REPORTAGE Lehrjahre im Slum Kibera ist Kisuaheli und heißt „Dschungel“. Der „Dschungel“ liegt am Rand von Kenias Hauptstadt Nairobi und gilt als der größte Slum Afrikas. Die meisten, die hier leben, wollen nur eins: Weg. Die Yarumal-Missionare sagen: „Kibera ist eine gute Schule“ – und bleiben. TEXT: BEATRIX GRAMLICH FOTOS: HARTMUT SCHWARZBACH 26 • kontinente 3-2015 REPORTAGE Links: Monicah Awino betreibt im Slum einen Laden. An guten Tagen verdient sie zwei Euro. Mitte: Die Missionare haben eine Gruppe von Kleinsparern initiiert. Sie hilft mit Mikrokrediten. Rechts: Zeitungsleser auf der Müllhalde. Kibera steckt voller Überraschungen. „Zu Hause war das Leben billiger. Hier müssen wir für alles bezahlen.” Monicah Awino, 39, Slumbewohnerin M Mikrokosmos: Hütten, Gassen, Kleinhandel. In Kibera leben auf 632 Hektar bis zu eine Million Menschen. itten im Müll steht ein Mann in abgerissener Kleidung und liest Zeitung. Er hat die zerknitterten Seiten aus stinkendem Unrat, faulenden Küchenabfällen und aufgeplatzten Plastiktüten geklaubt und liest. Unbeeindruckt von der abstrusen Kulisse. Unbeirrt von den Vorbeigehenden, die über die Mülldeponie waten. Ein Intellektueller im Slum: auch das ist Kibera. Es heißt, Kibera sei der größte Slum Afrikas. Ein Meer aus Wellblechhütten, durchzogen von Abwasserrinnen und einem undurchsichtigen Netz aus Trampelpfaden, die sich wie Adern immer feiner verästeln. Ein Labyrinth, wenige Kilometer südlich vom Zentrum Nairobis, das sich jeden Tag weiter ausdehnt. Eine gefräßige Krake, die alles verschlingt, was ihre Tentakel erreichen. Wie viele Menschen hier leben, weiß niemand genau. Die Schätzungen reichen von 200 000 bis zu einer Million. Nur wenige verlassen den Slum jemals wieder, aber jeden Tag wandern neue Glücksritter zu. Sie alle träumen von Arbeit und einem besseren Leben und stranden in schäbigen Bruchbuden, für die Landlords, die das Gebiet unter sich aufgeteilt haben, üppige Mieten kassieren. Sie hausen jahrzehntelang in Staub, Schmutz und Armut und wollen am Ende doch alle nur eins: nach Hause. Zurück dorthin, wo Kenia weit und grün ist. Wo der Himmel sich bis zum Horizont spannt und die Menschen ihr eigenes Land besitzen. Sie sehnen sich danach, dahin zurückzukehren, woher sie gekommen sind und in ihrer Heimat ein Haus zu bauen. Das ist auch Monicah Awinos größter Wunsch. Der Weg zu ihrer Wellblechhütte führt an dem Zeitungsleser vorbei über die Müllkippe. Ihre nackten Füße stecken in einfachen Gummisandalen. Doch mit traumwandlerischer Sicherheit setzt sie ihre Schritte immer genau zwischen Abfalltüten, Dreckhaufen und Unrat. Monicah ist stolz. Gerade hat die „Bank of Trust“, die Vertrauens-Bank, ihr einen neuen Kredit gewährt: 50 Euro – weil sie ihre früheren Anleihen zuverlässig zurückgezahlt und die Treffen regelmäßig besucht hat. Jeder Gang zur Toilette kostet Geld Die 39-Jährige betreibt in Kibera einen kleinen Laden, genau genommen ist es eher ein Stand, an dem sie ihre Ware feilbietet. Das Angebot ist übersichtlich: Tomaten, Kartoffeln, Kohl, Holzkohle und selbst gemachte Pommes Frites, die in einem gusseisernen Topf über dem Feuer brutzeln. Jeden Morgen um 5.30 Uhr geht Monicah auf den Markt und kauft Ware ein. Tagsüber steht sie in dem Laden in ihrem Viertel und wartet auf Kundschaft. „Mein Mann wollte hierher, um Arbeit zu suchen“, sagt Monicah. „Zu Hause war das Leben billiger. Hier müssen wir für alles bezahlen – selbst wenn wir zur Toilette gehen.