Ausgabe 36 | Mai 2015 Informationsservice zu Zeitarbeit und Arbeitsmarkt in Deutschland Integration in Deutschland Durch qualifizierte Zuwanderung dem Fachkräftemangel begegnen? Nicht ausgrenzen, sondern schnell integrieren Staatsministerin Aydan Özoguz ˇ über Integration in Deutschland Augsburg bietet Ausländern eine Perspektive Im Gespräch mit dem Chef der Agentur für Arbeit Reinhold Demel Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland Politik sieht Handlungsbedarf Schwerpunkt: Aktuelle Ausgabe als Download: www.randstad.de/politikbrief Integration Inhalt | Mai 2015 Politikbrief Nr. 36 Editorial 3 Schwerpunkt 4 n Zuwanderung in Deutschland – eine Bilanz n Nicht ausgrenzen, sondern schnell integrieren n ‘Integratie in Nederland’ – ähnliche Herausforderungen wie in Deutschland? n Integration durch Zeitarbeit – Chancengleichheit für alle n Was sagt §40 des Aufenthaltsgesetzes aus? n Augsburg bietet vielen Ausländern eine Perspektive Fakten und Analysen n Langzeitarbeitslosigkeit Netzwerke und Kooperationen n ‘School2Start-up 16 in Deutschland – Politik sieht Handlungsbedarf 18 kids’ zeigt Schülern, wie Wirtschaft funktioniert Randstad News 19 n Buch zum Kompetenzerwerb von gering Qualifizierten veröffentlicht n Randstad entwickelt Religionskompendium Impressum 2 20 Mai 2015 | Editorial Integration durch Arbeit fördern Liebe Leserinnen und Leser, kaum ein innenpolitisches Thema prägt die öffentliche Diskussion zur Zeit stärker als die Frage, wie die Integration von Menschen gelingen kann, die auf Grund von politischer Verfolgung, Armut, Arbeitslosigkeit oder der Arbeitnehmer freizügigkeit nach Deutschland kommen. Deutschland ist ein Einwanderungsland. Nach Aussagen des Statistischen Bundesamtes kamen im ersten Halbjahr 2014 etwa 667.000 Frauen und Männer – 85 Prozent davon aus der Europäischen Union – zu uns, um sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen. Aber wie sieht es mit der Akzeptanz der Zuwanderung in der Bevölkerung aus? Eine verstärkte Aufklärung der Bevölkerung über die Zuwanderer sowie die arbeitsmarktpolitischen Effekte der Zuwanderung würde helfen, Vorurteile abzubauen, um damit den Prozess der Integration von ausländischen Einwanderern zu unterstützen. Mit der aktuellen Ausgabe des Politikbriefes möchten wir zur Versachlichung der aktuellen politischen Debatte beitragen. Bei Randstad Deutschland arbeiten Menschen aus über 120 Nationen mit den verschiedensten religiösen und kulturellen Wurzeln. Unser Unternehmen ist ein gutes Beispiel dafür, dass Integration jeden Tag ganz selbstverständlich gelebt werden kann, denn Arbeit ist zweifelsohne das beste Integrationsinstrument, das es gibt. Umso wichtiger ist es daher, dass die Hemmnisse abgebaut werden, die dazu führen, dass Menschen nicht sofort über eine Erwerbstätigkeit ihren Platz in unserer Gesellschaft finden. Mit der Abschaffung des §40 des Aufenthaltsgesetzes könnten Zeitarbeit geber in Deutschland auch Einwanderern aus Staaten, die nicht der Europäischen Union oder dem Europäischen Wirtschaftsraum angehören, eine berufliche Perspektive bieten. Dies wäre ein wichtiger und längst überfälliger Beitrag zur Integration in Deutschland. Ich wünsche Ihnen eine spannende und informative Lektüre. Herzlichst Ihre Heide Franken Geschäftsführerin 3 Schwerpunkt | Mai 2015 Zuwanderung in Deutschland – eine Bilanz Deutschland ist schon seit Jahren eines der beliebtesten Einwanderungsländer. Fachkräfte werden aufgrund des demographischen Wandels dringend benötigt. Aber ist die Zuwanderung wirklich geeignet, dem zunehmenden Fach- und Arbeitskräftemangel im Land zu begegnen? Bis zum Jahr 2030 wird die Bevölkerung zwischen 20 und 65 Jahren nach der aktuellen Arbeitsmarktprognose des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales um rund 5,1 Millionen abnehmen. Die Zahl der Erwerbstätigen wird 2030 auf 40,8 Millionen prognostiziert, das sind eine Million weniger als 2013. Der größte Beschäftigungsrückgang wird bei den Fertigungs-, Verwaltungs- und Bürosowie Gesundheitsberufen und unter Ingenieuren erwartet (vgl. BMAS, 2015). Im Jahr 2013 lag der Wanderungssaldo in der Bundesrepublik bei +429.000 und wies damit den höchsten Zuwachs seit 10 Jahren auf. Das Hauptherkunftsland ist, wie in den Jahren zuvor, Polen (vgl. BAMF, 2015). gezogen. Daraus geht hervor, dass der Mittelstand aufgrund der Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften wieder leichter offene Stellen besetzen kann (vgl. BMAS, 2015). Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die internationale Rekrutierung von Fachkräften, die bessere Integration von Migranten sowie die Anerkennung ausländischer Abschlüsse ein hohes Potential besitzen, um den Fachkräftemangel zu reduzieren (vgl. BMAS, 2015). Zur Historie: In den 50er und 60er Jahren erzeugte das starke Wirtschaftswachstum eine hohe Nachfrage nach Arbeitskräften. Es kamen sogenannte Gastarbeiter aus Italien, Spanien, Griechenland, der Türkei, Marokko, Tunesien sowie dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland. Mit diesen Ländern gab es damals Anwerbevereinbarungen (vgl. BMI, 2014a). Viele dieser Menschen fanden in Deutschland eine neue Heimat und holten sukzessive ihre Familien nach. Anfang der 90er Jahre folgten vor allem Asylbewerber und Spätaussiedler (vgl. Mediendienst Integration). Abbildung 1: Zu- und Auswanderung in Deutschland 1.600.000 Zuzüge 1.400.000 Fortzüge 1.200.000 Wanderungssaldo 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 0 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 -200.000 -400.000 Quelle: eigene Darstellung nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes in: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2015): Migrationsbericht 2013. Ein erstes Resümeé zur Zuwanderung und deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt wurde in dem im Februar veröffentlichten ‚Fortschrittsbericht 2014 zum Fachkräftekonzept der Bundesregierung‘ 4 Mitte der 70er und 80er Jahre sowie während der Wirtschaftskrise 2008/2009 wanderten mehr Menschen ab als zu, wie die Wanderungsbilanz in Abbildung 1 verdeutlicht. Doch seitdem ist wieder ein Trend zu mehr Zuwanderung zu verzeichnen, was vor allem mit der Einführung der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit für die Länder zusammen hängt, die 2004 der EU beigetreten sind (Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn). Seit dem 01.01.2014 gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit auch für Bürger aus Rumänien und Bulgarien (2007 der EU beigetreten). Für Staatsangehörige aus Kroatien