Dr. T. Schulz-Mirbach, Dr. E. Lindner Workshop: Wissen. Arbeiten SoSe 2015 WISSENSCHAFTLICHE PRÄSENTATIONEN - VORTRÄGE WICHTIGE FRAGEN IM VORFELD: - Wer sind meine Zuhörer? Prüfer, Dozenten, Kommilitonen, Kollegen, nicht-wiss. Publikum? - Welchen Kenntnisstand kann ich voraussetzen? Schwierig bei einem sehr heterogenen Publikum. - Zu welchem Anlass halte ich den Vortrag? Seminar, Prüfung, Fachtagung? - Was erwarten die Zuhörer von mir? Kompetente Aufbereitung und Darstellung des eigenen Wissensstandes (Seminar; Prüfung); (Kritische) Darstellung meiner wiss. Arbeit (Tagung). - Welche Medien (Technik & Software) werden mir vor Ort zur Verfügung stehen? Meist Laptop/Beamer & PPT - Wie viel Zeit steht mir für Vortrag & Diskussion zur Verfügung? - Vortragssprache? BEACHTEN SIE: - Sie müssen sich auf die wichtigsten, aussagekräftigsten Aspekte beschränken!! Bevor Sie mit der Foliengestaltung beginnen, müssen Sie zunächst inhaltliche Schwerpunkte setzen und die Gliederung Ihres Vortrages ausarbeiten. - WICHTIG: Der rote Faden! Logischer Aufbau, der für Zuhörer problemlos nachvollziehbar ist. KISS-Strategie: Keep it simple and straight. - Visualisierung; Motto: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!“ - Weniger ist mehr. Und zwar von fast allem (siehe unten). - Der Vortrag muss auf das Publikum ausgerichtet sein. - Ihr Vortrag soll die Zuhörer zum Mitdenken anregen. - Größte Aufnahmebereitschaft der Zuhörer: am Anfang und am Ende der Präsentation Wichtige Aspekte zu Beginn und gegen Ende des Vortrags platzieren. - Halten Sie die Zeitvorgabe möglichst exakt ein (± ca. 1-2 min)! Der Vortrag sollte weder wesentlich kürzer sein, noch sollten Sie überziehen. Beides deutet auf eine ungenügende Vorbereitung hin. - Investieren Sie nicht nur Zeit und Sorgfalt in die Ausarbeitung der Folien, sondern bereiten Sie auch den Vortrag selbst entsprechend vor. Üben Sie diesen vor Bekannten oder Kommilitonen. Fragen Sie diese danach, wie Sie wahrgenommen wurden. Wie kommt die Foliengestaltung an? Sind die Folien überfrachtet? Wurden zu grelle oder zu kontrastarme Farben verwendet? War der Inhalt verständlich? Waren alle Argumente nachvollziehbar? Ihre Körperhaltung? Ihre Aussprache? - Wenn möglich, machen Sie sich vorher rechtzeitig mit der Technik vor Ort vertraut. - Achten Sie auf Einheitlichkeit Ihrer Vortragsfolien. Prüfen Sie sie auf Schreibfehler und Grammatik! - Quellenangaben nicht vergessen! Dies gilt auch für Abbildungen und Tabellen. GLIEDERUNG Wie bei einer schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit: - Einleitung, Motivation - Stand der Wissenschaft zum Thema. Hier müssen Sie insbesondere den Kenntnisstand Ihres Publikums berücksichtigen! - Fragestellungen/Ziele/Hypothesen - Material & Methoden - Ergebnisse & Interpretation - Zusammenfassung/Fazit/Ausblick - Quellenverzeichnis - „Danke für Ihre Aufmerksamkeit“ & Danksagung 1 Dr. T. Schulz-Mirbach, Dr. E. Lindner Workshop: Wissen. Arbeiten SoSe 2015 LAYOUT Foliendesign: - Auf einheitliches Foliendesign achten. Verwenden Sie dazu z. B. den Folienmaster in PPT. - Dezente Hintergrundfarbe; knallige Farben vermeiden; am besten einfarbig. - Logos von Uni, Arbeitsgruppe, evtl. Geldgeber nicht vergessen. - Titelfolie: