Bürgerbier 20. Jahrgang Nr. 9/2015 EVP: 1 Euro Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf Beim Eröffnungsrundgang zur diesjährigen „Biermeile“ machten Gambrinus und Bierprinzessin auch Ststion am Stand des Bürgerlichen Brauhauses Saalfeld, das mit seinem Märzen eines der diesjährigen „Festivalbiere“ nach Berlin gebracht hatte. Das „Ur-Saalfelder“ wurde immerhin bereits fünf Mal zum „Besten Märzemnbier Europas“ gekrönt. Und während man andernorts irgendwas von „Hoflieferanten“ raunt, ist man in der thüringischen Stadt an der Saale stolz auf seine „republikanische“ Gesinnung. Foto: Nachtmann Ein Weltstar in Biesdorf Inhalt Künstler-Serie in jot w.d.: Viele Leser werden sich an Sänger und Musiker ihrer Jugendzeit in der DDR erinnern. jot w.d. berichtet, was aus ihnen geworden ist. Heute: Die Saaletaler. Seite 3 Schloss fast fertig: Der Um- und Wiederaufbau von Schloss Biesdorf ist bald abgeschlossen, die Innenarbeiten sind nahezu beendet. Bevor Interessierte beim Tag des offenen Denkmals sich von der neuen Schönheit überzeugen können, warf jot w.d. schon einen Blick hinein. Seite 5 Turf im Aufwind: Beim diesmaligen „Blick zum Nachbarn“ beschäftigt sich jot w.d. mit der Galopprennbahn in Hoppegarten und analysiert den aktuellen Stand. Seite 7 500 Mal Kofferradio: Leser von jot w.d. wissen es längst: Der Schlager des Ostens lebt, insbesondere in der wöchentlichen Sendung „Kofferradio“ von Siggi Trzoß. Die 500. Ausgabe ging nun mit Dutzenden Interpreten live über die Bühne des FFM. Seite 8 Das war der vielleicht bedeutendste Auftritt in der gut zehnjährigen „jüngsten“ Geschichte der Parkbühne Biesdorf. Programmchef Fred Schöner ist es tatsächlich gelungen, Albert Hammond mit Band für eine Station seiner weltweiten „Songbook Tour 2015“ zu verpflichten. Hammond hat in mehr als 30 Jahren Dutzende Hits für die größten Pop- und Rockkünstler der westlichen Welt (u.a. Joe Cocker, Tina Turner) geschrieben. Insgesamt 41 Lieder und fünf Zugaben ließ er am 14. August erklingen. Das Publikum in der ausverkauften Parkbühne tobte. „Nein, wir sind noch nicht alt“, mochte so Mancher gedacht haben, als am Ende selbst die Rekonvaleszenten auf den Bänken standen und Hammond frenetisch feierten. Nach dem Minifestival „Hardliner“ am 4. und 5. September und dem „Traumzauberbaum“ am 6. sowie dem Konzert von „Engerling“ und „Zöllner“ am 18. biegt die Saison am 19. September unter dem bewährten Motto „Das Ende ist hart“ auf die Zielgerade ein: Mit Klängen von Thin Lizzy, AC/DC und Rammstein (siehe Seite 14). Foto: Nachtmann Liebe Leser, nichts hält in diesem Sommer so in Atem wie die Flüchtlingswelle. Bis die ersten Herbststürme einsetzen werden es noch einige Tausend über’s Mittelmeer versuchen, ein Teil von ihnen wird wohl auch ersaufen. Hier im Lande wird eine „Not der Unterbringung“ zelebriert, garniert mit Solidaritätsaktionen aller Art. Und natürlich auch der hässlichen Seite, die – man schaue bitte auch einmal in ausländische bzw. multinationale Fernsehstationen – mitnichten eine rein oder besonders deutsche Angelegenheit sind. Dennoch gibt es Fragen, die Politiker und Aktivisten stets umschiffen. Auch mir werden sie gestellt, ich aber verschweige sie nicht. Also: Vorangestellt sei, dass Flüchtlinge/Vertriebene wie Albert Einstein, Thomas Mann oder Marlene Dietrich weder aus dem Elend noch in ein Elend reisten. Aber sie waren die Ausnahme. Die es damals schafften (und das waren nicht die meisten), hatten es schwer im fremden Land. Nicht nur Abweisung traf sie, auch „Rückschub“, wie es die Schweiz betrieb, oder Internierung (Guantanamo lässt grüßen), Positive Diskriminierung? die in den USA erwogen und in einigen Fällen auch praktiziert wurde. Man lese nur die Bücher von Erich Maria Remarque! Eine freundliche(re) Aufnahme ist also ein Gebot der Stunde. Doch wäre es durchaus hilfreich, ein paar Erklärungen anzubieten. Beispielsweise auf die Frage, die mir ein Leser vor wenigen Tagen sinngemäß so stellte: „Gestern noch sah ich sie abgerissen ohne Habe auf erbärmlichen Seelenverkäufern auf dem Mittelmeer, heute sitzen sie mit Smartphones auf Parkbänken und telefonieren/facebooken/whatsappen/twittern endlos. Wer bezahlte die Geräte, wer die Gebühren? Ich kann mir das nicht leisten.“ In einer Mitteilung der Humboldt Universität lese ich, dass Flüchtlinge als Gasthörer willkommen sind und ihre Gasthörerschaft „nicht an Gebühren scheitern“ werde. Ist die Gasthörerschaft für Hartz-4-Empfänger auch gebührenfrei? Und gab es für diese Leute auch „Willkommensplätze“? Ein Blick in die Unterkünfte (wie ihn auch diese Zeitung kürzlich warf) zeigt nigelnagelneue Einrichtungen. Eine allein erziehende Leserin schrieb mir, ihr wurde eine neue Waschmaschine vom Amt abgelehnt, sie möge es mit einer (gebrauchten) aus dem HelpLaden versuchen. Aus den USA stammt die Idee der „positiven Diskriminierung“, die besagt, dass bisher Diskriminierte (dort also z.B. Afroamerikaner, Latinos, Asiaten) u.a. bei der Personalauswahl eine „Bonus“ bekommen sollen. Das Ergebnis können wir seit einigen Jahren sehen. Es sind – in US-Worten ausgedrückt – verstärkte Rassenunruhen. Wohlgemerkt: Es gibt keine illegalen Fluchtgründe, es gibt nur (nach derzeitigen Gesetzen) illegale Einwanderer. Es ist daher die Systemfrage, die es als erstes zu stellen und zu lösen gilt. Aber welcher deutsche Politiker, vom „Stammtisch“ ganz zu schweigen, will das schon? Ehe Sie nun in Flüchtlingsabwehr oder Helfersyndrom verfallen, wünsche ich Ihnen erst einmal viel Spaß mit dieser 229. Ausgabe von jot w.d. Ihr Ralf Nachtmann 2 jot w.d. 9/2015 Das Weinen Afrikas Theater mit 126-jähriger Tradition droht das Aus Künstler wollen mit einem Benefizabend Zeichen zum Erhalt des Stadttheaters Cöpenick geben Köpenick – Hier spielten schon Claire Waldoff und Helmut Zacharias – am 14. Februar 1889 schlag die Geburtsstunde des Cöpenicker Stadttheaters. Damals noch in Klein‘s Hotel am Alten Markt. Seit Anfang der 1990-er Jahre begann der Spielbetrieb an der Friedrichshagener Straße. Seitdem realisierte das kleine Theater (Träger ist die Kunstfabrik Köpenick) mehr als 125 Eigenproduktionen für Erwachsene und Kinder und zahlreiche Gastspiele. Doch wie über vielen kleinen Theatern und Kulturstätten hängt seit einiger Zeit auch über dem Cöpenicker Stadttheater an der Friedrichshagener Straße 9 das Damoklesschwert. Von drohender Schließung ist seit Monaten die Rede, weil seit 2015 Fördermittel gekürzt wurden oder ganz weg blieben. Dabei geht es nicht um Mil- lionen. Schon eine sichere Basisfinanzierung um die 150 000 Euro würde den Erhalt sichern, heißt es im Theater. Wenn nichts passiert, ist am 30. November Schluss. Dieses kulturelle Kleinod muss erhalten werden, sagen Besucher, die hier seit vielen Jahren unterhaltsame und entspannte Stunden in angenehmer Atmosphäre verbringen und Künstler, die bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen im Stadttheater auf der Bühne stehen. Nun will die Künstleragentur Heising, die in den vergangenen Jahren mehrere Gastspiele im Theater initiierte, ein Zeichen setzen und organisierte für den 9. September eine Benefizveranstaltung. Detlef Heising: „Die Hoffnung stirbt zuletzt und diesem Funken Hoffnung möchten wir mit unserer Benefizveranstaltung Kraft geben. Denn es wäre sehr schade, wenn Aktuell dieses wunderbare kleine Theater mit einer über 125-jährigen Tradition schließen müsste.“ Zu den Künstlern, die an diesem Abend auftreten, gehören Uwe Jensen, Gerd Christian, Ingeborg Krabbe, Uta Schorn, Franziska Troegner, Heiko Reissig, Volker Jung, Urte Blankenstein, Regina Thoss u.a. Die Moderation übernehmen Detlef Heising und Lutz Hoff. Beginn 19.30 Uhr. I. Dittmann Aus dem Spielplan: 13. September, Prominente im Gespräch, mit Lutz Hoff und Ursula Karusseit! 17. September, Premiere der Gangsterkomödie „Zwei wie Bonnie und Clyde“; 27. September, Sonntagsmatinee – Gregor Gysi im Gespräch mit Falk Dathe vom Tierpark Berlin. Kartenvorverkauf Tel. 650 16 234 oder online. Endspurt bei der Bürgerbefragung 50Plus Marzahn-Hellersdorf – In den Sommermonaten fand im Bezirk zum vierten Mal eine Befragung von Personen ab dem 50. Lebensjahr mit dem Titel „50 und älter in Marzahn-Hellersdorf 2015“ statt. Dazu verteilte das Sozialwissen- schaftliche Forschungszentrum SFZ im Auftrag des Bezirksamtes an 10 000 zufällig ausgewählte Personen Fragebögen. Um verlässliche und zutreffende Daten für die Fortschreibung der Altenplanung des Bezirkes zu erhalten, bitten Sozial- stadträtin Dagmar Pohle und Projektleiterin Hanna Haupt um größtmögliche Beteiligung. Erhebung und Auswertung der Daten finden selbstverständlich streng anonym statt. Nicht vergessen: Einsendeschluss 15. September. In eigener Sache: Die erste Ausgabe von jot w.d. erschien im Mai 1996. Im April 2016, also nach genau 20 Jahren, wird die Zeitung in der jetzigen Form voraussichtlich letztmalig erscheinen. In Planung befindet sich ein veränderter Nachfolger. Red. Aboschein Ja, ich möchte Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf jeden Monat erhalten und abonniere die Zeitung bis April 2016 zum monatlichen Preis von 1 Euro incl. Zustellung, (außerhalb des PLZ-Bereiches 126** 2 Euro) Das Abonnement endet automatisch. Den fälligen Betrag überweise ich innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt der Rechnung. Mit meiner Unterschrift nehme ich zur Kenntnis, dass ich meine Bestellung ohne Angabe von Gründen innerhalb von 10 Tagen bei der Bestelladresse schriftlich widerrufen kann (rechtzeitige Absendung genügt). Bitte liefern Sie Einer der vielen Beiträge der Mahlsdorfer Künstlerin Birgit Schöne zur aktuellen Flüchtlingsproblematik. jot w.d. entsteht in gemeinnütziger, ehrenamtlicher Arbeit als Bürgerzeitung für Biesdorf, Hellersdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Redakteure und Mitarbeiter erhalten dafür kein Entgelt. Die Redaktion freut sich über Ihre Spenden für die Herausgabe dieser Zeitung genauso wie über Ihre Kritiken, Anregungen, Informationen, Briefe, Artikel, Fotos ... So erreichen Sie die Redaktion: Post: jot w.d., Müllerstraße 45, 12623 Berlin Tel.: 56 58 70 99, email: [email protected] Im Internet unter www.jotwede-online.de Anzeigenberatung: 0179-6987186 Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Spendenkonto IBAN: DE80 1007 0024 0496 6222 00 Vom Finanzamt anerkannte Spendenquittungen werden auf Wunsch ausgestellt und zugesandt. Die nächste Ausgabe von jot w.d. erscheint am 1. Oktober 2015 Redaktionsschluss: 22. September 2015, Anzeigenschluss: 24. September 2015 an folgende Adresse: Name:................................................................................... IMPRESSUM jot. w. d. Straße:.................................................................................. Die Bürgerzeitung aus Marzahn-Hellersdorf PLZ, Ort:............................................................................... Herausgeber: Verein zur Unterstützung öffentlicher Diskussion am nordöstlichen Stadtrand e. V. Anerkannt gemeinnützige Körperschaft Müllerstraße 45, 12623 Berlin, Telefon: 56 58 70 99, Email: [email protected] Redaktion: Ingeborg Dittmann, Ulrich Clauder, Ralf Nachtmann (Leitung, Gestaltung und Produktion) Ständige Autoren: L. Schuchert, H. Sandow, H. Stehling, D. Neidigk Anzeigenleitung: Ralf Nachtmann, Tel. 0179-6987186, Abo-Verwaltung: Bernd Preußer, Tel. 56 20 173 Druck: BVZ, www.berliner-zeitungsdruck.de Telefon:................................................................................. Datum:.................. Unterschrift:..................................... Ausschneiden und per Post an: jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin oder per Fax: 56 20 173 email-Bestellung unter: [email protected] Erscheinungsweise: monatlich; Verkaufspreis 1 Euro; Abo-Preis: 1 Euro, Rechtsanspruch auf Belieferung haben nur Abonnenten Nächste öffentliche Redaktionssitzung: voraussichtlich Freitag, 18. September, Ort und Zeit bitte telefonisch erfragen Die Redaktion behält sich das Bearbeiten von Beiträgen vor. Keine Haftung für eingesandte Beiträge und Fotos. Namentlich gezeichnete Beiträge stimmen nicht in jedem Falle mit der Meinung der Redaktion überein. Vereins- und Spendenkonto: IBAN: DE80 1007 0024 0496 6222 00 Leute jot w.d. 9/2015 Seine Melodien gingen um die Welt Zum Tod des großen Komponisten Gerd Natschinski Gerade in den letzten Jahren begegneten wir dem Komponisten und Orchesterleiter Gerd Natschinski häufig. Noch mit über 80 Jahren besuchte er Veranstaltungen, gerade hier in unserem Bezirk – ob bei „Siggies Kofferradio“, im Freizeitforum Marzahn oder im Kulturforum Hellersdorf, wo Lukas, mit 20 Jahren der jüngste seiner vier Kinder, allmonatlich Jazz und Swing zelebriert. Vater Natschinski hingegen machten einst ganz andere Melodien berühmt – Operetten, Musicals, Orchesterwerke, Filmmusiken und Schlager. 13 Musiktheaterstücke komponierte der am 23. August 1928 in Chemnitz geborene Künstler, Musik zu mehr als 70 Filmen und rund 400 Lieder, von denen viele im wahrsten Sinne des Wortes Schlager wur- den. Darunter „Zwei gute Freunde“ für Fred Frohberg oder „Damals“ für Bärbel Wachholz. In den 60-er Jahren war die Operette „Messeschlager Gisela“ in aller Munde (Wiederaufführung 1998), dann das Musical „Mein Freund Bunbury“, eines der erfolgreichsten deutschen Musiktheaterstücke mit 167 Inszenierungen in zehn Sprachen. Auf vielen Bühnen wurde jahrelang sein Ballett „Hoffmanns Erzählungen“ aufgeführt. Geradezu Kultstatus erreichte der Film „Heißer Sommer“ (1968), zu dem er gemeinsam mit Sohn Thomas Natschinski die Filmmusik schrieb. Davor waren es u.a. „Meine Frau macht Musik“ (1958), „Revue um Mitternacht“ (1962) oder „Reise ins Ehebett“ (1966). Ernst Eisler, dessen Meisterschüler Natschinski zwischen 1950 und 52 war, sagte einmal zu ihm: „Schreiben Sie Gebrauchsmusik, das ist eine Musik, die gebraucht wird!