Gesundheit und Arbeitsschutz Arbeitsschutz in der Zeitarbeitsbranche Zusammenarbeit von Möwius und Randstad reduziert Unfallgefahr für Zeitarbeiter Fehlende gesetzliche Vorschriften, die die Verantwortlichkeiten von Personaldienstleistern und Einsatzunternehmen regeln, führen oft dazu, dass die Arbeitssicherheit von Zeitarbeitern vernachlässigt wird. Um die Herausforderungen der Zeitarbeitsbranche im Bereich der Arbeitssicherheit zu diskutieren, kam Wolfgang Möwius, Geschäftsführer des Arbeitsschutz Spezialisten MÖWIUS GmbH, mit dem damaligen Health & Human Safety Manager bei Randstad Deutschland, Thomas Kotzorek, zu einem Expertengespräch zusammen. Gerade für Zeitarbeiter ist Arbeitsschutz im Alltag von großer Bedeutung. Auf Basis der Arbeitnehmerüberlassung tätig, arbeiten sie unter fremder Anleitung, an unterschiedlichen Einsatzorten und müssen über ihre Arbeitsumgebung immer wieder neu aufgeklärt werden. Auf dem Gebiet Arbeitssicherheit arbeitet Randstand Deutschland eng mit der Möwius GmbH zusammen. Als Spezialist für Arbeitsschutz und persönlicher Schutzausrüstung kann Möwius mit seiner branchenübergreifenden Kompetenz einem Personaldienstleister wie Randstand in allen Belangen des Arbeitsschutzes beratend zu Seite stehen. Beide Unternehmen sind im Laufe der Zeit zusammengewachsen. In regelmäßigen Meetings informiert und unterstützt Möwius die Randstad Mitarbeiter vor Ort. Vor allem wenn tatsächlich ein Unfall passiert, beraten die Fachleute von Möwius bei Fragen zur Unfallursache und zukünftigen Unfallvermeidung. Wie war die Entwicklung des Arbeitsschutzes in der Zeitarbeitsbranche in den letzten Jahren und kann man das anhand von Statistiken belegen? Thomas Kotzorek: In der Zeitarbeit haben wir in den letzten Jahren einen kontinuierlichen Rückgang der Verunfallung von Mitarbeitern, immer in der Relation zur Anzahl der Beschäftigten, festgestellt. Wir arbeiten daran, die guten Werte der produzierenden Industrie zu erreichen. Wie ist die aktuelle Gesetzeslage zum Arbeitsschutz in der Zeitarbeit? Kotzorek: Der Gesetzgeber berücksichtigt die besonderen Herausforderungen und Gegebenheiten der Zeitarbeit nicht spezifisch in seinen Vorgaben zum Arbeitsschutz. Die Kundenunternehmen sind während des Einsatzes nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz zunächst juristisch in der Pflicht, denn sie kennen die betrieblichen Arbeitsabläufe am besten. Die Zeitarbeitnehmer sind der Stammbelegschaft gleichgestellt. Der Fokus bei der Integration in die Arbeitsabläufe ist auf alle Maßnahmen der Arbeitssicherheit zu legen. Denn auch für den Einsatz von Zeitarbeitnehmern gilt die übliche Unternehmerhaftung. 20 Dipl. Kfm. Wolfgang Möwius, Geschäftsführer MÖWIUS GmbH Gründete bereits während seines BWL-Studiums die heutige Möwius GmbH als Einzelfirma in Pinneberg. Als geschäftsführender Gesellschafter leitet er seitdem die heutige MÖWIUS GmbH. Wolfgang Möwius ist Mitglied im Verband Technischer Handel (VTH) und seit 2000 Vorsitzender der Fachgruppe „Persönliche Schutzausrüstung“. Thomas Kotzorek, ehemaliger Manager Health & Human Safety, Randstad Thomas Kotzorek verantwortete seit 2005 den Bereich „Health & Human Safety“. Der gelernte Industriekaufmann, der seit 1987 bis zu seinem Ausscheiden Ende 2014 für Randstad tätig war, begann seine berufliche Laufbahn als Niederlassungsleiter und war vor seiner Funktion im Arbeitsschutzbereich Direktor Qualität & Prozessmanagement. Ergonomie Markt 1/2015 Gesundheit und Arbeitsschutz Wie ist die Verantwortung in Bezug auf die Arbeitssicherheit zwischen Personaldienstleister und Einsatzunternehmen aufgeteilt? Kotzorek: Die Verantwortlichkeiten für Arbeits- und Gesundheitsschutz sollten von vornherein transparent geregelt werden, denn die Abgrenzung von Aufgaben zwischen Personaldienstleister und Einsatzunternehmen gestaltet sich in der Praxis sonst schwierig. Der Personaldienstleister hat als Arbeitgeber im Wesentlichen die Verantwortung für die Kenntnis des Arbeitsplatzes und daraus resultierend die Ausstattung mit persönlicher Schutzausrüstung. Wer die Schutzausrüstung stellt und bezahlt, ist zwischen dem Einsatz- und Zeitarbeitsunternehmen zu vereinbaren und in der Arbeitsschutzvereinbarung zu regeln. Zusätzlich ist der Personaldienstleister für die arbeitsmedizinische Versorgung, Eignungsuntersuchungen und Vorsorgeangebote verantwortlich. Das Einsatzunternehmen ist eigentlich nur verpflichtet, den Zeitarbeitnehmer auf dem Arbeitsplatz entsprechend einzuweisen. Wo liegen die wesentlichen Probleme für den Arbeitsschutz in der Zeitarbeit? Kotzorek: Da Mitarbeiter mehrerer Arbeitgeber an einem Arbeitsplatz