Titel, Name des Vortragenden (mit Adresse der Institution & E-Mail-Adresse); Logos; Wenn möglich: ansprechendes Bild als „Aufhänger“. - Auf „jeder“ Folie: Seitennummern; „Gliederungsleiste“ mit aktueller Anzeige des gerade besprochenen Gliederungspunktes, evtl. Name des Vortragenden, Name der Veranstaltung, Ort, Datum. [Vorsicht: Zuviel solcher Informationen kann aber auch überfrachtet wirken und vom aktuellen Folieninhalt ablenken] Text: - 1 Kerngedanke bzw. Aussage pro Folie So wenig Text wie möglich! ca. 4 Worte pro Zeile; ca. 6 Zeilen pro Folie Besser: Stichworte anstelle ganzer Sätze. Tabu: Schachtelsätze (Ausnahme: direktes Zitat) Schriftgröße: z. B.: Titel 44 pt, Überschriften: 28 pt; Text: 24 pt Nicht zu viele verschiedene Schriftgrößen verwenden: max. 2-3 auf einer Folie Sparsamer Einsatz von: fett, kursiv und Unterstreichungen; GROßBUCHSTABEN besser meiden, da diese schwer zu lesen sind. Abkürzungen vermeiden Farben: - Farbmodus: RGB, ist der geeignete Farbmodus für jegliche Art von Bildschirmpräsentationen - Nur wenige verschiedene Farben verwenden (ca. 2-3 im ganzen Vortrag). - Am besten Farben mit max. Kontrast wählen. Z. B. dunkler Text auf hellem Hintergrund; umgekehrt besser vermeiden, da Augen bei hellem Text/dunkler Hintergrund sehr schnell ermüden. - Beachten Sie: Farbenblindheit ist ein weit verbreitetes Phänomen. Vor allem Rot-GrünBlindheit: daher z. B. Magenta-Grün wählen. In Grafiken: Kombination von Farbe und Form; d. h. Linien unterschiedlich einfärben und unterschiedliche Linienformen wie gestrichelt, gepunktet, durchgehend etc. verwenden. - Die Farben auf Ihrem Computerbildschirm werden sehr wahrscheinlich anders aussehen, als die vom Beamer „erzeugten“ Farben. Wenn möglich, unbedingt an dem entsprechenden Gerät die PPT-Präsentation vorab testen und evtl. Farbeinstellung anpassen. Ansonsten auf Kombination kontrastreicher Farben achten und kräftige (aber keine knalligen) Farben wählen. Abbildungen: - Selbsterklärend; hier noch wichtiger als in einer schriftlichen Arbeit. Der Zuhörer hat nur wenig Zeit, um die Abbildung zu erfassen. - Komplizierte Legenden vermeiden. Wenn nicht anders möglich, während des Vortrags diese genau erklären. - Hohe Qualität, d.h. übersichtliche Gestaltung, aussagekräftige Grafiken auswählen, auf exakte Beschriftung (z.B. Achsenbeschriftung nicht vergessen) und gute Auflösung achten. - Bildformate: z. B. JPEG, PNG, GIF; darauf achten, dass die Bilder nicht zu groß sind: Eine Abbildung mit 1000 dpi für eine Bildschirmpräsentation ist nicht sinnvoll. Zu große Abbildungen => großes PPT-Dokument: evtl. instabil oder bei Präsentation sehr langsam. Tipp: Man kann auch in PPT einzelne oder alle Bilder komprimieren, um die Dateigröße zu verringern. 2 Dr. T. Schulz-Mirbach, Dr. E. Lindner Workshop: Wissen. Arbeiten SoSe 2015 Tabellen/mathemat. Formeln: - So wenig wie möglich! - Bei Tabellen: Übersichtliche Gestaltung ist hier besonders wichtig. - Formeln genau erklären. Effekte/Animationen: - Sollten nur extrem sparsam zum Einsatz kommen, v. a. sollten sie nie Selbstzweck sein, also keine einfliegenden Pfeile, blinkenden Grafiken o. Ä. - Bedenken Sie: bei einer aufwendigen Animation besteht das Risiko, dass nichts mehr oder zumindest