Hauptübungen und Assistenzübungen Hauptübungen sind die jeweils wichtigsten Grundübungen für jede Muskelgruppe. Diese sollten aus Mehrgelenkübungen mit freien Gewichten oder dem eigenen Körpergewicht als Widerstand (Bodyweightexercises/BWEs) bestehen, also keine Geräte- und Maschinenübungen oder Isolationsübungen. Die Hauptübungen trainieren die weißen schnellkräftigen Muskelfasern, die folgende Eigenschaften besitzen: • Sie können sich schnell-kräftig zusammenziehen und explosive Bewegungen, wie Springen, Boxen, Werfen, Sprinten und Gewichtheben ausführen. • Sie können im Vergleich zu den roten Muskelfasern sehr hohe Lasten bewältigen und sind im Kraftsport zuständig für das Heben und Bewegen von Gewichten im Bereich von 75-100% des maximal möglichen Gewichts, das man in einer Übung verwenden kann. • Sie reagieren sehr gut auf Muskelaufbautraining in Form von schnellem Zuwachs an Muskelmasse und Körpergewicht. • Sie lassen sich sehr oft pro Woche, bis hin zu mehrmals täglich stimulieren. • Sie reagieren allerdings auch sehr empfindlich auf Überlastung und Übertraining. Insbesondere die Anteile unseres Nervensystems, die mit der Stimulation der schnellkräftigen Fasern beauftragt sind, geraten bei Überlastung sehr schnell in einen länger anhaltenden Stresszustand. Sind hier alle beteiligten Strukturen überlastet, kann es mehrere Monate dauern, bis man wieder effektiv weiter trainieren kann. • Die weißen Fasern können zwar oft und auch schwer und mit viel Volumen trainiert werden, dürfen aber dabei nicht überreizt werden. • Um die schnellkräftigen Muskelfasern täglich mit hohem Volumen zu trainieren, bedarf es einer Aufbauphase, die sich evtl. über einige Jahre erstrecken kann. → Hier ist das ganz gut beschrieben • Und das Gute ist: Während dieser längeren Gewöhnungszeit/Aufbauphase passiert der Muskelzuwachs! Der Adaptions-/Anpassungsprozess, bei dem sich der Körper über länger Zeit an Frequenz, Volumen und Widerstand anpasst, sorgt für dauerhaften Muskel- und Kraftaufbau. Deshalb muss man beim Training der weißen Muskelfasern gut darauf achten, wie und wo man seine zur Verfügung stehende Energie und Zeit einsetzt! Im Zweifelsfall macht man lieber weniger macht als zu viel. → ein wenig zu viel kann den gesamten Aufbauprozess für mehrere Wochen bis Monate blockieren. • © Jens Sprengel www.inspiriert-sein.de Meine Hauptübungen Die Hauptübungen werden mit 70-80% vom Maximum für ein Gesamtvolumen von 20-35 WH trainiert. Oberkörper Drücken: • Dips Ringe Einzelwiederholungen als Deadstart oder dynamische Cluster von 4-7 WH, • Stehendes Langhanteldrücken schwer 5 x 4-7, Oberkörper Ziehen: • Klimmzüge verschiedene Arten (Ringe, Handtuch, Balken Obergriff breit, Klimmzug+Tuckleaver+Halten) trainiere ich genauso wie Dips, Reißen Hocke/Stand, • Zug 2 breit aus dem Hang, • Tuck leaver → alle Explosivbewegungen im Bereich von 2-6 WH zu 4-10 Sätzen, immer nach Gefühl und Qualität. Beine Ich unterscheide hier die Kategorien Kniebeugen und Kreuzheben, da beides die Beine unterschiedlich stimuliert: Kreuzheben ist immer eine „Deadstart“-Bewegung (→ „Deadlift“), d.h. das Gewicht wird aus der Ruhe heraus in Bewegung gesetzt. Das bedeutet, dass diese Art von Bewegung nicht abgefälscht werden kann, bzw. dass man hier nicht die elastische Dehnspannung der Muskelfasern nutzen kann („Reboundeffekt“), wie es z. B. bei Kniebeugen möglich ist (der schnelle