- Randstad

Ausgabe 36 | Mai 2015
Informationsservice zu Zeitarbeit und Arbeitsmarkt in Deutschland
Integration in Deutschland
Durch qualifizierte Zuwanderung dem Fachkräftemangel begegnen?
Nicht ausgrenzen, sondern schnell integrieren
Staatsministerin Aydan Özoguz
ˇ über Integration in Deutschland
Augsburg bietet Ausländern eine Perspektive
Im Gespräch mit dem Chef der Agentur für Arbeit Reinhold Demel
Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland
Politik sieht Handlungsbedarf
Schwerpunkt:
Aktuelle Ausgabe
als Download:
www.randstad.de/politikbrief
Integration
Inhalt | Mai 2015
Politikbrief Nr. 36
Editorial 3
Schwerpunkt 4
n Zuwanderung
in Deutschland – eine Bilanz
n Nicht ausgrenzen, sondern schnell integrieren
n ‘Integratie in Nederland’ – ähnliche Herausforderungen wie in Deutschland?
n Integration durch Zeitarbeit – Chancengleichheit für alle
n Was sagt §40 des Aufenthaltsgesetzes aus?
n Augsburg bietet vielen Ausländern eine Perspektive
Fakten und Analysen n Langzeitarbeitslosigkeit
Netzwerke und Kooperationen n ‘School2Start-up
16
in Deutschland – Politik sieht Handlungsbedarf
18
kids’ zeigt Schülern, wie Wirtschaft funktioniert
Randstad News 19
n Buch
zum Kompetenzerwerb von gering Qualifizierten veröffentlicht
n Randstad entwickelt Religionskompendium
Impressum 2
20
Mai 2015 | Editorial
Integration durch Arbeit fördern
Liebe Leserinnen und Leser,
kaum ein innenpolitisches Thema prägt die
öffentliche Diskussion zur Zeit stärker als die
Frage, wie die Integration von Menschen gelingen
kann, die auf Grund von politischer Verfolgung,
Armut, Arbeitslosigkeit oder der Arbeitnehmer­
freizügigkeit nach Deutschland kommen.
Deutschland ist ein Einwanderungsland. Nach
Aussagen des Statistischen Bundesamtes kamen
im ersten Halbjahr 2014 etwa 667.000 Frauen und
Männer – 85 Prozent davon aus der Euro­päischen
Union – zu uns, um sich in Deutschland ein neues
Leben aufzubauen.
Aber wie sieht es mit der Akzeptanz der Zuwanderung in der Bevölkerung aus? Eine verstärkte
Aufklärung der Bevölkerung über die Zuwanderer
sowie die arbeitsmarktpolitischen Effekte der
Zuwanderung würde helfen, Vorurteile abzubauen,
um damit den Prozess der Integration von
ausländischen Einwanderern zu unterstützen.
Mit der aktuellen Ausgabe des Politikbriefes
möchten wir zur Versachlichung der aktuellen
politischen Debatte beitragen. Bei Randstad
Deutschland arbeiten Menschen aus über
120 Nationen mit den verschiedensten religiösen
und kulturellen Wurzeln. Unser Unternehmen
ist ein gutes Beispiel dafür, dass Integration jeden
Tag ganz selbstverständlich gelebt werden
kann, denn Arbeit ist zweifelsohne das beste
Integrationsi­nstrument, das es gibt.
Umso wichtiger ist es daher, dass die Hemmnisse
abgebaut werden, die dazu führen, dass Menschen
nicht sofort über eine Erwerbstätigkeit ihren Platz
in unserer Gesellschaft finden. Mit der Abschaffung
des §40 des Aufenthaltsgesetzes könnten Zeitarbeit­
geber in Deutschland auch Einwanderern aus
Staaten, die nicht der Europäischen Union oder
dem Europäischen Wirtschaftsraum angehören,
eine berufliche Perspektive bieten. Dies wäre
ein wichtiger und längst überfälliger Beitrag zur
Integration in Deutschland.
Ich wünsche Ihnen eine spannende und informative
Lektüre.
Herzlichst Ihre
Heide Franken
Geschäftsführerin
3
Schwerpunkt | Mai 2015
Zuwanderung in Deutschland – eine Bilanz
Deutschland ist schon seit Jahren eines der
beliebtesten Einwanderungsländer. Fachkräfte
werden aufgrund des demographischen Wandels
dringend benötigt. Aber ist die Zuwanderung
wirklich geeignet, dem zunehmenden Fach- und
Arbeitskräftemangel im Land zu begegnen?
Bis zum Jahr 2030 wird die Bevölkerung zwischen
20 und 65 Jahren nach der aktuellen Arbeitsmarktprognose des Bundesministeriums für Arbeit und
Soziales um rund 5,1 Millionen abnehmen. Die
Zahl der Erwerbstätigen wird 2030 auf 40,8 Millionen
prognostiziert, das sind eine Million weniger als
2013. Der größte Beschäftigungsrückgang wird
bei den Fertigungs-, Verwaltungs- und Bürosowie Gesundheitsberufen und unter Ingenieuren
erwartet (vgl. BMAS, 2015).
Im Jahr 2013 lag der Wanderungssaldo in der
Bundesrepublik bei +429.000 und wies damit
den höchsten Zuwachs seit 10 Jahren auf. Das
Hauptherkunftsland ist, wie in den Jahren zuvor,
Polen (vgl. BAMF, 2015).
gezogen. Daraus geht hervor, dass der Mittelstand
aufgrund der Zuwanderung von qualifizierten
Fachkräften wieder leichter offene Stellen besetzen
kann (vgl. BMAS, 2015).
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die internationale Rekrutierung von Fachkräften, die bessere
Integration von Migranten sowie die Anerkennung
ausländischer Abschlüsse ein hohes Potential
besitzen, um den Fachkräftemangel zu reduzieren
(vgl. BMAS, 2015).
Zur Historie: In den 50er und 60er Jahren erzeugte
das starke Wirtschaftswachstum eine hohe
Nachfrage nach Arbeitskräften. Es kamen
sogenannte Gastarbeiter aus Italien, Spanien,
Griechenland, der Türkei, Marokko, Tunesien sowie
dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland.
Mit diesen Ländern gab es damals Anwerbevereinbarungen (vgl. BMI, 2014a). Viele dieser Menschen
fanden in Deutschland eine neue Heimat und
holten sukzessive ihre Familien nach. Anfang der
90er Jahre folgten vor allem Asylbewerber und
Spätaussiedler (vgl. Mediendienst Integration).
Abbildung 1: Zu- und Auswanderung in Deutschland
1.600.000
Zuzüge
1.400.000
Fortzüge
1.200.000
Wanderungssaldo
1.000.000
800.000
600.000
400.000
200.000
0
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
2010
-200.000
-400.000
Quelle: eigene Darstellung nach den Zahlen des Statistischen
Bundesamtes in: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2015):
Migrationsbericht 2013.
Ein erstes Resümeé zur Zuwanderung und deren
Aus­wirkungen auf den Arbeitsmarkt wurde in dem
im Februar veröffentlichten ‚Fortschrittsbericht
2014 zum Fachkräftekonzept der Bundesregierung‘
4
Mitte der 70er und 80er Jahre sowie während
der Wirtschaftskrise 2008/2009 wanderten mehr
Menschen ab als zu, wie die Wanderungsbilanz
in Abbildung 1 verdeutlicht. Doch seitdem ist
wieder ein Trend zu mehr Zuwanderung zu
verzeichnen, was vor allem mit der Einführung der
vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit für die Länder
zusammen hängt, die 2004 der EU beigetreten
sind (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei,
Slowenien, Tschechien, Ungarn). Seit dem
01.01.2014 gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit auch
für Bürger aus Rumänien und Bulgarien (2007 der
EU beigetreten). Für Staatsangehörige aus Kroatien
gelten aufgrund der aktuellen Übergangsfrist
Ausnahmeregelungen.
