Für Klarsicht 20. Jahrgang Nr. 4/2015 EVP: 1 Euro Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Die Stolpersteine, die der Künstler Gunter Demnig verlegt, erinnern an zumeist ermordete jüdische Nachbarn. Damit die kleinen Gedenkstätten nicht aus dem Blickfeld geraten, haben die Frauen vom Treff HellMa, die vor zwei Jahren die Verlegung der Stolpersteine für Elise Block in der Leopoldstraße und Eva Wolf in der Nentwigstraße, beide in Kaulsdorf, anregten, diese am 12. März frisch geputzt. Foto: Schuchert Ach du dickes Ei! Inhalt Künstler-Serie in jot w.d.: Viele Leser werden sich an Sänger und Musiker ihrer Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet, was aus ihnen geworden ist. Heute: Susi Schuster. Seite 3 Der Bürger & das Geld: Eine neue Runde im Bürgerhaushalt sammelte viele tolle Wünsche und Ideen. jot w.d. berichtet, wie ein „Betroffener“ den Gang der Dinge sieht. Seite 6 Promi-Duo: Die beiden zählen zu den bekanntesten Prominenten Berlins. jot w.d. traf die „Schönmacher“ UdoWaltz und René Koch und erfuhr auch Überraschendes. Seite 8 Übers Gleis: Bereits ein paar Tage vor Ostern, nämlich zum 10. Tag der offenen Töpferei am 14. März, „fand“ die Mahlsdorfer Keramikerin Dagmar Geißler ein noch heißes Osterei (deshalb die dicken Handschuhe) im Haufen der Holzspäne. Ihren Gästen zeigte sie den Raku-Brand und informierte über neueste Techniken dabei, die spezielle Effekte erzeugen. Auch an ganz normalen Tagen lohnt sich ein besuch im Atelier Roedernstraße 36, es gibt sehr exquisite Stücke. Foto: Nachtmann Liebe Leser, Als alle noch dagegen waren, setzte sich jot w.d. für eine Öffnung der Landsberger Straße ein. Nun könnte es dazu kommen. Seite 11 Alle sollen lesen: Anlässlich des Welttag des Buches am 23. April bietet jot w.d. wieder mal eine ganze Literaturseite. Seite 12 nicht wenige von Ihnen kennen sicher diese Geste: Die Hand (Innenfläche nach unten, Finger geschlossen) etwas über Kniehöhe waagerecht nach vorn gestreckt. Dazu gehört der Satz: „So hoch springt der Hamster. Mit Rucksack.“ Die Bedeuteung lautet sinngemäß: Du hast hier gar nichts zu sagen, an mir prallst du ab wie die Erbse von der Wand. Als der jetzige Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel seine „Abschieds-Pressekonferenz“ als Lichtenberger Bürgermeister gab, lobte er sich zwar in den höchsten Tönen (Politniks müssen das wohl), gestand aber auch selbstkritisch ein, dass ihm „Bürger- Augen am Knie beteiligung auf Augenhöhe“ noch nicht so recht gelungen sei. Im Januar fragte ich auf der Jahres-Pressekonferenz des Bezirksamts Bürgermeister Stefan Komoß und Baustadtrat Christian Gräff, wann es denn im Wuhlebezirk „Bürgerbeteiligung auf Augenhöhe“ gäbe. Ich erntete mühsam unterdrückte Empörung und sogar bei meiner hoch geschätzten Kollegin E. Unverständnis. Vor gut einem Jahr sandte ich als Bürger dieses Bezirks im Rahmen der „frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit“ eine Stellungnahme zu den Plänen für den Bau eines Porta-Möbelmarkt in Mahlsdorf an die Baubehörde. Eine Antwort bekam ich nicht. Zufällig fand ich die Unterlagen zur Auswertung dieser Bürgerbeteiligung, darin eine Reaktion auf meine Vorschläge. Auch davon hat man mir bis heute nichts mitgeteilt. Mein Vorschlag wurde abgelehnt, wie allen anderen Bürgereinwände auch. Die angeführten Gründe wurden mit keinem Deut belegt. Theoretisch könnte es sich bei den Amtsaussagen um reine Lügen handeln. Aber die amtliche Auswertung ergibt sinngemäß: „Unsere Pläne sind in Ordnung, es gibt nichts zu ändern.“ Wer fragt da nach? Wer prüft das? Ehe Sie sich nun aber auch wie ein „Hamster mit Rucksack“ fühlen, wünsche ich Ihnen erst einmal viel Spaß mit dieser 224. Ausgabe von jot w.d. Ihr Ralf Nachtmann 2 jot w.d. 4/2015 Bilder und Nachrichten des Monats Eine Zeitung ist kein Buch und jot w.d. kein 80-seitiges teures Magazin mit viel bunter Werbung drin. Deshalb ist es am Ende eines jeden Monats wieder so, dass Ereignisse, über die zu berichten wünschenswert ist, keinen Platz mehr finden. Einige dieser Momente haben wir im Bild festgehalten und wollen unseren Aktuell Gegen Einsamkeit Lesern so zumindest Nachricht geben. Egal, ob es sich dabei um den „Großkopfeten“ handelt, dessen Engagement genauso zu würdigen ist, wie das des „Unbekannten aus der Nachbarschaft“. Und dabei sollen auch die „kleinen Dinge“ nicht vergessen werden, denn sie erst machen das Leben vollkommen. Red. Jeder Mann sollte im Leben auch einen Baum pflanzen Bäume verschönern das Stadtbild und leisten einen Beitrag zum Klimaschutz. Sie machen Berlin zu einer lebensund liebenswerten Stadt. Das wissen auch der Abgeordnete Sven Kohlmeier und Bürgermeister Stefan Komoß. Deshalb beteiligten sie sich an der im Herbst 2012 von Senat und Bezirken ins Leben gerufenen Spendenkampagne „Stadtbäume für Berlin“ und pflanzten unter prominenter Hilfe von Kindern der Kita Rappelkiste an der LilyBraun-Straße eine Platane. Ziel der Kampagne ist es, bis 2017 bis zu 10 000 zusätzliche Bäume an Berlins Straßen zu pflanzen. Mit Abschluss der diesjährigen Frühjahrspflanzung werden es 4200 sein. Wer mindestens 500 Euro spendet, kann sich aus den zur Verfügung stehenden Standorten seinen Baumplatz aussuchen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gibt den restlichen Betrag für eine Pflanzung hinzu, die Bezirksämter zahlen die Pflege. RN Auftakt zum Marzahner Läufercup Marzahn – Am 15. April geht die erfolgreichste Berliner Bahnlaufserie in eine neue Runde. Für viele laufbegeisterte Läuferinnen und Läufer ist der Marzahner Läufercup nach der Winterpause die erste Möglichkeit, den Leistungsstand zu überprüfen oder einfach Spaß am Wettkampf zu haben. 19 Uhr fällt der Startschuss zum ACup über 10 000 Meter. Die CupRekorde halten Jördis Koch (KSC Strausberg) mit 37:33,6 min bzw. Niels Bubel (Laufpartner) mit 31:21,4 min. Bereits 17.30 Uhr beginnen die ersten Läufe für die Schülerinnen und Schüler. Wie in den Vorjahren werden wieder Läuferinnen und Läufer aus allen Altersklassen und mit dem unterschiedlichstem Leistungsvermögen erwartet. Wer es schafft, sechsmal das Ziel (beim Stundenlauf das Ende) zu erreichen, der kommt in Aboschein Ja, ich möchte Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf jeden Monat erhalten und abonniere die Zeitung bis April 2016 zum monatlichen Preis von 1 Euro incl. Zustellung, (außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 2 Euro) Das Abonnement endet automatisch. Den fälligen Betrag überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung. Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt). Bitte liefern Sie Zufrieden mit den Bibliotheken die Gesamtwertung seiner Altersklasse und erhält entsprechend Punkte. Das ist bei neun Läufen durchaus möglich, in den Vorjahren gab es immerhin etwa zwischen 30 und 40 fleißige Punktesammler, die den Sprung auf das Podest schafften. Einigen gelang es auch, bei allen neun Läufen teilzunehmen! Das Finale findet am 14. Oktober statt. Info www.vfl-fortunamarzahn.de. Heinz Nabrowsky In eigener Sache: Die erste Ausgabe von jot w.d. erschien im Mai 1996. Im April 2016, also nach genau 20 Jahren, wird die Zeitung in der jetzigen Form voraussichtlich letztmalig erscheinen. In Planung befindet sich ein veränderter Nachfolger. Red. Unlängst besuchte Sozialsenator Mario Czaja die Sophia-Zentrale an der Mehrower Allee. Die Tochtergesellschaft von Stadt und Land und degewo kümmert sich um ältere, meist alleinstehende Bewohner und hilft insbesondere mit Zuwendung und Kontakt. Foto: Nachtmann Marzahn-Hellersdorf – Mit dem neuen Bibliothekskonzept haben Kulturstadträtin Juliane Witt und ihre Mitstreiterinnen offensichtlich den Nerv des Publikums getroffen. Das jedenfalls lässt sich aus den Ergebnissen einer Umfrage unter mehr als 1000 Nutzern ablesen. Demnach ist die Mehrheit der Befragten mit dem Medienangebot zufrieden bis sehr zufrieden. Die Räumlichkeiten der Bibliotheken werden als angenehm empfunden. Mit der Anbindung der Bibliotheken an den öffentlichen Nahverkehr sind mehr als 90 Prozent zufrieden, und die Bibliotheken verfügen aus Nutzersicht über ausreichend Sitzund Arbeitsplätze. Erheblichen Verbesserungsbedarf sehen die Befragten bei der Ausstattung mit Computern und Internetangeboten. Vier Fünftel sehen die aktuellen Öffnungszeiten positiv. RN jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ... So erreichen Sie die Redaktion: Post: jot w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin Tel.: 56 58 70 99, email: [email protected] Im Internet unter www.jotwede-online.de Anzeigenberatung: 0179-6987186 Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Spendenkonto IBAN: DE80 1007 0024 0496 6222 00 Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt. Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 7. Mai 2015 Redaktionsschluss: 28. April 2015, Anzeigenschluss: 30. April 2015 an folgende Adresse: Name:................................................................................... IMPRESSUM jot. w. d. Straße:.................................................................................. Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf PLZ, Ort:............................................................................... Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V. Anerkannt gemeinnützige Körperschaft Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: [email protected] Redaktion: Ingeborg Dittmann, Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion) Ständige Autoren: L. Schuchert, H. Sandow, H. Stehling, D. Neidigk Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de Telefon:................................................................................. Datum:.................. Unterschrift:..................................... Ausschneiden und per Post an: jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 56 20 173 email-Bestellung unter: [email protected] Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 24. April, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos. Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein. Vereins- und Spendenkonto: IBAN: DE80 1007 0024 0496 6222 00 Leute jot w.d. 4/2015 Die Bühne für immer verlassen Wie uns die Sängerin und Ehefrau von Herbert Klein, Sonja Siewert, Ende März mitteilte, ist der Schlagersenior im Alter von 94 Jahren plötzlich verstorben. Der am 26. August 1920 in Berlin geborene Sänger und Musiker, stand seit 1945 als Gitarrist und Sänger auf der Bühne. Kurz darauf lernte er seine spätere Ehefrau, die Sängerin und Saxophonistin Sonja Siewert kennen. 1948 hatten beide ihren ersten gemeinsamen Auftritt. 1951 heiratete das Paar – ihre erste Duett-Platte erschien „Eine weiße Hochzeitskutsche“. Zahlreiche Rundfunk- und Plattenaufnahmen folgten. Auch mit ihrer Gesangsgruppe „Die singenden Vier“. Bis Mitte der 1960-er Jahre stand Herbert auf der Bühne, oft gemeinsam mit Sonja als „Das singende Ehepaar“. In den folgenden Jahren war er als Programmgestalter und Klubleiter in Lichtenberg tätig. Seit Mitte der 80-er Jahre war Herbert wieder auf der Bühne zu erleben – und das bis vor einigen Jahren. Als Solist tourte er v.a. in Seniorenklubs und Kultureinrichtungen. Auch mit 90 war der noch „gut bei Stimme“, hielt sich körperlich und geistig fit. jot w.d. berichtete immer mal wieder über die Aktivitäten des wohl ältesten noch aktiven Schlagersängers des Landes. Nun hat er nach schwerer Krankheit die Bühne für immer verlassen. I. Dittmann Herbert 2009 bei einem Auftritt in Mahlsdorf. Foto: Dittmann Bonsack und Hack helfen Kleinunternehmer finden im Grünem Haus Beratung Seit Januar finden können sich Einzelunternehmer und Unternehmen mit bis zu 30 Mitarbeitern im Grünen Haus in Kaulsdorf Nord, Boizenburger Straße 52, beraten lassen. Dafür steht die Unternehmensberatung Bonsack&Hack zur Verfügung. Egal ob Ideenfindung, Umsetzung, Vertrieb und Marketing oder auch Büroorganisation bzw. einfache Finanzamtsfragen: Experten stehen Ihnen hier mit Rat und Tat zur Seite. Das Erstgespräch ist kostenlos – in diesem werden, wenn gewünscht, der weitere Fahrplan und die Kosten vereinbart. Bonsack&Hack berät seit mehr als 12 Jahren erfolgreich Existenzgründer und kleine Unternehmen. Das Spektrum reicht dabei von mehrtägigen Gründerkursen über die Unterstützung beim Antrag auf staatliche und andere Förderung wie Gründungszuschuss und Einstiegsgeld bis hin zu individuellem Coaching. Die Workshops haben Themen wie „Verkaufen heißt kommunizieren“, „treffende Print-Werbung“, „Rechtssicherheit bei Ihrem konkreten Problem“ oder „Ziel- und Zeitmanagement“. Jeden zweiten und dritten Mittwoch im Monat zwischen 15 und 18 Uhr steht einer der Berater im Grünen Haus zu einem kostenlosen Erstgespräch zur Verfügung. Informationen und Anmeldung Tel. 56 29 80 81, www.grueneshaus-hellersdorf.de U. Clauder Als Hollywood am Kalksee lag Als an Babelsberg noch nicht zu denken war, entstand 1908 in den Rüdersdorfer Kalkbergen vor den Toren Berlins das erste große Freilichtatelier des deutschen Films. 1919 kam am Kalksee die Filmstadt des jüdischen Produzenten und Regisseurs Joe May hinzu – gedacht als deutsches Hollywood. Alle wichtigen Schauspieler und Regisseure der sich entwickelnden Berliner Filmindustrie haben bis 1923 hier zumindest einmal gedreht – von Ernst Lubitsch über Fritz Lang bis Joe May, von Pola Negri, Henny Porten und Mia May bis zu Harry Piel, Paul Wegener und Harry Liedtke. Hier wurde mit den Abenteuerstreifen Harry Piels, dem deutschen James Bond, der Actionfilm aus der Taufe gehoben und mit dem „Indischen Grabmal“ Joe Mays der Millionen Zuschauer in seinem Bann ziehende Monumentalfilm. Allein die Dreharbeiten in der Woltersdorfer Filmstadt mit gewaltigen Kulissenbauten und bis zu 4000 Statisten gaben 30 000 Menschen Lohn und Brot. Darüber erzählt mit Bildern, Filmausschnitten und Geschichten Dr. Horst Miethe am 14. April ab 15 Uhr im Frauentreff „Hellma“, Marzahner Promenade 41, Tel. 542 50 57. Lassen Sie sich überraschen! Dagmar Neidigk 3 Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 125 In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren – Schlagzeilen machten. Wie ist es den Publikumslieblingen von einst ergangen? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen unsere Serie in dieser Ausgabe mit der Sängerin und Jodelkünstlerin Susi Schuster fort. Susi Schuster Die Jodelkönigin der DDR bekannt wie ein bunter Hund. Und AMIGA brachte 1964 eine Single auf den Markt – mit diesem Song und ihrem „JodelTwist“, den sie, wie zahlreiche Lieder danach, selbst geschrieben hatte. Neben eigenen Liedern wie „Do legst di nieder“, „So leicht lernt man das Jodeln“, „Es lebe unser Trabi“ oder „Aus dem Wald ruft der Kuckuck“, hatte die Sängerin stets auch internationale Songs wie „In the mood“, „Kalinka“ oder „Jambalaya“ in ihrem Repertoire. Nach der Wende nahm sie in Dänemark eine Country-CD auf. Bis heute steht die Jodel-Lady auf der Bühne, wenn auch viel seltener als früher. Immerhin ist die agile 74-Jährige, die seit mehr als 30 Jahren in zweiter Ehe verheiratet ist, auch schon dreifache Großmutter. Ein intaktes Familienleben sei für sie Voraussetzung, ihre Arbeit gut zu machen. In ihrem Mann Lothar habe sie zum Beispiel „einen ehrlichen Kritiker“, sagt sie. Wichtiger als Ruhm und Reichtum sei ihr stets die Familie gewesen, gute Freunde, Gesundheit natürlich. Und so liebt sie die mediterrane Küche mit viel Obst, Gemüse und Fisch und unternimmt in ihrer Freizeit lange Spaziergänge in der Natur. Und sie liebt gute Bücher, besonders gern Biografien („Ich bin neugierig auf das Leben interessanter Menschen.