Artikel der Leipziger Volkszeitung

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Dagmar FreDeric wirD 70
121. Jahrgang, Nr. 87 • Mittwoch, 15. 4. 2015 • 1,40 Euro
BezauBernDe „Hermine“
Die Schlagerdiva feiert in Meißen
und hat eine neue CD Seite 11
Emma Watson wird 25 und startet
nach „Harry Potter“ weiter durch Seite 28
Leipzig soll
Sozial-Campus
erhalten
Leipzig. Die Verhandlungen mit der Stadt
Leipzig über ein deutschlandweit wahrscheinlich einmaliges Projekt befinden
sich in einer vorentscheidenden Phase:
Vier Partner aus Kirchenkreisen planen
einen Sozial-Campus in Reudnitz. Auf einem 11 000 Quadratmeter großen Areal
an der Witzgallstraße/Riebeckstraße/Stötteritzer Straße sollen unter anderem eine
neue Kindertagesstätte, eine Einrichtung
der stationären Jugendhilfe, eine MutterKind-WG, ein Wohnheim für die Auszubildenden der Johanniter-Akademie und
ein Betreutes Wohnen entstehen. Darüber
hinaus haben die kirchlichen Partner in
Vorgesprächen mit der Kommune signalisiert, in dem Gebäudekomplex, der rund
20 Millionen Euro kosten wird, 30 Plätze
für Flüchtlinge einzurichten. Der Campus
Lorenzo – so der Arbeitstitel des Projekts –
würde zudem einen Schandfleck tilgen:
das ruinöse frühere Paul-Lange-Heim.
Hinter dem Sozial-Quartier stehen die
katholische Pfarrei St. Laurentius, der
Wohlfahrtsverband Caritas, das Bildungsinstitut Mitteldeutschland der JohanniterAkademie und der Investor „Basis d“, ein
Wohnungsunternehmen mit kirchlichen
© Seite 15
Wurzeln aus Dresden.
Heute in Der LVz
BLickpunkt
VW-chef Winterkorn
bleibt offenbar gelassen
WoLfSbURg. VW-Chef Martin Winterkorn
lässt sich den Machtkampf an der Führungsspitze des Autokonzerns nicht
anmerken. Was will eigentlich Volkswagen© Seite 3
Patriarch Ferdinand Piëch?
SacHSen
Dulig will Daniela kolbe als
SpD-generalsekretärin
DReSDen. Die Leipziger Bundestagsabgeordnete Daniela Kolbe (35) soll Generalsekretärin der SPD in Sachsen werden.
Parteichef Martin Dulig stellte gestern
© Seite 4
seine Wunschkandidatin vor.
auS aLLer weLt
bundesweite
Verkehrszählung beginnt
AAchen. Ob Autos, Laster, Mopeds oder
Räder – alles wird registriert. Gestern
begann die bundesweite Verkehrszählung.
Trotz modernster Technik hat der gute alte
Bleistift noch nicht ausgedient. © Seite 28
LVz muLtimeDiaL
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Finanzen
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LeitartikeL
Von
björn meine
Das Glas
ist halb voll
D
ie Ergebnisse der Kommunalen Bürgerumfrage 2014 passen zur Jahreszeit – obwohl die Leipziger sich zu ihrer
Stimmungslage geäußert haben, als im
Herbst die Blätter fielen. Noch nie seit
1991 waren die Bürger so zufrieden und
so guten Mutes wie jetzt. Die Einkommen
sind gestiegen, die Leipziger sind mit sich
im Reinen – mit ihrer Natur und Umwelt
auch. Als Problem bleibt die Kriminalität,
die wichtigsten kommunalen Aufgaben
sind Investitionen in Kitas, Schulen und
Straßen. Unter dem Strich bleibt: Das Glas
ist halb voll.
Leipzig hat Flair und ist eine Stadt zum Wohlfühlen: Das besagt eine aktuelle Umfrage, und das finden auch die beiden Studentinnen Judith Junghänel (22, l.) und Nathalie von
Bujtar (27, r.), die in der Messestadt im Café Stein am Markt in der Frühlingssonne ihren Kaffee genießen.
