Bitte liefern Sie
Zufrieden mit den Bibliotheken
die Gesamtwertung seiner Altersklasse und erhält entsprechend
Punkte. Das ist bei neun Läufen
durchaus möglich, in den Vorjahren gab es immerhin etwa zwischen
30 und 40 fleißige Punktesammler,
die den Sprung auf das Podest
schafften. Einigen gelang es auch,
bei allen neun Läufen teilzunehmen! Das Finale findet am 14. Oktober statt. Info www.vfl-fortunamarzahn.de.
Heinz Nabrowsky
In eigener Sache: Die erste Ausgabe von jot w.d. erschien im Mai 1996. Im April
2016, also nach genau 20 Jahren, wird die Zeitung in der jetzigen Form voraussichtlich letztmalig erscheinen. In Planung befindet sich ein veränderter Nachfolger. Red.
Unlängst besuchte Sozialsenator Mario Czaja die Sophia-Zentrale
an der Mehrower Allee. Die Tochtergesellschaft von Stadt und Land
und degewo kümmert sich um ältere, meist alleinstehende Bewohner
und hilft insbesondere mit Zuwendung und Kontakt. Foto: Nachtmann
Marzahn-Hellersdorf – Mit dem
neuen Bibliothekskonzept haben
Kulturstadträtin Juliane Witt und
ihre Mitstreiterinnen offensichtlich
den Nerv des Publikums getroffen.
Das jedenfalls lässt sich aus den Ergebnissen einer Umfrage unter
mehr als 1000 Nutzern ablesen.
Demnach ist die Mehrheit der Befragten mit dem Medienangebot
zufrieden bis sehr zufrieden. Die
Räumlichkeiten der Bibliotheken
werden als angenehm empfunden.
Mit der Anbindung der Bibliotheken an den öffentlichen Nahverkehr
sind mehr als 90 Prozent zufrieden,
und die Bibliotheken verfügen aus
Nutzersicht über ausreichend Sitzund Arbeitsplätze. Erheblichen
Verbesserungsbedarf sehen die
Befragten bei der Ausstattung mit
Computern und Internetangeboten.
Vier Fünftel sehen die aktuellen
Öffnungszeiten positiv.
RN
jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf,
Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür
kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung
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Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 7. Mai 2015
Redaktionsschluss: 28. April 2015, Anzeigenschluss: 30. April 2015
an folgende Adresse:
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IMPRESSUM
jot. w. d.
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Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf
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Anerkannt gemeinnützige Körperschaft
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Redaktion: Ingeborg Dittmann, Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion)
Ständige Autoren: L. Schuchert, H. Sandow, H. Stehling, D. Neidigk
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Leute
jot w.d. 4/2015
Die Bühne für
immer verlassen
Wie uns die Sängerin und Ehefrau von Herbert Klein, Sonja
Siewert, Ende März mitteilte, ist
der Schlagersenior im Alter von
94 Jahren plötzlich verstorben.
Der am 26. August 1920 in Berlin geborene Sänger und Musiker,
stand seit 1945 als Gitarrist und
Sänger auf der Bühne. Kurz darauf lernte er seine spätere Ehefrau, die Sängerin und Saxophonistin Sonja Siewert kennen.
1948 hatten beide ihren ersten
gemeinsamen Auftritt. 1951 heiratete das Paar – ihre erste Duett-Platte erschien „Eine weiße
Hochzeitskutsche“. Zahlreiche
Rundfunk- und Plattenaufnahmen
folgten. Auch mit ihrer Gesangsgruppe „Die singenden Vier“. Bis
Mitte der 1960-er Jahre stand
Herbert auf der Bühne, oft gemeinsam mit Sonja als „Das singende Ehepaar“. In den folgenden
Jahren war er als Programmgestalter und Klubleiter in Lichtenberg tätig. Seit Mitte der 80-er
Jahre war Herbert wieder auf der
Bühne zu erleben – und das bis
vor einigen Jahren. Als Solist
tourte er v.a. in Seniorenklubs
und Kultureinrichtungen. Auch
mit 90 war der noch „gut bei
Stimme“, hielt sich körperlich
und geistig fit. jot w.d. berichtete
immer mal wieder über die Aktivitäten des wohl ältesten noch
aktiven Schlagersängers des Landes. Nun hat er nach schwerer
Krankheit die Bühne für immer
verlassen.
I. Dittmann
Herbert 2009 bei einem Auftritt
in Mahlsdorf.
Foto: Dittmann
Bonsack und Hack helfen
Kleinunternehmer finden
im Grünem Haus Beratung
Seit Januar finden können sich
Einzelunternehmer und Unternehmen mit bis zu 30 Mitarbeitern im
Grünen Haus in Kaulsdorf Nord,
Boizenburger Straße 52, beraten
lassen. Dafür steht die Unternehmensberatung Bonsack&Hack zur
Verfügung. Egal ob Ideenfindung,
Umsetzung, Vertrieb und Marketing oder auch Büroorganisation
bzw. einfache Finanzamtsfragen:
Experten stehen Ihnen hier mit Rat
und Tat zur Seite. Das Erstgespräch ist kostenlos – in diesem
werden, wenn gewünscht, der
weitere Fahrplan und die Kosten
vereinbart.
Bonsack&Hack berät seit mehr als
12 Jahren erfolgreich Existenzgründer und kleine Unternehmen.
Das Spektrum reicht dabei von
mehrtägigen Gründerkursen über
die Unterstützung beim Antrag auf
staatliche und andere Förderung
wie Gründungszuschuss und Einstiegsgeld bis hin zu individuellem Coaching. Die Workshops
haben Themen wie „Verkaufen
heißt kommunizieren“, „treffende
Print-Werbung“, „Rechtssicherheit bei Ihrem konkreten Problem“
oder „Ziel- und Zeitmanagement“.
Jeden zweiten und dritten Mittwoch im Monat zwischen 15 und
18 Uhr steht einer der Berater im
Grünen Haus zu einem kostenlosen Erstgespräch zur Verfügung.
Informationen und Anmeldung
Tel. 56 29 80 81, www.grueneshaus-hellersdorf.de U. Clauder
Als Hollywood
am Kalksee lag
Als an Babelsberg noch nicht zu
denken war, entstand 1908 in den
Rüdersdorfer Kalkbergen vor den
Toren Berlins das erste große
Freilichtatelier des deutschen
Films. 1919 kam am Kalksee die
Filmstadt des jüdischen Produzenten und Regisseurs Joe May
hinzu – gedacht als deutsches
Hollywood. Alle wichtigen
Schauspieler und Regisseure der
sich entwickelnden Berliner
Filmindustrie haben bis 1923 hier
zumindest einmal gedreht – von
Ernst Lubitsch über Fritz Lang bis
Joe May, von Pola Negri, Henny
Porten und Mia May bis zu Harry Piel, Paul Wegener und Harry
Liedtke. Hier wurde mit den
Abenteuerstreifen Harry Piels,
dem deutschen James Bond, der
Actionfilm aus der Taufe gehoben
und mit dem „Indischen Grabmal“ Joe Mays der Millionen
Zuschauer in seinem Bann ziehende Monumentalfilm. Allein
die Dreharbeiten in der Woltersdorfer Filmstadt mit gewaltigen
Kulissenbauten und bis zu 4000
Statisten gaben 30 000 Menschen
Lohn und Brot.
Darüber erzählt mit Bildern, Filmausschnitten und Geschichten Dr.
Horst Miethe am 14. April ab 15
Uhr im Frauentreff „Hellma“,
Marzahner Promenade 41, Tel.
542 50 57. Lassen Sie sich überraschen!
Dagmar Neidigk
3
Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 125
In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und
80er Jahren – Schlagzeilen machten.
Wie ist es den Publikumslieblingen von einst ergangen? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen
unsere Serie in dieser Ausgabe mit der Sängerin
und Jodelkünstlerin Susi Schuster fort.
Susi Schuster
Die Jodelkönigin der DDR
bekannt wie ein bunter Hund.
Und AMIGA brachte 1964 eine
Single auf den Markt – mit diesem Song und ihrem „JodelTwist“, den sie, wie zahlreiche
Lieder danach, selbst geschrieben hatte. Neben eigenen Liedern wie „Do legst di nieder“,
„So leicht lernt man das Jodeln“,
„Es lebe unser Trabi“ oder „Aus
dem Wald ruft der Kuckuck“,
hatte die Sängerin stets auch internationale Songs wie „In the
mood“, „Kalinka“ oder „Jambalaya“ in ihrem Repertoire. Nach
der Wende nahm sie in Dänemark eine Country-CD auf.
Bis heute steht die Jodel-Lady
auf der Bühne, wenn
auch viel seltener als früher. Immerhin ist die agile 74-Jährige, die seit
mehr als 30 Jahren in
zweiter Ehe verheiratet
ist, auch schon dreifache
Großmutter. Ein intaktes
Familienleben sei für sie
Voraussetzung, ihre Arbeit gut zu machen. In ihrem Mann Lothar habe
sie zum Beispiel „einen
ehrlichen Kritiker“, sagt
sie. Wichtiger als Ruhm
und Reichtum sei ihr
stets die Familie gewesen, gute Freunde, Gesundheit natürlich. Und
so liebt sie die mediterrane Küche mit viel Obst, Gemüse und Fisch und unternimmt in ihrer Freizeit lange
Spaziergänge in der Natur.
Und sie liebt gute Bücher, besonders gern Biografien („Ich
bin neugierig auf das Leben interessanter Menschen.“).
In unserem Bezirk konnten wir
Susi Schuster u.a. am 14. September 2008 bei einer „Sonntagsmatinee“ im Freizeitforum
Marzahn erleben, und im Oktober 2013 stand sie neben
vielen ehemaligen Kollegen
im heimischen Zwickau auf
der Bühne im berühmten Ballsaal der „Neuen Welt“.
Ingeborg Dittmann
Den Namen der wohl erfolgreichsten deutschen Jodlerin kannte
im Osten Deutschlands spätestens seit den 1960-er Jahren fast
jeder – Susi Schuster, die JodelLady aus dem Erzgebirge.
Schon mit vier Jahren spielte sie
Blockflöte, versuchte sich am
Jodeln und stand bereits mit sieben Jahren auf der Bühne. Kein
Wunder, kam die am 3. November 1940 in Zwickau als Susanna Thekla Schuster geborene
Sängerin doch in einer musikalischen Familie zur Welt. Ihr
Vater war Musiklehrer und leitete ein Kinderorchester. Eines
ihrer ersten Lieder („Jetzt gang
i ans Peters Brünnele“)
hatte einen Jodelteil. Den
brachte Susi so gut, dass
ihr Vater daraufhin mehrere Jodelsongs mit ihr
einstudierte. Bald schon
stand sie mit Lederhose
und Gitarre auf der Bühne, lernte auch, das Akkordeon zu bedienen. Schon
mit 10 Jahren hatte sie
ihre ersten öffentlichen
Auftritte.
Sie war 17, als sie von Rolf
Krickow und Horst Lehn
bei der „Kleinen Premiere“, einem Vorläufer von
Heinz Quermanns Talenteshow „Herzklopfen kostenlos“, entdeckt wurde.
Zwei Jahre später hatte die
Zwickauerin bereits ihren
Berufsausweis als Sängerin in
der Tasche und der Rundfunk
produzierte erste Aufnahmen
mit ihr. 1958 stieg sie ins
Tourneeprogramm der damals
durchs Fernsehen sehr populären Instrumental- und Gesangsgruppe „Vier Brummers“ aus
Dresden ein. Sie begleiteten
die Sängerin fast zehn Jahre bei
ihrem Bühnenprogramm „Servus, Susi“ oder bei späteren
Fernsehauftritten wie in der
Sendung „Da lacht der Bär“.
Sogar in Paris hatte die JodelKönigin Erfolg. 1961 trat sie
beim Pressefest der „l’Humanité“ mit dem Lied „Kukkuck“ auf. Spätestens seit
1963, als Susi Schuster in „Da
lacht der Bär“ mit dem Westtitel „Siebentausend Rinder“
auf der Bühne stand, war sie
In dieser Serie erschienen bisher:
Brigitte Ahrens, Rosemarie Ambé, Julia Axen,
Franz Bar tzsch, Arndt Bause, Olaf Berger,
BERLUC, Hans-Jürgen Beyer, Hansi Biebl, Holger
Biege, Dieter Birr, Helga Brauer, Uschi Brüning,
Ralf Bursy, Gerd Christian, City, Tamara Danz, Kurt
Demmler, Stefan Diestelmann, Dieter Dornig, Walter Eichenberg, Har tmut Eichler, electra, Engerling, IC Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg, Dorit Gäbler, Rainer
Garden, Günter Geißler, Gitte & Klaus, Günter
Gollasch, Peter Gotthardt, Heinz-Jürgen Gott-
Abb.: Susi Schuster auf einer
Autogrammkarte; ihre erste
Single und Susi beim Künstler-Stammtisch 2009 in Berlin.
Fotos: Archiv, Nachtmann
schalk, Ingo Graf, Mary Halfkath, Hans die Geige,
Michael Hansen, Monika Hauff/Klaus-Dieter Henkler,
Monika Herz, Jörg Hindemith, Ruth Hohmann, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter
Janik, Uwe Jensen, Erhard Juza, Karat, Karussell,
Barbara Kellerbauer, Britt Kersten, Jürgen Kerth,
Herbert Klein, Helmut Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri
Korn, Henry Kotowski & Die Sputniks, Horst Krüger,
Thomas Kurzhals, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy,
Anke Lautenbach, Klaus Lenz, Lift, Wolfgang Lippert,
Angelika Mann, Gisela May, Achim Mentzel, Sandra
Mo & Jan Gregor, Gerti Möller, Gruppe MTS, Gaby
Munk & Ingo Krähmer, Gerd Natschinski, Thomas
Natschinski, Roland Neudert, Omega, Peter Paulick,
Ines Paulke, Jenny Petra, Eva Maria Pieckert, Die
Prinzen, Die Puhdys, James W. Pulley, Thomas
Putensen, Ingrid Raack, Brigitte Rabald-Koll, Reform, Gaby Rückert, SANDOW, Christian Schafrik,
Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach,
Frank Schöbel, Christel Schulze, Har tmut Schulze-Gerlach, Sonja Siewert & Herbert Klein, Silly,
Sven Simon & Pallas Band, Reiner Süß, Dina
Straat, Theo-Schumann-Combo, Tina, Regina
Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Arnulf
Wenning, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons
Wonneberg, Pascal von Wroblewsky, Petra Zieger,
Wolfgang Ziegler sowie 1 Sonderausgabe.
4
jot w.d. 4/2015
Großsiedlung
Das besondere
Konzert
Keine ewige Finsternis
Hellersdorf – Am 26. April, 17
Uhr, präsentiert das Duo
CEEYS – Daniel und Sebastian Selke – im Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1, seine zweite CD (siehe jot w.d. 3/2014).
Ein musikalischer Hochgenuss,
nicht nur für die Fans des Duos!
Eintritt 12/erm. 10 Euro. Karten Tel. 561 61 70.
I.D.
Versteckte Orte im Bezirk – Teil 5: Sammelkanäle
Marzahn – Ende März begann
im Berliner Tschechow Theater
an der Märkischen Allee 410
eine neue Veranstaltungsreihe
für Familien. Am 12. April geht
es um das „Gemeinsame Musizieren auf Alltagsgegenständen“. Kinder und Eltern werden, unter Anleitung der Sängerin Doris Löschin, angeregt, mit
einfachen Haushaltsgegenständen wie Kochlöffel, Besteck,
Gläsern und Töpfen Musik zu
machen. Es werden kindergerechte Volkslieder gesungen
und dazu passende rhythmische
Begleitungen erfunden.
K.S.
Französisch
für Anfänger
Hellersdorf – Im Stadtteilzentrum Albert-Kuntz-Straße
58 wurde jetzt ein Französischkurs für Anfänger eingerichtet.
Die Kurse finden jeden Montag zwischen 16 und 17 Uhr
statt und sind für jede Altersklasse geeignet. Vorkenntnisse
sind nicht erforderlich. Gebühr
pro Monat: 5 Euro. Anmeldung
unter Tel. 994 98 691.
I.D.
Frühlingsfest
im Klub
Kaulsdorf Nord – Der Klub 74
am Baltenring 74 lädt am 14.
April, 14 bis 17 Uhr, zu einem
Frühlingsfest mit der Disco „da
capo“ und Lutz Stollmayer ein.
Eintritt 2,50 Euro. Anmeldung
erbeten, Tel. 563 09 93. Am 18.
April, 10 Uhr, können sich an
gleicher Stelle Freunde des
Skat-Spieles treffen.
I.D.
Fotostammtisch
Marzahn – Die Gesellschaft
für Fotografie lädt am 18. April
zu ihrem 43. Öffentlichen Fotostammtisch ins Foyer des FFM,
Marzahner Promenade 54, ein.
Angeschaut werden kann die
Ausstellung „Standpunkte“ der
GfF. Es gibt Gelegenheit für
Gespräche, der Eintritt ist frei.
Zu sehen ist die Exposition
noch bis zum 18. Mai.
I.D.
Ringkolonnaden
sichern
Marzahn – Das Bezirksamt
soll sich für die Sicherung der
(verbliebenen) nördlichen
Ringkolonnaden einsetzen. Das
beschloss die BVV auf Antrag
von SPD, CDU und Linke. RN
Im heutigen Fall geht es um große unterirdische und damit unsichtbare Bauwerke. Die U-BahnLinie 5 bringt in einem Sammelkanal für Pendler zwischen City
und den östlichen Bezirken die
Menschen unter der verkehrsreichen Frankfurter Allee zumeist
zuverlässig und schnell an ihr
Ziel. Diese Art von Sammelkanälen gibt es auch fernab der öffentlichen Wahrnehmung für die technische Infrastruktur der Stadt.
Der älteste begehbare Kanal dieser Art in Berlin von 1928 verläuft übrigens entlang der U 5 in
der besagten Frankfurter Allee.
Das Bürgernetzwerk Linie 7
schreibt auf seiner Internetseite,
„die U-Bahn-Schächten ähnlichen Bauwerke erschließen das
gesamte Neubaugebiet mit Leitungssystemen der BEWAGFernwärme und -Energieversorgung, der Berliner Wasserbetriebe, der Telekom“ usw. Die vor
35 Jahren für die hiesigen Großsiedlungen erbauten und danach
erweiterten begehbaren Sammelkanäle von 16 Kilometern Länge
machten, so heißt es auf der Seite, Marzahn (und ähnlich auch
Hellersdorf) zur „größten aufgrabefreien bebauten Fläche in
Deutschland“. Nun, wer als Einwohner die Unmenge an Baustellenlöchern in unserem Bezirk
kennenlernen durfte, ist sicherlich eher amüsiert über das soeben verwendete Adjektiv „aufgrabefrei“. Sagen wir es einmal
so: Ohne die riesigen, teilweise
10 Meter unter der Oberfläche befindlichen Sammelkanäle für unsere technische Infrastruktur wären die Buddelstellen noch zahlreicher und hätten vor allem erheblich größere Auswirkungen
auf das Funktionieren der Stadt.
le der U 5 Unter den Linden. Zum
Dritten erfassen auch die Sammelkanäle nicht alle Infrastruktur:
Die Abwasserkanalisation muss
gesondert errichtet werden. Schon
wegen Hygiene und Rattenfreiheit
in den neueren Sammelkanälen,
und um die empfindlichen Elektro- und Kommunikationskabel
bei Havarien zu schützen!
