Bewertung von Immobilienverwaltungsunternehmen

20.05.2015
Bewertung von Immobilienverwaltungsunternehmen
Einflussfaktoren für Preis und Wert des Unternehmens
bei Kauf oder Verkauf des Unternehmens
Berlin, 20.05.2015
Seite 1
20.05.2015
Agenda
1. Allgemeine Marktlage
2. Preise
3. Bewertung
4. Werttreiber
5. Verkaufskanäle und externe Unterstützung
6. Preisaspekte in der Verhandlung
7. Resümee
Seite 2
20.05.2015
Seite 3
ALLGEMEINE „MARKTLAGE“
20.05.2015
Seite 4
Statistiken von Immobilienverwaltungsgesellschaften
Branchengrößenkennzahlen (Quelle: Destatis; 2010)
Insgesamt
interessante
Marktgröße!
•
Anzahl der Unternehmen:
rd. 15.000
•
Umsatzvolumen:
rd. 11 Mrd. €
•
Mitarbeiter:
rd. 89.000
Größenbedingte Besonderheiten
Markt sehr
kleinteilig!
Der Anteil kleiner Unternehmen in der Branche ist relativ groß:
•
Umsatzerlöse: rd. 73 %
nur etwa 2 %
bis 250 T€
mehr als 5 Mio. €
•
Mitarbeiter:
bis zu 4
mehr als 19
rd. 77 %
nur etwa 4 %
Markt für Kauf/Verkauf?
Grundsätzlich müsste es einen Markt geben…
Viele Unternehmen mit Nachfolgeproblematik aus Altersgründen.
Konsolidierungsdruck.
a.m.E. aktuell noch nicht spürbar
20.05.2015
Seite 5
Einflussfaktoren Transaktionsmarkt
pro
•
Konsolidierungsdruck in der Branche, d.h. Anforderungsdruck an
Hausverwaltungen führt zu steigenden Personal- und Sachkosten und in der
Folge zu Wachstumsdruck.
•
Lösung durch anorganisches Wachstum? Das würde in der Konsequenz
einen positiven Effekt auf Kaufpreise haben.
contra
• Demografisch bedingt steigendes Angebot an Immobilienverwaltungen, d.h.
tendenziell steigende Verkaufsbemühungen der Generation geburtenstarker
Jahrgänge vs. schwacher Nachfrage der Generation geburtenschwacher
Jahrgänge. Das würde in der Konsequenz zu einem negativen Effekt auf
Kaufpreise haben.
• Zunahme der Risikoaversion von Investoren
• Finanzierung wird tendenziell schwieriger (Hintergrund: Bankenregulierung
und Basel III); hoher EK-Anteil gefordert. Schwierig für Kauf durch Mitarbeiter
(MBO).
20.05.2015
Seite 6
PREISE
20.05.2015
Seite 7
Was ist mit den Faustregeln…
1. Faustregel 1?
Jahresverwaltervergütung als Mittelwert, aber zwischen 6 und 18/12 der
Jahresverwaltervergütung abhängig von verschiedenen Faktoren, die der
Markt und die Situation regelt.
2. Faustregel 2?
Umsatz-Multiple: 0,5 bis 1,5 oder 0,8 bis 1,2 oder 0,3 bis 1,0
3. Faustregel 3?
EBITDA-Multiple: 4 bis 6 des langfristig prognostizierbaren EBITDA,
abgeleitet aus der Ertragslage der letzten 3 Jahre (i.d.R.);
4. Faustregel 4?
EBIT-Multiple: 3 bis 8
Es kommt darauf an… der Einzelfall entscheidet, aber ein Pricing ohne
Betrachtung der Profitabilität scheidet aus!
20.05.2015
„Allgemeine“ Multiplikatoren
Seite 8
Spannen von … bis
20.05.2015
Seite 9
BEWERTUNG
20.05.2015
Seite 10
Bewertung zur Ableitung von Preisgrenzen
„Synergieansatz“
„Stand-alone-Ansatz“
20.05.2015
Seite 11
Grundsätzliches Wertkonzept
•
Unternehmenswerte werden zukunftsbasiert und nach dem Kapitalwertkalkül abgeleitet.
•
Vergangenheitswerte dienen als „mehr/oder weniger“ guter Schätzer, entscheidend ist
aber die Erwartungshaltung über zukünftige Überschüsse.
•
Erwartete Erträge werden über einen Kapitalisierungszinssatz auf den
Verkaufszeitpunkt abgezinst. Höhe des Zinssatzes als Zielrendite für das Investment
oder als Vergleich zu einem alternativen Investment.