Foto: André Kempner
Umfrage der Stadt: Leipziger fühlen sich
wohl und blicken optimistisch nach vorn
Messestädter schätzen grüne Oasen und saubere Gewässer / Haushaltseinkommen steigen
Von KlaUs staeUbert
Leipzig. Die Leipziger fühlen sich pudelwohl in ihrer Heimatstadt und blicken so zuversichtlich wie nie zuvor in
die Zukunft. Vier von fünf Bewohnern
sind mit ihrem Leben zufrieden. Die Einkommen stiegen im vergangenen Jahr
deutlich. Das ergab die Kommunale Bürgerumfrage 2014, deren Ergebnisse gestern vorgestellt wurden.
„Seit 1991 führen wir diese Umfragen
durch, um Stimmungen in der Bevölkerung zu erfragen“, sagte der Vize-Chef
des Amtes für Statistik und Wahlen, Peter Dütthorn. Für die aktuelle Erhebung
wurden im vergangenen Herbst Fragebögen an 6000 Leipziger im Alter von 18
bis 85 Jahren verschickt. 2653 Befragte
antworteten, ihre Aussagen gingen in
die Auswertung ein. Die Ergebnisse
wurden unter anderem nach Alter, Geschlecht und Bildungsgrad der Teilnehmer gewichtet. „Die Umfrage ist damit
repräsentativ“, so Dütthorn.
DO
DReSDen/eRfURt. Die Zahl der Masernerkrankungen in Sachsen steigt weiter.
Bisher seien landesweit 179 Fälle festgestellt worden, sagte gestern eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums in
Dresden. Das sind doppelt so viele wie
vor einem Monat. Lag der Schwerpunkt
zunächst in Leipzig, stieg die Zahl der
Erkrankungen zuletzt in Dresden besonders an. Seit Jahresbeginn wurden dort
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2008
2009
91 Fälle gemeldet, wobei die Zahl seit
Mitte März auf hohem Niveau schwankt
– mit dem bisherigen Höchststand von
27 Anfang April. In Leipzig summierten
sich die Erkrankungen aktuell bisher auf
71. In Thüringen wurden mindestens 80
Fälle registriert, besonders betroffen ist
Erfurt. Angesichts der Häufung appellieren die Behörden an die Eltern, den
Impfschutz ihrer Kinder zu überprüfen.
2010
78
76
2011
2012
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65
Quelle: Stadt Leipzig –
Amt für Statistik
und Wahlen
Grafik: Patrick Moye
2013
2014
Die Grundmiete lag mit durchschnittlich 5,38 Euro je Quadratmeter 30 Cent
über der des Jahres 2013. Anders als in
der Vergangenheit fiel diesmal jedoch
der Anstieg der Kaltmiete deutlich höher
aus als der der Wohnnebenkosten.
Immer mehr Pluspunkte kann Leipzig
bei den Lebensbedingungen sammeln.
82 Prozent der Einwohner geben Grünanlagen, Parks und Naherholungsgebieten gute und sehr gute Noten. Drei von
vier Leipzigern schätzen den Zustand
der Gewässer.
Jeder Zweite sieht in der Kriminalitätsbelastung jedoch das größte Problem
der Stadt. Wie berichtet, verzeichnete
die Polizei im vorigen Jahr mit 79 235
Straftaten einen Kriminalitätsrekord. In
der Hitliste der größten Probleme aus
Bürgersicht rangieren hinter der Sicherheit der Straßenzustand (46 Prozent) und
die Kita-Plätze (34 Prozent). In Umweltbelastungen sehen lediglich noch acht
Prozent der Befragten Leipzigs größtes
© Leitartikel/Seite 16
Problem.
Jobcenter verhängt mehr Strafen
gegen Hartz-IV-Sünder
chemnitz. In Sachsen sind im vergangenen Jahr mehr Sanktionen gegen
Hartz-IV-Empfänger verhängt worden
als zuvor. Leipzig ist dabei trauriger Spitzenreiter: Nirgendwo sonst im Freistaat
wurden prozentual so viele Hilfebezieher mit einer Strafe belegt. Während es
sachsenweit nur jeden 30. erwischte,
war es jeder 20. in Leipzig. Die Quote
lag in der Messestadt mit 5 Prozent deut-
lich über dem Sachsenschnitt von 3,4
Prozent. Auch der Landkreis Leipzig
(4,4) und die Stadt Dresden (4,1) schnitten schlecht ab, Mittelsachsen (2,6) und
Nordsachsen (3,1) dagegen merklich
besser. Hauptgrund für die Kürzung des
Arbeitslosengeldes waren verpasste Termine im Jobcenter. Jugendliche waren
besonders oft betroffen, Männer häufi© Seite 9
ger als Frauen.