“). In unserem Bezirk konnten wir Susi Schuster u.a. am 14. September 2008 bei einer „Sonntagsmatinee“ im Freizeitforum Marzahn erleben, und im Oktober 2013 stand sie neben vielen ehemaligen Kollegen im heimischen Zwickau auf der Bühne im berühmten Ballsaal der „Neuen Welt“. Ingeborg Dittmann Den Namen der wohl erfolgreichsten deutschen Jodlerin kannte im Osten Deutschlands spätestens seit den 1960-er Jahren fast jeder – Susi Schuster, die JodelLady aus dem Erzgebirge. Schon mit vier Jahren spielte sie Blockflöte, versuchte sich am Jodeln und stand bereits mit sieben Jahren auf der Bühne. Kein Wunder, kam die am 3. November 1940 in Zwickau als Susanna Thekla Schuster geborene Sängerin doch in einer musikalischen Familie zur Welt. Ihr Vater war Musiklehrer und leitete ein Kinderorchester. Eines ihrer ersten Lieder („Jetzt gang i ans Peters Brünnele“) hatte einen Jodelteil. Den brachte Susi so gut, dass ihr Vater daraufhin mehrere Jodelsongs mit ihr einstudierte. Bald schon stand sie mit Lederhose und Gitarre auf der Bühne, lernte auch, das Akkordeon zu bedienen. Schon mit 10 Jahren hatte sie ihre ersten öffentlichen Auftritte. Sie war 17, als sie von Rolf Krickow und Horst Lehn bei der „Kleinen Premiere“, einem Vorläufer von Heinz Quermanns Talenteshow „Herzklopfen kostenlos“, entdeckt wurde. Zwei Jahre später hatte die Zwickauerin bereits ihren Berufsausweis als Sängerin in der Tasche und der Rundfunk produzierte erste Aufnahmen mit ihr. 1958 stieg sie ins Tourneeprogramm der damals durchs Fernsehen sehr populären Instrumental- und Gesangsgruppe „Vier Brummers“ aus Dresden ein. Sie begleiteten die Sängerin fast zehn Jahre bei ihrem Bühnenprogramm „Servus, Susi“ oder bei späteren Fernsehauftritten wie in der Sendung „Da lacht der Bär“. Sogar in Paris hatte die JodelKönigin Erfolg. 1961 trat sie beim Pressefest der „l’Humanité“ mit dem Lied „Kukkuck“ auf. Spätestens seit 1963, als Susi Schuster in „Da lacht der Bär“ mit dem Westtitel „Siebentausend Rinder“ auf der Bühne stand, war sie In dieser Serie erschienen bisher: Brigitte Ahrens, Rosemarie Ambé, Julia Axen, Franz Bar tzsch, Arndt Bause, Olaf Berger, BERLUC, Hans-Jürgen Beyer, Hansi Biebl, Holger Biege, Dieter Birr, Helga Brauer, Uschi Brüning, Ralf Bursy, Gerd Christian, City, Tamara Danz, Kurt Demmler, Stefan Diestelmann, Dieter Dornig, Walter Eichenberg, Har tmut Eichler, electra, Engerling, IC Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg, Dorit Gäbler, Rainer Garden, Günter Geißler, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Peter Gotthardt, Heinz-Jürgen Gott- Abb.: Susi Schuster auf einer Autogrammkarte; ihre erste Single und Susi beim Künstler-Stammtisch 2009 in Berlin. Fotos: Archiv, Nachtmann schalk, Ingo Graf, Mary Halfkath, Hans die Geige, Michael Hansen, Monika Hauff/Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Jörg Hindemith, Ruth Hohmann, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter Janik, Uwe Jensen, Erhard Juza, Karat, Karussell, Barbara Kellerbauer, Britt Kersten, Jürgen Kerth, Herbert Klein, Helmut Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri Korn, Henry Kotowski & Die Sputniks, Horst Krüger, Thomas Kurzhals, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy, Anke Lautenbach, Klaus Lenz, Lift, Wolfgang Lippert, Angelika Mann, Gisela May, Achim Mentzel, Sandra Mo & Jan Gregor, Gerti Möller, Gruppe MTS, Gaby Munk & Ingo Krähmer, Gerd Natschinski, Thomas Natschinski, Roland Neudert, Omega, Peter Paulick, Ines Paulke, Jenny Petra, Eva Maria Pieckert, Die Prinzen, Die Puhdys, James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack, Brigitte Rabald-Koll, Reform, Gaby Rückert, SANDOW, Christian Schafrik, Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach, Frank Schöbel, Christel Schulze, Har tmut Schulze-Gerlach, Sonja Siewert & Herbert Klein, Silly, Sven Simon & Pallas Band, Reiner Süß, Dina Straat, Theo-Schumann-Combo, Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Arnulf Wenning, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg, Pascal von Wroblewsky, Petra Zieger, Wolfgang Ziegler sowie 1 Sonderausgabe. 4 jot w.d. 4/2015 Großsiedlung Das besondere Konzert Keine ewige Finsternis Hellersdorf – Am 26. April, 17 Uhr, präsentiert das Duo CEEYS – Daniel und Sebastian Selke – im Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1, seine zweite CD (siehe jot w.d. 3/2014). Ein musikalischer Hochgenuss, nicht nur für die Fans des Duos! Eintritt 12/erm. 10 Euro. Karten Tel. 561 61 70. I.D. Versteckte Orte im Bezirk – Teil 5: Sammelkanäle Marzahn – Ende März begann im Berliner Tschechow Theater an der Märkischen Allee 410 eine neue Veranstaltungsreihe für Familien. Am 12. April geht es um das „Gemeinsame Musizieren auf Alltagsgegenständen“. Kinder und Eltern werden, unter Anleitung der Sängerin Doris Löschin, angeregt, mit einfachen Haushaltsgegenständen wie Kochlöffel, Besteck, Gläsern und Töpfen Musik zu machen. Es werden kindergerechte Volkslieder gesungen und dazu passende rhythmische Begleitungen erfunden. K.S. Französisch für Anfänger Hellersdorf – Im Stadtteilzentrum Albert-Kuntz-Straße 58 wurde jetzt ein Französischkurs für Anfänger eingerichtet. Die Kurse finden jeden Montag zwischen 16 und 17 Uhr statt und sind für jede Altersklasse geeignet. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Gebühr pro Monat: 5 Euro. Anmeldung unter Tel. 994 98 691. I.D. Frühlingsfest im Klub Kaulsdorf Nord – Der Klub 74 am Baltenring 74 lädt am 14. April, 14 bis 17 Uhr, zu einem Frühlingsfest mit der Disco „da capo“ und Lutz Stollmayer ein. Eintritt 2,50 Euro. Anmeldung erbeten, Tel. 563 09 93. Am 18. April, 10 Uhr, können sich an gleicher Stelle Freunde des Skat-Spieles treffen. I.D. Fotostammtisch Marzahn – Die Gesellschaft für Fotografie lädt am 18. April zu ihrem 43. Öffentlichen Fotostammtisch ins Foyer des FFM, Marzahner Promenade 54, ein. Angeschaut werden kann die Ausstellung „Standpunkte“ der GfF. Es gibt Gelegenheit für Gespräche, der Eintritt ist frei. Zu sehen ist die Exposition noch bis zum 18. Mai. I.D. Ringkolonnaden sichern Marzahn – Das Bezirksamt soll sich für die Sicherung der (verbliebenen) nördlichen Ringkolonnaden einsetzen. Das beschloss die BVV auf Antrag von SPD, CDU und Linke. RN Im heutigen Fall geht es um große unterirdische und damit unsichtbare Bauwerke. Die U-BahnLinie 5 bringt in einem Sammelkanal für Pendler zwischen City und den östlichen Bezirken die Menschen unter der verkehrsreichen Frankfurter Allee zumeist zuverlässig und schnell an ihr Ziel. Diese Art von Sammelkanälen gibt es auch fernab der öffentlichen Wahrnehmung für die technische Infrastruktur der Stadt. Der älteste begehbare Kanal dieser Art in Berlin von 1928 verläuft übrigens entlang der U 5 in der besagten Frankfurter Allee. Das Bürgernetzwerk Linie 7 schreibt auf seiner Internetseite, „die U-Bahn-Schächten ähnlichen Bauwerke erschließen das gesamte Neubaugebiet mit Leitungssystemen der BEWAGFernwärme und -Energieversorgung, der Berliner Wasserbetriebe, der Telekom“ usw. Die vor 35 Jahren für die hiesigen Großsiedlungen erbauten und danach erweiterten begehbaren Sammelkanäle von 16 Kilometern Länge machten, so heißt es auf der Seite, Marzahn (und ähnlich auch Hellersdorf) zur „größten aufgrabefreien bebauten Fläche in Deutschland“. Nun, wer als Einwohner die Unmenge an Baustellenlöchern in unserem Bezirk kennenlernen durfte, ist sicherlich eher amüsiert über das soeben verwendete Adjektiv „aufgrabefrei“. Sagen wir es einmal so: Ohne die riesigen, teilweise 10 Meter unter der Oberfläche befindlichen Sammelkanäle für unsere technische Infrastruktur wären die Buddelstellen noch zahlreicher und hätten vor allem erheblich größere Auswirkungen auf das Funktionieren der Stadt. le der U 5 Unter den Linden. Zum Dritten erfassen auch die Sammelkanäle nicht alle Infrastruktur: Die Abwasserkanalisation muss gesondert errichtet werden. Schon wegen Hygiene und Rattenfreiheit in den neueren Sammelkanälen, und um die empfindlichen Elektro- und Kommunikationskabel bei Havarien zu schützen! Auch für einst überirdisch verlaufende Hochspannungsleitungen müssen aus Sicherheitsgründen ab einer bestimmten Spannung gesonderte Tunnel errichtet werden, die vor einigen Jahren unter großer Medienaufmerksamkeit zwischen der Marzahner Pyramide und innerstädtischen Bereichen erbaut wurden. Und was die Buddelei angeht: Es gibt eben die begehbaren Sammelkanäle nicht bis vor jeden Hauskeller. Ansonsten würden die Marzahn-Hellersdorfer bei Kälte und Nässe ja trockenen Fußes völlig im Untergrund verschwinden und alle notwendigen Gänge wie die Maulwürfe absolvieren. Und keiner braucht die oberirdische Aufmerksamkeit wie die Bewohner der Problemkieze, oder? Übrigens gibt es wie bei allen unsichtbaren Dingen auch bezüglich der Berliner Sammelkanäle reichlich Spekulatives aus den Zeiten des Kalten Krieges. Oder auch zum Schmunzeln führende Thesen, dass die Freiheit der Menschen in Kreuzberg mit Sammelkanälen à la Marzahn unvereinbar sei. Klar, die traditionell chaotisch gewachsene städtische Infrastruktur aus den Gründerjahren passt besser zum Chaos in manchen Köpfen als immer noch Stasi-überwachte schwarze Kanäle in Marzahn. Ulrich Clauder rien aller Art behoben sind. Die Marzahner Firma SAKA Sammelkanal- und Service GmbH wartet hier vor Ort diese Bauwerke, Besichtigungen sind aus Sicherheitsgründen leider nur für kleine Gruppen technisch interessierter Bürger auf Vereinbarung möglich. Ich frage mich also, warum es nicht überall und für jegliche technische Infrastruktur diese praktischen begehbaren Sammelkanäle gibt. Zum einen muss sich der erhebliche Aufwand lohnen, und das Volkmar Neumann ist einer der Mitarbeiter von Vattenfall, die regelmäßig die Sammelkanäle kontrollieren. Foto: Otto Dank dieser Bauwerke hatten wir ist eben der Fall bei Großstädten Großsiedlungsbewohner über all mit 400 000 Einwohnern in den die Jahrzehnte kaum unter Was- Ostberliner Plattensiedlungen von serabschaltungen oder Stromsper- Lichtenberg, Marzahn und Hellersdorf. Zum anderen sind historen zu leiden. Wenn ich meinen im ländlichen risch gewachsene Städte mit komRaum wohnenden Kollegen über pakter Bebauung unterirdisch volsehr seltene, nur wenige Minuten ler geologischer, archäologischer dauernde Stromausfälle berichte, und infrastruktureller Stolpersteimüssen sie müde lächeln, da es ne, da sind begehbare Kanäle zu fernab der Metropolen oft we- einem vertretbaren Aufwand erst sentlich länger dauert, bis Hava- recht eine Illusion. Siehe Baustel- Wieviel Gesundheit können wir uns noch leisten? Abgeordnete lud zum Bürgerforum zu einem Thema, das viele bewegt Marzahn – Liane Ollech (MdA) lud am 5. März zu einem Bürgerforum zu Gesundheitsfragen in das Sana-Gesundheitszentrum am Helene-Weigel-Platz ein. Für Ortsunkundige gar nicht so leicht zu finden, das „Ernst-LudwigHeim“ an der Peripherie des Platzes. Diese Tatsache und auch der gewählte Termin an einem Donnerstag 18 Uhr trugen wohl dazu bei, dass nicht allzu viele Interessenten den Ausführungen von Thomas Isenberg, Gesundheitspolitischer Sprecher der SPDFraktion im Abgeordnetenhaus, Reiner Waldukat (Patientenfürsprecher im UKB) und Liane Ollech folgten und sich an der anschließenden Diskussion beteiligten. Denn das Thema „Wie viel Gesundheit können wir uns noch leisten?“ ist aktueller denn je und birgt viele offene Fragen. Etwa Ungerechtigkeiten bei der Bevorzugung von Privat- gegenüber Kassenpatienten – und das nicht nur, was die Terminvergabe angeht. Ich selbst machte den Test im Januar – der erste mögliche (Kassen)-Termin in unserer Region bei einem Rheumatologen: Anfang September, beim Orthopäden: Ende August, beim Augenarzt: September. Zwei Gynäkologen in Hellersdorf nahmen generell keine Patienten mehr an. Die Reihe ließe sich fortsetzen. Der Grund, so auch Isensee, liege vor allem an der ungleichen Verteilung der Ärzteschaft über die einzelnen Bezirke Berlins. Und tatsächlich, bei einem Rheumatologen in Wilmersdorf hatte ich innerhalb von 14 Tagen einen Termin. Immerhin gibt es Lichtblicke bei der Verteilung finanzieller Mittel B. Strohmeyer Familiensonntag bei Tschechow Orte wie die Gärten der Welt, die Helle Mitte, das Unfallkrankenhaus oder auch den Helene-Weigel-Platz kennen vermutlich die meisten im Bezirk Wohnenden, auch über die Bezirksgrenzen hinaus wird häufig darüber berichtet. Daneben gibt es aber versteckte oder vergessene Orte, die selbst jenen Marzahn-Hellersdorfern unbekannt sind, die ihrem Heimatbezirk über viele Jahre hinweg die Treue hielten. für den Gesundheitsbereich im Bezirk, zum Teil aus Steuerüberschüssen. So erhält das Unfallkrankenhaus 2,5 Millionen Euro für die Erweiterung des OP-Bereiches und für Investitionen des Vivantes-Krankenhauses wurden 45 Millionen beschlossen. In der Diskussion ging es dann u.a. um die ungerechte Bezahlung im Pflegebereich, die Vergütung von Pflegepraktika und die Forderung nach der Abschaffung der Gebühren für die Altenpflegeausbildung. Vorgeschlagen wurde von einer Teilnehmerin die Schaffung einer „Pflegekammer“, ähnlich der Ärzte- oder Apothekenkammer. Was die eingangs genannte Frage angeht, wurde deutlich, dass wir uns „mehr leisten“ könnten, würden endlich etliche unsinnige Bestimmungen und starre Regeln oder etwa die zunehmende „Verbürokratisierung“ (davon können v.a. niedergelassene Ärzte ein Lied singen) über Bord geworfen und mehr Mittel in die Prävention von Krankheiten gesteckt. I. Dittmann Kleinsiedlung jot w.d. 4/2015 5 Pflegewohnen rechtlich fixiert Bezirksamt schließt andere Bebauung auf dem Wernerbad-Areal aus Kaulsdorf – Diesmal war der Weg von der Idee zum Gesetz besonders kurz. Obwohl es keinen „definitiven Investor“ für die Bebauung des Wernerbad-Areals mit (unterschiedlichen) Wohnformen für Pflegebedürftige Menschen gibt, will die Stadtplanungsverwaltung diese ausschließliche Art der Bebauung durchsetzen. „Im Fachbereich Stadtplanung erfolgte während des Zeitraumes der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange die Vorstellung eines Projektentwurfes für die Umsetzung eines Vorhabens am Standort des ehemaligen Wernerbades durch das Planungsbüro Feddersen und einen potenziellen Vorhabenträger“, heißt es in der schriftlich vorliegenden Auswertung der Beteiligung. Verwaltungen und diverse Dienststellen stehen dem Vorhaben postitiv oder neutral gegenüber. Nur eine „Bürgerbewegung Wernerbad“ reichte kritische Anmerkungen im Stadtentwicklungsamt ein. In ihrer Stellungnahme stellte Keine extra frei zu haltende Fläche die Gruppe den Bedarf einer Pflegeeinrichtung an diesem Standort in Frage. Gegenüber weiteren Pflegeheimen solle ambulanten Strukturen der Vorrang eingeräumt werden, denn wenn künftig Demenzerkrankungen möglicherweise mit Medikamenten geheilt werden können, ergäbe sich ein Überangebot solcher Wohnplätze. Die geplanten Festsetzungen des Bebauungsplanes werden jedoch „die allgemein zulässige Wohnnutzung auf Wohngebäude für pflegebedürftige Personen“ beschränken. Damit sei „sichergestellt, dass unter dem Aspekt der jeweiligen Pflegebedürftigkeit auf dieser Fläche unterschiedliche Formen zur Umsetzung der Wohnfunktion zulässig sind (z.B. Betreutes Wohnen, Wohneinrichtungen für Menschen mit Demenz oder auch für Menschen mit Behinderungen)“. Der Bedarf für diese besonderen Wohnformen resultiere insbesondere aus der Altersstruktur der Bevölkerung des Bezirkes und dem bestehenden Wunsch nach einem Verbleiben im Kiez. Ein Überangebot an derartigen Wohneinrichtungen sei „entsprechend der derzeitigen Situation auch unter Berücksichtigung zukünftiger Heilungsmethoden“ nicht zu erwarten. Eine weitere wesentliche Kritik richtet sich gegen das Maß der baulichen Nutzung. Die Bürgerbewegung sieht die geplanten Bauhöhen und -dichten im Widerspruch zum Siedlungscharakter und vermutet einen Verstoß gegen das üblich geltende Baurecht. Die geplante Bebauung wirke „erdrückend“, der Wohnwert der Nachbargrundstükke werde durch diese Bebauung beschädigt, indem Privatsphäre und Lichtverhältnisse inakzeptabel beeinträchtigt würden. Auch mit diesem Argument fanden die Nachbarn kein Gehör im bezirklichen Stadtplanungsamt. Zwar bilde die „Bebauungsdichte der vorhandenen näheren Umgebung“ den Rahmen der Zulässigkeit für Vorhaben. „Im Rahmen von Bebauungsplänen kann jedoch unter Würdigung aller abwägungserheblichen Belange aus städtebaulichen Gründen“ von der gegebenen Situation abgewichen werden, „soweit hierfür ein städtebauliches Erfordernis besteht“. Laut Amt liege genau ein solches Erfordernis vor, denn „vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung“ seien „sozialräumlich eingebundene Flächen für bestimmte Personengruppen (z.B. Pflegebedürftige, Demenzkranke) zu sichern“. Außerdem beschränke sich „die Anhebung der Nutzungsdichte auf weniger als die Hälfte der Blockfläche“. Kein Zweifel: In Fragen des Wohnens kranker und pflegebedürftiger Menschen gibt es viele Probleme zu lösen. Wenn aber in voraus eilendem Gehorsam gegenüber „potenziellen Investoren“ Gesetzeskraft erwirkt wird, lässt sich weniger ein altruistisches, eher schon ein monetäres Motiv vermuten. Ein Schelm, der „...