Geschichten zum Semesterprogramm „die Bibel ist wie - BESJ

Geschichten zum Semesterprogramm „die Bibel ist
wie…“
Einige Geschichten passen zu mehreren Nachmittagsthemen. Nicht alle Geschichten eignen sich
gleich gut für jedes Alter. Hier eine Auswahl der frei zugänglichen Geschichten oder Hinweise, wo
die entsprechenden Geschichten inkl. Bildmaterial bestellt werden können.
Die abgedruckten Geschichten dürfen wir für die praktische Arbeit mit Kindern gerne nutzen und
mit freundlicher Erlaubnis der Verleger abdrucken. Bitte nutzt sie zum erzählen und nicht zum
verkaufen!
Die sprechende Tapete
eine Missionsgeschichte aus Japan.
http://www.omf.org/omf/deutschland/aktuelles/gott_handelt/japan_die_sprechende_tapete
Den Text der Geschichte plus 6 farbige Bilder gibt es für CHF 8.00 zuzüglich Versandkosten bei
der KEB zu bestellen:
http://www.keb.ch/shop/detailansicht.html?tx_ttproducts_pi1[backPID]=43&tx_ttproducts_pi1[produ
ct]=71&cHash=7e7f6ca07f6f7284e2c75e18e4c9dac9
Ein Brief für dich
Viele Fakten über die Bibel und ermutigende Erlebnis-Kurzgeschichten.
„Ein Brief für dich“ gibt es als A6 Traktat-Heftchen zum verteilen bei VdHS (Verbreitung der
Heiligen Schrift – Bibel- und Schriftenmission kostenlos zu bestellen:
http://www.vdhs.com/index.php?shop.cat.21
Folgende erwähnte Geschichten findest du in der PDF Broschüre „Ein Brief für dich“
http://www.vdhs.com/file.php?file_id=516
- Die gebackene Bibel
- Die zerissene Bibel
- Die eingemauerte Bibel
- die verschacherte Bibel
- Der beste Beweis
ebenfalls eignen sich folgende Geschichten aus dem Buch „So gross ist Gott“ von Patricia
St. John
http://www.clv.de/index.php?sid=dc556c53e0d4e8f921ee1f4083d5cc90&cl=details&anid=12202&li
sttype=list
(hiervon konnte ich die Geschichten-Rechte bis jetzt nicht organisieren, daher sind die beiden
Geschichten leider nicht abgedruckt, doch auf Wunsch kann ich eine Papierkopie senden:
[email protected] )
- Die Bibel im Nachttisch (Ein jüdischer Jugendlicher darf das NT nicht lesen weil es „Lügen“
erhalte, doch er ist gwundrig und Gott überführt ihn von der Wahrheit durch das Lesen des
NTs)
- Der Kapitän und der Kabinenjunge (Joh 3,16 – ein gottloser Matrose kommt durch einen
Kabinenjunge, der ihm aus der Bibelvorliest auf dem Sterbebett zum Glauben)
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Das unerwartete Geschenk
M. Pasytsch, Missionswerk Friedens Bote, Gummersbach
Draussen ist es still und dunkel, nur die Sterne glitzern am Himmel. Stille und Dunkelheit scheinen
auch in dem grossen Haus zu herrschen, das von einem hohen Zaun umgeben ist. Doch diese
Stille täuscht. In einem Zimmer dieses grossen Hauses liegt auf einem Bett ein achtjähriger
Jungen und weint. Er hat sich die Decke über den Kopf gezogen, damit die anderen fünf Jungen,
die auch in diesem Zimmer schlafen, ihn nicht hören.
Das Zimmer erinnert sehr an einen Krankenhausraum. Die ganze Einrichtung ist äusserst dürftig.
Neben jedem Bett steht ein Nachtschränkchen, an einer Wand ragt ein grosser Schrank empor,
dem nicht mehr anzusehen ist, welche Farbe er ursprünglich hatte, und am Fenster hat ein alter
Tisch seinen Platz gefunden.
Dieses grosse Haus ist ein Waisenheim. Es befinden sich hier aber auch viele Kinder, derer Mütter
sie verstossen haben, oder derer ElternAlkoholiker und deshalb ihrer Elternrechte beraubt wurden.
Auch Sergej – so heisst der Junge – kann sich kaum an seine Eltern erinner. Wenn er an sein
Elternhaues denkt, so sieht er immer nur seine betrunkenen, schimpfenden Eltern vor sich. In den
Zimmern herrsch stets Unordnung, die Möbel waren kaputt, es gab kaum etwas zu essen. Nicht
selten schlug Vater die Mutter, wobei auch Sergej nicht wenig abbekam.