Auch für einst überirdisch verlaufende Hochspannungsleitungen
müssen aus Sicherheitsgründen
ab einer bestimmten Spannung
gesonderte Tunnel errichtet werden, die vor einigen Jahren unter
großer Medienaufmerksamkeit
zwischen der Marzahner Pyramide und innerstädtischen Bereichen erbaut wurden.
Und was die Buddelei angeht: Es
gibt eben die begehbaren Sammelkanäle nicht bis vor jeden Hauskeller. Ansonsten würden die Marzahn-Hellersdorfer bei Kälte und
Nässe ja trockenen Fußes völlig
im Untergrund verschwinden und
alle notwendigen Gänge wie die
Maulwürfe absolvieren. Und keiner braucht die oberirdische Aufmerksamkeit wie die Bewohner
der Problemkieze, oder?
Übrigens gibt es wie bei allen
unsichtbaren Dingen auch bezüglich der Berliner Sammelkanäle
reichlich Spekulatives aus den
Zeiten des Kalten Krieges. Oder
auch zum Schmunzeln führende
Thesen, dass die Freiheit der
Menschen in Kreuzberg mit Sammelkanälen à la Marzahn unvereinbar sei. Klar, die traditionell
chaotisch gewachsene städtische
Infrastruktur aus den Gründerjahren passt besser zum Chaos in
manchen Köpfen als immer noch
Stasi-überwachte schwarze Kanäle in Marzahn. Ulrich Clauder
rien aller Art behoben sind. Die
Marzahner Firma SAKA Sammelkanal- und Service GmbH
wartet hier vor Ort diese Bauwerke, Besichtigungen sind aus Sicherheitsgründen leider nur für
kleine Gruppen technisch interessierter Bürger auf Vereinbarung
möglich.
Ich frage mich also, warum es
nicht überall und für jegliche technische Infrastruktur diese praktischen begehbaren Sammelkanäle
gibt. Zum einen muss sich der erhebliche Aufwand lohnen, und das
Volkmar Neumann ist einer der Mitarbeiter von Vattenfall, die regelmäßig die Sammelkanäle kontrollieren.
Foto: Otto
Dank dieser Bauwerke hatten wir ist eben der Fall bei Großstädten
Großsiedlungsbewohner über all mit 400 000 Einwohnern in den
die Jahrzehnte kaum unter Was- Ostberliner Plattensiedlungen von
serabschaltungen oder Stromsper- Lichtenberg, Marzahn und Hellersdorf. Zum anderen sind historen zu leiden.
Wenn ich meinen im ländlichen risch gewachsene Städte mit komRaum wohnenden Kollegen über pakter Bebauung unterirdisch volsehr seltene, nur wenige Minuten ler geologischer, archäologischer
dauernde Stromausfälle berichte, und infrastruktureller Stolpersteimüssen sie müde lächeln, da es ne, da sind begehbare Kanäle zu
fernab der Metropolen oft we- einem vertretbaren Aufwand erst
sentlich länger dauert, bis Hava- recht eine Illusion. Siehe Baustel-
Wieviel Gesundheit können wir uns noch leisten?
Abgeordnete lud zum Bürgerforum zu einem Thema, das viele bewegt
Marzahn – Liane Ollech (MdA)
lud am 5. März zu einem Bürgerforum zu Gesundheitsfragen in das
Sana-Gesundheitszentrum am
Helene-Weigel-Platz ein. Für
Ortsunkundige gar nicht so leicht
zu finden, das „Ernst-LudwigHeim“ an der Peripherie des Platzes. Diese Tatsache und auch der
gewählte Termin an einem Donnerstag 18 Uhr trugen wohl dazu
bei, dass nicht allzu viele Interessenten den Ausführungen von Thomas Isenberg, Gesundheitspolitischer Sprecher der SPDFraktion im Abgeordnetenhaus,
Reiner Waldukat (Patientenfürsprecher im UKB) und Liane Ollech folgten und sich an der anschließenden Diskussion beteiligten. Denn das Thema „Wie viel
Gesundheit können wir uns noch
leisten?“ ist aktueller denn je und
birgt viele offene Fragen.
Etwa Ungerechtigkeiten bei der
Bevorzugung von Privat- gegenüber Kassenpatienten – und das
nicht nur, was die Terminvergabe
angeht. Ich selbst machte den Test
im Januar – der erste mögliche
(Kassen)-Termin in unserer Region bei einem Rheumatologen: Anfang September, beim Orthopäden: Ende August, beim Augenarzt: September. Zwei Gynäkologen in Hellersdorf nahmen generell keine Patienten mehr an. Die
Reihe ließe sich fortsetzen. Der
Grund, so auch Isensee, liege vor
allem an der ungleichen Verteilung
der Ärzteschaft über die einzelnen
Bezirke Berlins. Und tatsächlich,
bei einem Rheumatologen in Wilmersdorf hatte ich innerhalb von
14 Tagen einen Termin.
Immerhin gibt es Lichtblicke bei
der Verteilung finanzieller Mittel
B. Strohmeyer
Familiensonntag
bei Tschechow
Orte wie die Gärten der Welt, die
Helle Mitte, das Unfallkrankenhaus oder auch den Helene-Weigel-Platz kennen vermutlich die
meisten im Bezirk Wohnenden,
auch über die Bezirksgrenzen hinaus wird häufig darüber berichtet. Daneben gibt es aber versteckte oder vergessene Orte, die
selbst jenen Marzahn-Hellersdorfern unbekannt sind, die ihrem
Heimatbezirk über viele Jahre
hinweg die Treue hielten.
für den Gesundheitsbereich im
Bezirk, zum Teil aus Steuerüberschüssen. So erhält das Unfallkrankenhaus 2,5 Millionen Euro
für die Erweiterung des OP-Bereiches und für Investitionen des
Vivantes-Krankenhauses wurden
45 Millionen beschlossen. In der
Diskussion ging es dann u.a. um
die ungerechte Bezahlung im
Pflegebereich, die Vergütung von
Pflegepraktika und die Forderung
nach der Abschaffung der Gebühren für die Altenpflegeausbildung.
Vorgeschlagen wurde von einer
Teilnehmerin die Schaffung einer
„Pflegekammer“, ähnlich der Ärzte- oder Apothekenkammer.
Was die eingangs genannte Frage
angeht, wurde deutlich, dass wir
uns „mehr leisten“ könnten, würden endlich etliche unsinnige Bestimmungen und starre Regeln
oder etwa die zunehmende „Verbürokratisierung“ (davon können
v.a. niedergelassene Ärzte ein Lied
singen) über Bord geworfen und
mehr Mittel in die Prävention von
Krankheiten gesteckt. I. Dittmann
Kleinsiedlung
jot w.d. 4/2015
5
Pflegewohnen rechtlich fixiert
Bezirksamt schließt andere Bebauung auf dem Wernerbad-Areal aus
Kaulsdorf – Diesmal war der Weg
von der Idee zum Gesetz besonders
kurz. Obwohl es keinen „definitiven
Investor“ für die Bebauung des
Wernerbad-Areals mit (unterschiedlichen) Wohnformen für Pflegebedürftige Menschen gibt, will die
Stadtplanungsverwaltung diese ausschließliche Art der Bebauung
durchsetzen.
„Im Fachbereich Stadtplanung erfolgte während des Zeitraumes der
Beteiligung der Träger öffentlicher
Belange die Vorstellung eines
Projektentwurfes für die Umsetzung eines Vorhabens am Standort
des ehemaligen Wernerbades durch
das Planungsbüro Feddersen und
einen potenziellen Vorhabenträger“, heißt es in der schriftlich
vorliegenden Auswertung der Beteiligung. Verwaltungen und diverse Dienststellen stehen dem Vorhaben postitiv oder neutral gegenüber.
Nur eine „Bürgerbewegung Wernerbad“ reichte kritische Anmerkungen im Stadtentwicklungsamt
ein. In ihrer Stellungnahme stellte
Keine extra frei zu
haltende Fläche
die Gruppe den Bedarf einer
Pflegeeinrichtung an diesem Standort in Frage. Gegenüber weiteren
Pflegeheimen solle ambulanten
Strukturen der Vorrang eingeräumt
werden, denn wenn künftig Demenzerkrankungen möglicherweise mit Medikamenten geheilt werden können, ergäbe sich ein Überangebot solcher Wohnplätze.
Die geplanten Festsetzungen des
Bebauungsplanes werden jedoch
„die allgemein zulässige Wohnnutzung auf Wohngebäude für
pflegebedürftige Personen“ beschränken. Damit sei „sichergestellt, dass unter dem Aspekt der
jeweiligen Pflegebedürftigkeit
auf dieser Fläche unterschiedliche Formen zur Umsetzung der
Wohnfunktion zulässig sind (z.B.
Betreutes Wohnen, Wohneinrichtungen für Menschen mit Demenz
oder auch für Menschen mit Behinderungen)“. Der Bedarf für
diese besonderen Wohnformen
resultiere insbesondere aus der
Altersstruktur der Bevölkerung
des Bezirkes und dem bestehenden Wunsch nach einem Verbleiben im Kiez. Ein Überangebot an
derartigen Wohneinrichtungen sei
„entsprechend der derzeitigen Situation auch unter Berücksichtigung zukünftiger Heilungsmethoden“ nicht zu erwarten.
Eine weitere wesentliche Kritik
richtet sich gegen das Maß der baulichen Nutzung. Die Bürgerbewegung sieht die geplanten Bauhöhen
und -dichten im Widerspruch zum
Siedlungscharakter und vermutet
einen Verstoß gegen das üblich geltende Baurecht. Die geplante Bebauung wirke „erdrückend“, der
Wohnwert der Nachbargrundstükke werde durch diese Bebauung
beschädigt, indem Privatsphäre und
Lichtverhältnisse inakzeptabel beeinträchtigt würden.
Auch mit diesem Argument fanden
die Nachbarn kein Gehör im bezirklichen Stadtplanungsamt. Zwar bilde die „Bebauungsdichte der vorhandenen näheren Umgebung“ den Rahmen der Zulässigkeit für Vorhaben.
„Im Rahmen von Bebauungsplänen
kann jedoch unter Würdigung aller
abwägungserheblichen Belange aus
städtebaulichen Gründen“ von der
gegebenen Situation abgewichen
werden, „soweit hierfür ein städtebauliches Erfordernis besteht“. Laut
Amt liege genau ein solches Erfordernis vor, denn „vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung“ seien „sozialräumlich eingebundene Flächen für bestimmte Personengruppen (z.B. Pflegebedürftige,
Demenzkranke) zu sichern“. Außerdem beschränke sich „die Anhebung
der Nutzungsdichte auf weniger als
die Hälfte der Blockfläche“.
Kein Zweifel: In Fragen des Wohnens kranker und pflegebedürftiger
Menschen gibt es viele Probleme
zu lösen. Wenn aber in voraus eilendem Gehorsam gegenüber
„potenziellen Investoren“ Gesetzeskraft erwirkt wird, lässt sich weniger ein altruistisches, eher schon
ein monetäres Motiv vermuten. Ein
Schelm, der „...“ dabei denkt.
R. Nachtmann
So wie früher: Fahrkarten im Kiosk
Mahlsdorf – Im künftigen Baugebiet zwischen Parler Straße und
Hultschiner Damm kann kein
Standort für eine Schule im B-Plan
festgesetzt werden. Das erläuterte
Baustdtrat Christian Gräff auf der
BVV. „Nach der Entscheidung des
Bezirksamts zum Verkauf des ehemaligen Schulstandortes an der
Elsenstraße schließt sich eine Inanspruchnahme von überwiegend
privaten Flächen in der näheren
Umgebung zum Zwecke eines
künftigen Schulstandortes aus“,
beschied Gräff eine Frage des Verordneten Nickel von Neumann. RN
Kaulsdorf – Im Zeitungskiosk
am S-Bahnhof Kaulsdorf gibt es
seit Kurzem wieder BVG-Fahrkarten zu kaufen. Die technischen
Geräte wurden Mitte März geliefert und installiert. Sowohl der Inhaber Herr Özer wie auch seine
Kunden sind hoch erfreut. Nach
einem Brand im früheren Zeitungskiosk hat Herr Özer den
„Kaulsdorfer Kiosk“ neu eröffnet.
Der ebenfalls zerstörte Fahrkartenautomat wurde von der BVG
jedoch nicht ersetzt. Innerhalb
weniger Tage kamen Ende des
letzten Jahres mehrere hundert
Inhaber Özer vor seinem Kiosk.
Unterschriften von Kaulsdorfern
zusammen, die sich einen
Fahrkartenverkauf einsetzten.
Der örtliche Abgeordnete Sven
Kohlmeier hat das Anliegen der
Kaulsdorfer unterstützt und sich
bereits im November bei der
BVG für den Fahrscheinverkauf
im Kiosk eingesetzt.
„Der Automat wird es vielen
Menschen erleichtern an ihre
Fahrkarten zu kommen“, sagt
Kohlmeier, der sich freut, dass
die Kaulsdorfer, aber nicht nur
sie, jetzt dort, so wie früher, ihre
Fahrkarten kaufen können. RN
LICHTBLICKE
Gestalten (Keramik, Pappmaschee
und Stoff), Papierherstellung und
Papiergestaltung bis zu Fotografie
und Bildbearbeitung, der Herstellung kleiner Animationsfilme sowie Graffiti auf Leinwand.
Die Ideen der jungen Künstler
gehen in die verschiedensten
Richtungen. Sie zeugen von dem
Eifer und der Freude, mit der ge-
arbeitet wurde. Besonders die
gemeinsame längere Arbeit an
einem Projekt hat allen Teilnehmern viel Spaß gemacht. Sie
konnten sich in ihre Arbeit vertiefen und gegenseitig unterstützen und neue Freunde finden.
Heterogenität und Inklusion, zwei
Schlagwörter der aktuellen Bildungspolitik, werden bei uns
Die Auseinandersetzung mit Keramik gehört dazu.
Foto: Bauersfeld
Mahlsdorf – Die Ortsgruppe
403 der Volkssolidarität Mahlsdorf-Süd lädt am 16. April zu
einer Verkaufsmodenschau ins
Restaurant St. Hubertus, Hultschiner Damm 1, ein. Weitere
Infos Tel. 22 48 82 22.
Orgelkonzert
Mahlsdorf – Am 3. Mai findet im Theodor-Fliedner-Heim,
Schrobsdorffstraße 35/36, ein
Orgelkonzert mit Albrecht
Gündel vom Hofe (Orgel) und
Uwe Steinmetz (Saxophon)
statt. Zu hören sind Jazz reflections on songs by W.R. Heymann. Beginn 19.30 Uhr.
Der Stille lauschen
Mahlsdorf – Vom 10. April bis
zum 2. Juni sind im Kunsthaus
Flora, Florastraße 113, unter
dem Motto „Der Stille lauschen“ Bilder und Linolschnitte von Ilona Albrecht zu sehen.
Zur Vernissage am 10. April,
19.30 Uhr, lädt die Agrarbörse
Deutschland Ost, Träger des
Kunsthauses, alle Interessenten
ein. Eintritt frei. Die musikalische Begleitung übernimmt
David Albrecht. Geöffnet ist
Montag bis Donnerstag 8 bis
18, Freitag 8 bis 16 Uhr. I.D.
Tai Chi – Kurs
Kaulsdorf – Tai Chi, die weltweit anerkannte Entspannungsmethode, dient dem seelischen
Ausgleich und der Harmonie
zwischen Körper, Seele und
Geist; etwa bei Erschöpfung, zu
hohem Blutdruck oder Rückenschmerzen. Interessierte können
freitags von 14 bis 15 Uhr erst
einmal zu einer „SchnupperStunde“ ins Stadtteilzentrum,
Brodauer Straße 27, kommen
und sich von Tai Chi-Lehrer
Frank Adler beraten lassen. RN
Tanz im TaP
Ausstellung der 19. Kunstwerkstätten in der Pyramide
Marzahn-Hellersdorf – 2015 ist
das Jahr des Lichts. Daran angelehnt gaben wir unseren 19.
Kunstwerkstätten das Motto
LICHTBLICKE. Dieser Begriff
steht für die Vielschichtigkeit der
künstlerischen Ausdrucksfähigkeit der Kinder und Jugendlichen
in unserem Bezirk. In 16 ganz
unterschiedlichen Werkstätten
trafen sich 175 Schülerinnen und
Schüler aller Schularten, aus den
Grundschulen, Förderschulen,
Integrierten Sekundarschulen und
Gymnasien, um gemeinsam an
vier Tagen vor den Winterferien
(26.-29. Januar) ihre Kreativität
unter Beweis zu stellen und ihre
künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern.
Die Werkstattangebote reichten
von traditionellen Techniken wie
Malerei (Öl-, Acryl- und Seidenmalerei), Grafik, verschiedenen
grafischen Drucktechniken Linoldruck, Material- und Kartondruck,
Kaltnadelradierung), plastischem
Modenschau
im Hubertus
schon immer umgesetzt. Insgesamt 18 erfahrene Kunsterzieherinnen, Kunsterzieher und Referendare aus dem Bezirk waren am
Projekt beteiligt. Sie standen den
Teilnehmern mit Rat und Tat zur
Seite. Außerdem leitete Birgit
Schöne als freie Künstlerin aus
dem Bezirk zum wiederholten
Mal eine Werkstatt.
Am 18. April, 11 Uhr, werden im
Ausstellungszentrum Pyramide,
Riesaer Straße 94, die Ergebnisse der 19. Kunstwerkstätten der
Schulen erstmals mit einer Vernissage präsentiert. Schülerinnen
und Schüler des musisch-ästhetischen Profils der Ernst-HaeckelSchule unter Leitung von Frau
Petermann und Frau Gierig umrahmen die Veranstaltung mit einem kleinen kurzweiligen Programm.
Die Arbeiten werden bis zum 28.
Mai Montag bis Freitag von 10
bis 18 Uhr zu sehen sein.
Katherin Bauersfeld
Biesdorf – Das Theater am
Park, Frankenholzer Weg, lädt
auch in diesem Monat zu den
beliebten Tanznachmittagen.
Am 11. April heißt es mit den
„April, April“ mit The Voices.
Am 18. singt Gabis-Mini-Band
u.a „Der Lenz ist angekommen“. Am 25. April lautet das
Motto „ Wenn der weiße Flieder wieder blüht“, es spielt die
Little-Party-Band. Beginn jeweils 14 Uhr, Eintritt 10 Euro,
Info Tel. 53 01 91 04.
RN
Vortrag zur Kunst
Biesdorf – Am 13. April, 18.30
Uhr, steht die Geschichte der
freien Bildenden Kunst im Bezirk im Mittelpunkt eines Vortrags im Stadtteilzentrum, AltBiesdorf 15. Wo traditionelle
Künstlerkolonien fehlten, trat
die Bildende Kunst erst mit
staatlichen Programmen der
Kunstförderung stärker in Erscheinung. Eintritt 4 Euro, Info
Tel. 526 78 45 93.