“ Sie spricht leise, manchmal lächelt sie verlegen. Die offenkundige Armut, die durchgesessene Couch, aus der der Schaumstoff 3-2015 kontinente • 29 REPORTAGE „Wir wollen Eigenständigkeit fördern und weg von der Hilfsmentalität.” Pater Jairo Alberto Franco, 47, Yarumal-Missionar quillt, dass sie mit den vier Kindern in einem dunklen, fensterlosen Raum hausen, all das ist ihr unangenehm. Ihre wenigen Habseligkeiten baumeln in Plastiktüten an der Wand. An guten Tagen wirft der Laden 200 Schilling ab, das sind zwei Euro. Zusammen mit dem, was ihr Mann bei Gelegenheitsjobs verdient, kommen sie gerade so über die Runden. Aber allein die Miete für die Wellblechbude verschlingt jeden Monat 1500 Schilling, 15 Euro. Ein Kilo Mehl kostet 75 Cent, ein Kilo Gemüse 40 Cent. Der Kleinkredit von der „Bank of Trust“ hilft ihnen, Durststrecken zu überwinden oder das Schulgeld für die Kinder zu bezahlen. Auch Douglas Yungo ist Mitglied der „Vertrauens-Bank“, die in Wahrheit kein Geldinstitut, sondern eine Gruppe von Kleinsparern ist. Mit ihrer Hilfe hat auch er einen Gutes Geschäft: Douglas Yungo verkauft eines der kostbarsten Güter im Slum – Wasser. Schöner Schein: Liebevoll gemalte Werbeschilder verheißen ein besseres Leben. Gemüseladen eröffnet – eine „Green Grocery“, wie er großspurig erklärt. Douglas spricht ganz gut Englisch. Es mangelt ihm nicht an Selbstbewusstsein. Er wirkt nicht sonderlich sympathisch, aber er ist clever. Neben Bananen, Tomaten, Kartoffeln und Kohl handelt er mit einem der kostbarsten Güter im Slum: Wasser. Denn Wasserleitungen und Abwasserrohre existieren nur an den öffentlichen Toiletten. Jeden Liter, den die Leute zur Körperpflege, zum Kochen oder Waschen brauchen, müssen sie teuer bezahlen. Das Wasser zapfen sie aus großen Blechtanks, wie Douglas einen vor seiner Hütte aufgestellt hat. Gleich dahinter hat er seine neueste Geschäftsidee angeschlossen: das „Bad“, ein Wellblechverschlag mit Brause. Einmal duschen fünf Schilling. Auch das ist Kibera. Vom Luxus einer Waschmaschine Douglas ist ein Paradebeispiel für das, was die „Bank of Trust“ bewirkt. „Wir wollen den Menschen Selbstvertrauen vermitteln. Wir wollen ihre Eigenständigkeit fördern und weg von der Hilfsmentalität“, sagt Pater Jairo Alberto Franco. Deshalb haben er und seine Seminaristen die „Bank des Vertrauens“ ins Leben gerufen. Der 47-Jährige ist YarumalMissionar – eine 1927 in dem gleichnamigen Andenstädtchen in Kolumbien gegründete Gemeinschaft, die Erstevangelisierung und den Einsatz für die Armen zu ihren vorrangigen Aufgaben zählt. Seit 21 Jahren leben und arbeiten die Yarumals in Kibera. Hier steht auch das Seminar für die Ordensanwärter: drei einfache Häuser, wie sie die „besser Verdienenden“ im Slum mieten. Die Seminaristen teilen sich die kleinen Zimmer, in denen sonst eine Familie wohnt. Es gibt eine Gemeinschaftsküche, Gemeinschaftsduschen und -toiletten. Der offene Innenhof mit seinen an der Wand entlang laufenden Holzbänken dient als Esssaal. Weder Mauern noch Wachleute schirmen die Missionare von ihrer Umgebung ab. Außer einer Köchin haben sie kein Personal. Die jungen Männer erledigen die Hausarbeit selber. Der einzige „Luxus“, den sie sich darüber hinaus leisten, ist eine Waschmaschine – „weil das weniger Wasser verbraucht, als