Dann kam der Tag, an dem einige uniformierte Männer und Frauen im Hause der Eltern
erschienen. Sie sprachen laut und lange mit der betrunkenen Mutter. Diese wurde sehr böse. Nach
dem Gespräch nahmen die fremden Leute Sergej mit. Sergej weinte sehr. Obwohl er sehr wenig
Liebe von seinen Eltern empfangen hatte, liebte er sie doch und vermisste sie stark. Jetzt befindet
er sich unter lauter unbekannten Kinder, die sich oft sehr roh und brutal benehmen. Aber auch von
Seiten der Erzieher und Lehrer verspürt Sergej keine Liebe.
Fast zwei Jahre lang befindet sich Sergej nun schon in diesem Heim, dennoch kann er sich nicht
daran gewöhnen. Er bekommt Essen, geht zur Schule und hat auch einige Freunde gewonnen.
Doch abends, wenn alles schläft, weint er oft herzzerbrechen. Er fühlt sich so einsam und sehnt
sich nach jemandem, der ihn liebt, der zu ihm steht. Vor kurzem dachte Sergej, er hätte jemanden
gefunden; doch heute sind alle seine Hoffnungen wieder zerschlagen worden, und er kann sich
nicht beruhigen. Was ist an diesem Tag geschehen?
Seit einiger Zeit arbeitete im Heizraum des Heimes ein neuer Mann. Er war irgendwie anders als
die früheren Heizer, aber auch anders als die Erzieher im Heim oder die Lehrer in der Schule.
Viele merkten schon nach einigen Tagen diesen Unterschied. Onkel Nikolaj, wie die Kinder ihn
nannten, war stets freundlich und hilfsbereit. Er schimpfte nie auf die Kinder. Der frühere Heizer
hatte auf jedes Kind geschimpft, sobald er es sah. Deshalb wagten die Kinder nicht einmal in die
Nähe des Heizraumes zu kommen. Onkel Nikolaj aber war anders. Er lächelte stets und grüsste
alle Kinder freundlich.
Eines Tages ging Sergej am Heizraum vorbei. Sein Gesichtsausdruck war sehr mürrisch. „Hallo,
Junge!“ rief Onkel Nikolaj ihm entgegen. „Warum so mürrisch?“ Unschlüssig blieb Sergej stehen
und überlegte, ob er antworten sollte oder nicht. Dann sagte er: „Worüber soll ich mich freuen?
Keiner hat Zeit für mich, keiner will mit mir spielen, keiner braucht mich!“ Er kämpfte mit den
Tränen. Da sagte Onkel Nikolaj: „Nun, Junge, wenn das so ist, dann wollen wir mal Freundschaft
miteinander schliessen!“ „Sie? Mit mir?“ Ungläubig staunte Sergej Onkel Nikolaj an. „Ja, mit dir!
Lasst uns doch vereinbaren, dass du jeden zweiten Tag, wenn ich gerade hier bin, zu mir kommst,
und wir nehmen uns einfach ein Viertelstündchen Zeit, um miteinander zu Plaudern.
Einverstanden?“ – „Klar!“ rief Sergej freudig. „Aber meinen Sie es auch ernst!“ „Natürlich, Junge!
Also bis übermorgen!“
So begann die Freundschaft zwischen Sergej und Onkel Nikolaj. Es war eine eigenartige
Freundschaft. Sergej staunte immer mehr. Das, worüber Onkel Nikolaj mit ihm sprach, hatte er
noch nie gehört. Abends im Bett dachte er lange darüber nach. „Es gibt also im Himmel einen Gott,
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der alles geschaffen hat. Und dieser Gott hat auch ihn lieb, ihn Sergej, den keiner braucht. Ob das
wirklich stimmt?“
Diese Frage stellte er Onkel Nikolaj immer wieder. Da sagte dieser eines Tages: „Weisst du,
Sergej, wir haben so wenig Zeit, um über alles zu sprechen, denn ich muss ja arbeiten. Doch
unser Gott ist sehr wunderbar. ER hat mir durch Christen aus dem Ausland eine Kinderbibel
geschickt. Es gibt bei uns im Land noch sehr wenige davon.
Da du aber schon selber lesen kannst, werde ich dir das nächste mal die Kinderbibel mitbringen.
So kannst du in der freien Zeit darin lesen und mir dann Fragen stellen. Aber Junge, pass auf das
Buch gut auf, es ist mir sehr teuer. Du weisst ja, dass die Lehrer und Erzieher gegen Gott sind.
