Inhalt - jot wd

Bürgerbier
20. Jahrgang
Nr. 9/2015
EVP: 1 Euro
Die Bürgerzeitung
aus Marzahn-Hellersdorf
Beim Eröffnungsrundgang zur diesjährigen „Biermeile“ machten Gambrinus und Bierprinzessin auch Ststion am Stand des Bürgerlichen Brauhauses Saalfeld,
das mit seinem Märzen eines der diesjährigen „Festivalbiere“ nach Berlin gebracht hatte. Das „Ur-Saalfelder“ wurde immerhin bereits fünf Mal zum „Besten
Märzemnbier Europas“ gekrönt. Und während man
andernorts irgendwas von „Hoflieferanten“ raunt, ist
man in der thüringischen Stadt an der Saale stolz auf
seine „republikanische“ Gesinnung. Foto: Nachtmann
Ein Weltstar in Biesdorf
Inhalt
Künstler-Serie in jot w.d.:
Viele Leser werden sich an
Sänger und Musiker ihrer
Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet,
was aus ihnen geworden
ist. Heute: Die Saaletaler.
Seite 3
Schloss fast fertig:
Der Um- und Wiederaufbau von Schloss Biesdorf
ist bald abgeschlossen, die
Innenarbeiten sind nahezu beendet. Bevor Interessierte beim Tag des offenen
Denkmals sich von der
neuen Schönheit überzeugen können, warf jot w.d.
schon einen Blick hinein.
Seite 5
Turf im Aufwind:
Beim diesmaligen „Blick
zum Nachbarn“ beschäftigt sich jot w.d. mit der
Galopprennbahn in Hoppegarten und analysiert
den aktuellen Stand.
Seite 7
500 Mal Kofferradio:
Leser von jot w.d. wissen es
längst: Der Schlager des
Ostens lebt, insbesondere
in der wöchentlichen Sendung „Kofferradio“ von
Siggi Trzoß. Die 500. Ausgabe ging nun mit Dutzenden Interpreten live über
die Bühne des FFM.
Seite 8
Das war der vielleicht bedeutendste Auftritt in der gut zehnjährigen „jüngsten“ Geschichte der Parkbühne Biesdorf.
Programmchef Fred Schöner ist es tatsächlich gelungen, Albert Hammond mit Band für eine Station seiner weltweiten
„Songbook Tour 2015“ zu verpflichten. Hammond hat in mehr als 30 Jahren Dutzende Hits für die größten Pop- und
Rockkünstler der westlichen Welt (u.a. Joe Cocker, Tina Turner) geschrieben. Insgesamt 41 Lieder und fünf Zugaben ließ
er am 14. August erklingen. Das Publikum in der ausverkauften Parkbühne tobte. „Nein, wir sind noch nicht alt“, mochte
so Mancher gedacht haben, als am Ende selbst die Rekonvaleszenten auf den Bänken standen und Hammond frenetisch
feierten. Nach dem Minifestival „Hardliner“ am 4. und 5. September und dem „Traumzauberbaum“ am 6. sowie dem
Konzert von „Engerling“ und „Zöllner“ am 18. biegt die Saison am 19. September unter dem bewährten Motto „Das Ende
ist hart“ auf die Zielgerade ein: Mit Klängen von Thin Lizzy, AC/DC und Rammstein (siehe Seite 14).
Foto: Nachtmann
Liebe Leser,
nichts hält in diesem Sommer so in Atem wie
die Flüchtlingswelle. Bis die ersten Herbststürme einsetzen werden es noch einige Tausend über’s Mittelmeer versuchen, ein Teil von
ihnen wird wohl auch ersaufen. Hier im Lande
wird eine „Not der Unterbringung“ zelebriert,
garniert mit Solidaritätsaktionen aller Art.
Und natürlich auch der hässlichen Seite, die –
man schaue bitte auch einmal in ausländische
bzw. multinationale Fernsehstationen – mitnichten eine rein oder besonders deutsche Angelegenheit sind.
Dennoch gibt es Fragen, die Politiker und Aktivisten stets umschiffen. Auch mir werden sie
gestellt, ich aber verschweige sie nicht. Also:
Vorangestellt sei, dass Flüchtlinge/Vertriebene wie Albert Einstein, Thomas Mann oder
Marlene Dietrich weder aus dem Elend noch
in ein Elend reisten. Aber sie waren die Ausnahme. Die es damals schafften (und das waren nicht die meisten), hatten es schwer im
fremden Land. Nicht nur Abweisung traf sie,
auch „Rückschub“, wie es die Schweiz betrieb,
oder Internierung (Guantanamo lässt grüßen),
Positive
Diskriminierung?
die in den USA erwogen und in einigen Fällen
auch praktiziert wurde. Man lese nur die Bücher
von Erich Maria Remarque!
Eine freundliche(re) Aufnahme ist also ein Gebot der Stunde. Doch wäre es durchaus hilfreich,
ein paar Erklärungen anzubieten. Beispielsweise auf die Frage, die mir ein Leser vor wenigen
Tagen sinngemäß so stellte: „Gestern noch sah
ich sie abgerissen ohne Habe auf erbärmlichen
Seelenverkäufern auf dem Mittelmeer, heute sitzen sie mit Smartphones auf Parkbänken und
telefonieren/facebooken/whatsappen/twittern
endlos. Wer bezahlte die Geräte, wer die Gebühren? Ich kann mir das nicht leisten.“ In einer
Mitteilung der Humboldt Universität lese ich,
dass Flüchtlinge als Gasthörer willkommen
sind und ihre Gasthörerschaft „nicht an Gebühren scheitern“ werde. Ist die Gasthörerschaft für
Hartz-4-Empfänger auch gebührenfrei? Und gab
es für diese Leute auch „Willkommensplätze“?
Ein Blick in die Unterkünfte (wie ihn auch
diese Zeitung kürzlich warf) zeigt nigelnagelneue Einrichtungen. Eine allein erziehende
Leserin schrieb mir, ihr wurde eine neue
Waschmaschine vom Amt abgelehnt, sie
möge es mit einer (gebrauchten) aus dem HelpLaden versuchen.
Aus den USA stammt die Idee der „positiven
Diskriminierung“, die besagt, dass bisher
Diskriminierte (dort also z.B. Afroamerikaner, Latinos, Asiaten) u.a. bei der Personalauswahl eine „Bonus“ bekommen sollen. Das Ergebnis können wir seit einigen Jahren sehen.
Es sind – in US-Worten ausgedrückt – verstärkte Rassenunruhen. Wohlgemerkt: Es gibt
keine illegalen Fluchtgründe, es gibt nur (nach
derzeitigen Gesetzen) illegale Einwanderer. Es
ist daher die Systemfrage, die es als erstes zu
stellen und zu lösen gilt. Aber welcher deutsche Politiker, vom „Stammtisch“ ganz zu
schweigen, will das schon?
Ehe Sie nun in Flüchtlingsabwehr oder
Helfersyndrom verfallen, wünsche ich Ihnen
erst einmal viel Spaß mit dieser 229. Ausgabe
von jot w.d.
Ihr Ralf Nachtmann
2
jot w.d. 9/2015
Das Weinen
Afrikas
Theater mit 126-jähriger
Tradition droht das Aus
Künstler wollen mit einem Benefizabend
Zeichen zum Erhalt des Stadttheaters Cöpenick geben
Köpenick – Hier spielten schon
Claire Waldoff und Helmut Zacharias – am 14. Februar 1889 schlag
die Geburtsstunde des Cöpenicker
Stadttheaters. Damals noch in
Klein‘s Hotel am Alten Markt. Seit
Anfang der 1990-er Jahre begann
der Spielbetrieb an der
Friedrichshagener Straße. Seitdem
realisierte das kleine Theater (Träger ist die Kunstfabrik Köpenick)
mehr als 125 Eigenproduktionen
für Erwachsene und Kinder und
zahlreiche Gastspiele.
Doch wie über vielen kleinen Theatern und Kulturstätten hängt seit
einiger Zeit auch über dem
Cöpenicker Stadttheater an der
Friedrichshagener Straße 9 das
Damoklesschwert. Von drohender
Schließung ist seit Monaten die
Rede, weil seit 2015 Fördermittel
gekürzt wurden oder ganz weg blieben. Dabei geht es nicht um Mil-
lionen. Schon eine sichere Basisfinanzierung um die 150 000 Euro
würde den Erhalt sichern, heißt es
im Theater. Wenn nichts passiert,
ist am 30. November Schluss.
Dieses kulturelle Kleinod muss erhalten werden, sagen Besucher, die
hier seit vielen Jahren unterhaltsame und entspannte Stunden in angenehmer Atmosphäre verbringen
und Künstler, die bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen im
Stadttheater auf der Bühne stehen.
Nun will die Künstleragentur
Heising, die in den vergangenen
Jahren mehrere Gastspiele im
Theater initiierte, ein Zeichen setzen und organisierte für den 9. September eine Benefizveranstaltung.
Detlef Heising: „Die Hoffnung
stirbt zuletzt und diesem Funken
Hoffnung möchten wir mit unserer
Benefizveranstaltung Kraft geben.
Denn es wäre sehr schade, wenn
Aktuell
dieses wunderbare kleine Theater
mit einer über 125-jährigen Tradition schließen müsste.“
Zu den Künstlern, die an diesem
Abend auftreten, gehören Uwe
Jensen, Gerd Christian, Ingeborg
Krabbe, Uta Schorn, Franziska
Troegner, Heiko Reissig, Volker
Jung, Urte Blankenstein, Regina
Thoss u.a. Die Moderation übernehmen Detlef Heising und Lutz
Hoff. Beginn 19.30 Uhr.
I. Dittmann
Aus dem Spielplan: 13. September,
Prominente im Gespräch, mit Lutz
Hoff und Ursula Karusseit! 17.
September, Premiere der Gangsterkomödie „Zwei wie Bonnie und
Clyde“; 27. September, Sonntagsmatinee – Gregor Gysi im Gespräch mit Falk Dathe vom Tierpark Berlin. Kartenvorverkauf Tel.
650 16 234 oder online.
Endspurt bei der Bürgerbefragung 50Plus
Marzahn-Hellersdorf – In den
Sommermonaten fand im Bezirk
zum vierten Mal eine Befragung
von Personen ab dem 50. Lebensjahr mit dem Titel „50 und älter in
Marzahn-Hellersdorf 2015“ statt.
Dazu verteilte das Sozialwissen-
schaftliche Forschungszentrum
SFZ im Auftrag des Bezirksamtes
an 10 000 zufällig ausgewählte Personen Fragebögen. Um verlässliche
und zutreffende Daten für die Fortschreibung der Altenplanung des
Bezirkes zu erhalten, bitten Sozial-
stadträtin Dagmar Pohle und Projektleiterin Hanna Haupt um größtmögliche Beteiligung. Erhebung
und Auswertung der Daten finden
selbstverständlich streng anonym
statt. Nicht vergessen: Einsendeschluss 15. September.
In eigener Sache: Die erste Ausgabe von jot w.d. erschien im Mai 1996. Im April
2016, also nach genau 20 Jahren, wird die Zeitung in der jetzigen Form voraussichtlich letztmalig erscheinen. In Planung befindet sich ein veränderter Nachfolger. Red.
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Leute
jot w.d. 9/2015
Seine Melodien
gingen um die Welt
Zum Tod des großen Komponisten
Gerd Natschinski
Gerade in den letzten Jahren begegneten wir dem Komponisten
und Orchesterleiter Gerd Natschinski häufig. Noch mit über 80
Jahren besuchte er Veranstaltungen, gerade hier in unserem Bezirk – ob bei „Siggies Kofferradio“, im Freizeitforum Marzahn
oder im Kulturforum Hellersdorf,
wo Lukas, mit 20 Jahren der jüngste seiner vier Kinder, allmonatlich Jazz und Swing zelebriert.
Vater Natschinski hingegen
machten einst ganz andere Melodien berühmt – Operetten, Musicals, Orchesterwerke, Filmmusiken und Schlager. 13 Musiktheaterstücke komponierte der am
23. August 1928 in Chemnitz geborene Künstler, Musik zu mehr
als 70 Filmen und rund 400 Lieder, von denen viele im wahrsten
Sinne des Wortes Schlager wur-
den. Darunter „Zwei gute
Freunde“ für Fred Frohberg oder „Damals“ für
Bärbel Wachholz. In den
60-er Jahren war die Operette „Messeschlager Gisela“ in aller Munde (Wiederaufführung 1998), dann
das Musical „Mein Freund
Bunbury“, eines der erfolgreichsten
deutschen
Musiktheaterstücke mit
167 Inszenierungen in zehn
Sprachen. Auf vielen Bühnen wurde jahrelang sein
Ballett „Hoffmanns Erzählungen“ aufgeführt. Geradezu Kultstatus erreichte
der Film „Heißer Sommer“
(1968), zu dem er gemeinsam mit Sohn Thomas Natschinski die Filmmusik
schrieb. Davor waren es
u.a. „Meine Frau macht
Musik“ (1958), „Revue um Mitternacht“ (1962) oder „Reise ins
Ehebett“ (1966).
Ernst Eisler, dessen Meisterschüler Natschinski zwischen
1950 und 52 war, sagte einmal zu
ihm: „Schreiben Sie Gebrauchsmusik, das ist eine Musik, die
gebraucht wird!“ Diesen Rat befolgte der damals junge Komponist (Er wurde 1952 Leiter des
Großen Tanz- und Unterhaltungsorchesters des Berliner Rundfunks.) bis zum Ende seines Lebens.
I. Dittmann
jot w.d. veröffentlichte in der August-Ausgabe 2013 einen Beitrag
über den Künstler in der Reihe
„Musiklegenden des Ostens“.
Abb.: Gerd Natschinski beim 400.
„Kofferradio“ live im Berliner
Kriminaltheater. Foto: Dittmann
Jürgen von Woyski im Kulturforum
Hellersdorf – Am 7. September,
19 Uhr, eröffnet der Kulturring in
Kooperation mit der Jürgen-vonWoyski-Stiftung Hoyerswerda im
Kulturforum eine Ausstellung mit
Zeichnungen und Aquarellen, auf
denen der Bildhauer Eindrücke
seiner zahlreichen Reisen fest-
hielt. Von Woyski (1929-2000)
war in der DDR ein bekannter
Künstler, der sich mit seinen Werken an der Gestaltung von Stadträumen beteiligte – in Hoyerswerda, Cottbus, Rostock, Nordhausen, Eisenhüttenstadt und anderen Städten. Seit 1946 beschäftigte er sich mit Malerei, absolvierte eine Steinmetzlehre
und studierte später an der
Kunstschule Burg Giebichenstein (Halle) und der Kunsthochschule in Berlin Weißensee Plastik. Er war Mitglied
der Akademie der Künste und
Nationalpreisträger der
DDR. Von Woyski übte seit
1981 verschiedene Lehrtätigkeiten aus (TU Cottbus, Berlin) und wurde 1998 Ehrenbürger von Hoyerswerda.
Die Ausstellung ist vom 7.
September bis zum 26. Oktober im Kulturforum,
Carola-Neher-Straße 1, Montag bis Freitag, 9 bis 16.30
Uhr, und während der Veranstaltungen im Haus zu sehen.
Eintritt frei.
I.D.
3
Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 130
In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und
80er Jahren – Schlagzeilen machten.
Wie ist es den Publikumslieblingen von einst ergangen? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen
unsere Serie in dieser Ausgabe mit den Original
Saaletalern fort.
Die Original Saaletaler
Die sächsische Band mit dem Blasmusiktrend
Eine Musikrichtung, die in unserer Reihe bisher fehlte, repräsentiert eine Band aus Weißenfels, die in diesem Jahr ihr 45jähriges Bestehen feiern kann:
Die „Original Saaletaler“. 1970
von Peter Wolf und Gerhard
Schmidt gegründet, avancierten
die Saaletaler schon bald zu einer Spitzenformation volkstümlicher Musik. Ihr Erkennungszeichen: Stimmungsvolle Blasmusik, durchsetzt mit modernen
Instrumentalklängen, Humor
und manchmal auch etwas Klamauk. Ihre Absicht: Stimmung,
Spaß und gute Laune zu verbreiten. Und dazu verhalfen ihnen
neben entsprechenden Texten
und ihrer Musik jede Menge Requisiten, Kostüme, Nebelscheinwerfer, eine Spezial-Lichtanlage, Gaginstrumente und auch mal
ein Feuerwehrschlauch.
Die Ur-Besetzung
der Band: Wolfgang Ködel (Klavier, Trompete,
Gesang), den die
Saaletaler von der
Hochschule für
Musik
„Franz
Liszt“ Weimar in
ihre Reihen lockten. Der Leipziger
Peter Oelschlegel (Gesang)
führte als Sprecher durchs
Programm. Wolfgang
Fiebig war der Komiker
der Band, die Ulknudel,
die immer aus der Reihe
tanzte. Gerhard Schmidt,
der Chef, spielte Saxophon
und Trompete. Peter Wolf,
der Mann am Schlagzeug,
war der Organisationschef
der Truppe und schrieb neben Heinz Klembalski,
Dagmar Blechschmidt und Klaus
Fisch viele der Texte. Hits der
Band wie „Der Winzer Adulek“,
„Dauercamper“ oder „Wir sind
die sächsische Band mit dem
Blasmusiktrend“ stammen aus
seiner Feder. Reiner Piechotta
(Gitarre, Gesang), von Allen Leo
genannt, war der jüngste Saaletaler. Er kam über Spielmannszug und Singeklub zur Band.
Eckhard „Ecki“ Zinne (Trompete) stieß erst 1986 dazu und küm-
merte sich als gelernter BMSRTechniker um die Band-Technik.