Wie sehen die aktuellen Einwanderungsvoraus­
setzungen aus? Drittstaatsangehörige benötigen
Mai 2015 | Schwerpunkt
für ihre Einreise nach Deutschland ein Visum. Vor
Ablauf des Visums müssen sie eine Aufenthaltserlaubnis beantragen. Erst wer im Besitz eines Aufenthaltstitels ist, darf in Deutschland auch arbeiten.
Stammen die Einwanderer nicht aus den Staaten
der Europäischen Union oder des Europäischen
Wirtschaftsraums, so kommt es zur sogenannten
Vorrangprüfung. Dabei prüft die zuständige
Agentur für Arbeit, ob es bevorrechtigte inländische
Bewerber für den konkreten Arbeitsplatz gibt
und die Arbeitsbedingungen mit den inländischen
Arbeitnehmern vergleichbar sind.
Die Vorrangprüfung entfällt nach einem Aufenthalt
von 15 Monaten automatisch und bei Fachkräften,
die eine anerkannte Ausbildung oder einen Hoch­
schulabschluss für einen Engpassberuf haben. Die
sogenannte Positivliste der Bundesagentur für
Arbeit führt alle Engpassberufe auf, bei denen
die Besetzung offener Stellen durch ausländische
Bewerber verantwortbar ist. Dazu zählen u. a. die
Berufe in der Mechatronik, Elektrotechnik, in der
Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege sowie
Orthopädie- und Rehatechnik (vgl. Bundesagentur
für Arbeit, 2014).
Durch das im April 2012 in Kraft getretene
Anerkennungsgesetz wurde die Anerkennung
ausländischer Abschlüsse in Deutschland vorangetrieben. Seitdem hat jeder – unabhängig von seiner
Staatsangehörigkeit bzw. seinem Migrationsstatus –
einen Verfahrensanspruch. Es wurden nun auch
nicht-­reglementierte Berufe geprüft und die Berufs­
erfahrung mit berücksichtigt. Informationsportale
für ausländische Berufsqualifikationen, wie das
BQ-Portal, bieten eine Plattform zum Austausch für
zuständige Stellen, Unternehmen und Antragsteller.
Glossar:
n Asylbewerber:
sind Ausländer, die nach Artikel
16a Abs.1 des Grundgesetzes Schutz als politisch Verfolgte oder Schutz vor Abschiebung
oder einer sonstigen Rückführung in einen
Staat beantragen.
n Drittstaatsangehörige:
sind Staatsbürger, die
nicht aus Staaten der Europäischen Union bzw.
des Europäischen Wirtschaftsraums stammen.
n Flüchtlinge:
sind Personen, die sich aus der
begründeten Furcht vor Verfolgung wegen
ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe oder wegen ihrer
politischen Überzeugung außerhalb des Landes
befinden, dessen Staatsangehörigkeit sie
besitzen oder in dem sie ihren gewöhnlichen
Aufenthalt hatten. Die Anerkennung als
ausländischer Flüchtling erfolgt in Deutschland
im Rahmen des Asylverfahrens.
n Menschen
mit Migrationshintergrund: sind alle
nach 1949 nach Deutschland Zugewanderten
sowie in Deutschland geborenen Ausländer
und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen
mit zumindest einem zugewanderten oder als
Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil.
n Ein-
bzw. Zuwanderung: Man spricht von
Zuwanderung, wenn Einreise und Aufenthalt
von vorneherein und auf Dauer geplant und
zugelassen werden.
Quelle: Bundesministerium des Innern (2014): Migration und
Integration: Aufenthaltsrecht, Migrations- und Integrations­
politik in Deutschland.
5
Schwerpunkt | Mai 2015
Mit der sogenannten ‘Blauen Karte EU’ erhalten
Drittstaatsangehörige mit einem deutschen oder
anerkannten ausländischen Hochschulabschluss
oder vergleichbarer Qualifikation für höchstens
vier Jahre einen Aufenthaltstitel. Voraussetzung ist
ein Arbeitsvertrag mit einem Jahresbruttogehalt
von mindestens 48.400 Euro bzw. 37.752 Euro in
Mangelberufen im Jahr 2015. Dazu zählen u. a. Ärzte,
Ingenieure und IT-Fachkräfte (vgl. BMI, 2014b).
Abbildung 2: Asylantragsteller nach Herkunftsland
im Jahr 2013
Russische Förderation,
13,6 %
andere
Herkunftsländer,
34,3 %
Syrien, 10,8 %
Serbien, 10,5 %
Eritrea, 3,3 %
Somalia, 3,5 %
Irak, 3,6 %
Afghanistan, 7,1 %
Mazedonien, 5,7 %
Iran, 4 %
Pakistan, 3,7 %
Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2015):
Migrationsbericht 2013
Wie sieht es mit dem Zustrom an Flüchtlingen
und Asylbewerbern aus, die derzeit nach Deutschland einreisen? ‘Politisch Verfolgte genießen
Asylrecht’. So steht es im Grundgesetz. Seit 2008
steigen die Asylbewerberzahlen an. Im Jahr 2013
wurden mehr als 127.000 Asylanträge (Erst- und
Folgeanträge) gestellt; das ist ein Zuwachs von
70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wie Ab­
bildung 2 zeigt, kamen die meisten von ihnen
2013 aus Russland, gefolgt von Syrien und Serbien
(vgl. BAMF, 2015).
Die Zuwanderungsbedingungen in Deutschland
sind kompliziert. Aktuell kommen vermehrt
Forderungen nach einem Punktesystem auf, das
die Zuwanderung in Deutschland aktiv steuern
und für mehr Transparenz und Akzeptanz in der
Bevölkerung sorgen soll.
6
Das Institut zur Zukunft der Arbeit schlägt hierzu
vor, dass u. a. für Bildungs- und Sprachkenntnisse,
einen Berufsabschluss und entsprechende
Berufserfahrung sowie ein Arbeitsplatzangebot
Punkte vergeben werden sollen. Wer mindestens
60 Punkte erreicht, soll zum Verfahren zugelassen
werden. Wer 80 Punkte erhält, bekäme eine
Daueraufenthaltserlaubnis (vgl. IZA, 2015).
Drei Zielgruppen sollen bei dieser Dreisäulen­
strategie im Fokus stehen: Erstens die Akademiker,
zweitens die qualifizierten Fachkräfte und drittens
Arbeitskräfte, die befristet für drei Jahre und
mit einem entsprechenden Arbeitsangebot nach
Deutschland kommen können. Damit würden
auch Asylsuchende einen Zugang zum Auswahl­
verfahren erhalten (vgl. IZA, 2015).
Für diejenigen, die in Deutschland bleiben dürfen,
ist die zügige Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit
eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche
Integration in die deutsche Gesellschaft. Personal­
dienstleister können hier unterstützen, vorausgesetzt
§40 des Aufenthaltsgesetzes wird entsprechend
geändert (siehe Politikbrief Seite 13).
n
Quellen:
Bundesagentur für Arbeit (2014): Positivliste –
Zuwanderung in Ausbildungsberufe, 26.08.2014.
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2015):
Migrationsbericht 2013.
Bundesministerium des Innern (2014a): Migration und Integration:
Aufenthaltsrecht, Migrations- und Integrationspolitik in
Deutschland.
Bundesministerium des Innern (2014b): Hinweise zu den
Regelungen zur Blauen Karte EU nach §19a Aufenthaltsgesetz
und zur Aufenthaltserlaubnis zur Arbeitsplatzsuche nach
§18c Aufenthaltsgesetz.
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2015):
Fortschrittsbericht 2014 zum Fachkräftekonzept der
Bundesregierung.
Institut zur Zukunft der Arbeit (2015): Punkte machen?!