Sergej hüpfte vor Freude, als Onkel Nikolaj ihm die Kinderbibel zeigte. Als er aber selber in sie
hineinschaute, war er ganz sprachlos: „Danke, Onkel Nikolaj! Und ich darf wirklich diese Bibel
selber lesen und die schönen Bilder beschauen? O, danke, vielen Dank!“
Glückstrahlend lief Sergej davon. Sorgfältig hütete er seinen Schatz. Er setzte sich hinten im
Garten hin und las, alles um sich herum vergessend.
So vergingen mehrere Tage. Sergej spürte seine Einsamkeit nicht mehr. Sobald er freie Zeit hatte,
verschwand er mit der Kinderbibel im Garten, und anschliessend musste Onkel Nikolaj seine
vielen Fragen beantworten. Doch Sergejs Freude dauerte nicht lange. Einer Erzieherin war
aufgefallen, dass Sergej stiller und ruhiger geworden war; nur eine unerklärliche Freude leuchtete
aus seinen Augen. Sie beobachtete ihn und merkte, dass er, etwas unter seiner Jacke
versteckend, oft in den Garten ging. Sie ging hinterher. Leise schlich sie sich an Sergei heran und
schaute über seine Schulter. Der Junge war ganz ins betrachten der Bilder vertieft.
Da schreckte ihn eine wütende Stimme auf: „Du böser Junge, was machst du hier? Wer hat dir
dieses Buch gegeben? Sofort gibst du es her!“ Sie riss Sergej die Kinderbibel aus den Händen,
packte ihn am Kragen, zwang ihn aufzustehen und schrie: „Zur Strafe musst du heute im Zimmer
bleiben! Geh sofort hinein! Und mit Onkel Nikolaj werde ich noch ein ernstes Wort reden, denn nur
er konnte dir dieses Buch geben! Er wird dafür seine Stelle verlieren! Lass dich nie wieder in seiner
Nähe sehen!“ Sergej ging ins Zimmer; vor Tränen merkte er kaum, wohin der ging.
Jetzt schlafen alle schon, aber Sergejs Tränen fliessen und fliessen. Er kann einfach nicht
aufhören zu weinen. Mit wehem Herzen denkt er: „Nur Onkel Nikolaj war immer freundlich zu mir
und hatte Zeit für mich. Jetzt darf ich nicht mehr mit ihm sprechen. Warum gehöre ich zu
niemandem?! Onkel Nikolaj sagte, ich dürfe immer zu Gott beten, der höre mich immer. Ob das
wirklich stimmt? Jesus, wenn du mich wirklich hörst, schenke mir doch noch eine Kinderbibel!“
Indessen geht die Erzieherin wütend in den Heizraum zu Onkel Nikolaj, wirft die Kinderbibel auf
den Tisch und schreit: „Wagen Sie es nie wieder, den Kindern von Gott zu erzählen oder ihnen
was zum Lesen zu geben! Ich werde dafür sorgen, dass Sie ihre Arbeit verlieren, damit Sie keinen
Zugang zu den Kindern haben!“ Onkel Nikolaj versuchte sie zu beschwichtigen, aber es half nichts.
Schimpfend und wütend ging sie davon.
Onkel Nikolaj ist traurig und betet: „Herr Jesus, Du siehst alles, Du weisst auch, wo Sergej jetzt ist
und wie es ihm geht. Tröste Du ihn. Herr, schenke doch Gnade, damit die unglücklichen Kinder
hier auch Dich finden können!“
Fast ein Jahr ist seitdem vergangen. Onkel Nikolaj ist inzwischen nicht mehr Heizer in dem
Waisenheim, sondern mit seiner Familie weggezogen. Ab und zu erinnert sich Sergej an die
glückliche Zeit mit Onkel Nikolaj, besonders wenn er den neuen Heizer sieht, der ganz anders als
dieser ist. Oft denkt er: „Schade, dass ich nur einige Seiten der Kinderbibel gelesen hatte. Ich
möchte so gerne wissen, wie es weiterging.“
Da, an einem Samstag im Frühling, geschieht etwas Besonderes. Gegen Schulschluss sagt die
Lehrerin: „ Kinder, ihr habt es bestimmt schon mal gehört, dass es Menschen gibt, die an einen
Gott glauben. Auch in unserer Stadt gibt es mehrere Kirchen. Heute waren einige Gläubige hier,
die sich Baptisten nennen. Sie haben eine Bitte an die Heimleitung gerichtet. Morgen, am Sonntag,
feiern die Christen ein Fest. Sie sagen, an diesem Tag sei Jesus, ihr Gott, von den Toten
auferstanden. Wir glauben natürlich nicht daran, aber wir haben beschlossen, die Bitte der
Gläubigen zu erfüllen. Sie laden ungefähr 40 Kinder, d.h. die ganze Klasse ein, zum Gottesdienst
zu kommen. Anschliessend gibt es dann noch ein gutes Mittagessen. Möchtet ihr dahin
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gehen?“Ungläubig hört Sergej den Worten der Lehrerin zu, und als erster hebt er seine Hand
hoch, als Zeichen des Einverständnisses.