Walter Ipatiev (Bassgitarre, Tuba,
Gesang), genannt „Ipse“, profilierte sich auch als Moderator der vielen Tanzveranstaltungen, die die
„Original Saaletaler“ zwischen
Suhl und Rostock bekannt machten. Er gehört noch heute zum
„Team“, das nach 45 Jahren nur
noch aus zwei Musikern besteht.
Der zweite heißt Rudolf „Robby“
Mildner (Keyboards, Posaune, Akkordeon), als Komponist und Arrangeur der künstlerische Leiter
der Saaletaler. Der ehemalige Ingenieur für Maschinenbau kümmerte sich auch um die BandTechnik und steuerte das „gruppeneigene Fahrzeug“. Die beiden
suchen nun noch eine Sängerin.
Republikweit bekannt wurden die
In dieser Serie erschienen bisher:
Heinz-Jürgen Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath,
Hans die Geige, Michael Hansen, Monika Hauff/
Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Jörg Hindemith,
Ruth Hohmann, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz
Jahoda, Dieter Janik, Uwe Jensen, Erhard Juza, Karat, Karussell, Barbara Kellerbauer, Britt Kersten,
Jürgen Kerth, Herbert Klein, Helmut Kluwe, Zsuzsa
Koncz, Jiri Korn, Henry Kotowski & Die Sputniks,
Horst Krüger, Thomas Kurzhals, Aurora Lacasa,
Reinhard Lakomy, Anke Lautenbach, Klaus Lenz,
Lift, Wolfgang Lippert, Angelika Mann, Gisela May,
Achim Mentzel, Sandra Mo & Jan Gregor, Monokel,
Ger ti Möller, Gr uppe MTS, Gaby Munk & Ingo
Krähmer, Gerd Natschinski, Thomas Natschinski,
Roland Neudert, Omega, Peter Paulick, Ines Paulke,
Brigitte Ahrens, Rosemarie Ambé, Julia Axen,
Franz Bar tzsch, Arndt Bause, Olaf Berger,
BERLUC, Hans-Jürgen Beyer, Hansi Biebl, Holger
Biege, Dieter Birr, Helga Brauer, Uschi Brüning,
Ralf Bursy, Gerd Christian, City, Dieter D. (Dieter
& Dieter), Tamara Danz, Kurt Demmler, Stefan
Diestelmann, Dieter Dornig, Walter Eichenberg,
Hartmut Eichler, electra, Engerling, IC Falkenberg,
Ina-Maria Federowski, Günther Fischer, Veronika
Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic,
Maja Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg, Dorit Gäbler, Rainer Garden, Günter Geißler,
Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Peter Gotthardt,
„Original Saaletaler“ vor allem
durch ihre Mitwirkung an diversen Unterhaltungssendungen
des Fernsehens – vom
„Oberhofer Bauernmarkt“ über
„Musikanten sind da“, dem
„Herbert-Roth-Festival“ bis zu
„Im Krug zum grünen Kranze“.
Rund 40 Rundfunkproduktionen
können die Musiker vorweisen,
darunter Songs wie „Am Tor
zum Thüringer Land“, „Auf zur
Rudelsburg“, „Gelobtes Jena“,
der „Hühnerhof-Rock“, „Mein
Naumburg“, das „TelelottoLied“, „Petri heil“ und natürlich
„Wir sind die sächsische Band“.
Eines ihrer erfolgreichsten Jahre war 1986, als sie beim „Oberhofer Bauernmarkt“ mit „Der
Winzer Adulek“ den ersten Platz
im Blasmusik-Wettbewerb gewannen. 25 Jahre
danach war die
CD mit dem Song
Deutschland weit
100 000 Mal verkauft und die
Saaletaler bekamen dafür die
„Goldene Schallplatte“. Auch ihre
2010 erschienene
CD „Kopfüber in
den Spaß“ wurde
ein Erfolg.
Insgesamt absolvierten die „Original
Saaletaler“ 4500 Liveauftritte im In- und Ausland
und hatten mehr als 100
TV-Auftritte. Auch heute
stehen sie noch in kleiner
Besetzung auf der Bühne,
zum Beispiel beim
„Sachsen-Anhalt-Tag“.
Einen großen Hit landeten sie 1997 auch mit ihrer HFC-Hymne für den
Hallenser Fußballclub.
Ihr neustes Werk, das „Pro-BierLied“, soll 2016 zum 20. Bierfestival als Hymne uraufgeführt
werden (Text Klaus Fisch, Komposition Robby Mildner).
Ingeborg Dittmann
Abb.: 1986 gewannen die Saaletaler beim Oberhofer Bauernmarkt, Walter Ipatiev und Rudolf
Mildner 1987 vom Zeichner
Klaus Vondra gemalt, die aktuele CD. Fotos: Lippmann, privat
Jenny Petra, Eva Maria Pieckert, Die Prinzen, Die
Puhdys, James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack, Brigitte Rabald-Koll, Reform, Rote Gitarren, Gaby Rückert, SANDOW, Christian Schafrik,
Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach,
Frank Schöbel, Peter Schreier, Christel Schulze,
Hartmut Schulze-Gerlach, Susi Schuster, Sonja
Siewer t & Herbert Klein, Silly, Sven Simon & Pallas
Band, Reiner Süß, Dina Straat, Theo-SchumannCombo, Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane
Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Helena Vondráckova,
Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Arnulf Wenning,
Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg,
Pascal von Wroblewsky, Petra Zieger, Wolfgang
Ziegler sowie 1 Sonderausgabe.
4
jot w.d. 9/2015
Großsiedlung
Kursleiter für
Englisch gesucht
Nicht alle Latten am Zaun
Hellersdorf – Für das Stadtteilzentrum Hellersdorf-Ost, Albert-Kuntz-Straße 58, sucht der
Träger MITTENDRIN einen
Kursleiter auf Honorarbasis für
den bestehenden Sprachkurs
Englisch. Interessenten wenden
sich an Detlef Granzow, den
Leiter der Einrichtung, Tel. 99
49 86 91, email: [email protected].
Demolierte Einfriedung der Wendeschleife harrt der Erneuerung
Sport mit
CITY-Konzert
Marzahn – Auf dem VictorKlemperer-Platz (vor’m FFM)
findet am 20. September, 13
bis 20 Uhr, unter dem Motto
„Marzahn bewegt“ der Sporttag der Wohnungsgesellschaft
degewo statt. Die Besucher erwarten viele sportliche Angebote (Segwayparcours, Sumo
Wrestling, Aerotrim etc.) sowie
ein buntes Bühnenprogramm.
Höhepunkt ist ein Konzert der
Gruppe CITY ab 18.30 Uhr.
Eintritt frei.
I.D.
Gassenhauer zur
Liebe in Berlin
Hellersdorf – Beim Seniorennachmittag mit Kultur am 9.
September im Stadtteilzentrum, Albert-Kuntz-Straße 58,
geht es um „Berlin und seine
Pärchen“. Gerda Buchholz und
Blüten-Benno präsentieren
Gassenhauer und Berliner Melodien. Eintritt 2,50 Euro,
Kaffeegedeck 1,50 Euro. Anmeldung Tel. 99 49 86 91. I.D.
Alt-Marzahner
Erntefest
Marzahn – Die Einfriedung der
Straßenbahnwendeschleife zwischen Klandorfer und Schorfheidestraße hat nicht mehr alle
Latten am Zaun. Auf diesen
misslichen Umstand macht der
Vorsteher des gleichnamigen
Ortsteils der Gemeinde Ahrensfelde, Peter Hackbarth aufmerksam. Die kleine Holzgittereinfassung sei seit langem Wind und
Wetter, Zerfall und Zerstörung
ausgesetzt (vgl. Bildfolge). Allerdings walteten hier nicht zuvörderst rohe Kräfte ziellos, sondern
vorsätzlich wurde niedergetreten,
was unter die Füße kam.
Ursprünglich ist mit diesem Zaun
die Grenze der BVG-Gleisanlage markiert worden, auf der Straßenbahnen der Linien M 8 und
16 ankommen und wieder abfahren. Außerdem lenkte die Einfriedung potenzielle Fahrgäste zu den
offiziellen sicheren Über- und
Zugängen. Sie befinden sich etwas südlicher, vis à vis dem
Abenteuerspielplatz und den Kindertagesstätten „Marzähnchen“
und „Pfiffikus“ sowie an der
Eichhorster Straße.
Erwachsene Zweibeiner, die sich
vielleicht selbst als Pfiffikus einstufen, trampelten die Holzgitter
an verschiedenen Stellen nieder,
um direkt auf die Gleise und an
die Haltestelle zu gelangen. Dass
dieses hirnrissige Tun das eigene
Leben bzw. die Gesundheit aufs
Spiel setzt, scheint keine Rolle zu
spielen. Aber es sind Schienenfahrzeuge, die da rollen, deren
Fahrerinnen und Fahrer zuweilen
Marzahn – Der Wahlkreisabgeordnete Wolfgang Brauer und
das Haus der Begegnung M3,
Mehrower Allee 3, laden am 29.
September, 18 Uhr, zur Veranstaltung „Hilft uns denn niemand? – Sexuelle Selbstbestimmung und ihre Folgen heute“
ein. Nach der Vorführung des
Films „Cyankali“ (1977) bietet
sich Gelegenheit zur Diskussion. Auf dem Podium nehmen
neben Moderator Brauer Gesundheitsstadträtin Dagmar
Pohle, Dr. Ines-Petra Scheibe
vom Humanistischen Verband
Deutschlands und die Frauenärztin Dr. Christiane Tennhardt
Platz. Eintritt frei.
RN
„tote Winkel“ zu überbrücken haben. Die Gleichgültigkeit und Unachtsamkeit am Gleisbett haben
nach Ansicht von Anwohnern beider Ortsteile in dem seit 20 Jah-
Cecilienplatz barrierefrei machen
Marzahn – Am Wochenende
12./13. September findet zum
21. Mal das beliebte Familienfest rund um die Mühle in AltMarzahn statt. Sonnabends ist
von 10 bis 22 Uhr geöffnet, am
Sonntag zwischen 10 und 19
Uhr. Viele Stände von Vereinen
und Firmen laden zum Bummeln ein. Es gibt eine Kunstmeile sowie einen Keramikmarkt am „Schamottchen“ und
am Bauerngarten.
I.D.
Thema sexuelle
Selbstbestimmung
Unübersehbare Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Fotos: Preußing
Regina Saeger, Ottilie Vonbank,
Alexander Herrmann und Norbert
Schulz wollen Verbesserungen.
Hellersdorf – Anfang Juli startete der Abgeordnete Alexander
J. Herrmann einen „Ideendialog
rund um den Cecilienplatz“. Der
Platz befindet sich im Besitz der
Stadt und Land WohnbautenGmbH. Dem Aufruf folgten u.a.
Regina Saeger, Vorsitzende der
Seniorenvertretung in MarzahnHellersdorf, Norbert Schulz, ein
im Bürgerhaushalt aktiver Bürger
und Ottilie Vonbank, die derzeit
das Stadtteilzentrum HellersdorfSüd leitet. Am 20. August übermittelten die drei Herrmann den
Vorschlag, zwischen Pflegewohnpark und U-Bahn einen
Streifen des kopfsteingepflasterten Platzes durch rutschfeste
Platten zu ersetzen.
Das soll es für Rollstuhl- und Rollatorfahrer oder jene, die
einen Kinderwagen
schieben, leichter
machen, den Cecilienplatz zu überqueren. Das holprige
Pflaster ist für manche der Anwohner
ein unüberwindbares
Hindernis. Aber auch
mit Rollkoffer und
Hackenschuh kann
der Bodenbelag des Cecilienplatzes zum Verhängnis werden.
Diese Idee wurde übrigens bereits
in den Bürgerhaushalt eingebracht.
In dem Gespräch stellte sich sehr
schnell heraus, dass alle am Tisch
Versammelten der Meinung sind,
der Cecilienplatz müsse für Jedermann nutzbar sein. Also auch für
bewegungseingeschränkte Menschen. Herrmann wird in Gesprächen mit der Wohnbauten-Gesellschaft auf die Notwendigkeit der
Barrierefreiheit des Platzes hinweisen. Eventuell wird es ein gemeinsames Gespräch zum Thema
mit der Seniorenvertretung, Stadt
und Land und Herrn Herrmann
geben. Wir hoffen jedenfalls, dass
aus all diesen Gesprächen Aktionen folgen.
O. Vonbank
ren vermaledeiten Umgang mit der
Planung und Realisierung einer
Umgehungsstraße B 158 n für
Ahrensfelde eine ihrer Ursachen.
Dieses Projekt – älter als der BER
– ist derzeit im Planfeststellungsverfahren festgefahren. Unabhängig davon sieht der Plan vor, dass
im Falle des Straßenbaus die
Straßenbahnwendeschleife einige
Meter nach Süden verschwenkt
werden muss. Auf diese indes ungewisse Perspektive derart zu vertrauen, dass dem Zustand des kleinen Holzgitterzauns keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist
leichtfertig und fahrlässig auch für
die Allgemeinheit.
Die End- und Starthaltestelle
Ahrensfelde wurde am 6. Oktober 1986 mit den BVB-Linien 12,
14 und 18 in Betrieb genommen.
Sie komplettierte die Süd-NordTrasse, die mit den Wohnquartieren mitgewachsen ist. Vor diesem Datum endete der Straßenbahnbetrieb an der Schleife Wuhletalstraße, die damals nach dem
DDR-Bergbauaktivisten Adolf
Hennecke benannt war. In Anbetracht des bevorstehenden 30.
Jahrestages sollte es für die BVG
und das Quartiersmanagement
geradezu eine Frage der Ehre
sein, die Linienverlängerung und
damit die Beendigung des charakteristischen Nordmarzahner
Sandlatscherwesens – mindestens
zweimal täglich durch den Seelgraben – also auch mit instandgesetzten Einfriedungen würdig
zu begehen.
Wann die Umgehungsstraße
kommt, ist ungewiss, wann der
30. Jahrestag kommt, steht dagegen felsenfest. Und spätestens da
sollten wieder alle Latten am
Zaun sein.
Torsten Preußing
Benefiz-Vorstellung im Zirkus
Hellersdorf – Eine Benefiz-Gala
zugunsten der Flüchtlingshilfe veranstaltet der CIRCUS MORENO
bei seinem Gastspiel in MarzahnHellersdorf auf der Festwiese an
der Alten Hellersdorfer Straße am
10. September, 17 Uhr. Stargast
in der Circusvorstellung ist an die-
sem Nachmittag der bekannte
Schlagersänger Andreas Schenker,
unter anderem bekannt durch seinen aktuellen Hit „Barfuß durch
die Hölle“. Ein Teil der Einnahmen aus dieser Vorstellung wird
der Hilfe für die Flüchtlinge zugutekommen.
GC
Bezaubernde Akrobatik zeigt der Zirkus.
Foto: Moreno
Kleinsiedlung
jot w.d. 9/2015
5
Der Keller bleibt bombensicher
Innenausbau von Schloss Biesdorf nahezu abgeschlosssen – geheime Personalsuche?
Biesdorf – Es waren ein paar kleine, aber ganz legale Tricks, die es
dem Bezirksamt in Gestalt von
Kulturstadträtin Juliane Witt und
den Architekten um Maria Pinardi gestatteten, den denkmalgerechten Um- und Wiederaufbau von
Schloss Biesdorf im (für den Erhalt von Fördermillionen unabdingbaren) Zeitplan umzusetzen.
So wurden Fassadenerneuerung
und Gestaltung der Außenanlagen
ausgegliedert. Das war nötig, weil
unerwartete und besonders unliebsame „Entdeckungen“ bei der Vorbereitung des Wiederaufbaus des
beim Kriegsende abgebrannten
Obergeschosses gemachtwurden.
Während Bauleiter Alexander
Pechmann lächelnd nur über „erstaunliche Funde“ sprach, bekannte Witt, dass „zu unserer Erschütterung riesige Schuttmengen unter der Treppe“ gefunden wurden.
Solche waren bei der notdürftigen
Sicherung Ende der 1940-er Jahre auch in früheren Nischen einfach eingemauert worden. Die Träger des Daches „in Besenstielstärke“ gaben der Stadträtin
Anlass zur Vermutung, ob das
Dach gleich runterfalle oder sofort.
Auf der anderen Seite hatten
Pechmann und seine Leute entdeckt, dass die Kellerdecke bereits 1940 bombensicher gemacht
wurde, indem man in einem Raster von 60 Zentimetern Stahlträger verlegte, diese mit Stoltedielen versah und die ganze Konstruktion mit einer dicken Sandschicht als Splitterschutz bedeck-
Eichenholzparkett gehört zur noblen Innenausstattung. Foto: Nachtmann
te. Weil die Bauleute befürchteten, beim Entfernen dieser Luftschutzmaßnahme könnte das gesamte Gebäude einstürzen, beließen sie es bei der Konstruktion.
Beim nächsten Bombenkrieg
könnten also ...
Das jedoch steht hoffentlich nie
zu erwarten. Daher wird das
Schloss am 8. September termingerecht und genau zwei Jahre
nach der Feier „Abschied vom
Schloss“, die ebenfalls unter
Witt’scher Ägide stattfand, an das
Bezirksamt übergeben. Um von
diesem stehenden Fußes zur Betreibung durch die Grün Berlin
Park und Garten GmbH weitergereicht zu werden. Offiziell tritt
der abgeschlossene Betreibervertrag zwar erst am 1. August
2016 in Kraft, doch laut Aussage
von Witt sollte Grün-Chef Christoph Schmidt bereits ab September das neue Personal auswählen,
damit „beauftragte Mitarbeiter“
am 1. Januar ihre Arbeit in den
Büros im Keller aufnehmen. Von
einer öffentlichen Suche nach
künftigen Mitarbeitern war jedoch bisher nichts zu spüren,
nicht einmal auf der Internetseite
des Staatsunternehmens. Sollen
womöglich „verdienstvolle Genossen“ mit wohlfeilen Arbeitsverträgen versorgt werden?