In Berlin sollen vielleicht bald unterschiedliche Parkgebühren für unterschiedliche Autos kassiert werden
FR
11° 3°
© Das ausführliche Wetter auf Seite 24
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das aktuelle Regenradar für
Mitteldeutschland.
30016
4 194318 401409
Angaben in Prozent
natsnettoeinkommen lag mit 3118 Euro
um 241 Euro höher als im Vorjahr. Der
Grund liegt für Schultz auf der Hand:
„Das liegt daran, dass sich der Arbeitsmarkt so positiv entwickelt hat.“ Die
Leipziger Arbeitslosenquote beträgt gegenwärtig zehn Prozent. Vor drei Jahren
waren es noch 14 Prozent.
Nahezu jeder Dritte bewertet das Angebot an Arbeitsplätzen, jeder Zweite
das an Lehrstellen positiv. Die Zufriedenheit auf diesem Sektor hat sich seit
2011 verdoppelt.
Je länger, desto teurer
Von reinhard Urschel
23° 9°
Lebenszufriedenheit und Zukunftssicht
Masern breiten sich aus: Doppelt
so viele Fälle wie vor einem Monat
wetter
MI
78 Prozent der Befragten bewerten
ihr Leben in Leipzig positiv. Ein neuer
Spitzenwert. Mit 65 Prozent blicken so
viele Leipziger wie nie zuvor zuversichtlich in die Zukunft. Die Einkommen waren im vergangenen Jahr in der Stadt
deutlich stärker gestiegen als die Mieten. Im Durchschnitt hatte jeder Haushalt monatlich 1662 Euro zur Verfügung.
Das waren 113 Euro mehr als im Vorjahr.
„Besonders stark fiel der Lohnzuwachs
bei Familien mit Kindern aus“, sagte
Statistikerin Andrea Schultz. Deren Mo-
W
ild geparkt wird bestimmt in allen
Städten und Gemeinden des Landes. Weil man in der Hauptstadt Berlin
aber bekanntlich alles ein bisschen toller
treibt als anderswo, sind die Parksitten
hier noch ein wenig wilder und die Fahrstile eine Spur flotter. Schon allein
deshalb fühlen sich die Ordnungsbehörden über das
gewöhnliche Maß herausgefordert.
Kürzlich hat die Berliner
Polizei sogar um die Ecke
gedacht und blaulichtbestückte, blau-silberne Einsatzwagen mit
Radar und Blitzlichtkameras ausgestattet.
Denn niemand komme so schnell drauf,
dass ein gewöhnlicher Streifenwagen
plötzlich blitze. Kaum haben die Autofahrer diesen Angriff verdaut, müssen sie
sich jetzt mit einer weiteren, womöglich
Foto: André Kempner
finanziell schmerzhaften Idee ihrer Ordnungsbehörden auseinandersetzen. Im
Senat prüft man derzeit eine Art typenbezogene Form der Parkraumbewirtschaftung. Ein wenig vulgär, aber auf Anhieb
verständlich ausgedrückt, also auf Berliner Art, heißt das: Wer den Längsten hat,
zahlt am meisten. „Die rechtlichen und
organisatorischen Rahmenbedingungen sind zu prüfen“, heißt es in der
Vorlage. Der Parkraum ist in Berlin
besonders knapp,
aber allein deshalb wird es noch
keine kurzen oder
langen Parkbuchten geben. Dafür aber
womöglich bald drei verschiedene Knöpfe mit unterschiedlichen Gebührensätzen
für beispielsweise Smarts, Volkswagen
und Stretchlimousinen. Vordergründig
geht es um Klimaschutz. Der Senat nimmt
zu Recht an, dass längere Automobile einen höheren Schadstoffausstoß verursachen. Ein Smart verpufft nur 87 Gramm
Kohlendioxid pro Kilometer, die Mercedes-S-Klasse locker das Dreieinhalbfache. Damit das Ordnungsamt bei seinen
Kontrollgängen nicht überfordert wird,
denkt man an Längenpunkte in grün,
gelb und rot. Je nach Taste auf dem ParkAutomaten kommen dann auch farblich
abgestimmte Belegzettel zum Vorschein.