Warum Deutschland ein aktives Auswahlsystem für ausländische
Fachkräfte braucht, IZA Standpunkte Nr. 79.
Mediendienst Integration (2014): Wer kommt, wer geht?,
unter: www.mediendienst-integration.de/migration/
wer-kommt-wer-geht.html.
Mai 2015 | Schwerpunkt
Nicht ausgrenzen, sondern schnell integrieren
Staatsministerin Aydan Özoguz,
ˇ
Beauftragte der
Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und
Integration über die Integration in Deutschland:
“In Deutschland leben rund 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Sie müssen
die gleichen Teilhabechancen in allen Bereichen
unserer Gesellschaft haben. Natürlich auch beim
Zugang zum Arbeitsmarkt. Nach den Statistiken
sind Menschen mit Migrationshintergrund aber
häufiger arbeitslos als der Bevölkerungsdurchschnitt. Fehlende Bildungs- und Berufsabschlüsse
und teilweise fehlende Sprachkenntnisse sind die
wesentlichen Ursachen.
hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
zusätzlich 34 Millionen Euro für die Kurse verausgabt.
Jeder zweite Teilnehmer konnte im Anschluss in
Arbeit, Ausbildung oder eine weiterführende
Qualifizierung integriert werden.
Mit dem Förderprogramm ‘Integration durch
Qualifizierung – IQ’ wurden bundesweit in
241 Projekten Unterstützungsstrukturen für
eine leichtere Integration in Arbeit aufgebaut.
Zu den Zielen des Programms gehören, die im
Arbeitsmarkt handelnden Akteure und deren
Förderangebote zu vernetzen und die interkulturelle Kompetenz des Personals zu optimieren.
Mit dem Nationalen Integrationsplan von 2007
hat die Bundesregierung sich auf die Fahnen
geschrieben, für mehr Teilhabechancen zu sorgen.
In thematischen Dialogforen wurde gemeinsam
mit Vertretern von Arbeitgebern, Gewerkschaften
und Migrantenorganisationen der ‘Nationale
Aktionsplan Integration’ mit überprüfbaren Zielvorgaben erarbeitet. Die Bundeskanzlerin stellte
den Plan 2012 vor.
Das Dialogforum ‘Arbeitsmarkt und Erwerbs­leben’
erarbeitete Zielvorgaben für die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund:
n Beschäftigungs- und Erwerbschancen sowie
Qualifizierung erhöhen,
n Interkulturelle und migrationsspezifische
Qualifizierung des Beratungspersonals
sicherstellen,
n betriebliche Integration verbessern,
n Fachkräftebasis sichern.
Zur Erreichung dieser Ziele hat die Bundes­
regierung dann die Initiative ergriffen:
So konnten in den berufsbezogenen Sprachkursen
bis Ende März 2014 rund 121.000 Migrantinnen
und Migranten ihre Sprachkenntnisse verbessern.
Und wegen des großen Erfolges des Programms
Staatsministerin Aydan Özoguz,
ˇ
Beauftragte der Bundesregierung
für Migration, Flüchtlinge und Integration
Ein wichtiger Schritt für mehr Teilhabe am Arbeitsmarkt ist auch das Gesetz zur Anerkennung von
im Ausland erworbenen Qualifikationen. Bis Ende
2014 wurden 26.500 Anträge auf Anerkennung
im Ausland erworbener Qualifikationen gestellt –
rund drei Viertel der Anträge endete mit der vollen
Anerkennung des Abschlusses. Mit der Anerkennung haben Migranten bessere Chancen auf eine
berufliche Karriere. Darüber hinaus wurde für
Studierende, Akademiker, aber auch für Flüchtlinge
der Zugang zum Arbeitsmarkt durch Gesetzes­
änderungen und Verordnungen erleichtert.
7
Schwerpunkt | Mai 2015
Dass wir für die Zukunft unseres Landes dringend
alle Potentiale brauchen und alle in den Arbeitsmarkt integriert werden müssen, verdeutlichen
uns dramatisch die demografischen Trends: In
15 Jahren wird die Zahl der Bevölkerung zwischen
20 und 65 Jahren um 5 Millionen zurückgegangen
sein! Die Bundesregierung hat deshalb ein Fachkräftekonzept verabschiedet. Ein Schwerpunkt ist
dort ‘Integration und qualifizierte Zuwanderung’.
Bei allen Maßnahmen des Konzepts hat die
Erschließung der inländischen Potenziale Vorrang.
Aber wir sind auch künftig auf noch mehr Ein­
wanderung angewiesen. Beides gehört zusammen.
Deutschland ist ein attraktives Land und wir haben
aus der Vergangenheit gelernt: Nicht ausgrenzen,
sondern schnell integrieren – auch am Arbeitsmarkt –
lautet das Gebot der Stunde. Auch Flüchtlinge
bringen häufiger gute Aus­bildungen mit. Deswegen
müssen sie schnell arbeiten und ihren Lebensunterhalt bestreiten dürfen. Dies wird künftig nach
drei Monaten Aufenthalt in Deutschland möglich
sein, dabei nach 15 Monaten vollkommen ohne die
Vorrangprüfung der Bundesagentur für Arbeit.“ n
‘Integratie in Nederland’ – ähnliche
Herausforderungen wie in Deutschland?
In den 90er Jahren galt das niederländische
Integrationsmodell des multikulturellen Zusammenlebens als vorbildlich. Besonders aus Deutschland
schaute man fasziniert auf das Nachbarland, wo
die Integration von Menschen unterschiedlichster
Herkunft und Religion so einfach möglich schien.
Doch spätestens seit der Ermordung des niederländischen Regisseurs Theo van Gogh durch einen
radikalen Islamisten im November 2004 mehren sich
die Kritiker des Multikultimodells.
Die Redaktion des Politikbriefs sprach mit Günter
Gülker, dem Geschäftsführer der Deutsch-Niederländischen Handelskammer über die Herausforderungen in Sachen Integration in den Niederlanden.
Deutschland ist das beliebteste Einwanderungsland
in Europa. Obwohl aktuelle Studien zeigen, dass
eine zügige Einbürgerung zu höheren Löhnen
und stabileren Arbeitsverhältnissen führt, dauert
es in Deutschland momentan acht Jahre bis eine
8
Einbürgerung erfolgt. Wie schnell kann man die
niederländische Staatsbürgerschaft erhalten, wie ist
Ihr System aufgebaut und wie sind Ihre Erfahrungen
damit?
Gülker: Ich würde jetzt gerne sagen: In den
Niederlanden ist alles besser. Aber auch hier ist
das Verfahren recht kompliziert und die Möglichkeiten hängen stark von der jeweiligen Person
ab. Grundsätzlich muss die Person, die gerne
Niederländer werden möchte, für mindestens fünf
Jahre ununterbrochen und legal im Land wohnen.
Ausnahmen gibt es zum Beispiel für Eheleute
niederländischer Staatsbürger, in den Niederlanden
geborene Kinder, Asylbewerber sowie Angehörige
bestimmter Nationalitäten. Generell gilt: Jeder
Antragsteller muss über ausreichendes Wissen
zur niederländischen Gesellschaft, Sprache und
Kultur verfügen. Dafür gibt es einen Immigrationsund Staatsbürgerschaftstest, den sogenannten
‘Inburgeringstoets’.
Mai 2015 | Schwerpunkt
Die SPD würde gerne ein Einwanderungsgesetz
nach dem Vorbild des kanadischen Punktesystems
einführen. Menschen mit einem qualifizierten
Abschluss in einem Beruf, der in Deutschland dringend benötigt wird, soll der Weg nach Deutschland
so vereinfacht werden. Gibt es in den Niederlanden
ähnliche Anreiz- und Auswahlkriterien?
kommen. Daher fordert der Staat sehr nachhaltig
eine aktive Integration und vor allem das Erlernen
der niederländischen Sprache. Wer drei Jahre nach
seiner Anmeldung als Immigrant noch immer nicht
sein Einbürgerungsexamen geschafft hat, verliert
seine Aufenthaltserlaubnis. Kritiker monieren
allerdings, dass dies für Einwanderer mit geringer
Schulbildung sehr schwierig sein kann.