“ dabei denkt. R. Nachtmann So wie früher: Fahrkarten im Kiosk Mahlsdorf – Im künftigen Baugebiet zwischen Parler Straße und Hultschiner Damm kann kein Standort für eine Schule im B-Plan festgesetzt werden. Das erläuterte Baustdtrat Christian Gräff auf der BVV. „Nach der Entscheidung des Bezirksamts zum Verkauf des ehemaligen Schulstandortes an der Elsenstraße schließt sich eine Inanspruchnahme von überwiegend privaten Flächen in der näheren Umgebung zum Zwecke eines künftigen Schulstandortes aus“, beschied Gräff eine Frage des Verordneten Nickel von Neumann. RN Kaulsdorf – Im Zeitungskiosk am S-Bahnhof Kaulsdorf gibt es seit Kurzem wieder BVG-Fahrkarten zu kaufen. Die technischen Geräte wurden Mitte März geliefert und installiert. Sowohl der Inhaber Herr Özer wie auch seine Kunden sind hoch erfreut. Nach einem Brand im früheren Zeitungskiosk hat Herr Özer den „Kaulsdorfer Kiosk“ neu eröffnet. Der ebenfalls zerstörte Fahrkartenautomat wurde von der BVG jedoch nicht ersetzt. Innerhalb weniger Tage kamen Ende des letzten Jahres mehrere hundert Inhaber Özer vor seinem Kiosk. Unterschriften von Kaulsdorfern zusammen, die sich einen Fahrkartenverkauf einsetzten. Der örtliche Abgeordnete Sven Kohlmeier hat das Anliegen der Kaulsdorfer unterstützt und sich bereits im November bei der BVG für den Fahrscheinverkauf im Kiosk eingesetzt. „Der Automat wird es vielen Menschen erleichtern an ihre Fahrkarten zu kommen“, sagt Kohlmeier, der sich freut, dass die Kaulsdorfer, aber nicht nur sie, jetzt dort, so wie früher, ihre Fahrkarten kaufen können. RN LICHTBLICKE Gestalten (Keramik, Pappmaschee und Stoff), Papierherstellung und Papiergestaltung bis zu Fotografie und Bildbearbeitung, der Herstellung kleiner Animationsfilme sowie Graffiti auf Leinwand. Die Ideen der jungen Künstler gehen in die verschiedensten Richtungen. Sie zeugen von dem Eifer und der Freude, mit der ge- arbeitet wurde. Besonders die gemeinsame längere Arbeit an einem Projekt hat allen Teilnehmern viel Spaß gemacht. Sie konnten sich in ihre Arbeit vertiefen und gegenseitig unterstützen und neue Freunde finden. Heterogenität und Inklusion, zwei Schlagwörter der aktuellen Bildungspolitik, werden bei uns Die Auseinandersetzung mit Keramik gehört dazu. Foto: Bauersfeld Mahlsdorf – Die Ortsgruppe 403 der Volkssolidarität Mahlsdorf-Süd lädt am 16. April zu einer Verkaufsmodenschau ins Restaurant St. Hubertus, Hultschiner Damm 1, ein. Weitere Infos Tel. 22 48 82 22. Orgelkonzert Mahlsdorf – Am 3. Mai findet im Theodor-Fliedner-Heim, Schrobsdorffstraße 35/36, ein Orgelkonzert mit Albrecht Gündel vom Hofe (Orgel) und Uwe Steinmetz (Saxophon) statt. Zu hören sind Jazz reflections on songs by W.R. Heymann. Beginn 19.30 Uhr. Der Stille lauschen Mahlsdorf – Vom 10. April bis zum 2. Juni sind im Kunsthaus Flora, Florastraße 113, unter dem Motto „Der Stille lauschen“ Bilder und Linolschnitte von Ilona Albrecht zu sehen. Zur Vernissage am 10. April, 19.30 Uhr, lädt die Agrarbörse Deutschland Ost, Träger des Kunsthauses, alle Interessenten ein. Eintritt frei. Die musikalische Begleitung übernimmt David Albrecht. Geöffnet ist Montag bis Donnerstag 8 bis 18, Freitag 8 bis 16 Uhr. I.D. Tai Chi – Kurs Kaulsdorf – Tai Chi, die weltweit anerkannte Entspannungsmethode, dient dem seelischen Ausgleich und der Harmonie zwischen Körper, Seele und Geist; etwa bei Erschöpfung, zu hohem Blutdruck oder Rückenschmerzen. Interessierte können freitags von 14 bis 15 Uhr erst einmal zu einer „SchnupperStunde“ ins Stadtteilzentrum, Brodauer Straße 27, kommen und sich von Tai Chi-Lehrer Frank Adler beraten lassen. RN Tanz im TaP Ausstellung der 19. Kunstwerkstätten in der Pyramide Marzahn-Hellersdorf – 2015 ist das Jahr des Lichts. Daran angelehnt gaben wir unseren 19. Kunstwerkstätten das Motto LICHTBLICKE. Dieser Begriff steht für die Vielschichtigkeit der künstlerischen Ausdrucksfähigkeit der Kinder und Jugendlichen in unserem Bezirk. In 16 ganz unterschiedlichen Werkstätten trafen sich 175 Schülerinnen und Schüler aller Schularten, aus den Grundschulen, Förderschulen, Integrierten Sekundarschulen und Gymnasien, um gemeinsam an vier Tagen vor den Winterferien (26.-29. Januar) ihre Kreativität unter Beweis zu stellen und ihre künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern. Die Werkstattangebote reichten von traditionellen Techniken wie Malerei (Öl-, Acryl- und Seidenmalerei), Grafik, verschiedenen grafischen Drucktechniken Linoldruck, Material- und Kartondruck, Kaltnadelradierung), plastischem Modenschau im Hubertus schon immer umgesetzt. Insgesamt 18 erfahrene Kunsterzieherinnen, Kunsterzieher und Referendare aus dem Bezirk waren am Projekt beteiligt. Sie standen den Teilnehmern mit Rat und Tat zur Seite. Außerdem leitete Birgit Schöne als freie Künstlerin aus dem Bezirk zum wiederholten Mal eine Werkstatt. Am 18. April, 11 Uhr, werden im Ausstellungszentrum Pyramide, Riesaer Straße 94, die Ergebnisse der 19. Kunstwerkstätten der Schulen erstmals mit einer Vernissage präsentiert. Schülerinnen und Schüler des musisch-ästhetischen Profils der Ernst-HaeckelSchule unter Leitung von Frau Petermann und Frau Gierig umrahmen die Veranstaltung mit einem kleinen kurzweiligen Programm. Die Arbeiten werden bis zum 28. Mai Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr zu sehen sein. Katherin Bauersfeld Biesdorf – Das Theater am Park, Frankenholzer Weg, lädt auch in diesem Monat zu den beliebten Tanznachmittagen. Am 11. April heißt es mit den „April, April“ mit The Voices. Am 18. singt Gabis-Mini-Band u.a „Der Lenz ist angekommen“. Am 25. April lautet das Motto „ Wenn der weiße Flieder wieder blüht“, es spielt die Little-Party-Band. Beginn jeweils 14 Uhr, Eintritt 10 Euro, Info Tel. 53 01 91 04. RN Vortrag zur Kunst Biesdorf – Am 13. April, 18.30 Uhr, steht die Geschichte der freien Bildenden Kunst im Bezirk im Mittelpunkt eines Vortrags im Stadtteilzentrum, AltBiesdorf 15. Wo traditionelle Künstlerkolonien fehlten, trat die Bildende Kunst erst mit staatlichen Programmen der Kunstförderung stärker in Erscheinung. Eintritt 4 Euro, Info Tel. 526 78 45 93. RN 6 jot w.d. 4/2015 Links & rechts der Wuhle Was wird aus dem Bürgerwillen? 45 von 404 Vorschlägen des Bürgerhaushalts werden näher geprüft, Realisierung im Einzelfall möglich Für den Bürgerhaushalt der Jahre 2016/17 wurden im Bezirk insgesamt 404 Vorschläge eingereicht. An der Abstimmung darüber, welche die jeweils wichtigsten sind, beteiligten sich knapp 3400 Einwohner, im Internet votierten etwa 2900 registrierte Nutzer. Der Stadtteil übergreifende Vorschlag mit der höchsten Zustimmung fordert die Schaffung eines Freibades. Der Ausbau und die Wartung des Wuhle-Rad- und Wanderweges nördlich und südlich der B1 landete auf Platz 2. In den Stadtteilen wünschen sich die Bürger Radwege, Parkbänke, bessere Schulhöfe oder eine Schulmensa. Klaus Lichtenstein war im Rahmen des Bürgerhaushaltsverfahrens 2016/17 für die Stadtteilzentren Hellersdorf-Nord und Mahlsdorf erstmals als Moderator tätig und hat sich daher intensiv mit dem Bürgerhaushalt und dem damit verbundenen Prozedere beschäftigt. Im Rahmen der Übergabe der Vorschläge an die Verwaltung auf der März-Tagung der BVV stellte er dort auch seine Erfahrungen vor, die wir hier leicht gekürzt wiedergeben. Im Vergleich der beiden von mir betreuten Stadtteilzentren hat sich gezeigt, dass das Interesse der Bürgerinnen und Bürger von Stadtteil zu Stadtteil sehr unterschiedlich ist. Während in Mahlsdorf mit 115 mehr als ein Viertel der gesamten Vorschläge eingebracht wurden, waren es in Hellersdorf-Nord nur 22. Wahrscheinlich ist das auch ein Verdienst der sehr guten Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein Mahlsdorf-Süd , der mir im September 2014 die Möglichkeit gab, in seinen 2500 Flyern das Bürgerhaushaltsverfahren mit seinen Abstimmungsmodalitäten vorzustellen. In Vorbereitung der Auswertung hat sich gezeigt, dass die 115 Vorschläge plus der 46 stadtteilübergreifenden Vorschläge nur sehr schwer zu händeln waren. Wollte man all diese Vorschläge zum Zwecke der Abstimmung aushängen, würde die Aneinanderreihung der A4-Blätter eine Länge von fast 34 Metern ergeben. Da dies im Stadtteilzentrum nicht machbar war, wurden die Vorschläge in mehreren Ordnern gleichen Inhalts präsentiert, damit mehrere Bürgerinnen und Bürger parallel abstimmen konnten. Um den Bürgerinnen und Bürgern in Zukunft die Abstimmung zu erleichtern und um Qualität vor Quantität im Verfahren den Vorrang zu geben, sollte eine Jury aus Mitarbeitern der Fachabteilungen Die Ampelschaltungen in Helle Mitte sind ein riesiges Ärgernis. im Bezirksamt und für den Bürgerhaushalt tätigen Moderatoren die eingegangenen Vorschläge prüfen, doppelt eingegangene zusammenfassen und Vorschläge, die nicht in den Bürgerhaushalt gehören oder die einer kurzfristigen Abarbeitung bedürfen wie Die Top-3-Vorschläge für Mahlsdorf: Die Top-3-Vorschläge für Hellersdorf Nord: Schaffung eines Bürgerhauses in Mahlsdorf-Süd (182 Punkte) Veränderung der Ampelphasen an der Kreuzung Stendaler/Janusz-KorczakStraße (237 Punkte) Bau eines Gehwegs in der Greifswalder Straße (131 Punkte) Ein sicherer Fußgängerüberweg zwischen Henny-Porten-Straße und Senftenberger Straße (161 Punkte) Einrichtung eines mobilen Bürgeramtes (125 Punkte) „Rettung“ der Hönower Weiherkette (3 Vorschläge, insg. 173 Punkte) etwa die Beseitigung von Schlaglöchern oder die Instandsetzung von Straßenleuchten, an die zuständigen Stellen zur schnellen Bearbeitung weiterleiten. Betrachtet man im Stadtteilzentrum Mahlsdorf die Beteiligung an der Abstimmung im zurückliegenden und dem laufenden Verfahren, so zeigt sich, dass gegenüber 2014/15 nur noch ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger an der Abstimmung teilgenommen haben, obwohl die Anzahl der eingereichten Vorschläge wesentlich höher liegt. Eine Erklärung hierfür ist, dass die konkreten Termine für die Abstimmung in den einzelnen Örtlichkeiten vom Bezirksamt nicht in den Medien publiziert wurden. So erreichten wir nur die Bürgerinnen und Bürger der äl- teren Generationen, die ohnehin regelmäßig Veranstaltungen in diesen Einrichtungen besuchten. So zeigt sich, dass die von jüngeren Leuten eingebrachten Vorschläge, etwa zum Bedarf an Kita- und Spielplätzen oder die Erweiterung der Schulkapazitäten, keinerlei oder nur in Ausnahmefällen bepunktet wurden. Um eine größere Beteiligung bei der Abstimmung zu erreichen, sollte der Abstimmungszeitraum von jetzt 14 Tagen verkürzt werden und in allen Einrichtungen einheitliche Öffnungszeiten gewährleistet sein. Dies erleichtert auch dem Bezirksamt die Publizierung in den Medien. Bemängelt wurden von einigen Bürgerinnen und Bürgern auch die unterschiedlichen Abstimmungsmodalitäten. Während man in den Stadtteilzentren bis zu fünf Punkte vergeben und diese auch auf einen Vorschlag kumulieren konnte, durfte man im Internet bis zu zehn Vorschläge, aber jeweils nur mit einem Punkt, bewerten. Eine Vereinheitlichung ergäbe ein reelleres Bild vom Wunsch der Einwohner. Ich möchte alle Fraktionen bitten, sich auch der Vorschläge anzunehmen, die keine Spitzenposition eingenommen haben. Denn für uns Bürgerinnen und Bürger ist es wichtig zu wissen, dass solche Vorschläge trotzdem durch Sie als Bezirksverordnete und die Fachabteilungen geprüft werden und dass Vorschläge an Dritte – wenn sie eine entsprechende Qualität haben – weitergeleitet werden. Mohammed und der echte Ring Über einen Vortrag zum Islam als Teil des geistigen Schatzes der Menschheit – Teil 2 Bildliche Darstellungen von Mohammed durch christliche Maler gab es bereits im Mittelalter. Sattarov ging auf Aspekte moderner Verfilmungen der Lebensgeschichte des Propheten Mohammed, aber auch von Jesus Christus ein. Dabei ging er auch auf ethische Aspekte ein und warf die Frage nach der Freiheit des Denkens auf, die immer auch ihre Grenze da habe, wo die Freiheit des anderen beginne. Daher sei ein SchwarzWeiß-Denken, wie es viele Medien heute populär machen, kontraproduktiv. Alle ernsthaft an geistiger Entwicklung interessierten Menschen, so Sattarov, sollten doch einmal nachdenken, ob es wirklich gut ist, fremde, unbekannte Heiligtümer einer schonungslos abwertenden, die Würde des Menschen verletzenden Kritik zu unterziehen, wie Karikaturen von Mohammed, für einen gläubigen Moslem eine Diffamierung. Dr. Sattarow kümmerte sich ausführlich um Fragestellungen: Wie verhalte es sich mit dem islamistischen Terror und dem sogenannten Gottesstaat, wollte man wissen. Der Referent erklärt glaub- haft, dass der Islam eine friedliebende, auf Harmonie und gegenseitige Achtung abzielende Religion sei. Die überwiegende Mehrheit der Moslems verurteile die extremistischen Terroristen, sie missbrauchten Gott und den Glauben für ihre eigennützigen, inhumanen Zwecke. Sattarov wies darauf hin, dass die Trennung von Kirche und Staat in Europa eine recht junge Tradition hat, wie auch im Islam, in dem aber eine solche Trennung wegen der Besonderheiten des islamischen Rechtes als System immer fraglich war. Allerdings gibt es in Ländern wie der Türkei oder Aserbaidschan eine säkularisierte Gesellschaft mit einer weltlichen, nicht am Koran als Rechtsquelle orientierten Rechtssprechung. Aserbaidschan selbst ist ein einzigartiges Beispiel dessen; hier wurde die erste demo- „Die Himmelsreise des Propheten“, eine persische Miniatur, zirka 1570/80: Mohammed wird von Gaben bringenden Engeln begleitet. Das Bild ist im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek. kratische Republik innerhalb der gesamten moslemischen Welt bereits im Jahre 1918 proklamiert. Graduelle Unterschiede gäbe es in jeder Gesellschaft, bis hin zu Staaten, die die Scharia als oberstes Gesetz anwenden. Zu Fällen von Steinigungen, Köpfungen und anderen inhumanen Strafmethoden, die übrigens von Jesus Christus in der Magdalena-Episode geächtet wurden und uns heute wie ein Relikt aus Vorzeiten erscheinen, befragt, meint Rufat Sattarov, dass gemäß der klassischen Interpretation im orthodoxen Islam nicht jedem Herrscher alles und jedes nach seinem Gusto gestattet sei, sondern erst nach Ratschlag durch anerkannte Rechtsgelehrte in ausführlichen Debatten ein – aus Sicht der dortigen Rechtsauffassung – fairer Entschluss zustande kommt. Darüber hinaus, so Sattarov, soll man diese Fragen nicht generalisieren, sondern im Rahmen von spezifischen historischgeographischen und kulturell-gesellschaftlichen Kontexten untersuchen, da die moderne Welt des Islam tatsächlich eine Welt der verschiedensten „Spielarten des Islams“ sei. Er verurteilt dabei die heutige kriegerische Missionierung der Islamisten ebenso wie die traurige historische Wahrheit der Kreuzzüge des christlichen Okzident gegen den muselmanischen Orient. Rufat warnt vor einer Stigmatisierung der islamischen Religion als negativ und aggressiv und plädiert für gegenseitigen Respekt vor dem Glauben und den Überzeugungen anderer, für achtsamen Umgang mit dem geistigen Schatz der Menschheit in all ihren Formen. Sattarov regte mit seinem facettenreichen Blick auf den Islam zum Nachdenken an. Ich erinnerte mich an die Ringparabel des Gotthold Ephraim Lessing, der uns den geistigen Anstoß für die Idee von der Toleranz gab: einjeder solle sich auf seine Weise bemühen, die Eigenschaft des echten Ringes, seinen Träger bei anderen Menschen beliebt zu machen, bei sich herbeizuführen. Den Friedensgruß des Islamexperten Dr. Sattarov haben viele der Anwesenden angenommen, ich erwidere ihn gern: „As-Salamu aleikum! – Friede sei mit euch!