•
Je höher der Kapitalisierungszinssatz, desto höher das unterstellte Risiko in das
Investment, desto niedriger der Wert.
•
Grundsätzlich gehen Bewertungen von einer unendlichen Lebensdauer des
Unternehmens aus (Ansatz einer sogenannten ewigen Rente).
•
Abweichungen hiervon (= endliche Lebensdauer), wenn das Geschäft stark auf
Einzelpersonen zugeschnitten ist.
•
Dauer in diesem Fall abhängig von Restvertragslaufzeiten und Übertragbarkeit von
Verträgen auf den Käufer.
20.05.2015
Seite 12
Beispiel verschiedener Wertfaktoren im Zusammenspiel
Basisw erte GuV
Umsatz
WE Preis/WE
5.000
20
Monate
Umsatz
12 1.200.000
EBIT
15,0%
180.000
Jahresüberschuss
10,0%
120.000
Multiple-Werte
Multiple
Werte
Umsatz
0,50
600.000
EBIT
3,33
Umsatz
1,00 1.200.000
EBIT
6,67
Umsatz
1,50 1.800.000
EBIT
• Insofern kalkuliert der Käufer mit
zukünftigen Umsatzerlösen und
Kosten und kann dort ggf. seine
„Synergien“ einpreisen.
• Ø Amortisationsdauer zwischen 7-10
Jahren. Trend abnehmend.
10,00
Kapitalw ertm odell / Ew ige Rente
Kalkulationszinssatz
Werte
5%
10%
15%
600.000
30.000
60.000
90.000
Umsatzrendite
2,5%
5,0%
7,5%
Amortisationsdauer in Jahren
20,00
10,00
6,67
60.000
120.000
180.000
Umsatzrendite
5,0%
10,0%
15,0%
Amortisationsdauer in Jahren
20,00
10,00
6,67
90.000
180.000
270.000
Umsatzrendite
7,5%
15,0%
22,5%
Amortisationsdauer in Jahren
20,00
10,00
6,67
Jahresüberschuss
Jahresüberschuss
Jahresüberschuss
• Auch hinter einfachen
Multiplikatorenansätzen stehen
indirekt Renditemodelle bzw.
Kapitalwertmodelle des Käufers.
1.200.000
1.800.000
• Bei den gegenwärtigen niedrigen
Kapitalkosten am Kapitalmarkt
würden sich auch Investments bei
längeren Amortisationsdauern
rentieren, allerdings greift das nicht
bei steigender Risikoaversion der
Käufer.
• Hinweis: Sollte eine endliche
Lebensdauer des Unternehmens
vorliegen, verringern sich die Werte
teilweise drastisch.
20.05.2015
Seite 13
WERTTREIBER
20.05.2015
Seite 14
Multiples: obere oder untere Bandbreite?
1.
Kunden: Haben Sie viele verschiedene, voneinander unabhängige Kunden von
vergleichbarer Größenordnung? Nachhaltiges, übertragbares Geschäft?
2.
Lieferanten/Wertschöpfung: Haben Sie eine breite Basis an Zulieferern, die Sie ggf.
leicht austauschen könnten? Ist der Wertschöpfungsanteil, den Ihr Unternehmen
gegenüber dem Kunden erbringt, eher hoch (viel Eigenleistung)?
3.
Wettbewerb: War es Ihnen in den letzten Jahren möglich, höhere Preise
durchzusetzen? Verfügen Sie gegenüber Wettbewerbern in einzelnen oder vielen
Bereichen über einen Vorsprung und Alleinstellungsmerkmale? Wachsen Sie schneller
als die Wettbewerber?
4.
Anteilseigner: Verfügen Sie über eine satzungsändernde Stimmenmehrheit in Ihrem
Unternehmen, und sind Sie bereit, diese abzugeben? Wie stark ist das Geschäft auf
Sie zugeschnitten?
5.
Personal: Ist Ihr Unternehmen attraktiv genug, um immer wieder fähige Mitarbeiter
anzuwerben und zu halten? Haben Sie eine gute zweite Management-Ebene, die im
Falle eines Falles das Unternehmen auch ohne Sie führt? Ist Ihr jetziger Mitarbeiterstamm qualifiziert und motiviert, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern?
Bleibt das (Schlüssel-)Personal dem Käufer erhalten?
6.
