Teil 1 - Wir helfen heilen

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LOKALES
Samstag, 18. April 2015
Thomas Hofstetter als Schwitze Fritze Florian Schwaiger spielt den Gano- Die Schegg-Schwestern Jenny (links) und Marina Ferdinand in der Rolle der Philipp Adam spielt den Monsignore
und Veronika Althaus als Deloris.
venboss Curtis Shank.
Patricia als Mary Patrick und Mary Robert. Mutter Oberin.
O’Hara.
Ein gigantisches Geburtstagsgeschenk
„Sister Act“ feiert Premiere und der Markt damit sein 1200-Jähriges mit einem Spektakel
Von Christine Hainzinger
N a n d l s t a d t . Es war eine fulminante Premiere: In der ausverkauften Hopfenhalle hat am Donnerstag
das Musical „Sister Act“ unter der
Gesamtleitung von Helmut Schranner und der Regie von Hans Bauer
eine glanzvolle erste Aufführung erlebt. Darsteller, Tänzer, Orchester
und die vielen Kräfte rund um die
Bühne - alle aus der Region - zeigten eine beeindruckende Leistung.
Entsprechend fiel das Lob von Ehrengast Sylvester Levay, dem bekannten Musical-Komponisten, aus:
„Eine grandiose Produktion. Das
soll den Menschen hier mal jemand
nachmachen.“
Sylvester Levay war der Ehrengast der Premiere, die unter der
Schirmherrschaft des Deutschen
Theaters stand. „Sister Act“ ist ein
„Geburtstagsgeschenk“ für den
Markt Nandlstadt, der heuer sein
1200-jähriges Bestehen feiert.
400 Besucher in der Hopfenhalle auch für die elf weiteren Vorstellungen gibt es schon lange keine Karten
mehr - erwarteten gespannt die Premiere. Die Hopfenhalle, außen mit
rotem Teppich und einem rot angestrahltem Kreuz an der Fassade
schon mit einem Hauch Broadway,
ist innen nicht mehr wiederzuerkennen: Verkleidet wurde die Halle
mit schwarzen Vorhängen, errichtet
wurden eine Tribüne und eine imposante Bühne. Unter den Gästen
der Premiere war, neben vielen Ehrengästen aus Politik, Wirtschaft
und Gesellschaft sowie zahlreichen
Sponsoren, auch Schauspieler Gerd
Anthoff.
Von Beginn an prägt Marina Ferdinand als „Mutter Oberin“ das
Musical - wunderbar streng und
zwischendurch doch schelmisch
gibt sie die Kloster-Vorsteherin und
singt mit „Hier an diesem Ort“ das
Stück, das am meisten berührt.
Dann beginnt das Heimspiel von
Veronika Althaus in der Rolle der
„Deloris van Cartier“: Die Nandlstädterin nimmt die Bühne ein im
Nu, versprüht im BarsängerinnenOutfit und in Nonnenkleidung unbändige Spielfreude, dreht mit ihrer
Stimme richtig auf und singt sowohl
das fetzige „Fabelhaft Baby“ wie
Welch tolle Schwestern - auch im Schlafanzug.
Fotos: Hainzinger
Applaus gibt es sogar vom „Papst“ - Regisseur Hans Bauer grüßt zum Finale des Musicals aus dem Souffleurkasten. Im
Bild links die „Nonnen“ (v.l.) Patricia Schauer, Maria Sedlmaier und Annette Anneser, die Mary Lazarus spielt.
auch die langsameren Stücke absolut überzeugend.
Sofort ein Publikumsliebling ist
auch „Mary Patrick“, gespielt von
Jenny Schegg. Die Freisinger Frohnatur hat ab ihrem ersten Bühnenkichern Fans gefunden und die werden, weil Jenny Schegg auch in Gesang und Schauspiel überzeugt, im
Laufe des Abends immer mehr.
Gleiches gilt für ihre Schwester denn „im richtigen Leben“ sind
Jenny und Patricia Schegg das tatsächlich. Patricia Schegg spielt die
„Mary Robert“ und sieht auf der
Bühne nicht nur so aus wie die Dar-
stellerin, die bekannt ist aus dem
Film „Sister Act“, sondern sie entwickelt sich mit ihrer Rolle zu einer
der Überraschungen im Stück.