wenn jeder seine Kleidung von Hand wäscht“, erklärt Jairo Alberto. Den kolumbianischen Ausbildungsleiter hat es viel Geduld und Überredungskunst ge- Teure Mieten: Landlords haben Kibera unter sich aufgeteilt und kassieren für die Vermietung der Wellblechhütten üppige Mieten. kostet, die Seminaristen von dieser Lösung zu vermieten. Aber der Slum, der immer näher sich zu der Frau hinüberbeugt und allein durch überzeugen. Sie stammen aus Kenia, Uganda, ans Stadtzentrum von Nairobi rückt, ist längst seine Haltung signalisiert: Ich bin da. Ich habe Burkina Faso oder von der Elfenbeinküste und zum lukrativen Spekulationsobjekt geworden. Zeit für dich. Du bist wichtig. Hin und wieder sind es von klein auf gewohnt anzupacken. Auch das ist Kibera. fragt er nach, wenn sie erzählt, nickt bestätiAber ihre schmutzige Wäsche mit anderen zu Pascale Ochieng Nyadwa sitzt in Mary gend, kommentiert. Mary ist verzweifelt. Sie waschen, wäre in ihren Familien undenkbar. Moraas Hütte und hört ihr aufmerksam zu. leidet unter Diabetes. Vor ein paar Wochen ist „In Kibera zu leben, ist die beste Schule für Derselbe junge Mann, der eben noch den sie zu Hause zusammengebrochen, gerade uns“, erklärt Jairo Alberto. „Wir wachsen Punching-Ball im Seminar bearbeitet hat, ver- war sie drei Monate im Krankenhaus. durch den Kontakt zu den Armen, denen wir mittelt jetzt mit jeder Geste Anteilnahme und Bis dahin hat sie einen kleinen Gemüsedienen. Deshalb stehen auch unsere Ausbil- Zuwendung. Beinahe zärtlich wirkt er, wie er laden betrieben. Was sie damit verdiente, hat dungshäuser hier.“ Das Priesterseminar im Slum sagt ohne Worte, worum es den Mis- Einfach leben: Die Missionare wohnen wie Familien im Slum. Als Esssaal dient der offene Innenhof. sionaren geht. „Manche Anwärter“, erzählt Jairo Alberto, „kommen nie wieder, wenn sie die Häuser gesehen haben.“ Ersten Siedler aus dem Sudan Nubier aus dem Sudan, die als Soldaten unter den Briten dienten, waren 1915 die ersten Siedler in Kibera. Mittlerweile hat sich der Slum auf 632 Hektar ausgedehnt – unterteilt in fünf Abschnitte mit insgesamt 14 Dörfern. Die Nachfahren der Nubier beanspruchen die Hälfte des Areals für sich. Doch auch einflussreiche Kenianer versuchen zunehmend, Land zu gewinnen. Vorerst verdienen sie an den billigen Hütten, die sie den Armen für teures Geld REPORTAGE „Wer mit den Menschen hier lebt, gibt ihnen ihre Würde zurück!” Pascale Ochieng Nyadwa, 24, Seminarist sie und die drei Kinder ernährt – zwei Enkel und einen Neffen, um die sie sich kümmert, seit deren Eltern gestorben sind. Die 58-Jährige fühlt sich für sie verantwortlich, aber jetzt weiß sie nicht mehr, wie sie die Kinder durchbringen soll. Sie kann sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten. Wenn ihre Kraft reicht, geht sie ein paar Schritte auf die Straße, um sich abzulenken. Oft schafft sie nicht einmal das. „Manchmal“, gesteht Mary, „können wir nur kochen, weil die Leute uns etwas schenken.“ Ihr Bruder wollte die Wellblechbude, in der er sie wohnen lässt, schon verkaufen. Sie hat Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren und ihn angefleht, ihnen nicht auch noch das Dach über dem Kopf zu nehmen. Pascale macht Mary Mut. Er liest eine Heilungsgeschichte aus der Bibel. Es ist die Erzählung von der blutflüssigen Frau. „Jesus hat die Menschen geheilt, weil sie an ihn geglaubt haben“, sagt er. „Er will, dass wir ihm unser Leben anvertrauen. Wenn wir unsere Hoffnung auf ihn setzen und an ihn glauben, ist alles möglich.