Kammertöne

Kammertöne
Ihr Wort macht den Unterschied
Mit einer gelungenen Präsentation ist es
wie mit einem guten Text: Zunächst
kommt die gedankliche Arbeit. Erst danach setzen Sie sich an den Laptop.
Erfolgreich präsentieren
in 8 Schritten
Text: Dr. Doris Märtin
Vor gut 30 Jahren veröffentlichte die Sunday
Times eine Liste der größten menschlichen
Ängste. Fast jeder zweite Befragte gab damals an, eher sterben als vor einer größeren
Runde reden zu wollen. Die Zahlen mögen
hoch gegriffen sein, und heute muss dank
Powerpoint niemand mehr den öffentlichen
Auftritt ohne Netz und doppelten Boden
bestehen. Unverändert gilt jedoch: Eine gute
Präsentation zu halten, ist nicht ohne. Unser
Nervensystem erfasst das durchaus richtig.
Die folgenden 7 Schritte zur Vorbereitung und
Durchführung verleihen Vortragsängstlichen
Sicherheit und erfahrenen Rednern mehr
Klarheit.
Checkliste Publikum
Schritt 1: Zielgruppe analysieren
Sie wollen Ihr Konzept vorstellen, Ihre Handwerskammer gut darstellen und Ihre Zuhörer
von sich und Ihrer Kompetenz überzeugen.
Das alles gelingt allerdings nur, wenn Sie den
Zielen Ihrer Zielgruppe mehr Bedeutung beimessen als Ihren eigenen. Statt Informationen nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen, stimmen Sie sie möglichst exakt auf die
Interessen des Publikums ab:
 Wie weit sind Ihre Zuhörer mit dem Thema
vertraut?
 Welche Meinung haben sie dazu?
 Was erwarten sie von Ihrer Präsentation?
 Denken sie innovativ oder eher konservativ?
 Wieviel inhaltliche Tiefe wünschen und honorieren
sie?
 Welche Trends faszinieren Ihr Publikum zur Zeit,
was löst Besorgnis aus?
 Welche Einwände und Vorbehalte sind zu erwarten?
Wenn ich mich darauf vorbereite, vor Menschen zu
sprechen, verbringe ich zwei Drittel der Zeit damit,
herauszufinden, was sie hören wollen, und ein
Drittel, um darüber nachzudenken, was ich sagen
möchte.
Abraham Lincoln
Schritt 2: Nutzen definieren
Wie man eine Nutzenbrücke baut, wissen Sie.
Setzen Sie das Mittel vor jeder Präsentation
ein, um Ihren Zuhörern zu Beginn sagen zu
können, warum sich der Vortrag für sie lohnt.
Alternativ füllen Sie das folgende Mini-Formular aus:
Meine Zuhörer bewegt diese Frage:
………………………………………………………………………………………
……………………………………………………………
Meine Präsentation beantwortet diese Frage, weil …
………………………………………………………………………………………
……………………………………………………………………………………..
Schritt 3: Kernbotschaft destillieren
Vermutlich wissen Sie aus eigener Erfahrung:
Als Zuhörer behält man nur einen Bruchteil
des Gesagten. Kalkulieren Sie dieses Phänomen bei Ihrer Präsentation ein. Fragen Sie
sich bei der Vorbereitung immer wieder: An
welche EINE, einzige Aussage soll das Publikum sich erinnern, selbst wenn es sich sonst
überhaupt nichts merkt?
Die Antwort darauf entscheidet, ob Ihre
Präsentation nachhallt oder nicht. Einen
schlagkräftigen Beweis dafür lieferte der römische Senator Cato: Mit seinem bei jeder
Sitzung wiederholten Kernsatz Im Übrigen bin
ich der Meinung, dass Karthago zerstört
werden muss erreichte er nicht nur sein Ziel.
Seine Forderung ist bis heute im kulturellen
Gedächtnis der westlichen Welt verankert.
Praxistipp: Notieren Sie, was und wieviel
Ihnen als zentrale Botschaft einfällt. Danach
formulieren Sie Ihre Kernbotschaft als kurze
SMS-Nachricht oder, noch besser, als einprägsamen Slogan. Kommunizieren Sie die
Botschaft mindestens zwei Mal, am Anfang
und am Ende Ihres Vortrags.