Abends vor dem Schlafengehen sprechen alle Kinder von dem bevorstehenden Sonntagsbesuch,
und die Kinder aus den anderen Klassen sind nicht ganz unglücklich, dass sie nicht mitkommen
können. Für die Waisenkinder bedeutet so ein Besuch eine Abwechslung in ihrem eintönigen
Dasein.
Das Hauptthema der Gespräche ist natürlich nicht der Gottesdienst – sie kennen ja keinen, sondern das zu erwartende Mittagessen. Aber bei Sergej geht nur ein Gedanke im Kopfe herum:
„Ich möchte etwas von Jesus hören!“
Mit grossem Interesse verfolgt Sergej den Ostergottesdienst. Er kümmert sich nicht um seine
Kameraden; auch lässt es ihn kalt, als sein Nachbar ihn in die Seite kneift und leise sagt: „Du, es
riecht ja so gut, bestimmt bekommen wir etwas besonderes zu essen!“ Sergej bewegt nur ein
Gedanke: „Ob ich wohl den Mann da vorne um eine Kinderbibel bitten darf? Bestimmt kann ich sie
jetzt behalten, wenn ich eine bekomme, die Erzieherin ist ja auch hier und kein bisschen böse. Ob
ich es wagen soll? Aber ich kenne diesen Onkel nicht! Wenn Onkel Nikolaj doch hier wäre!“
Sergej dreht den Kopf in der Hoffnung, unter den vielen Gesichtern doch noch Onkel Nikolaj zu
finden. Da stutzt er: in einer Ecke des Zimmers sieht er einen Tisch, auf dem verschiedene Bücher
liegen, und unter ihnen entdeckt er eine Kinderbibel! Sergej starrt wie gebannt immer wieder zu
dem Tisch hin. Eine Kinderbibel! Wie bekomme ich eine Kinderbibel?
Nach dem Gebet steht ein Mann auf und sagt: „So, Kinder, jetzt geht ihr ins Nebenzimmer, dort ist
der Tisch für euch schon gedeckt.“ Lärmend stürmen die Kinder hin.
Sergej aber bleibt auf seinem Platz sitzten und sieht immer noch zu dem Tisch mit Büchern hin.
Plötzlich spürt er eine Hand auf seinen Schultern und eine Stimme sagt zu ihm: „Junge, was ist mit
dir los? Du schaust schon die ganze Zeit zu dem Tisch mit den Büchern hinüber. Möchtest du eine
Kinderbibel haben?“ Sergei stottert: „Ich…ich…darf ich wirklich eine Kinderbibel haben? Darf ich
wirklich eine mitnehmen?“ Lächelnd überreicht der Mann ihm eine Kinderbibel und sagt: „Hier,
Junge! Lies sie jeden Tag und handle danach. Dann wird Gott dich segnen. Jetzt aber geh auch
essen.“ „Danke! O, danke!“ ruft Sergej freudestrahlend und läuft zu den anderen am Tisch
sitzenden Kindern hinüber.
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Es knistert im Schloss
Aus „Mal dies, mal das“ von Ursula Häbich, Gerth Medien (früher Schulte-Gerth-Verlag) Asslar
Die kühle Abendluft war so richtig wohltuend. Ulrich, Jürgen und Evi wurden unternehmungslustig.
Am Tag war es viel zu heiss, um etwas Richtiges zu unternehmen. Deshalb wollten sie den Abend
ausnützen.
Ulrich, der Älteste von den Dreien, hatte eine Idee. „Kommt, wir erkunden das Schloss!“ Das
Schloss war ganz in der Nähe. Es stand auf einer Anhöhe und blickte majestätisch auf die Stadt
herunter. Im Schlosshof waren die drei Geschwister schon ein paarmal, aber im Innern noch nie.
„Wohnt da noch jemand?“ fragte die kleine Schwester. Die Brüder zuckten nur die Achseln. Das
wussten sie nicht genau. Ab und zu sprach man im Städtchen von einer Gräfin. Aber die wohnte
sicher nicht allein in dem grossen Schloss.