“ Der Seminarist wirkt auf ein- mal wie verwandelt. Das hier ist nicht mehr der große Junge in Boxershorts, der mit dem Smartphone spielt. Der 24-Jährige vermittelt jetzt eine Ruhe und Kraft, wie sie nur jemand ausstrahlt, der vollkommen eins mit dem ist, was er tut. Zum Schluss beten sie gemeinsam – für jeden neuen Tag, den sie erleben dürfen. Für einander, für die Kinder, die die Schule verlassen mussten, weil Mary die Gebühren nicht mehr bezahlen kann. „Auch wenn wir nicht so oft kommen können“, sagt Pascale zum Abschied, „im Gebet sind wir miteinander verbunden.“ Diese Gewissheit trägt. Den Menschen Würde geben Jeden Samstag ist Pascale in Kibera unterwegs und besucht Kranke. Andere Seminaristen engagieren sich in der „Bank of Trust“, in Kleinen Christlichen Gemeinschaften oder für den christlich-muslimischen Dialog. „Wer mit den Menschen hier lebt und arbeitet, gibt ihnen ihre Würde zurück“, sagt Pascale. „Jemandem zu dienen, heißt, sich auf sein Niveau zu begeben. Erst dann verstehst du Mut machen: Pascale (li.) besucht die kranke Mary Moraa (re.) in ihrer Hütte. 32 • kontinente 3 -2015 seine Probleme.“ Pascale ist in Siaya im Westen Kenias aufgewachsen. Er hat vier Geschwister, seine Mutter starb, als er neun Jahre alt war. Er weiß, was es heißt, wenig zu haben. „Wenn ich unseren Lebensstandard mit dem der Menschen hier vergleiche, ist der Unterschied nicht besonders groß.“ Der Pfarrer zu Hause war ein Freund seines Großvaters. Er saß oft bei ihnen in der Hütte und hat Pascale schon als Kind imponiert. Der Priester kümmerte sich um die Alten und Kranken, brachte sie in die Klinik, schenkte den Armen Lebensmittel. „Die Leute kamen mit allen Problemen zu ihm – und er half.“ Diese Eindrücke haben Pascale geprägt. In der Oberstufe bekam er ein Buch über Ordensgemeinschaften in die Hände. Die YarumalMissionare interessierten ihn am meisten. Den Ärmsten dienen und ihnen die frohe Botschaft bringen – das war genau das, was er wollte. „Das Evangelium befreit die Menschen“, erklärt er. „Es öffnet die Augen für den anderen und zeigt uns, dass jeder Einzelne wertvoll ist.“ Pascale studiert im zweiten Jahr Philosophie und lebt seit drei Jahren in Kibera. Der Slum war ein Schock. Am Anfang hat er sich in dem Gewimmel der Gassen und Trampelpfade immer wieder verlaufen. Und auch heute passiert es ihm noch, dass er das Haus eines Kranken nicht findet und fragen muss. Enge und Schmutz: Zwischen den Hütten fließt das Abwasser. LÄNDERINFO Keine Berührungsängste: Pater Jairo Alberto zeigt den Seminaristen, wie sie den Gürtel binden. KENIA: „Ich war entsetzt, als ich sah, wie die Leute hier leben“, gesteht er. „Vor der Haustür fließt das Abwasser, drinnen liegen die Kranken, und keiner kümmert sich um sie. Manchmal kommen wir zu jemandem, und er erzählt, dass er seit drei Tagen nichts gegessen hat. Was kannst du da geben?