Wie auch immer – einen umfassenden Eindruck vom Haus in neuer alter Schönheit können sich Interessierte aus nah und fern zunächst beim diesjährigen Tag des
offenen Denkmals am 13. September verschaffen. Von 12 bis 18
Uhr gibt es Konzerte, Ausstellungen, Lesungen und natürlich Führungen durch’s Haus. Der Umweltsenator ist angekündigt, nicht
aber der für Kultur zuständige
Staatssekretär, der sich ja ohnehin
mehr auf Popkultur verlegt zu haben scheint.
Seine „Feuertaufe“ wird das
Schloss ohnehin erst nach der offiziellen Eröffnung (9. September
2016) bestehen müssen, wenn es
einerseits als Ausstellungsort für
Kunstwerke der Sammlung auf
Burg Beeskow und andererseits
als vielfältiger Kulturort mit akzeptabler Nutzungsintensität (und
diese nicht nur staatlich organisiert) dient. Möge Christoph
Schmidt bei der Auswahl des künftigen Personals eine glückliche
Hand haben und seine Ohren gegen politisch motivierte Einflüsterungen fest verschließen.
Ralf Nachtmann
„Bürgerforum“ auf dem Fahrrad
Informative Fahrrad-Spielplatz-Tour mit dem Abgeordneten Mario Czaja
Mahlsdorf – Eine lange Fahrradschlange – vornehmlich junge Familien mit vielen Kleinkindern –
zog am sonnigen Nachmittag des
29. August viele Blicke der Passanten auf sich. Die CDU Kaulsdorf/Mahlsdorf und der Wahlkreisabgeordnete Mario Czaja
hatten zu einer Kieztour per
Drahtesel zu drei Spielplätzen in
Mahlsdorf Süd eingeladen, um
mit den Anwohnern Fragen zu
debattieren wie: Sind die derzeitigen Spielplätze ausreichend und
für die Kinder einladend? Wo
besteht Sanierungs- bzw. Ausbaubedarf? Nach dem Start am Kieztreff „Kieke mal“ am Hultschiner
Damm 84 A wurde zuerst der
Spielplatz Langenbeckstraße angefahren. Während die Kleinen
sogleich Rutsche, Sandkasten und
Schaukeln in Beschlag nahmen,
nutzten ihre Eltern die Gelegenheit, ausgiebig mit dem Wahlkreisabgeordneten über Fragen
ins Gespräch zu kommen, die ihnen auf der Seele brannten. Da
ging es dann weniger um Spielplätze, sondern um fehlende KitaPlätze und Schulen, die Zukunft
des Elsensees, geplanten Wohnungsbau und Verkehrslösungen
in Mahlsdorf. Zu erfahren war,
dass in Süd drei neue Kitas ent-
Plätzen. Im Mittelpunkt des Interesses stand die geplante Oberschule auf dem Gelände des bereits in den 1990-er Jahren erschlossenen Areals an der Landsberger Straße
(hinter HolzPossling). Hier
sollte ja mal ein
ganzes Schuldorf entstehen
(jot w.d. war
bereits beim
„ersten Spatenstich“ dabei).
Verfahrensfehler ließen das
Projekt damals
buchstäblich im
Sande versikkern, obwohl
bereits nicht
wenig Geld in
Planung und Erschließung geflossen war.
Nach 17 Jahren
nun also ein erneuter Anlauf
für eine Sekundarschule mit
gymnasialer
Oberstufe. Im
Mario Czaja musste während der Kieztour viele Herbst soll es
Bürgerfragen beantworten.
Foto: Dittmann losgehen, 2019
stehen sollen – an der Pilgramer
Straße (nahe der B 1/5), an der
Bergedorfer Straße (nahe der
Chemnitzer) und an der Bütower
Straße, jeweils mit 60 bis 100
soll alles fertig sein. Zuvor schon
soll ein Modulargebäude zur
Zwischennutzung fertiggestellt
werden (2016/17). Rund 35 Millionen Baukosten konnten für das
Projekt aus geplanten Mitteln für
den so genannten neuen Hultschiner Damm, der nun erst mal
doch nicht kommt, umgewidmet
werden, sagt Mario Czaja.
Am Spielplatz am Lehnitzplatz
gab es nichts zu meckern, außer,
dass ein paar Bänke fehlten. Das
wurde sogleich ins Protokoll genommen. Der Spielplatz am
Ullrichplatz soll erweitert werden, allerdings gestalte sich das
schwierig, da der Platz als Ganzes Flächendenkmal sei, sagte
Stadtrat Christian Gräff, der zu
der Runde dazu gestoßen war. Die
Kids wünschen sich dort noch
eine Schaukel.
Thema war auch der geplante
Wohnungsbau auf dem Feld gegenüber der Müllerstraße. Bis zu
400 Wohnungen sollen dort auf der
Hälfte der Fläche gebaut werden.
Dazu soll es am 29. September
eine Info-Veranstaltung geben.
Und so geriet die Spielplatz-Kieztour zu einem Bürgerforum auf
Rädern. Nicht die schlechteste
Variante eines Bürgerdialogs mit
der Politik. Ingeborg Dittmann
Fest auf dem
Durlacher Platz
Mahlsdorf – Nun schon traditionell kann man das jährlich
stattfindende Familienfest auf
dem Durlacher Platz nennen,
organisiert von Mario Czaja
(MdA) und dem Unternehmenspool des VDGN. Am 6.
September wird von 11 bis 18
Uhr dazu eingeladen. Unter
dem Motto „Rund um Haus
und Garten“ beteiligen sich
wieder viele Handwerksfirmen. Ein buntes Bühnenprogramm für Jung und Alt unterhält die Besucher, dabei sind
u.a. Clown Natascha, „Woffelpantoffel“ und Kindertanzgruppen aus dem Kiez. Bereits
am Vorabend gibt es zwischen
18 und 22.30 Uhr eine Schlagerparty mit Feuerwerk. I.D.
Kostenlose
Rechtsberatung
Mahlsdorf – Im Kieztreff „Kieke mal“ des Union Hilfswerks,
Hultschiner Damm 84 A, berät
René Beccard am 28. September, 17 bis 19 Uhr, zu Finanzierungsfragen, Schadenshilfe,
Schulden und zum Umgang mit
Versicherungs- und Finanzunternehmen. Bereits am 7. September, 17 bis 19 Uhr, kann
man vom Fachmann zu Rechtsfragen kostenlos ohne Anmeldung beraten werden.
I.D.
Neue Sprachkurse
Kaulsdorf – Das Stadtteilzentrum an der Brodauer Straße erweitert sein Kursangebot. Neu
sind wöchentliche Sprachkurse
Englisch und Spanisch (beide
für Anfänger) sowie der wöchentliche Sportkurs „Bewegung von Kopf bis Fuß“ und
das einmal im Monat stattfindende Literaturcafé. Die Kursgebühr beträgt 5 Euro im Monat. Das Literaturcafé ist frei.
Im bereits laufenden Französischkurs sind noch Plätze frei,
ein Einstieg ist auch für Anfänger jederzeit möglich. Anmeldung im Stadtteilzentrum oder
Tel. 56 588 762.
I.D.
Borneos Dschungel
Mahlsdorf – Roland Wuttke,
Journalist und Dokumentarfilmer, erzählt am 16. September, 14.30 Uhr, im PestalozziTreff, Pestalozzistraße 1 A, in
einer Videoreportage über
Flüsse und Dschungelpfade
Borneos. Anmeldung Tel. 56 58
69 20, Eintritt 2,50 Euro, Kaffeegedeck 1,70 Euro.
I.D.
Filmfrühstück
Biesdorf – Am 17. September,
10 Uhr, lädt das Stadtteilzentrum, Alt-Biesdorf 15, zu
einem Filmfrühstück mit der
DEFA-Legende „Paul und Paula“ ein. Mathias J. Blochwitz
moderiert. Eintritt 6 Euro (inklusive Frühstück). An gleicher
Stelle findet am 20. September,
14 Uhr, der beliebte Familiennachmittag statt.
I.D.
6
jot w.d. 9/2015
Links & rechts der Wuhle
Die alten
Schachteln
Wo die Wuhle unterm Seelgraben fließt
Hellersdorf – Am 15. September, 14 Uhr, ist das Seniorenkabarett „Die alten Schachteln“
im KOMPASS, Haus im Stadtteil, zu erleben. Kummerower
Ring 42, Eintritt 2,50 Euro,
Kaffeegedeck 1,70 Euro. Anmeldung Tel. 56 49 74 01. I.D.
Versteckte Orte im Bezirk – Teil 10: Das Marzahner Gewässerkreuz
Wer lernt mir
Deutsch?
Marzahn – Klaus Feldmann,
vielen noch bekannt als Sprecher der AK im DDR-Fernsehen, liest am 22. September
im Berliner Tschechow-Theater, Märkische Allee 410, aus
seinem Buch. Beginn 19 Uhr,
Eintritt 3, erm. 2,50 Euro. Eine
Veranstaltung im Rahmen der
Interkulturellen Tage.
I.D.
Heißer Sommer
im Treff
Marzahn – Am 19. September, 17 Uhr, erzählt F.B. Habel
im Wohlfühltreff Marzahner
Tor, Oppermannstraße 5, Anekdoten aus der ostdeutschen
Filmgeschichte. Unter dem
Motto „Heißer Sommer in diesem Jahr“ geht es um DEFAErfolge von der Ostsee bis zum
Erzgebirge. Eintritt frei. I.D.
Fotoausstellung
„Was bleibt!“
Marzahn – Ost-West-Fotos aus
der Zeit vom Mauerfall bis zur
Wiedervereinigung zeigt die
Ausstellung „Was bleibt!“ der
Gesellschaft für Fotografie bis
zum 12. November. Die Vernissage mit Preisverleihung findet
am 27. September, 14 Uhr, im
Arndt-Bause-Saal des FFM
statt. Eintritt frei.
I.D.
Flamenco-Abend
Biesdorf – Temperamentvoll
geht es am 11. September ab 19
Uhr in der Krankenhauskirche
im Wuhlgarten zu. Flamenco
steht auf dem Programm, präsentiert von Cornelia la Minera
(Tanz), Rafael Prada Moreno
(Gesang) und Ulrich „El Rizos“
Gottwald (Gitarre). Der Eintritt
ist frei, um Spenden am Ausgang wird gebeten.
RN
Sommerausklang
mit Musik
Biesdorf – Das Stadtteilzentrum, Alt-Biesdorf 15, lädt
am 15. September, 14.30 bis 17
Uhr, zum Sommerausklangfest
ein. Von 15 bis 16 Uhr gibt es
ein musikalisches Programm
zum Mitsingen mit Jeannette
Rasenberger, Gesang, und Andreas Wolter am Klavier. Beide
sind studierte Musiker und traten schon öfter in Biesdorf auf.
Neben der musikalischen Unterhaltung gibt es auch Kaffee und
Kuchen. Eintritt 5 Euro incl.
Kaffeegedeck. Nur mit Voranmeldung, Tel. 526 78 45 93. RN
Orte wie die Gärten der Welt, die
Helle Mitte, das Unfallkrankenhaus oder auch den Helene-Weigel-Platz kennen vermutlich die
meisten im Bezirk Wohnenden,
auch über die Bezirksgrenzen hinaus wird häufig darüber berichtet. Daneben gibt es aber versteckte oder vergessene Orte, die
selbst jenen Marzahn-Hellersdorfern unbekannt sind, die ihrem
Heimatbezirk über viele Jahre
hinweg die Treue hielten.
Am Straßenbahnhof Landsberger
Allee lässt auch nach der Teilrekonstruktion die schmale NikolaiBersarin-Brücke über die Wuhle
neben den Autofahrbahnen kaum
Platz für Fußgänger und Radfahrer. Höllisch aufpassen heißt hier
die Devise, damit man nicht
selbst unter die Räder kommt.
Das ist vermutlich die Ursache,
weshalb kaum einer der Passanten an dieser Stelle in die umgebende Landschaft blickt. Denn
wenige Meter nördlich dieser
Brücke gibt es das in Berlin wohl
einmalige Marzahner Gewässerkreuz: Nein, kein Großviadukt
wie die Mittellandkanal-Schiffsbrücke bei Magdeburg über die
Elbe, sondern ein eher unscheinbares Bauwerk finden wir hier am
Zusammentreffen von Seelgraben
und Wuhle.
Das Klärwerk Falkenberg hatte
während seines Betriebes ein
weit höheres Wasseraufkommen
über den Seelgraben, als die noch
junge Wuhle aus Ahrensfelde. So
wurde Anfang der achtziger Jahre mit dem Bau der Kläranlage
an dieser Stelle die „alte“ Wuhle
Die seltene Gewässerkreuzung wirkt auf den ersten Blick recht unscheinbar.
Foto: Clauder
in einem Rohr („Düker“) unter war sehr aufwändig beim Bau 2015 verhindert worden?
dem Seelgraben hindurch gelei- und wurde von Umweltschützern Was wohl infolge der Grenzlage
tet und der Abwasserkanal ab die- kritisch kommentiert, konnte aber zur Eicher Gemarkung im Branser Stelle „Neue Wuhle“ genannt. letztlich nicht verhindert werden. denburgischen bisher nicht geParallel flossen beide dann bis Da sich inzwischen beide Gewäs- baut wurde, ist eine kleine Holzzur Einmündung der Naturwuhle ser aus natürlichen Quellen spei- brücke über die Alte Wuhle für
in die Neue Wuhle südlich des sen, wären hier eine kostenspa- Fußgänger und Radfahrer, um
rende einfache Einmündung des hier eine Alternative im Grünen
Kienbergs.
Mit Stilllegung des Klärwerkes Seelgrabens auf gleichem Niveau zur engen Bersarin-Brücke zu
vor zehn Jahren und der späteren in die Wuhle und eine anschlie- schaffen. Ein ähnliches Dilemma
Renaturierung der Wuhle ent- ßende Verzweigung in Neue und wie an der Wuhlequerung der Eistand das heutige Gewässerkreuz: Alte Wuhle letztlich ausreichend senacher Straße wenige hundert
Die Naturwuhle fließt jetzt auf gewesen, ohne negative Auswir- Meter südlich. Dafür baut die
einer Trogbrücke über den Seel- kungen auf die Wasserqualität. IGA mit dem „Wuhlesteg“ eine
graben und nicht mehr im Rohr Vielleicht wäre damit sogar das sehr große neue Brücke an andeunter ihm durch, wie unser Foto völlige Austrocknen der Alten rer Stelle.
Ulrich Clauder
zeigt. Diese Betonkonstruktion Wuhle im trockenen Sommer
IGA-Brückenschlag
Marzahn – Am Westhang des
Kienberges baut die Grün Berlin
GmbH derzeit die „Tälchenbrücke“, die zukünftig den als
Marzahner Ausguck bekannten
Hügel in den Gärten der Welt mit
dem Kienberg verbindet. Aktuell
werden die ersten Brückenteile
aus Cortenstahl eingesetzt.Das
rund zehn Meter hohe und 85 Meter lange Bauwerk wird auf einem
Mittelpfeiler ruhen. Nach dem
Einsetzen der Brückenelemente
werden die provisorischen blauen Stützen zurück gebaut.
„Die Tälchenbrücke ist die kleine Schwester des 280 Meter langen Wuhlestegs“, sagt Christoph
Schmidt, Geschäftsführer von
Grün Berlin und der IGA 2017.
„Jetzt werden die Brückenteile
für die Tälchenbrücke eingeschwenkt, Mitte September dann
jene für den Steg über das
Wuhletal.“ Über die Tälchenbrücke wird ab Beginn der IGA
Berlin 2017 ein neuer Eingang zu
den Gärten der Welt bestehen, der
dauerhaft bleibt. Nach einem Besuch im Kienbergpark können
Ausflugsgäste von der Anhöhe
aus auch die Gärten der Welt besuchen und umgekehrt.
S. Wacker, Foto: Lichtschwärmer
Musik-Show
mit Jürgen Walter
Marzahn – In ihrer Show „Eine
Welt voll Musik“ präsentieren
Gastgeber Andrea & Wilfried
Peetz am 13. September im
Freizeitforum Marzahn den
Chansonnier Jürgen Walter. Mit
seinen anspruchsvollen Liedern
(Komposition Arndt Bause, Thomas Natschinski, Horst Krüger,
Texte fast alle von Gisela Steineckert) begeisterte der Künstler
jahrzehntelang sein Publikum.
Sein Credo: „Ich singe für all
jene, die Spaß am Denken haben,
sich ernst nehmen und für die Unterhaltung nicht nur Berieselung
bedeutet“ (1979).
„Clown sein“, „Ein bisschen du,
ein bisschen ich“, „Bei Erwin“,
„Schallala, Schallali“, „Du bist
ein Teufel“, „Wo ich hergekommen bin“ – dies ist nur ein Bruchteil seiner schönsten Lieder. In
der Reihe Musiklegenden des
Ostens stellte jot w.d. Jürgen
Walter in Ausgabe 12/2005 vor.
Die Gastgeber Andrea & Wilfried
Peetz präsentieren an diesem
Abend viele ihrer Film- und Musicalmelodien sowie internationale Hits. Arndt-Bause-Saal, Beginn 16 Uhr, Eintritt 22 Euro,
Karten Tel. 542 70 91.