RN
6
jot w.d. 4/2015
Links & rechts der Wuhle
Was wird aus dem Bürgerwillen?
45 von 404 Vorschlägen des Bürgerhaushalts werden näher geprüft, Realisierung im Einzelfall möglich
Für den Bürgerhaushalt der Jahre 2016/17 wurden im Bezirk insgesamt 404 Vorschläge eingereicht. An der Abstimmung darüber, welche die jeweils wichtigsten sind, beteiligten sich knapp
3400 Einwohner, im Internet votierten etwa 2900 registrierte Nutzer. Der Stadtteil übergreifende
Vorschlag mit der höchsten Zustimmung fordert die Schaffung eines Freibades. Der Ausbau und die
Wartung des Wuhle-Rad- und Wanderweges nördlich und südlich der
B1 landete auf Platz 2. In den
Stadtteilen wünschen sich die Bürger Radwege, Parkbänke, bessere
Schulhöfe oder eine Schulmensa.
Klaus Lichtenstein war im Rahmen des Bürgerhaushaltsverfahrens 2016/17 für die Stadtteilzentren Hellersdorf-Nord und
Mahlsdorf erstmals als Moderator tätig und hat sich daher intensiv mit dem Bürgerhaushalt und
dem damit verbundenen Prozedere
beschäftigt. Im Rahmen der Übergabe der Vorschläge an die Verwaltung auf der März-Tagung der
BVV stellte er dort auch seine Erfahrungen vor, die wir hier leicht
gekürzt wiedergeben.
Im Vergleich der beiden von mir
betreuten Stadtteilzentren hat sich
gezeigt, dass das Interesse der
Bürgerinnen und Bürger von
Stadtteil zu Stadtteil sehr unterschiedlich ist. Während in Mahlsdorf mit 115 mehr als ein Viertel
der gesamten Vorschläge eingebracht wurden, waren es in Hellersdorf-Nord nur 22. Wahrscheinlich ist das auch ein Verdienst der
sehr guten Zusammenarbeit mit
dem Bürgerverein Mahlsdorf-Süd
, der mir im September 2014 die
Möglichkeit gab, in seinen 2500
Flyern das Bürgerhaushaltsverfahren mit seinen Abstimmungsmodalitäten vorzustellen.
In Vorbereitung der Auswertung
hat sich gezeigt, dass die 115 Vorschläge plus der 46 stadtteilübergreifenden Vorschläge nur sehr
schwer zu händeln waren. Wollte
man all diese Vorschläge zum
Zwecke der Abstimmung aushängen, würde die Aneinanderreihung der A4-Blätter eine Länge
von fast 34 Metern ergeben. Da
dies im Stadtteilzentrum nicht
machbar war, wurden die Vorschläge in mehreren Ordnern gleichen Inhalts präsentiert, damit
mehrere Bürgerinnen und Bürger
parallel abstimmen konnten.
Um den Bürgerinnen und Bürgern
in Zukunft die Abstimmung zu
erleichtern und um Qualität vor
Quantität im Verfahren den Vorrang zu geben, sollte eine Jury aus
Mitarbeitern der Fachabteilungen
Die Ampelschaltungen in Helle Mitte sind ein riesiges Ärgernis.
im Bezirksamt und für den Bürgerhaushalt tätigen Moderatoren
die eingegangenen Vorschläge
prüfen, doppelt eingegangene zusammenfassen und Vorschläge,
die nicht in den Bürgerhaushalt
gehören oder die einer kurzfristigen Abarbeitung bedürfen wie
Die Top-3-Vorschläge
für Mahlsdorf:
Die Top-3-Vorschläge für
Hellersdorf Nord:
Schaffung eines Bürgerhauses in Mahlsdorf-Süd (182
Punkte)
Veränderung der Ampelphasen an der
Kreuzung Stendaler/Janusz-KorczakStraße (237 Punkte)
Bau eines Gehwegs in der
Greifswalder Straße (131
Punkte)
Ein sicherer Fußgängerüberweg zwischen Henny-Porten-Straße und Senftenberger Straße (161 Punkte)
Einrichtung eines mobilen
Bürgeramtes (125 Punkte)
„Rettung“ der Hönower Weiherkette
(3 Vorschläge, insg. 173 Punkte)
etwa die Beseitigung von Schlaglöchern oder die Instandsetzung
von Straßenleuchten, an die zuständigen Stellen zur schnellen
Bearbeitung weiterleiten.
Betrachtet man im Stadtteilzentrum Mahlsdorf die Beteiligung an der Abstimmung im zurückliegenden und dem laufenden
Verfahren, so zeigt sich, dass gegenüber 2014/15 nur noch ein
Drittel der Bürgerinnen und Bürger an der Abstimmung teilgenommen haben, obwohl die Anzahl der eingereichten Vorschläge wesentlich höher liegt.
Eine Erklärung hierfür ist, dass
die konkreten Termine für die
Abstimmung in den einzelnen
Örtlichkeiten vom Bezirksamt
nicht in den Medien publiziert
wurden. So erreichten wir nur die
Bürgerinnen und Bürger der äl-
teren Generationen, die ohnehin
regelmäßig Veranstaltungen in
diesen Einrichtungen besuchten.
So zeigt sich, dass die von jüngeren Leuten eingebrachten Vorschläge, etwa zum Bedarf an
Kita- und Spielplätzen oder die
Erweiterung der Schulkapazitäten, keinerlei oder nur in Ausnahmefällen bepunktet wurden. Um
eine größere Beteiligung bei der
Abstimmung zu erreichen, sollte
der Abstimmungszeitraum von
jetzt 14 Tagen verkürzt werden
und in allen Einrichtungen einheitliche Öffnungszeiten gewährleistet sein. Dies erleichtert auch
dem Bezirksamt die Publizierung
in den Medien.
Bemängelt wurden von einigen
Bürgerinnen und Bürgern auch
die unterschiedlichen Abstimmungsmodalitäten. Während man
in den Stadtteilzentren bis zu fünf
Punkte vergeben und diese auch
auf einen Vorschlag kumulieren
konnte, durfte man im Internet bis
zu zehn Vorschläge, aber jeweils
nur mit einem Punkt, bewerten.
Eine Vereinheitlichung ergäbe ein
reelleres Bild vom Wunsch der
Einwohner.
Ich möchte alle Fraktionen bitten,
sich auch der Vorschläge anzunehmen, die keine Spitzenposition eingenommen haben. Denn für
uns Bürgerinnen und Bürger ist
es wichtig zu wissen, dass solche
Vorschläge trotzdem durch Sie als
Bezirksverordnete und die Fachabteilungen geprüft werden und
dass Vorschläge an Dritte – wenn
sie eine entsprechende Qualität
haben – weitergeleitet werden.
Mohammed und der echte Ring
Über einen Vortrag zum Islam als Teil des geistigen Schatzes der Menschheit – Teil 2
Bildliche Darstellungen von Mohammed durch christliche Maler
gab es bereits im Mittelalter.
Sattarov ging auf Aspekte moderner Verfilmungen der Lebensgeschichte des Propheten Mohammed, aber auch von Jesus Christus
ein. Dabei ging er auch auf ethische Aspekte ein und warf die Frage nach der Freiheit des Denkens
auf, die immer auch ihre Grenze da
habe, wo die Freiheit des anderen
beginne. Daher sei ein SchwarzWeiß-Denken, wie es viele Medien heute populär machen, kontraproduktiv. Alle ernsthaft an geistiger Entwicklung interessierten
Menschen, so Sattarov, sollten doch
einmal nachdenken, ob es wirklich
gut ist, fremde, unbekannte Heiligtümer einer schonungslos abwertenden, die Würde des Menschen
verletzenden Kritik zu unterziehen,
wie Karikaturen von Mohammed,
für einen gläubigen Moslem eine
Diffamierung.
Dr. Sattarow kümmerte sich ausführlich um Fragestellungen: Wie
verhalte es sich mit dem islamistischen Terror und dem sogenannten Gottesstaat, wollte man wissen. Der Referent erklärt glaub-
haft, dass der Islam eine friedliebende, auf Harmonie und gegenseitige Achtung abzielende Religion sei. Die überwiegende Mehrheit der Moslems verurteile die extremistischen Terroristen, sie
missbrauchten Gott und den Glauben für ihre eigennützigen, inhumanen Zwecke. Sattarov wies darauf hin, dass die Trennung von
Kirche und Staat in Europa eine
recht junge Tradition hat, wie auch
im Islam, in dem aber eine solche
Trennung wegen der Besonderheiten des islamischen Rechtes als
System immer fraglich war. Allerdings gibt es in Ländern wie der
Türkei oder Aserbaidschan eine
säkularisierte Gesellschaft mit einer weltlichen, nicht am Koran als
Rechtsquelle orientierten Rechtssprechung. Aserbaidschan selbst
ist ein einzigartiges Beispiel dessen; hier wurde die erste demo-
„Die Himmelsreise des Propheten“, eine persische Miniatur, zirka
1570/80: Mohammed wird von Gaben bringenden Engeln begleitet.
Das Bild ist im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek.
kratische Republik innerhalb der
gesamten moslemischen Welt bereits im Jahre 1918 proklamiert.
Graduelle Unterschiede gäbe es in
jeder Gesellschaft, bis hin zu Staaten, die die Scharia als oberstes
Gesetz anwenden. Zu Fällen von
Steinigungen, Köpfungen und anderen inhumanen Strafmethoden,
die übrigens von Jesus Christus in
der Magdalena-Episode geächtet
wurden und uns heute wie ein
Relikt aus Vorzeiten erscheinen,
befragt, meint Rufat Sattarov, dass
gemäß der klassischen Interpretation im orthodoxen Islam nicht jedem Herrscher alles und jedes
nach seinem Gusto gestattet sei,
sondern erst nach Ratschlag durch
anerkannte Rechtsgelehrte in ausführlichen Debatten ein – aus
Sicht der dortigen Rechtsauffassung – fairer Entschluss zustande
kommt. Darüber hinaus, so Sattarov, soll man diese Fragen nicht
generalisieren, sondern im Rahmen von spezifischen historischgeographischen und kulturell-gesellschaftlichen Kontexten untersuchen, da die moderne Welt des
Islam tatsächlich eine Welt der
verschiedensten „Spielarten des
Islams“ sei. Er verurteilt dabei die
heutige kriegerische Missionierung der Islamisten ebenso wie die
traurige historische Wahrheit der
Kreuzzüge des christlichen Okzident gegen den muselmanischen
Orient. Rufat warnt vor einer Stigmatisierung der islamischen Religion als negativ und aggressiv
und plädiert für gegenseitigen
Respekt vor dem Glauben und den
Überzeugungen anderer, für achtsamen Umgang mit dem geistigen Schatz der Menschheit in all
ihren Formen.
Sattarov regte mit seinem facettenreichen Blick auf den Islam
zum Nachdenken an. Ich erinnerte mich an die Ringparabel des
Gotthold Ephraim Lessing, der uns
den geistigen Anstoß für die Idee
von der Toleranz gab: einjeder solle sich auf seine Weise bemühen,
die Eigenschaft des echten Ringes,
seinen Träger bei anderen Menschen beliebt zu machen, bei sich
herbeizuführen. Den Friedensgruß
des Islamexperten Dr. Sattarov
haben viele der Anwesenden angenommen, ich erwidere ihn gern:
„As-Salamu aleikum! – Friede sei
mit euch!“
Frank Schulze
Blick zum Nachbarn
jot w.d. 4/2015
7
„Die Farben von Berlin“
„Paris des Ostens“
im Hohen Salon
Die etwas andere Kunstausstellung für psychisch behinderte Mitmenschen
Hohenschönhausen – Unter
dem Motto „Rumänien – Bukarest Tango“ findet am 24.
April, 19.30 Uhr, im Humboldt-Haus, Warnitzer Straße
13A, der nächste „Hohe Salon“
statt. Im Mittelpunkt des interkulturellen Abends mit Musik,
bildender Kunst und Kulinarischem, durch den Alina Martirosjan-Pätzold führt, steht diesmal Rumänien. Zu Gast sind
die rumänische Sängerin Oana
Cãtãlina Chitu und Dejan Jovanovic (Akkordeon). Oana Cãtãlina Chitu öffnet mit ihrem
charmanten und einfühlsamen
Gesang die Türen zu den Tangos und Liedern der Vorstädte
Bukarests, jenem anrüchigen
„Paris des Ostens“, die bis heute nur Eingeweihten bekannt
sind. Wie keine andere Sängerin der heutigen Generation hat
sie sich den Tangos à la Romanesque so authentisch wie freimütig genähert. Dejan Jovanovic wurde in einer Musikerfamilie geboren. Er lebt und
arbeitet seit 1999 in Berlin.
Originalbilder werden ausgestellt und sind auch käuflich zu
erwerben. Kulinarische Spezialitäten aus Rumänien stimmen
auf den Abend ein. Eintritt (inklusive Speisen) 18 Euro, Karten Tel. 553 22 76.
I.D.
Hönow – Die Galerie „Kulturscheune“ auf dem Bauernhof, einem
Projekt für betreutes Einzelwohnen
des gemeinnützigen Vereins „Mittendrin in Brandenburg“, empfing
kürzlich einen Berliner Maler mit
russischen Wurzeln, der in dieser
Stadt kein Unbekannter mehr ist:
Juri Frantsuzov eröffnete seine Ausstellung „Die Farben von Berlin“.
Der Verein organiserte ein schönes
Rahmenprogramm mit Berliner Liedern zur Gitarre, die Martin Karl,
künstlerischer Leiter des „Weiten
Theater“, darbot.
Arbeiten des Malers befinden sich
in Museen und Privatsammlungen
der USA, Österreichs, Japans, Israels, Belgiens und Deutschlands. Juri
Frantsuzov ist 1946 in der UdSSR
in Nowosibirsk geboren. In Astana,
der späteren Hauptstadt Kasachstans, als Maler groß geworden, beschließt er 1973, nach Leningrad zu
gehen, wo er sein Talent dem berühmten Eusebius Moisejenko an
der Kunstakademie anvertraut.
Nach sechs Jahren fordernder, einfühlsamer Schule entlässt ihn der
Meister als eine Persönlichkeit, die
etwas von Kolorit versteht, feinsinniges Malhandwerk übt, Lyrik ausdrückt, die ihre Sujets immer mehr
komponiert und perfektioniert, stilsicher und professionell. Frantsuzov
findet seinen Stil.
Wer seine Berliner Arbeiten näher
betrachtet, kann anhand der Titel
dieser urbanen Leinwände – Dom,
Friedrichstraße, Leopoldplatz,
Oranienburger Straße – leicht nachempfinden, dass Juri in Berlin mehr
sieht und empfindet als ein Tagestourist oder ein Gewohnheitsberliner. Der Rhythmus dieser Stadt
gefällt ihm, er liebt das plastische
Experiment, er lebt in der Farbe,
zwingt die archtitektonische Gera-
Dr Künstler Juri Frantsuzov in seinem Atelier.
de in die expressionistische Gekrümmte.
Juri Frantsouv kommt 1992 erstmals nach Berlin. Er folgt einem
Ruf der Rostropowitsch-Kunstschule und lehrt bildende Kunst.
Die Stadt wird ihm zur Wahlheimat, einem Ort zum leben und arbeiten. Er gründet seine eigene erfolgreiche Kunstschule. Frantsuzovs Bilder finden weltweit Liebhaber: Juri stellt in Sankt Petersburg und Paris aus, in den USA und
Japan. Der Berliner Künstlerverband heißt ihn willkommen.
Weitere Ausstellungen in Hamburg
und Leipzig folgen, Potsdam und
Berlin wollen ihn sehen. Er ist auf
internationalen Auktionen gefragt.
Der Künstler entwickelt seine Berliner Perspektive mit dem unverkennbaren Esprit einer Malschule,
die aus den Schatzkammern der St.
Petersburger Eremitage oder der
Foto: Archiv
Moskauer Tretjakoffgalerie zu
schöpfen scheint.
Juris Bewunderer loben ihn schon
lange wegen der Leuchtkraft seiner
Ölfarben, der Romantik seiner
Paysages, der Poesie in Portraits.
Über seinen großen Meister Moisejenko befragt, sagt Juri, dass dieser
ihm die Augen geöffnet hat für das
Schauen wirklicher Kunst. Das Credo des Eusebius Moisejenko lautet:
„Wo Wiederholung ist, da gibt es
keine Kunst“. Das hat Juri geprägt.
Er identifiziert sich mit dem Bildungsideal des aufgeklärten Universalgelehrten, der in seinem Schaffen sich stützt auf die Schätze der
geistigen Wissenschaften und schönen Künste. Eine Hommage an Salvador Dali erscheint dabei ebenso
aufrichtig wie Themenzitate aus der
Welt eines Edgar Degas. Mit dem
Menschsein beschäftigt sich Juri
intensiv: er fängt Stimmungen ein
in zarten Portraits, er komponiert
und dirigiert Konzerte seiner Farben
in Aktion: Ballerinen tanzen lebendig, Orchester hören wir klingen,
Karnevalsfreuden berauschen uns,
eine Geburtstagsfeier zieht uns in ihren Bann. Juri sehe ich als einen
wachen Zeichner des Augenblicks,
einen modernen Blauen Reiter, der
seine Begeisterung für den Impressionismus keineswegs versteckt, einen tönenden Bescheidenen, der
sich traut, Farbe zu bekennen.
Wirft man einen Blick in Juris Atelier, kann man spüren, dass diesem
Maler etwas Besonderes eigen ist.
Der große Russe Lew Tolstoi spricht
darüber in seinem „Lebensbuch für
alle Tage“, Konfuzius zitierend:
„Auf drei Wegen kann man zur
Weisheit gelangen: Erstens durch
Nachdenken, das ist der Edelste,
zweitens durch Nachahmung, das ist
der leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist der schwerste“.
Möge diese feine Ausstellung zeigen, wie aus einem akribischen,
pedantischen Arbeiter an sich selbst
ein erfahrener Künstler wird, einer,
der eine Spur zieht, die erkennbar
ist, die man gern wiedererkennen
möchte. Durch den Erwerb eines
Exponats dieser Ausstellung können
Kunstinteressierte sich für das Wohl
benachteiligter Menschen in unserer Mitte engagieren, denn ein Teil
des Erlöses wird dem guten Zweck
der Vereinsarbeit zugewendet. Drei
Arbeiten wurden bei einer Ad-hocMini-Auktion noch während der
Vernissage versteigert, den Ersteigerungserlös spendete der
Künstler für die Betreuungsarbeit
des Vereins. Die Ausstellung ist
noch bis 22. Mai mittwochs von 14
bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung Tel. 03342 424716 zu sehen.
Frank Schulze
„maerztiere – himmelsbrut“
Jubiläums-Ausstellung in der Galerie Grünstraße
Köpenick – Klein, aber fein, mit
einer intimen Atmosphäre, so präsentiert sich die Galerie Grünstraße (Grünstraße 22, Eingang
Böttcherstraße) in der Köpenikker Altstadt unweit vom Schlossplatz seit Jahren. Es ist dem Verein collegium artis zu danken,
dass diese Galerie – ehedem eine
kommunale Ausstellungsstätte –
unter seiner ehrenamtlichen Regie fortbestehen kann.