“ In solchen Notfällen versuchen die Missionare, unbürokratisch zu helfen. Sie sammeln untereinander, die Seminaristen geben von ihrem Taschengeld ab, das die Familien ihnen schicken. Denn der Orden, den missio bei der Ausbildung der jungen Männer unterstützt, hat selbst nicht viel Geld. Bis an die Grenzen gehen Jeden dritten Sonntag im Monat ziehen sich die Seminaristen zu einem Einkehrtag zurück. Diesmal empfangen sie im Gottesdienst ihre Alben. Eigentlich hätten sie sie schon einen Monat früher bekommen sollen. Aber die Schneiderin ist nicht rechtzeitig fertig geworden. Das weiße Gewand ist ein Zeichen für das geweihte Leben, das sie führen wollen. „Aber unsere Würde erhalten wir nicht durch die Weihe“, betont Pater Jairo Alberto, „sondern weil wir von Gott geliebt sind. Wir arbeiten daran, dass diese Liebe die Enden der Erde erreicht.“ Eilig streifen die jungen Männer die Alben über. Mit dem Knoten der Kordel aber sind manche sichtlich überfordert. Sie müssen kichern, während sie da stehen und an ihren Gürteln herumnesteln wie Kinder, die verzweifelt versuchen, eine Schleife zu binden. Auch Pater Jairo Alberto kann sich das Lachen nicht verkneifen. Schmunzelnd stellt er sich vor seine Jungen und erklärt ihnen geduldig Schlaufe für Schlaufe. Einigen, die ihn danach immer noch ratlos anblicken, greift er um die Taille und bindet ihnen eigenhändig den Gürtel. Die Yarumal-Missionare haben keine Berührungsängste. Sie stehen mit beiden Beinen auf dem Boden und gehen an die Ränder, wie Papst Franziskus es formuliert hat. Manchmal sind es die Grenzen des Erträglichen. Zum Beispiel in Kibera, wo die Straßenköter im Abfall wühlen und beißender Qualm aus brennenden Müllhaufen steigt. Wo rotznasige Kinder den Weißen „Mzungu“, Langnase, hinterherrufen und ihnen vertrauensselig ihre schmutzstarrenden Hände entgegengegenstrecken. Wo die Wellblechhütten so dicht gegenüberstehen, dass sich die Dächer beinahe berühren. „No dump“, kein Müll, hat jemand auf eine Mauer gepinselt. Es ist der verzweifelte Versuch, Ordnung zu schaffen in diesem Moloch, der seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt und in dem ständig Bewegung herrscht: Wo das Abwasser durch die Gassen fließt, der Güterzug aus Mombasa lärmend über die Schienen rattert und wo die Menschen unaufhaltsam unterwegs zu sein scheinen – aber immer zu Fuß: auf dem Weg zur Arbeit in der angrenzenden Industriezone, zum Markt, zum Wasserholen. Einer bleibt von all dem unberührt. Der Zeitungsleser ist weitergezogen. Er lehnt an einer Hauswand, in den Händen einen neuen Satz zerknitterter Seiten und studiert in aller Seelenruhe die Nachrichten. Auch das ist Kibera. ZAHLEN UND FAKTEN Hauptstadt: Nairobi mit 3,5 Millionen Einwohnern. Einwohner: 43 Millionen. Fläche: Mit 580 367 qkm ist Kenia mehr als doppelt so groß wie Deutschland. Geografie: Kenia liegt am Indischen Ozean und grenzt an Äthiopien, Somalia, den Südsudan, Uganda und Tansania. Der Afrikanische Grabenbruch trennt niedrige Ebenen vom zentralen Hochland mit dem 5199 Meter hohen Mount Kenia. Staatsform: Präsidialrepublik. Landessprachen: Englisch, Kisuaheli und viele Sprachen einzelner Ethnien. Religion: 70 % Christen, davon 26,5 % Anglikaner, 26,4 % Katholiken, 2,5 % Orthodoxe. Viele Christen gehören evangelikalen oder Pfingstkirchen an. 20 % Muslime, 10 % Naturreligionen. Wirtschaft: Landwirtschaft, mittelständische Industrie (Plastik, Möbel, Textilien, Zigaretten), Ölraffinerien, Metall- und Zementindustrie, Schiffsreparatur, Tourismus. Arbeitslosigkeit: 40 %. Lokale Kaufkraft: 2637 Euro pro Kopf und Jahr. Ein Video und eine Bildergalerie zur Reportage finden Sie unter: www.kontinente.org 3-2015 kontinente • 33
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