“ Diesen Rat befolgte der damals junge Komponist (Er wurde 1952 Leiter des Großen Tanz- und Unterhaltungsorchesters des Berliner Rundfunks.) bis zum Ende seines Lebens. I. Dittmann jot w.d. veröffentlichte in der August-Ausgabe 2013 einen Beitrag über den Künstler in der Reihe „Musiklegenden des Ostens“. Abb.: Gerd Natschinski beim 400. „Kofferradio“ live im Berliner Kriminaltheater. Foto: Dittmann Jürgen von Woyski im Kulturforum Hellersdorf – Am 7. September, 19 Uhr, eröffnet der Kulturring in Kooperation mit der Jürgen-vonWoyski-Stiftung Hoyerswerda im Kulturforum eine Ausstellung mit Zeichnungen und Aquarellen, auf denen der Bildhauer Eindrücke seiner zahlreichen Reisen fest- hielt. Von Woyski (1929-2000) war in der DDR ein bekannter Künstler, der sich mit seinen Werken an der Gestaltung von Stadträumen beteiligte – in Hoyerswerda, Cottbus, Rostock, Nordhausen, Eisenhüttenstadt und anderen Städten. Seit 1946 beschäftigte er sich mit Malerei, absolvierte eine Steinmetzlehre und studierte später an der Kunstschule Burg Giebichenstein (Halle) und der Kunsthochschule in Berlin Weißensee Plastik. Er war Mitglied der Akademie der Künste und Nationalpreisträger der DDR. Von Woyski übte seit 1981 verschiedene Lehrtätigkeiten aus (TU Cottbus, Berlin) und wurde 1998 Ehrenbürger von Hoyerswerda. Die Ausstellung ist vom 7. September bis zum 26. Oktober im Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1, Montag bis Freitag, 9 bis 16.30 Uhr, und während der Veranstaltungen im Haus zu sehen. Eintritt frei. I.D. 3 Musiklegenden des Ostens – jot w.d.-Serie, Teil 130 In der Juli-Ausgabe 2004 begannen wir, Künstler vorzustellen, die in der Jugendzeit vieler unserer Leser – also in den 50er, 60er, 70er und 80er Jahren – Schlagzeilen machten. Wie ist es den Publikumslieblingen von einst ergangen? jot w.d. traf viele von ihnen. Wir setzen unsere Serie in dieser Ausgabe mit den Original Saaletalern fort. Die Original Saaletaler Die sächsische Band mit dem Blasmusiktrend Eine Musikrichtung, die in unserer Reihe bisher fehlte, repräsentiert eine Band aus Weißenfels, die in diesem Jahr ihr 45jähriges Bestehen feiern kann: Die „Original Saaletaler“. 1970 von Peter Wolf und Gerhard Schmidt gegründet, avancierten die Saaletaler schon bald zu einer Spitzenformation volkstümlicher Musik. Ihr Erkennungszeichen: Stimmungsvolle Blasmusik, durchsetzt mit modernen Instrumentalklängen, Humor und manchmal auch etwas Klamauk. Ihre Absicht: Stimmung, Spaß und gute Laune zu verbreiten. Und dazu verhalfen ihnen neben entsprechenden Texten und ihrer Musik jede Menge Requisiten, Kostüme, Nebelscheinwerfer, eine Spezial-Lichtanlage, Gaginstrumente und auch mal ein Feuerwehrschlauch. Die Ur-Besetzung der Band: Wolfgang Ködel (Klavier, Trompete, Gesang), den die Saaletaler von der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar in ihre Reihen lockten. Der Leipziger Peter Oelschlegel (Gesang) führte als Sprecher durchs Programm. Wolfgang Fiebig war der Komiker der Band, die Ulknudel, die immer aus der Reihe tanzte. Gerhard Schmidt, der Chef, spielte Saxophon und Trompete. Peter Wolf, der Mann am Schlagzeug, war der Organisationschef der Truppe und schrieb neben Heinz Klembalski, Dagmar Blechschmidt und Klaus Fisch viele der Texte. Hits der Band wie „Der Winzer Adulek“, „Dauercamper“ oder „Wir sind die sächsische Band mit dem Blasmusiktrend“ stammen aus seiner Feder. Reiner Piechotta (Gitarre, Gesang), von Allen Leo genannt, war der jüngste Saaletaler. Er kam über Spielmannszug und Singeklub zur Band. Eckhard „Ecki“ Zinne (Trompete) stieß erst 1986 dazu und küm- merte sich als gelernter BMSRTechniker um die Band-Technik. Walter Ipatiev (Bassgitarre, Tuba, Gesang), genannt „Ipse“, profilierte sich auch als Moderator der vielen Tanzveranstaltungen, die die „Original Saaletaler“ zwischen Suhl und Rostock bekannt machten. Er gehört noch heute zum „Team“, das nach 45 Jahren nur noch aus zwei Musikern besteht. Der zweite heißt Rudolf „Robby“ Mildner (Keyboards, Posaune, Akkordeon), als Komponist und Arrangeur der künstlerische Leiter der Saaletaler. Der ehemalige Ingenieur für Maschinenbau kümmerte sich auch um die BandTechnik und steuerte das „gruppeneigene Fahrzeug“. Die beiden suchen nun noch eine Sängerin. Republikweit bekannt wurden die In dieser Serie erschienen bisher: Heinz-Jürgen Gottschalk, Ingo Graf, Mary Halfkath, Hans die Geige, Michael Hansen, Monika Hauff/ Klaus-Dieter Henkler, Monika Herz, Jörg Hindemith, Ruth Hohmann, Andreas Holm & Thomas Lück, Lutz Jahoda, Dieter Janik, Uwe Jensen, Erhard Juza, Karat, Karussell, Barbara Kellerbauer, Britt Kersten, Jürgen Kerth, Herbert Klein, Helmut Kluwe, Zsuzsa Koncz, Jiri Korn, Henry Kotowski & Die Sputniks, Horst Krüger, Thomas Kurzhals, Aurora Lacasa, Reinhard Lakomy, Anke Lautenbach, Klaus Lenz, Lift, Wolfgang Lippert, Angelika Mann, Gisela May, Achim Mentzel, Sandra Mo & Jan Gregor, Monokel, Ger ti Möller, Gr uppe MTS, Gaby Munk & Ingo Krähmer, Gerd Natschinski, Thomas Natschinski, Roland Neudert, Omega, Peter Paulick, Ines Paulke, Brigitte Ahrens, Rosemarie Ambé, Julia Axen, Franz Bar tzsch, Arndt Bause, Olaf Berger, BERLUC, Hans-Jürgen Beyer, Hansi Biebl, Holger Biege, Dieter Birr, Helga Brauer, Uschi Brüning, Ralf Bursy, Gerd Christian, City, Dieter D. (Dieter & Dieter), Tamara Danz, Kurt Demmler, Stefan Diestelmann, Dieter Dornig, Walter Eichenberg, Hartmut Eichler, electra, Engerling, IC Falkenberg, Ina-Maria Federowski, Günther Fischer, Veronika Fischer, Franke-Echo-Quintett, Dagmar Frederic, Maja Catrin Fritsche, Arnold Fritzsch, Fred Frohberg, Dorit Gäbler, Rainer Garden, Günter Geißler, Gitte & Klaus, Günter Gollasch, Peter Gotthardt, „Original Saaletaler“ vor allem durch ihre Mitwirkung an diversen Unterhaltungssendungen des Fernsehens – vom „Oberhofer Bauernmarkt“ über „Musikanten sind da“, dem „Herbert-Roth-Festival“ bis zu „Im Krug zum grünen Kranze“. Rund 40 Rundfunkproduktionen können die Musiker vorweisen, darunter Songs wie „Am Tor zum Thüringer Land“, „Auf zur Rudelsburg“, „Gelobtes Jena“, der „Hühnerhof-Rock“, „Mein Naumburg“, das „TelelottoLied“, „Petri heil“ und natürlich „Wir sind die sächsische Band“. Eines ihrer erfolgreichsten Jahre war 1986, als sie beim „Oberhofer Bauernmarkt“ mit „Der Winzer Adulek“ den ersten Platz im Blasmusik-Wettbewerb gewannen. 25 Jahre danach war die CD mit dem Song Deutschland weit 100 000 Mal verkauft und die Saaletaler bekamen dafür die „Goldene Schallplatte“. Auch ihre 2010 erschienene CD „Kopfüber in den Spaß“ wurde ein Erfolg. Insgesamt absolvierten die „Original Saaletaler“ 4500 Liveauftritte im In- und Ausland und hatten mehr als 100 TV-Auftritte. Auch heute stehen sie noch in kleiner Besetzung auf der Bühne, zum Beispiel beim „Sachsen-Anhalt-Tag“. Einen großen Hit landeten sie 1997 auch mit ihrer HFC-Hymne für den Hallenser Fußballclub. Ihr neustes Werk, das „Pro-BierLied“, soll 2016 zum 20. Bierfestival als Hymne uraufgeführt werden (Text Klaus Fisch, Komposition Robby Mildner). Ingeborg Dittmann Abb.: 1986 gewannen die Saaletaler beim Oberhofer Bauernmarkt, Walter Ipatiev und Rudolf Mildner 1987 vom Zeichner Klaus Vondra gemalt, die aktuele CD. Fotos: Lippmann, privat Jenny Petra, Eva Maria Pieckert, Die Prinzen, Die Puhdys, James W. Pulley, Thomas Putensen, Ingrid Raack, Brigitte Rabald-Koll, Reform, Rote Gitarren, Gaby Rückert, SANDOW, Christian Schafrik, Fred Schmidt, Sonja Schmidt, Vera Schneidenbach, Frank Schöbel, Peter Schreier, Christel Schulze, Hartmut Schulze-Gerlach, Susi Schuster, Sonja Siewer t & Herbert Klein, Silly, Sven Simon & Pallas Band, Reiner Süß, Dina Straat, Theo-SchumannCombo, Tina, Regina Thoss, TRANSIT, Christiane Ufholz, Siegfried Uhlenbrock, Helena Vondráckova, Bärbel Wachholz, Jürgen Walter, Arnulf Wenning, Peter Wieland, Harald Wilk, Alfons Wonneberg, Pascal von Wroblewsky, Petra Zieger, Wolfgang Ziegler sowie 1 Sonderausgabe. 4 jot w.d. 9/2015 Großsiedlung Kursleiter für Englisch gesucht Nicht alle Latten am Zaun Hellersdorf – Für das Stadtteilzentrum Hellersdorf-Ost, Albert-Kuntz-Straße 58, sucht der Träger MITTENDRIN einen Kursleiter auf Honorarbasis für den bestehenden Sprachkurs Englisch. Interessenten wenden sich an Detlef Granzow, den Leiter der Einrichtung, Tel. 99 49 86 91, email: [email protected]. Demolierte Einfriedung der Wendeschleife harrt der Erneuerung Sport mit CITY-Konzert Marzahn – Auf dem VictorKlemperer-Platz (vor’m FFM) findet am 20. September, 13 bis 20 Uhr, unter dem Motto „Marzahn bewegt“ der Sporttag der Wohnungsgesellschaft degewo statt. Die Besucher erwarten viele sportliche Angebote (Segwayparcours, Sumo Wrestling, Aerotrim etc.) sowie ein buntes Bühnenprogramm. Höhepunkt ist ein Konzert der Gruppe CITY ab 18.30 Uhr. Eintritt frei. I.D. Gassenhauer zur Liebe in Berlin Hellersdorf – Beim Seniorennachmittag mit Kultur am 9. September im Stadtteilzentrum, Albert-Kuntz-Straße 58, geht es um „Berlin und seine Pärchen“. Gerda Buchholz und Blüten-Benno präsentieren Gassenhauer und Berliner Melodien. Eintritt 2,50 Euro, Kaffeegedeck 1,50 Euro. Anmeldung Tel. 99 49 86 91. I.D. Alt-Marzahner Erntefest Marzahn – Die Einfriedung der Straßenbahnwendeschleife zwischen Klandorfer und Schorfheidestraße hat nicht mehr alle Latten am Zaun. Auf diesen misslichen Umstand macht der Vorsteher des gleichnamigen Ortsteils der Gemeinde Ahrensfelde, Peter Hackbarth aufmerksam. Die kleine Holzgittereinfassung sei seit langem Wind und Wetter, Zerfall und Zerstörung ausgesetzt (vgl. Bildfolge). Allerdings walteten hier nicht zuvörderst rohe Kräfte ziellos, sondern vorsätzlich wurde niedergetreten, was unter die Füße kam. Ursprünglich ist mit diesem Zaun die Grenze der BVG-Gleisanlage markiert worden, auf der Straßenbahnen der Linien M 8 und 16 ankommen und wieder abfahren. Außerdem lenkte die Einfriedung potenzielle Fahrgäste zu den offiziellen sicheren Über- und Zugängen. Sie befinden sich etwas südlicher, vis à vis dem Abenteuerspielplatz und den Kindertagesstätten „Marzähnchen“ und „Pfiffikus“ sowie an der Eichhorster Straße. Erwachsene Zweibeiner, die sich vielleicht selbst als Pfiffikus einstufen, trampelten die Holzgitter an verschiedenen Stellen nieder, um direkt auf die Gleise und an die Haltestelle zu gelangen. Dass dieses hirnrissige Tun das eigene Leben bzw. die Gesundheit aufs Spiel setzt, scheint keine Rolle zu spielen. Aber es sind Schienenfahrzeuge, die da rollen, deren Fahrerinnen und Fahrer zuweilen Marzahn – Der Wahlkreisabgeordnete Wolfgang Brauer und das Haus der Begegnung M3, Mehrower Allee 3, laden am 29. September, 18 Uhr, zur Veranstaltung „Hilft uns denn niemand? – Sexuelle Selbstbestimmung und ihre Folgen heute“ ein. Nach der Vorführung des Films „Cyankali“ (1977) bietet sich Gelegenheit zur Diskussion. Auf dem Podium nehmen neben Moderator Brauer Gesundheitsstadträtin Dagmar Pohle, Dr. Ines-Petra Scheibe vom Humanistischen Verband Deutschlands und die Frauenärztin Dr. Christiane Tennhardt Platz. Eintritt frei. RN „tote Winkel“ zu überbrücken haben. Die Gleichgültigkeit und Unachtsamkeit am Gleisbett haben nach Ansicht von Anwohnern beider Ortsteile in dem seit 20 Jah- Cecilienplatz barrierefrei machen Marzahn – Am Wochenende 12./13. September findet zum 21. Mal das beliebte Familienfest rund um die Mühle in AltMarzahn statt. Sonnabends ist von 10 bis 22 Uhr geöffnet, am Sonntag zwischen 10 und 19 Uhr. Viele Stände von Vereinen und Firmen laden zum Bummeln ein. Es gibt eine Kunstmeile sowie einen Keramikmarkt am „Schamottchen“ und am Bauerngarten. I.D. Thema sexuelle Selbstbestimmung Unübersehbare Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Fotos: Preußing Regina Saeger, Ottilie Vonbank, Alexander Herrmann und Norbert Schulz wollen Verbesserungen. Hellersdorf – Anfang Juli startete der Abgeordnete Alexander J. Herrmann einen „Ideendialog rund um den Cecilienplatz“. Der Platz befindet sich im Besitz der Stadt und Land WohnbautenGmbH. Dem Aufruf folgten u.a. Regina Saeger, Vorsitzende der Seniorenvertretung in MarzahnHellersdorf, Norbert Schulz, ein im Bürgerhaushalt aktiver Bürger und Ottilie Vonbank, die derzeit das Stadtteilzentrum HellersdorfSüd leitet. Am 20. August übermittelten die drei Herrmann den Vorschlag, zwischen Pflegewohnpark und U-Bahn einen Streifen des kopfsteingepflasterten Platzes durch rutschfeste Platten zu ersetzen. Das soll es für Rollstuhl- und Rollatorfahrer oder jene, die einen Kinderwagen schieben, leichter machen, den Cecilienplatz zu überqueren. Das holprige Pflaster ist für manche der Anwohner ein unüberwindbares Hindernis. Aber auch mit Rollkoffer und Hackenschuh kann der Bodenbelag des Cecilienplatzes zum Verhängnis werden. Diese Idee wurde übrigens bereits in den Bürgerhaushalt eingebracht. In dem Gespräch stellte sich sehr schnell heraus, dass alle am Tisch Versammelten der Meinung sind, der Cecilienplatz müsse für Jedermann nutzbar sein. Also auch für bewegungseingeschränkte Menschen. Herrmann wird in Gesprächen mit der Wohnbauten-Gesellschaft auf die Notwendigkeit der Barrierefreiheit des Platzes hinweisen. Eventuell wird es ein gemeinsames Gespräch zum Thema mit der Seniorenvertretung, Stadt und Land und Herrn Herrmann geben. Wir hoffen jedenfalls, dass aus all diesen Gesprächen Aktionen folgen. O. Vonbank ren vermaledeiten Umgang mit der Planung und Realisierung einer Umgehungsstraße B 158 n für Ahrensfelde eine ihrer Ursachen. Dieses Projekt – älter als der BER – ist derzeit im Planfeststellungsverfahren festgefahren. Unabhängig davon sieht der Plan vor, dass im Falle des Straßenbaus die Straßenbahnwendeschleife einige Meter nach Süden verschwenkt werden muss. Auf diese indes ungewisse Perspektive derart zu vertrauen, dass dem Zustand des kleinen Holzgitterzauns keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist leichtfertig und fahrlässig auch für die Allgemeinheit. Die End- und Starthaltestelle Ahrensfelde wurde am 6. Oktober 1986 mit den BVB-Linien 12, 14 und 18 in Betrieb genommen. Sie komplettierte die Süd-NordTrasse, die mit den Wohnquartieren mitgewachsen ist. Vor diesem Datum endete der Straßenbahnbetrieb an der Schleife Wuhletalstraße, die damals nach dem DDR-Bergbauaktivisten Adolf Hennecke benannt war. In Anbetracht des bevorstehenden 30. Jahrestages sollte es für die BVG und das Quartiersmanagement geradezu eine Frage der Ehre sein, die Linienverlängerung und damit die Beendigung des charakteristischen Nordmarzahner Sandlatscherwesens – mindestens zweimal täglich durch den Seelgraben – also auch mit instandgesetzten Einfriedungen würdig zu begehen. Wann die Umgehungsstraße kommt, ist ungewiss, wann der 30. Jahrestag kommt, steht dagegen felsenfest. Und spätestens da sollten wieder alle Latten am Zaun sein. Torsten Preußing Benefiz-Vorstellung im Zirkus Hellersdorf – Eine Benefiz-Gala zugunsten der Flüchtlingshilfe veranstaltet der CIRCUS MORENO bei seinem Gastspiel in MarzahnHellersdorf auf der Festwiese an der Alten Hellersdorfer Straße am 10. September, 17 Uhr. Stargast in der Circusvorstellung ist an die- sem Nachmittag der bekannte Schlagersänger Andreas Schenker, unter anderem bekannt durch seinen aktuellen Hit „Barfuß durch die Hölle“. Ein Teil der Einnahmen aus dieser Vorstellung wird der Hilfe für die Flüchtlinge zugutekommen. GC Bezaubernde Akrobatik zeigt der