I. Dittmann
Blick zum Nachbarn
jot w.d. 9/2015
7
Fernziel bleibt die Nummer 1
Politik zum Frühstück im Kieztreff
Rennbahn Hoppegarten befindet sich weiter im Aufwind
Hohenschönhausen – Die
Frauen Union Lichtenberg lädt
am 19. September von 10 bis
13 Uhr zu einem Frühstück in
den Kieztreff „Falkenbogen“,
Grevesmühlener Straße 20, ein.
Neben politischen Gesprächen
wird auch ein künstlerisches
Programm geboten. Eugen
Schwabauer spielt auf dem
Knopfakkordeon Tangomusik.
Als Gesprächspartner vor Ort
stehen Dr. Martin Pätzold, Mitglied des Deutschen Bundestages, Danny Freymark, Mitglied
des Berliner Abgeordnetenhauses, sowie die Vorsitzende der
Frauen Union Lichtenberg,
Christine Nünthel, zur Verfügung. In lockerer Atmosphäre
können die Bürger ins Gespräch kommen und ihre Anliegen ansprechen. Bei diesem
Frühstück ist der Eintritt frei.
Es wird um vorherige Anmeldung bei der CDU Lichtenberg,
Tel. 9760 1933, oder per EMail an [email protected] gebeten.
I.D.
Hoppegarten – Der Galopprennsport hat es nicht sonderlich leicht
in Deutschland. Am besten lässt
sich das im Umgang mit der traditionsreichen Bahn in Frankfurt
am Main ablesen. Die wird platt
gemacht, damit der Deutsche
Fußballbund – der weltweit größte nationale Sportverband – möglichst nahe der Büros seiner
Funktionäre eine Nachwuchsakademie errichten kann. Milliarden gegen ein paar Hunderttausend, nun ja. Deutlicher wird die
Lage, wenn man weiß, dass ein
Bürgerentscheid in Deutschlands
Bankenmetropole zum Erhalt der
Rennbahn an mangelnder Beteiligung scheiterte. Sicher, die dortige Turfbahn war nur zweite Liga
ohne hinreichende Vision eines
Aufstiegs. Aber so und teilweise
noch schlechter geht es Geläufen
wie Krefeld, Magdeburg, Bad
Doberan oder Quakenbrück. Sie
alle werden von mehr oder minder großen Existenzsorgen geplagt. Selbst in München spielt
nur die zweite Liga.
(kurzen) 1200-Meter-Distanz maßen. Das Publikum war begeistert
und feierte den Sieger „Gangoom“
frenetisch, ebenso die glückliche
Jockette Steffi Hofer, die einen riesigen Pokal in die Höhe stemmen
durfte.
Für den Großen Preis von Berlin
konnte Mutius einen Doppelrenntag am 8. und 9. August organisieren, der u.a. mit Sprintrennen
gewürzt war. Ihm, Schöningh,
Woeste und einigen anderen im
Turf Verantwortlichen ist es zu
verdanken, dass so höchstes sportliches Niveau geboten werden
konnte. Denn im Vorfeld ist es
nach einigen Debatten gelungen,
den Rennkalender zu „entzerren“,
sodass – anders als in der Vergangenheit – tatsächlich die besten
Pferde, die auch beim „Deutschen
Derby“ in Hamburg antreten, in
Hoppegarten an den Start gehen
konnten. Wie hoch das Niveau ist,
zeigte sich auch darin, dass nur
wenige Stunden zuvor das Spitzenpferd „Second Step“ aus England
eingeflogen wurde, auf dessen
Rücken einer der besten (Manche
sagen: Der beste) europäischen
Jockeys, nämlich der Engländer
Jamie Spencer saß. Und prompt
mit einem exzellenten und äußerst
schwierigen Schlussspurt das Rennen gewann. Die hohe Qualität des
Rennens zeigt sich auch in den
Wettumsätzen; fast 350 000 Euro
wurden allein bei Spencers Sieg
eingezahlt.
NEUE IDEEN ZÜNDEN
Nicht anders wäre es der „Berliner“ Galopprennbahn in Hoppegarten gegangen, hätte nicht Gerhard Schöningh vor zehn Jahren
das Geläuf erworben. Nunmehr
ist Hoppegarten die einzige deutsche Rennbahn mit stetig wachsenden Zuschauerzahlen. Dadurch können auch mehr und vor
allem sportlich höherwertige
Rennen angeboten werden.
Wenn, ja wenn das liebe Geld
nicht wäre. Bei den Wettumsätzen
liegt die Anlage noch immer weit
hinter Hamburg und Baden-Baden und manchmal sogar noch
hinter Köln zurück. Und das trotz
stetig wachsender Einsätze beim
Toto. Aber wenn die höchste
Renndotierung (also das gesamte
Preisgeld eines Ritts) bei gerade
mal 175 000 Euro liegt (Großer
Preis von Berlin, einziges Gruppe-I-Rennen der Bahn), können
Pferdesportler aus England und
Frankreich, ganz zu schweigen
vom arabischen Raum, nur müde
lächeln.
Dennoch, und das erkennt selbst
Albrecht Woeste, Vorsitzender des
Renndirektoriums und somit oberster deutscher Galoppverantwortlicher, ist zumindest Hoppegarten im Aufwind. Anlässlich des
am 9. August ausgetragenen 125.
Großen Preises von Berlin lobte
er Schöningh (und damit auch alle
anderen dort Verantwortlichen)
ausdrücklich. Und in Dietrich von
Mutius hat der Besitzer nun wohl
auch den Bahnmanager gefunden,
der für einen richtigen „Sprung
nach vorn“ sorgte. Dazu zählen
beispielsweise namentlich vergebene Veranstaltungen (Familientag der Gesundheitswirtschaft,
Renntag der Brandenburger Wirtschaft), eine „German Marathon
Championship“ rund um das Oleander-Rennen über die Langstrekke oder das erste „Match Race“,
ein Einladungsrennen, bei dem
sich nur zwei Sprintpferde auf der
NOCH ZU WENIG GELD
Die Renntage bieten vielfältige Erlebnisse. Etwa den blitzenden Sieg von Jamie Spencer im Großen Preis von Berlin (oben) oder Steffi Hofers Triumph im
Match Race. Katharina Dietrich aus Leipzig hatte am 9. August ein besonderes Kleid gewählt, während sich Rennbahneigner Gerhard Schöningh tatsächlich auch einmal als wirklich humorvoll outete.
Fotos: Nachtmann
Beim nächsten Renntag am 20.
September findet zwar das (wichtige) BBAG-Auktionsrennen
statt, doch dabei geht es wieder
nur um international gesehen
„schmale“ 52 000 Euro. Dafür
steht wieder (nun schon zum
sechsten Mal in Hoppegarten) ein
Rennen der Internationalen Amateur-Meisterschaften auf dem
Programm. Den Saisonabschluss
macht wie stets der Renntag am
3. Oktober, an dem es zum 25.
Mal um den „Preis der Deutschen
Einheit“ geht. Zwar behauptete
im vergangenen Jahr ein Spötter,
den habe er „doch längst mit dem
Soli gezahlt“, dennoch ist es das
höchst dotierte Gruppe-III-Rennen im Lande.
Will Hoppegarten aber tatsächlich die Spitze erklimmen und
„Champions League-Niveau“
(Mutius) an mehr als nur einem
Renntag bieten, so führt kein Weg
daran vorbei, mehr als nur das
eine (von insgesamt sieben deutschen) Gruppe-I-Rennen zu haben. Und das geht, wie in anderen Sportarten auch, nur mit mehr
Geld. Viel mehr Geld. Geld, das
auch in einer nicht so sehr reichen
Region durch Wetten auf die
Bahn getragen wird. Und vor allem durch Rennsponsoren. Nicht
zu vergessen: Die Bahnen im Südwesten und Nordwesten werden
sich gegen solches Agieren aus
dem Osten auch kräftig zur Wehr
setzen. Da hilft selbst das Lob des
höchsten Galoppchefs nicht.
Ralf Nachtmann
KochKunst aus
Schottland
Hohenschönhausen – Der
Verein Lebensmut lädt am 16.
September zur Veranstaltungsreihe „KochKunst“ in den
Kieztreff „Falkenbogen“, Grevesmühlener Straße 20, ein. Zu
Gast ist der in Berlin lebende
schottische Musiker Neil Macdonald (Foto: privat). Gastgeberin Alina Martirosjan-Pätzold stellt mit ihm ein schottisches Gericht vor. Dieses wird
gemeinsam zubereitet und dann
gegessen. Anschließend spricht
der Musiker über Land und
Leute, spielt Gitarre und singt.
Beginn 19.30 Uhr, Eintritt 9
Euro (inklusive Kostproben),
Karten Tel. 96 06 32 33. I.D.
Usch Werner liest
Lichtenberg – Am 25. September, 19 Uhr, liest Ursula
Werner in der Egon-ErwinKisch-Bibliothek aus ihrer Biographie „Immer geht’s weiter“.
Darin gibt sie humorvoll Auskunft über ihre Arbeit am Theater und beim Film und über die
Dinge des Lebens, die ihr wichtig sind. Ursula Werner war von
1974 bis 2009 am Maxim-Gorki-Theater. 2009 bekam sie den
Deutschen Filmpreis als „Beste Hauptdarstellerin“ in „Wolke 9“. Eintritt 4/3 Euro.
RN
8
jot w.d. 9/2015
Tipps und Termine
Neugierig auf eine
Eislauf-Legende?
Marzahn – „Wenn die Neugier nicht
wär“ heißt es am 19. September wieder
in der Studiobühne des Freizeitforums. Zu
Gast bei Talkmasterin Barbara Kellerbauer ist diesmal die Eiskunstläuferin
Christine Stüber-Errath – Weltmeisterin,
Europameisterin und Dritte der Olympischen Spiele 1976 in Innsbruck. Nach Beendigung ihrer sportlichen Karriere studierte sie Germanistik, arbeitete beim
Kinderfernsehen und war Moderatorin
der bekannten TV-Reihe „Außenseiter –
Spitzenreiter“. 2010 schrieb die mit ihrem Mann Paul in Wildau lebende Eisprinzessin gemeinsam mit jot w.d.-Redakteurin Ingeborg Dittmann das Buch „Die
Pirouettenkönigin“, das sie ihrer Trainerin Inge Wischnewski widmete. Mit dabei ist am 19. September auch ihre Tochter Jenny, inzwischen sehr erfolgreiche
Unternehmerin mit zwei ganz speziellen
Fachgeschäften in Berlin.
Beginn 19 Uhr, Karten Tel. 542 70 91,
Eintritt 13/10 Euro.
I.D.
Kultur & Freizeit
Der Schlager des Ostens lebt
Das 500. „Kofferradio“ von und mit Siggi Trzoß ging live im Freizeitforum über die Bühne
Marzahn – Fast auf den Tag
vor 13 Jahren startete Moderator, Texter und Buchautor Siegfried „Siggi“ Trzoß beim
Bürgerradio „Offener Kanal“
(inzwischen Alex Berlin) die
erste Sendung seines „Kofferradios“ mit Hits und Raritäten
aus 40 Jahren ostdeutscher
Schlagergeschichte. Zunächst
aller vier Wochen, dann 14-tägig, nun seit sieben Jahren wöchentlich lädt der Kenner und
Liebhaber des ostdeutschen
Schlagers jeden Sonnabend
zwischen 14 und 15 Uhr zu einer Schlagerzeitreise in Wort
und Musik ein. Die Sendung
hat inzwischen eine Art Kultstatus in der bundesweiten
Radiolandschaft und Stammhörer in aller Welt (bis in die
sich die Bänder anhören, Titel
suchen (oft umschneiden) und
auswählen, Interviews mit Interpreten oder Studiogästen aus
der Stammhörerschaft vorbereiten. Ganz wichtig ist ihm bei
alldem die Mitwirkung seiner
Hörer, und so ist er stets für
Anregungen, Vorschläge, aber
auch Kritiken offen.
Die runden Jubiläen gehen
nicht im Studio an der
Voltastraße, sondern mit großem Aufwand und liebevoller
Vorbereitung immer live über
die Bühne – ob einst auf der
Parkbühne Biesdorf, im Kulturforum Hellersdorf, im Berliner Kriminaltheater (das 400.
„Kofferradio“ im August 2013)
oder nun am 30. August das
500. Jubiläum in der großen
nen. Und das sieben Stunden
fast non stopp. Der Schlager
des Ostens lebt! Das beweist
das große Zuschauerinteresse,
die Karten waren schnell ausverkauft und so mancher
Schlagerfreund ging letztlich
leer aus und muss auf die Aufzeichnung der Veranstaltung
vertröstet werden, die am 5.
September beim Sender Alex
Berlin (in Ausschnitten) gesendet wird. Auch bei den teilnehmenden Künstlern war das Interesse so groß, dass nicht alle
Wünsche erfüllt werden konnten. Mit sieben Stunden (von
12 bis 19 Uhr) dürfte die
Schlagershow wohl beinahe
ins Guinnessbuch der Rekorde eingehen! Dabei waren
mehr als 35 Interpreten – von
chael Hansen, Andreas Holm
und Thomas Lück, Lutz Hoff,
Siegfried Jordan, Karin Maria,
Kirsten Kühnert, Lukas Natschinski, Peter Wieland, Ekki
Göpelt, Andrea & Wilfried
Peetz, Eva Maria Pieckert, Vera
Schneidenbach, Dina Straat,
Steffi & Bert, Regina Thoss,
Giso Weißbach, Heike & Vlady
und viele Überraschungsgäste
wie Heidi Kempa, Karin Heyn,
Wolf Baki u.a. Der Schauspieler und Sänger Giso Weißbach
kam direkt aus Gräfenstein, wo
er gerade hoch zu Pferde gastiert. Grüße per Band kamen
u.a. von Frank Schöbel und
Nicole Felix aus Frankreich.
Emotional dann der Abschluss
der Show, die dem Gedenken
des im August verstorbenen
Türkei, Spanien, Kanada oder
die USA). Zu empfangen ist sie
im Berliner Kabelnetz 92,6m
bei Antenne 88,4 und 90,7 sowie im Internet. „Dort habe ich
über 6 000 Hörer“, weiß Siggi
Trzoß. Und wer gelegentlich
sein Gästebuch im Internet
liest, weiß, wie groß das Echo
nach jeder einzelnen Sendung
ist (oft bis zu 150 Mails, die er
persönlich beantwortet). Viele
Stunden seiner Freizeit investiert Trzoß in die Vorbereitung
seiner Sendungen – er muss
Halle des Freizeitforums. Diesmal unter der Schirmherrschaft
des Marzahn-Hellersdorfer
Bürgermeisters Stefan Komoß,
der die Mehrzweckhalle des
FFM unlängst in eine „Frauensporthalle“ umwidmete. Bei
600 Zuschauern, über 30 Interpreten auf der Bühne, Gratulanten und Überraschungsgästen darf die einzige große
Halle im Bezirk nun noch einmal mit bürgermeisterlichem
Segen ihrer ursprünglichen und
eigentlichen Bestimmung die-
A wie Julia Axen bis Z wie
Helga Zerrenz. Hans-Jürgen
Beyer kam aus Leipzig (u.a.
mit Swing-Melodien), Ulli
Schwinge aus Halle, Brigitte
Ahrens aus Chemnitz, Ingrid
Winkler aus der Türkei, aus
Brandenburg und Berlin kamen Carl von Breydin, Klaus
Beyer, Uschi Brüning &
„Luten“ Petrowsky (ganz groß
die Interpretation „Dein Name“, mit Uschi, Luden und
Lukas), Gerd Christian, Gipsy
& Friedhelm Schönfeld, Mi-
großen Komponisten Gerd Natschinski galt. Sein Sohn Thomas sprach in bewegenden
Worten über den Vater, nannte
ihn ein Genie und spielte am
Klavier sein Lied „Ich lieb dich
mehr und mehr“, der Lieblingssong seines Vaters.
Sein jüngster Sohn Lukas zelebrierte virtuos Melodien aus
„Mein Freund Burnbury“ und
zum krönenden Abschluss sang
Schlagersenior Peter Wieland
Natschinski-Melodien.
Ingeborg Dittmann
Mutter Errath und Tochter Jenny.
Foto: Dittmann
Lukas und Gäste
Hellersdorf – „Talk & Jazz“ heißt es
wieder am 12. September im Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1. In der Reihe „Lukas Natschinski & seine Gäste“
hat sich der junge Pianist „alte Hasen“
der Jazzszene eingeladen: den Posaunisten Hartmut Behrsing und den Kontrabassisten Horst Würzebesser. Beginn
19.30 Uhr, Eintritt 12, erm. 10 Euro,
Karten Tel. 56 111 53.
I.D.
Pop-Konzert mit Jäzzchor
Mahlsdorf – Der Bürgerverein Mahlsdorf-Süd lädt am 19. September, 19.30
Uhr, zu einem ganz besonderen Konzert
ins Theodor-Fliedner-Heim, Schrobsdorffstraße 35/36, ein. Unter dem Motto
„Horch! Ein Pop-Chor-Konzert mit dem
Jäzzchor mit ä“ singen junge Sängerinnen und Sänger Jazz, Pop, Spirituals,
Volkslieder und alles, was sich nicht in
eine Schublade stecken lässt. Leitung:
Cathleen Lüdde. Eintritt frei, Spenden
nach dem Konzert erwünscht.
I.D.
Oh mia bella Napoli
Marzahn – Am 16. September, 16 Uhr,
musiziert das „Volksinstrumentenorchester in Berlin“ im Arndt-Bause-Saal
des FFM. Das Orchester (künstlerischer
Leiter und Dirigent ist der Opernsänger
Gunter Wurell) wurde schon 1954 als
Teil eines Volkskunstensembles gegründet und hat derzeit 24 Mitglieder. Das
Repertoire reicht von Barockmusik über
Klassik, Operette, deutsche und internationale Folklore bis zur Unterhaltungsmusik. Den Gesangspart bestreiten die
Sopranistin Inna Wurell und der Tenor
Gunter Wurell. Eintritt 11 Euro, Karten
Tel. 542 70 91.