Nach einem Winter, in dem man auf
den Straßen auch zu anderen Schlüssen
kommen konnte, liefert die Bürgerumfrage ein wohltuendes Ergebnis. Pegida und
Legida waren Versammlungen von Menschen, die aus verschiedenen Gründen
unzufrieden sind. Die Bewegung radikalisiert sich in diesen Tagen wieder und bietet damit Anlass zur Kritik. Dennoch hat
sie in den zurückliegenden Wochen einen
Denkprozess in Gang gesetzt. Die GidaBewegung war Blitzableiter für aufgestauten Frust, den man ernst nehmen
muss. Man konnte zeitweise den Eindruck
gewinnen, dass dieser Frust von sehr vielen Menschen getragen wird. Das war
aber nie so – denn es gab ja auch eine
breite Gegenwehr, die gerade anfangs
deutlich größer war. Auch die Kommunale Bürgerumfrage zeigt jetzt wieder: Die
Mehrheit ist optimistisch.
Der anhaltende Aufwärtstrend, den die
städtischen Demoskopen registrieren, ist
nicht nur Ausdruck guter Wirtschaftsdaten. Er liegt auch in einem einzigartigen
Lebensgefühl begründet, das sich in diesen Tagen wieder besonders spüren lässt,
wenn viele Menschen die kompakte und
vielfältige Innenstadt bevölkern, über die
Weiße Elster durch Plagwitz paddeln, ins
Umland mit seinen Seen aufbrechen, eine
einmalige Kultur und Subkultur genießen.
Das alles kann über die Konfliktfelder
nicht hinwegtäuschen. Die Bürger haben
einen guten Sinn dafür, was klappt und
was nicht. Was sie Verwaltung und Politik
ins Aufgabenheft schreiben, sind genau
die zentralen Punkte, um die es schon seit
einiger Zeit geht: schlechte Straßen und
Kriminalität. Für Stoßdämpfer bleiben
manche Routen eine Herausforderung.
Parallel zur Zufriedenheit hat auch die
Kriminalität einen neuen Höchststand erreicht. Für 2014 verzeichnet die Polizei
79 235 Straftaten, damit einen Zuwachs
zum Vorjahr um 12,5 Prozent – und so viele Delikte wie seit 1999 nicht mehr. Leipzig ist also auch eine Stadt der Schlaglöcher und der Diebe. Trotz bestehender
Lücken ist es aber im Vergleich mit anderen Großstädten keine Stadt der fehlenden Kita-Plätze.
Es überwiegen offenbar die Vorzüge,
die weiterhin viele Menschen hierher locken. Die Stadt wächst. Es gibt Prognosen, die für das Jahr 2030 zwischen
570 000 und 630 000 Einwohner prophezeien. Die zentrale Aufgabe der Zukunft
wird es sein, dieses Wachstum so zu gestalten, dass der Reiz und der Charme
dieser Stadt erhalten bleiben. Sonst könnte die Zufriedenheitskurve bei künftigen
Umfragen nach unten zeigen.
➦ [email protected]
G-7-Außenminister
beraten in Lübeck
über Ukraine-Konflikt
Lübeck. Begleitet von strengen Sicherheitsvorkehrungen hat gestern in Lübeck
das Treffen der Außenminister aus den
sieben großen Industrienationen (G 7) begonnen. Sie bereiten den G-7-Gipfel der
Staats- und Regierungschefs vor, der im
Juni in Schloss Elmau in Bayern stattfindet. Wichtigstes Thema ist der Konflikt in
der Ukraine. Russland wurde wegen der
Annexion der Krim bereits 2014 aus der
Gruppe ausgeschlossen. Zum Schutz vor
Krawallen waren mehr als 3500 Polizisten im Einsatz. Nach einer friedlichen
Demonstration gab es gestern Abend einige Scharmützel zwischen G-7-Gegnern
und der Polizei. Danach beruhigte sich
© Seite 2
die Lage wieder.