1 Manuskript radioWissen SENDUNG: 01.04.2015 9.05 Uhr / B2 AUFNAHME: STUDIO: RELIGION, ETHIK Ab 9. Schuljahr TITEL: Arma Christi Leidenswerkzeug zur frommen Andacht AUTORIN: Carola Zinner REDAKTION: Bernhard Kastner REGIE: Irene Schuck TECHNIK: Monika Gsaenger PERSONEN: ERZÄHLER Andreas Neumann ZITATOR Heinz Peter ZUSPIELUNGEN: Nina Gockerell, Volkskundlerin; Ulrich Grams und Edmund Melzl, Restauratoren Besondere Anmerkungen: Bitte Musik nach Möglichkeit wie angegeben verwenden. Bitte keine „bayerische“ Anmutung, d.h. keine Volksmusik. ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 2 ZUSPIELUNG 1 (Melzl) „Wenn ich hier vorbeigehe und das seh, dann denk ich immer, dass ein gläubiger Mensch hier wohnt.“ ERZÄHLER Zwei Männer stehen vor einem alten Bauernhof im Münchner Stadtteil Obermenzing. Die Außenwand des Stadels ist auf besondere Art geschmückt: Hier hängt ein mehrere Meter hohes Kruzifix, das mit verschiedensten Gegenständen verziert ist. Ein Säbel, eine Säge, ein Kelch, Hammer, Nägel und Geißel: es sind die 'Arma Christi', die hier hängen. ZUSPIELUNG 2 (Grams) „Diese Marterwerkzeuge des Kreuzes, wie die Lanzen, Geißelwerkzeuge, das hab ich alles selber gemacht -“ … ERZÄHLER Ulrich Grams und Edmund Melzl haben als Restauratoren häufig mit Darstellungen der 'Arma Christi' zu tun. Der lateinische Begriff „Arma“ lässt sich sowohl mit „Wappen“ übersetzen als auch mit „Waffen“: „'Arma Christi' sind Gegenstände, die in der biblischen Passion in irgendeiner Form eine Rolle spielten - etwa, weil sie mit dem Leib Jesu in Berührung gekommen sind, oder weil sie von den Peinigern benützt wurden, um dem Erlöser seelische Qualen zuzufügen. ZUSPIELUNG 3 (Grams, Melzl) „Den Würfelbecher, um Christus Kleider wurde ja gewürfelt; dann den Weinkrug und den Weinkelch vom letzten Abendmahl, dann die Martersäule, an der er gegeißelt wurde, rechts eine Kerze - und dann sieht man die Lanze und den Essigschwamm, die Keule und die () Geißelwerkzeuge, das Gewand Christi, um das gewürfelt wurde, dann die Leiter, mit der er dann später abgenommen worden ist - und eben die Beißzange, mit dem die Nägel rausgemacht worden sind; dann der Sack mit den Silberlingen und die Nägel und der Hammer mit dem die Nägel eingeschlagen wurden -.“ / „Also im Großen und Ganzen ist es jetzt eigentlich eine Darstellung wie ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 3 sich das einfache Volk sich diese Marterwerkzeuge vorgestellt hat, () was alles verwendet worden ist. Ich wollte was Besonderes machen und das auch reich gestalten.“ ERZÄHLER Das Obermenzinger 'Arma-Christi-Kreuz' ist eine Rarität im Münchner Raum, wo sich kaum mehr derartige Stücke finden. Eine andere Besonderheit ist die Entstehungszeit des Werkes: Grams fertigte es erst im Jahr 2006 an - in einer Zeit also, in der kaum noch jemand überhaupt wusste, was es mit diesen oft üppig beladenen Kruzifixen auf sich hat. ZUSPIELUNG 4 (Grams) „Es kommen viele Leute hier rein, um das Kreuz zu fotografieren und anzuschauen oder mich fragen, was das für eine Bedeutung hat, weil sie das nicht kennen.