Anleihen-Newsletter

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L
Unter der Lupe
Bis neun Jahre Laufzeit sind
Bundesanleihen negativ verzinst
Das ist eine verkehrte Welt: Der deutsche Staat bekommt für Anleihen bis neun Jahre Geld
für die Aufnahme von Schulden. Verschiedene Marktbeobachter sehen in den niedrigen
Zinsen bereits eine Blase und warnen vor einer Zinswende.
Investoren von kurz und lang laufenden
Anleihenkaufprogramm der EZB. Gleichzei­
Staatspapieren in der Eurozone können nur
tig sind Banken, Versicherer und Fondsma­
noch mit dem Kopf schütteln. Am 17. April
nager aufgrund von regulatorischen Vorga­
2015 hatten zehnjährige Bundesanleihen
ben dazu gezwungen, Anleihen zu kaufen
gerade einmal noch eine Verzinsung von
und zu halten.
0,05 Prozent pro Jahr. Alle Anleihen mit
einer kürzeren Laufzeit waren negativ. Nie­
Die Risiken einer Zinsumkehr steigen
derländische und französische Staatspapie­
Mit diesem verkehrten Zinsumfeld steigen
re waren bis zu einer Laufzeit von sechs
allerdings auch die Risiken: Das Zinsumfeld
Jahren negativ. Das
kann sich durch die
So bezahlen Anleger auf Jahressicht
bedeutet, dass die­
Änderung des Um­
dem deutschen Staat 0,27 Prozent
se Staaten für die
felds schlagartig än­
für das Halten einjähriger Anleihen.
Emission von eige­
dern. So kann ein
nen Schulden Geld bekommen. So bezah­
selbst geringer und unvorhergesehener
len Anleger auf Jahressicht dem deutschen
Anstieg der Inflationsrate zu einer Flucht
Staat 0,27 Prozent für das Halten einjähriger
aus Staatsanleihen führen. Im Zusammen­
Anleihen. Für niederländische Papiere wür­
hang damit könnte auch eine geopolitische
den 0,25 Prozent fällig, für französische
Verschlechterung z. B. im Mittleren Osten
immerhin noch 0,17 Prozent. Man überlege
zu einem steigenden Ölpreis führen, der
sich: Investoren bezahlen den Staat für das
einen indirekten Einfluss auf die Inflations­
Halten von Schulden, der wiederum seine
rate hat. Parallel ist eine Verbesserung der
Schulden bzw. seine Ausgaben mit diesen
Konjunktur nicht unwahrscheinlich. In der
Zahlungen senken kann. Letztlich wäre die
Europäischen Union steigen die Autozulas­
Aufnahme von neuen Schulden für diese
sungen im März auf ein 7-Jahres-Hoch.
Länder ein gutes Geschäft, denn sie könn­
Selbst ein Ausscheiden Griechenlands aus
ten ihre Haushalte mittel- bis langfristig
dem Euro könnte für einen Anstieg sorgen,
damit entlasten. Die Gründe für diese Ent­
denn die Schuldenlast der Euro-Staaten
wicklung sind bekannt: Auf der einen Seite
würde sich auf einen Schlag um 3 Prozent
die negativen Zinsen der Europäischen Zen­
in Relation zum Bruttoinlandsprodukt erhö­
tralbank (EZB) für Übernachteinlagen bei
hen, was das Rating der Euro-Staaten ver­
der Zentralbank, zum anderen das massive
schlechtert.
24. April 2015 | Ausgabe 4

Inhalt
1 Unter der Lupe
Bis neun Jahre Laufzeit sind Bun desanleihen negativ verzinst
2Nachrichten
• Schweiz: Verschuldung wird loh nendes Geschäft
• Bill Gross: Gegen Bundesanlei hen wetten
3 Serie Länderporträts
Island
3Impressum

EURO-BUND-Future*
*Hinweis: Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind
kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwick­
lung. Bei anderen als in Euro notierten Wertpapieren kann
die Performance infolge von Währungsschwankungen
steigen oder fallen.

Übersicht Indizes
INDEX
Stand
% zur
52week
24.04.15 Vorwoche High
11.789,11 +0,86% 12.390,75
DAX
Dow Jones 18.058,69 +1,30% 18.288,63
S&P 500 2.112,93+1,53% 2.120,49
NASDAQ
5.056,06+2,52% 5.073,09
Nikkei 225 20.020,04 +1,87% 20.252,12
EUR/USD 1,0869+0,59%
1,3995
Öl (NYMEX)
107,68
57,73+2,83%
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Was maxblue-Kunden handeln?
Meistgehandelte Anleihen der maxblue-Kunden vom 13.04. bis zum 17.04.2015
Rang WKN
Bezeichnung 1
2
3
4
5
XM2GTD XM2HPU XM2JMC A14J3Z A14J61 maxblue-Handelstrend (Anzahl Trades)
verkauftgekauft
Deutsche Bank AG Easy Aktienanleihe 15(16)DBK
Deutsche Bank AG Easy Aktienanleihe 15(16)CBK
Deutsche Bank AG Easy Aktienanleihe 15(16)SDF
ADLER Real Estate AG Anleihe v.2015
Bayer AG FLR-Sub.Anl.v.2015
Die Rangfolge ergibt sich aus allen gesammelten Trades nach Anzahl sortiert.
Der maxblue-Handelstrend ergibt sich aus dem Handelsverhältnis zwischen Käufen und Verkäufen.
Eine Übersicht aller meistgehandelten Werte finden Sie hier.