“ Frank Schulze Blick zum Nachbarn jot w.d. 4/2015 7 „Die Farben von Berlin“ „Paris des Ostens“ im Hohen Salon Die etwas andere Kunstausstellung für psychisch behinderte Mitmenschen Hohenschönhausen – Unter dem Motto „Rumänien – Bukarest Tango“ findet am 24. April, 19.30 Uhr, im Humboldt-Haus, Warnitzer Straße 13A, der nächste „Hohe Salon“ statt. Im Mittelpunkt des interkulturellen Abends mit Musik, bildender Kunst und Kulinarischem, durch den Alina Martirosjan-Pätzold führt, steht diesmal Rumänien. Zu Gast sind die rumänische Sängerin Oana Cãtãlina Chitu und Dejan Jovanovic (Akkordeon). Oana Cãtãlina Chitu öffnet mit ihrem charmanten und einfühlsamen Gesang die Türen zu den Tangos und Liedern der Vorstädte Bukarests, jenem anrüchigen „Paris des Ostens“, die bis heute nur Eingeweihten bekannt sind. Wie keine andere Sängerin der heutigen Generation hat sie sich den Tangos à la Romanesque so authentisch wie freimütig genähert. Dejan Jovanovic wurde in einer Musikerfamilie geboren. Er lebt und arbeitet seit 1999 in Berlin. Originalbilder werden ausgestellt und sind auch käuflich zu erwerben. Kulinarische Spezialitäten aus Rumänien stimmen auf den Abend ein. Eintritt (inklusive Speisen) 18 Euro, Karten Tel. 553 22 76. I.D. Hönow – Die Galerie „Kulturscheune“ auf dem Bauernhof, einem Projekt für betreutes Einzelwohnen des gemeinnützigen Vereins „Mittendrin in Brandenburg“, empfing kürzlich einen Berliner Maler mit russischen Wurzeln, der in dieser Stadt kein Unbekannter mehr ist: Juri Frantsuzov eröffnete seine Ausstellung „Die Farben von Berlin“. Der Verein organiserte ein schönes Rahmenprogramm mit Berliner Liedern zur Gitarre, die Martin Karl, künstlerischer Leiter des „Weiten Theater“, darbot. Arbeiten des Malers befinden sich in Museen und Privatsammlungen der USA, Österreichs, Japans, Israels, Belgiens und Deutschlands. Juri Frantsuzov ist 1946 in der UdSSR in Nowosibirsk geboren. In Astana, der späteren Hauptstadt Kasachstans, als Maler groß geworden, beschließt er 1973, nach Leningrad zu gehen, wo er sein Talent dem berühmten Eusebius Moisejenko an der Kunstakademie anvertraut. Nach sechs Jahren fordernder, einfühlsamer Schule entlässt ihn der Meister als eine Persönlichkeit, die etwas von Kolorit versteht, feinsinniges Malhandwerk übt, Lyrik ausdrückt, die ihre Sujets immer mehr komponiert und perfektioniert, stilsicher und professionell. Frantsuzov findet seinen Stil. Wer seine Berliner Arbeiten näher betrachtet, kann anhand der Titel dieser urbanen Leinwände – Dom, Friedrichstraße, Leopoldplatz, Oranienburger Straße – leicht nachempfinden, dass Juri in Berlin mehr sieht und empfindet als ein Tagestourist oder ein Gewohnheitsberliner. Der Rhythmus dieser Stadt gefällt ihm, er liebt das plastische Experiment, er lebt in der Farbe, zwingt die archtitektonische Gera- Dr Künstler Juri Frantsuzov in seinem Atelier. de in die expressionistische Gekrümmte. Juri Frantsouv kommt 1992 erstmals nach Berlin. Er folgt einem Ruf der Rostropowitsch-Kunstschule und lehrt bildende Kunst. Die Stadt wird ihm zur Wahlheimat, einem Ort zum leben und arbeiten. Er gründet seine eigene erfolgreiche Kunstschule. Frantsuzovs Bilder finden weltweit Liebhaber: Juri stellt in Sankt Petersburg und Paris aus, in den USA und Japan. Der Berliner Künstlerverband heißt ihn willkommen. Weitere Ausstellungen in Hamburg und Leipzig folgen, Potsdam und Berlin wollen ihn sehen. Er ist auf internationalen Auktionen gefragt. Der Künstler entwickelt seine Berliner Perspektive mit dem unverkennbaren Esprit einer Malschule, die aus den Schatzkammern der St. Petersburger Eremitage oder der Foto: Archiv Moskauer Tretjakoffgalerie zu schöpfen scheint. Juris Bewunderer loben ihn schon lange wegen der Leuchtkraft seiner Ölfarben, der Romantik seiner Paysages, der Poesie in Portraits. Über seinen großen Meister Moisejenko befragt, sagt Juri, dass dieser ihm die Augen geöffnet hat für das Schauen wirklicher Kunst. Das Credo des Eusebius Moisejenko lautet: „Wo Wiederholung ist, da gibt es keine Kunst“. Das hat Juri geprägt. Er identifiziert sich mit dem Bildungsideal des aufgeklärten Universalgelehrten, der in seinem Schaffen sich stützt auf die Schätze der geistigen Wissenschaften und schönen Künste. Eine Hommage an Salvador Dali erscheint dabei ebenso aufrichtig wie Themenzitate aus der Welt eines Edgar Degas. Mit dem Menschsein beschäftigt sich Juri intensiv: er fängt Stimmungen ein in zarten Portraits, er komponiert und dirigiert Konzerte seiner Farben in Aktion: Ballerinen tanzen lebendig, Orchester hören wir klingen, Karnevalsfreuden berauschen uns, eine Geburtstagsfeier zieht uns in ihren Bann. Juri sehe ich als einen wachen Zeichner des Augenblicks, einen modernen Blauen Reiter, der seine Begeisterung für den Impressionismus keineswegs versteckt, einen tönenden Bescheidenen, der sich traut, Farbe zu bekennen. Wirft man einen Blick in Juris Atelier, kann man spüren, dass diesem Maler etwas Besonderes eigen ist. Der große Russe Lew Tolstoi spricht darüber in seinem „Lebensbuch für alle Tage“, Konfuzius zitierend: „Auf drei Wegen kann man zur Weisheit gelangen: Erstens durch Nachdenken, das ist der Edelste, zweitens durch Nachahmung, das ist der leichteste, und drittens durch Erfahrung, das ist der schwerste“. Möge diese feine Ausstellung zeigen, wie aus einem akribischen, pedantischen Arbeiter an sich selbst ein erfahrener Künstler wird, einer, der eine Spur zieht, die erkennbar ist, die man gern wiedererkennen möchte. Durch den Erwerb eines Exponats dieser Ausstellung können Kunstinteressierte sich für das Wohl benachteiligter Menschen in unserer Mitte engagieren, denn ein Teil des Erlöses wird dem guten Zweck der Vereinsarbeit zugewendet. Drei Arbeiten wurden bei einer Ad-hocMini-Auktion noch während der Vernissage versteigert, den Ersteigerungserlös spendete der Künstler für die Betreuungsarbeit des Vereins. Die Ausstellung ist noch bis 22. Mai mittwochs von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung Tel. 03342 424716 zu sehen. Frank Schulze „maerztiere – himmelsbrut“ Jubiläums-Ausstellung in der Galerie Grünstraße Köpenick – Klein, aber fein, mit einer intimen Atmosphäre, so präsentiert sich die Galerie Grünstraße (Grünstraße 22, Eingang Böttcherstraße) in der Köpenikker Altstadt unweit vom Schlossplatz seit Jahren. Es ist dem Verein collegium artis zu danken, dass diese Galerie – ehedem eine kommunale Ausstellungsstätte – unter seiner ehrenamtlichen Regie fortbestehen kann. Vor nunmehr zehn Jahren öffnete sie unter dem Dach dieses Künstler-Vereins wieder ihre Pforten. Seither haben sich Galerie und Verein einen Namen gemacht – weit über die Grenzen des Bezirkes hinaus. Alle Genres der bildenden und angewandten Kunst, Musik, Gesang und Schauspiel, Film und Bücher finden im Vereinsprogramm Platz. Im ersten Stockwerk der Galerie hat sich zwischenzeitlich auch das „studio artis“ zu einem beliebten Treff von Kunstinteressierten entwikkelt. Unter Leitung der Künstlerin Marion Stille werden hier Mal- und Druckkurse angeboten. Regelmäßig lädt die Galerie, die sich etwas versteckt an das Gemäuer des Köpenicker Rathauses schmiegt, zu sehenswerten Ausstellungen bildender Künstler ein, oft begleitet von hochkarätiger Musik. Kein Wunder, denn der Vereinsvorsitzende ist der bekannte Musiker Hinrich Beer- mann. Erklärtes Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es, eine breite Öffentlichkeit für zeitgenössische freie und angewandte Kunst zu sensibilisieren. Unterstützung erfährt der Verein vom Kulturamt des Bezirks Treptow-Köpenick und von Sponsoren. „Unser Jubiläum ist uns natürlich Filigrane Keramiken der Künstlerin Christine Lübge vor einem Foto von Jürgen Graetz; Hinrich Beermanns Performance „Saxofon und Stimme“ vor einem Bild der Malerin Marion Stille. Fotos: Neidigk Anlass für eine besondere Ausstellung.“, betonte Galeristin Brigitte Denecke zur Vernissage der aktuellen Exposition. „Alle Künstler unseres Vereins stellen sich mit ausgewählten Arbeiten vor. Zu sehen und zu hören sind Werke von Elli und Jürgen Graetz, Marion Stille, Christine Lübge, Hinrich Beermann und von mir. Unsere Besucher können sich auf Malerei, Grafik, Fotografie, Zeichnung, Keramik/Porzellan und Skulptur freuen.“ Zur Vernissage erwartete die Gäste eine großartige Performance von Hinrich Beermann mit Saxophon und Stimme. Die Ausstellung mit dem ungewöhnlichen Titel „maerztiere – himmelsbrut“ verdient, nicht zuletzt dank der ganz unterschiedlichen Handschriften und Techniken, das Prädikat: Unbedingt sehenswert! Dagmar Neidigk Zu sehen noch bis 30. April, geöffnet Di-Fr 13 bis 19 Uhr, Sbd 10 bis 14 Uhr, Eintritt frei; Info Tel. 43 20 92 92. Dejan Jovanovic und Oana Cãtãlina Chitu. Foto: privat Wie trinkt man einen Rotwein? Köpenick – Am 19. April plaudert der Schauspieler Peter Bause im Stadttheater Cöpenick, Friedrichshagener Straße 9, mit viel Temperament und Witz aus seinem bewegten Theaterleben. Beginn 18 Uhr, Karten Tel. 65 01 62 34 oder an Theatervorverkaufsstellen. I.D. Regional- und Kunsthandwerkermarkt Wriezen – Wie wäre es mit einem Ausflug ins nahe Altwriezen? Am 19. April lädt das Keramik-Café Altwriezen, Altwriezen 16, von 11 bis 17 Uhr zum 7. Regional- und Kunsthandwerkermarkt ein. Kunsthandwerker der Region zeigen Keramik- und Holzarbeiten, Schmiedeware, Textil, Filz, Schmuck und anderes. Kleinproduzenten bieten Wurst, Käse, Honig, Wolle, Samen u.v.a. an. Vor dem Café findet eine Pflanzentauschbörse statt. I. Ditmann 8 jot w.d. 4/2015 Kultur & Freizeit Tipps und Termine „Wir sind beide noch Botox frei“ 20 Jahre „Alte Schachteln“ Seit 50 Jahren Freunde - Star-Coiffeur Udo Walz und Promi-Visagist René Koch Hellersdorf – Seit Wochen wird mit Hochdruck geprobt. In diesem Monat feiert das Seniorenkabarett „Die alten Schachteln“ (Regisseur Johann Keib) seinen 20. Geburtstag mit einem GalaProgramm. Die Party steigt am 18. April im Stadtteilzentrum KOMPASS am Kummerower Ring 42. Im gut zweistündigen Programm gibt es neben einer „Best-Off-Reihe“ brandneue Sketche, Couplets und sogar Tänze zu erleben. Beginn 15 Uhr, Karten Tel. 564 974 01 oder 541 09 57. I.D. Die Antonis kommen Marzahn – Erstmals im „Doppelpack“ auf der Bühne des FFM sind am 24. April im Arndt-Bause-Saal die wunderbare Schauspielerin Carmen-Maja Antoni und ihre Tochter Jennipher Antoni, ebenfalls Schauspielerin, zu erleben. Ihr Thema: Kurt Tucholsky „Die Sprache ist eine Waffe, halte sie scharf“. Am Klavier begleitet sie Guido Raschke. Beginn 10 Uhr, Eintritt 10 Euro, Karten Tel. 542 70 91. I.D. Dresdner Kabarettnacht Marzahn – Premiere im FFM – am 11. April geht im Arndt-Bause-Saal die „1. Dresdner Kabarettnacht“ über die Bühne. Dabei sind die „Dresdner Salon-Damen“, Manfred Breschke vom Kabarett „Breschke & Schuch“ und das Kabarett „Die Kaktusblüte“. Der Abend wird von Manfred Breschke moderiert. Der Lehrer und Ökonom startete seine Bühnenkarriere einst im Studentenkabarett „Die Zwickmühle“ und schreibt auch selbst Kabarettprogramme. „Die Kaktusblüte“ ist seit Jahren ganz nah dran am aktuellen politischen Tagesgeschehen. Für die musikalische Würze sorgen die Dresdner Solon-Damen mit ihrer Zeitreise durch Ufa-Filme des vergangenen Jahrhunderts. Beginn 20 Uhr, Eintritt 22/20 Euro, Karten Tel. 542 70 91. I.D. Grünlandpiraten Hellersdorf – Im Bürgergarten „Helle Oase“, Tangermünder Straße 127129 (hinter dem Klub Eastend) können ab dem 9. April immer donnerstags ab 15 Uhr Kinder und Familien als „Grünlandpiraten“ Natur erleben, Spiele und Abenteuer auf dem Gelände bestreiten, basteln und vieles andere. Gruppen und Schulklassen können sich auch für den Vormittag anmelden ([email protected]). I.D. Vernissage mit Uschi Brüning Biesdorf – Unter dem Titel „Phönixflüge“ wird am 17. April, 19 Uhr, in der Krankenhauskirche im Wuhlgarten, Brebacher Weg, eine Ausstellung der Künstlerin Helga Höhne eröffnet. Präsentiert werden Bildteppiche, Teppichobjekte und Materialdrucke. Die Werke korrespondieren mit dem Kirchenbau in ganz eigener Weise. Die Ausstellungseröffnung wird mit einem Konzert mit Uschi Brüning und den Jazz-Optimisten Berlin umrahmt. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Die Ausstellung ist bis zum 31. Mai zu besichtigen. YV Friedrichshagen – „Jede Frau ist schön“. Der Titel des 2014 bei Bastei Lübbe erschienenen Buches von Udo Walz könnte das Motto dieser Veranstaltung sein, zu der am Internationalen Frauentag die Agentur Heisig ins Bräustübl an der Friedrichshagener Straße eingeladen hatte. Udo Walz und René Koch plauderten, musikalisch umrahmt von Regina Thoss, mit Moderator Lutz Hoff über ihre Jahrzehnte langen Erfahrungen in Sachen Schönheit. Fast jeder kennt mittlerweile die beiden Experten aus dem Fernsehen, von zahlreichen Promiempfängen und natürlich aus vielen Berichten in diversen bunten Blättern. An diesem Tag bestand die Zuhörerschaft aus ganz normalen Leuten wie du und ich. Und die „Ehrfurcht“ vor den beiden Promis schmolz ob ihrer Natürlichkeit und ihres fast bescheiden zu nennenden Auftretens, gespickt mit Witz und Charme, schnell dahin. Und der Respekt wuchs, als man vom ehrenamtlichen Engagement der beiden Spezialisten erfuhr – Udo kümmert sich um den Unterhalt von sieben Kindern in Afrika und um saubere Brunnen, René ist bei der Berliner Aids-Hilfe engagiert und im Arbeitskreis Camouflage (eine Anlaufstelle für Menschen mit Brandund Unfallnarben oder Hautanomalien). Zu ihrer Kundschaft zählten und zählen Promis wie Romy Schneider, Marlene Dietrich, Claudia Udo Walz (li.) und René Koch (re.) standen Moderator Lutz Hoff in Friedrichshagen Rede und Antwort. Foto: Dittmann Schiffer, Julia Roberts, Sarah und Stilberatung lasse sich das ErConnor, Jodie Foster, Demi Moo- scheinungsbild jedes Menschen re, Dagmar Frederic, Gerhard optimieren. Genau so wichtig seiSchröder und auch Bundeskanzle- en Lebenseinstellung und Lebensrin Angela Merkel (Udo: „Ich fin- weise – eines der besten Mittel de ja, etwas längeres Haar stünde gegen das Altern seien das Lachen ihr besser.“). Doch auch „ganz nor- und gute Freunde. Dafür steht auch male Kunden“ können einen Ter- Udos Lebensmotto „Das Leben ist min in den mittlerweile neun Fri- keine Generalprobe!“ Und René seursalons von Udo Walz in Ber- mag das Wort „Anti-Aging“ überlin und auf Mallorca buchen oder haupt nicht. „Man sollte es in im Schönheitssalon von Star-Visa- Happy Aging umbenennen.“ So gist René Koch, der vor über 40 gibt es bei ihm keine Anti-AgingJahren seine Leidenschaft zum , sondern Happy Aging-SprechBeruf machte. Seine Überzeugung: stunden. Seine große Leidenschaft Schönheit ist kein Zufall. Mit ei- gilt zudem dem Lippenstift, desnem perfekten Make up, einem Typ sen Geschichte er akribisch ergerechten Hairstyling sowie Farb- forschte. Alles habe mit einem ge- schenkten Lippenstift von Hildegard Knef begonnen, erzählt er. Heute besitzt René die weltweit größte Sammlung. 2008 eröffnete er sein Lippenstiftmuseum, das seit 2009 im Berliner Cosmetic & Camouflage Centrum seinen Platz fand. Dort gibt es regelmäßige Führungen und Make-up-Workshops. Interessant: Der modernste Lippenstift-Automat Europas stand zu DDR-Zeiten in Marzahn. Schaut man in die Biografie der beiden Promis, findet sich da am Beginn ihrer beruflichen Laufbahn nichts Spektakuläres. Udo (sein Vater war LKW-Fahrer) machte eine Friseurlehre in Stuttgart. Bei der Gesellenprüfung belegte er unter 600 Lehrlingen den 598. Platz. Doch danach ging es aufwärts, als er nach Zürich und St. Moritz ging. Seine Spezialität: damals moderne Hochsteckfrisuren. 1963 kam er nach Berlin. Da halfen auch viele Zufälle auf dem Weg nach oben. René lernte Werbegestalter in Mannheim und kam auch 1963 nach Berlin. Jobbte als Tellerwäscher, Barkeeper, Modedesigner, Travestiekünstler, ehe er nach einem Studium zu seiner wahren Berufung fand. Inzwischen können beide gemeinsam fast 150 Jahre Lebenserfahrung in die Waagschale werfen. Udo ist 75, René wird es im September. Und die Freunde betonen stolz: „Wir sind beide noch Botox frei!