Ergonomie Markt - 03 2015

Gesundheit und Arbeitsschutz
Arbeitsschutz in der Zeitarbeitsbranche
Zusammenarbeit von Möwius
und Randstad reduziert Unfallgefahr
für Zeitarbeiter
Fehlende gesetzliche Vorschriften, die die Verantwortlichkeiten von Personaldienstleistern und Einsatzunternehmen
regeln, führen oft dazu, dass die Arbeitssicherheit von Zeitarbeitern vernachlässigt wird. Um die Herausforderungen
der Zeitarbeitsbranche im Bereich der Arbeitssicherheit zu diskutieren, kam Wolfgang Möwius, Geschäftsführer des
Arbeitsschutz Spezialisten MÖWIUS GmbH, mit dem damaligen Health & Human Safety Manager bei Randstad
Deutschland, Thomas Kotzorek, zu einem Expertengespräch zusammen.
Gerade für Zeitarbeiter ist Arbeitsschutz im Alltag von großer
Bedeutung. Auf Basis der Arbeitnehmerüberlassung tätig,
arbeiten sie unter fremder Anleitung, an unterschiedlichen
Einsatzorten und müssen über ihre Arbeitsumgebung immer
wieder neu aufgeklärt werden.
Auf dem Gebiet Arbeitssicherheit arbeitet Randstand Deutschland eng mit der Möwius GmbH zusammen. Als Spezialist
für Arbeitsschutz und persönlicher Schutzausrüstung kann
Möwius mit seiner branchenübergreifenden Kompetenz einem
Personaldienstleister wie Randstand in allen Belangen des
Arbeitsschutzes beratend zu Seite stehen.
Beide Unternehmen sind im Laufe der Zeit zusammengewachsen.
In regelmäßigen Meetings informiert und unterstützt Möwius
die Randstad Mitarbeiter vor Ort. Vor allem wenn tatsächlich
ein Unfall passiert, beraten die Fachleute von Möwius bei
Fragen zur Unfallursache und zukünftigen Unfallvermeidung.
Wie war die Entwicklung des Arbeitsschutzes in der
Zeitarbeitsbranche in den letzten Jahren und kann
man das anhand von Statistiken belegen?
Thomas Kotzorek: In der Zeitarbeit haben wir in den letzten
Jahren einen kontinuierlichen Rückgang der Verunfallung von
Mitarbeitern, immer in der Relation zur Anzahl der Beschäftigten,
festgestellt. Wir arbeiten daran, die guten Werte der produzierenden Industrie zu erreichen.
Wie ist die aktuelle Gesetzeslage zum Arbeitsschutz in
der Zeitarbeit?
Kotzorek: Der Gesetzgeber berücksichtigt die besonderen
Herausforderungen und Gegebenheiten der Zeitarbeit nicht
spezifisch in seinen Vorgaben zum Arbeitsschutz. Die Kundenunternehmen sind während des Einsatzes nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz zunächst juristisch in der Pflicht,
denn sie kennen die betrieblichen Arbeitsabläufe am besten.
Die Zeitarbeitnehmer sind der Stammbelegschaft gleichgestellt. Der Fokus bei der Integration in die Arbeitsabläufe ist auf
alle Maßnahmen der Arbeitssicherheit zu legen. Denn auch für
den Einsatz von Zeitarbeitnehmern gilt die übliche Unternehmerhaftung.
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Dipl. Kfm. Wolfgang Möwius, Geschäftsführer MÖWIUS GmbH
Gründete bereits während seines BWL-Studiums die heutige Möwius GmbH als
Einzelfirma in Pinneberg. Als geschäftsführender Gesellschafter leitet er seitdem
die heutige MÖWIUS GmbH. Wolfgang Möwius ist Mitglied im Verband Technischer Handel (VTH) und seit 2000 Vorsitzender der Fachgruppe „Persönliche
Schutzausrüstung“.
Thomas Kotzorek, ehemaliger Manager Health & Human Safety, Randstad
Thomas Kotzorek verantwortete seit 2005 den Bereich „Health & Human Safety“.
Der gelernte Industriekaufmann, der seit 1987 bis zu seinem Ausscheiden Ende
2014 für Randstad tätig war, begann seine berufliche Laufbahn als Niederlassungsleiter und war vor seiner Funktion im Arbeitsschutzbereich Direktor
Qualität & Prozessmanagement.
Ergonomie Markt 1/2015
Gesundheit und Arbeitsschutz
Wie ist die Verantwortung in Bezug auf die Arbeitssicherheit zwischen Personaldienstleister und Einsatzunternehmen aufgeteilt?
Kotzorek: Die Verantwortlichkeiten für Arbeits- und Gesundheitsschutz sollten von vornherein transparent geregelt werden,
denn die Abgrenzung von Aufgaben zwischen Personaldienstleister und Einsatzunternehmen gestaltet sich in der Praxis
sonst schwierig.
Der Personaldienstleister hat als Arbeitgeber im Wesentlichen
die Verantwortung für die Kenntnis des Arbeitsplatzes und
daraus resultierend die Ausstattung mit persönlicher Schutzausrüstung. Wer die Schutzausrüstung stellt und bezahlt, ist
zwischen dem Einsatz- und Zeitarbeitsunternehmen zu vereinbaren und in der Arbeitsschutzvereinbarung zu regeln.
Zusätzlich ist der Personaldienstleister für die arbeitsmedizinische Versorgung, Eignungsuntersuchungen und Vorsorgeangebote verantwortlich.
Das Einsatzunternehmen ist eigentlich nur verpflichtet, den
Zeitarbeitnehmer auf dem Arbeitsplatz entsprechend einzuweisen.
Wo liegen die wesentlichen Probleme für den Arbeitsschutz in der Zeitarbeit?