Gülker: In den Niederlanden ist der Fachkräftemangel schon seit Jahren ein zentrales Thema. Dennoch
haben die Diskussionen über Immigration, die
zuletzt im Land geführt wurden, nicht zu einem
Klima der Offenheit beigetragen. Die Niederlande
brauchen nach einhelliger Meinung aller Experten
mehr Einwanderung aus nicht-westlichen Ländern,
haben aber entsprechende Anreize noch nicht
eingeführt.
Allerdings können Unternehmen und Organisationen eine Erlaubnis erhalten, kenntnisreiche
Migranten zu einfacheren Konditionen als üblich in
den Niederlanden anzuwerben. Die Arbeitnehmer
müssen eigentlich nur einen Pass mitbringen und
über einen Arbeitsvertrag mit der niederländischen
Organisation verfügen. Allerdings muss der
Migrant ein bestimmtes Mindestgehalt erreichen,
bei Personen über 30 Jahre mindestens 4.189 Euro
brutto, bei Jüngeren 3.071 Euro. Diese Beträge
werden jährlich angepasst.
Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Deutschland und die Niederlande sind beide mit der
Situation konfrontiert, dass die zweite oder auch
dritte Generation der sogenannten Gastarbeiterfamilien zum Teil immer noch massive Probleme mit
der Sprache haben. Welche Konsequenzen ziehen
Sie in den Niederlanden daraus?
Gülker: Die Niederlande haben ebenfalls mit
mangelnder Integration zu kämpfen. In vielen
Großstädten haben sich Bevölkerungsgruppen
eigene Bereiche geschaffen, in denen sie wenig
mit der restlichen Bevölkerung in Berührung
In Deutschland hört man immer wieder Stimmen,
die fordern, dass Familien mit Migrationshintergrund sanktioniert werden sollen, wenn sie ihre
Kinder nicht regelmäßig in die Kita oder Schule
schicken. Gibt es ähnliche Diskussionen in den
Niederlanden?
Gülker: Es gibt zwar immer wieder entsprechende
Ideen und Forderungen, aber konkrete Bußgelder
sind mir nicht bekannt.
Der Fortschrittsbericht der Bundesregierung, der
Anfang Februar vorgestellt worden ist, zeigt, wie
notwendig Zuwanderung auch zur Sicherung der
Wettbewerbsfähigkeit und zur Stabilisierung der
sozialen Sicherungssysteme ist. Der Zuzug von
Menschen aus anderen Ländern löst bei einigen
Menschen aber auch Ängste und Widerstände aus.
Auch in den Niederlanden hat sich eine Bewegung
formiert, die sich Pegida-Niederlande nennt.
9
Schwerpunkt | Mai 2015
Wie geht man in den Niederlanden mit dieser
Entwicklung um?
Gülker: Die deutsche Pegida-Bewegung ist in
den Niederlanden auf ein breites Medienecho
gestoßen. Ich habe aber den Eindruck, dass die
niederländische Splittergruppe hier kaum jemand
wahrnimmt. Das Augenmerk liegt eher auf
Politikern wie Geert Wilders, der mit seiner
‘Partei der Freiheit’ (PVV) schon seit Jahren
rechtspopulistische Klischees bedient. Immer
wieder hört man: In den Niederlanden zeigt sich
Unzufriedenheit nicht auf der Straße, sondern an
der Urne.
Die Niederlande galten in den 90ziger Jahren als
Vorbild, wenn es um Integration ging. Sprachkenntnisse mussten genau wie Fahrradfahren und Landeskunde nachgewiesen werden. Trotzdem mussten
auch die Niederlande erkennen, dass Integration ein
schwieriges und vor allem hoch emotionales Thema
ist. Wie würden Sie abschließend die aktuelle
Situation in den Niederlanden beschreiben?
Gülker: Die Morde an dem Politiker Pim Fortuyn
und dem Regisseur Theo van Gogh haben das Land
lange Zeit gespalten und die Integrationspolitik
vielen Diskussionen ausgesetzt. Einigkeit herrscht
heute darin, dass Integration nicht über kritiklose
Toleranz und Gleichgültigkeit zu erreichen ist.
Daher wirkt der Staat intensiv darauf hin, dass
Migranten zum Beispiel die niederländische
Sprache lernen.
Die Flüchtlingspolitik der Niederlande ist traditionell streng. Wem es gelingt, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, der muss sich rasch in
der Gesellschaft integrieren. Allerdings ist es schon
mein Eindruck, dass die Möglichkeiten zur Integration in den Niederlanden stärker gelebt werden
als in Deutschland. Dort hält man Migranten aus
meiner Sicht noch zu oft in einem isolierten
Zustand fest, anstatt ihnen die Möglichkeit zur
Arbeit und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben
zu geben. Nur so jedoch können wir von den
Menschen, die zu uns kommen, auch selbst
profitieren.
n
Zur Person:
Günter Gülker wurde 1969 in Nordhorn geboren.
Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann
studierte er BWL in Wilhelmshafen und Leeu­
warden. 1997 begann er seine Karriere bei der
Deutsch-Niederländischen Handelskammer
(DNHK) als Projektmanager und stieg 2004 zum
Stellvertretenden Geschäftsführer auf.
Nach seinem Aufenthalt als Stellvertretender
Geschäftsführer der Deutschen Handelskammer
für das südliche Afrika in Johannesburg übernahm er 2013 die Geschäftsführung der DNHK.
10
Günter Gülker, Geschäftsführer der Deutsch-Niederländischen
Handelskammer (DNHK)
Mai 2015 | Schwerpunkt
Integration durch Zeitarbeit –
Chancengleichheit für alle
Die aktuelle Debatte über die Zuwanderung und
die Frage, mit welchen Mitteln insbesondere Flüchtlinge und Asylbewerber schneller dem Arbeitsmarkt
zur Verfügung gestellt werden können, beschäftigt
auch die Zeitarbeit. Dabei ist eines klar: Die Inte­
gration von Zuwanderern aus Drittländern mit Hilfe
der Zeitarbeit hat nur dann eine Chance, wenn die
Diskriminierung der Branche durch die Bestimmungen nach §40 AufentG beendet wird.
Es ist unbestritten, dass die Teilhabe am Arbeitsprozess ein ganz wesentliches Element für eine gelungene soziale Integration darstellt. Derjenige, der einen
Arbeitsplatz hat, tut sich in aller Regel leichter beim
Aufbau und der Pflege sozialer Beziehungen als jemand, der dem Arbeitsmarkt vorenthalten bleibt. Arbeit ist eine der zentralen Voraussetzungen, um am
gesellschaftlichen Leben vollumfänglich partizipieren
zu können. Das gilt insbesondere für Menschen, die,
gegebenenfalls noch aus einem komplett anderen
Kulturkreis kommend nach Deutschland einwandern
und nach einer neuen Lebensperspektive suchen.
Doch was bedeutet eigentlich Integration in den
Arbeitsmarkt? Als Maßstab wird hier immer noch
gerne das sogenannte Normalarbeitsverhältnis
angelegt: sozialversicherungspflichtig, unbefristet
und in Vollzeit – übrigens alles Kriterien, die die
Zeitarbeit zu über 90 Prozent erfüllt. Zweifellos stellt
dieses ‚Normalarbeitsverhältnis‘ auch nach wie vor
die dominierende Beschäftigungsform in Deutschland dar, auch wenn sich insbesondere im Kontext
der Digitalisierung der Arbeit deutlich beobachten
lässt, wie die klassischen ‘9 to 5-Jobs’ zunehmend zu
einem Relikt alter Strukturen werden.