I.D.
Nicht alle Gäste und Teilnehmer des Kofferradios können an dieser Stelle im Bild gezeigt werden. Obere Reihe von links: Peter
Wieland, Giso Weißbach, Siegfried Jordan, Dina Straat, Regina Thoss, Helga Zerrenz. Mittlere Reihe von links: Friedhelm Schönfeld, Heidi Kempa, Andreas Holm/Thomas Lück, Eva Maria Pieckert, Uschi Brüning. Unten; Lutz Hoff mit einem Geschenk für
Siggi, Thomas Natschinski erinnerte an seinen Vater Gerd und spielte dessen Lieblingslied.
Fotos: Nachtmann, Dittmann
Kultur & Freizeit
jot w.d. 9/2015
Mahlsdorf rockt wieder
4. Rock- & Blues-Summer – eine Nachbarschaftsinitiative
Mahlsdorf – Der geilste Ort der
Welt ist Mahlsdorf Süd – heißt
es im „Mahlsdorf Song“ der
Nachbarschaftsband „Freistehendes Einfamilienhaus“. Wer
am 29. August beim „4. Mahlsdorfer Rock- & Blues-Summer“
auf einem Privatgrundstück an
der Ahornallee dabei war, kann
das bestätigen. Denn solch eine
Nachbarschaftsinitiative ist Berlin weit einmalig und irgendwie
auch typisch für die MahlsdorfSüder. Wer auf sein Privatgrundstück mehr als 200 Gäste
einlädt zum geselligen Beisammensein bei Livemusik, Grillwurst und Bier vom Fass – Nachbarn und Freunde der Bandmitglieder – der beweist nicht
nur Mut, sondern hat auch Vertrauen, dass nach dem Event der
gepflegte Garten auch noch als
solcher zu erkennen ist. Wir waren jetzt zum zweiten Mal dabei
und sind begeistert über diese
selbstlose nachbarschaftliche Initiative der Familien Müller,
Fehervan, Stahl, Lübcke und
Kaiser. Ralph (Gesang), André
(Schlagzeug), Andreas (Gitarre),
Ulli (Bass, Gesang) und Wolfgang (Keyboards) sind Nach-
Tipps und Termine
Musik und Lesung
in der Kirche
Biesdorf – Ein Flamenco-Abend mit
Cornelia la Minera und Begleitung findet am 11. September, 19 Uhr, in der
Krankenhauskirche im Wuhlgarten,
Brebacher Weg 15, statt. Am 22. September gibt es eine Lesung mit Musik
unter dem Motto „Die Reise zum Mond“
von Cyrano de Bergerac. Dabei sind
Martin Laubisch als Vorleser sowie Ute
Metzkes und Henriette Jüttber-Uhlich an
der Blockflöte. Zum Konzert für Orgel
und Klarinette mit Florian Wilkes (Orgel) und Georg Stender (Klarinette) wird
am 3. Oktober, 16 Uhr, eingeladen. Eintritt zu allen Veranstaltungen frei, um
Spenden wird gebeten. Zum „Tag des
Offenen Denkmals“ am 12. und 13. September gibt es wieder eine Rosenausstellung sowie Führungen. Musik, Kaffee und Kuchen werden angeboten. I.D.
Die Mahlsdorf Süder Nachbarschaftsband „Freistehendes Einfamilienhaus“ zeigt, wie gutes nachbarschaftliches Miteinander aussehen kann.
Foto: Nachtmann
barn, haben Freude am Musizieren und proben einmal im
Monat nach der Arbeit. Westernhagen, Jimi Hendrix, Deep
Purple, Udo Lindenberg, City –
ganz wie’s gefällt. Und weil ihr
Mahlsdorf-Süd-Lied irgendwann
mal in die englischen Charts
kommen solle, sagt Ulli mit Au-
genzwinkern, hätten sie’s in
„Mahlsdorf South“ umbenannt.
Übrigens: Einen Tag vor diesem
Nachbarschaftsfest erhielten wir
den Anruf einer verzweifelten
Mahlsdorferin, die seit Jahren
von einem Nachbarn drangsaliert
wird, dem sie einst einen Teil
ihres Grundstücks verkaufte. Der
beschwere sich, dass der Zaun
zwischen beiden Grundstücken
(den er einst selbst gesetzt hatte)
zu seinen Ungunsten um 20 Zentimeter versetzt sei: Er fordert
Nachzahlungen und droht mit
dem Gericht. Der Gegensatz zu
erstgenanntem Erlebnis könnte
größer nicht sein.
I. Dittmann
„Mumienglanz“ – Tradition und Tragödie der Inkas
Nancy Torres stellt in der Galerie Grünstraße aus
Köpenick – Der Herbst wird
die Altstadt von Köpenick mit
besonderem Glanz verzaubern:
Die kubanische Künstlerin
Nancy Torres sorgt mit einer
Hommage an die versunkene
südamerikanische Inkakultur
unter dem Titel „Mumienglanz“ für eine Art Wiederauferstehung der Inkas und ihrer
Kulturschätze im Hier und
Heute. Zu sehen sein wird die
Schau vom 25. September bis
19. November in der Galerie
Grünstraße (Eingang Böttcherstraße).
Diese Ausstellung ist für
Treptow-Köpenick von ganz
besonderer Bedeutung. Immerhin ist Cajamarca die Partnerstadt des Bezirkes. Die nordperuanische Stadt Cajamarca
liegt 800 Kilometer von der
Hauptstadt Lima entfernt auf
2.700 Meter Höhe in den Anden. Ein historisches Pflaster:
Denn hier wurde 1532 der letzte Inka-König Atahuallpa vom
spanischen Konquistador Pizarro gefangen genommen und
trotz Zahlung eines immensen
Lösegeldes in Form von Gold
und Silber aus dem gesamten
Inkareich von den Spaniern
hingerichtet. Mehr noch: Die
spanischen Eroberer entweihten auf barbarische Art und
Weise den Totenkult der Inka
und beraubten selbst die mumifizierten Toten ihrer wertvollen
Beigaben. Die Mumien der
Nancy Torres erzählen diese
Geschichte auf ihre ganz eigene berührende Art und Weise.
Sie führen uns aus dem Reich
9
der Toten in unsere Gegenwart.
Unwiederbringlich wurde ihr
reiches Kulturgut vernichtet –
aus Habgier und Machtgelüsten, ein
noch immer und
immer wieder
aktuelles Thema.
Die Ausstellung
„Mumienglanz“
folgt den Spuren
des indianischen
Glaubens vom
Weiterleben des
Körpers nach
dem Tod. Gezeigt werden
künstlerische
Autopsien, angefertigt aus Textilien, Glas, Holz
und Metall in den Farben der
Inkakultur. So erwacht gleichsam eine indianische Geistergesellschaft und zwingt die
heute Lebenden zum Nachdenken. Ein Plädoyer zur Pflege
des Verständnisses für die Universalität jeglicher menschlicher Kultur.
Nancy Torres dürfte den Berlinern keine Unbekannte sein.
Sie wuchs in einem Barrio von
Havanna auf, arbeitete später
in Kuba als Cutterin beim Filminstitut ICAIC.
Der Liebe wegen zog Nancy
bereits in den
1960iger Jahren
nach Berlin.
Nach frühen
Malversuchen
in Kuba kam es
hier zu ersten direkten Berührungen mit dem
professionellen
Kunstschaffen
als
Theaterplastikerin in der Werkstatt des
Berliner Ensembles. 1975 bis
1979 studierte sie Szenographie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, 1979 bis
1981 war sie als Bühnen- und
Kostümbildnerin an der Komischen Oper Berlin tätig. Seit
1982 ist sie Freie Bühnen- und
Kilja (li.) und Yachaya heißen diese beiden Werke. Fotos: Neidigk
Kostümbildnerin und widmet
sich seit 1992 wieder der Malerei und der Objektkunst. Zu
ihren Auftraggebern gehörten
bekannte Opern- und Theaterhäuser im In- und Ausland, wie
die Staatsoper und die Volksbühne Berlin, das Berliner Ensemble, die Semperoper und
das Staatsschauspiel Dresden,
das Hans-Otto-Theater Potsdam sowie die Städtischen
Bühnen Graz (Österreich) oder
das Stadttheater Hanoi (Vietnam) und das Theater i Värmland (Schweden). Zudem engagierte sich Nancy Torres in den
Jahren von 1992 bis 1994 im
Beirat für Ausländerkulturangelegenheiten bei der Berliner
Senatsverwaltung und ist Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlins. Für
die von mehr als 150 Künstlern
aus aller Welt geschaffenen
Berliner Buddy-Bären gestaltete sie den Zigarre rauchenden
Kubaner, der sich großer Beliebtheit erfreut.
Das besondere Interesse der
Künstlerin gilt seit Jahren der
südamerikanischen Inkakultur,
die von den spanischen Eroberern auf brutalste Weise zerstört
wurde. Nachhaltiges Aufsehen
erregte ihre 2013 erstmals gezeigte Ausstellung „Mumienglanz“ in der Botschaft Perus
in Berlin. Nun freut sich Treptow-Köpenick auf diese beeindruckende Schau in der herbstlichen Altstadt und auf viele interessierte Gäste. Geöffnet DiFr 13-19 Uhr, Sbd 10-14 Uhr.
Dagmar Neidigk
Lesung mit Musik
Hellersdorf – Am 27. September, 16
Uhr, findet innerhalb der Ausstellung
„Werden und Vergehen“ der Künstlerinitiative Marzahn-Hellersdorf in der
Pyramide, Riesaer Straße 94 eine Lesung mit Musik statt. Eintritt frei. I.D.
Konzerte in der Börse
Marzahn – Jeweils sonnabends lädt die
„Alte Börse“, Beilsteiner Straße 51-85,
zu Konzerten ein. Am 26. September,
19
Uhr,
spielen die
legendären
„Jazz Optimisten Berlin“ (Foto:
Dittmann).
Eintritt
frei.
Bereits am 19. September findet an gleicher Stelle ein Percussion Festival statt.
Beginn 12 Uhr, Eintritt 6 Euro.
I.D.
10
jot w.d. 9/2015
Impressionen
jot w.d.-Spezial: TFF 2015
Grenzen erreicht und überschritten
Das diesjährige TFF bot trotz Rekordhitze herausragende Kunst, die Kapazität ist erschöpft
Doberenz, Rottschalk,Hanneken.
Fotos: R. Nachtmann,
V. Nachtmann.
Rudolstadt – Heißer Sommer,
dieses Jahr ist ein heißer Sommer,
wie wunderbar! So klingt es in
dem gleichnamigen berühmten
Film von 1964 mit Chris und
Frank. Die erste große „Hitzeschlacht“ des Jahres fochten allerdings die „Folkies“ am ersten
Juliwochenende beim 25. Tanzund Folkfest „TFF“ in der thüringischen Kleinstadt am Fuße der
Heidecksburg aus. Wie gut, dass
die Stadt über mehr als zehn
(wenn auch kleine) Brunnen und
einen flach und sommers leise
dahinplätschernden Fluss, die
Saale, verfügt. Abkühlung tat not.
Denn wer diese musikalisch erwartet hatte (schließlich stand
Norwegen als Länder- und Tanzschwerpunkt auf dem Programm),
war einem großen Irrtum aufgesessen. Die Künstler des Landes
mit den ältesten Gebirgen der
Welt (sie entstanden vor mehr als
1,4 Milliarden Jahren in Äquatornähe) entfachten ein regelrechtes
musikalisches Feuerwerk. Das
wundert nicht, wenn man bedenkt, dass es bei den wenigen
Einwohnern Norwegens keine so
sequenzierte Musikszene wie
etwa in Deutschland oder Frankreich gibt. Vielmehr stehen Interaktion und Gemeinsamkeit im
Mittelpunkt. Da treffen sich Jazzmusiker mit Volksliedsängern,
experimentelle Elektoakustiker
mit Solisten mittelalterlicher Instrumente zum Gruppenspiel. Der
solcherart entstehende gegenseitige künstlerische Einfluss machte in Rudolstadt selbst manchen
Kenner staunen.
Das zeigte sich umso interessanter bei den „Trollmusikken“. Hier
führten Geir Egil Larsen, Tom
Willy Rustad, Silje Hegg und
Ingvild Lie traditionelle norwegische Instrumente wie Tussefloyte,
Bukkehorn, Langeleik oder Seljefloyte vor, deren Klang zuweilen
tausende Jahre alt scheint. Bis
Mitte des vergangenen Jahrhunderts war norwegische Volksmusik stets solistisch, es wurde also
immer nur auf einem Instrument
gespielt. Erst seit etwa 60 Jahren
gibt es Duos, Trios und größere
Gruppen, von denen beispielsweise Smalviltlaget beim diesjährigen TFF zum Tanz aufspielte.
Von der anderen Seite des Kontinents kam die möglicherweise am
meisten bejubelte Künstlerin. Die
Fadosängerin Mariza brachte die
Zuhörermassen im Schlosshof der
Heidecksburg wahrhaft zur Ekstase, als sie die Bühne verließ und
singend durch die Reihen wandelte, einige Gäste gar zum Mitsingen bewegte. Wohlgemerkt:
Mariza singt Fado, diese unerklärliche portugiesische Mischung aus Sehnsucht, Traurigkeit und Weltschmerz.
Große Konzerte boten Sés, die
Sängerin aus Galizien, die näher
an Rockmusik als am Folk agiert,
der Reggae-Sänger Patrice aus
Köln, Sohn eines Schriftstellers
Die Gruppe Smalviltlaget spielte beim TFF zu nordischen Tänzen auf,
die allerdings nicht ganz leicht zu erlernen waren.
aus Sierra Leone und einer deutschen Mutter, und vor allem
Rhiannon Giddens aus den USA.
Neben all den „Großen“ fanden
aber auch kleine Gruppen und die
vielen Straßenmusiker, offizielle
wie inoffizielle, ein bestens gelauntes Publikum. Insgesamt traten 150 Bands aus 33 Ländern auf
und spielten vor täglich 25 000
Besuchern, nicht wenige davon
Dauergäste und von diesen einige sogar schon in „zweiter Generation“. Alle Tage ausverkauft,
das heißt, Europas größtes Festival für World und Roots Music ist
endgültig an seine Grenzen gestoßen. Erweiterungen werde es „definitiv“ keine mehr geben, versichert Rudolstadts Bürgermeister
Jörg Reichl.
Schon die Sicherheitsbedingungen ließen dies nicht zu. Eine
neue Spielstätte gäbe es nur,
wenn eine andere dafür wegfällt,
macht auch Bernhard Hanneken,
der künstlerische Leiter des TFF
klar. Das könnte im kommenden
Jahr allerdings bereits der Fall
sein, wenn etwa das Theater wegen Sanierungsarbeiten nicht zur
Verfügung steht. Wir haben am
Schlusstag des Jubiläumsfestivals
schon mal die Aula des Gymnasiums ins Gespräch gebracht.
Auch dieses Haus liegt (wie das
Theater) nicht in der „Kernzone“
der Spielstätten. Es wäre wohl
auch eine Überlegung wert, wenn
sich die (wenigen) Großbetriebe
der Stadt für ausgewählte Konzerte öffneten. Mal sehen, was den
Machern – neben Hanneken auch
die Festivaldirektoren Petra Rottschalk und Ulrich Doberenz –
einfällt.
Im kommenden Jahr jedenfalls
stehen bei der 26. Ausgabe des
TFF vom 7. bis 10. Juli Kolumbien und der Tanz Cumbia im
Mittelpunkt. Darauf freuen sich
nicht nur die Südamerikafreunde.
Ralf Nachtmann
Sés aus Spanien gab ein genauso umjubeltes Konzert wie Mariza (oben)
und Silje Hegg von den Trollmusikken. Fotos: R. und V. Nachtmann
Umwelt & Verkehr
jot w.d. 9/2015
11
Niedrige Wasserstände in Teichen
Alte Wuhle fiel von der Landsberger Allee bis zum Kienberg weitgehend trocken
Marzahn-Hellersdorf – Sommerliche Hitze und gleichzeitige
extreme Trockenheit seit dem
Frühjahr waren im Osten Berlins
und im Oderland besonders ausgeprägt. Dieser Wetterablauf hat
die Alte Wuhle zwischen Landsberger Allee und der Einmündung
in die Neue Wuhle unterhalb des
Kienbergs Ende August fast völlig austrocknen lassen (links).
Auch die Stauweiher und Feuchtbiotope hier sind wahrscheinlich
sehr stark betroffen, wegen der
IGA-Vorbereitungen sind sie aber
derzeit nicht zugänglich.
Im Sommer 2015 sind die Wasserstände an den Kaulsdorfer
Klärteichen erstmals seit zehn
Jahren auf das Niveau vor der Renaturierung gesunken. Sichtbar
wurden im August die sonst bis
ein Meter unter Wasser stehenden alten Begrenzungspfähle der
Teiche (rechts). Womöglich stammen sie aus der Zeit der Neuanlage vor mehr als 100 Jahren. Am
anderen Ufer entstand der Grie-
singer-Krankenhauspark mit dem
Fischteich in der Nähe einer ehemaligen Sandgrube. Einst waren
es sechs Klärteiche inmitten bisheriger Rieselfelder und in Nachbarschaft zu einer dörflichen
Kaulsdorfer Ziegelei, die den
Lehmboden am Barnimhang aus-
beutete. Drei Teiche wurden beim
Bau der Plattensiedlung für das
Bett der neuen Wuhle geopfert.