Zirkus. Foto: Moreno Kleinsiedlung jot w.d. 9/2015 5 Der Keller bleibt bombensicher Innenausbau von Schloss Biesdorf nahezu abgeschlosssen – geheime Personalsuche? Biesdorf – Es waren ein paar kleine, aber ganz legale Tricks, die es dem Bezirksamt in Gestalt von Kulturstadträtin Juliane Witt und den Architekten um Maria Pinardi gestatteten, den denkmalgerechten Um- und Wiederaufbau von Schloss Biesdorf im (für den Erhalt von Fördermillionen unabdingbaren) Zeitplan umzusetzen. So wurden Fassadenerneuerung und Gestaltung der Außenanlagen ausgegliedert. Das war nötig, weil unerwartete und besonders unliebsame „Entdeckungen“ bei der Vorbereitung des Wiederaufbaus des beim Kriegsende abgebrannten Obergeschosses gemachtwurden. Während Bauleiter Alexander Pechmann lächelnd nur über „erstaunliche Funde“ sprach, bekannte Witt, dass „zu unserer Erschütterung riesige Schuttmengen unter der Treppe“ gefunden wurden. Solche waren bei der notdürftigen Sicherung Ende der 1940-er Jahre auch in früheren Nischen einfach eingemauert worden. Die Träger des Daches „in Besenstielstärke“ gaben der Stadträtin Anlass zur Vermutung, ob das Dach gleich runterfalle oder sofort. Auf der anderen Seite hatten Pechmann und seine Leute entdeckt, dass die Kellerdecke bereits 1940 bombensicher gemacht wurde, indem man in einem Raster von 60 Zentimetern Stahlträger verlegte, diese mit Stoltedielen versah und die ganze Konstruktion mit einer dicken Sandschicht als Splitterschutz bedeck- Eichenholzparkett gehört zur noblen Innenausstattung. Foto: Nachtmann te. Weil die Bauleute befürchteten, beim Entfernen dieser Luftschutzmaßnahme könnte das gesamte Gebäude einstürzen, beließen sie es bei der Konstruktion. Beim nächsten Bombenkrieg könnten also ... Das jedoch steht hoffentlich nie zu erwarten. Daher wird das Schloss am 8. September termingerecht und genau zwei Jahre nach der Feier „Abschied vom Schloss“, die ebenfalls unter Witt’scher Ägide stattfand, an das Bezirksamt übergeben. Um von diesem stehenden Fußes zur Betreibung durch die Grün Berlin Park und Garten GmbH weitergereicht zu werden. Offiziell tritt der abgeschlossene Betreibervertrag zwar erst am 1. August 2016 in Kraft, doch laut Aussage von Witt sollte Grün-Chef Christoph Schmidt bereits ab September das neue Personal auswählen, damit „beauftragte Mitarbeiter“ am 1. Januar ihre Arbeit in den Büros im Keller aufnehmen. Von einer öffentlichen Suche nach künftigen Mitarbeitern war jedoch bisher nichts zu spüren, nicht einmal auf der Internetseite des Staatsunternehmens. Sollen womöglich „verdienstvolle Genossen“ mit wohlfeilen Arbeitsverträgen versorgt werden? Wie auch immer – einen umfassenden Eindruck vom Haus in neuer alter Schönheit können sich Interessierte aus nah und fern zunächst beim diesjährigen Tag des offenen Denkmals am 13. September verschaffen. Von 12 bis 18 Uhr gibt es Konzerte, Ausstellungen, Lesungen und natürlich Führungen durch’s Haus. Der Umweltsenator ist angekündigt, nicht aber der für Kultur zuständige Staatssekretär, der sich ja ohnehin mehr auf Popkultur verlegt zu haben scheint. Seine „Feuertaufe“ wird das Schloss ohnehin erst nach der offiziellen Eröffnung (9. September 2016) bestehen müssen, wenn es einerseits als Ausstellungsort für Kunstwerke der Sammlung auf Burg Beeskow und andererseits als vielfältiger Kulturort mit akzeptabler Nutzungsintensität (und diese nicht nur staatlich organisiert) dient. Möge Christoph Schmidt bei der Auswahl des künftigen Personals eine glückliche Hand haben und seine Ohren gegen politisch motivierte Einflüsterungen fest verschließen. Ralf Nachtmann „Bürgerforum“ auf dem Fahrrad Informative Fahrrad-Spielplatz-Tour mit dem Abgeordneten Mario Czaja Mahlsdorf – Eine lange Fahrradschlange – vornehmlich junge Familien mit vielen Kleinkindern – zog am sonnigen Nachmittag des 29. August viele Blicke der Passanten auf sich. Die CDU Kaulsdorf/Mahlsdorf und der Wahlkreisabgeordnete Mario Czaja hatten zu einer Kieztour per Drahtesel zu drei Spielplätzen in Mahlsdorf Süd eingeladen, um mit den Anwohnern Fragen zu debattieren wie: Sind die derzeitigen Spielplätze ausreichend und für die Kinder einladend? Wo besteht Sanierungs- bzw. Ausbaubedarf? Nach dem Start am Kieztreff „Kieke mal“ am Hultschiner Damm 84 A wurde zuerst der Spielplatz Langenbeckstraße angefahren. Während die Kleinen sogleich Rutsche, Sandkasten und Schaukeln in Beschlag nahmen, nutzten ihre Eltern die Gelegenheit, ausgiebig mit dem Wahlkreisabgeordneten über Fragen ins Gespräch zu kommen, die ihnen auf der Seele brannten. Da ging es dann weniger um Spielplätze, sondern um fehlende KitaPlätze und Schulen, die Zukunft des Elsensees, geplanten Wohnungsbau und Verkehrslösungen in Mahlsdorf. Zu erfahren war, dass in Süd drei neue Kitas ent- Plätzen. Im Mittelpunkt des Interesses stand die geplante Oberschule auf dem Gelände des bereits in den 1990-er Jahren erschlossenen Areals an der Landsberger Straße (hinter HolzPossling). Hier sollte ja mal ein ganzes Schuldorf entstehen (jot w.d. war bereits beim „ersten Spatenstich“ dabei). Verfahrensfehler ließen das Projekt damals buchstäblich im Sande versikkern, obwohl bereits nicht wenig Geld in Planung und Erschließung geflossen war. Nach 17 Jahren nun also ein erneuter Anlauf für eine Sekundarschule mit gymnasialer Oberstufe. Im Mario Czaja musste während der Kieztour viele Herbst soll es Bürgerfragen beantworten. Foto: Dittmann losgehen, 2019 stehen sollen – an der Pilgramer Straße (nahe der B 1/5), an der Bergedorfer Straße (nahe der Chemnitzer) und an der Bütower Straße, jeweils mit 60 bis 100 soll alles fertig sein. Zuvor schon soll ein Modulargebäude zur Zwischennutzung fertiggestellt werden (2016/17). Rund 35 Millionen Baukosten konnten für das Projekt aus geplanten Mitteln für den so genannten neuen Hultschiner Damm, der nun erst mal doch nicht kommt, umgewidmet werden, sagt Mario Czaja. Am Spielplatz am Lehnitzplatz gab es nichts zu meckern, außer, dass ein paar Bänke fehlten. Das wurde sogleich ins Protokoll genommen. Der Spielplatz am Ullrichplatz soll erweitert werden, allerdings gestalte sich das schwierig, da der Platz als Ganzes Flächendenkmal sei, sagte Stadtrat Christian Gräff, der zu der Runde dazu gestoßen war. Die Kids wünschen sich dort noch eine Schaukel. Thema war auch der geplante Wohnungsbau auf dem Feld gegenüber der Müllerstraße. Bis zu 400 Wohnungen sollen dort auf der Hälfte der Fläche gebaut werden. Dazu soll es am 29. September eine Info-Veranstaltung geben. Und so geriet die Spielplatz-Kieztour zu einem Bürgerforum auf Rädern. Nicht die schlechteste Variante eines Bürgerdialogs mit der Politik. Ingeborg Dittmann Fest auf dem Durlacher Platz Mahlsdorf – Nun schon traditionell kann man das jährlich stattfindende Familienfest auf dem Durlacher Platz nennen, organisiert von Mario Czaja (MdA) und dem Unternehmenspool des VDGN. Am 6. September wird von 11 bis 18 Uhr dazu eingeladen. Unter dem Motto „Rund um Haus und Garten“ beteiligen sich wieder viele Handwerksfirmen. Ein buntes Bühnenprogramm für Jung und Alt unterhält die Besucher, dabei sind u.a. Clown Natascha, „Woffelpantoffel“ und Kindertanzgruppen aus dem Kiez. Bereits am Vorabend gibt es zwischen 18 und 22.30 Uhr eine Schlagerparty mit Feuerwerk. I.D. Kostenlose Rechtsberatung Mahlsdorf – Im Kieztreff „Kieke mal“ des Union Hilfswerks, Hultschiner Damm 84 A, berät René Beccard am 28. September, 17 bis 19 Uhr, zu Finanzierungsfragen, Schadenshilfe, Schulden und zum Umgang mit Versicherungs- und Finanzunternehmen. Bereits am 7. September, 17 bis 19 Uhr, kann man vom Fachmann zu Rechtsfragen kostenlos ohne Anmeldung beraten werden. I.D. Neue Sprachkurse Kaulsdorf – Das Stadtteilzentrum an der Brodauer Straße erweitert sein Kursangebot. Neu sind wöchentliche Sprachkurse Englisch und Spanisch (beide für Anfänger) sowie der wöchentliche Sportkurs „Bewegung von Kopf bis Fuß“ und das einmal im Monat stattfindende Literaturcafé. Die Kursgebühr beträgt 5 Euro im Monat. Das Literaturcafé ist frei. Im bereits laufenden Französischkurs sind noch Plätze frei, ein Einstieg ist auch für Anfänger jederzeit möglich. Anmeldung im Stadtteilzentrum oder Tel. 56 588 762. I.D. Borneos Dschungel Mahlsdorf – Roland Wuttke, Journalist und Dokumentarfilmer, erzählt am 16. September, 14.30 Uhr, im PestalozziTreff, Pestalozzistraße 1 A, in einer Videoreportage über Flüsse und Dschungelpfade Borneos. Anmeldung Tel. 56 58 69 20, Eintritt 2,50 Euro, Kaffeegedeck 1,70 Euro. I.D. Filmfrühstück Biesdorf – Am 17. September, 10 Uhr, lädt das Stadtteilzentrum, Alt-Biesdorf 15, zu einem Filmfrühstück mit der DEFA-Legende „Paul und Paula“ ein. Mathias J. Blochwitz moderiert. Eintritt 6 Euro (inklusive Frühstück). An gleicher Stelle findet am 20. September, 14 Uhr, der beliebte Familiennachmittag statt. I.D. 6 jot w.d. 9/2015 Links & rechts der Wuhle Die alten Schachteln Wo die Wuhle unterm Seelgraben fließt Hellersdorf – Am 15. September, 14 Uhr, ist das Seniorenkabarett „Die alten Schachteln“ im KOMPASS, Haus im Stadtteil, zu erleben. Kummerower Ring 42, Eintritt 2,50 Euro, Kaffeegedeck 1,70 Euro. Anmeldung Tel. 56 49 74 01. I.D. Versteckte Orte im Bezirk – Teil 10: Das Marzahner Gewässerkreuz Wer lernt mir Deutsch? Marzahn – Klaus Feldmann, vielen noch bekannt als Sprecher der AK im DDR-Fernsehen, liest am 22. September im Berliner Tschechow-Theater, Märkische Allee 410, aus seinem Buch. Beginn 19 Uhr, Eintritt 3, erm. 2,50 Euro. Eine Veranstaltung im Rahmen der Interkulturellen Tage. I.D. Heißer Sommer im Treff Marzahn – Am 19. September, 17 Uhr, erzählt F.B. Habel im Wohlfühltreff Marzahner Tor, Oppermannstraße 5, Anekdoten aus der ostdeutschen Filmgeschichte. Unter dem Motto „Heißer Sommer in diesem Jahr“ geht es um DEFAErfolge von der Ostsee bis zum Erzgebirge. Eintritt frei. I.D. Fotoausstellung „Was bleibt!“ Marzahn – Ost-West-Fotos aus der Zeit vom Mauerfall bis zur Wiedervereinigung zeigt die Ausstellung „Was bleibt!“ der Gesellschaft für Fotografie bis zum 12. November. Die Vernissage mit Preisverleihung findet am 27. September, 14 Uhr, im Arndt-Bause-Saal des FFM statt. Eintritt frei. I.D. Flamenco-Abend Biesdorf – Temperamentvoll geht es am 11. September ab 19 Uhr in der Krankenhauskirche im Wuhlgarten zu. Flamenco steht auf dem Programm, präsentiert von Cornelia la Minera (Tanz), Rafael Prada Moreno (Gesang) und Ulrich „El Rizos“ Gottwald (Gitarre). Der Eintritt ist frei, um Spenden am Ausgang wird gebeten. RN Sommerausklang mit Musik Biesdorf – Das Stadtteilzentrum, Alt-Biesdorf 15, lädt am 15. September, 14.30 bis 17 Uhr, zum Sommerausklangfest ein. Von 15 bis 16 Uhr gibt es ein musikalisches Programm zum Mitsingen mit Jeannette Rasenberger, Gesang, und Andreas Wolter am Klavier. Beide sind studierte Musiker und traten schon öfter in Biesdorf auf. Neben der musikalischen Unterhaltung gibt es auch Kaffee und Kuchen. Eintritt 5 Euro incl. Kaffeegedeck. Nur mit Voranmeldung, Tel. 526 78 45 93. RN Orte wie die Gärten der Welt, die Helle Mitte, das Unfallkrankenhaus oder auch den Helene-Weigel-Platz kennen vermutlich die meisten im Bezirk Wohnenden, auch über die Bezirksgrenzen hinaus wird häufig darüber berichtet. Daneben gibt es aber versteckte oder vergessene Orte, die selbst jenen Marzahn-Hellersdorfern unbekannt sind, die ihrem Heimatbezirk über viele Jahre hinweg die Treue hielten. Am Straßenbahnhof Landsberger Allee lässt auch nach der Teilrekonstruktion die schmale NikolaiBersarin-Brücke über die Wuhle neben den Autofahrbahnen kaum Platz für Fußgänger und Radfahrer. Höllisch aufpassen heißt hier die Devise, damit man nicht selbst unter die Räder kommt. Das ist vermutlich die Ursache, weshalb kaum einer der Passanten an dieser Stelle in die umgebende Landschaft blickt. Denn wenige Meter nördlich dieser Brücke gibt es das in Berlin wohl einmalige Marzahner Gewässerkreuz: Nein, kein Großviadukt wie die Mittellandkanal-Schiffsbrücke bei Magdeburg über die Elbe, sondern ein eher unscheinbares Bauwerk finden wir hier am Zusammentreffen von Seelgraben und Wuhle. Das Klärwerk Falkenberg hatte während seines Betriebes ein weit höheres Wasseraufkommen über den Seelgraben, als die noch junge Wuhle aus Ahrensfelde. So wurde Anfang der achtziger Jahre mit dem Bau der Kläranlage an dieser Stelle die „alte“ Wuhle Die seltene Gewässerkreuzung wirkt auf den ersten Blick recht unscheinbar. Foto: Clauder in einem Rohr („Düker“) unter war sehr aufwändig beim Bau 2015 verhindert worden? dem Seelgraben hindurch gelei- und wurde von Umweltschützern Was wohl infolge der Grenzlage tet und der Abwasserkanal ab die- kritisch kommentiert, konnte aber zur Eicher Gemarkung im Branser Stelle „Neue Wuhle“ genannt. letztlich nicht verhindert werden. denburgischen bisher nicht geParallel flossen beide dann bis Da sich inzwischen beide Gewäs- baut wurde, ist eine kleine Holzzur Einmündung der Naturwuhle ser aus natürlichen Quellen spei- brücke über die Alte Wuhle für in die Neue Wuhle südlich des sen, wären hier eine kostenspa- Fußgänger und Radfahrer, um rende einfache Einmündung des hier eine Alternative im Grünen Kienbergs. Mit Stilllegung des Klärwerkes Seelgrabens auf gleichem Niveau zur engen Bersarin-Brücke zu vor zehn Jahren und der späteren in die Wuhle und eine anschlie- schaffen. Ein ähnliches Dilemma Renaturierung der Wuhle ent- ßende Verzweigung in Neue und wie an der Wuhlequerung der Eistand das heutige Gewässerkreuz: Alte Wuhle letztlich ausreichend senacher Straße wenige hundert Die Naturwuhle fließt jetzt auf gewesen, ohne negative Auswir- Meter südlich. Dafür baut die einer Trogbrücke über den Seel- kungen auf die Wasserqualität. IGA mit dem „Wuhlesteg“ eine graben und nicht mehr im Rohr Vielleicht wäre damit sogar das sehr große neue Brücke an andeunter ihm durch, wie unser Foto völlige Austrocknen der Alten rer Stelle. Ulrich Clauder zeigt. Diese Betonkonstruktion Wuhle im trockenen Sommer IGA-Brückenschlag Marzahn – Am Westhang des Kienberges baut die Grün Berlin GmbH derzeit die „Tälchenbrücke“, die zukünftig den als Marzahner Ausguck bekannten Hügel in den Gärten der Welt mit dem Kienberg verbindet. Aktuell werden die ersten Brückenteile aus Cortenstahl eingesetzt.Das rund zehn Meter hohe und 85 Meter lange Bauwerk wird auf einem Mittelpfeiler ruhen. Nach dem Einsetzen der Brückenelemente werden die provisorischen blauen Stützen zurück gebaut. „Die Tälchenbrücke ist die kleine Schwester des 280 Meter langen Wuhlestegs“, sagt Christoph Schmidt, Geschäftsführer von Grün Berlin und der IGA 2017. „Jetzt werden die Brückenteile für die Tälchenbrücke eingeschwenkt, Mitte September dann jene für den Steg über das Wuhletal.