Entgegen so mancher Wahrnehmung ist es auch
dieses ‚Normalarbeitsverhältnis‘, das die Entwicklung
zu der heutigen Rekordbeschäftigung von ca.
43 Millionen Erwerbstätigen im Land in erster Linie
getragen hat. Seine Anzahl ist in den letzten Jahren
deutlich stärker gestiegen als die der sogenannten
atypischen Beschäftigungsformen wie Teilzeitarbeit,
befristete Beschäftigung, 450 EUR-Jobs – und Zeit­
arbeit (vgl. Statistik der BA).
Kommentar des Betriebsrates von Randstad zur Integration:
“Wir sind froh über die Vielfalt unserer Belegschaft.
Sie zu erhalten, liegt in unserem Interesse. Wir
achten deshalb als Betriebsrat darauf, dass all
unsere Mitarbeiter die gleiche Wertschätzung
erfahren – unabhängig von Rasse, ethnischer
Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Identität.
Es ist uns wichtig, dass Menschen unterschiedlicher
ethnischer Herkunft in die Arbeitswelt und damit
in unsere Gesellschaft integriert werden.
Damienne Cellier
Betriebsratsvorsitzende der Business Area North bei Randstad
(stammt aus Frankreich und ist vor 20 Jahren nach Deutschland
gekommen)
Als Betriebsrat unterstützen wir Randstad bei allen
Maßnahmen, die eine erfolgreiche Integration
zum Ziel haben. Wir geben unseren Mitarbeitern
Orientierung im Unternehmen, beantworten ihre
Fragen zu den Arbeitsverträgen und helfen ihnen
bei der Anerkennung von Abschlüssen. Weiterhin
unterstützen wir Mitarbeiter, die Sprachdefizite
haben und stehen ihnen als Mentoren bei sozio­
kulturellen Konflikten im Kundenunternehmen
zur Seite.”
11
Schwerpunkt | Mai 2015
Hinzu kommt: Der Arbeitsmarkt heute ist – wenn
auch noch nicht flächendeckend – geprägt von einem
Mangel an Arbeitskräften, insbesondere an qualifizierten Arbeitskräften. Die Zeitarbeit spürt das in
zweifacher Hinsicht: Zum einen werden immer mehr
gut ausgebildete Zeitarbeitnehmer von ihren Einsatzbetrieben übernommen, andererseits tut sich gerade
in Zeiten guter Konjunktur die Branche schwer, in
gleichem Maße neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Vor
diesem Hintergrund wird es für die Zeitarbeitgeber
immer wichtiger, sich neuen Bewerbergruppen zu
öffnen und sich nicht nur gegenüber dem Kunden,
sondern auch gegenüber dem Bewerber bzw.
potentiellen Mitarbeiter als Personaldienstleister zu
positionieren und diesem attraktive Angebote zu
machen.
Was das Thema Bezahlung anbelangt, so haben Tarifvertrag und diverse Branchenzuschlagsvereinbarungen dazu geführt, dass das von Seiten der Politik und
den Gewerkschaften immer wieder geforderte Equal
Pay weitgehend umgesetzt wurde. Doch mindestens
genauso wichtig wie die Entlohnung sind Themen
wie berufliche Perspektive, Vereinbarkeit von Familie
und Beruf sowie Qualifizierung und Weiterbildung
(zu Qualifizierung s. Politikbrief Nr. 35).
Ungeachtet der Entwicklung des Arbeitsmarktes
hin zum Bewerbermarkt, in dem sich die Zeitarbeit
immer mehr im Wettbewerb mit Arbeitgebern auch
aus anderen Branchen behaupten muss, ist es immer
noch so, dass über sechzig Prozent derer, die in die
Zeitarbeit einsteigen, aus der Nichtbeschäftigung
kommen (vgl. Statistik der BA). Dabei handelt es sich
im Wesentlichen um Arbeitslose – darunter auch
viele Langzeitarbeitslose – sowie um Berufseinsteiger
oder -rückkehrer. Sie alle sehen die Chance, mit Hilfe
der Zeitarbeit beruflich (wieder) Fuß zu fassen. Viele
dieser Menschen sehen die Zeitarbeit – ganz im Sinne
des Wortes – nur als eine vorübergehende Beschäftigung an, sei es, weil sie aus der Beschäftigung bei
einem Zeitarbeitsunternehmen heraus sich anderweitig bewerben wollen, oder aber, dass sie es anstreben, möglichst schnell von einem Kunden­betrieb
12
übernommen zu werden, oder dass sie ohnehin eine
Beschäftigung nur für einen beschränkten Zeitraum
suchen.
Abbildung 1: Nachhaltigkeit der Beschäftigung in
der Arbeitnehmerüberlassung in 2011
Aufnahme einer Beschäftigung
in der Arbeitnehmerüberlassung
aus der Arbeitslosigkeit heraus
404.381
sechs Monate später waren
davon sozialversicherungspflichtig beschäftigt
73,4 %
zwölf Monate später waren
davon sozialversicherungspflichtig beschäftigt
61,3 %
0
100.000
200.000
296.783
247.713
300.000
400.000
500.000
Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2013): Beschäftigungsaufnahmen
von Arbeitslosen nach Wirtschaftszweigen und Nachhaltigkeit
Alle diese Motive sind legitim und können von der
Zeitarbeit auch bedient werden, übrigens genauso
wie der Anspruch, dauerhaft in der Zeitarbeit
beschäftigt bleiben zu wollen. Es ist diese Bandbreite
an Beweggründen, die sich in der Arbeitswirklichkeit
der Zeitarbeit wiederfindet und es notwendig macht,
bei der Beantwortung der Frage nach einer erfolgreichen Integration am Arbeitsmarkt über Zeitarbeit zu
differenzieren.
Als der Gesetzgeber vor gut zehn Jahren im Zuge der
‚Agenda 2010‘ die Arbeitnehmerüberlassung durch
den Wegfall einer Höchstüberlassungsdauer und des
sogenannten Synchronisationsverbots deregulierte,
war damit die Hoffnung verbunden, die Zeitarbeit
könne mit dazu beitragen, das große Heer an
Arbeitslosen abzubauen. Die Idee dabei war, dass
diejenigen Arbeitslosen, die in der Zeitarbeit eine
Beschäftigung aufnahmen, von ihren Einsatzbetrieben, also den Zeitarbeitskunden, möglichst schnell
übernommen werden (‚Klebeffekt‘). Demnach ging
es nicht darum, zuvor arbeitslose Menschen dauerhaft als Zeitarbeitnehmer zu beschäftigen, sondern
die Branche solle als eine Art Durchlauferhitzer am
Arbeitsmarkt fungieren und die Betroffenen möglichst schnell in andere Arbeit ‚vermitteln‘.
Mai 2015 | Schwerpunkt
Dass die Zeitarbeit in der letzten Dekade mit dazu
beigetragen hat, Arbeitslosigkeit abzubauen, steht
außer Frage. Dies belegt auch der Umstand, dass
eine deutliche Mehrheit derer, die ihren Status der
Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung in der Zeitarbeit beendet haben, nach einem
bzw. zwei Jahren immer noch erwerbstätig ist – egal
wie lange diese Menschen in der Zeitarbeit beschäftigt waren. Dies verdeutlicht auch die Abbildung 1
auf Seite 12 (vgl. Studie Bertelsmann Stiftung und
Methodenbericht der BA).
bzw. haben einen Migrationshintergrund. Dies
entspricht dem Anteil an der Gesamtbevölkerung
in Deutschland. Wenn es also darum geht, Zuwanderern – egal woher sie kommen – die Möglichkeit
zu bieten, in den deutschen Arbeitsmarkt einzusteigen, kann die Zeitarbeit unterstützen. Schon
jetzt sind viele Personaldienstleister aktiv auf dem
Feld der internationalen Rekrutierung und helfen
auch, wenn es darum geht, im Ausland erworbene
Berufsabschlüsse in Deutschland anerkennen zu
lassen.