Jürgen klatschte in die Hände und rief: „Wir, gehn, wir gehn! Das ist ein richtiges Abenteuer!“ Dann
drehte er sich kurz zu Evi um: „Du bleibst da! Mädchen sind nichts für Abenteuer!“ In Evi stieg die
Wut hoch. Wer hatte ihnen bis jetzt immer aus der Patsche geholfen? Immer sie! Als der Ball in
Nachbars Blumenbeet fiel? Oder damals, als die rote Farbe über den Schreibtisch floss? Vor Zorn
hatte sie einen Kloss im Hals und brachte kein Wort heraus. Das war zu dumm. Ulrich, er war
immer vernünftig, sprach ein Machtwort, und alle drei gingen auf Entdeckungsreise.
Die Abenteuerlust trieb sie vorwärts. Der Weg durch den Wald zum Schloss war steil. Sie gingen
die Abkürzung, einen schmalen Pfad. Keiner sprach ein Wort. Nur der Kies unter ihren Füssen war
zu hören. Dann standen sie vor dem Schloss. Dicke Mauern, die Zugbrücke! Bei den Kindern stieg
die Abenteuerlust.
„Auf! Los! Durch den Torbogen“, rief Jürgen und war auch schon hindurch. Die Schwester rief halb
warnend, halb ängstlich: „Hier ist ein Schild: `Betreten für Unbefugte verboten`!“ „Quatsch“, rief der
mutige Bruder zurück. „Das geht uns nichts an!“ Dann wagten sie sich ins Schlossinnere.
Ulrich betrachtete die Deckenverzierung der grossen, hohen Empfangshalle. Jürgen stand an einer
alten Kanone, die hier aufgestellt war. Evi stand noch zögernd im Eingang. Hintereinander betraten
sie die breite Holztreppe. Sie knarrte. Es nützte nichts, wenn sie nur auf Zehenspitzen gingen.
Evi hielt Ulrich’s Hand fest. „Ulrich, wenn hier jemand wohnt?“ Sie bekam keine Antwort. Oben
steuerten sie auf eine grosse, zweiflügelige Tür zu. Schon die Tür sah geheimnisvoll aus. Jürgen
drückte die Klinke. Ulrich steckte als erster den Kopf durch den Spalt. „Oh, oh!“ Mehr brachte er
nicht heraus. Drei Stufen führten in einen herrlichen Saal. Der Parkettboden spiegelte. Ein roter
Läufer führte von den Stufen zum Fenster. Die Decke war mit vielen kleinen Bildern bemalt. Vor
Staunen blieb ihnen der Mund offenstehen.
Aber da, was war das? Es knisterte! Jetzt nochmal. Es musste im Nebenzimmer sein. Jürgen
drehte sich um. Er wollte aus dem Saal hinaus. Schon hatte er den Türknopf in der Hand; aber die
Tür blieb zu. Ulrich versuchte es – vergeblich. Die Tür war nur von aussen zu öffnen. Sie waren
eingeschlossen. Da, es knisterte wieder! Evi kauerte sich in einen grossen, roten Sessel. Das
Knistern wurde lauter. Es waren Schritte. Jürgen sass auf der Stufe neben der Tür. Aller Mut war
weg. Über seine Wange lief eine dicke Träne. Ulrich überlegte. Er schaute aus dem Fenster, - Es
war unmöglich hier hinunterzuklettern.
Die Schritte kamen näher. Jürgen schlüpfte zu Evi auf den roten Sessel. Sie hielten sich fest. Die
Tür wurde geöffnet. Alle drei hielten die Luft an! Was nun? Jürgen schloss die Augen. Da hörten
sie eine Stimme. Ulrich zeigte sich als erster. Eine alte Frau stand ihm gegenüber. Sie schaute den
Jungen, der nicht wusste, was er sagen sollte, erstaunt an. Dann entdeckte sie Jürgen und Evi.
Das kleine Mädchen fasste Mut. Stotternd brach es aus ihr hervor: „Wir…wir waren so neugierig,
wie’s in einem Schloss aussieht. Wir wussten nicht, dass…dass Sie da sind.“ Die Dame lächelte
und strich über Evis Locken. Dann schaute sie auf Jürgen und lächelte noch mehr. „Euer Einbruch
ist mutig!“ Die Kinder staunten über den freundlichen Ton der Frau. Dann sprach sie genau so
gütig weiter: „ Den grössten Schatz des Schlosses habt ihr natürlich nicht gesehen. Ja und wenn,
dann hättet ihr ihn nicht als Schatz erkannt. Wollt ihr ihn sehen?“ Die Geschwister waren
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überrascht. Dann sagten sie wie aus einem Mund: „Ja, ja, bitte!“ Die Dame führte sie in ein kleines
Zimmer. Erst jetzt merkten die Kinder wie elegant sie gekleidet war. Sie setzten sich an einen
runden Tisch. Die Gräfin stellte eine Tischlampe darauf. Dann holte sie den Schatz.