Dazwischen poltert mit „Mary
Lazarus“ sozusagen das Urvieh des
Nonnenclans - Annette Anneser
wurde für die Rolle um Jahrzehnte
älter geschminkt und ist derben
Kommentaren nicht abgeneigt - das
Publikum dankt es ihr mit Lachen.
Die weiblichen Hauptrollen sind
fast alle doppelt besetzt und wechseln bei den Aufführungen: Annegret Czapek spielt abwechselnd mit
Veronika Althaus „Deloris“, Birgit
Lintner ist „Mutter Oberin“, Nadine Hein „Mary Robert“ und Sonja
Riedmaier „Mary Lazarus“. Die Besetzung der Rollen ist absolut
gleichwertig. Das gilt auch bei der
männlichen Rolle „Dinero“, die mit
Florian Münsterer und Jakob Braun
zweifach besetzt ist.
Bei der Premiere spielte Jakob
Braun und bildete mit seinen Kumpanen „Bones“, dargestellt von
Timm Mannott, und „TJ“, mit eingesprungenem Spagat gespielt von
Stefan Hofstetter, das komische Gefolge von Gangsterboss „Curtis
Shank“. Florian Schwaiger gibt
dem Ganoven eine wunderbare
Stimme, er singt „Ich mach sie kalt“
und meint damit Deloris, er flucht
und meint damit Deloris, doch die
lässt sich von Polizist „Schwitze
Fritze“ beschützen. Thomas Hofstetter zeigt in dieser Rolle seine
große gesangliche Klasse und sein
Talent für’s Musical. Sein Tanz mit
den Pennern, Kostümwechsel inklusive, gehört zu den stärksten Szenen
der Aufführung.
Und Vorsicht, die Damen in der
ersten Reihe, vor „Bones“! Der zeigt
nämlich mit „TJ“ und „Dinero“ einen Balztanz, der alles andere als
katholisch ist. Das ist aber um so
mehr der „Monsignore“: Philipp
Adam gibt den papstehrfürchtigen
Geistlichen und bekam dafür sogar
vom Nandlstädter Pfarrer Stephan
Rauscher ein Kompliment. Die
Nonnen im großen Chor, alle übernehmen im Stück weitere Rollen, sei
es als Rocker, Bardame oder Penner,
machen das Ensemble perfekt.
„Standing Ovations“ gab es nach
der letzten Szene bei der Premiere.
„Helmut, du hast die Meisterprüfung geschafft“, dankte Bürgermeister Jakob Hartl in seiner Ansprache Gesamtleiter Schranner
und den Initiatoren von „Wir helfen
heilen“, Markus Münsterer und
Wolfgang Leuschner, die mit ihrer
Organisation „Sister Act“ erst ermöglicht hatten. Alle Mitwirkenden
opfern für das Musical ihre Freizeit,
so kann der Erlös an das Kinderkrankenhaus „St. Marien“ in
Landshut gespendet werden. Dr.
Oliver Fuchs vom Kinderkrankenhaus war beeindruckt: „So etwas
geht in die Annalen ein.“
„Keiner, der die Aufführungen
sieht, wird es bereuen“, sagte Bürgermeister Hartl. Auch nicht der
frühere Trainer des TSV 1860 München, Karsten Wettberg, der unter
den Gästen war. Denn, so Hartl zu
Wettberg: „Auch wir als eingefleischte 60er haben heute wieder
mal einen schönen Abend gehabt.“
Bereut hat auch Sylvester Levay,
Komponist des Musicals „Elisabeth“, nicht, dass er nach Nandlstadt gekommen war. „Du verrückter Hund“, sagte er zu Schranner,
als er ihn nach der Premiere auf der
Bühne umarmte: „Bleib so verrückt,
nur dann ist so etwas möglich.“
Ein besonderes Lob des bekannten Musical-Komponisten Sylvester Levay (Bild links, mitte) gab es für Sister Act-Gesamtleiter Helmut Schranner (im Bild rechts, links im Bild Bürgermeister Jakob Hartl).
„Du verrückter Hund“, hat Levay da gerade zu Schranner gesagt. Die Initiatoren Markus Münsterer und Wolfgang Leuschner von „Wir helfen heilen“ (Bild rechts) bedankten sich bei den vielen Besuchern.