Teil 1 - Wir helfen heilen

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Lokales
Wochenende, 28./29. März 2015 | Nr. 73
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DIE PROBEN FÜR DAS MUSICAL „SISTER ACT“ LAUFEN AUF HOCHTOUREN
Seit einem Jahr sind die Proben für das Musical „Sister Act“ in vollem Gang. Am Donnerstag, 16. April, feiern Gesamtleiter Helmut Schranner, die 25 Akteure auf der Bühne,
die 15 Musiker sowie die rund 30 Helfer Premiere. Das FT war bei einer Gesamtprobe dabei und hat den Akteuren über die Schulter geschaut.
Stimmgewaltig und professionell: Veronika Althaus als Sängerin Deloris van Cartier.
Schwester Mary Patrick in Hochform: Jennifer Schegg (M.) geht in ihrer Rolle als temperamentvolle Nonne voll auf.
„Das wird der Wahnsinn“
„Es ist ein irrer Aufwand“, sagt Musical-Gesamtleiter Helmut
Schranner mit Blick auf
das Probenjahr, das hinter den 25 Akteuren und
15 Musikern liegt. Am
Donnerstag, 16. April, ist
es nun endlich soweit:
Das Broadway-Musical
Sister Act feiert in Nandlstadt Premiere. Beim
Blick hinter die Kulissen
wird schnell klar: Trotz
vieler, intensiver Proben
steht der Spaß im Vordergrund.
VON ANDREA HERMANN
Nandlstadt – „Im Moment
sind wir eigentlich nur Schüler und Nonnen“, sagt Steffie
Budeus und lacht. Denn seit
einem Jahr dreht sich bei der
16-jährigen Schülerin aus
Nandlstadt
sowie
ihrer
Schauspiel-Kollegin Patricia
Schauer (16), ebenfalls aus
Nandlstadt, alles um das Musical Sister Act. Beide Mädels
singen im Nonnenchor mit.
Seit einem Jahr wird geprobt:
anfangs drei mal pro Woche,
seit August sogar an fünf Tagen bzw. Abenden. Chor- und
Gesangsproben, Schauspiel
und Fitnesstraining dominieren den Alltag der 25 Akteure.
Das 15-köpfige Orchester
probt seit November. Alle Beteiligten wirken ehrenamtliche an dem Projekt mit. „Es
geht viel Freizeit drauf“, erzählt
Darstellerin
Irene
Pichlmaier. „Aber es ist für einen guten Zweck.“ In der Tat:
Der Erlös der zwölf Auftritte
kommt dem Kinderkrankenhaus Landshut zugute.
Für Patricia Schauer wird
es in den drei Wochen, in denen das Musical insgesamt
zwölf Mal aufgeführt wird,
richtig stressig: „Es werden
viele Schulaufgaben geschrieben“, weiß die Schülerin.
Und wenig später stehen
dann die Prüfungen für den
Realschulabschluss an. Dennoch: Sie würde es jedes Mal
wieder so machen.
Von Lampenfieber merkt
man bei den beiden Schülerinnen noch nicht viel. Der
Premiere am 16. April sehen
sie aber mit gemischten Gefühlen entgegen: „Man ist
froh, dass man endlich auftreten kann, aber auch traurig,
dass es vorbei ist.“
Die Hauptrolle
Mit ihren 20 Jahren gehört
auch Veronika Althaus zu
den Jüngeren im Team. Zusammen mit Annegret Czapek (23) teilt sich die Musikstudentin die Hauptrolle.
„Ich hab mein ganzes Leben
Musik gemacht“, erzählt sie
zwischen den Proben. „Aber
in diesem Ausmaß noch nie.“
Dass sie als Nandlstädterin
die Hauptrolle spielen darf,
findet sie „saucool“. Denn:
„Das Tolle in Nandlstadt ist,
dass der Spaß im Vordergrund steht.“ Und den hat sie
– sowohl hinter, als auch auf
der Bühne. Eine ihrer Lieblingszenen ist deshalb auch
die, in der sie als Zeugin eines
Mords bei der Polizei aussagt.