vieles nicht mehr richtig funktioniert, wenn Sie zur Erstellung Ihres Vortrages eine andere Software-Version verwendet haben, als vor Ort zur Verfügung steht. - Übermäßiger Einsatz von Effekten lenkt Sie und Ihre Zuhörer vom eigentlichen Vortrag ab. VORTRAGSSTIL Verbal: - Frei sprechen. Stichworte auf Karteikarten, Notizzettel (Din A5) sind ok. Einen ausformulierten Vortrag ablesen: sollte man nur machen, wenn man den Vortrag in einer Fremdsprache hält und darin noch nicht so sicher ist. - Klare, laute & deutliche Aussprache. - Moderates Sprechtempo Bedenken Sie: 2 Minuten pro Folie sind absolutes Minimum (Ausnahme: Übergangsfolien). Passen Sie daher die Zahl Ihrer Folien an die Zeit an, die Ihnen für den Vortrag zur Verfügung steht! Lösen Sie das Problem nicht dadurch, dass Sie schneller sprechen und hastig durch die Folien klicken oder gar Folien überspringen müssen! - Wechsel in der Intonation sorgen auch für Abwechslung bei den Zuhörern. - Füllwörter wie „äh“, „genau“,… vermeiden, stattdessen lieber einmal kurz durchatmen. - Gezielte kurze Sprechpausen (3-5 Sekunden): Gerade bei komplexen Sachverhalten muss man dem Publikum auch Zeit geben, die Informationen zu verarbeiten. Richtig eingesetzte Sprechpausen können auch die Spannung bei den Zuhörern erhöhen. Nonverbal: - Blickkontakt mit dem Auditorium. Nicht einzelne Personen fixieren, sondern Blick über das Publikum schweifen lassen. - Körperhaltung: aufrecht locker; keine verschränkten Arme oder Hände in den Hosentaschen. Nicht irgendwo anlehnen oder sitzen. - Gesagtes durch entsprechende Gestik untermalen. Aber: kein hektisches ungezieltes und ständiges Gestikulieren. - Vorsicht mit Laserpointern oder Zeigestab: sparsamer Einsatz, nicht ständig damit herumfuchteln. Mögliches Problem beim Laserpointer: Man sieht die Nervosität des Vortragenden Lösungen: Man umkreist das Objekt auf der Folie statt punktuell darauf zu deuten. Soweit möglich, kann man Details auch markieren, in dem man z. B. Pfeile in PPT einblendet. ALLGEMEINES ZUR UMSETZUNG DES VORTRAGS - Nehmen Sie die Zuhörer während jedes Schrittes Ihres Vortrags mit! Bereiten Sie die Zuhörer darauf vor, wenn ein neuer Abschnitt beginnt bzw. leiten Sie entsprechend von einem Abschnitt zum anderen über. Bsp.: „Diese beiden kontrovers diskutierten Hypothesen (haben Sie gerade in Ihrer Motivation und Stand der Forschung dargelegt) waren der Ausgangspunkt für meine Arbeit. Ziel dabei war es…“ (damit gehen Sie nun zur Erläuterung der Fragestellungen und Ziele Ihrer Arbeit über). 3 Dr. T. Schulz-Mirbach, Dr. E. Lindner - - - Workshop: Wissen. Arbeiten SoSe 2015 Unterstützend können Sie bei Wechseln zwischen großen Blöcken (Methoden -> Ergebnisse) eine Folie mit einer anderen Farbe einschieben, auf der z. B. nur „Ergebnisse“ steht. Diese Übergangsfolien werden dann jeweils auch nur ganz kurz eingeblendet. Übergänge können auch mit Fragen bzw. rhetorischen Fragen spannender gestaltet werden. Bauen Sie Spannung auf: z. B. Ankündigen eines interessanten/unerwarteten Befundes, auf den Sie im Verlauf des Vortrags noch eingehen werden. Dies sollte man aber nur sparsam einsetzen und das Angekündigte muss dann auch wirklich etwas Besonderes sein. Sie können die Motivation der Zuhörer