Transparenz: Ist das Rechnungswesen aussagekräftig? Wie hoch ist die bereinigte
(nachhaltige, übertragbare) Profitabilität?
20.05.2015
Seite 15
Spezifische Preisfaktoren
1.
Gesellschaftsform: Handelt es sich um eine Personen- oder Kapitalgesellschaft?
Übertragbarkeit von Personengesellschaften „schwierig“.
2.
Transaktionsmarkt: Angebot und Nachfrage; Käufermarkt oder Verkäufermarkt;
Kaufdruck, Verkaufsdruck
3.
Standort aus Investorensicht: Attraktivität des Standortes für Investoren; Zukauf unter
dem strategischen Gesichtspunkt der Hebung von Synergiepotenzialen
4.
Käufer: Familienangehöriger, Mitarbeiter, Einzelperson, lokaler Wettbewerber,
überregionaler Wettbewerber
5.
Unternehmensgröße: unter Risikoaspekten tendenziell steigender Preis mit steigender
Unternehmensgröße
6.
Kundenstruktur: Preis steigt, je ausgewogener die Kundenstruktur ist; „Benchmark“: Ø
Anzahl von 25 Einheiten pro Objekt, ohne risikobehaftete Großobjekte und
gleichmäßigen Verteilung der Vertragslaufzeiten auf 5 Jahre. Mieterbonität.
7.
Investitionen: ggf. Umzug?, neue EDV?, ggf. Investitionsstau bei BGA
8.
Sonstiges: Personalkosten, Personalqualität, Sachkosten, IT-Funktionalität, ggf.
unausgeschöpfte Potenziale (Umsatz/ Gebührenni-veau zu niedrig bzw. Berechnung
von Sonderleistungen optimierbar; Kostensynergien)
20.05.2015
Seite 16
Preiseffekt von Transparenz
Transparenz fördert Vertrauen und mindert risikobedingte Preisabschläge
Zielkonflikt: Transparenz vs. Einsicht in die internen Daten durch Käufer, die ggf. direkte
Wettbewerber sind
Vorbereitung von aussagekräftigem Informationsmaterial im Vorfeld der Transaktion zur
Förderung der Transparenz
•
Anonymisierte Erlösübersicht mit Hinweisen zur Einnahmenstruktur, RestVertragslaufzeiten, durchschnittliche Bestellungsdauer in der Vergangenheit und
zusätzliche nachhaltige Einnahmepotenziale
•
Bereinigte (nachhaltige) Aufwandsübersicht (ohne gesellschafterspezifische
Aufwendungen sowie Aufwendungen aus dem Bereich „Friends and Family“)
•
Bereinigte Vermögensübersicht: „Herauslösen“ von Pensionsrückstellungen,
Gesellschafterdarlehen, sonstigen Finanzierungen (Verkauf: „debt and cash free“)
•
Bestenfalls eine stand-alone-Planung (bereinigt) für die kommenden 3-5 Jahre
20.05.2015
Seite 17
Potenzielle Käufer und Preisbereitschaft
Pro contra…
Familienangehörige: Preisbereitschaft eher niedrig; ggf. Rentenmodell; kein
Synergiepotenzial
Mitarbeiter: Targetkenntnis; allerdings i.d.R. Finanzierungsmöglichkeiten beschränkt (1000
WE; KP > 200 T€); kein Synergiepotenzial
Unternehmensfremde Einzelpersonen: kein Synergiepotenzial; Reputation bei Mitarbeitern
und Kunden?
Lokale Wettbewerber: ggf. schwierig, da man sich kennt und vielleicht nicht liebt;
Informationsfreigabe?; Verhandlungen ggf. schwierig; Synergiepotenzial?
Überregionale Wettbewerber: in der Regel mit hohem Synergiepotenzial; teilweise
allerdings Mindestgröße für die Übernahme erforderlich; kleinere Unternehmen scheiden
daher i.d.R. aus
20.05.2015
Seite 18
VERKAUFSKANÄLE
UND EXTERNE
UNTERSTÜTZUNG
20.05.2015
Seite 19
Verkaufskanäle
Pro contra…
von öffentlicher Ansprache vs. diskreter Ansprache sowie von breiter vs. punktueller
Ansprache
Mögliche Kanäle
Empfehlungen vom Dach- oder Landesverband
Netzwerkveranstaltungen
Unternehmensbörsen
Anzeigen
Netzwerk von Steuerberatern/Wirtschaftsprüfern/Banken
Makler/M&A-Berater
20.05.2015
Seite 20
Externe Unterstützung
Nice to have oder notwendig?