„Da kann man voll aus sich
rausgehen“, freut sie sich –
und beweist dies wenig später
gleich auf der Bühne. Aber
auch die Schlussszene genießt die 20-Jährige: „Das ist
ein Gänsehaut-Moment.“
Die Hauptrolle und die Solisten sind bei Sister Act doppelt besetzt. Und so gibt bei
sechs der zwölf Aufführungen
auch Annegret Czapek die
Loungesängerin Deloris van
Cartier bzw. später Schwester
Mary Clarence. In die Rolle
ist die 23-jährige Fachlehrerin
für Ernährung und Gestaltung aus Walpertskirchen „hineingerutscht“, wie sie erzählt. Weil ihre Vorgängerin
abgesprungen ist, spielt sie
nun auch die Hauptrolle –
und das mit Leidenschaft.
„Arbeit und Theater sind
mein Hauptleben“, erzählt
sie. Annegret Czapek war
schon bei vielen größeren
Produktionen dabei – und
würde das gerne auch hauptberuflich machen. Aber: „Es
ist nicht so einfach, mit
Schauspiel und Musik sein
Geld zu verdienen.“ Und so
bleibt es ein Hobby.
20 Rosenkränze
Während sich Veronika
Althaus und Annegret Czapek bei den Proben gerade
auf der Bühne abwechseln,
werden im hinteren Teil der
Hopfenhalle, in der seit kurzem die Gesamtproben stattfinden, Rosenkränze gebastelt. 20 Ketten mit jeweils 54
Perlen, Holzkreuz und – nach
Wunsch – Holz-Herz müssen
angefertigt werden, berichtet
Irene Pichlmaier, die als
Schwester Michael im Nonnenchor dabei ist. „Das
macht total Spaß mit den
Schwestern“, erzählt die
28-jährige „Nonne“ aus Mauern. Dabei ist sie „im letzten
Moment“ ins Team gerutscht.
„Meine Schwägerin hat in der
Zeitung gelesen, dass das
Casting ist“, erzählt sie. „Da
bin ich spontan hingefahren –
und bin schließlich genommen worden.“
Perfekt inszeniert
Spaß daran, in eine andere
Rolle zu schlüpfen, haben
auch Nadine Hein (24) und
Patricia Schegg (20), die als
Schwester Mary Robert eine
Solistenrolle
übernommen
haben. Unter den vielen Nonnen, die sich bei Sister Act auf
der Bühne tummeln, fallen
die beiden Schauspielerinnen
sofort auf: Mit dem typischen
Pony-Haarschnitt, mit Gebetshaltung und der schüchternen Art werden sie der Rolle von Mary Robert perfekt
gerecht. Auf ihren ersten Auftritt freuen sich die Beiden
schon heute: „Es ist so viel
Arbeit reingesteckt worden –
da kann man echt Stolz darauf sein, wenn man es herzeigen kann“, sagt Hein. Und
Patricia Schegg fügt hinzu:
„Aber a bisserl Bammel hab
ich schon.“
Mit Witz und Charme
Eine Rolle, die ihr auf den
Leib geschrieben ist, übernimmt Jennifer Schegg (23).
Die aufgeweckte, laute Art
der Schwester Mary Patrick,
die alle ansteckt, setzt die
Speditionskauffrau aus Freising bereits bei den Proben
perfekt um. Bestes Beispiel ist
die Abendmahl-Szene, in der
Schwester Mary Patrick mit
Witz und Charme versucht,
die Stimmung aufzulockern.
„Die Rolle kommt meiner Natur sehr nahe“, gibt sie zu und
lacht. Und es wird schnell
klar: Sie ist „mit Herzblut“
dabei, wie sie sagt.