Entscheidend für die Betroffenen ist, welches
Angebot die Zeitarbeit für sie bereit hält. Bezogen auf die Menschen, die von außerhalb nach
Deutschland kommen und gerne hier leben und
arbeiten möchten, gilt: Knapp 20 Prozent der
in der Zeitarbeit Beschäftigten sind Ausländer
Um auch den Zuwanderern aus Drittländern die
Tür zur Zeitarbeit zu öffnen, bedarf es jedoch einer
längst überfälligen Änderung bzw. Abschaffung
von §40 AufentG (vgl. Infokasten). Denn: Integration lebt von Chancengleichheit – auch für diejenigen, die die Chance zur Integration anbieten.
n
Was sagt §40 des Aufenthaltsgesetzes aus?
Was sagt §40 des Aufenthaltsgesetzes aus?
nStaatsangehörige aus Staaten, die nicht der Europäischen Union oder dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) angehören, benötigen für die Aufnahme einer Tätigkeit in Deutschland einen
Aufenthaltstitel
nVoraussetzung: Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit (sog. Vorrangprüfung, §39 AufenthG)
nJedoch: Bundesagentur für Arbeit hat die Zustimmung grundsätzlich zu versagen, wenn der
Antragsteller als Zeitarbeitnehmer tätig werden will -> Es besteht kein Ermessensspielraum
Damit können sich u. a. folgende Personen nicht bei Zeitarbeitsunternehmen bewerben:
nAusländische Fachkräfte mit ausländischem Hochschulabschluss (sofern nicht zustimmungsfrei
aufgrund einer ‘Blauen Karte EU’)
nAusländische Fachkräfte mit abgeschlossener ausländischer Ausbildung
nAusländische Fachkräfte mit mindestens zweijähriger in Deutschland abgeschlossener Ausbildung
(qualifizierte Arbeitskräfte)
n
Ausländische Arbeitskräfte ohne mindestens zweijährige Ausbildung (geringqualifizierte Arbeitskräfte)
Diskriminierung der Zeitarbeitsbranche
13
Schwerpunkt | Mai 2015
Augsburg bietet vielen Ausländern eine
Perspektive
Mit einer Arbeitslosenquote von aktuell etwa
4,7 Prozent und einem Anteil von mehr als
40 Prozent an Menschen mit Migrationshintergrund beweist die Stadt Augsburg eine hohe
Integrationsleistung dieser Zielgruppe in den
Arbeitsmarkt. Die Redaktion des Politikbriefes
sprach mit Reinhold Demel, Vorsitzender der
Geschäftsführung der Agentur für Arbeit
Augsburg, über tägliche Herausforderungen.
Deutschland ist nach den USA das größte Ein­
wanderungsland. Wie ist es aus Ihrer Sicht um
die Willkommenskultur in Deutschland bestellt?
Demel: Ich kann hier nur für Augsburg sprechen.
Die Stadt Augsburg hat einen hohen Anteil
von Menschen mit Migrationshintergrund
(42,6 Prozent) und besitzt daher viel Erfahrung
mit ausländischen Menschen. Hier gibt es viele
Einrichtungen, z. B. das Zentrum für interkulturelle
Beratung (zib) oder das Netzwerk für Beratung
und Arbeitsmarktvermittlung für Flüchtlinge
(BAVF) des Tür an Tür e.V., die sich um diese
Personengruppe kümmern. Die Arbeitsagentur ist
Teil des Bleiberechtsnetzwerks BAVF und engagiert
sich auch in weiteren Projekten, z. B. bei der
Anerkennungsberatung und ‘early intervention’,
intensiv für diesen Personenkreis. Insofern ist der
Zuzug ausländischer Menschen für sich genommen
nichts Außergewöhnliches für die Stadt.
Wie hat sich das Qualifikationsniveau der Zuwanderer
in den letzten Jahren Ihrer Meinung nach verändert?
Demel: Die in Augsburg ankommenden Asylbewerber sind zum Großteil aus Syrien und wir
stellen fest, dass diese Personen vielfach über einen
Schulabschluss oder sogar einen Hochschulabschluss verfügen. Allgemein ist das Qualifikationsniveau sehr unterschiedlich in Abhängigkeit vom
Herkunftsland. Auch aus einigen afrikanischen
Ländern, z. B. Nigeria oder Demokratische Republik
Kongo kommen z. T. sehr gut qualifizierte
Asylbewerber.
14
Im Jahr 2014 sind die Asylantragszahlen für
Erstanträge um mehr als 55 Prozent gestiegen.
Welche Herausforderungen stellen sich den
Agenturen für Arbeit?
Demel: Die Agentur für Arbeit Augsburg ist einer
von derzeit neun Standorten in Deutschland, die
sich um die frühzeitige Arbeitsmarktintegration von
Asylbewerbern kümmern. Im Projekt ‘early intervention’ erproben wir, inwieweit die Potenziale von
Asylbewerbern möglichst zu Beginn des Asylverfahrens identifiziert und gezielt in die Vermittlungsdienstleistungen einbezogen werden können.
Dabei nutzen wir ESF-BAMF-Kurse, das sind berufsbezogene Deutschkurse, die vom Europäischen
Sozialfonds (ESF) gefördert und vom Bundesamt
für Migration und Flüchtlinge (BAMF) organisiert
werden. Maßnahmen aus dem Aktivierungs- und
Eingliederungsbudget nach §45 SGB III wenden wir
ebenfalls an.
So bewährt sich derzeit eine sechsmonatige
Qualifizierung mit beruflichen und berufs­
bezogenen sprachlichen Inhalten. Neben diesen
Leistungen werden wir heuer auch das Vermittlungsbudget für Dolmetscherkosten, Fahrtkosten
und Übersetzungskosten für Zeugnisse mehr
nutzen. Zudem werden wir in Augsburg auch unser
‘Spezialistenteam Asyl’ personell aufstocken.
Mai 2015 | Schwerpunkt
Wünschenswert wäre auch, wenn wir unser
Personal in den Eingangszonen sprachlich schulen
könnten, insbesondere in Englisch. Ganz wichtig ist
für uns die enge Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern im Bleiberechtsnetzwerk.
Im Durchschnitt vergehen sieben Monate bis über
einen Asylantrag entschieden ist. Welche Maßnahmen müssen erfolgen, um für alle Parteien diese
belastende Zeit zu verkürzen?
Demel: Die Asylbewerber wollen arbeiten. Die
Zeit, bis sie dies dürfen, ist bereits im vergangenen
November von bisher 9 Monate auf 3 Monate
verkürzt worden. Wünschenswert wäre, wenn auch
die Dauer des Asylverfahrens entsprechend verkürzt
werden könnte. Das gäbe auch den einstellungsbereiten Arbeitgebern Rechtssicherheit. Sehr schnell
verläuft derzeit die Anerkennung bei Asylanträgen
aus unsicheren Herkunftsländern, insbesondere
aus Syrien und dem Irak. Diese Personen werden
in Augsburg voraussichtlich nicht mehr ins Modellprojekt einmünden, da sie mit Asylanerkennung im
Rechtskreis des SGB II betreut werden. Man muss
aber auch bedenken, dass derzeit ein flächendeckendes und dauerhaftes Angebot an Sprachförderung leider noch fehlt. Für eine Arbeitsaufnahme
ist aber das Erlernen der deutschen Sprache
notwendig. Und das kostet natürlich auch Zeit.
Der Faktor Arbeit ist zweifelsohne einer der
wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche
Integration. Wie schätzen Sie die Chancen ein,
Einwanderer über die Zeitarbeit im deutschen
Arbeitsmarkt zu integrieren?