Ausgabe 58 www.handwerkskammer.de
Kammertöne
Schritt 4: Argumentation aufbauen
Je schlichter Sie Ihre Präsentation gliedern,
desto leichter bleibt sie hängen. Erfahrene
Redner bauen ihre Präsentationen deshalb
häufig nach dem „Kleiderbügel-Prinzip“ auf:
Als Aufhänger eignet sich unter anderem ein
aktueller Bezug, ein persönliches Erlebnis, ein
Zitat, eine Frage – alles, was Spannung oder
Sympathie oder noch besser beides erzeugt.
Danach legen Sie Ihr Gliederungsprinzip
offen: „Es gibt vier Dinge, über die ich heute
mit Ihnen sprechen möchte.“ Wichtig: Beschränken Sie sich auf drei bis höchstens fünf
Punkte – mehr kann auch ein interessiertes
Publikum schwer nachvollziehen.
Zum Schluss verabschieden Sie Ihre Zuhörer
am besten mit einer Handlungsempfehlung.
Ein gelungenes Beispiel dafür ist der Schluss
eines Handwerkskammer-Grußworts anlässlich einer Ausstellungseröffnung:
Nach wie vor nutzen wir weltweit die Ressourcen, als hätten
wir vier Erden. Doch wir haben nur einen Planeten, mit dem
wir sorgsam umgehen müssen. Das heißt: nachhaltig leben
und wirtschaften. Hier setzt diese Ausstellung die richtigen
Akzente.
Praxistipp: Planen Sie den Aufbau Ihrer
Präsentation mit Bildern und Post-it-Zetteln.
Ergänzen, verwerfen und ordnen Sie die
Inhalte so lange, bis der Ablauf „stimmt“.
Schritt 5: Inhalte in Szene setzen
Sie kennen Ihren Aufhänger, Ihre wichtigsten
Punkte, Bausteine oder Strategien und wissen, was Sie Ihrem Publikum am Ende mit auf
den Weg geben wollen. Jetzt können Sie anfangen, Ihre Infos so zu verpacken, dass Sie
Ihr Publikum interessieren, wachhalten und
überzeugen. Powerpoint-Folien sind dafür nur
eine Möglichkeit. Anschaulicher verankern Sie
Ihre Inhalte in den Köpfen, indem Sie:
 Fotos, Filmausschnitte, Objekte oder Demos zeigen
 Diagramme malen (Kritzeleien, siehe links, kitzeln
das Interesse, gerade weil sie nicht perfekt sind!)
 die Zuhörer nach Meinungen und Ideen fragen
 Zusatzmedien wie Flipcharts oder Pinwand nutzen
 Geschichten erzählen oder ans Tagesgeschehen
anknüpfen
Praxistipp: Lassen Sie Ihre Kreativität spielen, bringen Sie Ihre Talente ins Spiel,
beschränken Sie sich nicht auf das, was alle
machen. Planen Sie aber auch keine Auflockerungen, die Ihre Komfortzone sprengen
oder nicht zu Ihnen passen.
Schritt 6: Üben
Proben Sie, was Sie sagen werden, spielen
Sie gedanklich durch, was Sie erwartet – je
öfter, desto besser wird Ihr Vortrag gelingen.
Schritt 7: Die Präsentation halten
Bei allem Lampenfieber: Wenn Sie eine
Präsentation halten, sind Sie der Star der
Show. Sie wurden eingeladen, weil Sie etwas
zu sagen haben. Wenn Sie mit diesem
Gedanken und gut vorbereitet vor Ihr Publikum treten, stellt sich automatisch die
richtige Wirkung ein: Sie wirken gespannt und
positiv gestimmt. Achten Sie auf einen
sicheren Stand, warten Sie, bis Ruhe einkehrt
… und zeigen Sie, was Sie drauf haben.
Schritt 8: Feedback einholen
Nach der Präsentation ist vor der Präsentation. Haken Sie Ihren Vortrag deshalb nicht
einfach ab. Nehmen Sie lieber Applaus, Tipps
und Feedback aufmerksam entgegen – als
Motivation, wie gut Sie schon sind, und
Fingerzeig, wie Sie sich noch steigern können.
Buchtipp: Gerriet Danz. Neu präsentieren. Begeistern und überzeugen mit den Erfolgsmethoden der Werbung. Campus 2010
In der nächsten Ausgabe: Teasertexte. Wie
Sie Leser auf Ihre Website locken
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