“ Über die Tälchenbrücke wird ab Beginn der IGA Berlin 2017 ein neuer Eingang zu den Gärten der Welt bestehen, der dauerhaft bleibt. Nach einem Besuch im Kienbergpark können Ausflugsgäste von der Anhöhe aus auch die Gärten der Welt besuchen und umgekehrt. S. Wacker, Foto: Lichtschwärmer Musik-Show mit Jürgen Walter Marzahn – In ihrer Show „Eine Welt voll Musik“ präsentieren Gastgeber Andrea & Wilfried Peetz am 13. September im Freizeitforum Marzahn den Chansonnier Jürgen Walter. Mit seinen anspruchsvollen Liedern (Komposition Arndt Bause, Thomas Natschinski, Horst Krüger, Texte fast alle von Gisela Steineckert) begeisterte der Künstler jahrzehntelang sein Publikum. Sein Credo: „Ich singe für all jene, die Spaß am Denken haben, sich ernst nehmen und für die Unterhaltung nicht nur Berieselung bedeutet“ (1979). „Clown sein“, „Ein bisschen du, ein bisschen ich“, „Bei Erwin“, „Schallala, Schallali“, „Du bist ein Teufel“, „Wo ich hergekommen bin“ – dies ist nur ein Bruchteil seiner schönsten Lieder. In der Reihe Musiklegenden des Ostens stellte jot w.d. Jürgen Walter in Ausgabe 12/2005 vor. Die Gastgeber Andrea & Wilfried Peetz präsentieren an diesem Abend viele ihrer Film- und Musicalmelodien sowie internationale Hits. Arndt-Bause-Saal, Beginn 16 Uhr, Eintritt 22 Euro, Karten Tel. 542 70 91. I. Dittmann Blick zum Nachbarn jot w.d. 9/2015 7 Fernziel bleibt die Nummer 1 Politik zum Frühstück im Kieztreff Rennbahn Hoppegarten befindet sich weiter im Aufwind Hohenschönhausen – Die Frauen Union Lichtenberg lädt am 19. September von 10 bis 13 Uhr zu einem Frühstück in den Kieztreff „Falkenbogen“, Grevesmühlener Straße 20, ein. Neben politischen Gesprächen wird auch ein künstlerisches Programm geboten. Eugen Schwabauer spielt auf dem Knopfakkordeon Tangomusik. Als Gesprächspartner vor Ort stehen Dr. Martin Pätzold, Mitglied des Deutschen Bundestages, Danny Freymark, Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, sowie die Vorsitzende der Frauen Union Lichtenberg, Christine Nünthel, zur Verfügung. In lockerer Atmosphäre können die Bürger ins Gespräch kommen und ihre Anliegen ansprechen. Bei diesem Frühstück ist der Eintritt frei. Es wird um vorherige Anmeldung bei der CDU Lichtenberg, Tel. 9760 1933, oder per EMail an [email protected] gebeten. I.D. Hoppegarten – Der Galopprennsport hat es nicht sonderlich leicht in Deutschland. Am besten lässt sich das im Umgang mit der traditionsreichen Bahn in Frankfurt am Main ablesen. Die wird platt gemacht, damit der Deutsche Fußballbund – der weltweit größte nationale Sportverband – möglichst nahe der Büros seiner Funktionäre eine Nachwuchsakademie errichten kann. Milliarden gegen ein paar Hunderttausend, nun ja. Deutlicher wird die Lage, wenn man weiß, dass ein Bürgerentscheid in Deutschlands Bankenmetropole zum Erhalt der Rennbahn an mangelnder Beteiligung scheiterte. Sicher, die dortige Turfbahn war nur zweite Liga ohne hinreichende Vision eines Aufstiegs. Aber so und teilweise noch schlechter geht es Geläufen wie Krefeld, Magdeburg, Bad Doberan oder Quakenbrück. Sie alle werden von mehr oder minder großen Existenzsorgen geplagt. Selbst in München spielt nur die zweite Liga. (kurzen) 1200-Meter-Distanz maßen. Das Publikum war begeistert und feierte den Sieger „Gangoom“ frenetisch, ebenso die glückliche Jockette Steffi Hofer, die einen riesigen Pokal in die Höhe stemmen durfte. Für den Großen Preis von Berlin konnte Mutius einen Doppelrenntag am 8. und 9. August organisieren, der u.a. mit Sprintrennen gewürzt war. Ihm, Schöningh, Woeste und einigen anderen im Turf Verantwortlichen ist es zu verdanken, dass so höchstes sportliches Niveau geboten werden konnte. Denn im Vorfeld ist es nach einigen Debatten gelungen, den Rennkalender zu „entzerren“, sodass – anders als in der Vergangenheit – tatsächlich die besten Pferde, die auch beim „Deutschen Derby“ in Hamburg antreten, in Hoppegarten an den Start gehen konnten. Wie hoch das Niveau ist, zeigte sich auch darin, dass nur wenige Stunden zuvor das Spitzenpferd „Second Step“ aus England eingeflogen wurde, auf dessen Rücken einer der besten (Manche sagen: Der beste) europäischen Jockeys, nämlich der Engländer Jamie Spencer saß. Und prompt mit einem exzellenten und äußerst schwierigen Schlussspurt das Rennen gewann. Die hohe Qualität des Rennens zeigt sich auch in den Wettumsätzen; fast 350 000 Euro wurden allein bei Spencers Sieg eingezahlt. NEUE IDEEN ZÜNDEN Nicht anders wäre es der „Berliner“ Galopprennbahn in Hoppegarten gegangen, hätte nicht Gerhard Schöningh vor zehn Jahren das Geläuf erworben. Nunmehr ist Hoppegarten die einzige deutsche Rennbahn mit stetig wachsenden Zuschauerzahlen. Dadurch können auch mehr und vor allem sportlich höherwertige Rennen angeboten werden. Wenn, ja wenn das liebe Geld nicht wäre. Bei den Wettumsätzen liegt die Anlage noch immer weit hinter Hamburg und Baden-Baden und manchmal sogar noch hinter Köln zurück. Und das trotz stetig wachsender Einsätze beim Toto. Aber wenn die höchste Renndotierung (also das gesamte Preisgeld eines Ritts) bei gerade mal 175 000 Euro liegt (Großer Preis von Berlin, einziges Gruppe-I-Rennen der Bahn), können Pferdesportler aus England und Frankreich, ganz zu schweigen vom arabischen Raum, nur müde lächeln. Dennoch, und das erkennt selbst Albrecht Woeste, Vorsitzender des Renndirektoriums und somit oberster deutscher Galoppverantwortlicher, ist zumindest Hoppegarten im Aufwind. Anlässlich des am 9. August ausgetragenen 125. Großen Preises von Berlin lobte er Schöningh (und damit auch alle anderen dort Verantwortlichen) ausdrücklich. Und in Dietrich von Mutius hat der Besitzer nun wohl auch den Bahnmanager gefunden, der für einen richtigen „Sprung nach vorn“ sorgte. Dazu zählen beispielsweise namentlich vergebene Veranstaltungen (Familientag der Gesundheitswirtschaft, Renntag der Brandenburger Wirtschaft), eine „German Marathon Championship“ rund um das Oleander-Rennen über die Langstrekke oder das erste „Match Race“, ein Einladungsrennen, bei dem sich nur zwei Sprintpferde auf der NOCH ZU WENIG GELD Die Renntage bieten vielfältige Erlebnisse. Etwa den blitzenden Sieg von Jamie Spencer im Großen Preis von Berlin (oben) oder Steffi Hofers Triumph im Match Race. Katharina Dietrich aus Leipzig hatte am 9. August ein besonderes Kleid gewählt, während sich Rennbahneigner Gerhard Schöningh tatsächlich auch einmal als wirklich humorvoll outete. Fotos: Nachtmann Beim nächsten Renntag am 20. September findet zwar das (wichtige) BBAG-Auktionsrennen statt, doch dabei geht es wieder nur um international gesehen „schmale“ 52 000 Euro. Dafür steht wieder (nun schon zum sechsten Mal in Hoppegarten) ein Rennen der Internationalen Amateur-Meisterschaften auf dem Programm. Den Saisonabschluss macht wie stets der Renntag am 3. Oktober, an dem es zum 25. Mal um den „Preis der Deutschen Einheit“ geht. Zwar behauptete im vergangenen Jahr ein Spötter, den habe er „doch längst mit dem Soli gezahlt“, dennoch ist es das höchst dotierte Gruppe-III-Rennen im Lande. Will Hoppegarten aber tatsächlich die Spitze erklimmen und „Champions League-Niveau“ (Mutius) an mehr als nur einem Renntag bieten, so führt kein Weg daran vorbei, mehr als nur das eine (von insgesamt sieben deutschen) Gruppe-I-Rennen zu haben. Und das geht, wie in anderen Sportarten auch, nur mit mehr Geld. Viel mehr Geld. Geld, das auch in einer nicht so sehr reichen Region durch Wetten auf die Bahn getragen wird. Und vor allem durch Rennsponsoren. Nicht zu vergessen: Die Bahnen im Südwesten und Nordwesten werden sich gegen solches Agieren aus dem Osten auch kräftig zur Wehr setzen. Da hilft selbst das Lob des höchsten Galoppchefs nicht. Ralf Nachtmann KochKunst aus Schottland Hohenschönhausen – Der Verein Lebensmut lädt am 16. September zur Veranstaltungsreihe „KochKunst“ in den Kieztreff „Falkenbogen“, Grevesmühlener Straße 20, ein. Zu Gast ist der in Berlin lebende schottische Musiker Neil Macdonald (Foto: privat). Gastgeberin Alina Martirosjan-Pätzold stellt mit ihm ein schottisches Gericht vor. Dieses wird gemeinsam zubereitet und dann gegessen. Anschließend spricht der Musiker über Land und Leute, spielt Gitarre und singt. Beginn 19.30 Uhr, Eintritt 9 Euro (inklusive Kostproben), Karten Tel. 96 06 32 33. I.D. Usch Werner liest Lichtenberg – Am 25. September, 19 Uhr, liest Ursula Werner in der Egon-ErwinKisch-Bibliothek aus ihrer Biographie „Immer geht’s weiter“. Darin gibt sie humorvoll Auskunft über ihre Arbeit am Theater und beim Film und über die Dinge des Lebens, die ihr wichtig sind. Ursula Werner war von 1974 bis 2009 am Maxim-Gorki-Theater. 2009 bekam sie den Deutschen Filmpreis als „Beste Hauptdarstellerin“ in „Wolke 9“. Eintritt 4/3 Euro. RN 8 jot w.d. 9/2015 Tipps und Termine Neugierig auf eine Eislauf-Legende? Marzahn – „Wenn die Neugier nicht wär“ heißt es am 19. September wieder in der Studiobühne des Freizeitforums. Zu Gast bei Talkmasterin Barbara Kellerbauer ist diesmal die Eiskunstläuferin Christine Stüber-Errath – Weltmeisterin, Europameisterin und Dritte der Olympischen Spiele 1976 in Innsbruck. Nach Beendigung ihrer sportlichen Karriere studierte sie Germanistik, arbeitete beim Kinderfernsehen und war Moderatorin der bekannten TV-Reihe „Außenseiter – Spitzenreiter“. 2010 schrieb die mit ihrem Mann Paul in Wildau lebende Eisprinzessin gemeinsam mit jot w.d.-Redakteurin Ingeborg Dittmann das Buch „Die Pirouettenkönigin“, das sie ihrer Trainerin Inge Wischnewski widmete. Mit dabei ist am 19. September auch ihre Tochter Jenny, inzwischen sehr erfolgreiche Unternehmerin mit zwei ganz speziellen Fachgeschäften in Berlin. Beginn 19 Uhr, Karten Tel. 542 70 91, Eintritt 13/10 Euro. I.D. Kultur & Freizeit Der Schlager des Ostens lebt Das 500. „Kofferradio“ von und mit Siggi Trzoß ging live im Freizeitforum über die Bühne Marzahn – Fast auf den Tag vor 13 Jahren startete Moderator, Texter und Buchautor Siegfried „Siggi“ Trzoß beim Bürgerradio „Offener Kanal“ (inzwischen Alex Berlin) die erste Sendung seines „Kofferradios“ mit Hits und Raritäten aus 40 Jahren ostdeutscher Schlagergeschichte. Zunächst aller vier Wochen, dann 14-tägig, nun seit sieben Jahren wöchentlich lädt der Kenner und Liebhaber des ostdeutschen Schlagers jeden Sonnabend zwischen 14 und 15 Uhr zu einer Schlagerzeitreise in Wort und Musik ein. Die Sendung hat inzwischen eine Art Kultstatus in der bundesweiten Radiolandschaft und Stammhörer in aller Welt (bis in die sich die Bänder anhören, Titel suchen (oft umschneiden) und auswählen, Interviews mit Interpreten oder Studiogästen aus der Stammhörerschaft vorbereiten. Ganz wichtig ist ihm bei alldem die Mitwirkung seiner Hörer, und so ist er stets für Anregungen, Vorschläge, aber auch Kritiken offen. Die runden Jubiläen gehen nicht im Studio an der Voltastraße, sondern mit großem Aufwand und liebevoller Vorbereitung immer live über die Bühne – ob einst auf der Parkbühne Biesdorf, im Kulturforum Hellersdorf, im Berliner Kriminaltheater (das 400. „Kofferradio“ im August 2013) oder nun am 30. August das 500. Jubiläum in der großen nen. Und das sieben Stunden fast non stopp. Der Schlager des Ostens lebt! Das beweist das große Zuschauerinteresse, die Karten waren schnell ausverkauft und so mancher Schlagerfreund ging letztlich leer aus und muss auf die Aufzeichnung der Veranstaltung vertröstet werden, die am 5. September beim Sender Alex Berlin (in Ausschnitten) gesendet wird. Auch bei den teilnehmenden Künstlern war das Interesse so groß, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden konnten. Mit sieben Stunden (von 12 bis 19 Uhr) dürfte die Schlagershow wohl beinahe ins Guinnessbuch der Rekorde eingehen! Dabei waren mehr als 35 Interpreten – von chael Hansen, Andreas Holm und Thomas Lück, Lutz Hoff, Siegfried Jordan, Karin Maria, Kirsten Kühnert, Lukas Natschinski, Peter Wieland, Ekki Göpelt, Andrea & Wilfried Peetz, Eva Maria Pieckert, Vera Schneidenbach, Dina Straat, Steffi & Bert, Regina Thoss, Giso Weißbach, Heike & Vlady und viele Überraschungsgäste wie Heidi Kempa, Karin Heyn, Wolf Baki u.a. Der Schauspieler und Sänger Giso Weißbach kam direkt aus Gräfenstein, wo er gerade hoch zu Pferde gastiert. Grüße per Band kamen u.a. von Frank Schöbel und Nicole Felix aus Frankreich. Emotional dann der Abschluss der Show, die dem Gedenken des im August verstorbenen Türkei, Spanien, Kanada oder die USA). Zu empfangen ist sie im Berliner Kabelnetz 92,6m bei Antenne 88,4 und 90,7 sowie im Internet. „Dort habe ich über 6 000 Hörer“, weiß Siggi Trzoß. Und wer gelegentlich sein Gästebuch im Internet liest, weiß, wie groß das Echo nach jeder einzelnen Sendung ist (oft bis zu 150 Mails, die er persönlich beantwortet). Viele Stunden seiner Freizeit investiert Trzoß in die Vorbereitung seiner Sendungen – er muss Halle des Freizeitforums. Diesmal unter der Schirmherrschaft des Marzahn-Hellersdorfer Bürgermeisters Stefan Komoß, der die Mehrzweckhalle des FFM unlängst in eine „Frauensporthalle“ umwidmete. Bei 600 Zuschauern, über 30 Interpreten auf der Bühne, Gratulanten und Überraschungsgästen darf die einzige große Halle im Bezirk nun noch einmal mit bürgermeisterlichem Segen ihrer ursprünglichen und eigentlichen Bestimmung die- A wie Julia Axen bis Z wie Helga Zerrenz. Hans-Jürgen Beyer kam aus Leipzig (u.a. mit Swing-Melodien), Ulli Schwinge aus Halle, Brigitte Ahrens aus Chemnitz, Ingrid Winkler aus der Türkei, aus Brandenburg und Berlin kamen Carl von Breydin, Klaus Beyer, Uschi Brüning & „Luten“ Petrowsky (ganz groß die Interpretation „Dein Name“, mit Uschi, Luden und Lukas), Gerd Christian, Gipsy & Friedhelm Schönfeld, Mi- großen Komponisten Gerd Natschinski galt. Sein Sohn Thomas sprach in bewegenden Worten über den Vater, nannte ihn ein Genie und spielte am Klavier sein Lied „Ich lieb dich mehr und mehr“, der Lieblingssong seines Vaters. Sein jüngster Sohn Lukas zelebrierte virtuos Melodien aus „Mein Freund Burnbury“ und zum krönenden Abschluss sang Schlagersenior Peter Wieland Natschinski-Melodien. Ingeborg Dittmann Mutter Errath und Tochter Jenny. Foto: Dittmann Lukas und Gäste Hellersdorf – „Talk & Jazz“ heißt es wieder am 12. September im Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1. In der Reihe „Lukas Natschinski & seine Gäste“ hat sich der junge Pianist „alte Hasen“ der Jazzszene eingeladen: den Posaunisten Hartmut Behrsing und den Kontrabassisten Horst Würzebesser. Beginn 19.30 Uhr, Eintritt 12, erm. 10 Euro, Karten Tel. 56 111 53. I.D. Pop-Konzert mit Jäzzchor Mahlsdorf – Der Bürgerverein