Ein grosses, dickes Buch! Es war schon ein besonderes Buch! Das konnten die Kinder sehen. Es
war in schwarzes Leder gebunden, hatte sogar Goldschrift und ein goldenes Schloss. Jürgen war
enttäuscht. „Das soll ein Schatz sein?“ dachte er. Die grauhaarige Dame war überzeugt, dass es
ein Schatz sei. Ganz begeistert erzählte sie: „Das ist Gottes Brief an uns Menschen, die Heilige
Schrift. Bibel wird das Buch genannt; denn in diesem Buch sind viele Bücher. Seht, die MoseBücher sind die ersten. Gleich auf den ersten Seiten könnt ihr lesen, wie die Welt erschaffen
wurde. Dann wird von Abraham berichtet und von vielen anderen. Es sind herrliche Geschichten
darin. Und das Beste ist, es sind keine Märchen. Gott hat dieses Buch für uns Menschen
schreiben lassen. Er teilt uns auch viele Geheimnisse und seine Pläne mit. Deshalb ist es ein
richtiger Schatz. Dieses Buch solltet ihr unbedingt lesen!“
Dann holte sie drei kleine rote Bibeln: „Diese gehören euch! Als Erinnerung an das Abenteuer!“
Sehr erstaunt gingen die Kinder vom Schloss weg. Noch mehr staunten sie über das, was in dem
Brief Gottes zu lesen war.
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Helen Cadbury und die Entstehung vom
Taschenbibelbund
Zusammenzug von Barbara Pfister aus
„Helen Cadbury, Die Entstehungsgeschichte des Taschenbibelbundes, Text: Lois Hoadley Dick,
Copyright 1993 Child Evangelism Fellowship Inc. Translation 1995“ (deutsch) und
http://www.tptl.org.au/helen_cadbury.htm (7.2.12 - englisch)
http://www.ptl.org/about/history.php (7.2.12 - englisch)
Helen kam 1877 in einer reichen Familie in England zur Welt. Ihr Vater besass eine
Schockoladenfabrik. Doch obwohl die Familie sehr reich war hatten sie ein grosses Herz für die
Armen Menschen in den Elendsvierteln von Birmingham. So war Helen von Klein auf mit dabei
wenn ihr Vater den Menschen auf der Strasse von Gott erzählte oder mit Alkoholsüchtigen betete.
Auch hielt der Vater jeden Morgen für all seine Arbeiter in der Fabrik eine kurze Morgenandacht
und liess für die Kinder der armen Arbeiterinnen einen Hort bauen. Helen verdiente sich mit
kleinen Arbeiten extra Geld um diesen Kindern kleine Freuden schenken zu können.
Als sie 12 Jahre war, nahm ihr Vater sie mit an eine Veranstaltung. Obwohl sie von den täglichen
Familienandachten her die Bibel gut kannte, merkte sie erst an diesem Abend, als ein Mann aus
der Bibel predigte, dass auch sie die Vergebung von Jesus braucht und ihr Leben ganz im
Vertrauen auf Gott führen sollte.
Mit grossem Eifer las sie zuhause nun selbst die Bibel und sie wollte auch all ihren Kolleginnen
von Jesus erzählen. Doch das war ein Problem, die Bibel war so schwer! Ja, zu Helens Zeiten
waren die Familienbibeln, die viele Familien besassen noch sehr gross und mit Holzdeckeln
eingebunden. So wog eine Bibel mehrere Kilos. Helen entschied sich die Bibel trotzdem mit in die
Schule zu nehmen und sie über den Mittag unter ihrer Bank zu lagern, damit sie dieses schwere
Buch nicht 2x am Tag hin und her tragen müsste. Sie entschloss sich nicht mit ihren Freundinnen
über ihren Glauben an Gott zu diskutieren und streiten sondern ihnen immer wieder Bibelverse zu
zeigen oder vorzulesen. Und es ging nicht lange, da wollte das erste Mädchen aus ihrer Klasse
auch an Gott glauben. Helen forderte sie auf ebenfalls eine Bibel in die Schule mitzubringen und
von nun an gemeinsam für den Rest der Klasse zu beten. Und wirklich, sie erlebten, wie noch
mehr Kinder Jesus kennen lernen wollten.
An einem Regensamstag sass Helen mit ihrer Schulfreundin zusammen und nähte. Was machten
sie da so eifrig? Neugierig schielten auch Helens Brüder durch den Türspalt. Die Mädchen nähten
Taschen mit Bändern zum zuziehen auf ihre Schürzen und Kleider. Was soll das?