“. Ingeborg Dittmann Dialoge in Farbe und Form Mediterrane Ideen auf Fliesen Malereien und Grafiken von Lutz Beckmann und Uwe Peschel Bilder der Berliner Malerin Ulrike Bunge verschönern Praxis-Räume Hellersdorf – Noch bis zum 14. April ist im Ausstellungszentrum Pyramide, Riesaer Straße 94, eine Zwei-Mann-Werkschau mit Malerei und Grafik zweier befreundeter Künstler aus Hellersdorf und Rostock zu sehen. Beckmann und Peschel haben ihre künstlerischen Wurzeln in Dresden, wo sie Mitte der 1980-er Jahre an der Hochschule für Bildende Künste gemeinsam studierten – bei Lehrmeistern wie Hubertus Giebe, Johannes Heisig, Gerhard Kettner und Siegfried Klotz. Das Binde- und Verdünnungsmittel für Ölmalerei Terpentin gab der sehenswerten Exposition seinen Namen. Zu sehen sind vorwiegend Raum greifende Landschaften mit kraftvoller Farbigkeit und expressivem Strich – zwischen abstrakter Assoziation und realem Abbild. Mehrere Arbeiten spiegeln die Affinität beider Künstler zum Meer (Beckmann stammt von der Ostseeküste, der Sachse Peschel fand seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Rostock). Trotz unterschiedlicher Sichten und Arbeitsweisen finden beide eine gemeinsame Ebene, einen Dialog in Farbe und Form, der einen großen Teil des ganz besonderen Reizes dieser Ausstellung ausmacht. Am 4. April, 19 Uhr, gibt es ein Konzert im Ausstellungsraum mit „Die Herren Grüßaugust“. Zur Finissage am 14. April, 19 Uhr, können die Besucher die Werke noch einmal in Augenschein nehmen, mit den beiden Künstlern ins Gespräch kommen und ein Konzert mit dem gerade mit dem Bundesverdienstkreuz geehrten Komponisten Lothar Voigtländer unter dem Titel „klang, farbe, stille“ erleben. Der Eintritt ist frei. I. Dittmann Uwe Peschel (li.), Lutz Beckmann und ihre Werke. Foto: Nachtmann Hellersdorf – Seit dem 17. März gibt es für Patienten der Praxis für Gefäßmedizin an der Janusz-KorczakStraße 9 A wieder neue Kunst zu sehen. Diesmal sind es Malereien auf Leinwand und Papier der Berliner Malerin Ulrike Bunge. Diese Bilder sowie Beispiele für ihr Fliesendesign verschönern alle Räume der Praxis und laden bis Oktober während der Öffnungszeiten zur Zwiesprache ein. Die 1956 im brandenburgischen Pritzerbe geborene freischaffende Malerin studiert zwischen 1975 und 80 an der Kunsthochschule Weißensee im Fachbereich Formgestaltung, danach an der Fachhochschule für Gestaltung und erwarb einen Abschluss als Messe- und Ausstellungsgestalterin. Seit 1983 ist sie als Malerin und Grafikerin tätig. Zusätzlich spezialisierte sich Ulrike Bunge auf die künstlerische Gestaltung von Fliesen. Anregungen dazu fand sie in der mediterranen Landschaft und Kultur mit deren maurischen Einflüssen. Besonders interessant, zumindest für die Hellersdorfer Gäste war, zu erfahren, dass die Künstlerin auch bei dem Projekt architektonischer Umgestaltung der Hellersdorfer Promenade beteiligt war; Stichwort: Europa-Viertel. Sie selbst bedauert ebenfalls, dass diese Idee sich nicht hat umsetzen lassen. Zur Vernissage am 17. März, die musikalisch von Jürgen Schwarz mit dem Saxophon umrahmt wurde, waren viele Interessenten in die Praxis gekommen. Es gab sogar schon einige Interessenten für den Kauf des einen oder anderen Werkes. Die Bilder bleiben jedoch erst einmal bis Oktober vor Ort, damit sie möglichst viele Menschen betrachten können. I. Dittmann, Foto: Nachtmann Kultur & Freizeit jot w.d. 4/2015 Die kleinste Bibliothek Ein neuer „Leseort“ wurde in der „Hellen Oase“ geschaffen Hellersdorf – Seit dem 25. März gibt es in unserem Bezirk einen neuen „Leseort“. Die „kleinste Bibliothek“ von Marzahn-Hellersdorf steht im Bürgergarten „Helle Oase“ an der Tangermünder Straße 127 und ist eine umgebaute Telefonzelle. Sie wurde von Kids & Co von der Telekom erworben und in der Holzwerkstatt im Haus Sonneneck von Jugendlichen zur Bücherbox umgebaut. Die Technik wurde entfernt, eine neue Wand mit fünf Bücherregalen eingebaut, auf denen rund 150 Bücher Platz finden. Jugendliche der Arbeitsgruppe Graffiti der „Senfte“ besprühten die Außenwände der kleinen „Bücher Oase“ farbenfroh. Getreu dem Motto „Bring ein Buch – nimm ein Buch“ soll der begehbare öffentliche Bücherschrank zum Büchertauschen einladen – und natürlich zum Lesen. Gerne auch an Ort und Stelle im Bürgergarten. Dort gibt es neben Hochbeeten, Streuobstwiese, Spielbereich, Streetsocceranlage und Boulebahnen genügend Bänke zum Verweilen. Der Vorteil dieser Petra Pau und weitere Besucher übergaben die Bücher-Oase ihrer Bestimmung. Der achtjährige Julian gehörte zu den ersten Lesern der Bücherbox. Juliane Witt griff auch gleich zu. Fotos: Dittmann Mit dem Rad bis Wladiwostok Hellersdorf – Am 15. April erzählt Welterkunder Uwe Meißner im Kulturforum, CarolaNeher-Straße 1, über eine ungewöhnliche Reise per Drahtesel – von Berlin nach Wladiwostok. Seine Erzählungen untermalt er mit Videos und Dias. Am 29. April läuft im Filmclub der Dokumentar-Film „Peene- münde – Schatten eines Mythos“ von M. J. Blochwitz über Aufstieg und Fall der Raketenentwicklung in der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Peenemünde, die als „Wiege der Raumfahrt“ gilt. Beginn jeweils 19.30 Uhr, Eintritt 7/erm. 5 Euro. Karten Tel. 56 111 53. I.D. Bibliothek: Man muss sich an keine Öffnungszeiten halten, sie hat Tag und Nacht geöffnet. Zur Eröffnung der Bücherbox hatten sich viele Gäste versammelt, unter ihnen Petra Pau, Vizepräsidentin des Bundestages, Kulturstadträtin Juliane Witt, Vertreter von Kids & Co und weiteren Vereinen wie dem Förderverein der Peter-WeissBibliothek, der die Mini-Bibliothek auch betreuen wird. Viele Besucher hatten zur Eröffnung Bücherspenden mitgebracht, so dass sich die Box im Nu füllte – mit Sach- und Kinderbüchern, Romanen, Biografien und sogar der gesamten Harry-Potter-Serie. Die findet sicherlich genau so schnell Interessenten wie die Doppelbandkassette vom Aufbau-Verlag „Mark Twain – Neue Geheimnisse meiner Autobiographie“, für die sich Juliane Witt begeisterte. Die Stadträtin verriet, dass demnächst zwei weitere ähnliche Projekte im Bezirk geplant seien und machte schon jetzt auf ein großes Lesefest am 19. Juni aufmerksam. Ingeborg Dittmann Junge Künstler zugezogen Marzahn – Mit dem „Tanzatelier Scheibner und Franz“ sind zwei Künstler in eine attraktive Atelieretage im Dorf Marzahn gezogen, die die Chancen des wundervollen Gebäudes als Bühne, Werk- und Kreativraum schätzen. Die Künstler sind deutschlandweit als Tänzer choreografisch und konzeptio- nell tätig. Im Atelier zwischen Landsberger Allee und Dorfambiente einen künstlerischen Ruhepol gefunden zu haben, ist beiden besonders wichtig. Doch nicht allein der kreative Schaffensprozess, auch die Begegnung mit Gästen und die Präsentation des Werks ist Anliegen der beiden jungen Künstler. RN 9 Tipps und Termine Feldmann und Hoff bei Tschechow Marzahn – Unter dem Titel „Verhörte Hörer“ kommt der einstige Nachrichtensprecher des Fernsehens der DDR, Klaus Feldmann, am 21. April ins Tschechow Theater, Märkische Allee 410. „Es gilt das gesprochene Wort“ heißt es ab 18 Uhr bei der Lesung mit Rundfunkanekdoten. Eintritt 3/erm. 2,50 Euro. Am 24. April behauptet Lutz Hoff an gleicher Stelle „Frauen wissen mehr – doch Männer alles besser?!“ Der Kabarettabend beginnt 19 Uhr, Eintritt 8/6 Euro. Karten Tel. 93 66 10 78. I.D. Swing mit Lukas Hellersdorf – Am 10. April und am 1. Mai, jeweils 14 Uhr, gibt es unter dem Motto „Swing am Nachmittag“ wieder Musik zum Tanzen und Zuhören im Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1. Am Flügel Lukas Natschinski, der auch durch die Veranstaltungen führt. Eintritt 8 Euro, Karten Tel: 561 11 53. I.D. Muttertagsmatinee mit Siggi Marzahn – Am 10. Mai ist Muttertag und traditionell laden das Freizeitforum und Moderator Siegfried „Siggi“ Trzoß an diesem Sonntag zur großen Matinee in den Arndt-Bause-Saal ein. Dabei sind diesmal der temperamentvolle Thüringer Schlagersänger und Swing-Musiker Jörg Hindemith (siehe Musiklegenden jot w.d. 10/2014), das „Duo Treibsand“ mit volkstümlichen Schlagern, das Acappella-Ensemble „Weiberconsort“ und Andreas Möller, Senkrechtstarter in den Schlager-Hitparaden. Umrahmt wird der musikalische Block von den jungen Tänzern des „Donegals-IrishDance Berlin“. Beginn 11 Uhr, Eintritt 15 Euro, Karten Tel. 542 70 91. I.D. Frauen wissen mehr, als Männer denken Volles Haus beim Kabarett mit Lutz Hoff im Cöpenicker Stadttheater Köpenick – Lutz Hoff, den viele noch als charmanten Gastgeber der Reihe „Schätzen Sie mal“ des DDR-Fernsehens kennen, stand in den vergangenen Jahren mit mehreren, selbst geschriebenen Kabarett-Programmen auf der Bühne. Klar, dass am Vorabend des Internationalen Frauentages jenes über die Frauen zur Aufführung im ausverkauften Cöpenicker Stadttheater auf die Bühne kam: „Frauen wissen mehr, als Männer denken – denken sie!?“ Noch steht hier ein Fragezeichen. Am Ende des Kabarettprogramms weiß jeder, der noch zweifelte: Das kann weg! Auf jeden Fall stimmte an diesem heiteren Nachmittag die Frauenquote, auch ohne Bundestagsbeschluss, wie Hoff in Anspielung auf die gerade beschlossene 30-Prozent-Quote für Vorstände großer Konzerne anmerkte. Zumindest zwei Frauen in Deutschland sind auch ohne Quotenbeschlüsse ganz oben. Die eine habe die Männer reihenweise fallen lassen – Kohl, Rößler, Bahr, Koch, Profalla, Schröder… Die andere mache u.a. Werbung für VW – mit Stoßstangen aus Silbereisen. Aber nicht nur Angela Merkel und Helene Fischer kriegen ihr Fett weg, Frau Van der Leyen darf natürlich nicht fehlen, deren Reden im Bundestag glatte Steilvorlagen für Kabarettisten böten. Frauen haben ja heutzutage viel mehr Freiheiten als früher, ist der Moderator überzeugt. Etwa könnten sie bei der Eheschließung nunmehr aus vielen Vari- Lutz Hoff im Cöpenicker Stadttheater. Am 24. April gastiert er im Berliner Tschechow Theater. Foto: Dittmann anten ihren Familiennamen selbst aussuchen. Beispiel: Leoni Müller heiratet Lukas Schmidt: Leoni kann Frau Müller bleiben, oder sie wird Frau Schmidt, oder Frau MüllerSchmidt, oder Frau SchmidtMüller. Doch egal, wie ihr späterer Name lautet: Von ihrem Mann erwartet sie, dass er Freund und Liebhaber in einem sei, ein guter Vater ihrer Kinder, dazu Mechaniker, Koch, Elektriker, Gärtner, Therapeut (die Aufzählung könnte man beliebig fortsetzen), zudem natürlich dass er charmant, witzig, stark und kräftig sei, vor allem zahlungskräftig. Kein Wunder, dass der Durchschnittsmann täglich gerade mal 2,6 Minuten telefoniert. Mehr Zeit bleibt einfach nicht. Frauen hingegen hängen täglich 2,6 Stunden an der Strippe. Allein schon diese Tatsache beweist: Frauen wissen mehr, als Männer denken! Ohne Fragezeichen. I. Dittmann Der Thüringer Musiker Jörg Hindemith, Foto: Dittmann Malerei von Christa Kneise Marzahn – Am 14. April, 18 Uhr, lädt das Berliner Tschechow Theater, Märkische Allee 410, zur Vernissage der Ausstellung „Natur pur – Stillleben und Blumen“ von Christa Kneise ein. Gezeigt werden Aquarell-, Pastell- und Acrylmalereien. Die Ausstellung ist bis zum 30. Juni zu sehen, geöffnet Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr. Eintritt frei. An gleicher Stelle findet am 17. April, 15 Uhr, wieder das beliebte gemeinsame Singen mit Doris Löschin (Gesang) und Wladyslaw Chimiczewski (Klavier) statt. Eintritt 1 Euro. I.D. 10 jot w.d. 4/2015 Geschichte & Gegenwart Gedenken zum Tag der Befreiung im TaP Unter Beschuss Biesdorf – Anlässlich des Tages der Befreiung laden die örtlichen Vetretungen von grh, Isor und GBM am 23. April, 14.30 Uhr, zu einer Festveranstaltung ins Theater am Park, Frankenholzer Weg 4, ein. Als Festredner agiert Bruno Mahlow, Mitglied im Ältestenrat der Partei Die Linke. HS Tag der Befreiung wird wieder politisch instrumentalisiert, die Befreiung selbst sogar geleugnet Ausstellung: Der Geruch des Krieges Poperinge/Belgien – Eine einzigartige Ausstellung ist vom 30. April an in und um Schloss De Lovie bei Poperinge zu sehen: Gemeinsam mit internationalen Künstlern geht Kurator Peter De Cupere der Frage nach, wie die verschiedenen Erscheinungen des Krieges riechen. Anlass ist der erstmalige Einsatz von Giftgas, der sich im April zum hundertsten Mal jährt. 1915 war es das deutsche Militär, das mit Hilfe der Massenvernichtungswaffe die langwierige Schlacht um Ypern zu seinen Gunsten entscheiden wollte. Bis einschließlich 30. August können sich Interessenten in der Nähe des damaligen Schauplatzes der Frage stellen, wie die Nase Todesangst, Schützengräben und Bunker wahrnimmt. Oder eben Gas. Die Ausstellung ist Teil der Gedenkveranstaltungen „Flanders Fields 2014-18“. RN Info www.poperinge14-18.be. Als in Berlin vor 70 Jahren die verbliebenen, also noch nicht von Brandbomben oder durch Artillerie abgefackelten Bäume erblühten, da machte bekanntlich die Rote Armee dem Spuk des Dritten oder Tausendjährigen Reiches nach fast 13 langen Jahren ein Ende. Es waren also unbestreitbar die Russen, Ukrainer, Tataren und anderen Kämpfer der Sowjetarmee, die gemeinsam mit den Alliierten unter unvorstellbar großen eigenen Verlusten die teutonischen Herrenmenschen besiegten. Der Kampf um Berlin wurde unbarmherzig bis zum bitteren Ende geführt: Das Niederlegen der Waffen auf deutscher Seite Anfang 1945, als die Lage für die Wehrmacht schon aussichtslos war, hätte unzählige Menschenopfer verhindert. Die als Kriegsverbrechen eingestuften gezielten und spontanen Übergriffe von bewaffneten Soldaten auf Zivilisten gehörten 1945 zum mitteleuropäischen Alltag. Für die überlebenden Antifaschisten und viele anderen Opfer der Naziherrschaft brachte der Sieg über den Faschismus die lang ersehnte Befreiung, also wurde in der sowjetischen Besatzungszone und danach in der DDR der 8. Mai als Tag der Befreiung offiziell gefeiert. Meine Eltern und Großeltern im Osten nannten das Frühjahr 1945 lapidar „Zusammenbruch“, so klinisch neutral wie heute der Begriff „Wende“ für den Herbst 1989 steht. In der bundesdeutschen Politik dauerte es fast vier Jahrzehnte, bis 1985 ein deutscher Präsident, der kürzlich ver- Gedenken an die Befreiung an der Landsberger Allee 563. storbene Richard von Weizsäcker, Jetzt kommt ein Herr Caffier, seiden Sieg der Sowjetarmee und ih- nes Zeichens Innenminister in rer westlichen Verbündeten als Mecklenburg-Vorpommern. Er Befreiung des deutschen Volkes wollte schon im Frühjahr 2014 einstufte: „Wir dürfen nicht im das politische Gedenken an die Ende des Krieges die Ursache für Befreier weghaben. Statt Tag der Flucht, Vertreibung und Unfreiheit Befreiung, der die nahtlose Absehen. Sie liegt vielmehr ... im lösung der Hitlerdiktatur durch Beginn jener Gewaltherrschaft, die Stalindiktatur kaschiere, solle man lieber der Vertreibung gedie zum Krieg führte.“ denken. Prompt wurde gegen den Protest der Opposition sein Ministerium entsprechend am Tag der Vertriebenen und nicht am 8. Mai beflaggt. Eine Provinzposse? Weit gefehlt. Das Abendland hat im letzten Jahr dank Ukrainekonflikt schnell ein alt-neues Feindbild „Russland“ mit langjährigen antikommunistischen Denkschablonen verknüpft. Nicht die bösen Russen hätten Auschwitz befreit, sondern die lieben Ukrainer, so geschichtsblind äußerte sich 2015 immerhin ein polnischer Außenminister. Wenn Putin böse, dann wir auch, so die schlichte Logik der Hardliner aus den USA und einigen NATO-Ländern, also zu den Waffen! Das kreuzgefährliche Säbelrasseln muss bei den kriegsgebeutelten Mitteleuropäern auf Widerstand stoßen! Es passt weder zum schönen Vogelgezwitscher im Frühling noch in eine andere Jahreszeit. Dafür umso aktueller das bleibende Gedenken an die Opfer eines schrecklichen Krieges und an unsere Befreier. Am 21. April vor 70 Jahren erreichte die Rote Armee hier das Stadtgebiet, das Haus Landsberger Allee 563 wurde als erstes in Berlin befreit. Am 9.Mai war der Krieg in Europa zuende, das ist 2015 ein arbeitsfreier Samstag. Es gibt viele Möglichkeiten zum Gedenken an diesem Tag: Ab 10 Uhr am Marzahner Parkfriedhof, Nähe S-Bahn Marzahn, oder zur gleichen Zeit am Ehrenmal in der Brodauer Straße, Nähe Bahnhof Kaulsdorf, 11 Uhr am Treptower Ehrenmal. Ulrich Clauder Für Papa tu ich alles Rita Vowe, Tochter von Rukeli Trollmann wurde 80 – Sie erfuhr erst spät von ihm Ehre für die Märzgefallenen Marzahn-Hellersdorf – Einem Beschluss der BVV folgend beteiligte sich das Bezirksamt in diesem Jahr erstmals an der Berliner Gedenkveranstaltung für die Märzrevolution. Kulturstadträtin Juliane Witt legte auf dem „Friedhof der Märzgefallenen“ ein Blumengebinde nieder. 