Demel: Derzeit dürfen Asylbewerber nicht in die
Zeitarbeit vermittelt werden. Die Politik muss
darüber entscheiden, ob dies geändert werden soll.
Sollten wir in diesen Bereich vermitteln dürfen,
dann könnten sich die Chancen, eine Arbeit zu
finden, mit Sicherheit erhöhen.
n
Zur Person:
Reinhold Demel hat Jura studiert und einen Teil
seiner Referendarzeit bei der Deutschen Industrieund Handelskammer in Südafrika absolviert.
Seine berufliche Laufbahn begann er als Leiter
des Berufsförderungsdienstes Nürnberg.
Er war außerdem u. a. Leiter des Sozialamtes in
Nürnberg und wurde im Jahr 2000 Direktor und
später Vorsitzender der Geschäftsführung des
Arbeitsamtes in Donauwörth. Seit März 2007
ist er Vorsitzender der Geschäftsführung der
Agentur für Arbeit in Augsburg.
Reinhold Demel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur
für Arbeit Augsburg
15
Fakten und Analysen | Mai 2015
Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland –
Politik sieht Handlungsbedarf
Seit 2009 stagniert die Zahl der Langzeitarbeitslosen bei über einer Million. Angesichts einer
insgesamt sehr guten Lage am Arbeitsmarkt sind
das zu viele, weshalb auch Bundesarbeitsministerin
Andrea Nahles Handlungsbedarf sieht. Sie plant
u. a. Aktivierungszentren in den Jobcentern, Lohnzuschüsse für Arbeitgeber und eine ver­besserte
Gesundheitsförderung.
Mehr als eine Million Langzeitarbeitslose gibt es in
Deutschland – und das nun schon seit Jahren. Damit ist die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes
an den Langzeitarbeitslosen weitgehend vorbeigegangen. Fast die Hälfte der Langzeitarbeitslosen
ist seit mindestens zwei Jahren arbeitslos, rund 20
Prozent sogar vier Jahre und länger (vgl. BMAS
2014).
Ein Blick über den Tellerrand verrät, dass Deutschland nach dem ILO-Konzept der International
Labour Organisation im Jahr 2012 mit etwa 45
Prozent im internationalen Vergleich immer noch
eine deutlich höhere Langzeitarbeitslosenquote
aufwies als beispielsweise Schweden mit 18 Prozent
oder Dänemark mit 28 Prozent. Diese Zahl konnte
zwar in den vergangenen zehn Jahren spürbar
gesenkt werden, jedoch liegt, wie die Abbildung 1
verdeutlicht, die derzeitige Quote bei den Lang­
zeiterwerbslosen aller OECD-Länder bei durchschnittlich 34 Prozent (vgl. OECD 2014).
Abbildung 1: Anteil der Langzeiterwerbslosen 2012
in ausgewählten Ländern
34,3 %
OECD-Total
34,8 %
UK
Vermittlungshemmende Merkmale sind vor
allem eine geringe Qualifikation, wie fehlende
Schul- oder Berufsausbildung, sprachliche Defizite oder gesundheitliche Einschränkungen. Ein
Zuwandererstatus, familiäre Verpflichtungen, wie
Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen
sowie ein höheres Lebensalter (50 Jahre und älter)
zählen ebenfalls dazu.
Nur acht Prozent der sogenannten Grund­
sicherungsempfänger weisen keines der genannten
Risikomerkmale auf, bei mehr als zwei Dritteln
treffen mindestens zwei zu (vgl. Juliane Achatz
vom IAB bei den Nürnberger Gesprächen am
01.12.2014). Etwa ein Viertel aller Langzeitarbeitslosen ist älter als 55 Jahre und mehr als die Hälfte
verfügt über keinen Berufsabschluss (vgl. BMAS 2014).
Es bleibt die Frage, wie sich die Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland in den Griff bekommen lässt.
Prävention ist dabei das eine, zum Beispiel wenn es
darum geht, den Anteil an Schul- und Ausbildungs­
abbrechern zu reduzieren (vgl. IAB 2014). Andererseits werden gerade im Hinblick auf die Förderung
der Beschäftigungsfähigkeit (Employability) die
Themen Nachqualifizierung und abschlussorientierte
Teilqualifizierung immer wichtiger.
17,5 %
Schweden
59,3 %
Griechenland
45,5 %
Deutschland
Dänemark
28 %
0
10
20
30
40
50
60
Quelle: OECD (2013): Employment and labour markets, 16/07/2013
16
Dass die in der internationalen ILO-Statistik
ausgewiesene Langzeiterwerbslosigkeit höher
ist, als die Langzeitarbeitslosigkeit der deutschen
Statistik liegt daran, dass im internationalen
Rahmen die Erwerbslosigkeit nicht durch vorübergehende Arbeitsunfähigkeit oder Teilnahme an
arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen unterbrochen
wird, wie es in der deutschen Statistik der Fall ist
(vgl. IAB 2014).
Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und
Soziales, will die Zahl der Langzeitarbeitslosen vor
allem durch spezielle Förderprogramme senken.
Außerdem soll die Betreuung von Langzeitarbeitslosen ausgebaut werden. Dies soll durch die
Umschichtung von Personal ermöglicht werden,
Mai 2015 | Fakten und Analysen
das sich zuvor um das auslaufende Bundesprogramm ‘Perspektive 50plus’ gekümmert hat.
Sogenannte Aktivierungszentren sollen die
Jobcenter zusätzlich unterstützen, zum Beispiel
wenn es darum geht, die Motivation von Langzeitarbeitslosen zu fördern oder deren Kompetenzen
für die Bewältigung der Alltagsherausforderungen
zu verbessern (vgl. BMAS 2014).
Zudem soll ein vom Europäischen Sozialfonds (ESF)
gefördertes Bundesprogramm für Menschen ohne
bzw. ohne verwertbaren Berufsabschluss 33.000
Teilnehmer bei der Integration in den Arbeitsmarkt
unterstützen. Dazu zählen die gezielte Beratung
von Arbeitgebern, Arbeitnehmercoaching sowie
Lohnkostenzuschüsse (vgl. Bundesregierung 2014).
Ein Programm für öffentlich geförderte Beschäftigung arbeitsmarktferner Langzeitarbeitsloser
soll deren soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt
ermöglichen. Ein Hauptaugenmerk wird dabei
auf Leistungsberechtigten mit gesundheitlichen
Einschränkungen und Personen mit Kindern liegen.
Aufgrund der Tatsache, dass viele Langzeitarbeitslose gesundheitlich eingeschränkt sind, spielen die
Gesundheitsförderung und Prävention eine maß­
gebliche Rolle bei der Förderung der Beschäftigungsfähigkeit. Dabei soll der Zugang zu Leistungen sowie
zur beruflichen Rehabilitation verbessert werden.
Außerdem wird angestrebt, den Dialog zwischen
den Gesetzlichen Krankenkassen, der Deutschen
Rentenversicherung und dem Bundesgesundheits­
ministerium zu intensivieren (vgl. BMAS 2014).
Geplante Maßnahmen im Überblick:
n Einrichtung
von Aktivierungszentren in
Jobcentern
des ESF-Programms zur Förderung von 33.000 arbeitsmarktfernen
Langzeitarbeitslosen
n Schaffen sozialer Teilhabe für Personen
mit Kindern oder mit gesundheitlichen
Einschränkungen
n Ausbau von Gesundheitsberatung und
Präventionsmaßnahmen für Arbeitslose
n Start
Ganz konkret sieht das Programm Lohnkosten­
zuschüsse von bis zu 100 Prozent für sozial­
versicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse vor.
Beschäftigungsvorbereitende und -begleitende
Maßnahmen sollen den Prozess unterstützen, der
ab Juli 2015 beginnen soll (vgl. BMAS 2014).