Mahlsdorf-Süd lädt am 19. September, 19.30 Uhr, zu einem ganz besonderen Konzert ins Theodor-Fliedner-Heim, Schrobsdorffstraße 35/36, ein. Unter dem Motto „Horch! Ein Pop-Chor-Konzert mit dem Jäzzchor mit ä“ singen junge Sängerinnen und Sänger Jazz, Pop, Spirituals, Volkslieder und alles, was sich nicht in eine Schublade stecken lässt. Leitung: Cathleen Lüdde. Eintritt frei, Spenden nach dem Konzert erwünscht. I.D. Oh mia bella Napoli Marzahn – Am 16. September, 16 Uhr, musiziert das „Volksinstrumentenorchester in Berlin“ im Arndt-Bause-Saal des FFM. Das Orchester (künstlerischer Leiter und Dirigent ist der Opernsänger Gunter Wurell) wurde schon 1954 als Teil eines Volkskunstensembles gegründet und hat derzeit 24 Mitglieder. Das Repertoire reicht von Barockmusik über Klassik, Operette, deutsche und internationale Folklore bis zur Unterhaltungsmusik. Den Gesangspart bestreiten die Sopranistin Inna Wurell und der Tenor Gunter Wurell. Eintritt 11 Euro, Karten Tel. 542 70 91. I.D. Nicht alle Gäste und Teilnehmer des Kofferradios können an dieser Stelle im Bild gezeigt werden. Obere Reihe von links: Peter Wieland, Giso Weißbach, Siegfried Jordan, Dina Straat, Regina Thoss, Helga Zerrenz. Mittlere Reihe von links: Friedhelm Schönfeld, Heidi Kempa, Andreas Holm/Thomas Lück, Eva Maria Pieckert, Uschi Brüning. Unten; Lutz Hoff mit einem Geschenk für Siggi, Thomas Natschinski erinnerte an seinen Vater Gerd und spielte dessen Lieblingslied. Fotos: Nachtmann, Dittmann Kultur & Freizeit jot w.d. 9/2015 Mahlsdorf rockt wieder 4. Rock- & Blues-Summer – eine Nachbarschaftsinitiative Mahlsdorf – Der geilste Ort der Welt ist Mahlsdorf Süd – heißt es im „Mahlsdorf Song“ der Nachbarschaftsband „Freistehendes Einfamilienhaus“. Wer am 29. August beim „4. Mahlsdorfer Rock- & Blues-Summer“ auf einem Privatgrundstück an der Ahornallee dabei war, kann das bestätigen. Denn solch eine Nachbarschaftsinitiative ist Berlin weit einmalig und irgendwie auch typisch für die MahlsdorfSüder. Wer auf sein Privatgrundstück mehr als 200 Gäste einlädt zum geselligen Beisammensein bei Livemusik, Grillwurst und Bier vom Fass – Nachbarn und Freunde der Bandmitglieder – der beweist nicht nur Mut, sondern hat auch Vertrauen, dass nach dem Event der gepflegte Garten auch noch als solcher zu erkennen ist. Wir waren jetzt zum zweiten Mal dabei und sind begeistert über diese selbstlose nachbarschaftliche Initiative der Familien Müller, Fehervan, Stahl, Lübcke und Kaiser. Ralph (Gesang), André (Schlagzeug), Andreas (Gitarre), Ulli (Bass, Gesang) und Wolfgang (Keyboards) sind Nach- Tipps und Termine Musik und Lesung in der Kirche Biesdorf – Ein Flamenco-Abend mit Cornelia la Minera und Begleitung findet am 11. September, 19 Uhr, in der Krankenhauskirche im Wuhlgarten, Brebacher Weg 15, statt. Am 22. September gibt es eine Lesung mit Musik unter dem Motto „Die Reise zum Mond“ von Cyrano de Bergerac. Dabei sind Martin Laubisch als Vorleser sowie Ute Metzkes und Henriette Jüttber-Uhlich an der Blockflöte. Zum Konzert für Orgel und Klarinette mit Florian Wilkes (Orgel) und Georg Stender (Klarinette) wird am 3. Oktober, 16 Uhr, eingeladen. Eintritt zu allen Veranstaltungen frei, um Spenden wird gebeten. Zum „Tag des Offenen Denkmals“ am 12. und 13. September gibt es wieder eine Rosenausstellung sowie Führungen. Musik, Kaffee und Kuchen werden angeboten. I.D. Die Mahlsdorf Süder Nachbarschaftsband „Freistehendes Einfamilienhaus“ zeigt, wie gutes nachbarschaftliches Miteinander aussehen kann. Foto: Nachtmann barn, haben Freude am Musizieren und proben einmal im Monat nach der Arbeit. Westernhagen, Jimi Hendrix, Deep Purple, Udo Lindenberg, City – ganz wie’s gefällt. Und weil ihr Mahlsdorf-Süd-Lied irgendwann mal in die englischen Charts kommen solle, sagt Ulli mit Au- genzwinkern, hätten sie’s in „Mahlsdorf South“ umbenannt. Übrigens: Einen Tag vor diesem Nachbarschaftsfest erhielten wir den Anruf einer verzweifelten Mahlsdorferin, die seit Jahren von einem Nachbarn drangsaliert wird, dem sie einst einen Teil ihres Grundstücks verkaufte. Der beschwere sich, dass der Zaun zwischen beiden Grundstücken (den er einst selbst gesetzt hatte) zu seinen Ungunsten um 20 Zentimeter versetzt sei: Er fordert Nachzahlungen und droht mit dem Gericht. Der Gegensatz zu erstgenanntem Erlebnis könnte größer nicht sein. I. Dittmann „Mumienglanz“ – Tradition und Tragödie der Inkas Nancy Torres stellt in der Galerie Grünstraße aus Köpenick – Der Herbst wird die Altstadt von Köpenick mit besonderem Glanz verzaubern: Die kubanische Künstlerin Nancy Torres sorgt mit einer Hommage an die versunkene südamerikanische Inkakultur unter dem Titel „Mumienglanz“ für eine Art Wiederauferstehung der Inkas und ihrer Kulturschätze im Hier und Heute. Zu sehen sein wird die Schau vom 25. September bis 19. November in der Galerie Grünstraße (Eingang Böttcherstraße). Diese Ausstellung ist für Treptow-Köpenick von ganz besonderer Bedeutung. Immerhin ist Cajamarca die Partnerstadt des Bezirkes. Die nordperuanische Stadt Cajamarca liegt 800 Kilometer von der Hauptstadt Lima entfernt auf 2.700 Meter Höhe in den Anden. Ein historisches Pflaster: Denn hier wurde 1532 der letzte Inka-König Atahuallpa vom spanischen Konquistador Pizarro gefangen genommen und trotz Zahlung eines immensen Lösegeldes in Form von Gold und Silber aus dem gesamten Inkareich von den Spaniern hingerichtet. Mehr noch: Die spanischen Eroberer entweihten auf barbarische Art und Weise den Totenkult der Inka und beraubten selbst die mumifizierten Toten ihrer wertvollen Beigaben. Die Mumien der Nancy Torres erzählen diese Geschichte auf ihre ganz eigene berührende Art und Weise. Sie führen uns aus dem Reich 9 der Toten in unsere Gegenwart. Unwiederbringlich wurde ihr reiches Kulturgut vernichtet – aus Habgier und Machtgelüsten, ein noch immer und immer wieder aktuelles Thema. Die Ausstellung „Mumienglanz“ folgt den Spuren des indianischen Glaubens vom Weiterleben des Körpers nach dem Tod. Gezeigt werden künstlerische Autopsien, angefertigt aus Textilien, Glas, Holz und Metall in den Farben der Inkakultur. So erwacht gleichsam eine indianische Geistergesellschaft und zwingt die heute Lebenden zum Nachdenken. Ein Plädoyer zur Pflege des Verständnisses für die Universalität jeglicher menschlicher Kultur. Nancy Torres dürfte den Berlinern keine Unbekannte sein. Sie wuchs in einem Barrio von Havanna auf, arbeitete später in Kuba als Cutterin beim Filminstitut ICAIC. Der Liebe wegen zog Nancy bereits in den 1960iger Jahren nach Berlin. Nach frühen Malversuchen in Kuba kam es hier zu ersten direkten Berührungen mit dem professionellen Kunstschaffen als Theaterplastikerin in der Werkstatt des Berliner Ensembles. 1975 bis 1979 studierte sie Szenographie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, 1979 bis 1981 war sie als Bühnen- und Kostümbildnerin an der Komischen Oper Berlin tätig. Seit 1982 ist sie Freie Bühnen- und Kilja (li.) und Yachaya heißen diese beiden Werke. Fotos: Neidigk Kostümbildnerin und widmet sich seit 1992 wieder der Malerei und der Objektkunst. Zu ihren Auftraggebern gehörten bekannte Opern- und Theaterhäuser im In- und Ausland, wie die Staatsoper und die Volksbühne Berlin, das Berliner Ensemble, die Semperoper und das Staatsschauspiel Dresden, das Hans-Otto-Theater Potsdam sowie die Städtischen Bühnen Graz (Österreich) oder das Stadttheater Hanoi (Vietnam) und das Theater i Värmland (Schweden). Zudem engagierte sich Nancy Torres in den Jahren von 1992 bis 1994 im Beirat für Ausländerkulturangelegenheiten bei der Berliner Senatsverwaltung und ist Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlins. Für die von mehr als 150 Künstlern aus aller Welt geschaffenen Berliner Buddy-Bären gestaltete sie den Zigarre rauchenden Kubaner, der sich großer Beliebtheit erfreut. Das besondere Interesse der Künstlerin gilt seit Jahren der südamerikanischen Inkakultur, die von den spanischen Eroberern auf brutalste Weise zerstört wurde. Nachhaltiges Aufsehen erregte ihre 2013 erstmals gezeigte Ausstellung „Mumienglanz“ in der Botschaft Perus in Berlin. Nun freut sich Treptow-Köpenick auf diese beeindruckende Schau in der herbstlichen Altstadt und auf viele interessierte Gäste. Geöffnet DiFr 13-19 Uhr, Sbd 10-14 Uhr. Dagmar Neidigk Lesung mit Musik Hellersdorf – Am 27. September, 16 Uhr, findet innerhalb der Ausstellung „Werden und Vergehen“ der Künstlerinitiative Marzahn-Hellersdorf in der Pyramide, Riesaer Straße 94 eine Lesung mit Musik statt. Eintritt frei. I.D. Konzerte in der Börse Marzahn – Jeweils sonnabends lädt die „Alte Börse“, Beilsteiner Straße 51-85, zu Konzerten ein. Am 26. September, 19 Uhr, spielen die legendären „Jazz Optimisten Berlin“ (Foto: Dittmann). Eintritt frei. Bereits am 19. September findet an gleicher Stelle ein Percussion Festival statt. Beginn 12 Uhr, Eintritt 6 Euro. I.D. 10 jot w.d. 9/2015 Impressionen jot w.d.-Spezial: TFF 2015 Grenzen erreicht und überschritten Das diesjährige TFF bot trotz Rekordhitze herausragende Kunst, die Kapazität ist erschöpft Doberenz, Rottschalk,Hanneken. Fotos: R. Nachtmann, V. Nachtmann. Rudolstadt – Heißer Sommer, dieses Jahr ist ein heißer Sommer, wie wunderbar! So klingt es in dem gleichnamigen berühmten Film von 1964 mit Chris und Frank. Die erste große „Hitzeschlacht“ des Jahres fochten allerdings die „Folkies“ am ersten Juliwochenende beim 25. Tanzund Folkfest „TFF“ in der thüringischen Kleinstadt am Fuße der Heidecksburg aus. Wie gut, dass die Stadt über mehr als zehn (wenn auch kleine) Brunnen und einen flach und sommers leise dahinplätschernden Fluss, die Saale, verfügt. Abkühlung tat not. Denn wer diese musikalisch erwartet hatte (schließlich stand Norwegen als Länder- und Tanzschwerpunkt auf dem Programm), war einem großen Irrtum aufgesessen. Die Künstler des Landes mit den ältesten Gebirgen der Welt (sie entstanden vor mehr als 1,4 Milliarden Jahren in Äquatornähe) entfachten ein regelrechtes musikalisches Feuerwerk. Das wundert nicht, wenn man bedenkt, dass es bei den wenigen Einwohnern Norwegens keine so sequenzierte Musikszene wie etwa in Deutschland oder Frankreich gibt. Vielmehr stehen Interaktion und Gemeinsamkeit im Mittelpunkt. Da treffen sich Jazzmusiker mit Volksliedsängern, experimentelle Elektoakustiker mit Solisten mittelalterlicher Instrumente zum Gruppenspiel. Der solcherart entstehende gegenseitige künstlerische Einfluss machte in Rudolstadt selbst manchen Kenner staunen. Das zeigte sich umso interessanter bei den „Trollmusikken“. Hier führten Geir Egil Larsen, Tom Willy Rustad, Silje Hegg und Ingvild Lie traditionelle norwegische Instrumente wie Tussefloyte, Bukkehorn, Langeleik oder Seljefloyte vor, deren Klang zuweilen tausende Jahre alt scheint. Bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts war norwegische Volksmusik stets solistisch, es wurde also immer nur auf einem Instrument gespielt. Erst seit etwa 60 Jahren gibt es Duos, Trios und größere Gruppen, von denen beispielsweise Smalviltlaget beim diesjährigen TFF zum Tanz aufspielte. Von der anderen Seite des Kontinents kam die möglicherweise am meisten bejubelte Künstlerin. Die Fadosängerin Mariza brachte die Zuhörermassen im Schlosshof der Heidecksburg wahrhaft zur Ekstase, als sie die Bühne verließ und singend durch die Reihen wandelte, einige Gäste gar zum Mitsingen bewegte. Wohlgemerkt: Mariza singt Fado, diese unerklärliche portugiesische Mischung aus Sehnsucht, Traurigkeit und Weltschmerz. Große Konzerte boten Sés, die Sängerin aus Galizien, die näher an Rockmusik als am Folk agiert, der Reggae-Sänger Patrice aus Köln, Sohn eines Schriftstellers Die Gruppe Smalviltlaget spielte beim TFF zu nordischen Tänzen auf, die allerdings nicht ganz leicht zu erlernen waren. aus Sierra Leone und einer deutschen Mutter, und vor allem Rhiannon Giddens aus den USA. Neben all den „Großen“ fanden aber auch kleine Gruppen und die vielen Straßenmusiker, offizielle wie inoffizielle, ein bestens gelauntes Publikum. Insgesamt traten 150 Bands aus 33 Ländern auf und spielten vor täglich 25 000 Besuchern, nicht wenige davon Dauergäste und von diesen einige sogar schon in „zweiter Generation“. Alle Tage ausverkauft, das heißt, Europas größtes Festival für World und Roots Music ist endgültig an seine Grenzen gestoßen. Erweiterungen werde es „definitiv“ keine mehr geben, versichert Rudolstadts Bürgermeister Jörg Reichl. Schon die Sicherheitsbedingungen ließen dies nicht zu. Eine neue Spielstätte gäbe es nur, wenn eine andere dafür wegfällt, macht auch Bernhard Hanneken, der künstlerische Leiter des TFF klar. Das könnte im kommenden Jahr allerdings bereits der Fall sein, wenn etwa das Theater wegen Sanierungsarbeiten nicht zur Verfügung steht. Wir haben am Schlusstag des Jubiläumsfestivals schon mal die Aula des Gymnasiums ins Gespräch gebracht. Auch dieses Haus liegt (wie das Theater) nicht in der „Kernzone“ der Spielstätten. Es wäre wohl auch eine Überlegung wert, wenn sich die (wenigen) Großbetriebe der Stadt für ausgewählte Konzerte öffneten. Mal sehen, was den Machern – neben Hanneken auch die Festivaldirektoren Petra Rottschalk und Ulrich Doberenz – einfällt. Im kommenden Jahr jedenfalls stehen bei der 26. Ausgabe des TFF vom 7. bis 10. Juli Kolumbien und der Tanz Cumbia im Mittelpunkt. Darauf freuen sich nicht nur die Südamerikafreunde. Ralf Nachtmann Sés aus Spanien gab ein genauso umjubeltes Konzert wie Mariza (oben) und Silje Hegg von den Trollmusikken. Fotos: R. und V. Nachtmann Umwelt & Verkehr jot w.d. 9/2015 11 Niedrige Wasserstände in Teichen Alte Wuhle fiel von der Landsberger Allee bis zum Kienberg weitgehend trocken Marzahn-Hellersdorf – Sommerliche Hitze und gleichzeitige extreme Trockenheit seit dem Frühjahr waren im Osten Berlins und im Oderland besonders ausgeprägt. Dieser Wetterablauf hat die Alte Wuhle zwischen Landsberger Allee und der Einmündung in die Neue Wuhle unterhalb des Kienbergs Ende August fast völlig austrocknen lassen (links). Auch die Stauweiher und Feuchtbiotope hier sind wahrscheinlich sehr stark betroffen, wegen der IGA-Vorbereitungen sind sie aber derzeit nicht zugänglich. Im Sommer 2015 sind die Wasserstände an den Kaulsdorfer Klärteichen erstmals seit zehn Jahren auf das Niveau vor der Renaturierung gesunken. Sichtbar wurden im August die sonst bis ein Meter unter Wasser stehenden alten Begrenzungspfähle der Teiche (rechts). Womöglich stammen sie aus der Zeit der Neuanlage vor mehr als 100 Jahren. Am anderen Ufer entstand der Grie- singer-Krankenhauspark mit dem Fischteich in der Nähe einer ehemaligen Sandgrube. Einst waren es sechs