gelten aufgrund der aktuellen Übergangsfrist Ausnahmeregelungen. Wie sehen die aktuellen Einwanderungsvoraus setzungen aus? Drittstaatsangehörige benötigen Mai 2015 | Schwerpunkt für ihre Einreise nach Deutschland ein Visum. Vor Ablauf des Visums müssen sie eine Aufenthaltserlaubnis beantragen. Erst wer im Besitz eines Aufenthaltstitels ist, darf in Deutschland auch arbeiten. Stammen die Einwanderer nicht aus den Staaten der Europäischen Union oder des Europäischen Wirtschaftsraums, so kommt es zur sogenannten Vorrangprüfung. Dabei prüft die zuständige Agentur für Arbeit, ob es bevorrechtigte inländische Bewerber für den konkreten Arbeitsplatz gibt und die Arbeitsbedingungen mit den inländischen Arbeitnehmern vergleichbar sind. Die Vorrangprüfung entfällt nach einem Aufenthalt von 15 Monaten automatisch und bei Fachkräften, die eine anerkannte Ausbildung oder einen Hoch schulabschluss für einen Engpassberuf haben. Die sogenannte Positivliste der Bundesagentur für Arbeit führt alle Engpassberufe auf, bei denen die Besetzung offener Stellen durch ausländische Bewerber verantwortbar ist. Dazu zählen u. a. die Berufe in der Mechatronik, Elektrotechnik, in der Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege sowie Orthopädie- und Rehatechnik (vgl. Bundesagentur für Arbeit, 2014). Durch das im April 2012 in Kraft getretene Anerkennungsgesetz wurde die Anerkennung ausländischer Abschlüsse in Deutschland vorangetrieben. Seitdem hat jeder – unabhängig von seiner Staatsangehörigkeit bzw. seinem Migrationsstatus – einen Verfahrensanspruch. Es wurden nun auch nicht-reglementierte Berufe geprüft und die Berufs erfahrung mit berücksichtigt. Informationsportale für ausländische Berufsqualifikationen, wie das BQ-Portal, bieten eine Plattform zum Austausch für zuständige Stellen, Unternehmen und Antragsteller. Glossar: n Asylbewerber: sind Ausländer, die nach Artikel 16a Abs.1 des Grundgesetzes Schutz als politisch Verfolgte oder Schutz vor Abschiebung oder einer sonstigen Rückführung in einen Staat beantragen. n Drittstaatsangehörige: sind Staatsbürger, die nicht aus Staaten der Europäischen Union bzw. des Europäischen Wirtschaftsraums stammen. n Flüchtlinge: sind Personen, die sich aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung außerhalb des Landes befinden, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzen oder in dem sie ihren gewöhnlichen Aufenthalt hatten. Die Anerkennung als ausländischer Flüchtling erfolgt in Deutschland im Rahmen des Asylverfahrens. n Menschen mit Migrationshintergrund: sind alle nach 1949 nach Deutschland Zugewanderten sowie in Deutschland geborenen Ausländer und alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil. n Ein- bzw. Zuwanderung: Man spricht von Zuwanderung, wenn Einreise und Aufenthalt von vorneherein und auf Dauer geplant und zugelassen werden. Quelle: Bundesministerium des Innern (2014): Migration und Integration: Aufenthaltsrecht, Migrations- und Integrations politik in Deutschland. 5 Schwerpunkt | Mai 2015 Mit der sogenannten ‘Blauen Karte EU’ erhalten Drittstaatsangehörige mit einem deutschen oder anerkannten ausländischen Hochschulabschluss oder vergleichbarer Qualifikation für höchstens vier Jahre einen Aufenthaltstitel. Voraussetzung ist ein Arbeitsvertrag mit einem Jahresbruttogehalt von mindestens 48.400 Euro bzw. 37.752 Euro in Mangelberufen im Jahr 2015. Dazu zählen u. a. Ärzte, Ingenieure und IT-Fachkräfte (vgl. BMI, 2014b). Abbildung 2: Asylantragsteller nach Herkunftsland im Jahr 2013 Russische Förderation, 13,6 % andere Herkunftsländer, 34,3 % Syrien, 10,8 % Serbien, 10,5 % Eritrea, 3,3 % Somalia, 3,5 % Irak, 3,6 % Afghanistan, 7,1 % Mazedonien, 5,7 % Iran, 4 % Pakistan, 3,7 % Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2015): Migrationsbericht 2013 Wie sieht es mit dem Zustrom an Flüchtlingen und Asylbewerbern aus, die derzeit nach Deutschland einreisen? ‘Politisch Verfolgte genießen Asylrecht’. So steht es im Grundgesetz. Seit 2008 steigen die Asylbewerberzahlen an. Im Jahr 2013 wurden mehr als 127.000 Asylanträge (Erst- und Folgeanträge) gestellt; das ist ein Zuwachs von 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wie Ab bildung 2 zeigt, kamen die meisten von ihnen 2013 aus Russland, gefolgt von Syrien und Serbien (vgl. BAMF, 2015). Die Zuwanderungsbedingungen in Deutschland sind kompliziert. Aktuell kommen vermehrt Forderungen nach einem Punktesystem auf, das die Zuwanderung in Deutschland aktiv steuern und für mehr Transparenz und Akzeptanz in der Bevölkerung sorgen soll. 6 Das Institut zur Zukunft der Arbeit schlägt hierzu vor, dass u. a. für Bildungs- und Sprachkenntnisse, einen Berufsabschluss und entsprechende Berufserfahrung sowie ein Arbeitsplatzangebot Punkte vergeben werden sollen. Wer mindestens 60 Punkte erreicht, soll zum Verfahren zugelassen werden. Wer 80 Punkte erhält, bekäme eine Daueraufenthaltserlaubnis (vgl. IZA, 2015). Drei Zielgruppen sollen bei dieser Dreisäulen strategie im Fokus stehen: Erstens die Akademiker, zweitens die qualifizierten Fachkräfte und drittens Arbeitskräfte, die befristet für drei Jahre und mit einem entsprechenden Arbeitsangebot nach Deutschland kommen können. Damit würden auch Asylsuchende einen Zugang zum Auswahl verfahren erhalten (vgl. IZA, 2015). Für diejenigen, die in Deutschland bleiben dürfen, ist die zügige Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration in die deutsche Gesellschaft. Personal dienstleister können hier unterstützen, vorausgesetzt §40 des Aufenthaltsgesetzes wird entsprechend geändert (siehe Politikbrief Seite 13). n Quellen: Bundesagentur für Arbeit (2014): Positivliste – Zuwanderung in Ausbildungsberufe, 26.08.2014. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2015): Migrationsbericht 2013. Bundesministerium des Innern (2014a): Migration und Integration: Aufenthaltsrecht, Migrations- und Integrationspolitik in Deutschland. Bundesministerium des Innern (2014b): Hinweise zu den Regelungen zur Blauen Karte EU nach §19a Aufenthaltsgesetz und zur Aufenthaltserlaubnis zur Arbeitsplatzsuche nach §18c Aufenthaltsgesetz. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2015): Fortschrittsbericht 2014 zum Fachkräftekonzept der Bundesregierung. Institut zur Zukunft der Arbeit (2015): Punkte machen?! Warum Deutschland ein aktives Auswahlsystem für ausländische Fachkräfte braucht, IZA Standpunkte Nr. 79. Mediendienst Integration (2014): Wer kommt, wer geht?, unter: www.mediendienst-integration.de/migration/ wer-kommt-wer-geht.html. Mai 2015 | Schwerpunkt Nicht ausgrenzen, sondern schnell integrieren Staatsministerin Aydan Özoguz, ˇ Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration über die Integration in Deutschland: “In Deutschland leben rund 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Sie müssen die gleichen Teilhabechancen in allen Bereichen unserer Gesellschaft haben. Natürlich auch beim Zugang zum Arbeitsmarkt. Nach den Statistiken sind Menschen mit Migrationshintergrund aber häufiger arbeitslos als der Bevölkerungsdurchschnitt. Fehlende Bildungs- und Berufsabschlüsse und teilweise fehlende Sprachkenntnisse sind die wesentlichen Ursachen. hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales zusätzlich 34 Millionen Euro für die Kurse verausgabt. Jeder zweite Teilnehmer konnte im Anschluss in Arbeit, Ausbildung oder eine weiterführende Qualifizierung integriert werden. Mit dem Förderprogramm ‘Integration durch Qualifizierung – IQ’ wurden bundesweit in 241 Projekten Unterstützungsstrukturen für eine leichtere Integration in Arbeit aufgebaut. Zu den Zielen des Programms gehören, die im Arbeitsmarkt handelnden Akteure und deren Förderangebote zu vernetzen und die interkulturelle Kompetenz des Personals zu optimieren. Mit dem Nationalen Integrationsplan von 2007 hat die Bundesregierung sich auf die Fahnen geschrieben, für mehr Teilhabechancen zu sorgen. In thematischen Dialogforen wurde gemeinsam mit Vertretern von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Migrantenorganisationen der ‘Nationale Aktionsplan Integration’ mit überprüfbaren Zielvorgaben erarbeitet. Die Bundeskanzlerin stellte den Plan 2012 vor. Das Dialogforum ‘Arbeitsmarkt und Erwerbsleben’ erarbeitete Zielvorgaben für die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund: n Beschäftigungs- und Erwerbschancen sowie Qualifizierung erhöhen, n Interkulturelle und migrationsspezifische Qualifizierung des Beratungspersonals sicherstellen, n betriebliche Integration verbessern, n Fachkräftebasis sichern. Zur Erreichung dieser Ziele hat die Bundes regierung dann die Initiative ergriffen: So konnten in den berufsbezogenen Sprachkursen bis Ende März 2014 rund 121.000 Migrantinnen und Migranten ihre Sprachkenntnisse verbessern. Und wegen des großen Erfolges des Programms Staatsministerin Aydan Özoguz, ˇ Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Ein wichtiger Schritt für mehr Teilhabe am Arbeitsmarkt ist auch das Gesetz zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen. Bis Ende 2014 wurden 26.500 Anträge auf Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen gestellt – rund drei Viertel der Anträge endete mit der vollen Anerkennung des Abschlusses. Mit der Anerkennung haben Migranten bessere Chancen auf eine berufliche Karriere. Darüber hinaus wurde für Studierende, Akademiker, aber auch für Flüchtlinge der Zugang zum Arbeitsmarkt durch Gesetzes änderungen und Verordnungen erleichtert. 7 Schwerpunkt | Mai 2015 Dass wir für die Zukunft unseres Landes dringend alle Potentiale brauchen und alle in den Arbeitsmarkt integriert werden müssen, verdeutlichen uns dramatisch die demografischen Trends: In 15 Jahren wird die Zahl der Bevölkerung zwischen 20 und 65 Jahren um 5 Millionen zurückgegangen sein! Die Bundesregierung hat deshalb ein Fachkräftekonzept verabschiedet. Ein Schwerpunkt ist dort ‘Integration und qualifizierte Zuwanderung’. Bei allen Maßnahmen des Konzepts hat die Erschließung der inländischen Potenziale Vorrang. Aber wir sind auch künftig auf noch mehr Ein wanderung angewiesen. Beides gehört zusammen. Deutschland ist ein attraktives Land und wir haben aus der Vergangenheit gelernt: Nicht ausgrenzen, sondern schnell integrieren – auch am Arbeitsmarkt – lautet das Gebot der Stunde. Auch Flüchtlinge bringen häufiger gute Ausbildungen mit. Deswegen müssen sie schnell arbeiten und ihren Lebensunterhalt bestreiten dürfen. Dies wird künftig nach drei Monaten Aufenthalt in Deutschland möglich sein, dabei nach 15 Monaten vollkommen ohne die Vorrangprüfung der Bundesagentur für Arbeit.“ n ‘Integratie in Nederland’ – ähnliche Herausforderungen wie in Deutschland? In den 90er Jahren galt das niederländische Integrationsmodell des multikulturellen Zusammenlebens als vorbildlich. Besonders aus Deutschland schaute man fasziniert auf das Nachbarland, wo die Integration von Menschen unterschiedlichster Herkunft und Religion so einfach möglich schien. Doch spätestens seit der Ermordung des niederländischen Regisseurs Theo van Gogh durch einen radikalen Islamisten im November 2004 mehren sich die Kritiker des Multikultimodells. Die Redaktion des Politikbriefs sprach mit Günter Gülker, dem Geschäftsführer der Deutsch-Niederländischen Handelskammer über die Herausforderungen in Sachen Integration in den Niederlanden. Deutschland ist das beliebteste Einwanderungsland in Europa. Obwohl aktuelle Studien zeigen, dass eine zügige Einbürgerung zu höheren Löhnen und stabileren Arbeitsverhältnissen führt, dauert es in Deutschland momentan acht Jahre bis eine 8 Einbürgerung erfolgt. Wie schnell kann man die niederländische Staatsbürgerschaft erhalten, wie ist Ihr System aufgebaut und wie sind Ihre Erfahrungen damit? Gülker: Ich würde jetzt gerne sagen: In den Niederlanden ist alles besser. Aber auch hier ist das Verfahren recht kompliziert und die Möglichkeiten hängen stark von der jeweiligen Person ab. Grundsätzlich muss die Person, die gerne Niederländer werden möchte, für mindestens fünf Jahre ununterbrochen und legal im Land wohnen. Ausnahmen gibt es zum Beispiel für Eheleute niederländischer Staatsbürger, in den Niederlanden geborene Kinder, Asylbewerber sowie Angehörige bestimmter Nationalitäten. Generell gilt: Jeder Antragsteller muss über ausreichendes Wissen zur niederländischen Gesellschaft, Sprache und Kultur verfügen. Dafür gibt es einen Immigrationsund Staatsbürgerschaftstest, den sogenannten ‘Inburgeringstoets’. Mai 2015 | Schwerpunkt Die SPD würde gerne ein Einwanderungsgesetz nach dem Vorbild des kanadischen Punktesystems einführen. Menschen mit einem qualifizierten Abschluss in einem Beruf, der in Deutschland dringend benötigt wird, soll der Weg nach Deutschland so vereinfacht werden. Gibt es in den Niederlanden ähnliche Anreiz- und Auswahlkriterien? kommen. Daher fordert der Staat sehr nachhaltig eine aktive Integration und vor allem das Erlernen der niederländischen Sprache. Wer drei Jahre nach seiner Anmeldung als Immigrant noch immer nicht sein Einbürgerungsexamen geschafft hat, verliert seine Aufenthaltserlaubnis. Kritiker monieren allerdings, dass dies für Einwanderer mit geringer Schulbildung sehr schwierig sein kann. Gülker: In den Niederlanden ist der Fachkräftemangel schon seit Jahren ein zentrales Thema. Dennoch haben die Diskussionen über Immigration, die zuletzt im Land geführt wurden, nicht zu einem Klima der Offenheit beigetragen. Die Niederlande brauchen nach einhelliger Meinung aller Experten mehr Einwanderung aus nicht-westlichen Ländern, haben aber entsprechende Anreize noch nicht eingeführt. Allerdings können Unternehmen und Organisationen eine Erlaubnis erhalten, kenntnisreiche Migranten zu einfacheren Konditionen als üblich in den Niederlanden anzuwerben. Die Arbeitnehmer müssen eigentlich nur einen Pass mitbringen und über einen Arbeitsvertrag mit der niederländischen Organisation verfügen. Allerdings muss der Migrant ein bestimmtes Mindestgehalt erreichen, bei Personen über 30 Jahre mindestens 4.189 Euro brutto, bei Jüngeren 3.071 Euro. Diese Beträge werden jährlich angepasst. Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Deutschland und die Niederlande sind beide mit der Situation konfrontiert, dass die zweite oder auch dritte Generation der sogenannten Gastarbeiterfamilien zum Teil immer noch massive Probleme mit der Sprache haben. Welche Konsequenzen ziehen Sie in den Niederlanden daraus? Gülker: Die Niederlande haben ebenfalls mit mangelnder Integration zu kämpfen. In vielen Großstädten haben sich Bevölkerungsgruppen eigene Bereiche geschaffen, in denen sie wenig mit der restlichen Bevölkerung in Berührung In Deutschland hört man immer wieder Stimmen, die fordern, dass Familien mit Migrationshintergrund sanktioniert werden sollen, wenn sie ihre Kinder nicht regelmäßig in die Kita oder Schule schicken. Gibt es ähnliche Diskussionen in den Niederlanden? Gülker: Es gibt zwar immer wieder entsprechende Ideen und Forderungen, aber konkrete Bußgelder sind mir nicht bekannt. Der Fortschrittsbericht der Bundesregierung, der Anfang Februar vorgestellt worden ist, zeigt, wie notwendig Zuwanderung auch zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Stabilisierung der sozialen Sicherungssysteme ist. Der Zuzug von Menschen aus anderen Ländern löst bei einigen Menschen aber auch Ängste und Widerstände aus. Auch in den Niederlanden hat sich eine Bewegung formiert, die sich Pegida-Niederlande nennt. 9 Schwerpunkt | Mai 2015 Wie geht man in den Niederlanden mit dieser Entwicklung um? Gülker: Die deutsche Pegida-Bewegung ist in den Niederlanden auf ein breites Medienecho gestoßen. Ich habe aber den Eindruck, dass die niederländische Splittergruppe hier kaum jemand wahrnimmt. Das Augenmerk liegt eher auf Politikern wie Geert Wilders, der mit seiner ‘Partei der Freiheit’ (PVV) schon seit Jahren rechtspopulistische Klischees bedient. Immer wieder hört man: In den Niederlanden zeigt sich Unzufriedenheit nicht auf der Straße, sondern an der Urne. Die Niederlande galten in den 90ziger Jahren als Vorbild, wenn es um Integration ging. Sprachkenntnisse mussten genau wie Fahrradfahren und Landeskunde nachgewiesen werden. Trotzdem mussten auch die Niederlande erkennen, dass Integration ein schwieriges und vor allem hoch emotionales Thema ist. Wie würden Sie abschließend die aktuelle Situation in den Niederlanden beschreiben? Gülker: Die Morde an dem Politiker Pim Fortuyn und dem Regisseur Theo van Gogh haben das Land lange Zeit gespalten und die Integrationspolitik vielen Diskussionen ausgesetzt. Einigkeit herrscht heute darin, dass Integration nicht über kritiklose Toleranz und Gleichgültigkeit zu erreichen ist. Daher wirkt der Staat intensiv darauf hin, dass Migranten zum Beispiel die niederländische Sprache lernen. Die Flüchtlingspolitik der Niederlande ist traditionell streng. Wem es gelingt, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, der muss sich rasch in der Gesellschaft integrieren. Allerdings ist es schon mein Eindruck, dass die Möglichkeiten zur Integration in den Niederlanden stärker gelebt werden als in Deutschland. Dort hält man Migranten aus meiner Sicht noch zu oft in einem isolierten Zustand fest, anstatt ihnen die Möglichkeit zur Arbeit und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu geben. Nur so jedoch können wir von den Menschen, die zu uns kommen, auch selbst profitieren. n Zur Person: Günter Gülker wurde 1969 in Nordhorn geboren. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann studierte er BWL in Wilhelmshafen und Leeu warden. 1997 begann er seine Karriere bei der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (DNHK) als Projektmanager und stieg 2004 zum Stellvertretenden Geschäftsführer auf. Nach seinem Aufenthalt als Stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Handelskammer für das südliche Afrika in Johannesburg übernahm er 2013 die Geschäftsführung der DNHK. 10 Günter Gülker, Geschäftsführer der Deutsch-Niederländischen Handelskammer (DNHK) Mai 2015 | Schwerpunkt Integration durch Zeitarbeit – Chancengleichheit für alle Die aktuelle Debatte über die Zuwanderung und die Frage, mit welchen Mitteln insbesondere Flüchtlinge und Asylbewerber schneller dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt werden können, beschäftigt auch die Zeitarbeit. Dabei ist eines klar: Die Inte gration von Zuwanderern aus Drittländern mit Hilfe der Zeitarbeit hat nur dann eine Chance, wenn die Diskriminierung der Branche durch die Bestimmungen nach §40 AufentG beendet wird. Es ist unbestritten, dass die Teilhabe am Arbeitsprozess ein ganz wesentliches Element für eine gelungene soziale Integration darstellt. Derjenige, der einen Arbeitsplatz hat, tut sich in aller Regel leichter beim Aufbau und der Pflege sozialer Beziehungen als jemand, der dem Arbeitsmarkt vorenthalten bleibt. Arbeit ist eine der zentralen Voraussetzungen, um am gesellschaftlichen Leben vollumfänglich partizipieren zu können. Das gilt insbesondere für Menschen, die, gegebenenfalls noch aus einem komplett anderen Kulturkreis kommend nach Deutschland einwandern und nach einer neuen Lebensperspektive suchen. Doch was bedeutet eigentlich Integration in den Arbeitsmarkt? Als Maßstab wird hier immer noch gerne das sogenannte Normalarbeitsverhältnis angelegt: sozialversicherungspflichtig, unbefristet und in Vollzeit – übrigens alles Kriterien, die die Zeitarbeit zu über 90 Prozent erfüllt. Zweifellos stellt dieses ‚Normalarbeitsverhältnis‘ auch nach wie vor die dominierende Beschäftigungsform in Deutschland dar, auch wenn sich insbesondere im Kontext der Digitalisierung der Arbeit deutlich beobachten lässt, wie die klassischen ‘9 to 5-Jobs’ zunehmend zu einem Relikt alter Strukturen