1848 ging das Militär des Preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV mit Gewalt gegen die Barrikadenkämpfer für Freiheit und Demokratie vor. 183 Opfer der Berliner Revolution wurden am 22. März 1848 auf dem Friedhof im Friedrichshain beerdigt. Als im Jahr darauf die „Nationalversammlung“ in der Frankfurter Paulskirche eben jenem preußischen König die deutsche Kaiserwürde antrug, lehnte der die nach seinen Worten „Krone aus der Gosse“ ab. RN Vor wenigen Wochen wurde in Lichtenberg ein weiterer Gedenkort eröffnet – am ehemaligen Gefängnis Rummelsburg, das auch schon einmal „Arbeits- und Bewahrhaus“ hieß. Eingeladen war auch Rita Vowe, eine 80jährige Kreuzbergerin, geboren am 18. März 1935 in Wilmersdorf. Sie ist, was viele nicht wissen, die Tochter von Rukeli (Johann Wilhelm) Trollmann, dem Boxer, dem die Nazis den deutschen Meistertitel aberkannten und der unter ihrer Herrschaft letzlich ermordet wurde. Rita Vowe sah in dem Rummelsburger Projekt, das mehr als 200 000 Euro verschluckte, eine zu große „Wertigkeit auf DDR-Zeit“; die NSZeit, als ihr Vater dort einsaß, kommt zu kurz. Für Rita Vowe etwas enttäuschend. „Papa wurde auf Antrag des Arbeitshauses zwangssterilisiert. Er kommt in der Ausstellung nicht vor. Was soll ich da“, war ihr Kommentar. Zu erzählen hat sie viel. Klar, mit acht Jahrzehnten und der sozialen Disposition auf dem Buckel ist ihre Lebensgeschichte mit viel Spannendem angereichert. Als Kind versteckt, mit Tabus besetzte Lebensgeschichte, nicht wissen sollend, wer ihr Vater ist, als „Zigeuner-Schlamp“ von der unglücklichen Mutter betitelt, Mädchenheim, versagtes Familienleben ... Ihre Mut- ter sprach nie über ihren Vater, obwohl von ihrer Tante angeregt, zumindest das Faktische zu erzählen. Vergeblich. In der Kreuzberger Bockbierbrauerei, Nähe Chamisso-Kiez, boxt ihr Vater am 9. Juni 1933 um die Deutsche Meisterschaft. Der Kampfrichter entscheidet auf Unentschieden, angeordnet von den Nazi-Funktionären. Nach Protesten der Zuschauer wird Trollmann der Titel vor Ort zuerkannt, aber nur für einige Tage. Der „undeutsche Boxstil“ und seine Herkunft als Sinto führen doch wieder zur Aberkennung durch den mit Nazi-Funktionären durchsetzten Boxverband. Der Zuschauerliebling, Johann Wilhelm Trollmann, Sintoname Rukeli, war den Titel wieder los. Monate später verlor er seine Profi-Lizenz. Im März 1935 wird seine Tochter Rita 2013 vor der Säule zum Thema „Zerstörte Vielfalt“. Foto: Eberhardt Rita geboren. Er heiratete im Juni des Jahres ihre Mutter. Trauzeuge ist der Erziehungsgehilfe Teske, Bediensteter des Arbeitshauses, sagen die Unterlagen des Standesamtes. Der andere Trauzeuge war der pensionierte Tischlermeister Ehlers, gemeldet unter der Wohnadresse ihrer Mutter und Rita Vowes erste Wohnadresse. Ihr Vater ist zu dem Zeitpunkt im „Arbeitshaus und Bewahrungshaus Berlin-Rummelsburg“ und auf dessen Antrag beim Erbgesundheitsgericht (EGG) in der Verhandlung im Dezember 1935 zwangssterilisiert worden. Auf der Basis des Gesetzes zur Verhütung des erbkranken Nachwuchses wurde er mit der Diagnose „angeborener Schwachsinn“, der häufigsten Diagnose überhaupt, versehen. Im September 1935 wurde vom EGG in Berlin-Charlottenburg beschieden: Ist unfruchtbar zu machen. Nach Ausbruch des Krieges wird er in die Wehrmacht eingezogen, an der Ostfront verwundet, kehrt heim. Aus rassischen Gründen aus der Truppe ausgeschlossen, wird er im Juni 1942 verhaftet, ins KZ Neuengamme in Hamburg interniert und dort im Februar 1944 für tot erklärt. Versehen mit der Identität eines anderen ver- storbenen KZ’lers kommt er ins Außenlager Wittenberge, wird dort von einem Kapo erkannt und zum Kampf herausgefordert. Rukeli gewann, der Kapo rächte sich wohl und erschlug ihn. Zum 15. Geburtstag klärt die Tante Rita über die Identität ihres Vaters, den „Zigeuner“ und bekannten Berufsboxer Trollmann, und sein Verschwinden auf. „Wie jedes Kind träumte ich, dass mein Vater mal wieder kommt“, erzählt sie. Nun war der Traum aus. „In meiner Kindheit war ich immer das dreckige Zigeunerschwein.“ Sie war oft Sündenbock, als Älteste. Zwei Brüder hatte sie noch, ihre Mutter hatte wieder geheiratet und trank. Ihr Traum, den Vater kennenzulernen, ist erst spät Wirklichkeit geworden. Über die Recherche zum Film „Gibsy – Die Geschichte des Boxers Johann Rukeli Trollmann“, wurde sie vor etwa fünf Jahren in Kreuzberg ausfindig gemacht. Seither legt sie Zeitzeugenschaft für ihren Vater ab, tritt bei Filmveranstaltungen, Gedenkveranstaltungen und Lesungen zu den zwei erschienenen Romanen auf. „Für Papa tu ich alles“, kommentierte sie ihre Lebensaufgabe, das Andenken an ihren Vater aufrecht zu halten. Lothar Eberhardt Umwelt & Verkehr jot w.d. 1/2015 11 Das Schwert zum gordischen Knoten Senat zeigt sich gegenüber Öffnung der Landsberger Straße aufgeschlossen Mahlsdorf – In den schier endlosen Debatten um den Verkehr im Ortsteil, sowohl den öffentlichen als auch den privaten, kommt, wenn man Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup Glauben schenken darf, neue Bewegung. Denn entgegen anderer Vermutungen muss mit der Eröffnung des Regionalbahnhofs Mahlsdorf, der zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 (zusammen mit der Verlängerung der RB 26 zum Bahnhof Ostkreuz) vorgesehen ist, der Bahnübergang Lemkestraße nicht geschlossen werden. Zur Inbetriebnahme des Regionalbahnhofs Mahlsdorf seien allein die „signaltechnischen Abhängigkeiten des Bahnübergangs Lemkestraße an die veränderten Gegebenheiten (z.B. haltende Regionalzüge) anzupassen“, heißt es in der Antwort Lütke Daldrups auf eine Anfrage im Abgeordnetenhaus. Eine Schließung des Bahnübergangs sei nicht vorgesehen, denn er habe „eine wichtige Funktion für die Führung des Linienbusverkehrs“ sowie der Verbindung zwischen den Gebieten nördlich und südlich der Bahnanlagen. Allerdings habe es Untersuchungen zu einer alternativen Bahn-Un- Der Bahnübergang Lemkestraße, hier ein Blick Richtung Osten, bleibt auch nach Eröffnung des Regionalbahnhofs erhalten. Eine weitere Querung der Bahntrasse an der Landsberger Straße ist möglich, der Bau müsste vom Bezirk beantragt werden. Foto: Archiv chje terführung zwecks Entlastung des ren Bebauungsdichte südwestlich Nadelöhrs in der Hönower Straße und nordwestlich des Bahnhofs gegeben. Eine „niveaufreie Mahlsdorf, von wo Verkehr auf die Querung der Bahnanlagen im Hönower Straße gelangt, „die Zuge der Landsberger Straße“ Entlastungsfunktion begrenzt“. könnte etwa ein Viertel bis zu ei- Dennoch herrsche „Einvernehmen nem Drittel des Verkehrs der mit dem Bezirksamt MarzahnHönower Straße aufnehmen. Zwar Hellersdorf, dass eine Führung bliebe wegen der deutlich größe- über die Landsberger Straße ein- Frühlings-Check für Drahtesel schließlich Brücke eine sinnvolle Netzergänzung“ wäre. Die Straßenbaumaßnahme einschließlich Rampen und Anpassungen im Straßenland müsste das Bezirksamt im Rahmen der Investitionsplanung des Landes Berlin anmelden. Bis jetzt allerdings hat es keine entsprechenden ernsthaften Signale der Herren Gräff und Komoß gegeben. „Im Vorfeld einer komplexen Verkehrslösung in Mahlsdorf, die sowohl die Führung der Straßenbahn und des Busverkehrs verbessert und die auch den Anforderungen des Kfz-, Radund Fußgängerverkehrs ausreichend gerecht wird, müssen Zwischenlösungen zur Erschließung von Einkaufsmärkten, einer neuen Schule und weiteren Wohnungsbauvorhaben verkehrssicher gestaltet und finanziert werden“, setzt der Staatssekretär hinzu. Will heißen: Noch rückt seine Verwaltung von ihrer Idee eines „Neuen Hultschiner Damms“ gegenüber der Straße „An der Schule“ nicht ab, zumindest nicht gänzlich. Wenn sich aber beide Seiten – Senatsverwaltung und Bezirksamt – aufeinander zubewegten, könnte die Blockade gelöst werden. Ralf Nachtmann Baubeginn für Wuhlesteg Frühling im Kompass Hellersdorf – Am 25. April, 10 Uhr, lädt das Haus im Stadtteil am Kummerower Ring 42, zu einer Aktion an der Wuhle ein. Futterpflanzen eines seltenen Schmetterlings sollen freigeschnitten werden. Im Anschluss startet 13 Uhr die 1. Marzahn-Hellersdorfer Pflanzentauschbörse (bis 16 Uhr). Noch bis zum 12. April ist im Haus die Fotoausstellung „Berliner Gören“ zu sehen. I.D. Auf zum Sattelfest Marzahn-Hellersdorf – Am 26. April, 10 Uhr, treffen sich Mitglieder und Freunde der Stadtteilgruppe Wuhletal des ADFC am S-Bhf. Ahrensfelde (Ausgang Märkische Allee), um auf ruhigen Wegen über Eiche, Mehrow, Blumberg und Trappenfelde nach Altlandsberg zum traditionellen Sattelfest zu radeln. In Blumberg wird im frühlingsfrischen Lenné-Park eine Pause eingelegt. Interessenten sind willkommen und können sich auch unterwegs noch anschließen. KDM Kirche ist Teil der „IGA vor Ort“ Marzahn – Das Projekt eines Biblischen Gartens rund um das Gemeindezentrum der evangelischen Kirche Marzahn Nord wurde als eines von 38 für die „IGA vor Ort“ ausgewählt. Eine erste Figurengruppe wurde von Kindern und der Künstlerin Birgit Wiemann bereits gestaltet und im Rahmen des Familiengottesdienstes am Palmsonntag (29. März) unter dem Titel „Ein neuer Anfang?“ enthüllt. Katharina Dang Neue Kräuterhexe mit Zertifikat Am 18. April ist der Alice-Salomon-Platz in Hellersdorf einer von vier berlinweiten Standorten, auf denen der ADFC seinen traditionellen Frühlings-Check für Räder anbietet. Zwischen 10 und 17 Uhr werden Licht, Bremsen und Schaltung geprüft, justiert und bei kleineren Schäden auf der Stelle repariert. „Weil es uns wichtig ist, dass Sie sicher ankommen, ist das Angebot kostenlos.“ So lautet das Motto dieser Sicherheitsprüfung. Nebenbei gibt es viel guten Rat und Informationen rund ums Radfahren bis hin zu Ausflügen und Urlauben. Foto: ADFC Die Bauarbeiten für den Wuhlesteg, der zur IGA als neue Wegeverbindung zwischen Marzahn und Hellersdorf entsteht, haben begonnen. Der 280 Meter lange Steg wird ausgehend vom Jelena-Santic-Friedenspark den Wuhletal-Wanderweg queren und entlang des nördlichen Ufers des Wuhleteichs führen. Entlang des Teiches wird er flach über ein neu angelegtes Feuchtbiotop verlaufen. Der Wuhlesteg wird am sogenannten Platz am See enden, der jetzt gleichzeitig errichtet wird. Am 18. April, 14 Uhr, findet eine öffentliche Führung statt. Zeichnung: IGA Neues Leben auf dem Barnimplatz Hinter Kulissen der Politik blicken Marzahn – Im Rahmen des Projektes „Belebung des Barnimplatzes“ , das aus dem Programm Soziale Stadt gefördert wird, will der Kulturring in Zusammenarbeit mit Vereinen und Trägern des Stadtteils Marzahn NordWest den Barnimplatz mit verschiedenen Aktionen originell beleben und ihm neue Fröhlichkeit verleihen. Am 1. Mai veranstaltet der Kulturring von 10 bis 14 Uhr einen Kitsch- und Trödelmarkt auf dem Barnimplatz, der nicht von Händlern bestimmt sein wird. Erwachsene und Kinder aus der Nachbarschaft sind eingeladen, dabei selbst tätig zu werden. Sie können Dinge, die sie nicht mehr brauchen, verkaufen oder verschenken. Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich. Einen „Stand“ (Campingtisch oder Dekken) muss jeder selbst mitbringen. Die ersten 10 Anmeldungen bekommen einen Tisch 2 x 0,50 Meter zur Verfügung gestellt. Die Anmeldung ist jedoch nicht ganz ohne Gegenleistung; es wird um einen Kuchen als Beitrag für das Kuchenbüfett gebeten. Info und Anmeldung Tel. 93 66 10 78, email: [email protected]. Weitere Veranstaltungen sind bereits in der Planung, z. B. das Fest zum Internationalen Kindertag am 1. Juni, das Wasserfest am 15. Juli und vieles mehr. I.D. Berlin – Bereits zum 12. Mal veranstaltet der Deutsche Bundestag ein Planspiel für junge Medienmacher zwischen 16 und 20 Jahren. Darauf macht die Bundestagsabgeordnete Monika Grütters aufmerksam. Sie begrüßt, dass sich das Planspiel insbesondere den „Digital Na(t)ives“ und der Digitalisierung der Medien widmet und hofft auf große Beteiligung aus Berlin: „Der Workshop bietet Jugendlichen die Chance, einen ersten Blick hinter die Kulissen der Politik zu werfen. Sie haben die Möglichkeit, sich journalistisch im politischen Bereich zu engagieren und praktische Erfahrungen zu sammeln, die ihnen bei der späte- ren Berufsorientierung helfen können.“ Zwischen dem 7. und 13. Juli werden 30 Jugendliche eine Woche lang hinter die Kulissen des parlamentarischen und medialen Geschehens blicken. Sie hospitieren in Redaktionen, lernen HauptstadtJournalisten kennen, diskutieren mit Abgeordneten aller Fraktionen, besuchen Plenarsitzungen und erstellen eine eigene Zeitung. Bewerben können sich interessierte Jugendliche im Alter zwischen 16 und 20 Jahren mit einem journalistischen Beitrag zum Thema des Planspiels. Eingereicht werden können Artikel, Video- und Audiobeiträge oder Fotoarbeiten. Bewerbungsschluss ist der 19. April. I.D. Mahlsdorf – Im Stadtteil gibt es eine neue „Kräuterhexe“, die soeben ihr Zertifikat erhalten hat. Und nun soll und möchte sie ihr Wissen an Interessierte weitergeben. Daher lädt Karin Raphael erstmals am 25. April zu einem kleinen Kräuterspaziergang ein, zum gemeinsamen Bestimmen von Pflanzen, zum Kochen, Räuchern und Basteln mit ihnen und natürlich vor allem dazu, etwas über ihre Heilwirkung zu erfahren. Wer Lust auf wilde Brotaufstriche und ein Kräutermenü hat, und darauf, sich eine Apotheke aus der Natur selbst zusammenzustellen, melde sich jetzt bis spätestens zwei Wochen vorher an. Weitere Termine sind der 13. Juni und der 6. September, jeweils von 10 bis 17 Uhr. Bitte einen Korb oder eine Papiertüte und etwas Band, eine kleine Flasche, Stift und Zettel mitbringen. Treffpunkt Müllerstraße 18, Kosten 30 Euro + 5 Euro Material, Info und Anmeldung [email protected]. RN 12 jot w.d. 4/2015 Literatur Dichtung keine Geheimmagie Du hörst mir nie zu Hommage an Eva Strittmatter in der Peter-Weiss-Bibliothek Hellersdorf – Am 8. Februar wäre die Lyrikerin und Prosaautorin Eva Strittmatter 85 Jahre alt geworden. Obwohl sie zahlreiche Lyrik- und Prosabände, auch Kinderbücher schrieb, taucht ihr Name (anders als der ihres Mannes Erwin Strittmatter) nur in wenigen bundesdeutschen Nachschlagewerken auf. In meiner Bibliothek bewahre ich ihre Bücher wie einen kleinen Schatz. Solche wie „Ich mach ein Lied aus Stille“, „Liebe und Hass“, „Atem“, „Beweis des Glücks“, „Obsession“, „Mai in Piestany“, „Poesie und andere Nebendinge“, „Briefe aus Schulzendorf“ ... Dass ihre Lyrikbände in den vergangenen Jahrzehnten viele Leser fanden, mag auch an ihrem Verständnis vom Schreiben liegen. Das kann man z.B. in dem Bänd- chen „Beweis des Glücks“ von 1985 nachlesen: Liebes-Stolpersteinen auf der Spur Natürlich könnte ich Auch komplizierter schreiben Und könnte Dichtung als Geheimmagie betreiben. Ich könnte Chiffren erfinden, Die nur fünf Leute verstehn, Und die andern wären die Blinden, Wir sechs allein könnten sehn. Ich will aber einfach bleiben Und nah am alltäglichen Wort Und will so deutlich schreiben, Dass die Leute an meinem Ort Meine Gedichte lesen Und meine Gedanken verstehn Und sagen: so ist es gewesen, Und das haben auch wir schon gesehn. Am 12. April gibt es in der Peter-Weiss-Bibliothek, Hellersdorfer Promenade 24, eine Hommage an Eva Strittmatter. Unter dem Titel „Die eine Rose überwältigt alles“ werden in einer musikalischen Lesung Gedichte und Prosa der bekannten Autorin vorgetragen. Der Eintritt ist frei. Ab April ist die ehrenamtlich betriebene Bibliothek nur noch an zwei Wochentagen für Besucher geöffnet: Dienstags und mittwochs jeweils von 14 bis 18 Uhr. Es besteht jedoch auch weiterhin die Möglichkeit, einen Besuch außerhalb dieser Zeiten zu vereinbaren (Tel. 99 28 25 25). I. Dittmann Mahlsdorf – Einen amüsanten und durchaus lehrreichen Nachmittag bescherte Autorin Ellen Rosel Ebert ihren Zuhörerinnen und Zuhörern Mitte März auf heimischem Terrain im Café Mahlsdorf. Kein Platz war mehr zu haben, um bei einem Milchcafé und einem Stückchen hausgemachten Kuchen die Spielregeln für ein gelingendes Miteinander von Mann und Frau aus dem Munde der Autorin zu hören. Ellen Rosel Eberts Kostproben aus ihrem Buch „Ich liebe Dich auch! Wie Männer und Frauen sich trotz allem verstehen ...“ machten mit reichlich Humor auf sieben Stolpersteine der Liebe spielerisch aufmerksam. Die Situationen aus dem Alltag sind so authentisch mitten aus dem Leben gegriffen, dass mancher der Gä- ste meinte, die Autorin hätte bei ihm zu Haus des öfteren Mäuschen gespielt: „Typisch (mein) Mann!“, „Typisch (mein) Weib!“, raunte man sich erheitert gegenseitig zu. Das Buch sei allen als kleiner Ratgeber anempfohlen, die ohne psychologische Lehrbücher aus Erfahrungen anderer klug und dabei unterhalten werden wollen. Schlussendlich kommt sogar das „Bitt-Gesuch“ am Ende des Buches als wichtige Lebenshilfe daher: „Du hattest einst, geliebter Schatz, mich haben wollen, wie ich bin. Nun nimm – Dein Herz hat so viel Platz – mit Freuden auch die Fehler hin…! Von wegen: „Männer und Frauen passen nicht zusammen“! Ellen Rosel Ebert: Ich liebe Dich auch!, trafo-Verlag, 10,80 Euro. Hommage auf Jochen Petersdorf Troegner und Schwarz lesen Dahl Im Leben gibt es keine Proben Gartengeflüster mit Hellmuth Henneberg „Es tut so gut mit dir zu sprechen“ Marzahn – Zu einer Hommage an Jochen Petersdorf, dargeboten von Bruder Klaus Petersdorf und Siegfried Leske, lädt das Freizeitforum am 19. April, 16 Uhr, in die Studiobühne ein. Angesagt ist eine heitere Lesung aus Büchern und Geschichten des ehemaligen Eulenspiegel-Redakteurs, Satirikers, Kabarettisten und Buchautors. Eintritt 8 Euro, Karten Tel. 542 70 91. I.D. Köpenick – „Mit der Lammkeule auf dem Weg zum Himmel“ – unter diesem Titel lesen am 12. April, 18 Uhr, Franziska Troegner und Jaecki Schwarz im Stadttheater Cöpenick, Friedrichshagener Straße 9, humorvolle Kurzkrimis von Roald Dahl. In zehn Rollen fragen die beiden: „Will sich der Mensch die Zuneigung eines geliebten Wesens ewig erhalten – oder nicht?