Vor nunmehr zehn Jahren öffnete
sie unter dem Dach dieses Künstler-Vereins wieder ihre Pforten.
Seither haben sich Galerie und
Verein einen Namen gemacht –
weit über die Grenzen des Bezirkes hinaus. Alle Genres der bildenden und angewandten Kunst,
Musik, Gesang und Schauspiel,
Film und Bücher finden im Vereinsprogramm Platz. Im ersten
Stockwerk der Galerie hat sich
zwischenzeitlich auch das „studio
artis“ zu einem beliebten Treff
von Kunstinteressierten entwikkelt. Unter Leitung der Künstlerin Marion Stille werden hier
Mal- und Druckkurse angeboten.
Regelmäßig lädt die Galerie, die
sich etwas versteckt an das Gemäuer des Köpenicker Rathauses
schmiegt, zu sehenswerten Ausstellungen bildender Künstler
ein, oft begleitet von hochkarätiger Musik. Kein Wunder, denn
der Vereinsvorsitzende ist der
bekannte Musiker Hinrich Beer-
mann. Erklärtes Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es, eine breite Öffentlichkeit für zeitgenössische freie und angewandte Kunst
zu sensibilisieren. Unterstützung
erfährt der Verein vom Kulturamt
des Bezirks Treptow-Köpenick
und von Sponsoren.
„Unser Jubiläum ist uns natürlich
Filigrane Keramiken der Künstlerin Christine Lübge vor einem Foto
von Jürgen Graetz; Hinrich Beermanns Performance „Saxofon und
Stimme“ vor einem Bild der Malerin Marion Stille. Fotos: Neidigk
Anlass für eine besondere Ausstellung.“, betonte Galeristin Brigitte Denecke zur Vernissage der
aktuellen Exposition. „Alle
Künstler unseres Vereins stellen
sich mit ausgewählten Arbeiten
vor. Zu sehen und zu hören sind
Werke von Elli und Jürgen
Graetz, Marion Stille, Christine
Lübge, Hinrich Beermann und
von mir. Unsere Besucher können
sich auf Malerei, Grafik, Fotografie, Zeichnung, Keramik/Porzellan und Skulptur freuen.“
Zur Vernissage erwartete die Gäste eine großartige Performance
von Hinrich Beermann mit Saxophon und Stimme. Die Ausstellung mit dem ungewöhnlichen
Titel „maerztiere – himmelsbrut“
verdient, nicht zuletzt dank der
ganz unterschiedlichen Handschriften und Techniken, das Prädikat: Unbedingt sehenswert!
Dagmar Neidigk
Zu sehen noch bis 30. April, geöffnet Di-Fr 13 bis 19 Uhr, Sbd
10 bis 14 Uhr, Eintritt frei; Info
Tel. 43 20 92 92.
Dejan Jovanovic und Oana
Cãtãlina Chitu. Foto: privat
Wie trinkt man
einen Rotwein?
Köpenick – Am 19. April plaudert der Schauspieler Peter
Bause im Stadttheater Cöpenick, Friedrichshagener Straße
9, mit viel Temperament und
Witz aus seinem bewegten
Theaterleben. Beginn 18 Uhr,
Karten Tel. 65 01 62 34 oder an
Theatervorverkaufsstellen. I.D.
Regional- und
Kunsthandwerkermarkt
Wriezen – Wie wäre es mit einem Ausflug ins nahe Altwriezen? Am 19. April lädt das
Keramik-Café Altwriezen, Altwriezen 16, von 11 bis 17 Uhr
zum 7. Regional- und Kunsthandwerkermarkt ein. Kunsthandwerker der Region zeigen
Keramik- und Holzarbeiten,
Schmiedeware, Textil, Filz,
Schmuck und anderes. Kleinproduzenten bieten Wurst,
Käse, Honig, Wolle, Samen
u.v.a. an. Vor dem Café findet
eine Pflanzentauschbörse statt.
I. Ditmann
8
jot w.d. 4/2015
Kultur & Freizeit
Tipps und Termine
„Wir sind beide noch Botox frei“
20 Jahre
„Alte Schachteln“
Seit 50 Jahren Freunde - Star-Coiffeur Udo Walz und Promi-Visagist René Koch
Hellersdorf – Seit Wochen wird mit
Hochdruck geprobt. In diesem Monat
feiert das Seniorenkabarett „Die alten
Schachteln“ (Regisseur Johann Keib)
seinen 20. Geburtstag mit einem GalaProgramm. Die Party steigt am 18.
April im Stadtteilzentrum KOMPASS
am Kummerower Ring 42. Im gut
zweistündigen Programm gibt es neben einer „Best-Off-Reihe“ brandneue
Sketche, Couplets und sogar Tänze zu
erleben. Beginn 15 Uhr, Karten Tel.
564 974 01 oder 541 09 57.
I.D.
Die Antonis kommen
Marzahn – Erstmals im „Doppelpack“
auf der Bühne des FFM sind am 24.
April im Arndt-Bause-Saal die wunderbare Schauspielerin Carmen-Maja
Antoni und ihre Tochter Jennipher Antoni, ebenfalls Schauspielerin, zu erleben. Ihr Thema: Kurt Tucholsky „Die
Sprache ist eine Waffe, halte sie
scharf“. Am Klavier begleitet sie Guido Raschke. Beginn 10 Uhr, Eintritt 10
Euro, Karten Tel. 542 70 91.
I.D.
Dresdner Kabarettnacht
Marzahn – Premiere im FFM – am 11.
April geht im Arndt-Bause-Saal die „1.
Dresdner Kabarettnacht“ über die Bühne. Dabei sind die „Dresdner Salon-Damen“, Manfred Breschke vom Kabarett „Breschke & Schuch“ und das Kabarett „Die Kaktusblüte“. Der Abend
wird von Manfred Breschke moderiert.
Der Lehrer und Ökonom startete seine
Bühnenkarriere einst im Studentenkabarett „Die Zwickmühle“ und
schreibt auch selbst Kabarettprogramme. „Die Kaktusblüte“ ist seit Jahren
ganz nah dran am aktuellen politischen
Tagesgeschehen. Für die musikalische
Würze sorgen die Dresdner Solon-Damen mit ihrer Zeitreise durch Ufa-Filme des vergangenen Jahrhunderts. Beginn 20 Uhr, Eintritt 22/20 Euro, Karten Tel. 542 70 91.
I.D.
Grünlandpiraten
Hellersdorf – Im Bürgergarten „Helle Oase“, Tangermünder Straße 127129 (hinter dem Klub Eastend) können ab dem 9. April immer donnerstags ab 15 Uhr Kinder und Familien
als „Grünlandpiraten“ Natur erleben,
Spiele und Abenteuer auf dem Gelände bestreiten, basteln und vieles andere. Gruppen und Schulklassen können sich auch für den Vormittag anmelden ([email protected]). I.D.
Vernissage mit
Uschi Brüning
Biesdorf – Unter dem Titel „Phönixflüge“ wird am 17. April, 19 Uhr, in
der Krankenhauskirche im Wuhlgarten, Brebacher Weg, eine Ausstellung
der Künstlerin Helga Höhne eröffnet.
Präsentiert werden Bildteppiche,
Teppichobjekte und Materialdrucke.
Die Werke korrespondieren mit dem
Kirchenbau in ganz eigener Weise.
Die Ausstellungseröffnung wird mit
einem Konzert mit Uschi Brüning und
den Jazz-Optimisten Berlin umrahmt.
Der Eintritt ist frei, um Spenden wird
gebeten. Die Ausstellung ist bis zum
31. Mai zu besichtigen.
YV
Friedrichshagen – „Jede Frau ist
schön“. Der Titel des 2014 bei Bastei Lübbe erschienenen Buches
von Udo Walz könnte das Motto
dieser Veranstaltung sein, zu der am
Internationalen Frauentag die
Agentur Heisig ins Bräustübl an der
Friedrichshagener Straße eingeladen hatte. Udo Walz und René Koch
plauderten, musikalisch umrahmt
von Regina Thoss, mit Moderator
Lutz Hoff über ihre Jahrzehnte langen Erfahrungen in Sachen Schönheit. Fast jeder kennt mittlerweile
die beiden Experten aus dem Fernsehen, von zahlreichen Promiempfängen und natürlich aus vielen Berichten in diversen bunten
Blättern. An diesem Tag bestand
die Zuhörerschaft aus ganz normalen Leuten wie du und ich. Und die
„Ehrfurcht“ vor den beiden Promis
schmolz ob ihrer Natürlichkeit und
ihres fast bescheiden zu nennenden
Auftretens, gespickt mit Witz und
Charme, schnell dahin. Und der
Respekt wuchs, als man vom ehrenamtlichen Engagement der beiden Spezialisten erfuhr – Udo kümmert sich um den Unterhalt von sieben Kindern in Afrika und um saubere Brunnen, René ist bei der Berliner Aids-Hilfe engagiert und im
Arbeitskreis Camouflage (eine Anlaufstelle für Menschen mit Brandund Unfallnarben oder Hautanomalien).
Zu ihrer Kundschaft zählten und
zählen Promis wie Romy Schneider, Marlene Dietrich, Claudia
Udo Walz (li.) und René Koch (re.) standen Moderator Lutz Hoff
in Friedrichshagen Rede und Antwort.
Foto: Dittmann
Schiffer, Julia Roberts, Sarah und Stilberatung lasse sich das ErConnor, Jodie Foster, Demi Moo- scheinungsbild jedes Menschen
re, Dagmar Frederic, Gerhard optimieren. Genau so wichtig seiSchröder und auch Bundeskanzle- en Lebenseinstellung und Lebensrin Angela Merkel (Udo: „Ich fin- weise – eines der besten Mittel
de ja, etwas längeres Haar stünde gegen das Altern seien das Lachen
ihr besser.“). Doch auch „ganz nor- und gute Freunde. Dafür steht auch
male Kunden“ können einen Ter- Udos Lebensmotto „Das Leben ist
min in den mittlerweile neun Fri- keine Generalprobe!“ Und René
seursalons von Udo Walz in Ber- mag das Wort „Anti-Aging“ überlin und auf Mallorca buchen oder haupt nicht. „Man sollte es in
im Schönheitssalon von Star-Visa- Happy Aging umbenennen.“ So
gist René Koch, der vor über 40 gibt es bei ihm keine Anti-AgingJahren seine Leidenschaft zum , sondern Happy Aging-SprechBeruf machte. Seine Überzeugung: stunden. Seine große Leidenschaft
Schönheit ist kein Zufall. Mit ei- gilt zudem dem Lippenstift, desnem perfekten Make up, einem Typ sen Geschichte er akribisch ergerechten Hairstyling sowie Farb- forschte. Alles habe mit einem ge-
schenkten Lippenstift von Hildegard Knef begonnen, erzählt er.
Heute besitzt René die weltweit
größte Sammlung. 2008 eröffnete
er sein Lippenstiftmuseum, das seit
2009 im Berliner Cosmetic & Camouflage Centrum seinen Platz
fand. Dort gibt es regelmäßige Führungen und Make-up-Workshops.
Interessant: Der modernste Lippenstift-Automat Europas stand zu
DDR-Zeiten in Marzahn.
Schaut man in die Biografie der
beiden Promis, findet sich da am
Beginn ihrer beruflichen Laufbahn
nichts Spektakuläres. Udo (sein
Vater war LKW-Fahrer) machte
eine Friseurlehre in Stuttgart. Bei
der Gesellenprüfung belegte er unter 600 Lehrlingen den 598. Platz.
Doch danach ging es aufwärts, als
er nach Zürich und St. Moritz ging.
Seine Spezialität: damals moderne
Hochsteckfrisuren. 1963 kam er
nach Berlin. Da halfen auch viele
Zufälle auf dem Weg nach oben.
René lernte Werbegestalter in
Mannheim und kam auch 1963
nach Berlin. Jobbte als Tellerwäscher, Barkeeper, Modedesigner,
Travestiekünstler, ehe er nach einem Studium zu seiner wahren
Berufung fand.
Inzwischen können beide gemeinsam fast 150 Jahre Lebenserfahrung in die Waagschale werfen.
Udo ist 75, René wird es im September. Und die Freunde betonen
stolz: „Wir sind beide noch Botox
frei!“.
Ingeborg Dittmann
Dialoge in Farbe und Form
Mediterrane Ideen auf Fliesen
Malereien und Grafiken von
Lutz Beckmann und Uwe Peschel
Bilder der Berliner Malerin Ulrike Bunge
verschönern Praxis-Räume
Hellersdorf – Noch bis zum 14.
April ist im Ausstellungszentrum
Pyramide, Riesaer Straße 94, eine
Zwei-Mann-Werkschau mit Malerei und Grafik zweier befreundeter Künstler aus Hellersdorf und
Rostock zu sehen. Beckmann und
Peschel haben ihre künstlerischen
Wurzeln in Dresden, wo sie Mitte
der 1980-er Jahre an der Hochschule für Bildende Künste gemeinsam studierten – bei Lehrmeistern wie Hubertus Giebe, Johannes Heisig, Gerhard Kettner und
Siegfried Klotz.
Das Binde- und Verdünnungsmittel für Ölmalerei Terpentin gab
der sehenswerten Exposition seinen Namen. Zu sehen sind vorwiegend Raum greifende Landschaften mit kraftvoller Farbigkeit und
expressivem Strich – zwischen
abstrakter Assoziation und realem
Abbild. Mehrere Arbeiten spiegeln
die Affinität beider Künstler zum
Meer (Beckmann stammt von der
Ostseeküste, der Sachse Peschel
fand seinen Lebens- und
Arbeitsmittelpunkt in Rostock).
Trotz unterschiedlicher Sichten
und Arbeitsweisen finden beide
eine gemeinsame Ebene, einen
Dialog in Farbe und Form, der einen großen Teil des ganz besonderen Reizes dieser Ausstellung
ausmacht.
Am 4. April, 19 Uhr, gibt es ein
Konzert im Ausstellungsraum mit
„Die Herren Grüßaugust“. Zur
Finissage am 14. April, 19 Uhr,
können die Besucher die Werke
noch einmal in Augenschein nehmen, mit den beiden Künstlern ins
Gespräch kommen und ein Konzert mit dem gerade mit dem Bundesverdienstkreuz geehrten Komponisten Lothar Voigtländer unter dem Titel „klang, farbe, stille“ erleben. Der Eintritt ist frei.
I. Dittmann
Uwe Peschel (li.), Lutz Beckmann und ihre Werke. Foto: Nachtmann
Hellersdorf –
Seit dem 17.
März gibt es für
Patienten der
Praxis für Gefäßmedizin an der
Janusz-KorczakStraße 9 A wieder
neue Kunst zu sehen. Diesmal
sind es Malereien
auf Leinwand
und Papier der
Berliner Malerin
Ulrike Bunge.
Diese Bilder sowie Beispiele für
ihr Fliesendesign verschönern
alle Räume der Praxis und laden
bis Oktober während der Öffnungszeiten zur Zwiesprache ein.
Die 1956 im brandenburgischen
Pritzerbe geborene freischaffende Malerin studiert zwischen
1975 und 80 an der Kunsthochschule Weißensee im Fachbereich
Formgestaltung, danach an der
Fachhochschule für Gestaltung
und erwarb einen Abschluss als
Messe- und Ausstellungsgestalterin. Seit 1983 ist sie als Malerin und Grafikerin tätig.
Zusätzlich spezialisierte sich Ulrike Bunge auf die künstlerische
Gestaltung von Fliesen. Anregungen dazu fand sie in der mediterranen Landschaft und Kultur mit
deren maurischen Einflüssen.
Besonders interessant, zumindest
für die Hellersdorfer Gäste war, zu
erfahren, dass die Künstlerin auch
bei dem Projekt architektonischer
Umgestaltung der Hellersdorfer
Promenade beteiligt war; Stichwort: Europa-Viertel. Sie selbst
bedauert ebenfalls, dass diese Idee
sich nicht hat umsetzen lassen.
Zur Vernissage am 17. März, die
musikalisch von Jürgen Schwarz
mit dem Saxophon umrahmt wurde, waren viele Interessenten in
die Praxis gekommen. Es gab sogar schon einige Interessenten für
den Kauf des einen oder anderen
Werkes. Die Bilder bleiben jedoch
erst einmal bis Oktober vor Ort,
damit sie möglichst viele Menschen betrachten können.
I. Dittmann, Foto: Nachtmann
Kultur & Freizeit
jot w.d. 4/2015
Die kleinste Bibliothek
Ein neuer „Leseort“ wurde in der „Hellen Oase“ geschaffen
Hellersdorf – Seit dem 25.
März gibt es in unserem Bezirk
einen neuen „Leseort“. Die
„kleinste Bibliothek“ von Marzahn-Hellersdorf steht im
Bürgergarten „Helle Oase“ an
der Tangermünder Straße 127
und ist eine umgebaute Telefonzelle.
Sie wurde von Kids & Co von
der Telekom erworben und in
der Holzwerkstatt im Haus
Sonneneck von Jugendlichen
zur Bücherbox umgebaut. Die
Technik wurde entfernt, eine
neue Wand mit fünf Bücherregalen eingebaut, auf denen
rund 150 Bücher Platz finden.
Jugendliche der Arbeitsgruppe
Graffiti der „Senfte“ besprühten die Außenwände der kleinen „Bücher Oase“ farbenfroh.
Getreu dem Motto „Bring ein
Buch – nimm ein Buch“ soll der
begehbare öffentliche Bücherschrank zum Büchertauschen
einladen – und natürlich zum
Lesen. Gerne auch an Ort und
Stelle im Bürgergarten. Dort
gibt es neben Hochbeeten,
Streuobstwiese, Spielbereich,
Streetsocceranlage und Boulebahnen genügend Bänke zum
Verweilen. Der Vorteil dieser
Petra Pau und weitere Besucher übergaben die Bücher-Oase ihrer
Bestimmung. Der achtjährige Julian gehörte zu den ersten Lesern
der Bücherbox. Juliane Witt griff auch gleich zu. Fotos: Dittmann
Mit dem Rad bis Wladiwostok
Hellersdorf – Am 15. April erzählt Welterkunder Uwe Meißner im Kulturforum, CarolaNeher-Straße 1, über eine ungewöhnliche Reise per Drahtesel
– von Berlin nach Wladiwostok.
Seine Erzählungen untermalt er
mit Videos und Dias.
Am 29. April läuft im Filmclub
der Dokumentar-Film „Peene-
münde – Schatten eines Mythos“ von M. J. Blochwitz über
Aufstieg und Fall der Raketenentwicklung in der ehemaligen Heeresversuchsanstalt
Peenemünde, die als „Wiege
der Raumfahrt“ gilt.
Beginn jeweils 19.30 Uhr, Eintritt 7/erm. 5 Euro. Karten Tel.
56 111 53.
I.D.
Bibliothek: Man muss sich an
keine Öffnungszeiten halten,
sie hat Tag und Nacht geöffnet.