Klärteiche inmitten bisheriger Rieselfelder und in Nachbarschaft zu einer dörflichen Kaulsdorfer Ziegelei, die den Lehmboden am Barnimhang aus- beutete. Drei Teiche wurden beim Bau der Plattensiedlung für das Bett der neuen Wuhle geopfert. An den drei verbliebenen Teichen waren damals die Pfahlbegrenzungen stets sichtbar. Allerdings waren die Teiche vor der WuhleRenaturierung regelmäßig voll- kommen ausgetrocknet. Befürchtungen, dass nach Abschalten des Klärwerkes die Wuhle auch im unteren Bereich austrocknet, haben sich bisher zum Glück nicht erfüllt. An den heißtrocknen Tagen blieb sie uns 2015 als Rinnsal erhalten. U. Clauder Natur kommt an letzter Stelle Bauleitplanung entscheidet immer mehr zugunsten von Straßen und Gebäuden Bei siedlungs- und infrastrukturellen Vorhaben in den Bereichen Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Versorgung und Mobilität muss grundsätzlich auch über Standorte und Flächen – deren Nutzung und Zuordnung – entschieden werden. Die hierbei notwendigen Entscheidungen über die Inanspruchnahme neuer Flächen oder die Umnutzung vorhandener haben erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Der Verlust naturnaher Flächen, ein erhöhter Material- und Energieverbrauch oder auch der Anstieg verkehrsbedingter Emissionen führen zu Belastungen für die Umwelt. Entscheidungen über die Nutzung von Flächen sind daher immer auch auf ihre Verträglichkeit für die Umwelt zu prüfen. In städtischen Räumen bestehen vielfältige, miteinand e r konkurrierende Nutzungsansprüche wie etwa Siedlungsflächenerweiterung (Wohnungsbauprojekte, Industriegebiete, Handelseinrichtungen), Ausbau der Stromversorgungsnetze, Errichtung von Windenergieparks, Straßenbauprojekte, Sicherung von Grün- und Freiflächen. Die Nutzungsansprüche nehmen ständig zu und fordern von Bund, Ländern, Regionen und Kommunen zukunftsfähige Lösungsstrategien. Dazu gibt es Planungs- instrumente wie den Bebauungsplan, den Flächennutzungsplan, den Bereichsentwicklungsplan, den Landschaftsplan und auch noch andere. Mehr denn je bedarf es einer vorsorgenden, fachübergreifenden und koordinierenden Planung und Entwicklung des knappen Raumes, und mittlerweile an Land und auch im Gewässer. Leitvorstellung ist eine nachhaltige Raumentwicklung, die die sozialen und ökonomischen Ansprüche an den Raum mit seinen umweltrelevanten Funktionen in Einklang bringt. Sie stellt zugleich sicher, dass die Beeinträchtigungen der Umwelt ein vertretbares Maß nicht übersteigen. Doch bitte, wer definiert das verträgliche Maß? In jedem Stadtbezirk wird geplant, Berlin als Ganzes wird auch geplant, die anderen Bundesländer planen und auch das gesamte Bundesgebiet unterliegt Planungen. Kann da ein verträgliches Maß für den Biotop- und Artenschutz herauskommen? Kann dabei dem Bedürfnis des Menschen an Naturraum Rechnung getragen werden? Mein beruflicher Alltag führt mich zu der Erkenntnis, dass bei Planungen, auf welcher Ebene auch immer, die Bedürfnisse nicht gleichrangig betrachtet werden, sondern Grün- und Freiraum meist schmückendes Beiwerk sind. Die Hierarchie der Bewertung der Bedürfnisse geht vom Allgemeinwohl über persönliches Recht und am Schluss steht der Freiraum sprich die Natur. Da alles dem Gemeinwohl dient, also Straßenbau, Industriegebiete, Kraftwerke, öffentlicher und privater Wohnungsbau, werden die Belange des Naturschutzes bei allen Planungen nach hinten gestellt. Und das Naturschutzrecht tritt erst dann in Kraft, wenn allen Bedürfnissen Rechnung getragen wurde. Es dürfen Bäume gefällt werden, wenn gebaut wird, oder Waldrand beseitigt werden, wenn die Autobahn breiter gemacht werden soll. Es werden Tiere umgesiedelt, damit Solarparks errichtet werden können. Die Dächer aber bleiben frei. Ich kann da wenig Nachhaltigkeit in Planungen feststellen, denn in jeder Raumplanung steckt mehr oder weniger Verlust von Freiraum und Natur. Oder haben Sie schon mal erlebt, dass eine Raumplanung die Vergrößerung/Erweiterung von Freiraum plant, ohne an anderer Stelle zu verkleinern? Selbst der Flughafen Tempelhof musste kämpfen, um den bestehenden Freiraum zu retten. Die Frage bleibt, wie lange diese Situation allen anderen höher gewichteten Belangen standhalten kann. Zwar existieren gesetzlich festgeschriebene Beteiligungsmöglichkeiten bei der ökologischen Bauleitplanung. Aber sehen Sie eine ernstzunehmende Möglichkeit, als interessierter Bürger dieser Stadt zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein? Und vor allem: Alle notwendigen Unterlagen vorher eingesehen zu haben? Schier unmöglich. Auch Interessenvertreter der Natur, wie der NABU, BUND, Grüne Liga usw. haben zunehmend Schwierigkeiten, ihre Belange für Umwelt und Natur einzubringen. Und 90 Prozent der vorgebrachten Einwände werden abgelehnt, im Fachjargon „weggewogen“. Es braucht viel Optimismus und Leidensfähigkeit, am „Ball“ zu bleiben. Beate Kitzmann (Der Beitrag erschien zuerst bei „umwelt online“, herausgegeben vom Umweltbüro Lichtenberg) Abb.: Die (noch nicht endgültigen) Pläne für die Bebauung des ehemaligen Wernerbades zeigen anschaulich die beschriebene Problematik. Klärwerke sollen schon bald mehr Schadstoffe filtern Berlin – Bis 2027 sollen die Berliner Klärwerke (auch jene auf Brandenburger Gebiet) schrittweise mit einer so genannten vierten Reinigungsstufe ausgestattet werden. Das geht aus einer Antwort der Senatsumweltverwaltung auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Silke Gebel hervor. Umweltstaatssekretär Christian Gaebler erkennt in seiner Antwort an, dass im Rahmen der Aufstellung des Nährstoffkonzeptes Berlin-Brandenburg „die Kläranlagen als eine maßgebliche Emissionsquelle für die Nährstoffbelastung der Gewässer herausgestellt“ worden seien. Zur Reduzierung dieser Belastung wird von Senat und Wasserbetrieben die Einführung der Flockungsfiltration favorisiert. Mit der neuen Reinigungsstufe könnten pro Jahr 60 bis 70 Tonnen Phosphor (von durchschnittlich 93 pro Jahr) zurück gehalten werden, versichert die Verwaltung. Eine „explizite Forderung zum Rückhalt von Spurenstoffen“ hingegen ergäbe sich sich aus der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) nicht. Dennoch sei „im Rahmen des vorsorgenden Umweltschutzes die Einführung einer Spurenstoffelimination auf der Kläranlage Schönerlinde zum Schutz des Tegeler Sees und des Wasserwerks Tegel“ in Vorbereitung. Besonders die steigenden Medikamentenrückstände im Abwasser führen zu erhöhter Besorgnis in der Bevölkerung. Mittels Verfahren wie Ozonung oder Adsorption an Aktivkohle „ließe sich eine Bandbreite an organischen Spurenstoffen, die in der Kläranlage nicht weitgehend genug entfernt werden (z.B. einige Medikamentenrückstände), weiter reduzieren“, versichert Gaebler. Die Spurenstoffentfernung stelle allerdings „eine weitere gesonderte Reinigungsstufe“ dar. Vorgaben und Zielwerte für die Spurenstoffentfernung für die Klärwerke der Berliner Wasserbetriebe liegen noch nicht vor. Dazu bedürfe es noch „umfangreicher Untersuchungen und Abwägung zu Machbarkeiten und Umweltentlastungseffekten“. Für die vier Klärwerke Ruhleben, Waßmannsdorf, Münchehofe und Stahnsdorf rechnet die Verwaltung bezüglich der Phosphor-Eliminierung mit Investitionskosten von 180 Millionen Euro, hinzu kommen jährlich 20 Millionen für den laufenden Betrieb. Die Kosten für die Nachrüstung der Kläranlagen „können mit der zu zahlenden Abwasserabgabe verrechnet werden“, heißt es. Für das Herausfiltern weiterer Spurenstoffe liegen noch keine Kostenschätzungen vor. Allerdings gibt es verschiedene Messwerte von Verwaltung und Wasserbetrieben. R. Nachtmann 12 jot w.d. 9/2015 Literatur Trocken, und nicht verdurstet „Plötzlich und unerwartet…“ Biesdorf – Die Tagesklinik „An der Wuhle“ lädt am 9. September, 14 Uhr, zu einer Lesung mit Peter Böttcher in die Krankenhauskirche im Wuhlgarten ein. Siebzehn Jahre nach seiner Therapie liest Böttcher aus seinem Buch „Trocken, und nicht verdurstet“. Er erzählt die normalen wie spannenden, grotesken wie tragischen Geschichten von Weggefährten und seinen eigenen Abschied vom Alkohol. Das Buch soll zum Nachdenken über diese andere Krankheit mit ihren gesellschaftlichen Vorurteilen anregen sowie Trinkern Mut machen, trocken statt trostlos zu leben. Die Moderation und fachliche Begleitung übernimmt Rolf Gommert, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Tagesklinik „An der Wuhle“. Eintritt frei. Ute Frauenstein Nach der Wende stieg die Selbstmordrate drastisch Mit Fontane durch Ostprignitz-Ruppin Biesdorf – Die Wanderungen durch die Mark Brandenburg finden auch heute noch eine große Resonanz. Fontane betrieb für seine Darstellungen intensive Forschungen zur märkischen Geschichte. Die Mischung aus genauer Beschreibung, historischem Hintergrund und literarischer Ausdruckskraft macht noch heute die Faszination der „Wanderungen“ aus. Der Historiker Bernd Maether führt in einem Vortrag am 16. September, 18 Uhr, im Stadtteilzentrum, AltBiesdorf 15, auf Fontanes Spuren durch eine der reizvollsten Gegenden der Ruppiner Schweiz, eine der schönsten Landschaften der Mark Brandenburg. Eintritt 3 Euro, Info Tel. 526 78 45 93. RN Wenn Leben endet Berlin – Der Verein Gesundheit Berlin-Brandenburg hat im Auftrag der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales die Broschüre „Wenn das Leben endet“ erarbeitet. Sie soll die Auseinandersetzung mit der letzten Lebensphase erleichtern. Die Broschüre bietet einen Überblick über wichtige Beratungs- und Unterstützungsangebote in Berlin und gibt Informationen zu Vorsorgemaßnahmen, Pflege, Palliativversorgung und Sterbebegleitung, Formalien im Todesfall und zum Umgang mit Trauer. Die Publikation ergänzt damit die Ende 2012 erschienene Broschüre „Wenn Ihr Arzt nicht mehr heilen kann“. Beide Broschüren sind online zu finden: www.berlin.de/sen/soziales/ themen/pflege-und-rehabilitation/besondere-personengruppen/schwerstkranke-und-sterbende. Druckexemplare können kostenfrei bei der Senatsverwaltung angefordert werden: [email protected], Tel. 9028 3114/1213). I.D. Prof. Johanna Töpfer, Chefin der Gewerkschaftshochschule und stellvertretende Vorsitzende der DDR-Einheitsgewerkschaft FDGB, die ehemaligen Minister Wolfgang Junker und Heinz Kuhrig, der 2. Sekretär der SEDBezirksleitung Karl-Marx-Stadt, drei 1. Sekretäre von Kreisleitungen der SED, drei Leiter von Bezirksverwaltungen des Ministeriums für Staatssicherheit – die Liste derer, die nach Wende und Einheit den Selbstmord als einzige Möglichkeit sahen, ist lang. Doch nicht nur politisch Verantwortliche handelten so. Auch der bis heute unvergessene große Schauspieler Wolf Kaiser, der Dirigent Herbert Kegel, der Schlagersänger Günter Geißler, der Lyriker Manfred Streubel („Die Heimat hat sich schöngemacht“) und der Krimiautor Gerd Prokop kamen mit den neuen Realitäten nicht zurecht und gingen freiwillig aus dem Leben. Ein seinerzeit viel diskutierter Fall war der Freitod des bündnisgrünen Kommunalpolitikers Dr. Detlef Dalk aus Zepernick bei Bernau. Er hatte sein Grundstück im August 1988 nach DDR-Recht redlich gekauft. Im Juli 1991 meldete sich der Alteigentümer und beschuldigte ihn per Brief, Haus und Grund „wissentlich zu Unrecht“ erworben zu haben. Dalk schrieb daraufhin einen Offenen Brief an den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, in dem er auf die Problematik des im Einigungsvertrag vereinbarten Prinzips „Rückgabe vor Entschädigung“ hinwies. Der Brief blieb unbeantwortet. Dalk wollte für alle, die sich in ähnlicher Lage wie er befanden, ein Zeichen setzen und erhängte sich am Balkon seines Hauses. Tragisch endet auch das Leben einer Schulrätin in Sachsen. Sie hat bei einer der damals üblichen Überprüfungen aus Angst, ihre Arbeit zu verlieren, ihre kurzzeitige Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit verschwiegen. Dann jedoch tauchen Hinweise auf diese auf und die Frau wird zu einer Anhörung ins Ministerium bestellt. Ihrer Familie ver- schweigt sie diesen Termin. Sie fährt dennoch hin und bezahlt ihr Hotelzimmer im Voraus. Hotelangestellte finden sie am nächsten Morgen mit einer leeren Schnapsflasche und mehreren leeren Tablettenpackungen tot im Bett. Regelrecht in den Tod getrieben wird ein international anerkannter Wissenschaftler der Leipziger Universität. Er sei „fachlich ungeeignet“ bestätigen ihm die neuen Herren der Uni, die eine Wiedereinstellung strikt ablehnen. Der von dem Betroffenen vermutete Grund: Er war zu DDR-Zeiten Mitglied der Parteileitung der Uni. Keinen Ausweg mehr für sich sah auch eine Ärztin, Mutter von drei Kindern. Als ihre Poliklinik aufgelöst wurde, meinte sie, das finanzielle Risiko der Niederlassung in eigener Praxis nicht eingehen zu können. Hans Sandow Klaus Behling: „Plötzlich und unerwartet...