An den drei verbliebenen Teichen
waren damals die Pfahlbegrenzungen stets sichtbar. Allerdings
waren die Teiche vor der WuhleRenaturierung regelmäßig voll-
kommen ausgetrocknet. Befürchtungen, dass nach Abschalten des
Klärwerkes die Wuhle auch im
unteren Bereich austrocknet, haben sich bisher zum Glück nicht
erfüllt. An den heißtrocknen Tagen blieb sie uns 2015 als Rinnsal erhalten.
U. Clauder
Natur kommt an letzter Stelle
Bauleitplanung entscheidet immer mehr zugunsten von Straßen und Gebäuden
Bei siedlungs- und infrastrukturellen Vorhaben in den Bereichen
Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Versorgung und Mobilität muss
grundsätzlich auch über Standorte und Flächen – deren Nutzung
und Zuordnung – entschieden
werden. Die hierbei notwendigen
Entscheidungen über die Inanspruchnahme neuer Flächen oder
die Umnutzung vorhandener haben erhebliche Auswirkungen auf
die Umwelt. Der Verlust naturnaher Flächen, ein erhöhter Material- und Energieverbrauch oder
auch der Anstieg verkehrsbedingter Emissionen führen zu Belastungen für die Umwelt. Entscheidungen über die Nutzung
von Flächen sind daher immer
auch auf ihre Verträglichkeit für
die Umwelt zu prüfen.
In städtischen Räumen bestehen
vielfältige, miteinand e r
konkurrierende Nutzungsansprüche wie etwa Siedlungsflächenerweiterung (Wohnungsbauprojekte, Industriegebiete,
Handelseinrichtungen), Ausbau
der Stromversorgungsnetze, Errichtung von Windenergieparks,
Straßenbauprojekte, Sicherung
von Grün- und Freiflächen. Die
Nutzungsansprüche nehmen ständig zu und fordern von Bund,
Ländern, Regionen und Kommunen zukunftsfähige Lösungsstrategien. Dazu gibt es Planungs-
instrumente wie den Bebauungsplan, den Flächennutzungsplan,
den Bereichsentwicklungsplan,
den Landschaftsplan und auch
noch andere.
Mehr denn je bedarf es einer vorsorgenden, fachübergreifenden
und koordinierenden Planung und
Entwicklung des knappen Raumes, und mittlerweile an Land
und auch im Gewässer. Leitvorstellung ist eine nachhaltige
Raumentwicklung, die die sozialen und ökonomischen Ansprüche
an den Raum mit seinen umweltrelevanten Funktionen in Einklang bringt. Sie stellt zugleich
sicher, dass die Beeinträchtigungen der Umwelt ein vertretbares
Maß nicht übersteigen. Doch bitte, wer definiert das verträgliche
Maß? In jedem
Stadtbezirk wird geplant, Berlin als Ganzes wird
auch geplant, die anderen Bundesländer planen und auch das gesamte Bundesgebiet unterliegt
Planungen. Kann da ein verträgliches Maß für den Biotop- und
Artenschutz herauskommen?
Kann dabei dem Bedürfnis des
Menschen an Naturraum Rechnung getragen werden?
Mein beruflicher Alltag führt mich
zu der Erkenntnis, dass bei Planungen, auf welcher Ebene auch
immer, die Bedürfnisse nicht
gleichrangig betrachtet werden,
sondern Grün- und Freiraum meist
schmückendes Beiwerk sind.
Die Hierarchie der Bewertung der
Bedürfnisse geht vom Allgemeinwohl über persönliches Recht und
am Schluss steht der Freiraum sprich die Natur. Da alles dem
Gemeinwohl dient, also Straßenbau, Industriegebiete, Kraftwerke, öffentlicher und privater Wohnungsbau, werden die Belange
des Naturschutzes bei allen Planungen nach hinten gestellt.
Und das Naturschutzrecht tritt
erst dann in Kraft, wenn allen
Bedürfnissen Rechnung getragen
wurde. Es dürfen Bäume gefällt
werden, wenn gebaut
wird,
oder Waldrand
beseitigt werden, wenn die Autobahn
breiter gemacht werden soll. Es
werden Tiere umgesiedelt, damit
Solarparks errichtet werden können. Die Dächer aber bleiben frei.
Ich kann da wenig Nachhaltigkeit
in Planungen feststellen, denn in
jeder Raumplanung steckt mehr
oder weniger Verlust von Freiraum
und Natur. Oder haben Sie schon
mal erlebt, dass eine Raumplanung
die Vergrößerung/Erweiterung von
Freiraum plant, ohne an anderer
Stelle zu verkleinern? Selbst der
Flughafen Tempelhof musste
kämpfen, um den bestehenden
Freiraum zu retten. Die Frage
bleibt, wie lange diese Situation
allen anderen höher gewichteten
Belangen standhalten kann.
Zwar existieren gesetzlich festgeschriebene Beteiligungsmöglichkeiten bei der ökologischen Bauleitplanung. Aber sehen Sie eine
ernstzunehmende Möglichkeit,
als interessierter Bürger dieser
Stadt zur richtigen Zeit an der
richtigen Stelle zu sein? Und vor
allem: Alle notwendigen Unterlagen vorher eingesehen zu haben?
Schier unmöglich. Auch Interessenvertreter der
Natur, wie der
NABU, BUND,
Grüne Liga usw.
haben zunehmend
Schwierigkeiten,
ihre Belange für
Umwelt und Natur einzubringen.
Und 90 Prozent
der vorgebrachten
Einwände werden
abgelehnt, im
Fachjargon „weggewogen“. Es braucht
viel Optimismus und Leidensfähigkeit, am „Ball“ zu bleiben.
Beate Kitzmann
(Der Beitrag erschien zuerst bei
„umwelt online“, herausgegeben
vom Umweltbüro Lichtenberg)
Abb.: Die (noch nicht endgültigen) Pläne für die Bebauung des
ehemaligen Wernerbades zeigen
anschaulich die beschriebene
Problematik.
Klärwerke sollen
schon bald mehr
Schadstoffe filtern
Berlin – Bis 2027 sollen die
Berliner Klärwerke (auch jene
auf Brandenburger Gebiet)
schrittweise mit einer so genannten vierten Reinigungsstufe ausgestattet werden. Das
geht aus einer Antwort der
Senatsumweltverwaltung auf
eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Silke Gebel hervor.
Umweltstaatssekretär Christian Gaebler erkennt in seiner
Antwort an, dass im Rahmen
der Aufstellung des Nährstoffkonzeptes Berlin-Brandenburg
„die Kläranlagen als eine maßgebliche Emissionsquelle für
die Nährstoffbelastung der Gewässer herausgestellt“ worden
seien. Zur Reduzierung dieser
Belastung wird von Senat und
Wasserbetrieben die Einführung der Flockungsfiltration favorisiert.
Mit der neuen Reinigungsstufe
könnten pro Jahr 60 bis 70 Tonnen Phosphor (von durchschnittlich 93 pro Jahr) zurück
gehalten werden, versichert die
Verwaltung. Eine „explizite
Forderung zum Rückhalt von
Spurenstoffen“ hingegen ergäbe sich sich aus der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie
(WRRL) nicht. Dennoch sei
„im Rahmen des vorsorgenden
Umweltschutzes die Einführung einer Spurenstoffelimination auf der Kläranlage Schönerlinde zum Schutz des Tegeler Sees und des Wasserwerks
Tegel“ in Vorbereitung. Besonders die steigenden Medikamentenrückstände im Abwasser führen zu erhöhter Besorgnis in der Bevölkerung.
Mittels Verfahren wie Ozonung
oder Adsorption an Aktivkohle
„ließe sich eine Bandbreite an
organischen Spurenstoffen, die
in der Kläranlage nicht weitgehend genug entfernt werden
(z.B. einige Medikamentenrückstände), weiter reduzieren“,
versichert Gaebler. Die Spurenstoffentfernung stelle allerdings
„eine weitere gesonderte Reinigungsstufe“ dar. Vorgaben und
Zielwerte für die Spurenstoffentfernung für die Klärwerke
der Berliner Wasserbetriebe liegen noch nicht vor. Dazu bedürfe es noch „umfangreicher Untersuchungen und Abwägung zu
Machbarkeiten und Umweltentlastungseffekten“.
Für die vier Klärwerke Ruhleben, Waßmannsdorf, Münchehofe und Stahnsdorf rechnet die
Verwaltung bezüglich der Phosphor-Eliminierung mit Investitionskosten von 180 Millionen
Euro, hinzu kommen jährlich 20
Millionen für den laufenden Betrieb. Die Kosten für die Nachrüstung der Kläranlagen „können mit der zu zahlenden Abwasserabgabe verrechnet werden“, heißt es. Für das Herausfiltern weiterer Spurenstoffe liegen noch keine Kostenschätzungen vor. Allerdings gibt es
verschiedene Messwerte von
Verwaltung und Wasserbetrieben.
R. Nachtmann
12
jot w.d. 9/2015
Literatur
Trocken, und
nicht verdurstet
„Plötzlich und unerwartet…“
Biesdorf – Die Tagesklinik
„An der Wuhle“ lädt am 9. September, 14 Uhr, zu einer Lesung mit Peter Böttcher in die
Krankenhauskirche im Wuhlgarten ein. Siebzehn Jahre nach
seiner Therapie liest Böttcher
aus seinem Buch „Trocken, und
nicht verdurstet“. Er erzählt die
normalen wie spannenden, grotesken wie tragischen Geschichten von Weggefährten
und seinen eigenen Abschied
vom Alkohol. Das Buch soll
zum Nachdenken über diese
andere Krankheit mit ihren gesellschaftlichen Vorurteilen anregen sowie Trinkern Mut machen, trocken statt trostlos zu
leben. Die Moderation und
fachliche Begleitung übernimmt Rolf Gommert, Facharzt
für Psychiatrie und Psychotherapie an der Tagesklinik „An
der Wuhle“. Eintritt frei.
Ute Frauenstein
Nach der Wende stieg die Selbstmordrate drastisch
Mit Fontane durch
Ostprignitz-Ruppin
Biesdorf – Die Wanderungen
durch die Mark Brandenburg
finden auch heute noch eine
große Resonanz. Fontane betrieb für seine Darstellungen
intensive Forschungen zur märkischen Geschichte. Die Mischung aus genauer Beschreibung, historischem Hintergrund und literarischer Ausdruckskraft macht noch heute
die Faszination der „Wanderungen“ aus. Der Historiker
Bernd Maether führt in einem
Vortrag am 16. September, 18
Uhr, im Stadtteilzentrum, AltBiesdorf 15, auf Fontanes Spuren durch eine der reizvollsten
Gegenden der Ruppiner
Schweiz, eine der schönsten
Landschaften der Mark Brandenburg. Eintritt 3 Euro, Info
Tel. 526 78 45 93.
RN
Wenn Leben endet
Berlin – Der Verein Gesundheit
Berlin-Brandenburg hat im Auftrag der Senatsverwaltung für
Gesundheit und Soziales die
Broschüre „Wenn das Leben endet“ erarbeitet. Sie soll die Auseinandersetzung mit der letzten
Lebensphase erleichtern. Die
Broschüre bietet einen Überblick
über wichtige Beratungs- und
Unterstützungsangebote in Berlin und gibt Informationen zu
Vorsorgemaßnahmen, Pflege,
Palliativversorgung und Sterbebegleitung, Formalien im Todesfall und zum Umgang mit Trauer. Die Publikation ergänzt damit die Ende 2012 erschienene
Broschüre „Wenn Ihr Arzt nicht
mehr heilen kann“. Beide Broschüren sind online zu finden:
www.berlin.de/sen/soziales/
themen/pflege-und-rehabilitation/besondere-personengruppen/schwerstkranke-und-sterbende. Druckexemplare können
kostenfrei bei der Senatsverwaltung angefordert werden: [email protected],
Tel. 9028 3114/1213).
I.D.
Prof. Johanna Töpfer, Chefin der
Gewerkschaftshochschule und
stellvertretende Vorsitzende der
DDR-Einheitsgewerkschaft
FDGB, die ehemaligen Minister
Wolfgang Junker und Heinz
Kuhrig, der 2. Sekretär der SEDBezirksleitung Karl-Marx-Stadt,
drei 1. Sekretäre von Kreisleitungen der SED, drei Leiter von Bezirksverwaltungen des Ministeriums für Staatssicherheit – die
Liste derer, die nach Wende und
Einheit den Selbstmord als einzige Möglichkeit sahen, ist lang.
Doch nicht nur politisch Verantwortliche handelten so. Auch der
bis heute unvergessene große
Schauspieler Wolf Kaiser, der
Dirigent Herbert Kegel, der
Schlagersänger Günter Geißler,
der Lyriker Manfred Streubel
(„Die Heimat hat sich schöngemacht“) und der Krimiautor Gerd
Prokop kamen mit den neuen
Realitäten nicht zurecht und gingen freiwillig aus dem Leben.
Ein seinerzeit viel diskutierter
Fall war der Freitod des bündnisgrünen Kommunalpolitikers Dr.
Detlef Dalk aus Zepernick bei
Bernau. Er hatte sein Grundstück
im August 1988 nach DDR-Recht
redlich gekauft. Im Juli 1991
meldete sich der Alteigentümer
und beschuldigte ihn per Brief,
Haus und Grund „wissentlich zu
Unrecht“ erworben zu haben.
Dalk schrieb daraufhin einen Offenen Brief an den damaligen
Bundeskanzler Helmut Kohl, in
dem er auf die Problematik des
im Einigungsvertrag vereinbarten
Prinzips „Rückgabe vor Entschädigung“ hinwies. Der Brief blieb
unbeantwortet. Dalk wollte für
alle, die sich in ähnlicher Lage
wie er befanden, ein Zeichen setzen und erhängte sich am Balkon
seines Hauses.
Tragisch endet auch das Leben
einer Schulrätin in Sachsen. Sie
hat bei einer der damals üblichen
Überprüfungen aus Angst, ihre
Arbeit zu verlieren, ihre kurzzeitige Zusammenarbeit mit der
Staatssicherheit verschwiegen.
Dann jedoch tauchen Hinweise
auf diese auf und die Frau wird
zu einer Anhörung ins Ministerium bestellt. Ihrer Familie ver-
schweigt sie diesen Termin. Sie
fährt dennoch hin und bezahlt ihr
Hotelzimmer im Voraus. Hotelangestellte finden sie am nächsten
Morgen mit einer leeren Schnapsflasche und mehreren leeren
Tablettenpackungen tot im Bett.
Regelrecht in den Tod getrieben
wird ein international anerkannter Wissenschaftler der Leipziger
Universität. Er sei „fachlich ungeeignet“ bestätigen ihm die neuen
Herren der Uni, die eine Wiedereinstellung strikt ablehnen. Der
von dem Betroffenen vermutete
Grund: Er war zu DDR-Zeiten
Mitglied der Parteileitung der Uni.
Keinen Ausweg mehr für sich sah
auch eine Ärztin, Mutter von drei
Kindern. Als ihre Poliklinik aufgelöst wurde, meinte sie, das finanzielle Risiko der Niederlassung in eigener Praxis nicht eingehen zu können. Hans Sandow
Klaus Behling: „Plötzlich und
unerwartet...“, edition berolina,
9,99 Euro.
Nahost ohne Frieden?
Europa ohne Freiheit?
Ein Buch über Liebe und Verrat
Ein aufklärerisches Buch
Der freundliche Buchhändler am
Kaulsdorfer Bahnhof hatte es in
seine Auslage gestellt: So las ich
Amos Oz’ „Judas“ bei sommerlichen Hitzegraden, während im
Ort des Romans, dem winterlichen Jerusalem der
fünfziger Jahre,
feuchte Kälte vorherrscht. Das Buch
zeigt wie im Holzschnitt den biblische
Ausmaße annehmenden Konflikt bei
der Gründung des
Staates Israel. Die
versprengten Befürworter eines friedlichen Zusammenlebens von Juden und
Arabern wurden zu
verstoßenen Außenseitern und als Verräter gebrandmarkt,
alles erzählt in spannender Parallele zur Entstehung des Christentums an gleicher Stelle.
Amos Oz widersteht Seite für
Seite hartnäckig der naheliegenden Versuchung, in der verregneten Tristesse inmitten bröckeln-
der Lehmmauern des Jerusalem
am Beginn des Kalten Krieges zusammen mit seinen handelnden
Figuren in Rat- und Hoffnungslosigkeit zu versinken. Wenngleich da nur die Spur einer keimenden Hoffnung
bleibt, die kunstvoll mit der scheinbar brachial scheiternden Mission
des Judas verwoben wird.
Eine wahrhaft lesenswerte Lektüre
über einen schweren Stoff, überzukkert mit einer eigenartig schönen
Liebesgeschichte,
die – wie auch anders – ohne Happyend bleiben muss.
Die 320 Seiten
sollten Pflichtlektüre für alle
Friedensfreude sein, um nicht in
Illusionen zu verfallen, aber Hoffnungen zu behalten.
Ulrich Clauder
Amos Oz: Judas, Suhrkamp,
22,95 Euro.
Gewöhnlich wird die Geschichte
des modernen Europas im Licht
der gegenwärtigen europäischen
Integration erzählt. In diesem erscheint Europa als ein genuin liberales Projekt, das auf politische
und ökonomische
Freiheit zielte. Vernachlässigt wird
dabei, dass im 20.
Jahrhundert ebenso
Visionen für Europa existierten, die
auf vormodernen
religiösen Ideen
beziehungsweise
auf Vorstellungen
von kultureller und
ethnischer Homogenität gründeten
und auch die Ausübung von Zwang
oder Gewalt einschlossen. Diesen
antiliberalen Visionen von Europa widmet sich das Buch: den Ideen antimoderner Katholiken, der
konservativen und extremen
Rechten sowie den Konzepten der
Kommunisten. Es wird argumentiert, dass antiliberale Projekte
von Europa nicht Gegenstück,
sondern Teil des europäischen
Einigungsprozesses waren.