„Willkommen im Taschen Bibel Bund!“ rief ihnen Helen entgegen als sie die Brüder bemerkte.
„Was ist denn das? Was soll das? Wir sind doch keine Mädchen!“ „Nein, keine Angst. Der
Taschenbibelbund ist nicht nur für Mädchen. Wir nähen uns Taschen auf die Kleider und ihr könnt
eure Hosentaschen dazu brauchen, denn Vater hat versprochen mir kleine neue Testamente zu
besorgen, die nicht mehr so schwer sind wie unsere Familienbibel. Und wenn wir die haben,
können wir sie in unseren Taschen jederzeit überall hin mitnehmen und all unsere Kollegen lernen
die Bibel und Gott kennen.“
Und wirklich, Helen und ihre Freunde und Geschwister begannen voll Begeisterung allen andern
aus der Bibel vorzulesen, Bibeln zu verteilen und für andere zu beten. So kam es, dass als Helen
aus der Oberschule kam bereits 60 Kinder und Jugendliche Mitglieder im „Taschen Bibel Bund“
waren.
Als Helen dann nach London in eine weiterführende Schule kam sagte ihre Lieblingslehrinn zu ihr:
„Helen, du schreibst sehr gute Buchberichte. Sicher liest du sehr viel. Was liest du denn so für
Bücher?“ Helen antwortete überzeugt wie immer: „Vor allem die Bibel. Das ist mein Lieblingsbuch
und es ist das Wort von Gott. Lesen sie die Bibel auch?“ Frau Robertson antwortete: „Ja, ich lese
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auch in der Bibel. Die Psalmen und das Leben von Jesus gefallen mir.“ Das schien Helen komisch
zu sein, denn meistens lasen die Leute entweder nicht in der Bibel, oder dann waren sie von der
ganzen Bibel begeistert, so wie Helen. Und darum fragte sie weiter: „Glauben sie denn nicht, dass
die ganze Bibel Gottes Wort ist?“ „Es hat sehr viel Wichtiges und gutes über Gott in der Bibel. Aber
weisst du, die Wunder und dass Jesus, der vor 2000 Jahren gestorben ist heute noch helfen kann,
das stimmt nicht. Das haben die Wissenschaftler schon längst herausgefunden.“
Helen bewunderte Frau Robertson und so brachte sie ihre Antwort in grosse Zweifel. Was wäre
wohl wenn Gott die Welt doch nicht geschaffen hätte oder wenn das, was Jesus gemacht hat doch
nur ein Märchen wäre? Warum würden wir dann noch Gott brauchen? Haben meine Eltern und ich
das wohl bis jetzt nur geglaubt, weil wir nicht so gebildet sind wie Frau Robertson?
In ihrer Verzweiflung fragte Helen ihre Zimmerkollegin, die auch in der Bibel las. Doch auch diese
sagte: „Wahrscheinlich ist ein Teil davon wahr.“
Helen wollte schon noch an Gott glauben, aber sie hörte auf ihr neues Testament ständig mit sich
herum zu tragen und sie wollte auch niemandem mehr daraus vorlesen.
Ihre Eltern bemerkten, dass sich Helen sehr verändert hatte und überhaupt nicht mehr so froh und
begeistert war wie früher. Sie beteten still für sie.
Als Helen mit der ganzen Schule fertig war machten sie mit der Familie eine grosse Reise bis nach
Israel. Doch dort starb ihr Vater ganz plötzlich an Diphterie. Das war für Helen ein riesen Schock.
Sie war sehr traurig und verzweifelt. Zurück in England ging sie weinend in ihrem Zimmer auf und
ab und schaute über ihr Büchergestell. Was konnte ihr jetzt helfen? Sie brauchte dringend Trost
und Hilfe? Nein, kein Mathematikbuch, kein Gedichtband und auch kein Geschichtsbuch von der
Schule konnten jetzt helfen. So griff sie zur Bibel und als sie las, merkte sie, dass Gott die ganze
Zeit über auf sie gewartet hatte und jetzt ganz nah bei ihr war, so, wie sie es sich früher von ihrem
Vater gewohnt war. Interessant dachte sie: „Kein gescheites Buch von der Schule kann mich
trösten und dann lese ich dieses Buch, das anscheinend nichts für gescheite Leute ist und merke,
dass Gott da bei mir ist.“ Ab diesem Moment waren Helens Zweifel wir weggeblasen. Helen wollte
neu Gott und seinem Wort vertrauen und war gespannt, was sie dann wieder alles erleben würde
mit Gott.