werden. Entgegen so mancher Wahrnehmung ist es auch dieses ‚Normalarbeitsverhältnis‘, das die Entwicklung zu der heutigen Rekordbeschäftigung von ca. 43 Millionen Erwerbstätigen im Land in erster Linie getragen hat. Seine Anzahl ist in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen als die der sogenannten atypischen Beschäftigungsformen wie Teilzeitarbeit, befristete Beschäftigung, 450 EUR-Jobs – und Zeit arbeit (vgl. Statistik der BA). Kommentar des Betriebsrates von Randstad zur Integration: “Wir sind froh über die Vielfalt unserer Belegschaft. Sie zu erhalten, liegt in unserem Interesse. Wir achten deshalb als Betriebsrat darauf, dass all unsere Mitarbeiter die gleiche Wertschätzung erfahren – unabhängig von Rasse, ethnischer Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Identität. Es ist uns wichtig, dass Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft in die Arbeitswelt und damit in unsere Gesellschaft integriert werden. Damienne Cellier Betriebsratsvorsitzende der Business Area North bei Randstad (stammt aus Frankreich und ist vor 20 Jahren nach Deutschland gekommen) Als Betriebsrat unterstützen wir Randstad bei allen Maßnahmen, die eine erfolgreiche Integration zum Ziel haben. Wir geben unseren Mitarbeitern Orientierung im Unternehmen, beantworten ihre Fragen zu den Arbeitsverträgen und helfen ihnen bei der Anerkennung von Abschlüssen. Weiterhin unterstützen wir Mitarbeiter, die Sprachdefizite haben und stehen ihnen als Mentoren bei sozio kulturellen Konflikten im Kundenunternehmen zur Seite.” 11 Schwerpunkt | Mai 2015 Hinzu kommt: Der Arbeitsmarkt heute ist – wenn auch noch nicht flächendeckend – geprägt von einem Mangel an Arbeitskräften, insbesondere an qualifizierten Arbeitskräften. Die Zeitarbeit spürt das in zweifacher Hinsicht: Zum einen werden immer mehr gut ausgebildete Zeitarbeitnehmer von ihren Einsatzbetrieben übernommen, andererseits tut sich gerade in Zeiten guter Konjunktur die Branche schwer, in gleichem Maße neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Vor diesem Hintergrund wird es für die Zeitarbeitgeber immer wichtiger, sich neuen Bewerbergruppen zu öffnen und sich nicht nur gegenüber dem Kunden, sondern auch gegenüber dem Bewerber bzw. potentiellen Mitarbeiter als Personaldienstleister zu positionieren und diesem attraktive Angebote zu machen. Was das Thema Bezahlung anbelangt, so haben Tarifvertrag und diverse Branchenzuschlagsvereinbarungen dazu geführt, dass das von Seiten der Politik und den Gewerkschaften immer wieder geforderte Equal Pay weitgehend umgesetzt wurde. Doch mindestens genauso wichtig wie die Entlohnung sind Themen wie berufliche Perspektive, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Qualifizierung und Weiterbildung (zu Qualifizierung s. Politikbrief Nr. 35). Ungeachtet der Entwicklung des Arbeitsmarktes hin zum Bewerbermarkt, in dem sich die Zeitarbeit immer mehr im Wettbewerb mit Arbeitgebern auch aus anderen Branchen behaupten muss, ist es immer noch so, dass über sechzig Prozent derer, die in die Zeitarbeit einsteigen, aus der Nichtbeschäftigung kommen (vgl. Statistik der BA). Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Arbeitslose – darunter auch viele Langzeitarbeitslose – sowie um Berufseinsteiger oder -rückkehrer. Sie alle sehen die Chance, mit Hilfe der Zeitarbeit beruflich (wieder) Fuß zu fassen. Viele dieser Menschen sehen die Zeitarbeit – ganz im Sinne des Wortes – nur als eine vorübergehende Beschäftigung an, sei es, weil sie aus der Beschäftigung bei einem Zeitarbeitsunternehmen heraus sich anderweitig bewerben wollen, oder aber, dass sie es anstreben, möglichst schnell von einem Kundenbetrieb 12 übernommen zu werden, oder dass sie ohnehin eine Beschäftigung nur für einen beschränkten Zeitraum suchen. Abbildung 1: Nachhaltigkeit der Beschäftigung in der Arbeitnehmerüberlassung in 2011 Aufnahme einer Beschäftigung in der Arbeitnehmerüberlassung aus der Arbeitslosigkeit heraus 404.381 sechs Monate später waren davon sozialversicherungspflichtig beschäftigt 73,4 % zwölf Monate später waren davon sozialversicherungspflichtig beschäftigt 61,3 % 0 100.000 200.000 296.783 247.713 300.000 400.000 500.000 Quelle: Bundesagentur für Arbeit (2013): Beschäftigungsaufnahmen von Arbeitslosen nach Wirtschaftszweigen und Nachhaltigkeit Alle diese Motive sind legitim und können von der Zeitarbeit auch bedient werden, übrigens genauso wie der Anspruch, dauerhaft in der Zeitarbeit beschäftigt bleiben zu wollen. Es ist diese Bandbreite an Beweggründen, die sich in der Arbeitswirklichkeit der Zeitarbeit wiederfindet und es notwendig macht, bei der Beantwortung der Frage nach einer erfolgreichen Integration am Arbeitsmarkt über Zeitarbeit zu differenzieren. Als der Gesetzgeber vor gut zehn Jahren im Zuge der ‚Agenda 2010‘ die Arbeitnehmerüberlassung durch den Wegfall einer Höchstüberlassungsdauer und des sogenannten Synchronisationsverbots deregulierte, war damit die Hoffnung verbunden, die Zeitarbeit könne mit dazu beitragen, das große Heer an Arbeitslosen abzubauen. Die Idee dabei war, dass diejenigen Arbeitslosen, die in der Zeitarbeit eine Beschäftigung aufnahmen, von ihren Einsatzbetrieben, also den Zeitarbeitskunden, möglichst schnell übernommen werden (‚Klebeffekt‘). Demnach ging es nicht darum, zuvor arbeitslose Menschen dauerhaft als Zeitarbeitnehmer zu beschäftigen, sondern die Branche solle als eine Art Durchlauferhitzer am Arbeitsmarkt fungieren und die Betroffenen möglichst schnell in andere Arbeit ‚vermitteln‘. Mai 2015 | Schwerpunkt Dass die Zeitarbeit in der letzten Dekade mit dazu beigetragen hat, Arbeitslosigkeit abzubauen, steht außer Frage. Dies belegt auch der Umstand, dass eine deutliche Mehrheit derer, die ihren Status der Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung in der Zeitarbeit beendet haben, nach einem bzw. zwei Jahren immer noch erwerbstätig ist – egal wie lange diese Menschen in der Zeitarbeit beschäftigt waren. Dies verdeutlicht auch die Abbildung 1 auf Seite 12 (vgl. Studie Bertelsmann Stiftung und Methodenbericht der BA). bzw. haben einen Migrationshintergrund. Dies entspricht dem Anteil an der Gesamtbevölkerung in Deutschland. Wenn es also darum geht, Zuwanderern – egal woher sie kommen – die Möglichkeit zu bieten, in den deutschen Arbeitsmarkt einzusteigen, kann die Zeitarbeit unterstützen. Schon jetzt sind viele Personaldienstleister aktiv auf dem Feld der internationalen Rekrutierung und helfen auch, wenn es darum geht, im Ausland erworbene Berufsabschlüsse in Deutschland anerkennen zu lassen. Entscheidend