Dieter Gosewinkel, Professor für
Moderne Geschichte an der Freien Universität Berlin, und CoDirector am Wissenschaftszentrum Berlin für
Sozialforschung
(WZB), hat dieses
interessante Buch
herausgegeben. Derzeit ist es allerdings
nur in englischer
Sprache erhältlich.
Wer sich vorab einen
Eindruck verschaffen
möchte, dem sei
Gosewinkels thematischer Beitrag „Antiliberales Europa –
eine andere Integrationsgeschichte“ in
Zeithistorische Forschungen, Ausgabe 9, aus dem Jahr 2012 empfohlen. Er ist im Internet (www.zeithistorische-forschungen.de/32012/id=4496) zu finden.
Ralf Nachtmann
Antiliberal Europe, Berghahn
Books, New York, 210 Seiten, ca.
90 Euro.
Lesungen in Bibliotheken und anderen Orten
Hohenschönhausen – Am 10.
September, 19 Uhr, lesen die Autorinnen Doris Bewernitz, Julia
Christ und Ilka Haederle in der
Anna-Seghers-Bibliothek, Prerower Platz, aus ihrem neuesten Krimi. „Die Schlange von Shenzhen“
führt in das Berliner Obdachlosenmilieu und auf die Spur skrupelloser Geschäftsleute bis nach China. Ein mysteriöser Toter am Westhafen gibt der Ermittlerin Rätsel
auf. Warum findet der Rechtsmediziner keine Todesursache?
Eintritt 4/3 Euro.
Lichtenberg – Am 30. September, 18 Uhr, präsentieren Annegret Ruhland und Christa Anders
zur Woche der älteren Menschen
in der Bodo-Uhse-Bibliothek,
Erich-Kurz-Straße 9, Lyrik und
Fotografie. Gemeinsam haben sie
den Lyrikband „Und immer wieder“ gestaltet. Ein Buch, in dem
die Illustrationen von Christa Anders ebenso zur Geltung kommen
wie die Texte von Annegret Ruhland. Es verleitet zum Innehalten,
Sich-Finden, zur Besinnung auf
Gefühle und Zeiten. Eintritt frei.
Lichtenberg – Am 18. September, 18 bis 21 Uhr, gibt es in der
Anton-Saefkow-Bibliothek, Anton-Saefkow-Platz 14, den 22. Leseabend anlässlich des Fennpfuhlfestes. Kinder im Alter von
sieben bis neun Jahren erleben
ein buntes Programm mit lustigen
Geschichten, Spielen und vielen
anderen kleinen Überraschungen.
Dabei bleibt aber noch genügend
Zeit, die Bibliothek einmal auf
ganz andere Weise zu entdecken
und zu erforschen. Info Tel. 90
296 37 73.
Biesdorf – Am 16. September, 18
Uhr, liest Gertraud Petermann aus
ihrem Buch „Mit offenen Augen
durch – Deutsche Erlebnissplitter,
Wahrnehmungen, Reflexionen“
im Stadtteilzentrum, Alt-Biesdorf
15. Die Autorin, geboren 1932,
blickt kurz vor ihrem achtzigsten
Geburtstag auf das Leben in
Deutschland seit dem Zweiten
Weltkrieg, auf die gemeinsame
Entwicklung und die späteren Differenzen zurück. Klischees und
Vorurteile sind noch nicht verstummt. Eintritt: 4 Euro.
RN
Feuilleton
jot w.d. 9/2015
13
Historisches Kalenderblatt:
„Der mutigste Mann, den ich je kennengelernt habe“
Er „ist der mutigste Mann, den
ich je kennengelernt habe“. So
reagierte Anna Degen auf eine
Bemerkung ihres Sohnes Michael über Carl Hotze. In seiner 1999
erschienenen Autobiografie
„Nicht alle waren Mörder“ beschreibt der Schauspieler Michael Degen eindrucksvoll, dass und
wie sie als deutsche Juden die
Nazizeit in Berlin dank der Unterstützung durch Carl Hotze
überleben konnten. Hotze war
immer zur Stelle, wenn ein Versteck aufgegeben werden musste
oder die Lage aussichtslos erschien. Wer war dieser Mann?
Michael Degen schildet ihn unter anderem so: „Groß war er und
schlank, sehr drahtig, fast dünn.
Sein Kopf sah aus wie poliert.
Spiegelglatt. Kein einziges Haar.
Und seine Augen blickten einen
bedeutend und auch etwas bedrohlich an. Wenn man genau hinsah, wußte man, woher das kam.
Er hatte ein Glasauge. Karl Hotze
strahlte viel Ruhe und Selbstbewußtsein aus, sprach sehr präzise und hatte die Gabe, einen mit
wenigen Worten genügend zu informieren.“
Geboren am 16. September 1890
in Niedersachswerfen im Harz,
erlernte Carl Hotze den Beruf eines Kaufmanns, war von 1915 bis
1918 Soldat im Ersten Weltkrieg,
zog nach dem Tod seiner Eltern
zu Beginn der 1920-er Jahre nach
Weißensee, heiratete hier die am
15. Mai 1893 geborene Martha
Schiewe (oder Schewe). Anders
als die Mehrzahl der Deutschen
entschieden sich Carl und Martha Hotze dafür, aktiv am Kampf
gegen die wachsende faschistische Gefahr teilzunehmen. 1930
traten beide in die KPD ein und
übernahmen im KPD-Unterbezirk Weißensee verschiedene
Funktionen.
1933 musste Carl Hotze seinen
Kaufmannsladen aufgeben, wurde arbeitslos und widmete sich
voll und ganz der Widerstandstätigkeit gegen die Nazidiktatur.
Die ständige Beobachtung durch
Polizei und Gestapo veranlassten
die Hotzes, 1934 nach KaulsdorfSüd, An der Wuhle 41, zu ziehen.
Als Stadtteilleiter des KPD-Unterbezirks der südlichen Siedlungsgebiete zwischen Biesdorf
und Mahlsdorf setzte Carl Hotze
seine Aktivitäten gegen das NSSystem fort. Eine seiner Aufga-
ben war die Herstellung von Verbindungen im Rahmen der „Internationalen Arbeiterhilfe“ (IAH).
Durch einen in die Berliner Organisation der IAH eingeschleusten Spitzel fiel er im Oktober
1935 mit sechs weiteren Genossen seines Bereichs in die Hände
der Gestapo. Berlinweit wurden
in diesem Zusammenhang etwa
60 Widerstandkämpfer verhaftet.
Am 17. Oktober 1936 verurteilte
der 4. Strafsenat des Berliner
Kammergerichts Carl Hotze zu
drei Jahren Zuchthaus und „Ehrverlust“. Mit Hotze stand auch
Otto Oberländer aus Biesdorf vor
Gericht. Beiden wurde vorgeworfen, an „leitenden Stellen tätig“
gewesen zu sein. Bei Hotze habe
man „einen Abziehapparat und
eine Schreibmaschine gefunden,
auf denen illegale Schriften hergestellt“ worden seien. Oberlän-
So wie Michael Degens Buch setzt auch dessen Verfilmung durch Jo
Baier im Jahr 2005 dem mutigen Carl Hotze (re., gespielt von Richy
Müller) ein bleibendes Denkmal.
Bild: SWR
der sagte nach 1945 aus, dass er
seit 1943 „Gegenübernachbar“
von Hotze auf der Biesdorfer Seite der Wuhle war und seinem
Freund Hotze beim Bau eines
Hauses auf dessen Grundstück An
der Wuhle 41 tatkräftig unterstützt habe.
Am 18. Oktober 1938 kehrte Carl
Hotze aus der Haftanstalt Brandenburg nach Kaulsdorf zurück.
Er absolvierte in einer (nicht näher beschriebenen) Versuchs- und
Lehrgärtnerei eine Ausbildung
zum Gärtner und machte sich
wieder selbständig. Das wird
durch die Aussage eines weiteren
Kampfgefährten bestätigt, wonach Hotze in unmittelbarer Nähe
seines Grundstücks eine kleine
Gärtnerei gepachtet habe. Ungeachtet dessen suchte und fand
Carl Hotze schnell wieder Kontakt zu anderen Widerstandskämpfern und setzte seine illegale Arbeit fort. Flugblätter wurden
geschrieben, vervielfältigt und
verteilt, gefährdete Mitkämpfer
versteckt, deren Familien unterstützt usw. Seit 1940 gehörte Hotze (Deckname: Klaus) zu den aktiven Mitgliedern der weit gefächerten Widerstandsorganisation
um Robert Uhrig und seit 1942
zur Jacob/Saefkow/Bästlein-Organisation. 1943 waren auch
Anna Degen und ihr damals 11jähriger Sohn Michael „zu Gast“
bei Familie Hotze, die durch
Marias Schwester Martha tatkräftig unterstützt, das Überleben der
Degens sicherten.
Am 5. September 1943 wurden
Carl und Maria Hotze festgenommen. Ein untergetauchter und von
mehreren Familien versteckter
Mann war wegen krimineller
Delikte verhaftet worden und hatte die Adressen seiner Helfer
preisgegeben.
Nach Verhören im Polizeipräsidium wurde Maria Hotze in das KZ
Ravensbrück gebracht. Carl
Hotze kam in das KZ Sachsenhausen und von hier nach Mauthausen. Maria Hotze starb in
Ravensbrück am 6. November
1944. Die genauen Umstände ihres Todes sind nicht bekannt. Carl
Hotze überlebte und schlug sich
nach der Befreiung des KZ Mauthausen Anfang Mai 1945 zu Fuß
nach Berlin durch. Hier musste
er sich der in der von Wilhelm
Pieck und Walter Ulbricht geführten Nachkriegs-KPD intensiv betriebenen Überprüfung der Haltung der Parteimitglieder während der NS-Zeit unterziehen.
Mehrere Kampfgefährten, darunter auch sein Freund Otto Oberländer, stellten ihm ein sehr positives Zeugnis aus. Carl Hotze
wurde schließlich Mitarbeiter
und Abteilungsleiter in der
„Deutschen Wirtschaftskommission“ (DWK) der sowjetischen
Besatzungszone. Sein Todesdatum ist uns bisher leider nicht
bekannt.
Manfred Teresiak
(Das Historische Kalenderblatt
wird gemeinsam mit dem Heimatverein des Bezirks gestaltet.)
Ruheloses Rentnerdasein
Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke denkt manchmal ans Auswandern, hat aber hier noch viel zu tun
Ich müsste diesmal etwas sagen zu
unserem Flüchtlingsproblem. Ich ertrage diese unsäglichen Diskussionen nicht mehr, von dummen wie
auch, wie ich dachte, klugen Leuten.
Die haarspalterischen Bedenken sind
doch nichts weiter als übertünchte
kleinbürgerliche Vorurteile, die auf
egoistischem Besitzanspruch und
leider auch auf diesem „Wir sind die
besseren Menschen-Habitus“ basieren. Bitte, Leute, lasst diese Menschen, die nun mal da sind (und wenn
sie eine Million wären, das ist ein
Achtzigstel unserer Bevölkerung),
lasst sie doch erst einmal Frieden –
und ja, auch ein vielleicht wirtschaftlich besseres Leben finden. Wie viele
DDR-Bürger sind einst wegen der
besseren wirtschaftlichen Chancen
in den Westen abgehauen? Meint Ihr
wirklich, dass diese entwurzelten
Menschen mit den Almosen, die wir
ihnen nicht gönnen, besser dran sind
als wir?
Warum eigentlich sind wir nicht auch
ein wenig stolz darauf, dass Menschen zu uns kommen mit all ihren
Hoffnungen, in dem Vertrauen auf die
starke deutsche Nation? Weil wir uns
in der Welt falsch darstellen? Weil es
uns peinlich ist, dass wir nicht so sind,
wie wir sein wollen?
Ja, seid achtsam, ja, und die Gesetzeshüter sollen ihre Pflicht tun, aber
seid doch nicht so unkultiviert bösartig und neidisch. Es ist so erbärmlich kleinlich im moralischen Sinne,
wie sich Bürger dieses Landes aufführen – und es sind nicht wenige. Ich
hoffe nur, dass keinem von uns je wieder eine Flucht bevorsteht. Bloß,
wenn ich die Weltlage anschaue, kann
man nicht sicher sein, dass wir davon verschont bleiben.
Mir springt gerade der Titel des vierten Teils von „Das Lied von Eis und
Feuer“ von George R.R. Martin ins
Auge – darauf basiert die TV-Serie
„Game of Thrones“: Die Saat des
goldenen Löwen. Irgendwie passend:
Die Saat, die der goldene Löwe Kapitalismus aufgehen ließ, ist gerade
am Verbrennen – in Kriegen, Hass
und Neid. Und ich glaube, die Flüchtlingsproblematik wird vorgeschoben
thematisiert, um Schlimmeres noch
nicht ahnen zu lassen. Ich kann nur
hoffen, dass meine frühe Geburt mich
davor bewahrt. Trotzdem denke ich
immer öfter daran, wegzugehen von
hier. Nach Bulgarien zum Beispiel.
Oder wie Ingrid Winkler in die Türkei. Apropos: Ingrid hatte ich in meiner Geburtstagskolumne nicht genannt, auch Lutz Hoff nicht. Und dabei hatte er von 2003 bis 2005 mit
mir die große Helga-HahnemannRevival-Show konzipiert und auf die
Bühne gebracht. Das war eine runde
Sache – anfangs sogar mit Big Band.
Und Solisten vom Fernsehballett wie
Maik Damboldt, Stars wie Nina
Lizell, Ljubka Dimitrovska, die Gebrüder Blattschuss oder Angelika
Mann und Günther Gollasch waren
immer dabei – bis ich dann pleite war
und das Projekt aufgeben musste.
Wahrscheinlich waren wir zu früh mit
dieser Idee. Da ich aber nichts wirklich aufgebe – wer weiß, vielleicht
wird die Helga-Hahnemann-RevivalShow noch reloaded?
Wie unsere Musicalrevue „Wer ist
Herr Bunbury“ mit den Melodien des
leider im August verstorbenen Komponisten Gerd Natschinski, die Silvester im Staatstheater Cottbus wie-
der aufgeführt wird – nach sechs Jahren Pause (die Kostüme passen alle
noch!)
Ansonsten bereite ich mich gerade auf
eine neuntägige Ortsabwesenheit vor,
die mich und Paula ins Reich der Pharaonen führen wird. Paula hat ja Angst
– ich aber vertraue in Allah. Nero
Brandenburg, ehemalige RIAS-Ikone, den ich bei der poetischen, wenn
auch mit Uta Schorn leider fehlbesetzten Premiere von „Frau Luna“ in
Beelitz traf, hat mich auch bestätigt:
Er fährt jedes Jahr dreimal nach
Ägypten und schimpft, dass alles nur
Propaganda sei. Die Menschen seien
freundlich wie eh und je. Inschallah
– ich werde berichten.
Nicht, dass jetzt Neid vermutet wird:
Ich liebe Uta, aber wie rüde und
uncharmant sie dort berlinern musste,
hat mir körperlich richtig weh getan.
Doch wichtig sind ja nur die Zuschauer: Die waren happy, so dass trotz
gepfefferter Eintrittspreise noch Zusatzvorstellungen gespielt werden
konnten. Ach ja – und dann war ich
mit Bert Beel in einer Vorstellung des
„Hauptmann von Köpenick“ im
Rathaushof. Grundsätzlich muss man
das Projekt loben. Aber da steht ein
Jüngelchen als Hauptmann auf der
Bühne, der auch noch aus Hamburg
kommt. Ich weiß nicht, ob überhaupt
einer der Kollegen aus Berlin kam.
Ich meine, Heinz Rühmann war auch
kein Berliner, aber er hatte diese Verschmitztheit, die die Rolle braucht.
Und ich persönlich war einfach genervt, weil ich jedes Lied, das ja neu
komponiert worden war, sofort als
Plagiat aus einem internationalen
Musical identifizieren konnte, auch
die Choreographien waren berühmten Vorbildern entlehnt – von Cabaret bis Westside-Story, alles vorhanden. Unsere westdeutschen Begleiter
fanden allerdings die Steppnummer
schön. Tja, wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Preußen gesteppt?
Um noch einmal auf Integration zurückzukommen. Ich hatte nun endlich – beim dritten Anlauf – mit
meinem Soziologieprofessor der
FernUni in Hagen ein Thema für
die letzte Hausarbeit vor der
Bachelor-Arbeit ausgehandelt:
„Wir alle spielen Kabarett – Kann
die Inszenierung von Stereotyp und
Vorurteil im Ethno-Kabarett Interkulturelle Kommunikation befördern?“. Es war eine schwere Geburt – und dann stellt sich heraus,
dass ich diesmal vergessen hatte,
die Prüfung anzumelden, ich dumme Kuh. Also muss ich nun zum 4.
Mal dasselbe Modul belegen. Tja,
man merkt, dass ich Rentner bin!
In diesem Sinne: Trotzdem Mensch
bleiben!
Eure Daggie
14
jot w.d. 9/2015
Empfehlungen
Der Studiogast kommt aus Erfurt
„Kofferradio“ erinnnert an den am 4. August verstorbenen Komponisten Gerd Natschinski
Berlin – Jeden Sonnabend zwischen 14 und 15 Uhr erklingen beim
Sender Alex Berlin Hits und Raritäten der vergangenen 50 Jahre.
Zu empfangen über das Berliner Kabelnetz 92,6, Antenne 88,4 und
90,7 sowie im Internet (www.alex-berlin.de, www.siggitrzoss.de).