“ Karten Tel. 65 01 62 34. I.D. Mahlsdorf – Am 26. April organisiert der Bürgerverein Mahlsdorf-Süd im Theodor-FliednerHeim, Schrobsdorffstraße 35/36, ein Konzert mit den Jazz Optimisten Berlin. Als spezieller Gast erscheint Schauspielerin CarmenMaja Antoni. Sie liest Texte zum Thema ihrer Autobiografie „Im Leben gibt es keine Proben“. Beginn 19 Uhr, Eintritt 12 Euro, Karten Tel. 54 77 92 24. I.D. Friedrichsfelde – Der Fernsehgärtner des RBB liest am 14. April, 19 Uhr in der Bodo-Uhse-Bibliothek aus seinem Buch „Gartengeflüster – Mit dem Fernsehgärtner unterwegs“. In seinem Buch schildert er auf vergnügliche Art und Weise besondere Begegnungen und Gartenerfahrungen vor und hinter der Kamera aus Gärten, in denen er gerne länger bliebe. Eintritt 4/3 Euro, Info Tel. 512 21 02. RN Lichtenberg – Annekathrin Bürger liest am 13. April, 18 Uhr, in der Anton-Saefkow-Bibliothek aus dem Buch „Es tut so gut mit dir zu sprechen: Begegnungen mit Sterbenden“. Sie spricht mit Claudia Johanna Bauer und Thea Weis; die Sterbebegleiterinnen des Malteser Hospizdienstes haben die Berichte für das Buch gesammelt und zusammengestellt. Eintritt 1 Euro, Info Tel. 90 296 37 73. RN Vom Nutzen des Nutzlosen Kapitänsgeschichten Noch immer ruhelos: Reinhold Messner Axel Prahl: Schauspieler, Musiker, nun auch Verleger „Alle kennen den Nutzen des Nützlichen, aber niemand versteht den Nutzen des Nutzlosen“ - diesen Satz des chinesischen Philosophen Tschuang-Tse hat Reinhold Messner seinem Buch „Über Leben“ vorangestellt. Der 1944 geborene Südtiroler ist längst zu einer Legende als Bergsteiger und Abenteurer geworden. Er war der Erste, dem die Besteigung aller 14 Achttausender gelang, und er war auch der Erste, der sich ohne Sauerstoffgerät auf den Mount Everest, den höchsten Berg der Welt, wagte. Ihm gelang die Längsdurchquerung Grönlands und er marschierte 2000 Kilometer durch die Wüste Gobi. Und dennoch sucht er bis heute vergebens Antwort auf die Frage, was er mit seinen Taten für die Menschheit bewirkt hat. Er ringt um Begriffe wie Mut, Leidenschaft und Verantwortung, Ehrgeiz und Scham. Er schildert die Gefahren der Selbstüberschätzung, spricht von Kameradschaft und von der grenzenlosen Einsamkeit am Berg. Eine tragische Geschichte beschäftigt Reinhold Messner nun schon mehr als ein halbes Leben. 1970 kam sein Bruder Günther bei einer gemeinsamen Expedition am Nanga Parbat ums Leben. Erst im Jahr 2005 wurden seine sterblichen Überreste gefunden. Reinhold hatte damals nicht gesehen, was geschehen war und wie das Unglück passierte. Dennoch muss er sich bis heute Vorwürfe anhören, er hätte seinen Bruder im Stich gelassen und nur ans eigene Überleben gedacht. Fast erschrekkend hingegen wirken die Bemerkungen zum Tod seines Bruders Siegfried. Der war beim Klettern in einer Felswand von einem Blitz getroffen worden und erlag wenig später seinen Verletzungen. Nur wenige Bergsteiger würden älter als 50 werden, heißt es im Buch dazu lakonisch. Mit Kritikern, Gegnern oder gar Feinden hat Messner im Laufe der Jahre mehr als genügend Erfahrungen gesammelt. Immer wieder gab es Leute, die ihm seine Erfolge neideten oder klein reden wollten. Er hat daraus gelernt, hält sich deshalb von jeder Vereinsmeierei fern und ist damit am besten gefahren. Er sei kein Mensch, der sich mit einer Flasche Bier vor den Fernseher setzt, um auf die Rente zu warten, erklärt Reinhold Messner. Weil sein Alter und sein körperlicher Zustand ihm keine großen Expeditionen mehr erlauben, kümmert er sich eben heute um die von ihm gegründeten Bergmuseen und um seine Stiftungen. Messner hat im Himalaya erfahren, dass mehr als die Hälfte der Nepalesen unter der Armutsgrenze lebt. Er sei nicht so reich, um das ändern zu können, aber er möchte dem Gebirgsvolk im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen, erklärt er. Hans Sandow Reinhold Messner: Über Leben, Malik, 22,99 Euro. Axel Prahl ist nicht nur der wohl beliebteste Kommissar im deutschen Fernsehen. Kürzlich war zu lesen, dass der Hauptdarsteller des Films „Halbe Treppe“, den sein Freund Andreas Dresen in Frankfurt (Oder) gedreht hatte, von den meisten Ostdeutschen als einer von ihnen gehalten wird – vielleicht auch, weil Prahl niemals den gebürtigen Wessi herauskehrt und inzwischen ja auch ein Haus in der Uckermark bewohnt. Auch wenn die Herkunft nicht so wichtig sein mag: Axel Prahl ist an der westdeutschen Ostseeküste aufgewachsen, und seine Liebe zum Meer hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Auch als Musiker hat Prahl der See einige Lieder gewidmet. Für das Buch wählte Prahl 18 Geschichten alter Kapitäne aus und kommentiert jedes Abenteuer mit persönlichen Gedanken und Erinnerungen. Herausgekommen ist viel Lesespaß, auch wenn nicht alle Geschichten glücklich enden, mitunter auch Tote zu beklagen sind. Die Kapitäne jedenfalls überleben alle, denn sonst hätten sie ja nicht die Geschichten erzählen können. Spannend wird es, als ein Kapitän im Gegensatz zu seinem Wachoffizier am Peilgerät gerade noch rechtzeitig erkennt, dass ein Tsunami mit einer 20 Meter hohen Welle auf sein Schiff zukommt und er die richtige Position finden muss, um diese Begegnung heil zu überstehen. Ein anderer Kapitän hat weniger Glück: Zwar bringt er sein Schiff durch extrem hohe Wellen, aber die Ladung, hochwertiger Baustahl, hat danach nur noch Schrottwert, weil der Stahl durch den Kontakt mit dem Seewasser zu rosten beginnt und nicht mehr genutzt werden kann. Tragisch verläuft die Geschichte, in der Kapitän und Mannschaft miterleben, wie ihr Schiff Feuer fängt, das nicht gelöscht werden kann. Schließlich beschädigen die Flammen das Schiff so stark, dass es Feuer fängt und dann sinkt. In die Abteilung Seemannsgarn gehört wohl der Bericht eines Kapitäns, der seinen Koch von Bord jagen musste, weil dessen Gerichte gegen sämtliche Menschenrechtskonventionen verstießen, so dass die Mannschaft kurz vor einer Meuterei stand. Also wurde ein Chinese angeheuert, der mit Frau und Kindern an Bord kam. Dessen Essen fand Beifall. Dem Kapitän jedoch fiel auf, dass der Chinese ziemlich viel Ragout servierte und dass zugleich die zuvor auf dem Schiff herrschende Rattenplage immer mehr abnahm... Hans Sandow Axel Prahl (Herausgeber): Wilde Welle, Ankerherz, 14,99 Euro. Feuilleton jot w.d. 4/2015 Historisches Kalenderblatt: Film im Kulturforum: Straßenbahnen statt Schafe „Wo einst Schafe weideten“, so bezeichnete der für die Straßenbahn zuständige Direktor der BVG, Klaus-Dietrich Matschke, 2012 auf dem „Tag der Regional- und Heimatgeschichte“ jenen Ort in Marzahn, an dem sich seit nunmehr 30 Jahren der Betriebshof der Straßenbahn befindet. Am 1. April 1985 nahm er in der Leninallee, der heutigen Landsberger Allee, den offiziellen Betrieb auf. Die vorbereitenden Arbeiten hatten im April 1981 begonnen, am 29. September 1982 wurde der Grundstein gelegt. Endgültig fertiggestellt war der Betriebshof, mit 10,7 Hekt- ar einer der größten in Berlin, erst im Dezember 1988. Fahren und Bauen fanden daher über mehrere Jahre gleichzeitig statt, „was nicht immer ganz einfach war“, wie Matschke berichtet. Wie bei vielen Einrichtungen der Großsiedlung waren auch für den Bau des Straßenbahnhofs Betriebe aus anderen Bezirken und Kreisen der DDR eingesetzt worden, in diesem Falle aus Leipzig, Oelsnitz und Zwickau. Auch künftige Bauingenieure aus Nicaragua wirkten mit. Notwendig geworden war ein sechster Straßenbahnhof in Ostberlin, weil der Platz in den Höfen in Lichtenberg, Niederschönhausen, Weißensee, Köpenick und Schöneweide nicht für alle Tatrazüge ausreichte, die angeschafft werden sollten. Mehr Straßenbahnen aber wurden gebraucht, 13 weil, anders als im Westteil der Stadt, in Ostberlin seit Mitte der 1970er-Jahre Strecken nicht nur nicht stillgelegt, sondern neue eingerichtet wurden – auch mit dem Bau der Großsiedlungen Marzahn und Hellersdorf. Und so war es kein Zufall, dass am selben Tag, an dem der Straßenbahnhof eröffnet wurde, zwei dorthin führende Straßenbahnstrecken in Betrieb gingen. Nach der politischen Wende 1989/90 wurde der Marzahner Betriebshof (Foto: Savin) umfangreich modernisiert. Zum Betriebshof gehören heute Abstellanlagen für etwa 240 Straßenbahnzüge, eine dreigleisige Wendeschleife, eine 87 mal 164 Meter große Instandsetzungshalle mit zehn Gleisen, ein Bremsprüfgleis, mehrere Maschinen- und Gerätehallen sowie ein Verwaltungs- und Mehrzweckgebäude. Christa Hübner (Das Historische Kalenderblatt wird gemeinsam mit dem Heimatverein des Bezirks gestaltet.) Eine echte Überraschung Mit „Transfusion“ zeigte der Kulturring am 25. März einen Wende-Experimentalfilm zwischen Filmdokumentation (Hans Werner) und Theater (Marie L. Holtz), aus dem Jahr 1993. Werner, der Produktion und Regie führte, erwies sich dabei recht weitsichtig, wie die Gegenwart zeigt. Mit Röstzwiebeln in den Socken nach Marokko Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke hat die halbe Welt zu Gast im eigenen Haus – doch noch immer kein Pferd Haltern am See, gleich bei Datteln, wo ich seit einiger Zeit gastiere, ist ein romantischer, an riesigen Stauseen gelegener Ort. Ich bin im Februar dort ab und zu zwischen den Proben zu „Heiße Zeiten“ spazieren gegangen, um Texte zu repetieren. Nun ist es ein Ort der Trauer und vielleicht werden erst einmal weniger Frauen in unserem Theater sitzen. Denn das Leid, das ein selbstverlorener Psychopath diesen Müttern angetan hat, ist nicht in Worte zu fassen. Ich konnte nächtelang nicht schlafen, denn Paula ist gerade am Wochenende vor dem Flugzeugabsturz aus Barcelona zurückgekommen. Aber sie sagt, es kann immer etwas passieren, Mama, denk an die Schulmassaker, an die Terroranschläge – im Moskauer Musicaltheater vor ein paar Jahren zum Beispiel. Leben ist gefährlich. Und Menschen sind unberechenbar. Leider ist das wohl der Preis der Freiheit, die wir über alles stellen. Ich bin im Moment mit all der Realität irgendwie überfordert. Das kann zum einen an Erkältung Nr. 7 in sieben Monaten liegen. Ich sage dazu nichts mehr, außer, dass ich auf das Wirken des homöopathischen Wundermittels aus der Hausapotheke meines Bühnenkollegen Frank Brunet hoffe. Auch den Tipp der bunt gewürfelten internationalen Mitarbeiterschar im TschechowTheater werde ich ausprobieren: Zwiebeln leicht rösten, in ein Tuch wickeln, unter die Fußsohlen legen und mit Socken drüber über Nacht wirken lassen. Das soll die Krankheitserreger aus dem Körper ziehen. Bei Franks Wundertropfen haben sich die Beschwerden nach der ersten Anwendung immerhin schlagartig verschlechtert, was zeigt, dass die Kur anschlägt. UNTERMIETER KRIEGEN PLATTEN Ansonsten kann ich stolz berichten, dass meine Studienarbeit über den Schriftstellerverband der DDR mit einer glatten Eins bewertet wurde. Ein wunderbarer Professor! Nun müsste ich nur noch die letzte Prüfung angehen, aber: Ich sagte es schon - irgendwie bin ich gerade überfordert. Mit seelsorgerischen Aufgaben in meinem Umfeld. Nichts gegen meine wechselnden Air BnB-Untermieter, die halten mich auf dem Laufenden über die unbegrenzten Möglichkeiten, die das Leben parat hat: Im Moment wohnt Paul für vier Wochen bei mir. Er macht ein Praktikum als Tischler, weil er Möbelrestaurator werden und irgendwann, im hohen Alter wie ich, Kunstgeschichte studieren will. Er ist to- tal unkompliziert mit seinen 20 Lenzen, kommt aus einer Kleinstadt bei Fulda und sieht aus wie Michel Polnareff, der Schwarm meiner Teenagerzeit. „La poupée qui fait non“ war 1966 dessen großer Hit in Deutschland. Habe in Paul schon mal einen Abnehmer für meine alten Blues-Schallplatten gefunden – er schenkt sie seinem Bruder zum Geburtstag. Oder das junge Ehepaar aus Plauen, dessen fünfjähriger Sohn beim Anblick meines Hauses begeistert ausrief: „Cool, ein richtiges Gespensterschloss“. Sein Papa Alexander hat dann gleich mal meine Plakatentwürfe für neue Lesungen ins richtige Format gesetzt, was mir einen ganzen Tag lang nicht gelungen war. Mit dieser jungen Familie im Haus kam ich mir wirklich vor wie die verrückte Oma aus Berlin. Dann kam ein älteres Ehepaar aus Schwaben, das sich den Mauerradweg vorgenommen und sich dabei etwas übernommen hatte, wie Frau Angelika hinter vorgehaltener Hand zugab. CHINESISCHE MEDIZIN BESORGT Aber da kommen auch diese wunderlichen „Fälle“, die zu schriftstellerischer Phantasie anregen. Der junge Chinese zum Beispiel, der sich nach sechs Wochen im stets verdunkelten Keller mit dem traumtänzerischen Versprechen verabschiedet hat, er würde mich im nächsten Jahr gemeinsam mit seiner bis dato nicht auffindbaren Ex-Freundin besuchen. Hikikomori nennt man in Japan solche jungen Leute, die mönchsgleich wochenlang im Dunkeln sitzen, um ein seelisches Problem zu lösen. Nun ist China zwar nicht Japan, aber die Richtung stimmt doch. Trotzdem war er der aufmerksamste Untermieter, den ich je hatte. Er hat mir unaufgefordert chinesische Medizin besorgt, als meine Stimme krank war, und wie in einem klassischen Chinafilm aus der englischen Kolonialzeit hat er sogar nachts meinen Hof gekehrt, bevor er zurückflog nach Hongkong. Nun kommt wieder ein junger Asiate für vier Wochen, der weder Englisch noch Deutsch spricht und entweder ein ganz schlechtes Übersetzungsprogramm als Kommunikationsmittel nutzt oder Humor hat: Als ich ihm anbot, ihn am Flughafen abzuholen, schrieb er zurück, er hoffe, mein Pferd könne ihn tragen. Allerdings habe ich für diesen Fall unseren Koreanistik-Professor HeeSeok im Freundeskreis, der als Notfalldolmetscher fungieren kann. VERMÖGEN IN SEX GESTECKT Aber dann kommen noch verlorene Freundinnen aus Jugendtagen in mein Haus, die nach vielen, vielen Ehejahren vor den Scherben ihres Lebens stehen, weil ihre genauso alten Männer entweder das gemeinsame Vermögen in Sexspiele oder in Spekulationsgeschäfte steckten. Die sich trennen wollen, es aber nicht schaffen, die immer wieder zurückgehen, sich demütigen, sogar schlagen lassen und doch keine Anzeige erstatten. Dr. Sabine zum Beispiel hat aus Angst vor ihrem Ehemann, der einst aus einem befreundeten arabischen Land in die DDR kam, das von den Eltern ererbte Haus verlassen, bezahlt aber weiterhin alle laufenden Kosten und dem Mann seine Handygebühren. Und da redet man sich den Mund fusselig, dass wir im deutschen Rechts- und Sozialstaat leben, betet die einzuleitenden Schritte wie ein Mantra herunter und letztendlich wird man beschuldigt, kein Verständnis für die Situation zu haben. Sabine hat das Asyl bei mir in Film reifer Inszenierung verlassen und ist jetzt in einem Krisenzentrum, in dem sich geschultes Fachpersonal um sie kümmert. Nichts deprimiert mehr, als wenn man als Helfer versagt zu haben scheint. Bloß gut, dass ich damals, nach der Wende, nicht Psychologie studiert habe. Ich wäre nicht dafür geschaffen gewesen, zu hoffen, das selbst modellierte Elend anderer zerschlagen zu können. Ich ziehe meinen Hut vor allen, die das drauf haben. Und umso mehr vor denen, die unverschuldetes Leid lindern helfen – wie jetzt beim Flugzeugabsturz in den französischen Alpen. Über Ostern übrigens überlasse ich nun Hauskater Karl den beiden jungen Männern im Keller und fliege nach Marokko zum Auftanken – ach herrje, der Koreaner ist ja Koch! Wie war das noch mal – stehen Hunde oder Katzen in Korea auf dem Speiseplan? Oder war das in China? Ist das nicht dieselbe Richtung? Na, ob das erholsame Tage werden? Euch, Ihr lieben jot w.d.-Fans, wünsche ich sie aber von Herzen! Eure verhinderte Psychotherapeutin Daggie 14 jot w.d. 4/2015 Schlager-Veteran und Knef-Double Zur Märkischen Malerkolonie Ferch Beiersdorff wandert wieder, Ermäßigung für jot w.d.