Ist man als Immobilienverwalter Spezialist in der Verwaltung oder im Kauf und Verkauf von
Unternehmen?
Bezogen auf einzelne Phasen
Käufersuche, Verkäufersuche: Verband, Börsen, Anzeigen, Suchauftrag (Kaufmandat),
Verkaufsmandat
Bewertung: Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Branchen-Berater
Vorbereitung des Informationsmaterials: Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Branchen-Berater
Gesprächsmoderation, Verhandlung: Rechtsanwalt, Steuerberater/Wirtschaftsprüfer,
Branchen-Berater
Prüfung des Targets beim Kauf (Due Diligence): Rechtsanwalt, Steuerberater,
Wirtschaftsprüfer, je nach Komplexität weitere Experten für IT, Markt
Finanzierung: Vorbereitung der Finanzierungsunterlagen bei der Bank durch Steuerberater,
Wirtschaftsprüfer, Branchen-Berater
20.05.2015
Seite 21
PREISASPEKTE
IN DER
VERHANDLUNG
20.05.2015
Seite 22
Preisaspekte aus Sicht des Verkäufers
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Breite Ansprache an möglichen Käufern fördern den Wettbewerb und wirken insofern
positiv auf den erzielbaren Kaufpreis.
proaktives Nennen der Kaufpreisvorstellungen des Verkäufers (offenlegen oder nicht)
vs. „Marktpreisfeststellung“???
frühzeitig eine Indikation vom potenziellen Käufer anfordern, um den Austausch von
Informationen zu begrenzen
Nach vertiefter Prüfung von Unterlagen und Informationen des Verkäufers Präzisierung
des Kaufpreises in einem Letter of Intend
Kaufpreis dort nach Möglichkeit „fixieren“ und nur noch hinsichtlich vorher definierter
„Findings“, die bei der abschließenden Prüfung hochkommen können, änderbar
machen
„Kaufpreissicherung durch Transparenz“, keine Überraschungen!
ggf. Vereinbarung einer Kaufpreisanpassungsklausel bei Abschluss zu einem noch
nicht feststehenden Stichtag (Working Capital).
ggf. Einpreisen von Aspekten wie, Wettbewerbsverbot, Sofortkaufpreis vs. Aufteilung
auf spätere Perioden und Erfolgsabhängigkeit
Finanzierungsbestätigung vom Käufer anfordern, damit die Transaktion keine Luftblase
wird.
20.05.2015
Seite 23
Preisaspekte aus Sicht des Käufers
•
•
Berücksichtigung von Risiken im Kaufpreis
Kaufpreiseinbehalt für mögliche Risiken
– Risiken für Haftungsthemen aus einer bisher ggf. nicht ordnungsgemäß geführten
Verwaltung (Bewertungsgrundlage ggf. die Versammlungsprotokolle und der
Schriftverkehr)
– Bilanzielle Risiken
– Steuerliche Risiken
•
Kaufpreiszerlegung in Sofortkaufpreis und erfolgsabhängiger Komponente für die
nächsten 1-3 Jahre, um das Kaufpreisrisiko teilweise auf den Verkäufer zu überwälzen.
– z.B. Risiken aus dem Absprung von Kunden oder Mitarbeitern nach dem Kauf
(ggf. den Verkäufer noch für eine Übergangszeit binden)
20.05.2015
Seite 24
RESÜMEE
20.05.2015
Seite 25
Resümee
•
•
•
•
•
•
•
Bei der transaktionsbedingten Bewertung kommt es sehr auf den Einzelfall an.
Die berühmten Faustregeln bleiben berühmte Faustregeln.
Interne Lösungen fördern eher nicht die Preise und können insgesamt für die
Finanzierung von Kaufpreisen ein Hindernis darstellen.
Mögliche Synergiepotenziale bei „größeren“ Käufern können sich positiv auf Preise
auswirken.
Wettbewerb belebt auch das Transaktionsgeschäft.
Vorbereitung und Transparenz wirken positiv auf Preise.
Einmal aufgerufene Preisindikationen nicht in der Vertragsverhandlungsphase wieder
„verlieren“.
Vielen Dank
für ihre Aufmerksamkeit!
20.05.2015
Kontakt
Jan Seeger
Diplom-Kaufmann
CEFA
Geschäftsführender Gesellschafter
RLT
corporate finance solutions GmbH
Tschaikowskistraße 3
13156 Berlin
Email: [email protected]
Mobil: +49 160 36444 10
Seite 27