“ ERZÄHLER Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gehörten „Arma-Christi-Kreuze“ im katholischen Bayern zum Alltagsbild. So wie für heutige Zeitgenossen die Bedeutung des Mercedes-Sterns oder des angebissenen „Apple“-Apfel sofort klar ist, wussten ihre Vorfahren ohne großes Nachdenken um die Bedeutung der verschiedenen „Arma“. MUSIK Z9367647 012 VISION 0‘48 Der Hahn: er hat dreimal gekräht, als der Jünger Petrus seinen Herrn verriet. Der rote Mantel wurde Jesus als Spottgewand umgehängt, als er vor dem römischen Statthalter Pontius Pilatus stand. Nägel, Hammer und Zange waren die Werkzeuge, die bei der Kreuzigung und der Kreuzesabnahme zum Einsatz kamen. Und natürlich das erste und wichtigste Zeichen: das Kreuz. Dazu die Dornenkrone, der lange Stab mit dem Essigschwamm, der die Lippen des Sterbenden benetzte und die Lanze, die dem Toten die Seitenwunde zufügte. ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 4 Musik Vision aus ERZÄHLER Kreuz und Dornenkrone, Lanze und Schwammstab: damit beginnt die Geschichte der „Arma Christi“ in der Bildersprache des frühen Christentums. MUSIK: Tod Dockstader ‚Wave‘ 0‘20 Zunächst erscheinen sie als Erkennungs- und Siegeszeichen des Erlösers beim Jüngsten Gericht. Grundlage dieser Vorstellung war eine kurze Passage im Matthäusevangelium: ZITATOR „Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde jammern und klagen und sie werden den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen.“ MUSIK PRSZR: III 0‘50 ERZÄHLER Von den 'Arma' als einer Art Wappen oder Heereszeichen des Weltenrichters ist es nicht weit bis zur Vorstellung, dass sie tatsächlich als Waffen eingesetzt werden. Illustrationen aus dem 14. Jahrhundert zeigen Christus auf dem Weg in die Hölle. In der Rechten hält er das Kreuz, das er seinem Gegner, dem Satan, tief in den Schlund stößt. ZITATOR „Er überwand ihn mit seim Kreuz und macht ihn zum Spott.“ ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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ATMO und darüber: ERZÄHLER Die Volkskundlerin Nina Gockerell, vormals Konservatorin am Bayerischen Nationalmuseum in München: ZUSPIELUNG 6 (Gockerell) „Man konnte von weither sehen, dass da ein Kreuz mit den Arma Christi war, man konnte sich eventuell als Vorübergehender kurz in die Andacht zu dem einen oder anderen Gerät oder Werkzeug versenken und man hatte einen mächtigen Schutz für das Haus.“ ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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ZUSPIELUNG 7 (Gockerell) „Erst seit der Gotik kennen wir ja den schmerzverzerrten Christus am Kreuz, der menschliche Leiden erfährt. In der Zeit davor ist er in erster Linie als Christkönig dargestellt worden; als Nicht-Leidender, der mit der Krone und dem Herrschermantel sozusagen vor dem Kreuz schwebt - ERZÄHLER Denn Jesus war beides, Gott und Mensch. Und, so wurde in der Frühzeit des Christentums argumentiert, die göttliche Natur muss ja aufgrund ihres unendlich überlegenen Wesens so viel stärker sein als die menschliche, dass Christus am Kreuz nicht körperlich leidet. MUSIK PRSZR: III 0‘50 Diese Meinung blieb jedoch nicht unwidersprochen. Nach langen, teils heftigen Auseinandersetzungen setzte sich in der westlichen Kirche schließlich die so genannte „Zwei-Naturen-Lehre“ durch. Nach ihr stehen die göttliche und die ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 7 menschliche Natur in Christus, dem „wahren Menschen und wahren Gott“, völlig unvermischt nebeneinander. Folglich musste der Erlöser in der Passion äußerste menschliche Qualen erdulden. ZUSPIELUNG 8 (Gockerell) „Das hat dann dazu geführt, dass man das Leiden dargestellt hat, das er als Mensch gefunden hat und dass man das immer exzessiver dargestellt hat, um das Mit-Leiden den einzelnen Gläubigen, der ein solches Bild betrachtet, in besonderem Maße hervorzurufen.