Am 5. September gibt es das Kofferradio gleich zwei Mal. Aus
aktuellem Anlass läuft um 14 Uhr nicht wie gewohnt die Geburtstagssendung. Sie ist dem am 4. August verstorbenen Komponisten
Gerd Natschinski gewidmet. Moderator Siggi Trzoß erinnert mit
Ausschnitten aus der Sendung vom 75. Geburtstag des Künstlers,
als dieser zu Gast im Studio an der Voltastraße war, und spielt einige seiner zahlreichen Kompositionen für Bärbel Wachholz, Frank
Schöbel, Peter Wieland, den Eisenbahner-Kinderchor und sein ei-
genes Orchester. Von 16 bis 19 Uhr werden Ausschnitte der LiveShow zum 500. Kofferradio aus dem FFM gesendet. Am 12. September begrüßt Moderator Siggi Trzoß im Studio den Erfurter Sänger und Musikproduzenten Jörg Hindemith. Im Gespräch erfährt
der Hörer, was aus dem Sänger von „Bitte, bitte Hanni“, „Heut
kommt Marie zurück“ oder „Ich leb gefährlich“ geworden ist. Die
Geburtstagssendung für Schlager-Akteure des Monats September
geht am 26. September über den Sender. Bis zum 6. September
können die Hörer ihre Lieblingsinterpreten auswählen (Vorschläge
per email: [email protected]). Musikwünsche oder Anregungen zur Sendung an: Kofferradio, Voltastraße 6, 13355 Berlin
oder per email oder Fax (99 150 23).
I. Dittmann
Ihr familienfreundlicher
Wohnungsanbieter lädt ein!
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Buntes Familienprogramm mit spektakulären Drachen-Flugshows,
Miniaturdrachenausstellung, Drachen-Bastelatelier, Bonbonregen,
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Reisen Sie bitte mit öffentlichen Verkehrsmitteln an.
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direkt – Briefe & Antworten
jot w.d. 9/2015
15
Sicher zu Fuß zur Schule Vortrag, Feier und Ausstellung
BUND-Aktionswochen im September für Schulen
Der BUND ruft auch in diesem Jahr
wieder gemeinsam mit dem Arbeitskreis Mobilitätserziehung Berlin alle
Berliner Schulen auf, sich an
der Aktionswoche „Zu Fuß zur Schule
– selbst sicher mobil“ zu beteiligen.
Noch immer gibt es Verkehrschaos
vor Berliner Schulen. In vielen Fällen sind es Eltern, die dafür verantwortlich sind. Sie bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule oder
holen sie ab. Die Folgen: Kinder sind
unsicher im Verkehr, bewegen sich
weniger, haben kaum Orientierungssinn und können sich schlecht
konzentrieren. Zusätzlich gefährdet
das hohe Verkehrsaufkommen die
Kinder. „Im letzten Jahr haben sich
62 Schulen mit mehr als 13 000
Schülerinnen und Schülern beteiligt.
Das zeigt uns, dass es nach wie vor
wichtig ist, für den Schulweg zu Fuß
zu werben, um die Kinder sicherer
und selbständiger zu machen“, sagt
Projektleiterin Gabi Jung. Der BUND
möchte möglichst viele Lehrerinnen,
Lehrer, Erzieherinnen, Erzieher, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler
dazu gewinnen, sich an den Aktionstagen zu beteiligen. Ob Einzelaktion
oder ganze Projektwoche, der BUND
unterstützt gerne mit Beratung und
Materialien wie z.B. Transparenten
mit der Aufschrift „Zu Fuß zur Schule“ zum Bemalen. Falls gewünscht
kommt der BUND auch an die Schule, um auf Elternabenden über die
Problematik „Elterntaxi“ zu informieren.
Anmeldungen und weitere Infos
www.mobilitaetserziehung-berlin.de
oder direkt bei [email protected], Tel: 78 79 00 31.
Carmen Schultze
Mit dem Heimatverein
Dörfer im Umland erkunden
Der Heimatverein lädt alle Interessierten für den 19. September zu seiner siebenten Exkursion in das dörfliche Umland des Bezirks MarzahnHellersdorf ein. Unter sachkundiger
Begleitung von Ortschronisten werden die Dörfer Wesendahl, Gielsdorf
und Wilkendorf besucht. Interessant
sind die Dorfanlagen und die kulturhistorisch bedeutsamen sakralen Bauten. Die Exkursion ist wieder als
Halbtagestour mit eigenem Pkw vor-
gesehen. Anmeldungen nehmen Reiner Rau (Tel. 54 37 69 97) und Claas
Reise (Tel. 67 89 64 42) entgegen.
Treffen zur Abfahrt ist 8.45 Uhr auf
dem Parkplatz unterhalb der Mühle
in Alt-Marzahn. Nach den Dorfbesichtigungen besteht die Möglichkeit, individuell in Strausberg zu Mittag zu essen. Für die Führungen in
den Dörfern wird von den Teilnehmern ein kleiner Kostenbeitrag von 3
Euro erhoben.
C. Reise
Weltmusik beim „hellen salon“
Hellersdorf –Der musikalisch-literarische
„helle salon“ im Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1, steht am 11. September unter
dem Motto „Weltmusik“. Zu Gast ist das
Musikerduo „Rosmaj“ mit Oleg Nels und
Artem Urbach (Foto: privat). Das Duo wurde 2007 gegründet. Das Programm der in
Berlin lebenden russischen Künstler umfasst
neben russischer Volksmusik u. a. ukrainische Folklore, Tango, Latino-Musik, Klezmer, französische Chansons und Walzer,
Gipsy-Musik und amerikanischen Swing.
Bilder von Irina Weisel werden ausgestellt
und können käuflich erworben werden. Kulinarische Spezialitäten der russischen Küche stimmen die Gäste auf den Abend ein,
durch den Alina Martirosjan-Pätzold führt.
Beginn 19.30 Uhr, Eintritt 18 Euro (inkl.
Speisen), Karten Tel. 553 22 76.
I.D.
Die Zehn Inkarnationen
Karlshorst – Zum „Carlshorster Salon“ lädt
der Kulturring am 25. September in das
Kulturhaus Karlshorst, Treskowallee 112,
ein. Der literarisch-musikalische Abend,
durch den Alina Martirosjan-Pätzold führt,
steht unter dem Motto „Die Zehn Inkarnationen“ und macht mit der geheimnisvollfaszinierenden Kultur des Indischen Subkontinents bekannt. Zu Gast ist die indische Choreographin und Tänzerin Rajyashree Ramesh
(Foto: privat). Sie steht seit ihrem 9. Lebensjahr auf der Bühne und lebt seit 1977 in
Berlin. Hier gründete sie ihre eigene Academy for Performing Arts.Mit ihrem Ensemble präsentiert sie verschiedene indische
Tänze. Bilder des indischen Malers Sanjay
Sikder werden ausgestellt und können erworben werden. Auf den Abend stimmen kulinarische Spezialitäten aus der indischen
Küche ein. Beginn 19.30 Uhr,
Eintritt 18 Euro (inkl. Speisen),
Karten Tel. 553 22 76.
I.D.
Peter-Weiss-Bibliothek feiert ihren 25. Geburtstag
Als sich im September 1990 eine Gruppe meist
junger Leute – Wissenschaftler, Bibliothekare,
Buchhändler – zusammenfand, um den „Verein zur Förderung der alternativen Bibliothek
Hellersdorf“ ins Leben zu rufen, konnte sich
wohl kaum einer von ihnen vorstellen, was einmal aus diesem Projekt werden würde. Damals
ging es in erster Linie darum, Bücher, wertvolles Kulturgut, vor der Vernichtung
zu bewahren und bisher nicht oder
nur schwer zugängliche Literatur für
Interessierte verfügbar zu machen.
Nach nunmehr 25 Jahren verfügt die
heutige Peter-Weiss-Bibliothek über
einen Bestand von rund 20 000 Büchern, Zeitschriften und anderen Medien und
ist – dank ihrer Präsenz im Internet – sogar über
die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt.
In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern,
wie der Buchhandlung im KIK, dem Klub 74,
Steinstatt e.V. und anderen Vereinen konnte die
Bibliothek seit 1992 etwa 450 Veranstaltungen
durchführen, die mehr als 15 500 interessierte
Besucher fanden. Ehrensache, dass auch der 25.
Geburtstag mit Veranstaltungen begangen wird.
Den Auftakt bildet am 17. September, 18.30
Uhr, in der Peter-Weiss-Bibliothek eine Begeg-
nung mit Prof. Siegfried Prokop, der zu einem
gerade in diesem Jahr wieder sehr aktuellen
Thema sprechen wird: „Der versäumte Paradigmenwechsel. Woran die DDR scheiterte“. Die
große Geburtstagsfeier findet am 19. September mit geladenen Gästen statt. Im Haus am
Beerenpfuhl begrüßen die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Vereinsmitglieder viele treue Weggefährten, Freunde und Förderer der
Peter-Weiss-Bibliothek.
Doch damit ist das „Jubiläumsjahr“
keineswegs zu Ende. Bekanntlich
war Peter Weiss, der Namenspatron,
auch Bildender Künstler. Bevor er
als Schriftsteller, Dramatiker und
Filmemacher bekannt wurde, war er bereits als
Maler und Grafiker erfolgreich. Was liegt da
näher, als auch der Bildenden Kunst einen Platz
im Festprogramm einzuräumen: Gemeinsam mit
dem Kulturring wird am 2. November, 19 Uhr,
im Kulturforum, Carola–Neher-Straße 1, eine
Grafikausstellung eröffnet. Professor Roland R.
Berger stellt „Blätter zur Literatur“ aus, von
denen viele dem Werk von Anna Seghers gewidmet sind. Bis zum Jahresende können diese
Arbeiten während der Öffnungszeiten des Kulturforums betrachtet werden.
G. Sumpf
Des Rätsels Lösung
Wenn unbeachtet auch von mir
Norwegens Musik mich kaum begleitet,
hat sie doch die beiden hier
zu einem Tanz verleitet.
Vielleicht kann mir das auch gelingen,
wenn ich die Töne erst mal höre
und mir Lust und Freude bringen,
auf dass es meine Faulheit störe.
Dies schrieb Leser L. Reichelt zur Einsendung seines Lösungswortes des vergangenen Preisrätsels auf der hier abgebildeten Postkarte. Vielen Dank dafür. Ob er tatsächlich bei der Verlosung der Preise zu den Glücklichen zählte, darf hier nicht verraten werden. Red.
jot w.d. 9/2015
So klingt es, wenn Uffz.
Nikutta den Pöbel anblafft
Letzte Seite
Danksagung für
Dienst nach Vorschrift
Die S-Bahn ersetzt seit Wochen zwischen
Wuhletal und Lichtenberg die U-Bahn, wo
wegen Bauarbeiten gar nichts mehr geht.
Der geplagte Nutzer des ÖPNV darf also
in vollen Zügen den Sommer genießen und
die schwitzenden Mitfahrer hautnah erleben. Und dann leuchtet die nette elektronische Anzeige auf, dass ein Zug leider
wieder mal ausfällt. Am zunehmend vollen Bahnsteig kommt Freude auf. Endlich
kommt die Bahn, das übliche Drängeln
und Schubsen, dann zu guter Letzt Türen
zu und los geht’s. Auf dem Biesdorfer
Bahnsteig dringt wenigstens etwas Frischluft in den Wagen, als weitere Leute zu
uns reinkommen, wo man schon das Erreichen der Kapazitätsgrenze vermutet
hatte: Es geht doch immer noch was!
Aber die Türen bleiben offen und die strenge Stimme des S-Bahn-Kapitäns dringt an
unsere Ohren: „Verlassen Sie den Einsteigebereich, oder ich fahre nicht los!“ Na,
da passen wohl doch nicht mehr alle
Reisewütigen in den Zug, ist mein erster
Gedanke. Als der Zug weiter stehen bleibt
und die Ansage noch etwas schneidiger
wiederholt wird, luge ich neugierig aus der
Tür: Ein Vermessungstrupp (sicher als Vorbote künftiger Bauarbeiten!) hat sein übliches Dreibein auf der Bahnsteigkante postiert und verursacht auch das dritte Brüllen des S-Bahnfahrers: „Wenn Sie den Einsteigebereich nicht sofort verlassen …“.
Endlich kommt ein offenbar flexibler Vorgesetzter zu dem sturen Vermessungsheini
und rettet seinen Mitarbeiter vor der Lynchjustiz der Reisenden, indem er das Stativ
vom weißen Streifen des Bahnsteigs entfernt. Halleluja, die Vorschriften zum Weiterfahren sind – nach fünf sinnlosen Minuten des Wartens – nunmehr erfüllt!
Was zeigt uns dieser
kleine Schwank aus
dem Berliner Stadtzirkus? Das sture
Einhalten aller Normen ist zwar rechtens, aber zugleich
sinnlos. Nicht umsonst klingt „Dienst
nach Vorschrift“ wie:
Bummelstreik, oder: Alles lähmende Bürokratie. Der S-Bahnfahrer und sein Gegenspieler vom Vermessungsbüro mussten
also entweder schlecht geschlafen haben,
oder sie hatten andere Gründe für ihre
Sturheit in praller sommerlicher Hitze.
Egal, auszubaden hatten es ohnehin die
im Zug eingepferchten Reisenden!
Sehr gut kann ich mir vorstellen, was passiert, wenn zum Beispiel am Dreieck
Funkturm an der Stadtautobahn mit gut
300 000 Autos pro Tag in jeder Richtung
eine auf Vorschriften pochende Behörde
die Mindestabstände nach der Regel „halber Tacho“ kostenpflichtig überwachen
würde: Nicht nur das übliche Chaos im
Berufsverkehr, sondern dauerhafter Stillstand auf der Autobahn und den Schleichwegen der Umgebung würden somit produziert. Unmöglich also die Durchsetzung
der Abstands-Norm ohne katastrophale
Folgen für das Leben in Berlin.
An dieser Stelle und am Ende eines heißen Sommers frage ich mich: Wann endlich begreifen die sturen Bürokraten und
ihre Freunde im politischen Bereich, dass
zur Einhaltung der Trinkwasserqualität an
den Kaulsdorfer Badeseen auch Papierkörbe und Toiletten gehören und eben nicht
nur Schilder, die auf das Trinkwasserschutzgebiet hinweisen?
Euer Schwejk
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Fußballerisches jot w.d.-Preisrätsel
1
B E
A D
K U
C C
2
3
4
5
Da sieht man es mal wieder: Während
der fremdsprachige Tourist, Einwanderer oder Flüchtling bei der BVG mit
„Lieber Passagier“ angesprochen
wird,blafft Unteroffizier Nikutta den
deutschen Pöbel einfach nur mit „Eingeschränkter Verkehr“ an. Mit extra Ausrufezeichen, damit sich die Rotzlöffel
bloß nicht erst was einbilden. Aber Uffz.
Nikutta
scheint zu vergessen,
dass es
eben die so herablassend
Angebrüllten
sind,
die nicht
n u r
d a s
Geld
f ü r
den Betrieb
der BVG bezahlen, sondern auch das fürstliche Gehalt von gut
einer Drittelmillion Euro im Jahr, das
Madame einstreichen. Damit sie dann
auf der Rennbahn auch etwas hermachen
und ein bisschen Steuergeld verjubeln
kann. Dafür dürfte man eigentlich auch
ein „Lieber Passagier“ in deutscher
Sprache erwarten, nicht wahr?
Cora Browne, Fotos: Nachtmann
5
6
7
8
9
10
V A
O K
E H
R U
M P
R R
Passend zum Saisonstart im Fußball
sind Begriffe mit zehn Buchstaben
folgender Bedeutung zu bilden: 1.
wird bei Foul oder Meckern gezeigt
(2 Worte), 2. größter Fußballverein
der Welt (2 Worte), 3. müssen
Schiedsrichter beherrschen, 4. italienische Art der Verteidigung, 5. richtige Bezeichnung des „Elfmeter“, 6.
hier gilt das Ko-System, 7. von Fans
gewünscht, in Profistadien verboten,
8. Spielfeldbegrenzung neben den
Toren, 9. Zeit zwischen Titelvergaben, 10. von dieser Verbrechensart ist der Weltfußball durchsetzt.
Die Buchstaben in den markierten
Feldern ergeben – neu sortiert – eine
Liederform in Fußballstadien (Mz.).
Schicken Sie Ihre Lösung bis 28. September (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr.
45, 12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. ein Kartenquiz mit Fragen rund um den Bezirk Marzahn-Hellersdorf.
Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 8/2015: 1. Nordirland, 2. Szegediner, 3.
Stonehenge, 4. Stierkampf, 5. Roussilion, 6. Gondoliere, 7. Penderecki, 8. Kopenhagen, 9. Schönbrunn, 10. Ijsselmeer. Das Lösungswort lautete: Grenzenlos.
Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!
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Niedergang im Tourismus?
Monatlich erscheint ein vom Wirtschaftskreis verbreiteter „Tourismus-Newsletter“
des Bezirks. Um dessen Existenz müsste
man sich allerdings ein wenig Sorgen machen. Denn mit dem Tourismus scheint es
bergab zu gehen. Jedenfalls sind binnen
kürzester Zeit zwei bis dato anerkannte Be-
herbungsbetriebe einer „Drittverwendung“
zugeführt worden: Im offiziell „ehemaligen
Parkhotel Kaulsdorf“ sind laut Bezirksamtsmeldung 40 Flüchtlinge untergebracht. Das
Hotel „Zu den Birken“ in Mahlsdorf soll
gerüchterweise eine Wohnstätte für Suchtkranke werden. Was sagen bloß IGA-Chef
Christoph Schmidt und der Tourismusstadtrat Christian Gräff dazu?
Cora