Kotzorek: Da Mitarbeiter mehrerer Arbeitgeber an einem
Arbeitsplatz tätig werden, haben alle beteiligten Firmen ihre
Beschäftigten über Gefahren zu unterrichten und Maßnahmen
zur Gefahrenverhütung abzustimmen. In der Praxis gestaltet
sich dieser Prozess nicht immer leicht, besonders kleine und
mittelständische Unternehmen sind oft weniger auf das Thema
konzentriert. Meist ist keine betriebliche Arbeitsschutzorganisation mit geeigneten Prozessen vorhanden. Das Thema
muss von Beginn der Zusammenarbeit an gemeinsam präventiv
und konstruktiv angegangen werden.
Mangelnde organisatorische Vorbereitung dieser Einsätze, zum
Beispiel sicherheitsgerecht eingerichtete Arbeitsplätze, ist dann
eine mögliche Folge. Da wirken wir als Arbeitgeber natürlich
entgegen und bleiben am Ball.
Welche Erfahrungen hat Randstad mit seinen vielfältigen
Anstrengungen zum Arbeitsschutz gemacht? Was funktioniert besser, was weniger gut?
Kotzorek:Vor Jahren haben wir die Losung ausgegeben:
„gesund hin und unversehrt zurück“. Die Unternehmensphilosophie unterstützt dieses Thema mit der Aussage „Arbeitsschutz
hat höchste Priorität“.
Durch ein flächendeckendes Angebot an
Unterstützung durch
ausgebildete Fachkräfte
für Arbeitssicherheit
und
pragmatische
Durchführung von arbeitsmedizinischer Vorsorge wird das Thema in
der Breite bei Randstad
gelebt. Der zuständige
Ausstattung mit persönlicher
Schutzausrüstung in der Zeitarbeitsbranche: Wer die PSA
bereitstellt und bezahlt muss
zwischen Einsatz- und Zeitarbeitsunternehmen geregelt werden.
Ergonomie Markt 1/2015
Bereich Health & Human Safety hat in Zusammenarbeit mit
dem Randstad Betriebsrat Mindeststandards vorgegeben, die
nunmehr flächendeckend umgesetzt werden.
Woran muss in Zukunft noch gearbeitet werden, um die
Arbeitssicherheit der Randstad Mitarbeiter weiter zu
verbessern?
Kotzorek: Hier ist nicht in erster Linie Randstad gefragt,
sondern auch der Gesetzgeber müsste konkrete Regelungen
schaffen, die eine längere Überlassungsdauer gestatten. Eine
gesetzliche Verpflichtung des Kundenunternehmens zur vollumfänglichen Integration der Zeitarbeitnehmer am jeweiligen
Arbeitsplatz und damit auch eine besondere Verantwortung
für die Sicherheit der Zeitarbeitnehmer wäre wünschenswert.
Was kann MÖWIUS als Dienstleister zu den aktuellen
Herausforderungen beim Arbeitsschutz in der Zeitarbeit
beitragen?
Wolfgang Möwius: Unser Beitrag ist zum Einen eine klare
Beschaffungslogistik und zum Anderen unsere Erfahrung und
Beratungskompetenz in allen Belangen des Arbeitsschutzes. In
der Zeitarbeit gilt es vor allem Mitarbeiter für unterschiedlichste
Branchen mit allem auszustatten, was sie für einen sicheren
Arbeitstag brauchen. Diese Branchenvielfalt erfordert ein hohes
Maß an Kompetenz und ein breit gefächertes Expertenwissen.
Hieraus ergibt sich regelmäßig Beratungsbedarf, für den unsere
Fachberater zur Verfügung stehen.
Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen MÖWIUS und
Randstad genau aus und was konnten sie seit Beginn Ihrer Zusammenarbeit im Jahr 2006 gemeinsam bewegen?
Möwius: Begonnen haben wir als reiner Lieferant von Arbeitsschutzartikeln. Im Laufe der Zusammenarbeit hat sich vor
allem unser Verhältnis vom reinen Lieferanten zum Berater gewandelt. Da sind beide Unternehmen im Laufe der Zeit zusammengewachsen. Wir beraten die Niederlassungen in allen
Belangen des Arbeitsschutzes, pflegen regelmäßige Meetings
mit den Sicherheitsfachkräften, informieren sofort über neue
Produkte und unterstützen die Randstad Mitarbeiter vor Ort.
Inwieweit hat die Zusammenarbeit zwischen MÖWIUS
und Randstad Modellcharakter?
Möwius: Unsere Zusammenarbeit zeigt, wie wichtig es ist
zwischen Kunden und Dienstleistern eine enge und langfristige
Kooperation aufzubauen. Dann kann man maximal voneinander lernen und profitieren. Randstad und MÖWIUS arbeiten
kontinuierlich an der Verbesserung der PSA, neue Produkte
werden von uns sofort vorgestellt und unsere Empfehlungen
von Randstad umgesetzt. Damit haben wir ein sehr hohes
Level bei der PSA erreicht, das schützt die Mitarbeiter und
senkt gleichzeitig die Ausfallzeiten. Darüber hinaus gewinnt
Randstad an Vertrauen – sowohl bei den Kunden als auch bei
den Mitarbeitern.
Was kann die Branche von diesem Modell lernen, was
ist auf andere Unternehmen übertragbar?
Möwius: Arbeitssicherheit muss ein Teil der Unternehmenskultur werden. Davon profitiert jedes Unternehmen. Durch
das Beschaffungsmodell, das wir mit dem Kunden entwickelt haben, konnten die Prozesse standardisiert werden,
was der Prozesskostenoptimierung dient. Gleichzeitig bieten
wir überall dort, wo individuelle Lösungen gefragt sind,
persönliche Beratung.
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