für die Betroffenen ist, welches Angebot die Zeitarbeit für sie bereit hält. Bezogen auf die Menschen, die von außerhalb nach Deutschland kommen und gerne hier leben und arbeiten möchten, gilt: Knapp 20 Prozent der in der Zeitarbeit Beschäftigten sind Ausländer Um auch den Zuwanderern aus Drittländern die Tür zur Zeitarbeit zu öffnen, bedarf es jedoch einer längst überfälligen Änderung bzw. Abschaffung von §40 AufentG (vgl. Infokasten). Denn: Integration lebt von Chancengleichheit – auch für diejenigen, die die Chance zur Integration anbieten. n Was sagt §40 des Aufenthaltsgesetzes aus? Was sagt §40 des Aufenthaltsgesetzes aus? nStaatsangehörige aus Staaten, die nicht der Europäischen Union oder dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) angehören, benötigen für die Aufnahme einer Tätigkeit in Deutschland einen Aufenthaltstitel nVoraussetzung: Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit (sog. Vorrangprüfung, §39 AufenthG) nJedoch: Bundesagentur für Arbeit hat die Zustimmung grundsätzlich zu versagen, wenn der Antragsteller als Zeitarbeitnehmer tätig werden will -> Es besteht kein Ermessensspielraum Damit können sich u. a. folgende Personen nicht bei Zeitarbeitsunternehmen bewerben: nAusländische Fachkräfte mit ausländischem Hochschulabschluss (sofern nicht zustimmungsfrei aufgrund einer ‘Blauen Karte EU’) nAusländische Fachkräfte mit abgeschlossener ausländischer Ausbildung nAusländische Fachkräfte mit mindestens zweijähriger in Deutschland abgeschlossener Ausbildung (qualifizierte Arbeitskräfte) n Ausländische Arbeitskräfte ohne mindestens zweijährige Ausbildung (geringqualifizierte Arbeitskräfte) Diskriminierung der Zeitarbeitsbranche 13 Schwerpunkt | Mai 2015 Augsburg bietet vielen Ausländern eine Perspektive Mit einer Arbeitslosenquote von aktuell etwa 4,7 Prozent und einem Anteil von mehr als 40 Prozent an Menschen mit Migrationshintergrund beweist die Stadt Augsburg eine hohe Integrationsleistung dieser Zielgruppe in den Arbeitsmarkt. Die Redaktion des Politikbriefes sprach mit Reinhold Demel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg, über tägliche Herausforderungen. Deutschland ist nach den USA das größte Ein wanderungsland. Wie ist es aus Ihrer Sicht um die Willkommenskultur in Deutschland bestellt? Demel: Ich kann hier nur für Augsburg sprechen. Die Stadt Augsburg hat einen hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund (42,6 Prozent) und besitzt daher viel Erfahrung mit ausländischen Menschen. Hier gibt es viele Einrichtungen, z. B. das Zentrum für interkulturelle Beratung (zib) oder das Netzwerk für Beratung und Arbeitsmarktvermittlung für Flüchtlinge (BAVF) des Tür an Tür e.V., die sich um diese Personengruppe kümmern. Die Arbeitsagentur ist Teil des Bleiberechtsnetzwerks BAVF und engagiert sich auch in weiteren Projekten, z. B. bei der Anerkennungsberatung und ‘early intervention’, intensiv für diesen Personenkreis. Insofern ist der Zuzug ausländischer Menschen für sich genommen nichts Außergewöhnliches für die Stadt. Wie hat sich das Qualifikationsniveau der Zuwanderer in den letzten Jahren Ihrer Meinung nach verändert? Demel: Die in Augsburg ankommenden Asylbewerber sind zum Großteil aus Syrien und wir stellen fest, dass diese Personen vielfach über einen Schulabschluss oder sogar einen Hochschulabschluss verfügen. Allgemein ist das Qualifikationsniveau sehr unterschiedlich in Abhängigkeit vom Herkunftsland. Auch aus einigen afrikanischen Ländern, z. B. Nigeria oder Demokratische Republik Kongo kommen z. T. sehr gut qualifizierte Asylbewerber. 14 Im Jahr 2014 sind die Asylantragszahlen für Erstanträge um mehr als 55 Prozent gestiegen. Welche Herausforderungen stellen sich den Agenturen für Arbeit? Demel: Die Agentur für Arbeit Augsburg ist einer von derzeit neun Standorten in Deutschland, die sich um die frühzeitige Arbeitsmarktintegration von Asylbewerbern kümmern. Im Projekt ‘early intervention’ erproben wir, inwieweit die Potenziale von Asylbewerbern möglichst zu Beginn des Asylverfahrens identifiziert und gezielt in die Vermittlungsdienstleistungen einbezogen werden können. Dabei nutzen wir ESF-BAMF-Kurse, das sind berufsbezogene Deutschkurse, die vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) organisiert werden. Maßnahmen aus dem Aktivierungs- und Eingliederungsbudget nach §45 SGB III wenden wir ebenfalls an. So bewährt sich derzeit eine sechsmonatige Qualifizierung mit beruflichen und berufs bezogenen sprachlichen Inhalten. Neben diesen Leistungen werden wir heuer auch das Vermittlungsbudget für Dolmetscherkosten, Fahrtkosten und Übersetzungskosten für Zeugnisse mehr nutzen. Zudem werden wir in Augsburg auch unser ‘Spezialistenteam Asyl’ personell aufstocken. Mai 2015 | Schwerpunkt Wünschenswert wäre auch, wenn wir unser Personal in den Eingangszonen sprachlich schulen könnten, insbesondere in Englisch. Ganz wichtig ist für uns die enge Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern im Bleiberechtsnetzwerk. Im Durchschnitt vergehen sieben Monate bis über einen Asylantrag entschieden ist. Welche Maßnahmen müssen erfolgen, um für alle Parteien diese belastende Zeit zu verkürzen? Demel: Die Asylbewerber wollen arbeiten. Die Zeit, bis sie dies dürfen, ist bereits im vergangenen November von bisher 9 Monate auf 3 Monate verkürzt worden. Wünschenswert wäre, wenn auch die Dauer des Asylverfahrens entsprechend verkürzt werden könnte. Das gäbe auch den einstellungsbereiten Arbeitgebern Rechtssicherheit. Sehr schnell verläuft derzeit die Anerkennung bei Asylanträgen aus unsicheren Herkunftsländern, insbesondere aus Syrien und dem Irak. Diese Personen werden in Augsburg voraussichtlich nicht mehr ins Modellprojekt einmünden, da sie mit Asylanerkennung im Rechtskreis des SGB II betreut werden. Man muss aber auch bedenken, dass derzeit ein flächendeckendes und dauerhaftes Angebot an Sprachförderung leider noch fehlt. Für eine Arbeitsaufnahme ist aber das Erlernen der deutschen Sprache notwendig. Und das kostet natürlich auch Zeit. Der Faktor Arbeit ist zweifelsohne einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Integration. Wie schätzen Sie die Chancen ein, Einwanderer über die Zeitarbeit im deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren? Demel: Derzeit dürfen Asylbewerber nicht in die Zeitarbeit vermittelt werden. Die Politik muss darüber entscheiden, ob dies geändert werden soll. Sollten wir in diesen Bereich vermitteln dürfen, dann könnten sich die Chancen, eine Arbeit zu finden, mit Sicherheit erhöhen. n Zur Person: Reinhold Demel