Kinderrechte im Unterricht und in fächerübergreifenden

Makista, Frankfurt/ Main, 25.03.15
Kinderrechte im Unterricht und in fächerübergreifenden Projekten
Fortbildung an der Gutenbergschule Darmstadt am 19. März 2015 in der Reihe „Kinderrechte lernen und leben“ des Modellschul-Netzwerks für Kinderrechte Hessen. Ein Programm von Makista in
Kooperation mit dem Hessischen Kultusministerium, UNICEF Deutschland mit der Ann-KathrinLinsenhoff-UNICEF-Stiftung, dem Deutschen Kinderhilfswerk und der Zukunftsstiftung Bildung.
Damit Kinder ihre Rechte wahrnehmen können, müssen sie sie zunächst kennenlernen und verstehen. Gleichzeitig ist die Vermittlung der Kinderrechte Teil der Kinderrechtskonvention selbst: Sie
enthält die Verpflichtung zur Bekanntmachung und das Recht der Kinder auf Information über alle
Dinge die sie belangen. Wie aber können Kinderrechte kindgerecht vermittelt werden? Wo können
sie in den Unterricht und fächerübergreifende Projekte eingebracht und verankert werden? Welche
Materialien und Konzepte unterstützen dabei?
Die Gutenbergschule Darmstadt (Kooperative Gesamtschule) und die Albert-Schweitzer-Schule
Langen (Grundschule) gaben in der Fortbildung am 19. März 2015 ihre Erfahrungen mit der Verankerung der Kinderrechte im Schulcurriculum an Lehr- und Fachkräfte aus ganz Hessen weiter:
Kinderrechte als Thema sind nicht beschränkt auf den Sachunterricht, die Politische Bildung oder
Ethik. In jedem Unterrichtsfach können Kinder innerhalb der fachbezogenen Zielsetzungen nicht
nur über die Kinderrechte informiert, sondern zu eigenen Erfahrungen damit angeregt werden –
durch Erkundungen, Umfragen, Interviews, Beobachtungen und vieles mehr. Wenn Gelegenheitsräume geschaffen werden, in denen Kinder demokratisches Handeln lernen und üben können,
werden Kinderrechte zum „gelebten Miteinander“.
Durch den Fortbildungstag führte das Kinderrechte-Team der Gutenbergschule: Jutta Gerbinski
(Sozialpädagogin) und Hannes Marb (Schulleitungsmitglied) gemeinsam mit Uwe Zocholl (Lehrkraft) und Fabian Friedrich (Lehrkraft). Als Expertinnen der Albert-Schweitzer-Grundschule gaben
Barbara Busch (Schulleiterin) und Carola Süss (Lehrkraft) einen Input.
Programm der Fortbildung zum Download
Die Gutenbergschule auf dem Weg zur Kinderrechte-Schule
Seit Jahren ist der Aspekt „Vom sozialen Lernen
zum sozialen Handeln" ein wichtiger Bestandteil des
Unterrichts an der Gutenbergschule, der sich vor
allem im Rahmen ihrer Beteiligung am Projekt der
Bund-Länder-Kommission „Demokratie lernen und
leben“ (2003-2007) gefestigt hat. Die Schule entwickelte die Bausteine ihrer pädagogischen Arbeit
weiter und führte sie unter dem Dach der Kinderrechte zusammen.
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Im Schul-Curriculum für die Jahrgänge fünf bis zehn sind die Kinderrechte für alle Fächer interdisziplinär festgeschrieben und speziell im Fach „Soziales Lernen“ der fünften Klassen verankert. Hier
arbeitet sich die Klasse in das Thema ein und klärt beispielsweise, wie die Kinderrechte mit bereits
bekannten Umgangs- oder Kommunikationsregeln zusammenhängen. Projektwochen zum Thema
Kinderrechte sind in Jahrgang 5/6 (rund um den Weltkindertag am 20.09.) und in Jahrgang 9/10
(rund um den Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention am 20.11.) im Schulprogramm verankert.
Der nah gelegene Walderlebnispfad wurde zur „Treppe der Kinderrechte“ umgestaltet, ein Kinderrechte-Quiz-Pfad wurde erarbeitet, wichtige Kinderrechte in Gebärdensprache übersetzt, ein Kinderrechte-Klettern als Spendenaktion organisiert, ein SMS-Flashmob für die Kinderrechte umgesetzt, ein Fußballturnier für Integration veranstaltet, ein Kinderrechte-Rap einstudiert u. v. m.
Für ihr Engagement wurde die Schule mehrfach ausgezeichnet: Zweimal beim bundesweiten
UNICEF-JuniorBotschafter-Wettbewerb sowie bei dem Kinderwelten-Award „Fit fürs Leben“ 2011 –