Nachrichten – Märkte, Trends und Konjunktur

maxblue Wissen
Schweiz: Verschuldung wird lohnendes Geschäft
Aktienanleihen
Erneut sorgt die Schweiz für Aufsehen am Kapitalmarkt. Nachdem sich im Januar die
Schweizer Nationalbank von der Untergrenze von 1,20 Franken für 1 Euro verabschiede­
te, ist es nun der Staat, der mit Emission einer zehnjährigen Anleihe mit einer negativen
Rendite von sich reden macht. Die Papiere weisen zwar eine Nominalverzinsung von 1,5
Prozent auf, allerdings wurden sie bei Emission mit einer Rendite
von –0,06 Prozent an private Investoren verkauft. Diese bezahlen
die Eidgenossen somit dafür, dass sie dem Staat längerfristig Geld
leihen. Die Schweiz dürfte nicht das einzige Land bleiben. So ist
die Rendite zehnjähriger Anleihen der Bundesrepublik Deutschland
inzwischen auch nicht mehr weit vom negativen Bereich entfernt.
Wenngleich der Schuldenabbau seit der EWU-Schuldenkrise das
Gebot der Stunde ist, ist die Frage durchaus berechtigt, ob Staaten
nicht von der Möglichkeit Gebrauch machen sollten, sich zum Nulltarif zu verschulden
bzw. Anleihen mit negativer Rendite zu begeben. So ließe sich für Zeiten vorsorgen, in
denen das Zinsniveau wieder anzieht.
Eine Aktienanleihe ist eine Inhaber­
schuldverschreibung, deren Rück­
zah­­
lung an die Kursentwicklung
einer Aktie gekoppelt ist. In Abhän­
gigkeit von der Kursentwicklung des
Basiswertes wird die Anleihe am
Ende der Laufzeit entweder zu 100
Prozent zurückgezahlt oder der An­
leger erhält die im Verkaufsprospekt
genannten Aktien. Als Prämie für
das Risiko der Aktienlieferung erhält
der Anleger eine über dem aktuellen
Marktzins liegende feste Verzinsung.
Bill Gross: Gegen Bundesanleihen wetten
Bill Gross, Fondsmanager und Gründer des Vermögensverwalters Pimco, stellte lange
sein Gespür für die Entwicklungen am Anleihemarkt unter Beweis. Seine neueste Invest­
ment-Idee bezieht sich auf deutsche Staatsanleihen. Konkret sieht Gross bei den als Inbe­
griff einer sicheren Anlage geltenden zehnjährigen Bundesanleihen eine einmalige Gele­
genheit, um auf fallende Kurse zu setzen. Allerdings sollten sich Anleger damit solange
gedulden, bis die Europäische Zentralbank (EZB) ihre umfang­
reichen Wertpapierkäufe beendet hat. Mit den Käufen will die
EZB die Konjunktur in der Eurozone ankurbeln. EZB-Präsident
Mario Draghi trat jüngst Spekulationen entgegen, wonach die
Währungshüter bei einer schnelleren Erholung der Konjunktur
das Programm eher als im September 2016 auslaufen lassen
könnten. Sobald die Wirtschaft in der Eurozone wieder stärker
wächst und das Thema Griechenland vom Tisch ist, werde die Nachfrage der Investoren
nach sicheren Anlagen nachlassen. Hält die EZB zudem das Zinsniveau nicht mehr künst­
lich niedrig, werden die Renditen für Bundesanleihen nach Gross’ Kalkulation steigen bzw.
die Kurse der Staatsanleihen fallen.
2 | maxblue Anleihen-Newsletter · 24. April 2015 · www.maxblue.de
Bundesanleihen
Bundesanleihen sind Inhaberschuld­
verschreibungen der Bundesrepublik
Deutschland mit einer Laufzeit von
10 bis 30 Jahren. Am deutschen Ka­
pitalmarkt sowie im Kapitalverkehr
mit dem Ausland nehmen sie eine
zentrale Stellung ein, da ihre jeweili­
gen Konditionen wichtige Orientie­
rungsgrößen für den gesamten
Markt auf Euro lautender Schuldver­
schreibungen sind. Bundesanleihen
sind mit einem festen Nominalzins
ausgestattet und besitzen variable
Ausgabepreise. Ihr Erwerb unterliegt
keinerlei Beschränkung.