Zur Eröffnung der Bücherbox
hatten sich viele Gäste versammelt, unter ihnen Petra Pau,
Vizepräsidentin des Bundestages, Kulturstadträtin Juliane
Witt, Vertreter von Kids & Co
und weiteren Vereinen wie dem
Förderverein der Peter-WeissBibliothek, der die Mini-Bibliothek auch betreuen wird.
Viele Besucher hatten zur Eröffnung Bücherspenden mitgebracht, so dass sich die Box im
Nu füllte – mit Sach- und Kinderbüchern, Romanen, Biografien und sogar der gesamten
Harry-Potter-Serie.
Die findet sicherlich genau so
schnell Interessenten wie die
Doppelbandkassette vom Aufbau-Verlag „Mark Twain –
Neue Geheimnisse meiner Autobiographie“, für die sich Juliane Witt begeisterte. Die
Stadträtin verriet, dass demnächst zwei weitere ähnliche
Projekte im Bezirk geplant seien und machte schon jetzt auf
ein großes Lesefest am 19. Juni
aufmerksam.
Ingeborg Dittmann
Junge Künstler zugezogen
Marzahn – Mit dem „Tanzatelier Scheibner und Franz“
sind zwei Künstler in eine attraktive Atelieretage im Dorf
Marzahn gezogen, die die Chancen des wundervollen Gebäudes
als Bühne, Werk- und Kreativraum schätzen. Die Künstler
sind deutschlandweit als Tänzer
choreografisch und konzeptio-
nell tätig. Im Atelier zwischen
Landsberger Allee und Dorfambiente einen künstlerischen
Ruhepol gefunden zu haben, ist
beiden besonders wichtig. Doch
nicht allein der kreative Schaffensprozess, auch die Begegnung mit Gästen und die Präsentation des Werks ist Anliegen
der beiden jungen Künstler. RN
9
Tipps und Termine
Feldmann und Hoff
bei Tschechow
Marzahn – Unter dem Titel „Verhörte
Hörer“ kommt der einstige Nachrichtensprecher des Fernsehens der DDR,
Klaus Feldmann, am 21. April ins
Tschechow Theater, Märkische Allee
410. „Es gilt das gesprochene Wort“
heißt es ab 18 Uhr bei der Lesung mit
Rundfunkanekdoten. Eintritt 3/erm.
2,50 Euro. Am 24. April behauptet Lutz
Hoff an gleicher Stelle „Frauen wissen
mehr – doch Männer alles besser?!“ Der
Kabarettabend beginnt 19 Uhr, Eintritt
8/6 Euro. Karten Tel. 93 66 10 78. I.D.
Swing mit Lukas
Hellersdorf – Am 10. April und am 1.
Mai, jeweils 14 Uhr, gibt es unter dem
Motto „Swing am Nachmittag“ wieder
Musik zum Tanzen und Zuhören im Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1. Am
Flügel Lukas Natschinski, der auch
durch die Veranstaltungen führt. Eintritt
8 Euro, Karten Tel: 561 11 53.
I.D.
Muttertagsmatinee
mit Siggi
Marzahn – Am 10. Mai ist Muttertag
und traditionell laden das Freizeitforum
und Moderator Siegfried „Siggi“ Trzoß
an diesem Sonntag zur großen Matinee
in den Arndt-Bause-Saal ein. Dabei sind
diesmal der temperamentvolle Thüringer Schlagersänger und Swing-Musiker
Jörg Hindemith (siehe Musiklegenden
jot w.d. 10/2014), das „Duo Treibsand“
mit volkstümlichen Schlagern, das Acappella-Ensemble „Weiberconsort“
und Andreas Möller, Senkrechtstarter in
den Schlager-Hitparaden. Umrahmt
wird der musikalische Block von den
jungen Tänzern des „Donegals-IrishDance Berlin“. Beginn 11 Uhr, Eintritt
15 Euro, Karten Tel. 542 70 91.
I.D.
Frauen wissen mehr, als Männer denken
Volles Haus beim Kabarett mit Lutz Hoff im Cöpenicker Stadttheater
Köpenick – Lutz Hoff, den viele noch als charmanten Gastgeber der Reihe „Schätzen Sie
mal“ des DDR-Fernsehens kennen, stand in den vergangenen
Jahren mit mehreren, selbst
geschriebenen Kabarett-Programmen auf der Bühne. Klar,
dass am Vorabend des Internationalen Frauentages jenes über
die Frauen zur Aufführung im
ausverkauften Cöpenicker
Stadttheater auf die Bühne
kam: „Frauen wissen mehr, als
Männer denken – denken sie!?“
Noch steht hier ein Fragezeichen. Am Ende des Kabarettprogramms weiß jeder, der
noch zweifelte: Das kann weg!
Auf jeden Fall stimmte an diesem heiteren Nachmittag die
Frauenquote, auch ohne
Bundestagsbeschluss, wie Hoff
in Anspielung auf die gerade
beschlossene 30-Prozent-Quote für Vorstände großer Konzerne anmerkte. Zumindest zwei
Frauen in Deutschland sind
auch ohne Quotenbeschlüsse
ganz oben. Die eine habe die
Männer reihenweise fallen lassen – Kohl, Rößler, Bahr, Koch,
Profalla, Schröder… Die andere mache u.a. Werbung für VW
– mit Stoßstangen aus Silbereisen. Aber nicht nur Angela
Merkel und Helene Fischer
kriegen ihr Fett weg, Frau Van
der Leyen darf natürlich nicht
fehlen, deren Reden im Bundestag glatte Steilvorlagen für
Kabarettisten böten.
Frauen haben ja heutzutage viel
mehr Freiheiten als früher, ist
der Moderator überzeugt. Etwa
könnten sie bei der Eheschließung nunmehr aus vielen Vari-
Lutz Hoff im Cöpenicker Stadttheater. Am 24. April gastiert er
im Berliner Tschechow Theater.
Foto: Dittmann
anten ihren Familiennamen
selbst aussuchen. Beispiel:
Leoni Müller heiratet Lukas
Schmidt: Leoni kann Frau Müller bleiben, oder sie wird Frau
Schmidt, oder Frau MüllerSchmidt, oder Frau SchmidtMüller. Doch egal, wie ihr späterer Name lautet: Von ihrem
Mann erwartet sie, dass er
Freund und Liebhaber in einem
sei, ein guter Vater ihrer Kinder, dazu Mechaniker, Koch,
Elektriker, Gärtner, Therapeut
(die Aufzählung könnte man
beliebig fortsetzen), zudem natürlich dass er charmant, witzig, stark und kräftig sei, vor
allem zahlungskräftig. Kein
Wunder, dass der Durchschnittsmann täglich gerade
mal 2,6 Minuten telefoniert.
Mehr Zeit bleibt einfach nicht.
Frauen hingegen hängen täglich
2,6 Stunden an der Strippe. Allein schon diese Tatsache beweist: Frauen wissen mehr, als
Männer denken! Ohne Fragezeichen.
I. Dittmann
Der Thüringer Musiker Jörg Hindemith,
Foto: Dittmann
Malerei von Christa Kneise
Marzahn – Am 14. April, 18 Uhr, lädt
das Berliner Tschechow Theater, Märkische Allee 410, zur Vernissage der
Ausstellung „Natur pur – Stillleben und
Blumen“ von Christa Kneise ein. Gezeigt werden Aquarell-, Pastell- und
Acrylmalereien. Die Ausstellung ist bis
zum 30. Juni zu sehen, geöffnet Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr. Eintritt frei. An gleicher Stelle findet am
17. April, 15 Uhr, wieder das beliebte
gemeinsame Singen mit Doris Löschin
(Gesang) und Wladyslaw Chimiczewski
(Klavier) statt. Eintritt 1 Euro.
I.D.
10
jot w.d. 4/2015
Geschichte & Gegenwart
Gedenken zum Tag
der Befreiung im TaP
Unter Beschuss
Biesdorf – Anlässlich des Tages der Befreiung laden die örtlichen Vetretungen von grh,
Isor und GBM am 23. April,
14.30 Uhr, zu einer Festveranstaltung ins Theater am Park,
Frankenholzer Weg 4, ein. Als
Festredner agiert Bruno Mahlow, Mitglied im Ältestenrat
der Partei Die Linke.
HS
Tag der Befreiung wird wieder politisch instrumentalisiert, die Befreiung selbst sogar geleugnet
Ausstellung: Der
Geruch des Krieges
Poperinge/Belgien – Eine einzigartige Ausstellung ist vom
30. April an in und um Schloss
De Lovie bei Poperinge zu sehen: Gemeinsam mit internationalen Künstlern geht Kurator Peter De Cupere der Frage
nach, wie die verschiedenen
Erscheinungen des Krieges riechen. Anlass ist der erstmalige
Einsatz von Giftgas, der sich im
April zum hundertsten Mal
jährt. 1915 war es das deutsche
Militär, das mit Hilfe der Massenvernichtungswaffe die langwierige Schlacht um Ypern zu
seinen Gunsten entscheiden
wollte. Bis einschließlich 30.
August können sich Interessenten in der Nähe des damaligen
Schauplatzes der Frage stellen,
wie die Nase Todesangst,
Schützengräben und Bunker
wahrnimmt. Oder eben Gas.
Die Ausstellung ist Teil der Gedenkveranstaltungen „Flanders
Fields 2014-18“.
RN
Info www.poperinge14-18.be.
Als in Berlin vor 70 Jahren die
verbliebenen, also noch nicht von
Brandbomben oder durch Artillerie abgefackelten Bäume erblühten, da machte bekanntlich die
Rote Armee dem Spuk des Dritten oder Tausendjährigen Reiches
nach fast 13 langen Jahren ein
Ende. Es waren also unbestreitbar die Russen, Ukrainer, Tataren und anderen Kämpfer der Sowjetarmee, die gemeinsam mit
den Alliierten unter unvorstellbar
großen eigenen Verlusten die teutonischen Herrenmenschen besiegten. Der Kampf um Berlin
wurde unbarmherzig bis zum bitteren Ende geführt: Das Niederlegen der Waffen auf deutscher
Seite Anfang 1945, als die Lage
für die Wehrmacht schon aussichtslos war, hätte unzählige
Menschenopfer verhindert. Die
als Kriegsverbrechen eingestuften gezielten und spontanen Übergriffe von bewaffneten Soldaten
auf Zivilisten gehörten 1945 zum
mitteleuropäischen Alltag.
Für die überlebenden Antifaschisten und viele anderen Opfer der
Naziherrschaft brachte der Sieg
über den Faschismus die lang ersehnte Befreiung, also wurde in
der sowjetischen Besatzungszone
und danach in der DDR der 8. Mai
als Tag der Befreiung offiziell gefeiert. Meine Eltern und Großeltern im Osten nannten das Frühjahr 1945 lapidar „Zusammenbruch“, so klinisch neutral wie
heute der Begriff „Wende“ für den
Herbst 1989 steht. In der bundesdeutschen Politik dauerte es fast
vier Jahrzehnte, bis 1985 ein deutscher Präsident, der kürzlich ver-
Gedenken an die Befreiung an der Landsberger Allee 563.
storbene Richard von Weizsäcker, Jetzt kommt ein Herr Caffier, seiden Sieg der Sowjetarmee und ih- nes Zeichens Innenminister in
rer westlichen Verbündeten als Mecklenburg-Vorpommern. Er
Befreiung des deutschen Volkes wollte schon im Frühjahr 2014
einstufte: „Wir dürfen nicht im das politische Gedenken an die
Ende des Krieges die Ursache für Befreier weghaben. Statt Tag der
Flucht, Vertreibung und Unfreiheit Befreiung, der die nahtlose Absehen. Sie liegt vielmehr ... im lösung der Hitlerdiktatur durch
Beginn jener Gewaltherrschaft, die Stalindiktatur kaschiere, solle man lieber der Vertreibung gedie zum Krieg führte.“
denken. Prompt wurde gegen den
Protest der Opposition sein Ministerium entsprechend am Tag
der Vertriebenen und nicht am 8.
Mai beflaggt.
Eine Provinzposse? Weit gefehlt.
Das Abendland hat im letzten Jahr
dank Ukrainekonflikt schnell ein
alt-neues Feindbild „Russland“
mit langjährigen antikommunistischen Denkschablonen verknüpft.
Nicht die bösen Russen hätten
Auschwitz befreit, sondern die lieben Ukrainer, so geschichtsblind
äußerte sich 2015 immerhin ein
polnischer Außenminister. Wenn
Putin böse, dann wir auch, so die
schlichte Logik der Hardliner aus
den USA und einigen NATO-Ländern, also zu den Waffen!
Das kreuzgefährliche Säbelrasseln muss bei den kriegsgebeutelten Mitteleuropäern auf Widerstand stoßen! Es passt weder zum
schönen Vogelgezwitscher im
Frühling noch in eine andere Jahreszeit. Dafür umso aktueller das
bleibende Gedenken an die Opfer eines schrecklichen Krieges
und an unsere Befreier.
Am 21. April vor 70 Jahren erreichte die Rote Armee hier das
Stadtgebiet, das Haus Landsberger Allee 563 wurde als erstes in
Berlin befreit. Am 9.Mai war der
Krieg in Europa zuende, das ist
2015 ein arbeitsfreier Samstag.
Es gibt viele Möglichkeiten zum
Gedenken an diesem Tag: Ab 10
Uhr am Marzahner Parkfriedhof,
Nähe S-Bahn Marzahn, oder zur
gleichen Zeit am Ehrenmal in der
Brodauer Straße, Nähe Bahnhof
Kaulsdorf, 11 Uhr am Treptower
Ehrenmal.
Ulrich Clauder
Für Papa tu ich alles
Rita Vowe, Tochter von Rukeli Trollmann wurde 80 – Sie erfuhr erst spät von ihm
Ehre für die
Märzgefallenen
Marzahn-Hellersdorf – Einem
Beschluss der BVV folgend beteiligte sich das Bezirksamt in
diesem Jahr erstmals an der Berliner Gedenkveranstaltung für
die Märzrevolution. Kulturstadträtin Juliane Witt legte auf
dem „Friedhof der Märzgefallenen“ ein Blumengebinde nieder. 1848 ging das Militär des
Preußischen Königs Friedrich
Wilhelm IV mit Gewalt gegen
die Barrikadenkämpfer für Freiheit und Demokratie vor. 183
Opfer der Berliner Revolution
wurden am 22. März 1848 auf
dem Friedhof im Friedrichshain
beerdigt. Als im Jahr darauf die
„Nationalversammlung“ in der
Frankfurter Paulskirche eben jenem preußischen König die deutsche Kaiserwürde antrug, lehnte der die nach seinen Worten
„Krone aus der Gosse“ ab. RN
Vor wenigen Wochen wurde in Lichtenberg ein weiterer Gedenkort eröffnet – am ehemaligen Gefängnis Rummelsburg, das auch schon einmal
„Arbeits- und Bewahrhaus“ hieß. Eingeladen war auch Rita Vowe, eine 80jährige Kreuzbergerin, geboren am 18.
März 1935 in Wilmersdorf. Sie ist, was
viele nicht wissen, die Tochter von
Rukeli (Johann Wilhelm) Trollmann,
dem Boxer, dem die Nazis den deutschen Meistertitel aberkannten und der
unter ihrer Herrschaft letzlich ermordet wurde. Rita Vowe sah in dem Rummelsburger Projekt, das mehr als 200
000 Euro verschluckte, eine zu große
„Wertigkeit auf DDR-Zeit“; die NSZeit, als ihr Vater dort einsaß, kommt
zu kurz. Für Rita Vowe etwas enttäuschend. „Papa wurde auf Antrag des
Arbeitshauses zwangssterilisiert. Er
kommt in der Ausstellung nicht vor.
Was soll ich da“, war ihr Kommentar.
Zu erzählen hat sie viel. Klar, mit acht
Jahrzehnten und der sozialen Disposition auf dem Buckel ist ihre Lebensgeschichte mit viel Spannendem angereichert. Als Kind versteckt, mit
Tabus besetzte Lebensgeschichte, nicht
wissen sollend, wer ihr Vater ist, als
„Zigeuner-Schlamp“ von der unglücklichen Mutter betitelt, Mädchenheim,
versagtes Familienleben ... Ihre Mut-
ter sprach nie über ihren Vater, obwohl
von ihrer Tante angeregt, zumindest
das Faktische zu erzählen. Vergeblich.
In der Kreuzberger Bockbierbrauerei,
Nähe Chamisso-Kiez, boxt ihr Vater
am 9. Juni 1933 um die Deutsche
Meisterschaft. Der Kampfrichter entscheidet auf Unentschieden, angeordnet von den Nazi-Funktionären. Nach
Protesten der Zuschauer wird Trollmann der Titel vor Ort zuerkannt, aber
nur für einige Tage. Der „undeutsche
Boxstil“ und seine Herkunft als Sinto
führen doch wieder zur Aberkennung
durch den mit Nazi-Funktionären
durchsetzten Boxverband. Der Zuschauerliebling, Johann Wilhelm
Trollmann, Sintoname Rukeli, war
den Titel wieder los. Monate später
verlor er seine Profi-Lizenz.
Im März 1935 wird seine Tochter
Rita 2013 vor der Säule zum Thema
„Zerstörte Vielfalt“. Foto: Eberhardt
Rita geboren. Er heiratete im Juni
des Jahres ihre Mutter. Trauzeuge ist
der Erziehungsgehilfe Teske, Bediensteter des Arbeitshauses, sagen
die Unterlagen des Standesamtes.
Der andere Trauzeuge war der pensionierte Tischlermeister Ehlers,
gemeldet unter der Wohnadresse ihrer Mutter und Rita Vowes erste
Wohnadresse. Ihr Vater ist zu dem
Zeitpunkt im „Arbeitshaus und
Bewahrungshaus Berlin-Rummelsburg“ und auf dessen Antrag beim
Erbgesundheitsgericht (EGG) in der
Verhandlung im Dezember 1935
zwangssterilisiert worden. Auf der
Basis des Gesetzes zur Verhütung
des erbkranken Nachwuchses wurde er mit der Diagnose „angeborener Schwachsinn“, der häufigsten
Diagnose überhaupt, versehen. Im
September 1935 wurde vom EGG in
Berlin-Charlottenburg beschieden:
Ist unfruchtbar zu machen.
Nach Ausbruch des Krieges wird er
in die Wehrmacht eingezogen, an der
Ostfront verwundet, kehrt heim. Aus
rassischen Gründen aus der Truppe
ausgeschlossen, wird er im Juni 1942
verhaftet, ins KZ Neuengamme in
Hamburg interniert und dort im Februar 1944 für tot erklärt. Versehen
mit der Identität eines anderen ver-
storbenen KZ’lers kommt er ins
Außenlager Wittenberge, wird dort
von einem Kapo erkannt und zum
Kampf herausgefordert. Rukeli gewann, der Kapo rächte sich wohl und
erschlug ihn.
Zum 15. Geburtstag klärt die Tante
Rita über die Identität ihres Vaters, den
„Zigeuner“ und bekannten Berufsboxer Trollmann, und sein Verschwinden
auf. „Wie jedes Kind träumte ich, dass
mein Vater mal wieder kommt“, erzählt sie. Nun war der Traum aus. „In
meiner Kindheit war ich immer das
dreckige Zigeunerschwein.“ Sie war
oft Sündenbock, als Älteste. Zwei Brüder hatte sie noch, ihre Mutter hatte
wieder geheiratet und trank.