tätig werden, haben alle beteiligten Firmen ihre Beschäftigten über Gefahren zu unterrichten und Maßnahmen zur Gefahrenverhütung abzustimmen. In der Praxis gestaltet sich dieser Prozess nicht immer leicht, besonders kleine und mittelständische Unternehmen sind oft weniger auf das Thema konzentriert. Meist ist keine betriebliche Arbeitsschutzorganisation mit geeigneten Prozessen vorhanden. Das Thema muss von Beginn der Zusammenarbeit an gemeinsam präventiv und konstruktiv angegangen werden. Mangelnde organisatorische Vorbereitung dieser Einsätze, zum Beispiel sicherheitsgerecht eingerichtete Arbeitsplätze, ist dann eine mögliche Folge. Da wirken wir als Arbeitgeber natürlich entgegen und bleiben am Ball. Welche Erfahrungen hat Randstad mit seinen vielfältigen Anstrengungen zum Arbeitsschutz gemacht? Was funktioniert besser, was weniger gut? Kotzorek:Vor Jahren haben wir die Losung ausgegeben: „gesund hin und unversehrt zurück“. Die Unternehmensphilosophie unterstützt dieses Thema mit der Aussage „Arbeitsschutz hat höchste Priorität“. Durch ein flächendeckendes Angebot an Unterstützung durch ausgebildete Fachkräfte für Arbeitssicherheit und pragmatische Durchführung von arbeitsmedizinischer Vorsorge wird das Thema in der Breite bei Randstad gelebt. Der zuständige Ausstattung mit persönlicher Schutzausrüstung in der Zeitarbeitsbranche: Wer die PSA bereitstellt und bezahlt muss zwischen Einsatz- und Zeitarbeitsunternehmen geregelt werden. Ergonomie Markt 1/2015 Bereich Health & Human Safety hat in Zusammenarbeit mit dem Randstad Betriebsrat Mindeststandards vorgegeben, die nunmehr flächendeckend umgesetzt werden. Woran muss in Zukunft noch gearbeitet werden, um die Arbeitssicherheit der Randstad Mitarbeiter weiter zu verbessern? Kotzorek: Hier ist nicht in erster Linie Randstad gefragt, sondern auch der Gesetzgeber müsste konkrete Regelungen schaffen, die eine längere Überlassungsdauer gestatten. Eine gesetzliche Verpflichtung des Kundenunternehmens zur vollumfänglichen Integration der Zeitarbeitnehmer am jeweiligen Arbeitsplatz und damit auch eine besondere Verantwortung für die Sicherheit der Zeitarbeitnehmer wäre wünschenswert. Was kann MÖWIUS als Dienstleister zu den aktuellen Herausforderungen beim Arbeitsschutz in der Zeitarbeit beitragen? Wolfgang Möwius: Unser Beitrag ist zum Einen eine klare Beschaffungslogistik und zum Anderen unsere Erfahrung und Beratungskompetenz in allen Belangen des Arbeitsschutzes. In der Zeitarbeit gilt es vor allem Mitarbeiter für unterschiedlichste Branchen mit allem auszustatten, was sie für einen sicheren Arbeitstag brauchen. Diese Branchenvielfalt erfordert ein hohes Maß an Kompetenz und ein breit gefächertes Expertenwissen. Hieraus ergibt sich regelmäßig Beratungsbedarf, für den unsere Fachberater zur Verfügung stehen. Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen MÖWIUS und Randstad genau aus und was konnten sie seit Beginn Ihrer Zusammenarbeit im Jahr 2006 gemeinsam bewegen? Möwius: Begonnen haben wir als reiner Lieferant von Arbeitsschutzartikeln. Im Laufe der Zusammenarbeit hat sich vor allem unser Verhältnis vom reinen Lieferanten zum Berater gewandelt. Da sind beide Unternehmen im Laufe der Zeit zusammengewachsen. Wir beraten die Niederlassungen in allen Belangen des Arbeitsschutzes, pflegen regelmäßige Meetings mit den Sicherheitsfachkräften, informieren sofort über neue Produkte und unterstützen die Randstad Mitarbeiter vor Ort. Inwieweit hat die Zusammenarbeit zwischen MÖWIUS und Randstad Modellcharakter? Möwius: Unsere Zusammenarbeit zeigt, wie wichtig es ist zwischen Kunden und Dienstleistern eine enge und langfristige Kooperation aufzubauen. Dann kann man maximal voneinander lernen und profitieren. Randstad und MÖWIUS arbeiten kontinuierlich an der Verbesserung der PSA, neue Produkte werden von uns sofort vorgestellt und unsere Empfehlungen von Randstad umgesetzt. Damit haben wir ein sehr hohes Level bei der PSA erreicht, das schützt die Mitarbeiter und senkt gleichzeitig die Ausfallzeiten. Darüber hinaus gewinnt Randstad an Vertrauen – sowohl bei den Kunden als auch bei den Mitarbeitern. Was kann die Branche von diesem Modell lernen, was ist auf andere Unternehmen übertragbar? Möwius: Arbeitssicherheit muss ein Teil der Unternehmenskultur werden. Davon profitiert jedes Unternehmen. Durch das Beschaffungsmodell, das wir mit dem Kunden entwickelt haben, konnten die Prozesse standardisiert werden, was der Prozesskostenoptimierung dient. Gleichzeitig bieten wir überall dort, wo individuelle Lösungen gefragt sind, persönliche Beratung. 21
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