Die Mutter Oberin
Eine ganz andere Seite von
sich zeigt bei Sister Act indes
Birgit Lintner. Die 27-jährige
Radio-Mitarbeiterin spielt zusammen mit der 21-jährigen
Schauspiel-Studentin Marina
Ferdinand die Rolle der strengen Mutter Oberin. „Das ist
schon eine Umstellung“, sagt
sie. „Aber es macht sehr viel
Spaß.“ Und Marina Ferdinand fügt lachend hinzu:
„Das ist die älteste Rolle, die
ich jemals gespielt habe.“
Die schüchterne Mary Robert wird von Nadine Hein (l.)
und Patricia Schegg perfekt verkörpert. FOTOS (7): HELLERBRAND
„Das ist irre“
Langsam aber sicher neigen sich die unzähligen Proben dem Ende zu. Und Gesamtleiter Helmut Schranner,
der das Broadway-Musical
nach Nandlstadt geholt hat,
ist stolz auf die rund 70 Mitwirkenden vor und hinter den
Kulissen: „Ich habe höchsten
Respekt vor meinen Mädels
und Burschen“, sagt er. Und
mit Blick auf die zwölf Aufführungen, die seit Wochen
ausverkauft sind und insgesamt 4800 Besucher nach
Nandlstadt locken werden,
sagt er nur: „Das ist irre! Das
wird der Wahnsinn!“
Die Hauptrolle spielt bei
sechs von insgesamt
zwölf Aufführungen Annegret Czapek.
Doppelt besetzt: Die Mutter Oberin spielen Birgit
Lintner (l.) und Marina
Ferdinand.
Die Handlung
Die wenig erfolgreiche Loungesängerin Deloris van Cartier wird Zeugin eines Mordes.
Ihr verheirateter Liebhaber Curtis Shanks,
der ein bedeutender Mann in der Unterwelt
und verantwortlich für den Mord ist, gibt
seinen Gefolgsmännern den Auftrag, sie
auszuschalten. Weil Deloris die einzige Zeugin ist, wird sie nach ihrer Flucht von Leutnant Eddie Souther als Schwester Mary Clarence gegen ihren Willen in einem Kloster
versteckt. Dort hat sie jedoch erhebliche
Eingewöhnungsprobleme und wird von der
Mutter Oberin schließlich angewiesen, im
Nonnenchor, dessen Gesangskünste nicht
gerade erbaulich sind, mitzusingen.
Doch Mary Clarence kann der Gruppe eine
klare Struktur geben, lockt Talente hervor
und wird Leiterin des Chores, den sie
schwungvoll die Gospel der Harlem-Tradition lehrt. Das neue Programm des Chores
lockt wieder viele Menschen in die Kirche;
schließlich erfährt auch der Papst von der
inzwischen berühmt gewordenen Gruppe
und kündigt seinen Besuch an.
Doch bevor die Nonnen den Papst mit ihrem Gesang erfreuen können, gibt ein polizeiinterner Spion dem Gangster Vince einen
Hinweis auf den Aufenthaltsort seiner ehe-
Das Styling ist perfekt: In der „Maske“ hinter der Bühne werden die Akteure zu Nonnen verwandelt.
maligen Geliebten. Deloris wird entführt,
doch die Schwestern des Konvents geben
sie nicht auf und starten eine Rettungsaktion. In Reno angekommen, gibt es eine Verfolgungsjagd durch die Casinos mit reichlichen Verwechslungen, da Deloris und die
Nonnen ihre Ordenstracht tragen. Lt. Souther kommt gerade noch rechtzeitig, um Deloris zu retten und Vince zu verhaften.
Zum großen Finale geben die Schwestern
das erwartete Konzert für den Papst.
Schwester Mary Clarence – zwar im Habit,
aber ohne Schleier – verhilft dem Chor wiederum zu einem fulminanten Auftritt.
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54 Perlen, ein Holzkreuz und ein Herz zieren den Rosenkranz von Steffie Budeus (l.) und Patricia Schauer. FOTO: AH
Insgesamt 15 Musiker im Orchester sorgen für die stimmungsvollen Musical-Lieder.