Wechsel von exzentrisch absenken zu konzentrisch überwindend nutzt die elastischen Eigenschaften der Muskelfasern und des Bindegewebes). Kniebeugen: • Frontbeugen im Bereich 4-8 Wiederholungen • Zercherkniebeuge 5-10 WH Kreuzheben: • Trapbarweghub, schwerste Übung, Hybridbewegung aus Kreuzheben und Kniebeuge → entweder reine Cluster (1-4 WH) oder reguläre Sätze (4-8 WH pro Satz) • Sumoweghub, zweitschwerste Übung, geht super auf die Adduktoren+ischiokrurale Muskulatur (Beinrückseite) → Sätze von 4-8 WH Ich wechsele zwischen beiden Arten oder kombiniere diese mit Kniebeugen oder Laufbewegungen. → Bei allen Arten von Kreuzheben setze ich das Gewicht nach jeder WH am Boden ab, stelle mich kurz aufrecht hin, optimieren meine Körperposition und beginne jede WH als Deadstart. Laufbewegung Laufen sollte in keinem Beintraining fehlen, da es sich hier mehr oder weniger um die Hauptfunktion © Jens Sprengel www.inspiriert-sein.de unserer Beine handelt. Ich mache Sprints (volle Geschwindigkeit vom Start an) und Beschleunigungsläufe (man beginnt langsam und steigert die Geschwindigkeit Schritt für Schritt bis zum Maximum). Die Distanzen variieren von 10-200m, die Frequenz ebenfalls (1-3 mal pro Woche), auch die Anzahl an Läufen pro Training ist unterschiedlich und variiert je nach Distanz und Intensität. Schlittenziehen und Autoschieben gehören ebenfalls zum Training der Lauf- und Gehbewegung. Hier werde ich mit verschiedenen Versionen, Distanzen, Geschwindigkeiten und Widerständen arbeiten. Die Assistenzübungen Die Assistenzübungen trainieren zum einen auch die weißen Fasern, allerdings auf eine andere Stimulationsart. Zum anderen bezeichne ich auch alle Übungen zum Training der roten Muskelfasern ebenfalls als Assistenzübungen, da es sich hier um eine vollkommen andere Trainingsform handelt und die Übungen teilweise auch sehr isoliert einige Muskelgruppen trainieren, was auch so erwünscht ist. Beide Arten von Assistenzübungen können dieselben Übungen enthalten, müssen aber nicht. Gruppe A: Assistenzübungen für die weißen schnell-kräftigen Muskelfasern Um maximale Hypertrophie zu erzeugen, sollte man die weißen Fasern auch mit höheren Wiederholungszahlen pro Satz trainieren. Das lässt sich mit den Hauptübungen und leichteren Gewichten auch bewerkstelligen, man kann aber auch separate Übungen als Assistenzübungen auswählen, die entweder die Schwachpunkte der gesamten Muskelkette kräftigen oder bestimmte Muskelgruppen besonders intensiv trainieren. In manchen Fällen finde ich es auch nicht so effektiv, eine Mehrgelenkübung mit hohen Wiederholungszahlen zu trainieren, da es zu einer intensiven Erschöpfung einiger beteiligter Muskelgruppen kommen kann, wie z. B. bei Frontkniebeugen im oberen Rücken oder beim Kreuzheben im unteren Rücken. Diese Ermüdung verhindert für mindestens eine Woche ein intensives Krafttraining egal welcher Muskelpartie. Auch das ZNS ist dadurch sehr strapaziert und verhindert manchmal wochenlang eine effektive Reizung der Fasern. Deshalb habe ich mich zu weniger strapaziösen Assistenzübungen entschieden, mir ist es lieber die Hauptübungen mit voller Energie und Konzentration zu trainieren und dabei auch Erschöpfung zu vermeiden und durch die Assistenzübungen die letzten brachliegenden Wachstumspotenziale zu stimulieren. Assistenz Oberkörper Drücken: • Liegestütze an Ringen 3-4 x 8-12 WH, • Kurzhanteldrücken 3-4 x 