“, edition berolina, 9,99 Euro. Nahost ohne Frieden? Europa ohne Freiheit? Ein Buch über Liebe und Verrat Ein aufklärerisches Buch Der freundliche Buchhändler am Kaulsdorfer Bahnhof hatte es in seine Auslage gestellt: So las ich Amos Oz’ „Judas“ bei sommerlichen Hitzegraden, während im Ort des Romans, dem winterlichen Jerusalem der fünfziger Jahre, feuchte Kälte vorherrscht. Das Buch zeigt wie im Holzschnitt den biblische Ausmaße annehmenden Konflikt bei der Gründung des Staates Israel. Die versprengten Befürworter eines friedlichen Zusammenlebens von Juden und Arabern wurden zu verstoßenen Außenseitern und als Verräter gebrandmarkt, alles erzählt in spannender Parallele zur Entstehung des Christentums an gleicher Stelle. Amos Oz widersteht Seite für Seite hartnäckig der naheliegenden Versuchung, in der verregneten Tristesse inmitten bröckeln- der Lehmmauern des Jerusalem am Beginn des Kalten Krieges zusammen mit seinen handelnden Figuren in Rat- und Hoffnungslosigkeit zu versinken. Wenngleich da nur die Spur einer keimenden Hoffnung bleibt, die kunstvoll mit der scheinbar brachial scheiternden Mission des Judas verwoben wird. Eine wahrhaft lesenswerte Lektüre über einen schweren Stoff, überzukkert mit einer eigenartig schönen Liebesgeschichte, die – wie auch anders – ohne Happyend bleiben muss. Die 320 Seiten sollten Pflichtlektüre für alle Friedensfreude sein, um nicht in Illusionen zu verfallen, aber Hoffnungen zu behalten. Ulrich Clauder Amos Oz: Judas, Suhrkamp, 22,95 Euro. Gewöhnlich wird die Geschichte des modernen Europas im Licht der gegenwärtigen europäischen Integration erzählt. In diesem erscheint Europa als ein genuin liberales Projekt, das auf politische und ökonomische Freiheit zielte. Vernachlässigt wird dabei, dass im 20. Jahrhundert ebenso Visionen für Europa existierten, die auf vormodernen religiösen Ideen beziehungsweise auf Vorstellungen von kultureller und ethnischer Homogenität gründeten und auch die Ausübung von Zwang oder Gewalt einschlossen. Diesen antiliberalen Visionen von Europa widmet sich das Buch: den Ideen antimoderner Katholiken, der konservativen und extremen Rechten sowie den Konzepten der Kommunisten. Es wird argumentiert, dass antiliberale Projekte von Europa nicht Gegenstück, sondern Teil des europäischen Einigungsprozesses waren. Dieter Gosewinkel, Professor für Moderne Geschichte an der Freien Universität Berlin, und CoDirector am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), hat dieses interessante Buch herausgegeben. Derzeit ist es allerdings nur in englischer Sprache erhältlich. Wer sich vorab einen Eindruck verschaffen möchte, dem sei Gosewinkels thematischer Beitrag „Antiliberales Europa – eine andere Integrationsgeschichte“ in Zeithistorische Forschungen, Ausgabe 9, aus dem Jahr 2012 empfohlen. Er ist im Internet (www.zeithistorische-forschungen.de/32012/id=4496) zu finden. Ralf Nachtmann Antiliberal Europe, Berghahn Books, New York, 210 Seiten, ca. 90 Euro. Lesungen in Bibliotheken und anderen Orten Hohenschönhausen – Am 10. September, 19 Uhr, lesen die Autorinnen Doris Bewernitz, Julia Christ und Ilka Haederle in der Anna-Seghers-Bibliothek, Prerower Platz, aus ihrem neuesten Krimi. „Die Schlange von Shenzhen“ führt in das Berliner Obdachlosenmilieu und auf die Spur skrupelloser Geschäftsleute bis nach China. Ein mysteriöser Toter am Westhafen gibt der Ermittlerin Rätsel auf. Warum findet der Rechtsmediziner keine Todesursache? Eintritt 4/3 Euro. Lichtenberg – Am 30. September, 18 Uhr, präsentieren Annegret Ruhland und Christa Anders zur Woche der älteren Menschen in der Bodo-Uhse-Bibliothek, Erich-Kurz-Straße 9, Lyrik und Fotografie. Gemeinsam haben sie den Lyrikband „Und immer wieder“ gestaltet. Ein Buch, in dem die Illustrationen von Christa Anders ebenso zur Geltung kommen wie die Texte von Annegret Ruhland. Es verleitet zum Innehalten, Sich-Finden, zur Besinnung auf Gefühle und Zeiten. Eintritt frei. Lichtenberg – Am 18. September, 18 bis 21 Uhr, gibt es in der Anton-Saefkow-Bibliothek, Anton-Saefkow-Platz 14, den 22. Leseabend anlässlich des Fennpfuhlfestes. Kinder im Alter von sieben bis neun Jahren erleben ein buntes Programm mit lustigen Geschichten, Spielen und vielen anderen kleinen Überraschungen. Dabei bleibt aber noch genügend Zeit, die Bibliothek einmal auf ganz andere Weise zu entdecken und zu erforschen. Info Tel. 90 296 37 73. Biesdorf – Am 16. September, 18 Uhr, liest Gertraud Petermann aus ihrem Buch „Mit offenen Augen durch – Deutsche Erlebnissplitter, Wahrnehmungen, Reflexionen“ im Stadtteilzentrum, Alt-Biesdorf 15. Die Autorin, geboren 1932, blickt kurz vor ihrem achtzigsten Geburtstag auf das Leben in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg, auf die gemeinsame Entwicklung und die späteren Differenzen zurück. Klischees und Vorurteile sind noch nicht verstummt. Eintritt: 4 Euro. RN Feuilleton jot w.d. 9/2015 13 Historisches Kalenderblatt: „Der mutigste Mann, den ich je kennengelernt habe“ Er „ist der mutigste Mann, den ich je kennengelernt habe“. So reagierte Anna Degen auf eine Bemerkung ihres Sohnes Michael über Carl Hotze. In seiner 1999 erschienenen Autobiografie „Nicht alle waren Mörder“ beschreibt der Schauspieler Michael Degen eindrucksvoll, dass und wie sie als deutsche Juden die Nazizeit in Berlin dank der Unterstützung durch Carl Hotze überleben konnten. Hotze war immer zur Stelle, wenn ein Versteck aufgegeben werden musste oder die Lage aussichtslos erschien. Wer war dieser Mann? Michael Degen schildet ihn unter anderem so: „Groß war er und schlank, sehr drahtig, fast dünn. Sein Kopf sah aus wie poliert. Spiegelglatt. Kein einziges Haar. Und seine Augen blickten einen bedeutend und auch etwas bedrohlich an. Wenn man genau hinsah, wußte man, woher das kam. Er hatte ein Glasauge. Karl Hotze strahlte viel Ruhe und Selbstbewußtsein aus, sprach sehr präzise und hatte die Gabe, einen mit wenigen Worten genügend zu informieren.“ Geboren am 16. September 1890 in Niedersachswerfen im Harz, erlernte Carl Hotze den Beruf eines Kaufmanns, war von 1915 bis 1918 Soldat im Ersten Weltkrieg, zog nach dem Tod seiner Eltern zu Beginn der 1920-er Jahre nach Weißensee, heiratete hier die am 15. Mai 1893 geborene Martha Schiewe (oder Schewe). Anders als die Mehrzahl der Deutschen entschieden sich Carl und Martha Hotze dafür, aktiv am Kampf gegen die wachsende faschistische Gefahr teilzunehmen. 1930 traten beide in die KPD ein und übernahmen im KPD-Unterbezirk Weißensee verschiedene Funktionen. 1933 musste Carl Hotze seinen Kaufmannsladen aufgeben, wurde arbeitslos und widmete sich voll und ganz der Widerstandstätigkeit gegen die Nazidiktatur. Die ständige Beobachtung durch Polizei und Gestapo veranlassten die Hotzes, 1934 nach KaulsdorfSüd, An der Wuhle 41, zu ziehen. Als Stadtteilleiter des KPD-Unterbezirks der südlichen Siedlungsgebiete zwischen Biesdorf und Mahlsdorf setzte Carl Hotze seine Aktivitäten gegen das NSSystem fort. Eine seiner Aufga- ben war die Herstellung von Verbindungen im Rahmen der „Internationalen Arbeiterhilfe“ (IAH). Durch einen in die Berliner Organisation der IAH eingeschleusten Spitzel fiel er im Oktober 1935 mit sechs weiteren Genossen seines Bereichs in die Hände der Gestapo. Berlinweit wurden in diesem Zusammenhang etwa 60 Widerstandkämpfer verhaftet. Am 17. Oktober 1936 verurteilte der 4. Strafsenat des Berliner Kammergerichts Carl Hotze zu drei Jahren Zuchthaus und „Ehrverlust“. Mit Hotze stand auch Otto Oberländer aus Biesdorf vor Gericht. Beiden wurde vorgeworfen, an „leitenden Stellen tätig“ gewesen zu sein. Bei Hotze habe man „einen Abziehapparat und eine Schreibmaschine gefunden, auf denen illegale Schriften hergestellt“ worden seien. Oberlän- So wie Michael Degens Buch setzt auch dessen Verfilmung durch Jo Baier im Jahr 2005 dem mutigen Carl Hotze (re., gespielt von Richy Müller) ein bleibendes Denkmal. Bild: SWR der sagte nach 1945 aus, dass er seit 1943 „Gegenübernachbar“ von Hotze auf der Biesdorfer Seite der Wuhle war und seinem Freund Hotze beim Bau eines Hauses auf dessen Grundstück An der Wuhle 41 tatkräftig unterstützt habe. Am 18. Oktober 1938 kehrte Carl Hotze aus der Haftanstalt Brandenburg nach Kaulsdorf zurück. Er absolvierte in einer (nicht näher beschriebenen) Versuchs- und Lehrgärtnerei eine Ausbildung zum Gärtner und machte sich wieder selbständig. Das wird durch die Aussage eines weiteren Kampfgefährten bestätigt, wonach Hotze in unmittelbarer Nähe seines Grundstücks eine kleine Gärtnerei gepachtet habe. Ungeachtet dessen suchte und fand Carl Hotze schnell wieder Kontakt zu anderen Widerstandskämpfern und setzte seine illegale Arbeit fort. Flugblätter wurden geschrieben, vervielfältigt und verteilt, gefährdete Mitkämpfer versteckt, deren Familien unterstützt usw. Seit 1940 gehörte Hotze (Deckname: Klaus) zu den aktiven Mitgliedern der weit gefächerten Widerstandsorganisation um Robert Uhrig und seit 1942 zur Jacob/Saefkow/Bästlein-Organisation. 1943 waren auch Anna Degen und ihr damals 11jähriger Sohn Michael „zu Gast“ bei Familie Hotze, die durch Marias Schwester Martha tatkräftig unterstützt, das Überleben der Degens sicherten. Am 5. September 1943 wurden Carl und Maria Hotze festgenommen. Ein untergetauchter und von mehreren Familien versteckter Mann war wegen krimineller Delikte verhaftet worden und hatte die Adressen seiner Helfer preisgegeben. Nach Verhören im Polizeipräsidium wurde Maria Hotze in das KZ Ravensbrück gebracht. Carl Hotze kam in das KZ Sachsenhausen und von hier nach Mauthausen. Maria Hotze starb in Ravensbrück am 6. November 1944. Die genauen Umstände ihres Todes sind nicht bekannt. Carl Hotze überlebte und schlug sich nach der Befreiung des KZ Mauthausen Anfang Mai 1945 zu Fuß nach Berlin durch. Hier musste er sich der in der von Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht geführten Nachkriegs-KPD intensiv betriebenen Überprüfung der Haltung der Parteimitglieder während der NS-Zeit unterziehen. Mehrere Kampfgefährten, darunter auch sein Freund Otto Oberländer, stellten ihm ein sehr positives Zeugnis aus. Carl Hotze wurde schließlich Mitarbeiter und Abteilungsleiter in der „Deutschen Wirtschaftskommission“ (DWK) der sowjetischen Besatzungszone. Sein Todesdatum ist uns bisher leider nicht bekannt. Manfred Teresiak (Das Historische Kalenderblatt wird gemeinsam mit dem Heimatverein des Bezirks gestaltet.) Ruheloses Rentnerdasein Kabarettistin und jot w.d.-Kolumnistin Dagmar Gelbke denkt manchmal ans Auswandern, hat aber hier noch viel zu tun Ich müsste diesmal etwas sagen zu unserem Flüchtlingsproblem. Ich ertrage diese unsäglichen Diskussionen nicht mehr, von dummen wie auch, wie ich dachte, klugen Leuten. Die haarspalterischen Bedenken sind doch nichts weiter als übertünchte kleinbürgerliche Vorurteile, die auf egoistischem Besitzanspruch und leider auch auf diesem „Wir sind die besseren Menschen-Habitus“ basieren. Bitte, Leute, lasst diese Menschen, die nun mal da sind (und wenn sie eine Million wären, das ist ein Achtzigstel unserer Bevölkerung), lasst sie doch erst einmal Frieden – und ja, auch ein vielleicht wirtschaftlich besseres Leben finden. Wie viele DDR-Bürger sind einst wegen der besseren wirtschaftlichen Chancen in den Westen abgehauen? Meint Ihr wirklich, dass diese entwurzelten Menschen mit den Almosen, die wir ihnen nicht gönnen, besser dran sind als wir? Warum eigentlich sind wir nicht auch ein wenig stolz darauf, dass Menschen zu uns kommen mit all ihren Hoffnungen, in dem Vertrauen auf die starke deutsche Nation? Weil wir uns in der Welt falsch darstellen? Weil es uns peinlich ist, dass wir nicht so sind, wie wir sein wollen? Ja, seid achtsam, ja, und die Gesetzeshüter sollen ihre Pflicht tun, aber seid doch nicht so unkultiviert bösartig und neidisch. Es ist so erbärmlich kleinlich im moralischen Sinne, wie sich Bürger dieses Landes aufführen – und es sind nicht wenige. Ich hoffe nur, dass keinem von uns je wieder eine Flucht bevorsteht. Bloß, wenn ich die Weltlage anschaue, kann man nicht sicher sein, dass wir davon verschont bleiben. Mir springt gerade der Titel des vierten Teils von „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R.R. Martin ins Auge – darauf basiert die TV-Serie „Game of Thrones“: Die Saat des goldenen Löwen. Irgendwie passend: Die Saat, die der goldene Löwe Kapitalismus aufgehen ließ, ist gerade am Verbrennen – in Kriegen, Hass und Neid. Und ich glaube, die Flüchtlingsproblematik wird vorgeschoben thematisiert, um Schlimmeres noch nicht ahnen zu lassen. Ich kann nur hoffen, dass meine frühe Geburt mich davor bewahrt. Trotzdem denke ich immer öfter daran, wegzugehen von hier. Nach Bulgarien zum Beispiel. Oder wie Ingrid Winkler in die Türkei. Apropos: Ingrid hatte ich in meiner Geburtstagskolumne nicht genannt, auch Lutz Hoff nicht. Und dabei hatte er von 2003 bis 2005 mit mir die große Helga-HahnemannRevival-Show konzipiert und auf die Bühne gebracht. Das war eine runde Sache – anfangs sogar mit Big Band. Und Solisten vom Fernsehballett wie Maik Damboldt, Stars wie Nina Lizell, Ljubka Dimitrovska, die Gebrüder Blattschuss oder Angelika Mann und Günther Gollasch waren immer dabei – bis ich dann pleite war und das Projekt aufgeben musste. Wahrscheinlich waren wir zu früh mit dieser Idee. Da ich aber nichts wirklich aufgebe – wer weiß, vielleicht wird die Helga-Hahnemann-RevivalShow noch reloaded? Wie unsere Musicalrevue „Wer ist Herr Bunbury“ mit den Melodien des leider im August verstorbenen Komponisten Gerd Natschinski, die Silvester im Staatstheater Cottbus wie- der aufgeführt wird – nach sechs Jahren Pause (die Kostüme passen alle noch!) Ansonsten bereite ich mich gerade auf eine neuntägige Ortsabwesenheit vor, die mich und Paula ins Reich der Pharaonen führen wird. Paula hat ja Angst – ich aber vertraue in Allah. Nero Brandenburg, ehemalige RIAS-Ikone, den ich bei der poetischen, wenn auch mit Uta Schorn leider fehlbesetzten Premiere von „Frau Luna“ in Beelitz traf, hat mich auch bestätigt: Er fährt jedes Jahr dreimal nach Ägypten und schimpft, dass alles nur Propaganda sei. Die Menschen seien freundlich wie eh und je. Inschallah – ich werde berichten. Nicht, dass jetzt Neid vermutet wird: Ich liebe Uta, aber wie rüde und uncharmant sie dort berlinern musste, hat mir körperlich richtig weh getan. Doch wichtig sind ja nur die Zuschauer: Die waren happy, so dass trotz gepfefferter Eintrittspreise noch Zusatzvorstellungen gespielt werden konnten. Ach ja – und dann war ich mit Bert Beel in einer Vorstellung des „Hauptmann von Köpenick“ im Rathaushof. Grundsätzlich muss man das Projekt loben. Aber da steht ein Jüngelchen als Hauptmann auf der Bühne, der auch noch aus Hamburg kommt. Ich weiß nicht, ob überhaupt einer der Kollegen aus Berlin kam. Ich meine, Heinz Rühmann war auch kein Berliner, aber er hatte diese Verschmitztheit, die die Rolle braucht. Und ich persönlich war einfach genervt, weil ich jedes Lied, das ja neu komponiert worden war, sofort als Plagiat aus einem internationalen Musical identifizieren konnte, auch die Choreographien waren berühmten Vorbildern entlehnt – von Cabaret bis Westside-Story, alles vorhanden. Unsere westdeutschen Begleiter fanden allerdings die Steppnummer schön. Tja, wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Preußen gesteppt? Um noch einmal auf Integration zurückzukommen. Ich hatte nun endlich – beim dritten Anlauf – mit meinem Soziologieprofessor der FernUni in Hagen ein Thema für die letzte Hausarbeit vor der Bachelor-Arbeit ausgehandelt: „Wir alle spielen Kabarett – Kann die Inszenierung von Stereotyp und Vorurteil im Ethno-Kabarett Interkulturelle Kommunikation befördern?