“ Musik aus Musik 60036200100 0’50 (Frauenstimmen, alte Aufnahme, a capella) In der ganzen Stadt da brennet kein Licht, nur im Zimmermannshaus, da brennet ein Licht …. (1. Strophe) drüber: ERZÄHLER In der ganzen Stadt, da brennet kein Licht…: ein altes Karfreitagslied aus dem Gottscheer Land, einem ehemaligen deutschen Sprachgebiet im heutigen Slowenien. Erzählt wird vom nächtlichen Dunkel in einer Stadt, das nur von dem Licht aus drei Häusern erhellt wird. Aus diesem friedlichen Bild entwickelt sich schnell ein unheilvolles Szenario. Denn das Licht kommt aus Räumen, wo Handwerker gerade die Utensilien für Jesu Kreuzigung vorbereiten. Der Schmied fertigt die langen Nägel an, der Zimmermann sägt die Balken zurecht und der Binder flicht einen Kranz aus Dornen. Am Ende jeder Strophe bittet ein himmlisches Stimmchen die Handwerker, ihr Tun einzustellen - das Kind sei doch noch so klein. MUSIK hoch, letzte Strophe „Bindet nicht, bindet nicht…. + Schluss - löschet aus, löschet aus… verfolgen ihn nicht.“ ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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ZUSPIELUNG 9 (Gockerell) „Natürlich waren beispielsweise Nägel, die der Schmied gemacht hatte, oder die Säge, mit der jeder Zimmermann aber vermutlich auch jeder Bauer umgehen konnte, dem einzelnen Menschen, dem einzelnen Gläubigen sehr nah, weil sie aus ihrem eigenen Lebensalltag, aus ihrem eigenen Umfeld sozusagen stammten, aber in der Passionsgeschichte in einer völlig anderen Weise verwendet worden sind.“ ERZÄHLER Oft wird direkt am Handwerkszeug an die zweite, fromme Bedeutung erinnert - viele Arbeitsgeräte waren mit kleinen stilisierten Darstellungen der Arma verziert. ZUSPIELUNG 10 (Gockerell) „- was natürlich einen gewissen Schutz geben soll a) für diejenigen, die die Geräte benutzen, und b) auch ein gewisses Gelingen dessen was man mit diesem Gerät, mit diesem Werkzeug macht, vielleicht unterstützen soll.“ MUSIK Z9367647 012 VISION ZITATOR Hie siehst du Anfang und auch End der ganzen Leyden Instrument ZUSPIELUNG 11 (Gockerell) Atmo… „Was ganz ganz wichtig ist ist ja das Jesuskind mit den Arma Christi: Unser liebes Jesulein..“ ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 9 ERZÄHLER Nina Gockerell zeigt anhand einiger Bücher aus ihrer Bibliothek, welch große Bedeutung den Arma Christi früher zukam. Sie finden sich auf Altarbildern und Drucken, auf Grabsteinen und gestickten Mustertüchern, die als Vorlagen dienten für den Handarbeitsunterricht. Sogar die hölzernen Rückseiten von Ehebetten wurden früher oft mit aufgemalten Leidenswerkzeugen verziert. Eines der Bilder zeigt eine auf den ersten Blick bezaubernde Szene: Das lächelnde Jesuskind liegt in einer grünen Wiese. Erst bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass ein hölzernes Kreuz als Unterlage dient. Außen herum sind wie Spielzeug verteilt verschiedene, teils recht martialische „Arma“. Musik aus ZUSPIELUNG 12 (Gockerell) „Es ist umgeben von den drei Würfeln, von der Dornenkrone, von den Nägeln, vom Hammer, von der Zange, und all den Werkzeugen der Passion, die wir auch von den Arma Christi-Kreuzen kennen. Und wir kennen ja auch Darstellungen des schon etwas älteren Jesusknaben, der seinem Ziehvater Josef in der Werkstatt hilft; Josef war ja Zimmermann - das Jesuskind hilft ihm, und was macht es: es bastelt kleine Kreuze. Und das Jesuskind mit den Arma, ist ganz ganz wichtig, weil es eben die Unausweichlichkeit seines Lebens darstellt. Und die Leute haben das verstanden.