Ihr Traum, den Vater kennenzulernen, ist erst spät Wirklichkeit geworden. Über die Recherche zum Film
„Gibsy – Die Geschichte des Boxers
Johann Rukeli Trollmann“, wurde
sie vor etwa fünf Jahren in Kreuzberg ausfindig gemacht. Seither legt
sie Zeitzeugenschaft für ihren Vater
ab, tritt bei Filmveranstaltungen,
Gedenkveranstaltungen und Lesungen zu den zwei erschienenen Romanen auf. „Für Papa tu ich alles“,
kommentierte sie ihre Lebensaufgabe, das Andenken an ihren Vater aufrecht zu halten. Lothar Eberhardt
Umwelt & Verkehr
jot w.d. 1/2015
11
Das Schwert zum gordischen Knoten
Senat zeigt sich gegenüber Öffnung der Landsberger Straße aufgeschlossen
Mahlsdorf – In den schier endlosen Debatten um den Verkehr im
Ortsteil, sowohl den öffentlichen
als auch den privaten, kommt,
wenn man Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup Glauben
schenken darf, neue Bewegung.
Denn entgegen anderer Vermutungen muss mit der Eröffnung
des Regionalbahnhofs Mahlsdorf,
der zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 (zusammen mit der
Verlängerung der RB 26 zum
Bahnhof Ostkreuz) vorgesehen
ist, der Bahnübergang Lemkestraße nicht geschlossen werden.
Zur Inbetriebnahme des Regionalbahnhofs Mahlsdorf seien allein
die „signaltechnischen Abhängigkeiten des Bahnübergangs Lemkestraße an die veränderten Gegebenheiten (z.B. haltende Regionalzüge) anzupassen“, heißt es in
der Antwort Lütke Daldrups auf
eine Anfrage im Abgeordnetenhaus. Eine Schließung des Bahnübergangs sei nicht vorgesehen,
denn er habe „eine wichtige Funktion für die Führung des Linienbusverkehrs“ sowie der Verbindung zwischen den Gebieten nördlich und südlich der Bahnanlagen.
Allerdings habe es Untersuchungen zu einer alternativen Bahn-Un-
Der Bahnübergang Lemkestraße, hier ein Blick Richtung Osten, bleibt
auch nach Eröffnung des Regionalbahnhofs erhalten. Eine weitere
Querung der Bahntrasse an der Landsberger Straße ist möglich, der
Bau müsste vom Bezirk beantragt werden.
Foto: Archiv chje
terführung zwecks Entlastung des ren Bebauungsdichte südwestlich
Nadelöhrs in der Hönower Straße und nordwestlich des Bahnhofs
gegeben. Eine „niveaufreie Mahlsdorf, von wo Verkehr auf die
Querung der Bahnanlagen im Hönower Straße gelangt, „die
Zuge der Landsberger Straße“ Entlastungsfunktion begrenzt“.
könnte etwa ein Viertel bis zu ei- Dennoch herrsche „Einvernehmen
nem Drittel des Verkehrs der mit dem Bezirksamt MarzahnHönower Straße aufnehmen. Zwar Hellersdorf, dass eine Führung
bliebe wegen der deutlich größe- über die Landsberger Straße ein-
Frühlings-Check für Drahtesel
schließlich Brücke eine sinnvolle
Netzergänzung“ wäre.
Die Straßenbaumaßnahme einschließlich Rampen und Anpassungen im Straßenland müsste das
Bezirksamt im Rahmen der Investitionsplanung des Landes Berlin
anmelden. Bis jetzt allerdings hat
es keine entsprechenden ernsthaften Signale der Herren Gräff und
Komoß gegeben. „Im Vorfeld einer komplexen Verkehrslösung in
Mahlsdorf, die sowohl die Führung
der Straßenbahn und des Busverkehrs verbessert und die auch
den Anforderungen des Kfz-, Radund Fußgängerverkehrs ausreichend gerecht wird, müssen Zwischenlösungen zur Erschließung
von Einkaufsmärkten, einer neuen
Schule und weiteren Wohnungsbauvorhaben verkehrssicher gestaltet und finanziert werden“, setzt
der Staatssekretär hinzu.
Will heißen: Noch rückt seine
Verwaltung von ihrer Idee eines
„Neuen Hultschiner Damms“ gegenüber der Straße „An der Schule“ nicht ab, zumindest nicht
gänzlich. Wenn sich aber beide
Seiten – Senatsverwaltung und
Bezirksamt – aufeinander zubewegten, könnte die Blockade gelöst werden.
Ralf Nachtmann
Baubeginn für Wuhlesteg
Frühling im
Kompass
Hellersdorf – Am 25. April,
10 Uhr, lädt das Haus im Stadtteil am Kummerower Ring 42,
zu einer Aktion an der Wuhle
ein. Futterpflanzen eines seltenen Schmetterlings sollen freigeschnitten werden. Im Anschluss startet 13 Uhr die 1.
Marzahn-Hellersdorfer Pflanzentauschbörse (bis 16 Uhr).
Noch bis zum 12. April ist im
Haus die Fotoausstellung „Berliner Gören“ zu sehen.
I.D.
Auf zum Sattelfest
Marzahn-Hellersdorf – Am
26. April, 10 Uhr, treffen sich
Mitglieder und Freunde der
Stadtteilgruppe Wuhletal des
ADFC am S-Bhf. Ahrensfelde
(Ausgang Märkische Allee),
um auf ruhigen Wegen über
Eiche, Mehrow, Blumberg und
Trappenfelde nach Altlandsberg zum traditionellen Sattelfest zu radeln. In Blumberg
wird im frühlingsfrischen Lenné-Park eine Pause eingelegt.
Interessenten sind willkommen
und können sich auch unterwegs noch anschließen. KDM
Kirche ist Teil der
„IGA vor Ort“
Marzahn – Das Projekt eines
Biblischen Gartens rund um
das Gemeindezentrum der
evangelischen Kirche Marzahn
Nord wurde als eines von 38 für
die „IGA vor Ort“ ausgewählt.
Eine erste Figurengruppe wurde von Kindern und der Künstlerin Birgit Wiemann bereits
gestaltet und im Rahmen des
Familiengottesdienstes am
Palmsonntag (29. März) unter
dem Titel „Ein neuer Anfang?“
enthüllt.
Katharina Dang
Neue Kräuterhexe
mit Zertifikat
Am 18. April ist der Alice-Salomon-Platz in Hellersdorf einer von vier
berlinweiten Standorten, auf denen der ADFC seinen traditionellen
Frühlings-Check für Räder anbietet. Zwischen 10 und 17 Uhr werden
Licht, Bremsen und Schaltung geprüft, justiert und bei kleineren Schäden auf der Stelle repariert. „Weil es uns wichtig ist, dass Sie sicher
ankommen, ist das Angebot kostenlos.“ So lautet das Motto dieser Sicherheitsprüfung. Nebenbei gibt es viel guten Rat und Informationen
rund ums Radfahren bis hin zu Ausflügen und Urlauben. Foto: ADFC
Die Bauarbeiten für den Wuhlesteg, der zur IGA als neue Wegeverbindung zwischen Marzahn und Hellersdorf entsteht, haben begonnen. Der
280 Meter lange Steg wird ausgehend vom Jelena-Santic-Friedenspark
den Wuhletal-Wanderweg queren und entlang des nördlichen Ufers des
Wuhleteichs führen. Entlang des Teiches wird er flach über ein neu
angelegtes Feuchtbiotop verlaufen. Der Wuhlesteg wird am sogenannten Platz am See enden, der jetzt gleichzeitig errichtet wird. Am 18.
April, 14 Uhr, findet eine öffentliche Führung statt. Zeichnung: IGA
Neues Leben auf dem Barnimplatz
Hinter Kulissen der Politik blicken
Marzahn – Im Rahmen des Projektes „Belebung des Barnimplatzes“ , das aus dem Programm
Soziale Stadt gefördert wird, will
der Kulturring in Zusammenarbeit mit Vereinen und Trägern des
Stadtteils Marzahn NordWest den
Barnimplatz mit verschiedenen
Aktionen originell beleben und
ihm neue Fröhlichkeit verleihen.
Am 1. Mai veranstaltet der Kulturring von 10 bis 14 Uhr einen
Kitsch- und Trödelmarkt auf dem
Barnimplatz, der nicht von Händlern bestimmt sein wird. Erwachsene und Kinder aus der Nachbarschaft sind eingeladen, dabei
selbst tätig zu werden. Sie können Dinge, die sie nicht mehr
brauchen, verkaufen oder verschenken. Eine Anmeldung ist
unbedingt erforderlich. Einen
„Stand“ (Campingtisch oder Dekken) muss jeder selbst mitbringen. Die ersten 10 Anmeldungen
bekommen einen Tisch 2 x 0,50
Meter zur Verfügung gestellt. Die
Anmeldung ist jedoch nicht ganz
ohne Gegenleistung; es wird um
einen Kuchen als Beitrag für das
Kuchenbüfett gebeten. Info und
Anmeldung Tel. 93 66 10 78,
email: [email protected].
Weitere Veranstaltungen sind bereits in der Planung, z. B. das Fest
zum Internationalen Kindertag
am 1. Juni, das Wasserfest am 15.
Juli und vieles mehr.
I.D.
Berlin – Bereits zum 12. Mal veranstaltet der Deutsche Bundestag
ein Planspiel für junge Medienmacher zwischen 16 und 20 Jahren. Darauf macht die Bundestagsabgeordnete Monika Grütters aufmerksam. Sie begrüßt, dass sich
das Planspiel insbesondere den
„Digital Na(t)ives“ und der Digitalisierung der Medien widmet und
hofft auf große Beteiligung aus
Berlin: „Der Workshop bietet Jugendlichen die Chance, einen ersten Blick hinter die Kulissen der
Politik zu werfen. Sie haben die
Möglichkeit, sich journalistisch im
politischen Bereich zu engagieren
und praktische Erfahrungen zu
sammeln, die ihnen bei der späte-
ren Berufsorientierung helfen können.“ Zwischen dem 7. und 13. Juli
werden 30 Jugendliche eine Woche
lang hinter die Kulissen des parlamentarischen und medialen Geschehens blicken. Sie hospitieren
in Redaktionen, lernen HauptstadtJournalisten kennen, diskutieren
mit Abgeordneten aller Fraktionen,
besuchen Plenarsitzungen und erstellen eine eigene Zeitung. Bewerben können sich interessierte Jugendliche im Alter zwischen 16 und
20 Jahren mit einem journalistischen Beitrag zum Thema des Planspiels. Eingereicht werden können
Artikel, Video- und Audiobeiträge
oder Fotoarbeiten. Bewerbungsschluss ist der 19. April.
I.D.
Mahlsdorf – Im Stadtteil gibt es
eine neue „Kräuterhexe“, die soeben ihr Zertifikat erhalten hat.
Und nun soll und möchte sie ihr
Wissen an Interessierte weitergeben. Daher lädt Karin Raphael
erstmals am 25. April zu einem
kleinen Kräuterspaziergang ein,
zum gemeinsamen Bestimmen
von Pflanzen, zum Kochen, Räuchern und Basteln mit ihnen und
natürlich vor allem dazu, etwas
über ihre Heilwirkung zu erfahren. Wer Lust auf wilde
Brotaufstriche und ein
Kräutermenü hat, und
darauf, sich eine
Apotheke aus der
Natur selbst zusammenzustellen,
melde sich jetzt bis
spätestens zwei
Wochen vorher an. Weitere Termine sind der 13. Juni und der 6.
September, jeweils von 10 bis 17
Uhr. Bitte einen Korb oder eine
Papiertüte und etwas Band, eine
kleine Flasche, Stift und Zettel
mitbringen. Treffpunkt Müllerstraße 18, Kosten 30 Euro + 5
Euro Material, Info und Anmeldung [email protected]. RN
12
jot w.d. 4/2015
Literatur
Dichtung keine Geheimmagie Du hörst mir nie zu
Hommage an Eva Strittmatter in der Peter-Weiss-Bibliothek
Hellersdorf – Am 8. Februar wäre die Lyrikerin und Prosaautorin
Eva Strittmatter 85 Jahre alt geworden. Obwohl sie zahlreiche
Lyrik- und Prosabände, auch Kinderbücher schrieb, taucht ihr
Name (anders als der ihres Mannes Erwin Strittmatter) nur in
wenigen bundesdeutschen Nachschlagewerken auf. In meiner Bibliothek bewahre ich ihre Bücher
wie einen kleinen Schatz. Solche
wie „Ich mach ein Lied aus Stille“, „Liebe und Hass“, „Atem“,
„Beweis des Glücks“, „Obsession“, „Mai in Piestany“, „Poesie und andere Nebendinge“,
„Briefe aus Schulzendorf“ ...
Dass ihre Lyrikbände in den vergangenen Jahrzehnten viele Leser
fanden, mag auch an ihrem Verständnis vom Schreiben liegen.
Das kann man z.B. in dem Bänd-
chen „Beweis des Glücks“ von
1985 nachlesen:
Liebes-Stolpersteinen auf der Spur
Natürlich könnte ich
Auch komplizierter schreiben
Und könnte Dichtung als
Geheimmagie betreiben.
Ich könnte Chiffren erfinden,
Die nur fünf Leute verstehn,
Und die andern wären die Blinden,
Wir sechs allein könnten sehn.
Ich will aber einfach bleiben
Und nah am alltäglichen Wort
Und will so deutlich schreiben,
Dass die Leute an meinem Ort
Meine Gedichte lesen
Und meine Gedanken verstehn
Und sagen: so ist es gewesen,
Und das haben auch wir schon gesehn.
Am 12. April
gibt es in der Peter-Weiss-Bibliothek, Hellersdorfer Promenade
24, eine Hommage an Eva Strittmatter. Unter
dem Titel „Die eine Rose überwältigt alles“ werden in einer musikalischen Lesung Gedichte und
Prosa der bekannten Autorin vorgetragen. Der Eintritt ist frei.
Ab April ist die ehrenamtlich betriebene Bibliothek nur noch an
zwei Wochentagen für Besucher
geöffnet: Dienstags und mittwochs jeweils von 14 bis 18 Uhr.
Es besteht jedoch auch weiterhin
die Möglichkeit, einen Besuch
außerhalb dieser Zeiten zu vereinbaren (Tel. 99 28 25 25).
I. Dittmann
Mahlsdorf – Einen amüsanten
und durchaus lehrreichen Nachmittag bescherte Autorin Ellen
Rosel Ebert ihren Zuhörerinnen
und Zuhörern Mitte März auf heimischem Terrain im Café Mahlsdorf. Kein Platz war mehr zu haben, um bei einem Milchcafé und
einem Stückchen hausgemachten
Kuchen die Spielregeln für ein
gelingendes Miteinander von
Mann und Frau aus dem Munde
der Autorin zu hören. Ellen Rosel
Eberts Kostproben aus ihrem
Buch „Ich liebe Dich auch! Wie
Männer und Frauen sich trotz allem verstehen ...“ machten mit
reichlich Humor auf sieben
Stolpersteine der Liebe spielerisch aufmerksam. Die Situationen aus dem Alltag sind so authentisch mitten aus dem Leben
gegriffen, dass mancher der Gä-
ste meinte, die Autorin hätte bei
ihm zu Haus des öfteren Mäuschen gespielt: „Typisch (mein)
Mann!“, „Typisch (mein) Weib!“,
raunte man sich erheitert gegenseitig zu.
Das Buch sei allen als kleiner
Ratgeber anempfohlen, die ohne
psychologische Lehrbücher aus
Erfahrungen anderer klug und
dabei unterhalten werden wollen.
Schlussendlich kommt sogar das
„Bitt-Gesuch“ am Ende des Buches als wichtige Lebenshilfe daher: „Du hattest einst, geliebter
Schatz, mich haben wollen, wie
ich bin. Nun nimm – Dein Herz
hat so viel Platz – mit Freuden
auch die Fehler hin…! Von wegen: „Männer und Frauen passen
nicht zusammen“!
Ellen Rosel Ebert: Ich liebe Dich
auch!, trafo-Verlag, 10,80 Euro.
Hommage auf
Jochen Petersdorf
Troegner und Schwarz
lesen Dahl
Im Leben gibt es
keine Proben
Gartengeflüster mit
Hellmuth Henneberg
„Es tut so gut mit
dir zu sprechen“
Marzahn – Zu einer Hommage
an Jochen Petersdorf, dargeboten
von Bruder Klaus Petersdorf und
Siegfried Leske, lädt das Freizeitforum am 19. April, 16 Uhr, in
die Studiobühne ein. Angesagt ist
eine heitere Lesung aus Büchern
und Geschichten des ehemaligen
Eulenspiegel-Redakteurs, Satirikers, Kabarettisten und Buchautors. Eintritt 8 Euro, Karten Tel.
542 70 91.
I.D.
Köpenick – „Mit der Lammkeule
auf dem Weg zum Himmel“ – unter diesem Titel lesen am 12. April,
18 Uhr, Franziska Troegner und
Jaecki Schwarz im Stadttheater
Cöpenick, Friedrichshagener Straße 9, humorvolle Kurzkrimis von
Roald Dahl. In zehn Rollen fragen
die beiden: „Will sich der Mensch
die Zuneigung eines geliebten Wesens ewig erhalten – oder nicht?“
Karten Tel. 65 01 62 34.
I.D.
Mahlsdorf – Am 26. April organisiert der Bürgerverein Mahlsdorf-Süd im Theodor-FliednerHeim, Schrobsdorffstraße 35/36,
ein Konzert mit den Jazz Optimisten Berlin. Als spezieller Gast
erscheint Schauspielerin CarmenMaja Antoni. Sie liest Texte zum
Thema ihrer Autobiografie „Im
Leben gibt es keine Proben“. Beginn 19 Uhr, Eintritt 12 Euro,
Karten Tel. 54 77 92 24.
I.D.
Friedrichsfelde – Der Fernsehgärtner des RBB liest am 14. April,
19 Uhr in der Bodo-Uhse-Bibliothek aus seinem Buch „Gartengeflüster – Mit dem Fernsehgärtner
unterwegs“. In seinem Buch schildert er auf vergnügliche Art und
Weise besondere Begegnungen und
Gartenerfahrungen vor und hinter
der Kamera aus Gärten, in denen
er gerne länger bliebe. Eintritt 4/3
Euro, Info Tel. 512 21 02.
RN
Lichtenberg – Annekathrin Bürger
liest am 13. April, 18 Uhr, in der
Anton-Saefkow-Bibliothek aus
dem Buch „Es tut so gut mit dir zu
sprechen: Begegnungen mit Sterbenden“. Sie spricht mit Claudia
Johanna Bauer und Thea Weis; die
Sterbebegleiterinnen des Malteser
Hospizdienstes haben die Berichte
für das Buch gesammelt und zusammengestellt. Eintritt 1 Euro,
Info Tel. 90 296 37 73.