“. Es war eine schwere Geburt – und dann stellt sich heraus, dass ich diesmal vergessen hatte, die Prüfung anzumelden, ich dumme Kuh. Also muss ich nun zum 4. Mal dasselbe Modul belegen. Tja, man merkt, dass ich Rentner bin! In diesem Sinne: Trotzdem Mensch bleiben! Eure Daggie 14 jot w.d. 9/2015 Empfehlungen Der Studiogast kommt aus Erfurt „Kofferradio“ erinnnert an den am 4. August verstorbenen Komponisten Gerd Natschinski Berlin – Jeden Sonnabend zwischen 14 und 15 Uhr erklingen beim Sender Alex Berlin Hits und Raritäten der vergangenen 50 Jahre. Zu empfangen über das Berliner Kabelnetz 92,6, Antenne 88,4 und 90,7 sowie im Internet (www.alex-berlin.de, www.siggitrzoss.de). Am 5. September gibt es das Kofferradio gleich zwei Mal. Aus aktuellem Anlass läuft um 14 Uhr nicht wie gewohnt die Geburtstagssendung. Sie ist dem am 4. August verstorbenen Komponisten Gerd Natschinski gewidmet. Moderator Siggi Trzoß erinnert mit Ausschnitten aus der Sendung vom 75. Geburtstag des Künstlers, als dieser zu Gast im Studio an der Voltastraße war, und spielt einige seiner zahlreichen Kompositionen für Bärbel Wachholz, Frank Schöbel, Peter Wieland, den Eisenbahner-Kinderchor und sein ei- genes Orchester. Von 16 bis 19 Uhr werden Ausschnitte der LiveShow zum 500. Kofferradio aus dem FFM gesendet. Am 12. September begrüßt Moderator Siggi Trzoß im Studio den Erfurter Sänger und Musikproduzenten Jörg Hindemith. Im Gespräch erfährt der Hörer, was aus dem Sänger von „Bitte, bitte Hanni“, „Heut kommt Marie zurück“ oder „Ich leb gefährlich“ geworden ist. Die Geburtstagssendung für Schlager-Akteure des Monats September geht am 26. September über den Sender. Bis zum 6. September können die Hörer ihre Lieblingsinterpreten auswählen (Vorschläge per email: [email protected]). Musikwünsche oder Anregungen zur Sendung an: Kofferradio, Voltastraße 6, 13355 Berlin oder per email oder Fax (99 150 23). I. Dittmann Ihr familienfreundlicher Wohnungsanbieter lädt ein! Tempelhofer Feld von 11 bis 20 Uhr – Eintritt frei Buntes Familienprogramm mit spektakulären Drachen-Flugshows, Miniaturdrachenausstellung, Drachen-Bastelatelier, Bonbonregen, Urban Volleyball Court u. v. m. Reisen Sie bitte mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. www.stadtundland.de direkt – Briefe & Antworten jot w.d. 9/2015 15 Sicher zu Fuß zur Schule Vortrag, Feier und Ausstellung BUND-Aktionswochen im September für Schulen Der BUND ruft auch in diesem Jahr wieder gemeinsam mit dem Arbeitskreis Mobilitätserziehung Berlin alle Berliner Schulen auf, sich an der Aktionswoche „Zu Fuß zur Schule – selbst sicher mobil“ zu beteiligen. Noch immer gibt es Verkehrschaos vor Berliner Schulen. In vielen Fällen sind es Eltern, die dafür verantwortlich sind. Sie bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule oder holen sie ab. Die Folgen: Kinder sind unsicher im Verkehr, bewegen sich weniger, haben kaum Orientierungssinn und können sich schlecht konzentrieren. Zusätzlich gefährdet das hohe Verkehrsaufkommen die Kinder. „Im letzten Jahr haben sich 62 Schulen mit mehr als 13 000 Schülerinnen und Schülern beteiligt. Das zeigt uns, dass es nach wie vor wichtig ist, für den Schulweg zu Fuß zu werben, um die Kinder sicherer und selbständiger zu machen“, sagt Projektleiterin Gabi Jung. Der BUND möchte möglichst viele Lehrerinnen, Lehrer, Erzieherinnen, Erzieher, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler dazu gewinnen, sich an den Aktionstagen zu beteiligen. Ob Einzelaktion oder ganze Projektwoche, der BUND unterstützt gerne mit Beratung und Materialien wie z.B. Transparenten mit der Aufschrift „Zu Fuß zur Schule“ zum Bemalen. Falls gewünscht kommt der BUND auch an die Schule, um auf Elternabenden über die Problematik „Elterntaxi“ zu informieren. Anmeldungen und weitere Infos www.mobilitaetserziehung-berlin.de oder direkt bei [email protected], Tel: 78 79 00 31. Carmen Schultze Mit dem Heimatverein Dörfer im Umland erkunden Der Heimatverein lädt alle Interessierten für den 19. September zu seiner siebenten Exkursion in das dörfliche Umland des Bezirks MarzahnHellersdorf ein. Unter sachkundiger Begleitung von Ortschronisten werden die Dörfer Wesendahl, Gielsdorf und Wilkendorf besucht. Interessant sind die Dorfanlagen und die kulturhistorisch bedeutsamen sakralen Bauten. Die Exkursion ist wieder als Halbtagestour mit eigenem Pkw vor- gesehen. Anmeldungen nehmen Reiner Rau (Tel. 54 37 69 97) und Claas Reise (Tel. 67 89 64 42) entgegen. Treffen zur Abfahrt ist 8.45 Uhr auf dem Parkplatz unterhalb der Mühle in Alt-Marzahn. Nach den Dorfbesichtigungen besteht die Möglichkeit, individuell in Strausberg zu Mittag zu essen. Für die Führungen in den Dörfern wird von den Teilnehmern ein kleiner Kostenbeitrag von 3 Euro erhoben. C. Reise Weltmusik beim „hellen salon“ Hellersdorf –Der musikalisch-literarische „helle salon“ im Kulturforum, Carola-Neher-Straße 1, steht am 11. September unter dem Motto „Weltmusik“. Zu Gast ist das Musikerduo „Rosmaj“ mit Oleg Nels und Artem Urbach (Foto: privat). Das Duo wurde 2007 gegründet. Das Programm der in Berlin lebenden russischen Künstler umfasst neben russischer Volksmusik u. a. ukrainische Folklore, Tango, Latino-Musik, Klezmer, französische Chansons und Walzer, Gipsy-Musik und amerikanischen Swing. Bilder von Irina Weisel werden ausgestellt und können käuflich erworben werden. Kulinarische Spezialitäten der russischen Küche stimmen die Gäste auf den Abend ein, durch den Alina Martirosjan-Pätzold führt. Beginn 19.30 Uhr, Eintritt 18 Euro (inkl. Speisen), Karten Tel. 553 22 76. I.D. Die Zehn Inkarnationen Karlshorst – Zum „Carlshorster Salon“ lädt der Kulturring am 25. September in das Kulturhaus Karlshorst, Treskowallee 112, ein. Der literarisch-musikalische Abend, durch den Alina Martirosjan-Pätzold führt, steht unter dem Motto „Die Zehn Inkarnationen“ und macht mit der geheimnisvollfaszinierenden Kultur des Indischen Subkontinents bekannt. Zu Gast ist die indische Choreographin und Tänzerin Rajyashree Ramesh (Foto: privat). Sie steht seit ihrem 9. Lebensjahr auf der Bühne und lebt seit 1977 in Berlin. Hier gründete sie ihre eigene Academy for Performing Arts.Mit ihrem Ensemble präsentiert sie verschiedene indische Tänze. Bilder des indischen Malers Sanjay Sikder werden ausgestellt und können erworben werden. Auf den Abend stimmen kulinarische Spezialitäten aus der indischen Küche ein. Beginn 19.30 Uhr, Eintritt 18 Euro (inkl. Speisen), Karten Tel. 553 22 76. I.D. Peter-Weiss-Bibliothek feiert ihren 25. Geburtstag Als sich im September 1990 eine Gruppe meist junger Leute – Wissenschaftler, Bibliothekare, Buchhändler – zusammenfand, um den „Verein zur Förderung der alternativen Bibliothek Hellersdorf“ ins Leben zu rufen, konnte sich wohl kaum einer von ihnen vorstellen, was einmal aus diesem Projekt werden würde. Damals ging es in erster Linie darum, Bücher, wertvolles Kulturgut, vor der Vernichtung zu bewahren und bisher nicht oder nur schwer zugängliche Literatur für Interessierte verfügbar zu machen. Nach nunmehr 25 Jahren verfügt die heutige Peter-Weiss-Bibliothek über einen Bestand von rund 20 000 Büchern, Zeitschriften und anderen Medien und ist – dank ihrer Präsenz im Internet – sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern, wie der Buchhandlung im KIK, dem Klub 74, Steinstatt e.V. und anderen Vereinen konnte die Bibliothek seit 1992 etwa 450 Veranstaltungen durchführen, die mehr als 15 500 interessierte Besucher fanden. Ehrensache, dass auch der 25. Geburtstag mit Veranstaltungen begangen wird. Den Auftakt bildet am 17. September, 18.30 Uhr, in der Peter-Weiss-Bibliothek eine Begeg- nung mit Prof. Siegfried Prokop, der zu einem gerade in diesem Jahr wieder sehr aktuellen Thema sprechen wird: „Der versäumte Paradigmenwechsel. Woran die DDR scheiterte“. Die große Geburtstagsfeier findet am 19. September mit geladenen Gästen statt. Im Haus am Beerenpfuhl begrüßen die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Vereinsmitglieder viele treue Weggefährten, Freunde und Förderer der Peter-Weiss-Bibliothek. Doch damit ist das „Jubiläumsjahr“ keineswegs zu Ende. Bekanntlich war Peter Weiss, der Namenspatron, auch Bildender Künstler. Bevor er als Schriftsteller, Dramatiker und Filmemacher bekannt wurde, war er bereits als Maler und Grafiker erfolgreich. Was liegt da näher, als auch der Bildenden Kunst einen Platz im Festprogramm einzuräumen: Gemeinsam mit dem Kulturring wird am 2. November, 19 Uhr, im Kulturforum, Carola–Neher-Straße 1, eine Grafikausstellung eröffnet. Professor Roland R. Berger stellt „Blätter zur Literatur“ aus, von denen viele dem Werk von Anna Seghers gewidmet sind. Bis zum Jahresende können diese Arbeiten während der Öffnungszeiten des Kulturforums betrachtet werden. G. Sumpf Des Rätsels Lösung Wenn unbeachtet auch von mir Norwegens Musik mich kaum begleitet, hat sie doch die beiden hier zu einem Tanz verleitet. Vielleicht kann mir das auch gelingen, wenn ich die Töne erst mal höre und mir Lust und Freude bringen, auf dass es meine Faulheit störe. Dies schrieb Leser L. Reichelt zur Einsendung seines Lösungswortes des vergangenen Preisrätsels auf der hier abgebildeten Postkarte. Vielen Dank dafür. Ob er tatsächlich bei der Verlosung der Preise zu den Glücklichen zählte, darf hier nicht verraten werden. Red. jot w.d. 9/2015 So klingt es, wenn Uffz. Nikutta den Pöbel anblafft Letzte Seite Danksagung für Dienst nach Vorschrift Die S-Bahn ersetzt seit Wochen zwischen Wuhletal und Lichtenberg die U-Bahn, wo wegen Bauarbeiten gar nichts mehr geht. Der geplagte Nutzer des ÖPNV darf also in vollen Zügen den Sommer genießen und die schwitzenden Mitfahrer hautnah erleben. Und dann leuchtet die nette elektronische Anzeige auf, dass ein Zug leider wieder mal ausfällt. Am zunehmend vollen Bahnsteig kommt Freude auf. Endlich kommt die Bahn, das übliche Drängeln und Schubsen, dann zu guter Letzt Türen zu und los geht’s. Auf dem Biesdorfer Bahnsteig dringt wenigstens etwas Frischluft in den Wagen, als weitere Leute zu uns reinkommen, wo man schon das Erreichen der Kapazitätsgrenze vermutet hatte: Es geht doch immer noch was! Aber die Türen bleiben offen und die strenge Stimme des S-Bahn-Kapitäns dringt an unsere Ohren: „Verlassen Sie den Einsteigebereich, oder ich fahre nicht los!“ Na, da passen wohl doch nicht mehr alle Reisewütigen in den Zug, ist mein erster Gedanke. Als der Zug weiter stehen bleibt und die Ansage noch etwas schneidiger wiederholt wird, luge ich neugierig aus der Tür: Ein Vermessungstrupp (sicher als Vorbote künftiger Bauarbeiten!) hat sein übliches Dreibein auf der Bahnsteigkante postiert und verursacht auch das dritte Brüllen des S-Bahnfahrers: „Wenn Sie den Einsteigebereich nicht sofort verlassen …“. Endlich kommt ein offenbar flexibler Vorgesetzter zu dem sturen Vermessungsheini und rettet seinen Mitarbeiter vor der Lynchjustiz der Reisenden, indem er das Stativ vom weißen Streifen des Bahnsteigs entfernt. Halleluja, die Vorschriften zum Weiterfahren sind – nach fünf sinnlosen Minuten des Wartens – nunmehr erfüllt! Was zeigt uns dieser kleine Schwank aus dem Berliner Stadtzirkus? Das sture Einhalten aller Normen ist zwar rechtens, aber zugleich sinnlos. Nicht umsonst klingt „Dienst nach Vorschrift“ wie: Bummelstreik, oder: Alles lähmende Bürokratie. Der S-Bahnfahrer und sein Gegenspieler vom Vermessungsbüro mussten also entweder schlecht geschlafen haben, oder sie hatten andere Gründe für ihre Sturheit in praller sommerlicher Hitze. Egal, auszubaden hatten es ohnehin die im Zug eingepferchten Reisenden! Sehr gut kann ich mir vorstellen, was passiert, wenn zum Beispiel am Dreieck Funkturm an der Stadtautobahn mit gut 300 000 Autos pro Tag in jeder Richtung eine auf Vorschriften pochende Behörde die Mindestabstände nach der Regel „halber Tacho“ kostenpflichtig überwachen würde: Nicht nur das übliche Chaos im Berufsverkehr, sondern dauerhafter Stillstand auf der Autobahn und den Schleichwegen der Umgebung würden somit produziert. Unmöglich also die Durchsetzung der Abstands-Norm ohne katastrophale Folgen für das Leben in Berlin. An dieser Stelle und am Ende eines heißen Sommers frage ich mich: Wann endlich begreifen die sturen Bürokraten und ihre Freunde im politischen Bereich, dass zur Einhaltung der Trinkwasserqualität an den Kaulsdorfer Badeseen auch Papierkörbe und Toiletten gehören und eben nicht nur Schilder, die auf das Trinkwasserschutzgebiet hinweisen? Euer Schwejk ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Fußballerisches jot w.d.-Preisrätsel 1 B E A D K U C C 2 3 4 5 Da sieht man es mal wieder: Während der fremdsprachige Tourist, Einwanderer oder Flüchtling bei der BVG mit „Lieber Passagier“ angesprochen wird,blafft Unteroffizier Nikutta den deutschen Pöbel einfach nur mit „Eingeschränkter Verkehr“ an. Mit extra Ausrufezeichen, damit sich die Rotzlöffel bloß nicht erst was einbilden. Aber Uffz. Nikutta scheint zu vergessen, dass es eben die so herablassend Angebrüllten sind, die nicht n u r d a s Geld f ü r den Betrieb der BVG bezahlen, sondern auch das fürstliche Gehalt von gut einer Drittelmillion Euro im Jahr, das Madame einstreichen. Damit sie dann auf der Rennbahn auch etwas hermachen und ein bisschen Steuergeld verjubeln kann. Dafür dürfte man eigentlich auch ein „Lieber Passagier“ in deutscher Sprache erwarten, nicht wahr? Cora Browne, Fotos: Nachtmann 5 6 7 8 9 10 V A O K E H R U M P R R Passend zum Saisonstart im Fußball sind Begriffe mit zehn Buchstaben folgender Bedeutung zu bilden: 1. wird bei Foul oder Meckern gezeigt (2 Worte), 2. größter Fußballverein der Welt (2 Worte), 3. müssen Schiedsrichter beherrschen, 4. italienische Art der Verteidigung, 5. richtige Bezeichnung des „Elfmeter“, 6. hier gilt das Ko-System, 7. von Fans gewünscht, in Profistadien verboten, 8. Spielfeldbegrenzung neben den Toren, 9. Zeit zwischen Titelvergaben, 10. von dieser Verbrechensart ist der Weltfußball durchsetzt. Die Buchstaben in den markierten Feldern ergeben – neu sortiert – eine Liederform in Fußballstadien (Mz.). Schicken Sie Ihre Lösung bis 28. September (Poststempel) an jot w.d., Müllerstr. 45, 12623 Berlin, Kennwort Rätsel, und gewinnen Sie u.a. ein Kartenquiz mit Fragen rund um den Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Auflösung des Preisrätsels aus jot w.d. 8/2015: 1. Nordirland, 2. Szegediner, 3. Stonehenge, 4. Stierkampf, 5. Roussilion, 6. Gondoliere, 7. Penderecki, 8. Kopenhagen, 9. Schönbrunn, 10. Ijsselmeer. Das Lösungswort lautete: Grenzenlos. Die Preise gingen per Post an die Gewinner. Herzlichen Glückwunsch! ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Niedergang im Tourismus? Monatlich erscheint ein vom Wirtschaftskreis verbreiteter „Tourismus-Newsletter“ des Bezirks. Um dessen Existenz müsste man sich allerdings ein wenig Sorgen machen. Denn mit dem Tourismus scheint es bergab zu gehen. Jedenfalls sind binnen kürzester Zeit zwei bis dato anerkannte Be- herbungsbetriebe einer „Drittverwendung“ zugeführt worden: Im offiziell „ehemaligen Parkhotel Kaulsdorf“ sind laut Bezirksamtsmeldung 40 Flüchtlinge untergebracht. Das Hotel „Zu den Birken“ in Mahlsdorf soll gerüchterweise eine Wohnstätte für Suchtkranke werden. Was sagen bloß IGA-Chef Christoph Schmidt und der Tourismusstadtrat Christian Gräff dazu? Cora
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