als Preis wurde ein 10-minütiger Film zu den Kinderrechteaktivitäten der Schule produziert.
Ansprechperson an der Schule: Jutta Gerbinski und Hannes Marb
Curriculare Einbindung der Kinderrechte
Ein Weg, mehr Kollegen der Kooperativen Gesamtschule in die Schulentwicklung zu Kinderrechten
einzubeziehen, war die Einbindung der Kinderrechte in das Schulcurriculum und damit in alle Unterrichtsfächer. Die Aufnahme der Kinderrechte in den Hessischen Referenzrahmen Ende 2011 hat
dieses Vorhaben bestärkt. In einer Fachleiterkonferenz wurden mittels „Mind Map“ in den einzelnen
Klassenstufen Unterrichtsinhalte der verschiedenen Fächer benannt, bei denen ein direkter Bezug
zu den Kinderrechten besteht – z. B. das Kennenlernen der Gebärdensprache als inklusives Prinzip (Ethik, Deutsch) und die Übersetzung der Kinderrechte in Gebärdensprache oder das szenische Handeln im Fremdsprachenunterricht. An diesem Kinderrechte-Curriculum orientieren sich
alle Fachlehrer im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit. Für die Lehrkräfte schafft es Transparenz darüber,
wo die Kinderrechte ausdrücklich thematisiert werden und wo ein beiläufiger Verweis auf ein bestimmtes Kinderrecht genügt.
Ansprechperson an der Schule: Jutta Gerbinski und Hannes Marb
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Hol Dir die Kinderrechte in die Sportstunde – Rent a Parkour
Besonders erfolgreich werden die Kinderrechte an
der Gutenbergschule seit 2011 in Verbindung mit
der Trendsportart „Parkour“ im Sportunterricht vermittelt. Dabei wird deutlich, dass die SchülerInnen
bei der Erarbeitung und Vermittlung der Kinderrechte selbst eine aktive Rolle haben und als Peers ihre
Altersgenossen informieren und motivieren können.
Jeweils eine Realschulklasse aus Jahrgang 7 ist für
ein Schuljahr unter dem Motto „Rent a Parkour - hol
dir die Kinderrechte in deine Sportstunde“ für diese
Aktion zuständig. Der Aufbau und die Bewältigung
des Parkours in Kleingruppen stehen immer im direkten Zusammenhang mit einem von zehn wichtigen Kinderrechten. Kindergärten, Grund-, Förder- und weiterführende Schulen können die Mischung aus Bewegung und Kinderrechte-Wissen für ihre Sportstunde buchen. Entweder kommen
die anderen Schulen dabei an die Gutenbergschule oder das Parkour-Team besucht die anderen
Einrichtungen vor Ort.
Ansprechperson an der Schule: Fabian Friedrich
Video-Projekt: Lehrfilm zum Thema Kinderarbeit
Als Projektarbeit im Unterricht Politik und Wirtschaft hat eine 8te Klasse einen Lehrfilm zum Thema
Kinderarbeit erstellt. In zwölf Unterrichtsstunden ist ein Film von der Idee, über das Drehbuch und
das Drehen bis zum Schneiden entstanden. In dem Film informieren die Schülerinnen und Schüler
über die Situation arbeitender Kinder weltweit. Sie machen darüber hinaus aufmerksam auf Dinge,
die wir hier in Deutschland dagegen tun können – z. B. unser Konsumverhalten hinterfragen oder
Aufklärungsarbeit leisten.
Ansprechperson an der Schule: Uwe Zocholl
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Hospitationen: Unterrichtsbeispiele für Erdkunde, Englisch, Deutsch
Erdkunde: Kleingruppenarbeit zum Thema Wasser
mit anschließender Präsentation und Anknüpfung
an die Menschrechte/ Kinderrechte. Wo ist frisches
Trinkwasser verfügbar, wo nicht? Was bedeutet das
für das Leben der Kinder/ Menschen? Was tun
Hilfsorganisationen? Was kann außerdem getan
werden?)
Englisch: Diskussion in der Fremdsprache zur Thematik Fairtrade/ Kinderarbeit am Beispiel des Verkaufs von Chillischoten in den USA, die in Mexico
angebaut und häufig von Kindern geerntet werden.
Welche Folgen hat die Kinderarbeit für die Kinder?
Welche Kinderrechte werden verletzt?
Deutsch: In Zweierteams entwickeln die Schülerinnen und Schüler einen Dialog über die Realisierung
eines ausgewählten Kinderrechts und präsentieren
eine ausgewählte Szene vor der
Klasse.
Kinderrechte und Demokratie in der Grundschule Praxis-Ideen aus der Albert-Schweitzer-Schule Langen