Serie
Island: Eine Wirtschaft
unter Quarantäne

Länderporträts
TEIL 79
Die Erinnerung an Islands schwere Ban­
ken- und Schuldenkrise im Jahr 2008
gerät mehr und mehr in Vergessenheit.
Dabei leidet das Land nach wie vor unter
Kapitalverkehrskontrollen. Die wirtschaft­
liche Quarantäne, in der sich Island befin­
det, lähmt die weitere wirtschaftliche Ent­
wicklung.
Zeitgleich mit der Finanzkrise 2008, die
ihren Ursprung in der US-amerikanischen
Immobilienblase hatte, brach auch die
Staat garantiert werden konnten. Der Wert
der isländischen Krone sank im Jahr 2008
Wirtschaft Islands zusammen. Aufgrund
der globalen Krise fanden die Geschehnis­
innerhalb von wenigen Wochen um die
Hälfte. Da Privatpersonen Häuser und
se in Island ungerechtfertigterweise nur
wenig Aufmerksamkeit. Dabei zeigt die
Autos mit Fremdwährungskrediten finan­
zierten, war ein großer Teil der isländi­
Island-Krise viel Lehrreiches über die
Funktionsweise des modernen Finanzsys­
schen Bevölkerung insolvent und konnte
tems u n d d e re n
die Finanzierungen
In den Boom-Jahren von
Instabilität. In den
nicht mehr bezah­
2003 bis 2007 wurde Island beinahe
Boom-Jahren von
len. Das Kreditkar­
wie ein Hedgefonds geführt.
2003 bis 2007
tenhaus fiel in sich
wurde Island beinahe wie ein Hedgefonds
zusammen. Die Regierung versuchte, die
geführt. Die drei großen isländischen Ban­
sozialen Härten durch Gesetze zu mildern,
ken häuften innerhalb von wenigen Jahren
aber nach wie vor gibt es eine Unmenge
Kre­dite, Einlagen und Beteiligungen aus
an faulen Krediten, die noch nicht berei­
der ganzen Welt an. Die Banken wuchsen
nigt wurden.
so schnell, dass die Bilanzen der Banken
Kapitalkontrollen
zehnmal größer als das Bruttosozialpro­
dukt Islands waren. Dabei hat Island gera­
Eine Maßnahme, um die Situation in den
Griff zu bekommen, war die Einführung
de einmal eine Bevölkerung von 320.000,
was der deutschen Stadt Gelsenkirchen
von Kapitalkontrollen. Der Abfluss von
Kapital sollte gestoppt werden. Dies
entspricht. Resultat war, dass die ange­
häuften Schulden nach dem Ausbruch der
kommt einer wirtschaftlichen Quarantäne
gleich, denn es betrifft nicht nur den
Finanzkrise nicht mehr durch den eigenen
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Herausgeber
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Theodor-Heuss-Allee 72
60486 Frankfurt am Main
Konzeption und Gestaltung
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In der Schmalau 6-8
90427 Nürnberg
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3 | maxblue Anleihen-Newsletter · 24. April 2015 · www.maxblue.de
Abfluss, sondern auch den Zufluss. Inves­
titionen aus dem Ausland müssen speziel­
le Ausnahmegenehmigungen erhalten,
was mit erheblichem bürokratischen Auf­
wand verbunden ist. Auf der anderen Seite
sind Isländer, die ihr Geld nicht ins Aus­
land bringen können, gezwungen, ihr Geld
in Island anzulegen. So ist es kaum er­­
staun­lich, dass trotz aller Probleme ein
weiterer Immobilienboom ausgebrochen
ist. Ebenso profitiert das politische Estab­
lishment erheblich, weil ausländische Pro­
dukte für Isländer zu teuer sind und sie auf
einheimische, qualitativ minderwertige
Produkte ausweichen müssen. Die Regie­
rung befürchtet eine regelrechte Kapital­
flucht, falls die Kapitalkontrollen aufgeho­
ben werden, was die Währung weiterhin
schwächen würde. Der geringe Außen­
wert der Krone hat jedoch auch einen Vor­
teil: Für Touristen wird es erschwinglich,
auf die Insel zu kommen. Der Tourismus
boomt und hat sich seit dem Jahr 2008
versiebenfacht.
Verfügung gestellte Daten und Informationen.
Wiedergegebene Meinungen in Interviews
und Gastbeiträgen sind die persönlichen
Meinungen der Interviewpartner oder Auto­
ren und lassen keinen Rückschluss auf die
Haltung der Bank zu.
Für die konzeptionelle Erstellung sowie
redaktionelle Inhalte dieses Newsletters ist
die finanzpark AG verantwortlich.