RN
Vom Nutzen des Nutzlosen
Kapitänsgeschichten
Noch immer ruhelos: Reinhold Messner
Axel Prahl: Schauspieler, Musiker, nun auch Verleger
„Alle kennen den Nutzen des Nützlichen,
aber niemand versteht den Nutzen des
Nutzlosen“ - diesen Satz des chinesischen
Philosophen Tschuang-Tse hat Reinhold
Messner seinem Buch „Über Leben“ vorangestellt.
Der 1944 geborene Südtiroler ist längst
zu einer Legende als Bergsteiger und
Abenteurer geworden. Er war der Erste,
dem die Besteigung aller 14 Achttausender
gelang, und er war auch der Erste, der sich
ohne Sauerstoffgerät auf den Mount Everest, den höchsten Berg der Welt, wagte.
Ihm gelang die Längsdurchquerung
Grönlands und er marschierte 2000
Kilometer durch die Wüste Gobi.
Und dennoch sucht er bis heute vergebens Antwort auf die Frage, was
er mit seinen Taten für die Menschheit bewirkt hat. Er ringt um Begriffe wie Mut, Leidenschaft und
Verantwortung, Ehrgeiz und
Scham. Er schildert die Gefahren
der Selbstüberschätzung, spricht
von Kameradschaft und von der
grenzenlosen Einsamkeit am Berg.
Eine tragische Geschichte beschäftigt
Reinhold Messner nun schon mehr als ein
halbes Leben. 1970 kam sein Bruder Günther bei einer gemeinsamen Expedition am
Nanga Parbat ums Leben. Erst im Jahr
2005 wurden seine sterblichen Überreste
gefunden. Reinhold hatte damals nicht gesehen, was geschehen war und wie das
Unglück passierte. Dennoch muss er sich
bis heute Vorwürfe anhören, er hätte seinen Bruder im Stich gelassen und nur ans
eigene Überleben gedacht. Fast erschrekkend hingegen wirken die Bemerkungen
zum Tod seines Bruders Siegfried. Der
war beim Klettern in einer Felswand von
einem Blitz getroffen worden und erlag
wenig später seinen Verletzungen. Nur
wenige Bergsteiger würden älter als 50
werden, heißt es im Buch dazu lakonisch.
Mit Kritikern, Gegnern oder gar Feinden
hat Messner im Laufe der Jahre mehr als
genügend Erfahrungen gesammelt. Immer
wieder gab es Leute, die ihm seine Erfolge neideten oder klein reden wollten. Er
hat daraus gelernt, hält sich
deshalb von jeder Vereinsmeierei fern und ist damit am
besten gefahren.
Er sei kein Mensch, der sich
mit einer Flasche Bier vor
den Fernseher setzt, um auf
die Rente zu warten, erklärt
Reinhold Messner. Weil sein
Alter und sein körperlicher
Zustand ihm keine großen
Expeditionen mehr erlauben,
kümmert er sich eben heute
um die von ihm gegründeten Bergmuseen
und um seine Stiftungen. Messner hat im
Himalaya erfahren, dass mehr als die Hälfte der Nepalesen unter der Armutsgrenze
lebt. Er sei nicht so reich, um das ändern
zu können, aber er möchte dem Gebirgsvolk im Rahmen seiner Möglichkeiten
helfen, erklärt er.
Hans Sandow
Reinhold Messner: Über Leben, Malik,
22,99 Euro.
Axel Prahl ist nicht nur der wohl beliebteste Kommissar im deutschen Fernsehen.
Kürzlich war zu lesen, dass der Hauptdarsteller des Films „Halbe Treppe“, den
sein Freund Andreas Dresen in Frankfurt
(Oder) gedreht hatte, von den meisten
Ostdeutschen als einer von ihnen gehalten wird – vielleicht auch, weil Prahl niemals den gebürtigen Wessi herauskehrt
und inzwischen ja auch ein Haus in der
Uckermark bewohnt.
Auch wenn die Herkunft
nicht so wichtig sein mag:
Axel Prahl ist an der westdeutschen Ostseeküste aufgewachsen, und seine Liebe zum Meer hat sich bis
auf den heutigen Tag erhalten. Auch als Musiker hat
Prahl der See einige Lieder
gewidmet.
Für das Buch wählte Prahl
18 Geschichten alter Kapitäne aus und kommentiert
jedes Abenteuer mit persönlichen Gedanken und
Erinnerungen. Herausgekommen ist viel
Lesespaß, auch wenn nicht alle Geschichten glücklich enden, mitunter auch Tote
zu beklagen sind. Die Kapitäne jedenfalls
überleben alle, denn sonst hätten sie ja
nicht die Geschichten erzählen können.
Spannend wird es, als ein Kapitän im
Gegensatz zu seinem Wachoffizier am
Peilgerät gerade noch rechtzeitig erkennt,
dass ein Tsunami mit einer 20 Meter hohen Welle auf sein Schiff zukommt und
er die richtige Position finden muss, um
diese Begegnung heil zu überstehen. Ein
anderer Kapitän hat weniger Glück: Zwar
bringt er sein Schiff durch extrem hohe
Wellen, aber die Ladung, hochwertiger
Baustahl, hat danach nur noch Schrottwert, weil der Stahl durch den Kontakt
mit dem Seewasser zu rosten beginnt und
nicht mehr genutzt werden kann.
Tragisch verläuft die Geschichte, in der
Kapitän und Mannschaft miterleben, wie ihr Schiff Feuer
fängt, das nicht gelöscht werden kann. Schließlich beschädigen die Flammen das
Schiff so stark, dass es Feuer
fängt und dann sinkt.
In die Abteilung Seemannsgarn gehört wohl der Bericht
eines Kapitäns, der seinen
Koch von Bord jagen musste,
weil dessen Gerichte gegen
sämtliche Menschenrechtskonventionen verstießen, so
dass die Mannschaft kurz vor
einer Meuterei stand. Also
wurde ein Chinese angeheuert, der mit
Frau und Kindern an Bord kam. Dessen
Essen fand Beifall. Dem Kapitän jedoch
fiel auf, dass der Chinese ziemlich viel
Ragout servierte und dass zugleich die zuvor auf dem Schiff herrschende Rattenplage immer mehr abnahm...
Hans Sandow
Axel Prahl (Herausgeber): Wilde Welle,
Ankerherz, 14,99 Euro.
Feuilleton
jot w.d. 4/2015
Historisches Kalenderblatt:
Film im Kulturforum:
Straßenbahnen statt Schafe
„Wo einst Schafe weideten“, so
bezeichnete der für die Straßenbahn zuständige Direktor der BVG,
Klaus-Dietrich Matschke, 2012 auf
dem „Tag der Regional- und
Heimatgeschichte“ jenen Ort in
Marzahn, an dem sich seit nunmehr
30 Jahren der Betriebshof der Straßenbahn befindet. Am 1. April 1985
nahm er in der Leninallee, der heutigen Landsberger Allee, den offiziellen Betrieb auf.
Die vorbereitenden Arbeiten hatten
im April 1981 begonnen, am 29.
September 1982 wurde der Grundstein gelegt. Endgültig fertiggestellt
war der Betriebshof, mit 10,7 Hekt-
ar einer der größten in Berlin, erst
im Dezember 1988. Fahren und
Bauen fanden daher über mehrere
Jahre gleichzeitig statt, „was nicht
immer ganz einfach war“, wie
Matschke berichtet. Wie bei vielen
Einrichtungen der Großsiedlung
waren auch für den Bau des
Straßenbahnhofs Betriebe aus anderen Bezirken und Kreisen der
DDR eingesetzt worden, in diesem
Falle aus Leipzig, Oelsnitz und
Zwickau. Auch
künftige Bauingenieure aus Nicaragua wirkten mit.
Notwendig geworden war ein sechster Straßenbahnhof in Ostberlin,
weil der Platz in
den Höfen in
Lichtenberg, Niederschönhausen, Weißensee, Köpenick und Schöneweide nicht für alle
Tatrazüge ausreichte, die angeschafft werden sollten. Mehr Straßenbahnen aber wurden gebraucht,
13
weil, anders als im Westteil der
Stadt, in Ostberlin seit Mitte der
1970er-Jahre Strecken nicht nur
nicht stillgelegt, sondern neue eingerichtet wurden – auch mit dem
Bau der Großsiedlungen Marzahn
und Hellersdorf. Und so war es kein
Zufall, dass am selben Tag, an dem
der Straßenbahnhof eröffnet wurde, zwei dorthin führende Straßenbahnstrecken in Betrieb gingen.
Nach der politischen Wende
1989/90 wurde der Marzahner
Betriebshof (Foto: Savin) umfangreich modernisiert. Zum
Betriebshof gehören heute Abstellanlagen für etwa 240 Straßenbahnzüge, eine dreigleisige
Wendeschleife, eine 87 mal 164
Meter große Instandsetzungshalle
mit zehn Gleisen, ein Bremsprüfgleis, mehrere Maschinen- und
Gerätehallen sowie ein Verwaltungs- und Mehrzweckgebäude.
Christa Hübner
(Das Historische Kalenderblatt
wird gemeinsam mit dem Heimatverein des Bezirks gestaltet.)
Eine echte Überraschung
Mit „Transfusion“ zeigte der Kulturring am 25. März einen Wende-Experimentalfilm zwischen Filmdokumentation (Hans Werner) und Theater
(Marie L. Holtz), aus dem Jahr 1993. Werner, der Produktion und Regie
führte, erwies sich dabei recht weitsichtig, wie die Gegenwart zeigt.
Mit Röstzwiebeln in den Socken nach Marokko
Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke hat die halbe Welt
zu Gast im eigenen Haus – doch noch immer kein Pferd
Haltern am See, gleich bei Datteln, wo ich seit einiger Zeit gastiere, ist ein romantischer, an riesigen Stauseen gelegener Ort. Ich
bin im Februar dort ab und zu
zwischen den Proben zu „Heiße
Zeiten“ spazieren gegangen, um
Texte zu repetieren. Nun ist es ein
Ort der Trauer und vielleicht werden erst einmal weniger Frauen
in unserem Theater sitzen. Denn
das Leid, das ein selbstverlorener
Psychopath diesen Müttern angetan hat, ist nicht in Worte zu fassen. Ich konnte nächtelang nicht
schlafen, denn Paula ist gerade
am Wochenende vor dem Flugzeugabsturz aus Barcelona zurückgekommen. Aber sie sagt, es
kann immer etwas passieren,
Mama, denk an die Schulmassaker, an die Terroranschläge – im
Moskauer Musicaltheater vor ein
paar Jahren zum Beispiel. Leben
ist gefährlich. Und Menschen
sind unberechenbar. Leider ist
das wohl der Preis der Freiheit,
die wir über alles stellen.
Ich bin im Moment mit all der
Realität irgendwie überfordert.
Das kann zum einen an Erkältung
Nr. 7 in sieben Monaten liegen.
Ich sage dazu nichts mehr, außer,
dass ich auf das Wirken des homöopathischen Wundermittels
aus der Hausapotheke meines
Bühnenkollegen Frank Brunet
hoffe. Auch den Tipp der bunt
gewürfelten internationalen Mitarbeiterschar im TschechowTheater werde ich ausprobieren:
Zwiebeln leicht rösten, in ein
Tuch wickeln, unter die Fußsohlen legen und mit Socken drüber
über Nacht wirken lassen. Das
soll die Krankheitserreger aus
dem Körper ziehen. Bei Franks
Wundertropfen haben sich die
Beschwerden nach der ersten
Anwendung immerhin schlagartig verschlechtert, was zeigt, dass
die Kur anschlägt.
UNTERMIETER KRIEGEN PLATTEN
Ansonsten kann ich stolz berichten, dass meine Studienarbeit
über den Schriftstellerverband
der DDR mit einer glatten Eins
bewertet wurde. Ein wunderbarer Professor! Nun müsste ich nur
noch die letzte Prüfung angehen,
aber: Ich sagte es schon - irgendwie bin ich gerade überfordert.
Mit seelsorgerischen Aufgaben in
meinem Umfeld.
Nichts gegen meine wechselnden
Air BnB-Untermieter, die halten
mich auf dem Laufenden über die
unbegrenzten Möglichkeiten, die
das Leben parat hat: Im Moment
wohnt Paul für vier Wochen bei
mir. Er macht ein Praktikum als
Tischler, weil er Möbelrestaurator werden und irgendwann, im
hohen Alter wie ich, Kunstgeschichte studieren will. Er ist to-
tal unkompliziert mit seinen 20
Lenzen, kommt aus einer Kleinstadt bei Fulda und sieht aus wie
Michel Polnareff, der Schwarm
meiner Teenagerzeit. „La poupée
qui fait non“ war 1966 dessen
großer Hit in Deutschland. Habe
in Paul schon mal einen Abnehmer für meine alten Blues-Schallplatten gefunden – er schenkt sie
seinem Bruder zum Geburtstag.
Oder das junge Ehepaar aus Plauen, dessen fünfjähriger Sohn
beim Anblick meines Hauses begeistert ausrief: „Cool, ein richtiges Gespensterschloss“. Sein
Papa Alexander hat dann gleich
mal meine Plakatentwürfe für
neue Lesungen ins richtige Format gesetzt, was mir einen ganzen Tag lang nicht gelungen war.
Mit dieser jungen Familie im
Haus kam ich mir wirklich vor
wie die verrückte Oma aus Berlin. Dann kam ein älteres Ehepaar
aus Schwaben, das sich den
Mauerradweg vorgenommen und
sich dabei etwas übernommen
hatte, wie Frau Angelika hinter
vorgehaltener Hand zugab.
CHINESISCHE MEDIZIN BESORGT
Aber da kommen auch diese wunderlichen „Fälle“, die zu schriftstellerischer Phantasie anregen.
Der junge Chinese zum Beispiel,
der sich nach sechs Wochen im
stets verdunkelten Keller mit dem
traumtänzerischen Versprechen
verabschiedet hat, er würde mich
im nächsten Jahr gemeinsam mit
seiner bis dato nicht auffindbaren
Ex-Freundin besuchen. Hikikomori nennt man in Japan solche
jungen Leute, die mönchsgleich
wochenlang im Dunkeln sitzen,
um ein seelisches Problem zu lösen. Nun ist China zwar nicht Japan, aber die Richtung stimmt
doch. Trotzdem war er der aufmerksamste Untermieter, den ich
je hatte. Er hat mir unaufgefordert chinesische Medizin besorgt,
als meine Stimme krank war, und
wie in einem klassischen Chinafilm aus der englischen Kolonialzeit hat er sogar nachts meinen
Hof gekehrt, bevor er zurückflog
nach Hongkong. Nun kommt wieder ein junger Asiate für vier
Wochen, der weder Englisch noch
Deutsch spricht und entweder ein
ganz schlechtes Übersetzungsprogramm als Kommunikationsmittel nutzt oder Humor hat: Als
ich ihm anbot, ihn am Flughafen
abzuholen, schrieb er zurück, er
hoffe, mein Pferd könne ihn tragen. Allerdings habe ich für diesen Fall unseren Koreanistik-Professor HeeSeok im Freundeskreis, der als Notfalldolmetscher
fungieren kann.
VERMÖGEN IN SEX GESTECKT
Aber dann kommen noch verlorene Freundinnen aus Jugendtagen in mein Haus, die nach vielen, vielen Ehejahren vor den
Scherben ihres Lebens stehen,
weil ihre genauso alten Männer
entweder das gemeinsame Vermögen in Sexspiele oder in Spekulationsgeschäfte steckten. Die
sich trennen wollen, es aber nicht
schaffen, die immer wieder zurückgehen, sich demütigen, sogar
schlagen lassen und doch keine
Anzeige erstatten. Dr. Sabine zum
Beispiel hat aus Angst vor ihrem
Ehemann, der einst aus einem
befreundeten arabischen Land in
die DDR kam, das von den Eltern ererbte Haus verlassen, bezahlt aber weiterhin alle laufenden Kosten und dem Mann seine
Handygebühren. Und da redet
man sich den Mund fusselig, dass
wir im deutschen Rechts- und Sozialstaat leben, betet die einzuleitenden Schritte wie ein Mantra
herunter und letztendlich wird
man beschuldigt, kein Verständnis für die Situation zu haben.
Sabine hat das Asyl bei mir in
Film reifer Inszenierung verlassen und ist jetzt in einem Krisenzentrum, in dem sich geschultes
Fachpersonal um sie kümmert.
Nichts deprimiert mehr, als wenn
man als Helfer versagt zu haben
scheint. Bloß gut, dass ich damals, nach der Wende, nicht Psychologie studiert habe. Ich wäre
nicht dafür geschaffen gewesen,
zu hoffen, das selbst modellierte
Elend anderer zerschlagen zu
können. Ich ziehe meinen Hut vor
allen, die das drauf haben. Und
umso mehr vor denen, die unverschuldetes Leid lindern helfen –
wie jetzt beim Flugzeugabsturz in
den französischen Alpen.
Über Ostern übrigens überlasse
ich nun Hauskater Karl den beiden jungen Männern im Keller
und fliege nach Marokko zum
Auftanken – ach herrje, der Koreaner ist ja Koch! Wie war das
noch mal – stehen Hunde oder
Katzen in Korea auf dem Speiseplan? Oder war das in China? Ist
das nicht dieselbe Richtung? Na,
ob das erholsame Tage werden?
Euch, Ihr lieben jot w.d.-Fans,
wünsche ich sie aber von Herzen!
Eure verhinderte
Psychotherapeutin Daggie
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jot w.d. 4/2015
Schlager-Veteran
und Knef-Double
Zur Märkischen Malerkolonie Ferch
Beiersdorff wandert wieder, Ermäßigung für jot w.d.-Leser
„Kofferradio“ mit vielen Überraschungen
Berlin – Jeden Sonnabend zwischen
14 und 15 Uhr ist Kofferradio-Zeit
beim Sender Alex Berlin. Zu empfangen bei Antenne 88,4 und 90,7,
im Berliner Kabelnetz 92,6, im Internet www.siggitrzoss.de, www.alex-berlin.de.
Am 4. April läuft eine große Grußund Wunschsendung zum Osterfest,
die Titel wurden von
den Hörern ausgesucht. Unter anderem zu hören: Mary
Halfkath, Julia Axen,
Hauff/Henkler, EvaMaria Piekert, Ekki
Göpelt, Sonja Siewert, Peter Albert.
Ausschnitte von der
58. Berliner Schlagerstunde mit der Sängerin Marlies Stepinski,
dem erfolgreichen
Berliner Hildegard
Knef-Double, gehen am 11. April
über den Sender. Im Anschluss erklingen drei Hörer-Wünsche – Berliner Melodien („Hundertmal Berlin“, „In Charlottenburg und am
Alex“ sowie „Wenn in der Schönhauser“). Am 18. April begrüßt
Moderator Siggi Trzoß (Foto:
Nachtmann) im Studio an der Voltastraße den Sänger Eugen Dieck, der
in den 1950-er Jahren auf der Bühne
stand. Mit Siggi plaudert er über seine damaligen Bühnenerlebnisse.