8-10 WH. • Fatbardrücken stehend mit supiniertem Griff (Untergriff) Assistenz Oberkörper Ziehen: • Rudern an Ringen 3-4 x 8-14 WH, • Trappull breit 4 x 6-8 WH, • Verschiedene Zugübungen mit elastischen Widerstandsbändern © Jens Sprengel www.inspiriert-sein.de Assistenz Kniebeugen/Quadrizeps: • Bulgarische Splitkniebeuge 3-4 x 10-15 WH. • Gürtelkniebeuge 3-4 x 10-20 WH • Olympische Highbarbeuge leicht hohe Wiederholungszahlen (>10 WH pro Satz) → hier nutze ich hpts. den mittleren Bewegungsabschnitt, d.h. unten nicht entlasten, oben nicht ganz strecken, Quads sind durchegehend unter Spannung. Assistenzübung Kreuzheben/Beinbizeps+Hüftstrecker • Wegheben breit+tief und relativ leichtem Gewicht, ca. 60-70 % (gleicher Griff wie beim Reißen, da ich kein Podest für eine erhöhte Standposition habe verwende ich hier nur kleine 10kg-Scheiben, da ich auch so eine tiefe Kniebeugenposition einnehmen muss beim Wegheben) → Sätze von 4-8 WH oder 1er Cluster. • Hip Thruster/Schulterbrücke, verschiedene Arten mit u. Ohne Gewicht • Beincurls einbeinig mit elastischen Widerstandsbändern • Schlittenziehen vorwärts mit senkrechtem Rumpf oder vorgebeugt Gruppe B: Assistenzübung für die roten ausdauernden Muskelfasern Die Stimulationsparameter zum Training der roten Fasern sind vollkommen unterschiedlich als die zum Training der weißen Fasern. Das leitet sich ab, von deren Eigenschaften: • Hohe Erschöpfungsresistenz bei Dauerbelastungen, wie Haltepositionen dauerhafte Bewegung, wie Laufen, Tragen, Übungen mit hohen Wiederholungszahlen, Teilwiederholungen in bestimmten Belastungsbereichen. • Können häufig bis zur Erschöpfung stimuliert werden und reagieren am besten auf 2-4 Einheiten pro Woche mit 4-9 Sätzen zu jeweils 20-30 Wiederholungen oder mehr oder Dauerbelastungen von 30-70 Sekunden pro Satz. • Vertragen keine hohen Belastungen, Gewichte und Bewegungsgeschwindigkeiten: Leicht und langsame Bewegungsausführung mit hohen Wiederholungszahlen oder Belastungszeiten pro Satz. • Benötigen lange Pausen zwischen den einzelnen Sätzen: Idealerweise 5-10 Minuten oder sogar noch länger. • Fördern die Regeneration des gesamten Körpers nach schweren Trainingseinheiten für die schnellkräftigen Fasern. • Sollten dazu idealerweise in einem Zeitrahmen von 8-24 Stunden danach trainiert werden. Übungen für die roten Muskelfasern Oberkörper Drücken: • Liegestütze an Ringen, • Kurzhantel-Schulterkomplexe ( Mix aus Seitheben+Seitheben vorgebeugt+Drücken+PNFMuster mit vielen WH, Schulterzirkel mit vielen WH) Oberkörper Ziehen: • Rudern Ringe in Zeitlupe oder nur Pump-Teilwiederholungen im mittleren Bereich für 45-70 © Jens Sprengel www.inspiriert-sein.de • Sekunden, Pull-Appart Theraband viele WH (bis 100 WH) Beine/Quadrizeps • Gürtelkniebeuge auf 30-70 Sekunden Teilwiederholungen oder ganze WH aber sehr langsam, fast Zeitlupe, das gleiche mache ich mit der • bulgarischen Splitkniebeuge. • Alternativ dazu mache ich Ausfallschritte 4 x 20-30 WH pro Bein. • Schlittenziehen oder Autoschieben bis zur Ermüdung (Dauer 30-60 Sekunden 2-4 Sätze) Hüftstrecker/Beinbizeps • Hip Thruster/Schulterbrücke, verschiedene Arten mit u. Ohne Gewicht • Beincurls einbeinig mit elastischen Widerstandsbändern • Schlittenziehen vorwärts mit senkrechtem Rumpf oder vorgebeugt → alles superslow+Dauerspannung © Jens Sprengel www.inspiriert-sein.de
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