PRÄSENTATIONSTECHNIK - Referate Die Aufnahmekapazität des menschlichen Gehirns ist auf 20 Minuten beschränkt. Danach treten Konzentrationslücken auf. Wenn das für den Durchschnittsmenschen schon bedauerlich ist, so ist es für einen Redner, Referenten oder Vortragenden noch schlimmer: Denn er muß davon ausgehen, daß sich seine Zuhörer nach 20 Minuten gedanklich nicht mehr mit dem Thema des Vortrags befassen, sondern zum Beispiel mit der Farbe der Tapete oder dem Riesenzinken des Nachbarn. Die gesamte Information muß daher in 20 Minuten vermittelt sein. Auch ein komplexer „Habe acht auf Dich, daß Du in Deinen Unterredungen, durch einen wäßrigen, weitschweifigen Vortrag nicht ermüdest! Ein gewisser Lakonismus - insofern er nicht in den Ton, nur in Sentenzen und Aphorismen zu sprechen oder jedes Wort abzuwägen, ausartet - ein gewisser Lakonismus, sage ich, das heißt: die Gabe, mit wenig kernigen Worten viel zu sagen, durch Weglassung kleiner unwichtiger Details die Aufmerksamkeit wach zu erhalten, und dann wieder, zu einer andern Zeit, die Geschicklichkeit, einen nichtsbedeutenden Umstand durch die Lebhaftigkeit der Darstellung interessant zu machen - das ist die wahre Kunst der gesellschaftlichen Beredsamkeit.“ Adolph Freiherr von Knigge: Über den Umgang mit Menschen (1788) Stoff muß auf maximal drei Hauptbotschaften reduziert werden. Und das ist möglich! Die Informationsstruktur besteht demnach aus: • Startphase (Aufmerksamkeit erregen; Publikum für sich einnehmen; Thema einführen, Ablauf vorstellen) • 3 Informationsblöcken (klare Gliederung der Argumente; Dramaturgie: stärkstes Argument nach hinten) • Schluß (Fazit, ggf. Appell; Bezug auf Einstieg zur Abrundung, Schluß ankündigen) Doch auch während dieser 20 Minuten ist nicht sicher, daß jeder immer zuhört. Deshalb: Aufmerksamkeit erregen bzw. die Aufmerksamkeit in den einzelnen Informationsblöcken „hochfahren“. Das ist möglich z.B. durch: • klare Strukturierung, die dem Publikum verdeutlicht wird • direkter Kontakt mit den Zuhörern (zumindest sollen die das Gefühl haben, aktiv beteiligt zu sein) • Zuspitzung der zentralen Aspekte • anschauliche Beispiele • „Schmunzelstellen“ zur Auflockerung einbauen (je nach Zielgruppe kann auf derbe Zoten verzichtet werden!) • Medieneinsatz (OHP) ist wichtig! © Rainer Pöppinghege 1 Rhetorische Wirkungsmittel - Schauform und Schallform Der Inhalt mag noch so überzeugend sein - ohne die entsprechende Präsentation nehmen die Zuhörer nur einen Bruchteil der Informationen auf. Das gilt sowohl für die äußere Erscheinung (Schauform) als auch die Art des Sprechens (Schallform). Nuschelt jemand wie einst Hans Moser, so werden sich die Zuhörer insgeheim mit dieser Tatsache mehr beschäftigen als mit dem Inhalt. Tritt der Bundeskanzler im Punker-Outfit vor die Weltpresse, so wird von seiner Rede am nächsten Tag kein einziges Wort in der Zeitung stehen, sondern höchstens einige Fotos. Ein paar Tips zum Auftreten eines Referenten: • möglichst immer Blickkontakt mit dem Publikum halten, nicht mit den Augen an der Tafel, am Manuskript oder der Grafik kleben • lächeln, jedoch nicht blödes Dauergrinsen • gelegentliche Fixierung einer Person mit positiver Ausstrahlung („Anker) kann die eigene Wirkung stabilisieren • nicht ins Leere schauen oder hektisch hin und her blicken • Blickkontakte gleichmäßig über das Publikum verteilen (M-Form, W-Form) • offene Körperhaltung, keine verschränkten Arme • Ortswechsel und Bewegung fördern Aufmerksamkeit und den Eindruck von Dynamik. Achtung: Nicht wie der Tiger im Käfig herumlaufen • Arme bewegen sich von der Hüfte an aufwärts • Hände nicht in die Hosentaschen oder vor den Mund Ein paar Tips zur Sprache eines Referenten: • Sprechtempo variieren (nicht zu schnell, nicht zu langsam), dabei regelmäßig atmen • weder in Monotonie noch in Hektik verfallen • Lautstärke an Umgebung anpassen, mit Stimme Spannungsbogen aufbauen, um wichtige Passagen hervorzuheben • bewußte Betonung; nicht aufgesetzt • deutliche Artikulation, jedoch nicht übertrieben; natürlich sprechen © Rainer Pöppinghege 2 Ein paar Tips zur Manuskriptgestaltung bei Referaten: Optimal ist die freie Rede, ggf. anhand von Stichpunkten auf Karteikarten, doch das kann nicht jeder. In jedem Fall sollte ein klares Konzept erkennbar sein, das auch die zur Verfügung stehende Redezeit berücksichtigt: Wer 40 Seiten in 20 Minuten verkünden will, der muß sich sputen. Daher sollte man sich angemessen mit Fakten rüsten und improvisieren können: weniger Wichtiges bei Zeitknappheit weglassen, aber bei Bedarf auch Zusatzinformationen „in petto“ haben. Das Manuskript sollte auf jeden Fall leserlich (Schriftgröße mind. 13 Punkt) und geordnet sein (Seitenzahlen + Gliederungspunkte). Es empfiehlt sich ein breiter Rand (Hälfte des Blattes). Auf Folien oder andere Medien sollte nicht verzichtet werden. Sie bieten Abwechslung und erleichtern es dem Zuhörer, sich komplexe Sachverhalte vorzustellen. Wie kann ein Manuskript aussehen? 1. ausformuliert: Gefahr des Ablesens; Verlust Blickkontakt 2. ausformuliert + wichtige Stellen mit Textmarker hervorgehoben: Einstieg ablesen. Sobald man sicherer wird, ermöglicht das auch die freie Rede, indem man sich von Markierung zu Markierung „hangelt“ 3. Stichpunkte auf Karteikarten: gute Lösung, um locker zu bleiben und die wichtigsten Punkte anzusprechen; Zitate werden dabei wörtlich aufgeschrieben 4. Gliederung + Stichpunkte: ein Blick auf die Gliederung zeigt auch dem Dauerredner, daß es neben dem Wetter noch weitere Themen gibt, auf die er eingehen wollte © Rainer Pöppinghege 3
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