durch den sparsamen, aber gezielten Einsatz „auflockernder“, witziger Elemente erhöhen. Bsp.: Vortrag zur Untersuchung der Augenmorphologie bei Trilobiten. Beim Erklären der „schwerverdaulichen“ Methoden: kleiner Comic mit einem Trilobiten beim Sehtest. Wenn Sie sich darüber unsicher sind, dann lassen Sie solche Elemente besser weg. Zu viel davon kann schnell auch als unprofessionell angesehen werden. Vor allem bei Prüfungen sollte man ganz darauf verzichten. Hier gilt wie bei einer schriftlichen Arbeit: Am Ende muss sich der Kreis logisch schließen, d. h. Sie kommen wieder auf die eingangs gestellten Fragen zurück. Sie sollten am Ende Ihres Vortrags nochmal eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Erkenntnisse hinsichtlich Ihrer Fragen & Ziele machen und ein Fazit ziehen bzw. einen Ausblick geben. Wichtig: Der Zuhörer erwartet am Ende eine „Take-home-message“! AUF FEEDBACK/KRITIK/FRAGEN AUS DEM AUDITORIUM REAGIEREN - Lassen Sie Zuhörer, die Fragen oder Kommentare äußern, unbedingt ausreden. - Bei Zwischenfragen während des Vortrags können Sie natürlich höflich darauf verweisen, dass Sie unmittelbar mit dem Vortrag fortfahren möchten, aber gerne die Frage im Anschluss bei der Diskussion beantworten werden. Bei einer Verständnisfrage, ist es aber evtl. sinnvoll diese sofort zu beantworten. - Kritik am Vortragsstil annehmen. Nicht nach Erklärungen/Rechtfertigungen suchen. - Bei inhaltlicher Kritik: Entweder eigenen Standpunkt argumentativ noch einmal verdeutlichen oder Verbesserungen einräumen, sich für den Tipp bedanken und darauf verweisen, dass man dies in zukünftigen Studien berücksichtigen wird. - Wenn komplexe, mehrteilige Fragen aus dem Auditorium kommen, machen Sie sich am besten währenddessen ein paar Notizen. Dann können sie anhand Ihrer Notizen auf die verschiedenen Teile der Frage eingehen. - Manche (kritische) Fragen der Zuhörer kann man bereits voraussehen. Sie können das dann entweder schon in den Vortrag einbauen, indem Sie darauf verweisen, dass z. B. „an der Methode xx best. Kritikpunkte von Müller et al. (2012) geäußert wurden, aber bisher nicht gezeigt werden konnte, dass sich dies tatsächlich negativ auswirkt…“. Oder: Halten Sie ein paar zusätzliche Folien parat, auf die Sie dann für solche Fragen in der Diskussion zurückgreifen können. Das wirkt kompetent und sehr gut vorbereitet. - Bei unsachlicher Kritik: Lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen! Offensichtlich unsachliche Kritik wirft ein schlechtes Licht auf denjenigen, der sie äußert, und das umso mehr, je sachlicher Sie selbst darauf reagieren. Wichtig: Lassen Sie sich auf kein Streitgespräch vor dem Auditorium ein. Sie können kurz nochmal Ihren Standpunkt sachlich verdeutlichen. Danach können Sie darauf verweisen, dass die Diskussion in diesem Rahmen zu weit führen würde und gehen zur nächsten Frage über. Quellen: Kuzbari, R., Ammer, R. (2006): Der wissenschaftliche Vortrag. Springer-Verlag. [als E-Book kostenlos erhältlich mit LMUCampus-Kennung]. Möhwald, H. (2011): Präsentationstechniken: Leitfaden für die zuhörergerechte Präsentation. Holger Möhwald & Ventus Publishing ApS. [ist als kostenloses E-Book erhältlich]. 4
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