-Leser „Kofferradio“ mit vielen Überraschungen Berlin – Jeden Sonnabend zwischen 14 und 15 Uhr ist Kofferradio-Zeit beim Sender Alex Berlin. Zu empfangen bei Antenne 88,4 und 90,7, im Berliner Kabelnetz 92,6, im Internet www.siggitrzoss.de, www.alex-berlin.de. Am 4. April läuft eine große Grußund Wunschsendung zum Osterfest, die Titel wurden von den Hörern ausgesucht. Unter anderem zu hören: Mary Halfkath, Julia Axen, Hauff/Henkler, EvaMaria Piekert, Ekki Göpelt, Sonja Siewert, Peter Albert. Ausschnitte von der 58. Berliner Schlagerstunde mit der Sängerin Marlies Stepinski, dem erfolgreichen Berliner Hildegard Knef-Double, gehen am 11. April über den Sender. Im Anschluss erklingen drei Hörer-Wünsche – Berliner Melodien („Hundertmal Berlin“, „In Charlottenburg und am Alex“ sowie „Wenn in der Schönhauser“). Am 18. April begrüßt Moderator Siggi Trzoß (Foto: Nachtmann) im Studio an der Voltastraße den Sänger Eugen Dieck, der in den 1950-er Jahren auf der Bühne stand. Mit Siggi plaudert er über seine damaligen Bühnenerlebnisse. Empfehlungen Zum Musikangebot gehören an diesem Samstag Schlager mit Jenny Petra, Christel Schultze, Helga Brauer, Sven Simon und natürlich Eugen Dieck („Cindy, oh Cindy“, „Schenk deiner Frau rote Rosen“). Was vor 50 Jahren im Radio lief oder auf Platte gepresst wurde, davon vermittelt die Sendung am 25. April einen Eindruck. Mit von der Partie: Rose-Marie Heimerdinger, Fanny Daal, Ingo Graf, Christian Schafrik, Susi Schuster, Bärbel Wachholz, Catarina Valente, Manfred Krug und andere. Die Geburtstagssendung für Schlager-Akteure des Monats April am 2. Mai gratuliert bzw. erinnert an Interpreten wie MajaCatrin Fritsche, Dagmar Frederic (mit Peter Wieland und Siegfried Uhlenbrock), James W. Pulley, Reiner Süß und Helga Brauer. Gedacht wird unseres kürzlich verstorbenen „Schlager-Seniors“ Herbert Klein. Es erklingen einige seiner bekanntesten Schlager wie „He Fräulein“, „Ein Musikus“, „Am Sonntag um vier“ oder „So wunderbar wie du“. Musikwünsche bitte an: Kofferradio, Alex-Berlin, Voltastraße 6, 13355 Berlin oder per Fax 030-9915023. I. Dittmann Die Wanderung am 30. April beginnt am Bahnhof Schwielowsee. Wir gehen zunächst hinunter zum Caputher Gemünde. Das Caputher Gemünde ist eine Engstelle der Havel, die den Schwielowsee mit dem Templiner See verbindet. Eine schöne Promenade führt hier zur traditionsreichen Caputher Fähre, auch ein Ortsrundgang böte sich an. Doch uns zieht es ja weiter auf dem Weg rund um den Schwielowsee, der uns heute bis Ferch führt. Von einer Plattform schwenken unsere Blicke über den Schwielowsee, nach Ferch, Petzow, zum Ressort Schwielowsee, Baumgartenbrück und Geltow. Theodor Fontane weilte auch hier und schrieb über den „Schwielow, der vor 1000 Jahren in einer Nacht geboren...“ Vielleicht nimmt man ja den Band „Havelland“ seiner „Wanderungen“ mit? Für uns geht es zurück zur Schwielowseestraße und entlang dieser vorbei an Villen ortsauswärts. Am „Seehof“ wird an die hier einst wohnende Clara von Simson erinnert. 1897 in Rom geboren, verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend hier, sie studierte in Heidelberg und Berlin Physik und Chemie und promovierte. Ihre wissenschaftliche Karriere wurde in der Nazizeit unterbrochen. Ihre zum Teil „nichtarische“ Abstammung verriet sich schon in ihrem Namen und so untersagte ihr der Rektor der Universität die Teilnahme am Physikalischen Colloquium ihres Lehrers Max von Laue. Während des Krieges ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Das Museum „Märkische Malerkolonie“. die Patentanwälte Wüsthoff in Berlin tätig und wohnt wieder in Caputh. Nach dem Krieg war sie in der Frauen- und Friedensbewegung aktiv, habilitierte sich als erste deutsche Frau in Physik, war als Mitglied der FDP im Abgeordnetenhaus. Bis zur Flottstelle geht es nun durch den Wald parallel zum Schwielow, dann über den Huteeichenweg und in den oberen Bereich des Dorfes Ferch. Ob Fontane bereits den havelländischen Maler Karl Hagemeister kannte, ist nicht bekannt. 1877 hatte dieser mit einigen Freunden die Gründung einer Malerkolonie in Ferch angeregt. Die Romantik des Fischer- und Obstbauerndorfes am See zog bis zum 1. Weltkrieg viele Künstler an. Im letzten erhaltenen Kossätenhaus befindet sich seit einigen Jahren das Museum Zauber der Kirschblüte Foto: Beiersdorff der Märkischen Malerkolonie, dass wir gern besichtigen können. Sie werden für uns an diesem Tage bei rechtzeitiger Anmeldung öffnen. Dort gibt es auch den Schlüssel für die pittoreske Fischerkirche, die ich Ihnen gern zeige, denn sie weist einige Besonderheiten auf. Die Wanderung (ca. 6 km) startet am Bhf. Schwielowsee, nach Ankunft der RB aus Potsdam 9.52 Uhr. Wer sich Zeit lässt, den erwarte ich auf dem Ostbahnhof, Gleis 6 – Höhe mittlere Treppe, zur Abfahrt des RE 1 8.29 Uhr. Man kann aber auch mit der S-Bahn fahren. Für Ticket (Tagesticket Berlin ABC oder 65plus) bitte selbst sorgen. Teilnehmerbeitrag inkl. Besichtigung und Führung Museum, Fischerkirche 8 Euro. Wer diesen Artikel vorweist, zahlt nur 6 Euro. Service-Büro Hellersdorf: Adele-Sandrock-Straße 10 12627 Berlin Tel. (030) 6829 – 7117 Marzahn – Am 12. April starten die Gärten der Welt traditionell mit dem Kirschblütenfest in die diesjährige Veranstaltungssaison. Beginn 12 Uhr, Eintritt 7/3,50 Euro. RN Spremberger Str. 8 Suhler Str. 13 Döbelner Str. 13 2 Zimmer, 61 m², 4. OG. Balkon, Küche mit Fenster, modernisiertes Bad, Kammer, 3 Zimmer, 56 m², 3. OG, Balkon, modernisiertes Bad, 3 Zimmer, 71 m², 4. OG, Balkon, Küche mit Fenster, modernisiertes Bad mit Fenster, Energieverbrauchswert V 85,0 KWh (m²a) Bj. 1986, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B KM 355 / WM 516 Euro Energieverbrauchswert V 94,0 KWh (m²a) Energieverbrauchswert V 85,3 KWh (m²a) Bj. 1985, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B Bj. 1992, Fernwärme, Energieeffizienzklasse B KM 366 / WM 509 Euro KM 412 / WM 555 Euro direkt – Briefe & Antworten jot w.d. 4/2015 15 Gelungener Auftakt „Dracheln“ im Erpetal Frühlingsfest im FFM begeisterte Ein Versuch, Trennendes am Frühlingsanfang zu verbinden Am Nachmittag des 14. März erwartete uns im Arndt-Bause-Saal des Freizeitforums Marzahn eine wunderschön mit vielen Blumen geschmückte Bühne. Im ausverkauften Saal herrschte Vorfreude auf das „Frühlingsfest der Operette“ mit Alenka Genzel und Frank Matthias (Foto: Nachtmann). Wir haben beide bereits an mehreren Spielorten erlebt. Diesmal konnten wir fast einen Spaziergang zu den Sängern und ihrem Begleitquintett „Frisch gestrichen“ (1 Klavier, 4 Streicher) machen. Wir hatten uns vorab nicht zuviel gefreut. Die sieben Künstler boten zusammen ein Feuerwerk schönster Frühlingsmelodien aus Operette und Musical. Alenkas wunderschöne Bühnengarderobe der Hingucker, beide Sänger entpuppten sich auch als Schauspieler, die ihre Lieder sozusagen darstellten. Rhythmischer, anhaltender Beifall und der Ruf nach Zugaben holten beide nach Programmende mehrfach zurück auf die Bühne. Diese beiden sind eine echte Empfehlung. Sie treten an verschiedenen Orten auf, etwa im Kulturhaus Spandau, im Schloss Britz, in den Kavaliershäusern Königs Wusterhausen oder regelmäßig auf der Studiobühne Alte Feuerwache, Marchlewskistraße 6. Dort heißt es immer dienstags, mittwochs oder sonntags 14.30 Uhr „Operetten zum Kaffee“; im April stehen „Berliner Melodien von Lincke bis Kollo“ auf dem Programm. Info und Karten Tel. 42 666 36 oder 03342-30 70 277. Ilona Pohl, Marzahn Argentinische Klänge Helga Sabrina Delgado sang und spielte im Stadtteilzentrum Hellersdorf-Ost Aufgeregtes Schnattern empfing mich im Stadtteilzentrum. Vor erwartungsvollem Publikum, das an einer hufeisenförmigen Kaffeetafel Platz genommen hatte, sollte am Nachmittag des 11. März die argentinische Künstlerin Helga Sabrina Delgado auftreten. Und dann kam sie: Hübsch, zierlich, schwarzes Haar und legte los, sich selbst auf der Gitarre begleitend, mit Liedern aus ihrer Heimat und lateinamerikanischem Liedgut allgemein. Sofort hatte sie das Interesse des Auditoriums für sich eingenommen. Frau Delgado kommt aus Buenos Aires und lebt seit drei Jahren in Berlin. Sie ist studierte Chorleiterin, Sängerin und Musiklehrerin. Und sie arbeitet auch hier in allen drei Sparten. In Berlin ist sie u.a. Leiterin des Männergesangsvereins Zehlendorf und des Chors Folkloricos Anonimos. Es gefällt ihr in Berlin und sie möchte gerne hier bleiben. Wünschen wir ihr weitere maximale Erfolge in Deutschland und ein stets aufgeschlossenes Publikum. Lutz Schuchert Helga Sabrina Delgado erfreute das Hellersdorfer Publikum. Foto: Schuchert Millioneninvestition für die U5 Die Linie der U5 soll mit sieben neuen U-Bahn-Zügen ausgestattet werden. Dies ergibt sich aus einer Vorlage des Senats an den Hauptausschuss. Die Kosten von bis zu 58 Millionen Euro sollen aus Mitteln des von SPD und CDU geschaffenen SIWA-Fonds (Sondervermögen Infrastruktur Wachsende Stadt) finanziert werden. Die neuen Züge bestehen aus jeweils sechs Waggons. Die U5 liegt mit derzeit noch 18 Kilometern Länge und 20 Stationen im Mittelfeld der Berliner U-Bahn Linien. Im Jahr 2020 soll sie dann an die U55 angeschlossen werden und Marzahn-Hellersdorf mit dem Hauptbahnhof verbinden. Der Senat begründet die Investition mit gestiegenen Fahrgastzahlen. Ich finde es sehr gut, dass mit dem erweiterten Streckenteil der U5 und den erhöhten Fahrgastzahlen neue Züge zur Verfügung gestellt werden, um alle Fahrgäste weiterhin zuverlässig zu ihrem Ziel zu bringen. Die U5 ist eine wichtige Verbindung von Marzahn-Hellersdorf zum Stadtzentrum. 2017 wird die U5 einer der Hauptzufahrtswege mit dem ÖPNV zur IGA sein. Sven Kohlmeier, MdA Zur Frühlingstagundnachtgleiche am 20. März Menschen zur Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche wurde aus Naturmaterialien ein Drachen im zusammen, um die gemeinsamen Aktivitäten über Erpetal gelegt. Dabei kam am Freitagabend zu- das Jahr miteinander abzustimmen, ohne Kampf sammen, was sonst nie zusammenfindet: Recht und Krampf und frei von Lobbyistenmacht. Frei lautstarke und vielleicht nie erwachsen werden die unterschiedlichen kreativen Kräfte für das wollende Mannsbilder und Frauen, die durch Joga Wohl der Gemeinschaft und des Einzelnen zu Stille und Lebensenergie finden, gemischt und verbinden, ist die wahre Quelle für beständigen verbunden mit großartigen und mutigen Men- Reichtum und Lebensglück. Die völlig ineffizischen, die den Schatz der Natur unseres Erpetals ente, heute nun auch noch ökonomisch begründesehen und genießen können und neugierig waren, te Macht über andere ist das Gegenteil von freier was das mit dem „Drachen legen“ sein soll. Lebenskraft. Das Legen von Drachen ist eine Initiative aus Das tief humanistische Ideal, das das Wohl des Österreich für das Jahr 2015, das bis zum 30. Au- Einzelnen, die Bedingung und Voraussetzung für gust 2015 ein Schlüsselsignal sein soll für eine die Entfaltung der Gemeinschaft ist, gehört völlig „neue Welt“, mit einem liebevollen Gemein- „unpolitisch“ zum unbewussten Urverständnis in schaftsleben, in der dauerhafter Frieden möglich allem was lebt. Das rechte Maß ist Bedingung ist und die Freude gelebt werden kann – mit Al- und Vorraussetzung für den Erhalt des Lebens in len statt gegen Jemanden, der für den einfachen allem was ist und ist in allem frei angelegt. AmeiVerstand zum Sündenbock gemacht wird. sen z.B. kennen keinen Stau und bleiben im Fluss. Schlangen und Drachen sind Urbilder für die frei Das galt es beim „Drachen legen“ zu „üben“. fließende Kraft des Lebens. In ihrer geschlängel- Vorher war allerdings erst einmal eine halbe Müllten Mäanderform spiegelt tüte weißes Papier der Erpetalsich die lebendige Kraft Toilettengänger auf diesem der Flüsse und Bergketten kleinen Platz einzusammeln. wider. Macht über andere Der Abschlusskreis war für ausüben ist das Gegenteil mich schon schwierig und für von freier Lebenskraft. manche bestimmt „gewöhBevor Machtimperien nungsbedürftig“, alte Vorurteisich etablieren konnten, le wurden bei Manchen wach. mussten die freie fließenDer Versuch, zusammenzubinden Kräfte einer Gemeinden, was täglich in den Köpschaft und in jedem Indifen und Herzen getrennt wird, viduum unterdrückt und wurde dennoch ein schönes unterbunden werden. In Miteinander! alten Zeiten kamen die Drachen aus Baumscheiben und Kerzen. HP Christine Eschenbach jot w.d. 4/2015 Letzte Seite Und nach Hause geh’n wir doch? Rituale im Frühling Da fallen jedem Abendländer doch gleich die Ostereier ein, die der Osterhase bringt. Hier scheinen sich uralter Fruchtbarkeitsrummel um die verständliche Vermehrungsfreudigkeit des ohne Behausung gefährlich frei lebenden Feldhasen mit neueren Kulten um die Kreuzigung und Auferstehung des Herrn zu einem im Großen und Ganzen freundlichen Osterfeste zu verschmelzen: Weit weniger Einkaufsstress als zu Weihnachten! Auch weniger zusammen gesperrte Familiengangs in von Kerzen überheizten Räumen an überladenen Tischen mit teils schwermütigen Weihnachtsliedern und hohen Suizidraten. Dafür mehr Osterspaziergang à la Altmeister Goethe unter freiem Himmel und bei frischer Luft unter den ersten Blütensträuchern. Dazu in hiesigen Breiten die zwar materiell aufwändigen, aber auch nicht gerade andächtig-traurigen Jugendweihen, die, welch Wunder!, das reinigende Gewitter der Revolution von 1989 als Massenphänomen trotz beachtlicher Missionierungsdrücke überstanden. Offenbar ist das Drängen an die frische Luft und ein gewisser Frühjahrstaumel nach den langen dunklen und kalten Tagen ein gewichtiger Grund für allerlei Saufgelage und Grillpartys im Freien, auch unabhängig von hormoneller Steuerung des Menschen, wenn es auf den Blüten- und Liebesmonat Mai zugeht und seinen Höhepunkt, den Herrentag. Ein Feiertag, der sich einst auch für Nichtsäufer als Christi Himmelfahrt in kirchlichen Ritualen gründet. Auch die aktuelle Politik ist an uralte Rituale gekettet. Beispiel Außenpolitik: Das wohltuende Nachkriegsritual deutscher Zurückhaltung scheint ad acta gelegt. Zwar wird nicht immer und nicht gleich zurück geschossen, aber auch die Drohung mit grausamen Strafen wie Kontensperrung für Ungehorsame aus Putins Reich ähnelt eher einem europaimperialen Diktat als einem Verhandeln auf Augenhöhe. Und die Bekehrung der noch nicht Systemkonformen zu den einzig wahren westlichen Werten erfolgt demnächst durch USA und NATO (falls es nottut) auch mit militärischen Mitteln. Zu den Outlaws gehört jeder, der die Welt beim großen Go West ernsthaft stört. Im Frühjahr 2015 leben also die guten alten Cowboyrituale wieder auf! Peng! Euer Schwejk ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Österliches jot w.d.-Preisrätsel 1 K R R Z I T H F 2 3 4 5 F L E U V A 5 6 7 Warum aber hat ein „Wandersmann“ seine Schuhe einfach stehen lassen? Sooo warm war es ja nachts doch nicht. Entdeckt Am Rosenhag. Foto: Nachtmann 8 9 10 M E H B R T Es sind Begriffe folgender Bedeutung zu bilden: 1. sie wandern jetzt in ihre Laichtümpel (ö=oe), 2. sie beginnt mit dem Zurückstellen der Uhr, 3. erster Osterfeiertag, 4. jüdische Feierlichkeit zur Osterzeit, 5. dieses Werkzeug braucht man jetzt im Garten, 6. geschah zu „3.“ in Jerusalem mit einem Prediger, 7. Bezeichnung eines Mannes, der die Geschichte des Predigers aus „6.“ aufschrieb, 8. mit „Knödeln“ im Winter gefüttert, singen sie jetzt (Mz.) 9. Sammelbegriff für Frühlingsblumen, 10. das wird jetzt angelegt. Die Buchstaben in den markierten Feldern ergeben – neu sortiert – eine „österliche“ Entdeckung. Schicken Sie Ihre Lösung bis 30. April (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. ein spannendes wie lustiges Karten-Quiz zu unserem Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 3/2015: 1. Sumpfbiber, 2. Ameisenbär, 3. Buntbarsch, 4. Wasserfloh, 5. Schneehuhn, 6. Flusspferd, 7. Kaulquappe, 8. Gürteltier, 9. Teichmolch, 10. Weißstorch. Das Lösungswort lautete: Schimpanse. Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch! ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Steffis High Heels und andere Zeichnungen Da ist kein Kommentar nötig. Eingesandt von unserer Leserin Birgit Schöne. Noch bis zum 29. Mai präsentiert sich der VHS-Kurs „Zeichnen lernen von Grund auf“ mit einer Ausstellung in den eigenen Räumlichkeiten an der Mark-Twain-Straße. Einige Teilnehmer waren schon mehrmals dabei, weil ihnen rund zwölf Termine pro Semester nicht ausreichen. Dozentin Barbara Ehnold-Danailov unterrichtet und begleitet jeden Einzelnen im Kurs individuell. So war und ist es möglich, dass alle gleich gefördert werden und gute wie sehr gute Zeichnungen präsentiert werden können. Zu sehen sind auch „High Heels“ von Steffi Buhne. Zu sehen Mo-Fr 10 bis 20 Uhr.
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