Es ist wichtig, das Förderinstrumentarium an die
Gegebenheiten des Arbeitsmarktes anzupassen
und vor allem mehr in die individuelle Betreuung
von Langzeitarbeitslosen zu investieren. Ziel sollte
außerdem eine dauerhafte Beschäftigung im
ersten Arbeitsmarkt sein, wie sie nicht zuletzt die
Zeitarbeit bietet. Denn nur eine solche hilft den
Betroffenen wirklich weiter.
n
Quellen:
Achatz, Juliane: ‘Langzeitarbeitslose in Deutschland –
Endstation Hartz IV’, Podiumsdiskussion der Nürnberger
Gespräche, 01.12.2014.
Bundesagentur für Arbeit (2014): Der Arbeitsmarkt in
Deutschland – Die Arbeitsmarktsituation von langzeitarbeits­losen Menschen, Nürnberg, Juli 2014.
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2014): Chancen
eröffnen – soziale Teilhabe sichern; Konzept zum Aufbau der
Langzeitarbeitslosigkeit, Berlin, 05.11.2014.
Bundesregierung (2014): PuK 2 – Parlamentskorrespondenz:
Initiative für Langzeitarbeitslose, 05.11.2014.
Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (2014):
IAB-Kurzbericht Nr. 8/2014.
OECD (2014): OECD Beschäftigungsausblick 2014: Krise auf
dem Arbeitsmarkt noch nicht überwunden – Entwicklung in
Deutschland positiv, Pressemitteilung vom 03.09.2014.
17
Netzwerke und Kooperationen | Mai 2015
‘School2Start-up kids’ zeigt Schülern,
wie Wirtschaft funktioniert
Studierende und Auszubildende von Randstad
unterstützen die Heinrich-von-Kleist-Schule in
Eschborn bei dem Projekt ‘School2Start-up kids’
der Wissensfabrik.
Ende Januar unterzeichneten die Vertreter von
Randstad und der Heinrich-von-Kleist-Schule einen
Kooperationsvertrag für das Jahr 2015. Seit 2009
ist der Personaldienstleister bereits Bildungspartner
der Schule. “Wir wollen wirtschaftliche Zusammen­
hänge lebendig und praxisnah vermitteln und
unser Wissen mit den Schülern der Klasse 5a
teilen", beschreibt Manuel Schmidt die Motivation
der fünf Paten. Sie hatten während ihrer Schulzeit
eine Partnerschaft mit einem Unternehmen
vermisst und waren von der Idee sofort begeistert.
Der Begriff ‘Wirtschaft’ ist für Kinder oftmals sehr
abstrakt. Mit ‘School2Start-up kids’ ist ein Projekt
entstanden, das diesen Begriff auf anschauliche
Weise mit Inhalt füllt.
Die Schüler erhalten ihr persönliches Schülerheft,
das viele Beispiele beinhaltet, die einen spiele­
rischen Zugang zu ökonomischen Themenfeldern
wie Angebot und Nachfrage, Geschäftsideen,
Preisen, Arbeitsteilung oder Werbung bieten.
Die Aufgaben ermöglichen es den Schülern, sich
eigenständig und handlungsorientiert grundlegendes Wissen über die Wirtschaft anzueignen.
18
Als Partnerunternehmen stellt Randstad das 50seitige
Aufgabenheft der Wissensfabrik den Schülern zur Verfügung.
In einem praktischen Teil geht es dann um unternehmerisches Handeln. Die Kinder können mit
Hilfe des Heftes ihr eigenes Schülerunternehmen
gründen. Dabei durchlaufen sie alle Phasen,
die bei einer echten Unternehmensgründung
bewältigt werden müssen. Im Jahr 2012 hatten
die Schüler bereits den Schulkiosk ‘Paper & Pen’
gegründet, in dem Schreibwaren verkauft werden.
Dieser wird nun mit Hilfe der Randstad Mentoren
weitergeführt.
Ergänzt wird das Programm durch Betriebserkundungen im Unternehmen. Das verhilft den
Schülern zu einem Perspektivenwechsel und stellt
das Erlernte in einen neuen Kontext.
n
Weitere Informationen zu den Projekten der
Wissensfabrik e.V. sind unter
www.wissensfabrik-deutschland.de zu finden.
Mai 2015 | Randstad News
Buch zum Kompetenzerwerb von gering
Qualifizierten veröffentlicht
Das aktuell erschienene Buch ‘Kompetenzen von
gering Qualifizierten’ zeigt die Möglichkeiten des
Kompetenzerwerbs für Menschen mit veralteter
Ausbildung auf.
Im dritten Band der Wissenschaftsreihe des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung
werden neue Ansätze zur Vermittlung und Anerkennung von Wissen diskutiert. Ein besonderes
Augenmerk wird auf Erkenntnisse gelegt, die sich
auf gering Qualifizierte beziehen, die bereits in der
Arbeitswelt und Gesellschaft etabliert sind, deren
Erstausbildung aber schon länger zurückliegt.
Für sie werden neue Lernformen benötigt, da sie
nur schwer mit den klassischen Weiterbildungsangeboten erreicht werden können. In den einzelnen
Buchbeiträgen werden sowohl Erfahrungen aus
der Praxis geschildert, als auch auf Erkenntnisse der
Wissenschaft eingegangen.
In ihrem Beitrag beschreiben die Autoren
Dr. Christoph Kahlenberg, Claudia Nies und Jörg
Sennhenn von Randstad die Möglichkeiten der
Weiterbildung gering Qualifizierter in der Zeitarbeitsbranche. Dabei gehen sie im Besonderen
auf die Stationen der Aus- und Weiterbildung ein
und zeigen Chancen des Programms ‘Lernen im
Job’ sowie der Teilqualifizierung und modularer
Nachqualifizierung auf.
n
Randstad entwickelt Religionskompendium
Im Rahmen seiner Diversity Strategie verfasst
Randstad ein Religionskompendium und gibt damit
seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine
praktikable und kompakte Orientierung zu den
fünf großen Weltreligionen.
Um ein Bewusstsein für die unterschiedlich ausgeübten Religionen der rund 58.000 Beschäftigten bei
Randstad zu entwickeln und ein Bild über die Feste,
Rituale und Gebräuche zu schaffen, gibt das Kompendium einen ersten Überblick für den Arbeitsalltag.
Anders als die christlichen Feiertage sind die Feste
anderer Glaubensgruppen in Deutschland nicht
gesetzlich geschützt und damit nicht arbeitsfrei.
Trotzdem haben sie für die Mitarbeiter, die ihren
Glauben aktiv leben, eine besondere Bedeutung.
Eine Sensibilisierung für dieses Thema schafft
im Arbeitsalltag Raum für Rücksichtnahme und
damit einen respektvollen Umgang miteinander.
Mitarbeiter, die offen mit ihrer Religion umgehen
dürfen, fühlen sich am Arbeitsplatz willkommen
und sind dadurch gleichzeitig motivierter.
Randstad hat 2007 die Charta der Vielfalt unter­
zeichnet und arbeitet seitdem kontinuierlich
an Themenstellungen, die ein vorurteilsfreies
Arbeitsumfeld ermöglichen. Auf Nachfrage kann
das Kompendium unter [email protected]
angefordert werden. n
19
Impressum | Mai 2015
Impressum
Herausgegeben von der
Randstad Deutschland GmbH & Co. KG,
Helfmann-Park 8, 65760 Eschborn
Carlotta Köster-Brons, Manager Public Affairs
Telefon 030-25 29 08 10
[email protected]
Autoren
Selda Aycicek, Hanna Daum, Reinhold Demel,
Klaus Depner, Anja Ernst, Günter Gülker,
Dr. Christoph Kahlenberg, Carlotta Köster-Brons,
Claudia Nies, Aydan Özoguz
ˇ
Fotos
Reinhold Demel, Günter Gülker, Aydan Özoguz
ˇ –
Bundesregierung / Denzel, Projektträger im DLR,
Randstad, Wissensfabrik
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