Fachartikel Mikroskopie in der Futtermittelanalytik Wie nutzen wir die Mikroskopie in der Futtermittelanalytik? Marion Dunker – LUFA Rostock der LMS Die mikroskopische Betrachtung ist neben der chemischen Analytik eine wichtige und teilweise sogar die einzige Möglichkeit, Aspekte der Futtermittelqualität zu prüfen. Dies trifft vor allem auf den Nachweis tierischer Bestandteile zu. Die QS Qualitätssicherungs GmbH hat im Futtermittelleitfaden dieses Kriterium als festen Prüfpunkt festgelegt. Diese Fragestellung nimmt auch den größten Teil der mikroskopischen Untersuchung an der LUFA Rostock der LMS ein. Die zweite routinemäßige mikro skopische Methode ist die Iden tifikation und Bestimmung von Komponenten zur Überprüfung der Mischfutterzusammensetzung (offene Deklaration). Weitere Untersuchungsanfragen beziehen sich auf die Kontrolle der botanischen Reinheit (z. B. Zu mikroskopierende Futtermittel von Soja- oder Rapsschrot) oder den Ausschluss unerwünschter Bestandteile wie Datura, Mutterkorn, Stein schalen, Rizinus oder Unkrautsamen. Häufige Nachfragen betreffen den Befall von Larven, Milben oder Vorratsschädlingen im Einzel- oder Mischfut ter. Gerade bei Schweinefutter ist die Siebanalyse zur Feststellung zu feiner Siebdurchgänge eine übliche Fragestellung. Mikroskopischer Nachweis tierischer Bestandteile Die Futtermittelmikroskopie ist in der Lage, tierische Bestandteile im Misch futter in einem Konzentrationsbereich unter 0,1 % zu bestimmen. Knochen 20 LMS-aktuell 4/2007 oben: Die Autorin bei der Arbeit am Mikroskop zur Identifikation tierischer Bestandteile; unten: Stereomikroskop zur Bestimmung der Zusammensetzung von Mischfutter (Fotos: Hoffmeister) LMS-aktuell 4/2007 partikel, Federteile, Blutklumpen, Haare oder Muskelfasern können identifiziert werden. Muskelfasern allein geben aber keinen sicheren Hinweis auf die Tierart. Wichtigs tes Kriterium für die Identifizierung der Säugetierprodukte sind Kno chenfragmente. Diese weisen eine undurchsichtig weißlich-gelbliche und und oft poröse Oberfläche auf. Bei Fischknochen sind diese glatt und glänzend. Im mikrosko pischen Bild zeigen Knochenfrag mente eine feinkörnige Granulie rung der Grundknochensubstanz mit zahlreichen Knochenzellhöh len (Lakunen). Auffallend sind die von den Laku nen allseitig abgehenden Kanä le. Diese sind im Gegensatz zu Fischknochen nicht verzweigt. Oft sind die Lakunen im mikros kopischen Bild luftgefüllt, so dass sie sich kontrastreich vom übrigen Knochengewebe abheben. Die Fischknochenlakunen sind spindel förmig und verlaufen in Längsrich tung der Knochen. Von diesen gehen in einer Ebene etwa 4-10 Ausläufer ab, die sich mehrfach 21 Fachartikel Mikroskopie in der Futtermittelanalytik verzweigen. Sie sind hauchdünn und erreichen die doppelte oder dreifache Lakunenlänge. So sind Verwechslungen mit Säugetierknochen ausgeschlos sen. Eine Tierartenspezifizierung ist durch die Mikroskopie eingeschränkt möglich. So lassen sich z. B. Muskelfasern von Fischen, Geflügel oder Säugern mikroskopisch nicht differenzieren. Andererseits lassen sich Kno chenbestandteile der Fische von denen der Landtiere (Rinder, Schweine, Geflügel) eindeutig unterscheiden. Allerdings ist eine Differenzierung zwi schen Knochenteilen von Landsäugern und denen von Geflügel in der Routineuntersuchung kompliziert. Da aber bei Vorhandensein von Geflügel knochen auch immer Federbestandteile nachweisbar sind, ist in diesem Fall die Identifikation abgesichert. Identifikation und Bestimmung von Mischfutterkomponenten Eine Deklarationskontrolle setzt die Kenntnis der einzelnen Futterkomponen ten (Weizen, Roggen, Sojaextraktionsschrot, Raps, Leinsaat u. ä.) in ihrem mikroskopischen Erscheinungsbild voraus. Dieses Grundwissen wird durch Literatur, laufende Laborpraxis und Ringversuche ständig trainiert und abge sichert. Bei komplizierten Fragestellungen wird für Vergleichszwecke auf die sehr umfangreiche Warenmustersammlung zurückgegriffen. Die Probe wird in verschieden große Fraktionen unterteilt. Unter einem Stereomikroskop (Binokular – s. vorhergehende Seite) werden die einzelnen Komponenten eines Futtermittels identifiziert und zugeordnet. Dieser sehr zeitaufwendige Arbeitsschritt wird in jeder Fraktion durchgeführt. Im ganz fein gesiebten Ma terial werden bei einer 100- bis 200-fachen Vergrößerung die Anteile der einzelnen Futterbestandteile geschätzt. Danach setzt man die aussortierten und gewogenen bzw. die geschätzten Anteile zur Gesamtprobe in Bezie hung und erhält den prozentualen Anteil der einzelnen Futterkomponenten. Die Futtermittelmikroskopiker arbeiten in der internationalen Arbeitsge meinschaft für Futtermitteluntersuchung (IAG) www.iag-micro.org, Sektion 22 LMS-aktuell 4/2007 Futtermittelmikroskopie, nach einheitlichen Methoden zusammen. Der IAG gehören 35 Institutionen aus 15 europäischen Ländern an. 2006 konnte die LUFA Rostock der LMS die Mitglieder der IAG zur Jahrestagung als Gäste in Rostock begrüßen. Fachlicher Schwerpunkt dieser Konferenzen ist die Qualitätssicherung durch die Auswertung umfangreicher Ringversuche. Wei terhin steht die Methodenentwicklung im Mittelpunkt sowie die Erarbeitung von Standpunkten für aktuelle nationale und europäische Entscheidungen (Stichwort BSE oder tierische Bestandteile in Zuckerrüben). Sollten wir Ihr Interesse für die Futtermittelmikroskopie geweckt haben, besuchen Sie uns auf unserem Stand Nr. 243 in Halle 2 auf der diesjährigen MeLa. Vor Ort können Sie sich praktisch am Mikroskop betätigen. Kontakt: Marion Dunker Stv. Leiterin Probenlogistik/Agrarbiologie LUFA Rostock der LMS (s. Impressum) Telefon: 0381 2030771 E-Mail: [email protected] LMS-aktuell 4/2007 23
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