“ MUSIK Z9367647 012 VISION 0‘10 ZITATOR Mensch bei der Mess zu aller Frist betracht das Leiden Jesu Christ schau die Figur Gregorii, fünf Vater Unser sprich allhie (Berliner S. 70) ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2015 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 01801/102033 (4 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk max. 42 Cent pro Minute) Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de 10 ERZÄHLER So die Bildunterschrift eines Holzschnitts aus dem Jahr 1510. Die „Figur Gregorii“ damit ist Gregor I., genannt „der Große“, ein Papst aus dem sechsten Jahrhundert. Er und die nach ihm benannte „Gregorsmesse“ spielen in der Arma-Christ-Verehrung der frühen Neuzeit eine bedeutende Rolle. Auslöser dafür war die Legende, dass diesem Papst während einer Messe der leibhaftige Christus als Schmerzensmann erschien, umgeben von den Leidenswerkzeugen. Auch wenn diese Legende erst um die Jahrtausendwende entstand und damit mehrere Jahrhunderte nach Gregors Tod, galt sie doch als entscheidender Beweis in einer wichtigen Frage, über die jahrhundertelang immer wieder heftig debattiert worden war. Die Frage, ob sich beim Abendmahl Brot und Wein tatsächlich in das reale Fleisch und Blut Christi verwandelte. MUSIK C 5072260 Officium Hebdomadae 1’50 ERZÄHLER Die Legende von der Gregorsmesse veranschaulichte deutlich die Lehre des Vatikans: Ja, aus Brot und Wein wird bei der Wandlung tatsächlich Fleisch und Blut Christus ist beim Abendmahl körperlich im Gottesdienst anwesend. Damit das den Christen auch möglichst oft in Erinnerung gerufen wurde, erhielten im 15. Jahrhundert Gläubige einen Ablass, wenn sie ihre Gebete vor einer bildlichen Darstellung der Gregorsmesse verrichteten; egal, ob es nun eines der prächtigen Ölgemälde war aus der Werkstatt von Lukas Cranach oder ein Holzschnitt von Albrecht Dürer, um nur zwei der zahlreichen Künstler zu nennen, die sich des einträglichen Motivs annahmen. ERZÄHLER Meist ist auf den Darstellungen der „erbärmende“ Christus in all seinem körperlichem Leid zu sehen. Das blutüberströmte Gesicht umrahmt von der Dornenkrone, erhebt er sich aus dem halboffenen steinernen Grab und zeigt die Wundmale in seinen ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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ZUSPIELUNG 13 (Gockerell) „Dann geht es weiter in der Geschichte, dann kommt die Laterne dazu, mit der Judas am Ölberg Christus ins Gesicht geleuchtet hat, Musik aus damit die Soldaten ihn erkennen und ihn gefangen nehmen können, das geht bis zum abgeschlagenen Ohr des Malchus, das auf einem Schwert dargestellt wird, und das eben die Geschichte dass Petrus im Zorn diesem Malchus das Ohr abgehauen hat; es kommen dazu zum Beispiel der Beutel mit den 30 Silberlingen, die Judas für seinen Verrat bekommen hat. Es kommt - um beim Judas zu bleiben - auch der Strick hinzu, mit dem er sich dann in Verzweiflung am Baum aufgehängt hat als er realisiert hat was er getan hat. Es gibt unter den Arma Christi eine Schüssel und eine Wasserkanne, stellvertretend dafür dass Pilatus seine Hände in Unschuld gewaschen hat - all diese Dinge, Geräte, Werkzeuge, die im weitesten Sinn mit der Zeit zwischen Gründonnerstag und Karfreitag zu tun haben, werden in diesen Kreis der Arma Christi hereingenommen und werden symbolhaft am Kreuz dargestellt.