Empfehlungen
Zum Musikangebot gehören an diesem Samstag Schlager mit Jenny
Petra, Christel Schultze, Helga Brauer, Sven Simon und natürlich Eugen
Dieck („Cindy, oh Cindy“, „Schenk
deiner Frau rote Rosen“). Was vor
50 Jahren im Radio lief oder auf Platte gepresst wurde, davon vermittelt
die Sendung am 25. April einen Eindruck. Mit von der Partie: Rose-Marie Heimerdinger, Fanny Daal, Ingo
Graf, Christian Schafrik,
Susi Schuster, Bärbel
Wachholz,
Catarina
Valente, Manfred Krug
und andere.
Die Geburtstagssendung
für Schlager-Akteure des
Monats April am 2. Mai
gratuliert bzw. erinnert an
Interpreten wie MajaCatrin Fritsche, Dagmar
Frederic (mit Peter Wieland und Siegfried Uhlenbrock),
James W. Pulley, Reiner Süß und
Helga Brauer. Gedacht wird unseres
kürzlich verstorbenen „Schlager-Seniors“ Herbert Klein. Es erklingen
einige seiner bekanntesten Schlager
wie „He Fräulein“, „Ein Musikus“,
„Am Sonntag um vier“ oder „So
wunderbar wie du“.
Musikwünsche bitte an: Kofferradio,
Alex-Berlin, Voltastraße 6, 13355
Berlin oder per Fax 030-9915023.
I. Dittmann
Die Wanderung am 30. April beginnt
am Bahnhof Schwielowsee. Wir gehen zunächst hinunter zum Caputher
Gemünde. Das Caputher Gemünde ist
eine Engstelle der Havel, die den
Schwielowsee mit dem Templiner See
verbindet. Eine schöne Promenade
führt hier zur traditionsreichen Caputher Fähre, auch ein Ortsrundgang böte
sich an. Doch uns zieht es ja weiter
auf dem Weg rund um den Schwielowsee, der uns heute bis Ferch führt.
Von einer Plattform schwenken unsere Blicke über den Schwielowsee, nach
Ferch, Petzow, zum Ressort Schwielowsee, Baumgartenbrück und Geltow.
Theodor Fontane weilte auch hier und
schrieb über den „Schwielow, der vor
1000 Jahren in einer Nacht geboren...“
Vielleicht nimmt man ja den Band
„Havelland“ seiner „Wanderungen“
mit? Für uns geht es zurück zur
Schwielowseestraße und entlang dieser vorbei an Villen ortsauswärts. Am
„Seehof“ wird an die hier einst wohnende Clara von Simson erinnert. 1897
in Rom geboren, verbrachte sie ihre
Kindheit und Jugend hier, sie studierte in Heidelberg und Berlin Physik und
Chemie und promovierte. Ihre wissenschaftliche Karriere wurde in der Nazizeit unterbrochen. Ihre zum
Teil „nichtarische“ Abstammung verriet sich schon in ihrem Namen und
so untersagte ihr der Rektor der Universität die Teilnahme am Physikalischen Colloquium ihres Lehrers Max
von Laue. Während des Krieges ist sie
als wissenschaftliche Mitarbeiterin für
Das Museum „Märkische Malerkolonie“.
die Patentanwälte Wüsthoff in Berlin
tätig und wohnt wieder in Caputh.
Nach dem Krieg war sie in der Frauen- und Friedensbewegung aktiv, habilitierte sich als erste deutsche Frau
in Physik, war als Mitglied der FDP
im Abgeordnetenhaus.
Bis zur Flottstelle geht es nun durch
den Wald parallel zum Schwielow,
dann über den Huteeichenweg und in
den oberen Bereich des Dorfes Ferch.
Ob Fontane bereits den havelländischen Maler Karl Hagemeister kannte, ist nicht bekannt. 1877 hatte dieser
mit einigen Freunden die Gründung
einer Malerkolonie in Ferch angeregt.
Die Romantik des Fischer- und Obstbauerndorfes am See zog bis zum 1.
Weltkrieg viele Künstler an. Im letzten erhaltenen Kossätenhaus befindet
sich seit einigen Jahren das Museum
Zauber der Kirschblüte
Foto: Beiersdorff
der Märkischen Malerkolonie, dass
wir gern besichtigen können. Sie werden für uns an diesem Tage bei rechtzeitiger Anmeldung öffnen. Dort gibt
es auch den Schlüssel für die pittoreske Fischerkirche, die ich Ihnen gern
zeige, denn sie weist einige Besonderheiten auf.
Die Wanderung (ca. 6 km) startet am
Bhf. Schwielowsee, nach Ankunft der
RB aus Potsdam 9.52 Uhr. Wer sich
Zeit lässt, den erwarte ich auf dem Ostbahnhof, Gleis 6 – Höhe mittlere Treppe, zur Abfahrt des RE 1 8.29 Uhr.
Man kann aber auch mit der S-Bahn
fahren. Für Ticket (Tagesticket Berlin
ABC oder 65plus) bitte selbst sorgen.
Teilnehmerbeitrag inkl. Besichtigung
und Führung Museum, Fischerkirche
8 Euro. Wer diesen Artikel vorweist,
zahlt nur 6 Euro.
Service-Büro Hellersdorf:
Adele-Sandrock-Straße 10
12627 Berlin
Tel. (030) 6829 – 7117
Marzahn – Am 12. April starten die Gärten
der Welt traditionell mit dem Kirschblütenfest in die diesjährige Veranstaltungssaison.
Beginn 12 Uhr, Eintritt 7/3,50 Euro.
RN
Spremberger Str. 8
Suhler Str. 13
Döbelner Str. 13
2 Zimmer, 61 m², 4. OG.
Balkon, Küche mit Fenster,
modernisiertes Bad, Kammer,
3 Zimmer, 56 m², 3. OG,
Balkon,
modernisiertes Bad,
3 Zimmer, 71 m², 4. OG,
Balkon, Küche mit Fenster,
modernisiertes Bad mit Fenster,
Energieverbrauchswert V 85,0 KWh (m²a)
Bj. 1986, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B
KM 355 / WM 516 Euro
Energieverbrauchswert V 94,0 KWh (m²a)
Energieverbrauchswert V 85,3 KWh (m²a)
Bj. 1985, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B Bj. 1992, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B
KM 366 / WM 509 Euro
KM 412 / WM 555 Euro
direkt – Briefe & Antworten
jot w.d. 4/2015
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Gelungener Auftakt
„Dracheln“ im Erpetal
Frühlingsfest im FFM begeisterte
Ein Versuch, Trennendes am Frühlingsanfang zu verbinden
Am Nachmittag des 14. März erwartete uns im Arndt-Bause-Saal des
Freizeitforums Marzahn eine wunderschön mit vielen Blumen geschmückte Bühne. Im ausverkauften Saal
herrschte Vorfreude auf das „Frühlingsfest der Operette“ mit Alenka
Genzel und Frank Matthias (Foto:
Nachtmann). Wir haben beide bereits
an mehreren Spielorten erlebt. Diesmal konnten wir fast
einen Spaziergang
zu den Sängern und
ihrem Begleitquintett „Frisch gestrichen“ (1 Klavier, 4
Streicher) machen.
Wir hatten uns vorab
nicht zuviel gefreut.
Die sieben Künstler
boten zusammen ein
Feuerwerk schönster
Frühlingsmelodien
aus Operette und
Musical. Alenkas
wunderschöne Bühnengarderobe der
Hingucker, beide Sänger entpuppten
sich auch als Schauspieler, die ihre
Lieder sozusagen darstellten. Rhythmischer, anhaltender Beifall und der
Ruf nach Zugaben holten beide nach
Programmende mehrfach zurück auf
die Bühne.
Diese beiden sind eine echte Empfehlung. Sie treten an verschiedenen Orten auf, etwa im Kulturhaus Spandau,
im Schloss Britz, in den Kavaliershäusern Königs Wusterhausen oder
regelmäßig auf
der Studiobühne
Alte Feuerwache,
Marchlewskistraße 6. Dort
heißt es immer
dienstags, mittwochs oder sonntags 14.30 Uhr
„Operetten zum
Kaffee“; im April
stehen „Berliner
Melodien von
Lincke bis Kollo“
auf dem Programm. Info und Karten Tel. 42 666
36 oder 03342-30 70 277.
Ilona Pohl, Marzahn
Argentinische Klänge
Helga Sabrina Delgado sang und spielte
im Stadtteilzentrum Hellersdorf-Ost
Aufgeregtes Schnattern empfing mich
im Stadtteilzentrum. Vor erwartungsvollem Publikum, das an einer hufeisenförmigen Kaffeetafel Platz genommen hatte, sollte am Nachmittag des 11.
März die argentinische Künstlerin Helga Sabrina Delgado auftreten. Und dann
kam sie: Hübsch, zierlich, schwarzes
Haar und legte los, sich selbst auf der
Gitarre begleitend, mit Liedern aus ihrer Heimat und lateinamerikanischem
Liedgut allgemein. Sofort hatte sie das
Interesse des Auditoriums für sich eingenommen. Frau Delgado kommt aus
Buenos Aires und lebt seit drei Jahren
in Berlin. Sie ist studierte Chorleiterin,
Sängerin und Musiklehrerin. Und sie
arbeitet auch hier in allen drei Sparten.
In Berlin ist sie u.a. Leiterin des Männergesangsvereins Zehlendorf und des
Chors Folkloricos Anonimos. Es gefällt
ihr in Berlin und sie möchte gerne hier
bleiben. Wünschen wir ihr weitere maximale Erfolge in Deutschland und ein
stets aufgeschlossenes Publikum.
Lutz Schuchert
Helga Sabrina Delgado erfreute das Hellersdorfer Publikum. Foto: Schuchert
Millioneninvestition für die U5
Die Linie der U5 soll mit sieben neuen U-Bahn-Zügen ausgestattet werden. Dies ergibt sich aus einer Vorlage des Senats an den Hauptausschuss.
Die Kosten von bis zu 58 Millionen
Euro sollen aus Mitteln des von SPD
und CDU geschaffenen SIWA-Fonds
(Sondervermögen Infrastruktur Wachsende Stadt) finanziert werden.
Die neuen Züge bestehen aus jeweils
sechs Waggons. Die U5
liegt mit derzeit noch 18
Kilometern Länge und
20 Stationen im Mittelfeld der Berliner U-Bahn
Linien. Im Jahr 2020 soll
sie dann an die U55 angeschlossen werden und
Marzahn-Hellersdorf mit dem Hauptbahnhof verbinden. Der Senat begründet die Investition mit gestiegenen
Fahrgastzahlen.
Ich finde es sehr gut, dass mit dem erweiterten Streckenteil der U5 und den
erhöhten Fahrgastzahlen neue Züge
zur Verfügung gestellt werden, um alle
Fahrgäste weiterhin zuverlässig zu ihrem Ziel zu bringen. Die U5 ist eine
wichtige Verbindung
von Marzahn-Hellersdorf zum Stadtzentrum.
2017 wird die U5 einer
der Hauptzufahrtswege
mit dem ÖPNV zur
IGA sein.
Sven Kohlmeier, MdA
Zur Frühlingstagundnachtgleiche am 20. März Menschen zur Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche
wurde aus Naturmaterialien ein Drachen im zusammen, um die gemeinsamen Aktivitäten über
Erpetal gelegt. Dabei kam am Freitagabend zu- das Jahr miteinander abzustimmen, ohne Kampf
sammen, was sonst nie zusammenfindet: Recht und Krampf und frei von Lobbyistenmacht. Frei
lautstarke und vielleicht nie erwachsen werden die unterschiedlichen kreativen Kräfte für das
wollende Mannsbilder und Frauen, die durch Joga Wohl der Gemeinschaft und des Einzelnen zu
Stille und Lebensenergie finden, gemischt und verbinden, ist die wahre Quelle für beständigen
verbunden mit großartigen und mutigen Men- Reichtum und Lebensglück. Die völlig ineffizischen, die den Schatz der Natur unseres Erpetals ente, heute nun auch noch ökonomisch begründesehen und genießen können und neugierig waren, te Macht über andere ist das Gegenteil von freier
was das mit dem „Drachen legen“ sein soll.
Lebenskraft.
Das Legen von Drachen ist eine Initiative aus Das tief humanistische Ideal, das das Wohl des
Österreich für das Jahr 2015, das bis zum 30. Au- Einzelnen, die Bedingung und Voraussetzung für
gust 2015 ein Schlüsselsignal sein soll für eine die Entfaltung der Gemeinschaft ist, gehört völlig
„neue Welt“, mit einem liebevollen Gemein- „unpolitisch“ zum unbewussten Urverständnis in
schaftsleben, in der dauerhafter Frieden möglich allem was lebt. Das rechte Maß ist Bedingung
ist und die Freude gelebt werden kann – mit Al- und Vorraussetzung für den Erhalt des Lebens in
len statt gegen Jemanden, der für den einfachen allem was ist und ist in allem frei angelegt. AmeiVerstand zum Sündenbock gemacht wird.
sen z.B. kennen keinen Stau und bleiben im Fluss.
Schlangen und Drachen sind Urbilder für die frei Das galt es beim „Drachen legen“ zu „üben“.
fließende Kraft des Lebens. In ihrer geschlängel- Vorher war allerdings erst einmal eine halbe Müllten Mäanderform spiegelt
tüte weißes Papier der Erpetalsich die lebendige Kraft
Toilettengänger auf diesem
der Flüsse und Bergketten
kleinen Platz einzusammeln.
wider. Macht über andere
Der Abschlusskreis war für
ausüben ist das Gegenteil
mich schon schwierig und für
von freier Lebenskraft.
manche bestimmt „gewöhBevor Machtimperien
nungsbedürftig“, alte Vorurteisich etablieren konnten,
le wurden bei Manchen wach.
mussten die freie fließenDer Versuch, zusammenzubinden Kräfte einer Gemeinden, was täglich in den Köpschaft und in jedem Indifen und Herzen getrennt wird,
viduum unterdrückt und
wurde dennoch ein schönes
unterbunden werden. In
Miteinander!
alten Zeiten kamen die Drachen aus Baumscheiben und Kerzen.
HP Christine Eschenbach
jot w.d. 4/2015
Letzte Seite
Und nach Hause
geh’n wir doch?
Rituale im
Frühling
Da fallen jedem Abendländer doch gleich
die Ostereier ein, die der Osterhase bringt.
Hier scheinen sich uralter Fruchtbarkeitsrummel um die verständliche Vermehrungsfreudigkeit des ohne Behausung
gefährlich frei lebenden Feldhasen mit
neueren Kulten um die Kreuzigung und
Auferstehung des Herrn zu einem im Großen und Ganzen freundlichen Osterfeste
zu verschmelzen: Weit weniger Einkaufsstress als zu Weihnachten! Auch weniger
zusammen gesperrte Familiengangs in von
Kerzen überheizten Räumen an überladenen Tischen mit teils schwermütigen
Weihnachtsliedern und hohen Suizidraten.
Dafür mehr Osterspaziergang à la Altmeister Goethe unter freiem Himmel und bei
frischer Luft unter den ersten Blütensträuchern.
Dazu in hiesigen Breiten die zwar materiell aufwändigen, aber auch nicht gerade
andächtig-traurigen Jugendweihen, die,
welch Wunder!, das reinigende Gewitter
der Revolution von 1989 als Massenphänomen trotz beachtlicher Missionierungsdrücke überstanden.
Offenbar ist das Drängen an die frische
Luft und ein gewisser Frühjahrstaumel
nach den langen dunklen und kalten Tagen ein gewichtiger Grund für allerlei
Saufgelage und Grillpartys im Freien,
auch unabhängig von
hormoneller Steuerung des Menschen,
wenn es auf den Blüten- und Liebesmonat Mai zugeht und
seinen Höhepunkt,
den Herrentag. Ein
Feiertag, der sich
einst auch für Nichtsäufer als Christi Himmelfahrt in kirchlichen Ritualen gründet.
Auch die aktuelle Politik ist an uralte Rituale gekettet. Beispiel Außenpolitik: Das
wohltuende Nachkriegsritual deutscher
Zurückhaltung scheint ad acta gelegt.
Zwar wird nicht immer und nicht gleich
zurück geschossen, aber auch die Drohung
mit grausamen Strafen wie Kontensperrung für Ungehorsame aus Putins Reich
ähnelt eher einem europaimperialen Diktat als einem Verhandeln auf Augenhöhe.
Und die Bekehrung der noch nicht Systemkonformen zu den einzig wahren westlichen Werten erfolgt demnächst durch USA
und NATO (falls es nottut) auch mit militärischen Mitteln. Zu den Outlaws gehört
jeder, der die Welt beim großen Go West
ernsthaft stört. Im Frühjahr 2015 leben
also die guten alten Cowboyrituale wieder auf! Peng!
Euer Schwejk
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
Österliches jot w.d.-Preisrätsel
1
K R
R Z
I T
H F
2
3
4
5
F L
E U
V A
5
6
7
Warum aber hat ein „Wandersmann“ seine Schuhe einfach stehen lassen? Sooo warm
war es ja nachts doch nicht. Entdeckt Am Rosenhag.
Foto: Nachtmann
8
9
10
M E
H B
R T
Es sind Begriffe folgender Bedeutung
zu bilden: 1. sie wandern jetzt in ihre
Laichtümpel (ö=oe), 2. sie beginnt
mit dem Zurückstellen der Uhr, 3.
erster Osterfeiertag, 4. jüdische Feierlichkeit zur Osterzeit, 5. dieses
Werkzeug braucht man jetzt im Garten, 6. geschah zu „3.“ in Jerusalem
mit einem Prediger, 7. Bezeichnung
eines Mannes, der die Geschichte des
Predigers aus „6.“ aufschrieb, 8. mit
„Knödeln“ im Winter gefüttert, singen sie jetzt (Mz.) 9. Sammelbegriff
für Frühlingsblumen, 10. das wird
jetzt angelegt.
Die Buchstaben in den markierten
Feldern ergeben – neu sortiert – eine
„österliche“ Entdeckung.
Schicken Sie Ihre Lösung bis 30. April (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45,
12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. ein spannendes wie lustiges
Karten-Quiz zu unserem Bezirk Marzahn-Hellersdorf.
Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 3/2015: 1. Sumpfbiber, 2. Ameisenbär, 3.
Buntbarsch, 4. Wasserfloh, 5. Schneehuhn, 6. Flusspferd, 7. Kaulquappe, 8. Gürteltier, 9. Teichmolch, 10. Weißstorch. Das Lösungswort lautete: Schimpanse.
Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○
Steffis High Heels und andere Zeichnungen
Da ist kein Kommentar nötig. Eingesandt von unserer Leserin Birgit Schöne.
Noch bis zum 29. Mai präsentiert
sich der VHS-Kurs „Zeichnen lernen von Grund auf“ mit einer Ausstellung in den eigenen Räumlichkeiten an der Mark-Twain-Straße.
Einige Teilnehmer waren schon
mehrmals dabei, weil ihnen rund
zwölf Termine pro Semester nicht
ausreichen. Dozentin Barbara
Ehnold-Danailov unterrichtet und
begleitet jeden Einzelnen im Kurs
individuell. So war und ist es möglich, dass alle gleich gefördert werden und gute wie sehr gute Zeichnungen präsentiert werden können.
Zu sehen sind auch „High Heels“ von Steffi Buhne.
Zu sehen Mo-Fr 10 bis 20 Uhr.