Seit ihrer Teilnahme am BLK-Programm „Demokratie lernen & leben“ (2003-2007) und dem Einstieg in das Kinderrechte-Netzwerk 2010 gibt die Albert-Schweitzer-Grundschule ihre Erfahrungen
im Bereich Demokratieerziehung an Interessierte weiter. Der demokratische und partizipative
Grundgedanke ist nicht nur im Leitbild der Schule festgeschrieben („Haus der Demokratie und Kinderrechte“), sondern auch im Schulalltag umgesetzt und spürbar.
Demokratie und Kinderrechte gehören zusammen! Ein Demokratie-Curriculum mit Leitfäden für
jede Jahrgangsstufe schreibt die unterrichts- und fächerübergreifende Praxis fest und dient allen
Lehrkräften als verbindliche Orientierung. Im Schulcurriculum wurden die Bausteine des Demokratielernens um den Aspekt Kinderrechte erweitert. Für die Jahrgangsstufe 3 werden dort u.a. folgende Orientierungen gegeben: „Kennenlernen der Kinderrechte im Unterricht“; „Vorstellen der
Kinderrechte auf einem Elternabend“; „ein Projekt durchführen, das die Durchsetzung der Kinderrechte in einem anderen Land unterstützt“.
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Die Schule gewährleistet dadurch, dass sich die Lehrkräfte konkret mit den Kinderrechten auseinandersetzen und in den Kontext des gesamten Schulprofils setzen. Zum anderen lernen ALLE
Kinder ihre Rechte kennen und sprechen über deren Umsetzung in ihrem Alltag - sei es in Schule,
Freizeit oder Familie. Als Unterstützung dafür gibt es in jedem Jahrgang eine „Demokratie-Kiste“.
Darin finden die Lehrkräfte Unterrichtseinheiten, Literatur, Beispielaktionen und weitere Materialien.
In dem Film „Ein Koffer voller Rechte“ zeigt die Grundschule, was ihr Profil als Kinderrechte-Schule
ausmacht. Dafür wurde sie mit dem Sonderpreis für Schulentwicklung „Kinderrechte machen Schule“ beim UNICEF-JuniorBotschafter-Wettbewerb 2012 ausgezeichnet.
Ansprechperson an der Schule: Barbara Busch
Zur Fortbildungsreihe „Kinderrechte lernen und leben“
In der Reihe „Kinderrechte lernen und leben“ lädt das ModellschulNetzwerk für Kinderrechte Hessen zu Hospitationen und Fortbildungen
ein. Aktive Kinderrechte-Schulen zeigen in Kooperation mit Experten, wie
sie die Kinderrechte in einzelnen Unterrichtsfächern, in Projekten und als
Teil ihrer Schulkultur umsetzen – so wie es der Hessische Referenzrahmen Schulqualität seit 2011 empfiehlt.
Die Themen der Fortbildungsreihe decken wichtige Aspekte einer erfolgreichen Schulentwicklung unter dem Fokus Kinderrechte ab. In jeder Veranstaltung steht eine Kinderrechte-Schule im Vordergrund, die zu sich
einlädt und ihren individuellen Weg zur Kinderrechte-Schule unter dem thematischen Schwerpunkt
beschreibt. Alle Veranstaltungen stellen Beispiele aus Grund- und weiterführenden Schulen vor.
Flyer zur Fortbildungsreihe zum Download
Kontakt: Makista e. V., Projektleitung Kinderrechte-Schulen,
Jasmine Gebhard, Tel.: 069 949446741,
Mail: [email protected] oder [email protected]
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Anhang: Mehr zum Thema „Kinderrechte kennenlernen“
Weitere Beispiele aus dem Netzwerk der Kinderrechte-Schulen
Unterrichtsstunde „logo-Nachrichten“ im Jahrgang 4 an der Gebeschusschule Hanau: Einmal in der
Woche sprechen die Schülerinnen und Schüler über die Neuigkeiten aus der KiKaNachrichtensendung logo! Anhand von Bildern zu den dort besprochenen Themen erklären die
Kinder um was es dabei ging, warum das Thema wichtig ist und wie es mit anderen Weltgeschehnissen zusammenhängt.
Kinder als Lehrer für Kinderrechte an der Grundschule Stierstadt: Nach dem Motto „Lernen durch
Lehren“ machen Kinder der vierten Klassen die
Kinderrechte jahrgangsübergreifend bekannt. Dafür
arbeiteten sie eine Präsentation und Fragen mit
Hilfe von Piktogrammen 10 wichtiger Kinderrechte
aus und zogen damit von Klasse zu Klasse. Neben
Informationen zu den Kinderrechten erhielt jede
Klasse den Auftrag, sich mit einem ausgewählten
Recht im Unterricht näher zu beschäftigen.
Materialtipps