“ MUSIK PRSZR: III 0‘50 ERZÄHLER In der Reformationszeit wurde die Verehrung der Arma Christi zum Politikum. Für die Reformatoren war der Kult rund um die Gregorsmesse ein Irrweg, gegen den Martin Luther in seiner drastischen Art deutliche Worte fand. ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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Anhaltspunkte fanden sich nicht nur in den Texten der Evangelisten, sondern auch in Kirchen und fürstlichen Schatzkammern, wo diverse Reliquien als heiligste Kostbarkeiten lagerten: Splitter vom Kreuz, von der Lanze, von der Dornenkrone, Nägel, Teile der Fesseln, das Schweißtuch der Veronika, mit dem sich Jesus auf dem Weg nach Golgatha das Gesicht abgetrocknet hatte und auf dem sein Abdruck zurückgeblieben war - all diese „Arma Christi“ finden sich spätestens seit der Barockzeit auch in der Volkskunst wieder: In den kleinen Kreuzen unter einem Glassturz etwa, den so genannten „Eing´richt“, auf Andachtsbildchen und auf den Feldkreuzen, wo oft gleich ganz auf den Körper des Gekreuzigten verzichtet wurde, um mehr Platz zu haben für die zahlreichen, in ihrer bunten Klarheit oft geradezu comic-haften „Arma“. Musik aus ZUSPIELUNG 14 (Gockerell) „Interessant ist ja auch, dass die einzelnen Werkzeuge auf dem Kreuz nicht sozusagen chronologisch in der Abfolge der Passionsgeschichte aufgebracht sind, sondern dass man sie doch mehr oder weniger dekorativ drauf verteilt hat; der Mensch neigt zur Symmetrie; das heißt, dass zum Beispiel Geißeln, die meistens paarweise auftreten, links eine, rechts eine, sieht schön aus, man hat wirklich versucht auch etwas ästhetisch Befriedigendes herzustellen, hat ja die meist hölzernen Teile dann oft auch sehr lebendig farbig gefasst, grad bei den Kreuzen die im Freien stehen muss man davon ausgehen, dass die über die Generationen oft und oft übermalt wurden und dass man vielleicht besonders glücklich damit war, wenn sie besonders bunt und mit Lackfarben angestrichen waren - also keinerlei chronologische Abfolge sondern eine sehr viel mehr ästhetisch dekorative Verteilung auf dem Stamm des Kreuzes, der oft unverhältnismäßig lang und hoch ist, einfach damit man da sehr viel unterbringen kann, und dann auf dem Querbalken - und es ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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ZUSPIELUNG 15 (Gockerell) „Die Zeitgenossen des 17./18./19. Jahrhunderts waren in der Lage, diese einzelnen Teile zu entschlüsseln, zu benennen und auch in den Ablauf der Passionsgeschichte einzufügen. Das fängt ja schon bei den 5 Wunden an: Man zeigt nur die Hände, die Füße und das Herz. Den Rest lässt man weg: ist gar nicht erforderlich, man zeigt nur das worauf es in diesem Zusammenhang ankommt. Und das ist eine Art des Abstrahierens, die für frühere Generationen leichter zu verstehen waren als für uns heute.“ ERZÄHLER Schließlich sahen auch die einfachen Gläubigen diese Bilder täglich. Die Arma waren Ornamente, gleichzeitig mächtiger Schutz und Aufforderung zum Gebet. Musik VISION Track 28 0‘50 Erinnerung, Meditation, Beruhigung - das waren die wichtigsten Funktionen der 'Arma Christi', so schrieb der große Volkskundler Rudolf Berliner, der ihre Geschichte umfassend erforscht hat. ________________________________________________________________________________________________ Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. 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