hat Jura studiert und einen Teil seiner Referendarzeit bei der Deutschen Industrieund Handelskammer in Südafrika absolviert. Seine berufliche Laufbahn begann er als Leiter des Berufsförderungsdienstes Nürnberg. Er war außerdem u. a. Leiter des Sozialamtes in Nürnberg und wurde im Jahr 2000 Direktor und später Vorsitzender der Geschäftsführung des Arbeitsamtes in Donauwörth. Seit März 2007 ist er Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Augsburg. Reinhold Demel, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Augsburg 15 Fakten und Analysen | Mai 2015 Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland – Politik sieht Handlungsbedarf Seit 2009 stagniert die Zahl der Langzeitarbeitslosen bei über einer Million. Angesichts einer insgesamt sehr guten Lage am Arbeitsmarkt sind das zu viele, weshalb auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles Handlungsbedarf sieht. Sie plant u. a. Aktivierungszentren in den Jobcentern, Lohnzuschüsse für Arbeitgeber und eine verbesserte Gesundheitsförderung. Mehr als eine Million Langzeitarbeitslose gibt es in Deutschland – und das nun schon seit Jahren. Damit ist die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes an den Langzeitarbeitslosen weitgehend vorbeigegangen. Fast die Hälfte der Langzeitarbeitslosen ist seit mindestens zwei Jahren arbeitslos, rund 20 Prozent sogar vier Jahre und länger (vgl. BMAS 2014). Ein Blick über den Tellerrand verrät, dass Deutschland nach dem ILO-Konzept der International Labour Organisation im Jahr 2012 mit etwa 45 Prozent im internationalen Vergleich immer noch eine deutlich höhere Langzeitarbeitslosenquote aufwies als beispielsweise Schweden mit 18 Prozent oder Dänemark mit 28 Prozent. Diese Zahl konnte zwar in den vergangenen zehn Jahren spürbar gesenkt werden, jedoch liegt, wie die Abbildung 1 verdeutlicht, die derzeitige Quote bei den Lang zeiterwerbslosen aller OECD-Länder bei durchschnittlich 34 Prozent (vgl. OECD 2014). Abbildung 1: Anteil der Langzeiterwerbslosen 2012 in ausgewählten Ländern 34,3 % OECD-Total 34,8 % UK Vermittlungshemmende Merkmale sind vor allem eine geringe Qualifikation, wie fehlende Schul- oder Berufsausbildung, sprachliche Defizite oder gesundheitliche Einschränkungen. Ein Zuwandererstatus, familiäre Verpflichtungen, wie Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen sowie ein höheres Lebensalter (50 Jahre und älter) zählen ebenfalls dazu. Nur acht Prozent der sogenannten Grund sicherungsempfänger weisen keines der genannten Risikomerkmale auf, bei mehr als zwei Dritteln treffen mindestens zwei zu (vgl. Juliane Achatz vom IAB bei den Nürnberger Gesprächen am 01.12.2014). Etwa ein Viertel aller Langzeitarbeitslosen ist älter als 55 Jahre und mehr als die Hälfte verfügt über keinen Berufsabschluss (vgl. BMAS 2014). Es bleibt die Frage, wie sich die Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland in den Griff bekommen lässt. Prävention ist dabei das eine, zum Beispiel wenn es darum geht, den Anteil an Schul- und Ausbildungs abbrechern zu reduzieren (vgl. IAB 2014). Andererseits werden gerade im Hinblick auf die Förderung der Beschäftigungsfähigkeit (Employability) die Themen Nachqualifizierung und abschlussorientierte Teilqualifizierung immer wichtiger. 17,5 % Schweden 59,3 % Griechenland 45,5 % Deutschland Dänemark 28 % 0 10 20 30 40 50 60 Quelle: OECD (2013): Employment and labour markets, 16/07/2013 16 Dass die in der internationalen ILO-Statistik ausgewiesene Langzeiterwerbslosigkeit höher ist, als die Langzeitarbeitslosigkeit der deutschen Statistik liegt daran, dass im internationalen Rahmen die Erwerbslosigkeit nicht durch vorübergehende Arbeitsunfähigkeit oder Teilnahme an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen unterbrochen wird, wie es in der deutschen Statistik der Fall ist (vgl. IAB 2014). Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, will die Zahl der Langzeitarbeitslosen vor allem durch spezielle Förderprogramme senken. Außerdem soll die Betreuung von Langzeitarbeitslosen ausgebaut werden. Dies soll durch die Umschichtung von Personal ermöglicht werden, Mai 2015 | Fakten und Analysen das sich zuvor um das auslaufende Bundesprogramm ‘Perspektive 50plus’ gekümmert hat. Sogenannte Aktivierungszentren sollen die Jobcenter zusätzlich unterstützen, zum Beispiel wenn es darum geht, die Motivation von Langzeitarbeitslosen zu fördern oder deren Kompetenzen für die Bewältigung der Alltagsherausforderungen zu verbessern (vgl. BMAS 2014). Zudem soll ein vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördertes Bundesprogramm für Menschen ohne bzw. ohne verwertbaren Berufsabschluss 33.000 Teilnehmer bei der Integration in den Arbeitsmarkt unterstützen. Dazu zählen die gezielte Beratung von Arbeitgebern, Arbeitnehmercoaching sowie Lohnkostenzuschüsse (vgl. Bundesregierung 2014). Ein Programm für öffentlich geförderte Beschäftigung arbeitsmarktferner Langzeitarbeitsloser soll deren soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt ermöglichen. Ein Hauptaugenmerk wird dabei auf Leistungsberechtigten mit gesundheitlichen Einschränkungen und Personen mit Kindern liegen. Aufgrund der Tatsache, dass viele Langzeitarbeitslose gesundheitlich eingeschränkt sind, spielen die Gesundheitsförderung und Prävention eine maß gebliche Rolle bei der Förderung der Beschäftigungsfähigkeit. Dabei soll der Zugang zu Leistungen sowie zur beruflichen Rehabilitation verbessert werden. Außerdem wird angestrebt, den Dialog zwischen den Gesetzlichen Krankenkassen, der Deutschen Rentenversicherung und dem Bundesgesundheits ministerium zu intensivieren (vgl. BMAS 2014). Geplante Maßnahmen im Überblick: n Einrichtung von Aktivierungszentren in Jobcentern des ESF-Programms zur Förderung von 33.000 arbeitsmarktfernen Langzeitarbeitslosen n Schaffen sozialer Teilhabe für Personen mit Kindern oder mit gesundheitlichen Einschränkungen n Ausbau von Gesundheitsberatung und Präventionsmaßnahmen für Arbeitslose n Start Ganz konkret sieht das Programm Lohnkosten zuschüsse von bis zu 100 Prozent für sozial versicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse vor. Beschäftigungsvorbereitende und -begleitende Maßnahmen sollen den Prozess unterstützen, der ab Juli 2015 beginnen soll (vgl. BMAS 2014). Es ist wichtig, das Förderinstrumentarium an die Gegebenheiten des Arbeitsmarktes anzupassen und vor allem mehr in die individuelle Betreuung von Langzeitarbeitslosen zu investieren. Ziel sollte außerdem eine dauerhafte Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt sein, wie sie nicht zuletzt die Zeitarbeit bietet. Denn nur eine solche hilft den Betroffenen wirklich weiter. n Quellen: Achatz, Juliane: ‘Langzeitarbeitslose in Deutschland – Endstation Hartz IV’, Podiumsdiskussion der Nürnberger Gespräche, 01.12.2014. Bundesagentur für Arbeit (2014): Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Die Arbeitsmarktsituation von langzeitarbeitslosen Menschen, Nürnberg, Juli 2014. Bundesministerium für Arbeit und Soziales (2014): Chancen eröffnen – soziale Teilhabe sichern; Konzept zum Aufbau der Langzeitarbeitslosigkeit, Berlin, 05.11.2014. Bundesregierung (2014): PuK 2 – Parlamentskorrespondenz: Initiative für Langzeitarbeitslose, 05.11.2014. Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (2014): IAB-Kurzbericht Nr. 8/2014. OECD (2014): OECD Beschäftigungsausblick 2014: Krise auf dem Arbeitsmarkt noch nicht überwunden – Entwicklung in Deutschland positiv, Pressemitteilung vom 03.09.2014. 17 Netzwerke und Kooperationen | Mai 2015 ‘School2Start-up kids’ zeigt Schülern, wie Wirtschaft funktioniert Studierende und Auszubildende von Randstad unterstützen die Heinrich-von-Kleist-Schule in Eschborn bei dem Projekt ‘School2Start-up kids’ der Wissensfabrik. Ende Januar unterzeichneten die Vertreter von Randstad und der Heinrich-von-Kleist-Schule einen Kooperationsvertrag für das Jahr 2015. Seit 2009 ist der Personaldienstleister bereits Bildungspartner der Schule. “Wir wollen wirtschaftliche Zusammen hänge lebendig und praxisnah vermitteln und unser Wissen mit den Schülern der Klasse 5a teilen", beschreibt Manuel Schmidt die Motivation der fünf Paten. Sie hatten während ihrer Schulzeit eine Partnerschaft mit einem Unternehmen vermisst und waren von der Idee sofort begeistert. Der Begriff ‘Wirtschaft’ ist für Kinder oftmals sehr abstrakt. Mit ‘School2Start-up kids’ ist ein Projekt entstanden, das diesen Begriff auf anschauliche Weise mit Inhalt füllt. Die Schüler erhalten ihr persönliches Schülerheft, das viele Beispiele beinhaltet, die einen spiele rischen Zugang zu ökonomischen Themenfeldern wie Angebot und Nachfrage, Geschäftsideen, Preisen, Arbeitsteilung oder Werbung bieten. Die Aufgaben ermöglichen es den Schülern, sich eigenständig und handlungsorientiert grundlegendes Wissen über die Wirtschaft anzueignen. 18 Als Partnerunternehmen stellt Randstad das 50seitige Aufgabenheft der Wissensfabrik den Schülern zur Verfügung. In einem praktischen Teil geht es dann um unternehmerisches Handeln. Die Kinder können mit Hilfe des Heftes ihr eigenes Schülerunternehmen gründen. Dabei durchlaufen sie alle Phasen, die bei einer echten Unternehmensgründung bewältigt werden müssen. Im Jahr 2012 hatten die Schüler bereits den Schulkiosk ‘Paper & Pen’ gegründet, in dem Schreibwaren verkauft werden. Dieser wird nun mit Hilfe der Randstad Mentoren weitergeführt. Ergänzt wird das Programm durch Betriebserkundungen im Unternehmen. Das verhilft den Schülern zu einem Perspektivenwechsel und stellt das Erlernte in einen neuen Kontext. n Weitere Informationen zu den Projekten der Wissensfabrik e.V. sind unter www.wissensfabrik-deutschland.de zu finden. Mai 2015 | Randstad News Buch zum Kompetenzerwerb von gering Qualifizierten veröffentlicht Das aktuell erschienene Buch ‘Kompetenzen von gering Qualifizierten’ zeigt die Möglichkeiten des Kompetenzerwerbs für Menschen mit veralteter Ausbildung auf. Im dritten Band der Wissenschaftsreihe des Bundesministeriums für Bildung und Forschung werden neue Ansätze zur Vermittlung und Anerkennung von Wissen diskutiert. Ein besonderes Augenmerk wird auf Erkenntnisse gelegt, die sich auf gering Qualifizierte beziehen, die bereits in der Arbeitswelt und Gesellschaft etabliert sind, deren Erstausbildung aber schon länger zurückliegt. Für sie werden neue Lernformen benötigt, da sie nur schwer mit den klassischen Weiterbildungsangeboten erreicht werden können. In den einzelnen Buchbeiträgen werden sowohl Erfahrungen aus der Praxis geschildert, als auch auf Erkenntnisse der Wissenschaft eingegangen. In ihrem Beitrag beschreiben die Autoren Dr. Christoph Kahlenberg, Claudia Nies und Jörg Sennhenn von Randstad die Möglichkeiten der Weiterbildung gering Qualifizierter in der Zeitarbeitsbranche. Dabei gehen sie im Besonderen auf die Stationen der Aus- und Weiterbildung ein und zeigen Chancen des Programms ‘Lernen im Job’ sowie der Teilqualifizierung und modularer Nachqualifizierung auf. n Randstad entwickelt Religionskompendium Im Rahmen seiner Diversity Strategie verfasst Randstad ein Religionskompendium und gibt damit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine praktikable und kompakte Orientierung zu den fünf großen Weltreligionen. Um ein Bewusstsein für die unterschiedlich ausgeübten Religionen der rund 58.000 Beschäftigten bei Randstad zu entwickeln und ein Bild über die Feste, Rituale und Gebräuche zu schaffen, gibt das Kompendium einen ersten Überblick für den Arbeitsalltag. Anders als die christlichen Feiertage sind die Feste anderer Glaubensgruppen in Deutschland nicht gesetzlich geschützt und damit nicht arbeitsfrei. Trotzdem haben sie für die Mitarbeiter, die ihren Glauben aktiv leben, eine besondere Bedeutung. Eine Sensibilisierung für dieses Thema schafft im Arbeitsalltag Raum für Rücksichtnahme und damit einen respektvollen Umgang miteinander. Mitarbeiter, die offen mit ihrer Religion umgehen dürfen, fühlen sich am Arbeitsplatz willkommen und sind dadurch gleichzeitig motivierter. Randstad hat 2007 die Charta der Vielfalt unter zeichnet und arbeitet seitdem kontinuierlich an Themenstellungen, die ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld ermöglichen. Auf Nachfrage kann das Kompendium unter [email protected] angefordert werden. n 19 Impressum | Mai 2015 Impressum Herausgegeben von der Randstad Deutschland GmbH & Co. KG, Helfmann-Park 8, 65760 Eschborn Carlotta Köster-Brons, Manager Public Affairs Telefon 030-25 29 08 10 [email protected] Autoren Selda Aycicek, Hanna Daum, Reinhold Demel, Klaus Depner, Anja Ernst, Günter Gülker, Dr. Christoph Kahlenberg, Carlotta Köster-Brons, Claudia Nies, Aydan Özoguz ˇ Fotos Reinhold Demel, Günter Gülker, Aydan Özoguz ˇ – Bundesregierung / Denzel, Projektträger im DLR, Randstad, Wissensfabrik Copyright Randstad Ein Nachdruck ist nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet. Es sei darauf hingewiesen, dass alle verwendeten männlichen Bezeichnungen ausschließlich der besseren Lesbarkeit dienen und für beide Geschlechter gelten. Ihr Feedback ist uns wichtig: [email protected]
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