Literatur- und Materialliste, Hinweise auf Filme und Links:
www.kinderrechteschulen.de/materialien

Kurzfilm „Ideen aus dem Schulnetzwerk für Kinderrechte
Hessen“: www.kinderrechteschulen.de

CD Praxismaterialien Grundschule (für Kinder von 5-7- und
8-12 Jahre)„Kinderrechte in die Schule. Gleichheit, Schutz,
Förderung,. Partizipation“
Rosemarie Portmann (gemeinsam mit Makista) 2014, Wochenschau Verlag (90 Arbeitsblätter/ 45 S. Einführung, Methoden, Literatur)

CD Praxismaterialien Sekundarstufe I „Kinderrechte in die
Schule. Gleichheit, Schutz, Förderung, Partizipation“
Rosemarie Portmann (gemeinsam mit Makista) 2015, Wochenschau Verlag (60 Arbeitsblätter/ 50 S. Einführung, Methoden, Literatur)
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
„Praxis-Mappe Kinderrechte für die Klasse“ von Makista,
mit: 2 Poster „Die Kinderrechte – kurz gefasst“ (A2), 2 Poster „Kinderrechte Geburtstagskalender“ (A2), 25 Postkarten
„Alle Kinder haben Rechte!“ (mit Übung „KinderrechteWahl“ auf der Rückseite), 25 „Elterninfo Kinderrechte“, 1
Handreichung zur Schulentwicklung „Schule als Haus der
Kinderrechte“, Broschüren aus der Reihe „Kinderrechte
machen Schule“
Bestellung: www.kinderrechteschulen.de/materialien

Broschüre „Kinderrechte machen Schule 2.
Unterrichtsanregungen für einzelne Fächer
Makista (Hg.) 2013

UNICEF Deutschland:
Broschüre „Kinderrechte in Deutschland. Unterrichtsmaterialien für die Klassen 4-7“; Büchlein „UNKinderrechtskonvention in kindgerechter Sprache“
Mehr: www.unicef.de/infothek

Deutsches Kinderhilfswerk: Broschüre „Hier steht nichts
drin…was Du nicht über die Kinderrechte wissen musst“;
Pixi-Buch „Wir bestimmen mit“; Büchlein „Kinderrechte.
Kinder fragen – Experten antworten“
Mehr: www.dkhw.de
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