Und wirklich, Gott wartete nicht lange darauf Helen einen neuen Auftrag zu geben. Er zeigte ihr
deutlich, dass sie die Arbeiten unter den Armen Arbeitern und deren Kindern, die er angefangen
hat weiterführen sollte. So gründete sie ein Bibelkreis für Mädchen, die so Arm waren, dass sie
keine Sonntagskleider hatten und daher nicht in die normale Sonntagschule gehen durften. Später
heiratete sie und gründete mit ihrem Mann einen neuen „Taschen Bibel Bund“, der bis heute dafür
sorgt, dass kleine Bibeln gedruckt und gratis verteilt werden können auf der ganzen Welt.
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Mary Jones und ihre Bibel
Text Zusammenzug aus folgenden Quellen von Barbara Pfister:
http://www.ev-kirche-eupen-neumoresnet.org/gemeindebriefe/bruecke_09_1976.htm (3.2.12
Deutsch)
http://www.biblesociety.org.uk/about-bible-society/history/mary-jones/ (3.2.12 Englisch)
Mary kam 1784 in einer armen Familie in Wels (England) zur Welt. Ihr Vater war ein einfacher
Weber. "Mutti, können wir nicht auch eine Bibel zu Hause haben?" bettelte die kleine Mary als sie
aus einem Gottesdienst in der Kirche zurück kamen. "Mary, du weisst doch, dass Bibeln nur sehr
schwer erhältlich sind und zudem sehr teuer. Wir haben nicht das Geld dazu, eine zu kaufen.“
Mary war 8 Jahre alt und durfte in die Schule gehen, in der sie lesen und schreiben lernte. Auch
hatte sie Jesus sehr lieb und wollte mit ihm durchs Leben gehen. "Aber ich möchte doch sehr gern
eine Bibel haben", seufzte Mary. Und die Sehnsucht nach Gottes Wort wurde in Marys Herzen
immer tiefer. "Wenn ich dann eine eigene Bibel haben könnte, würde ich sogar 10 Jahre dafür
arbeiten!“ „Oh Gott, wie gerne möchte ich eine eigene Bibel haben“, so betete sie von nun an.
Als Mary 10 Jahre alt war, begann sie wirklich ernstlich, sich Geld für eine Bibel zu verdienen. Sie
fegte und scheuerte für andere, sie passte auf die Babys der Nachbarn auf, sie sorgte für die
Kühe, sie verkaufte die Eier von 2 Hennen, die ihr eine Freundin geschenkt hatte. Sie brachte
einen Beutel voll Geld, den sie fand zurück und dafür gab ihr der Farmer eine Belohnung; sie trug
Wasser, sie besserte Kleider aus. Bei jeder Arbeit verdiente sie nur einige Rappen. Alles Geld
aber tat sie in einen Holzkasten, den ihr Vater ihr gemacht hatte. Und schließlich war der große
Tag gekommen. 6 lange Jahre waren vergangen und jetzt hatte Mary endlich genügend Geld – so
viel wie in jenen Tagen eine Bibel kostete. Und das war sehr viel!
Aber man konnte in Marys Dorf keine Bibel bekommen und der nächste Ort, in dem man eine
bekommen konnte, war 40 km entfernt. Mary entschloss sich, dorthin zu laufen, weil sich keine
Gelegenheit bot, zu fahren. Ihr einziges Paar Schuhe war ihr so kostbar, dass sie es in einen
Beutel tat und trug und den Weg barfuss weiterging.
Mittags ruhte sie, nahm ihr Mittagessen zu sich, das aus Brot bestand und badete ihre Hände und
Füße in dem kühlen Wasser eines fließenden Stromes. Es war schon dunkel, als Mary ihr Ziel
erreicht hatte, das Städtchen Bala. Sie war sehr müde. Als ihr aber der freundliche Pfarrer
Thomas Charles sagte, dass alle seine Bibeln schon verkauft oder für jemand bestimmt seien,
verhüllte sie das Gesicht mit den Händen und weinte bitterlich.
Das brach beinahe das Herz des Pfarrers Charles. Er legte seine Hand auf ihre Hand und sagte:
"Mein Kind, es ist mir einfach nicht möglich, dir eine Bibel zu verweigern. Ich habe eine Bibel von
einem meiner Freunde in meinem Bücherschrank stehen, diese will ich dir mit seiner Erlaubnis
geben."
Mary schleppte sich mühsam den ganzen Weg wieder nach Hause, aber sie tat es mit frohem und
glücklichem Herzen, weil sie unter ihrem Arm die wertvolle Bibel trug, um die sie solange
gearbeitet hatte. Pfarrer Charles konnte die Sache mit Mary nicht mehr vergessen. Er wünschte
sich, dass jeder Junge, jedes Mädchen, jeder Mann und jede Frau eine eigene Bibel besitzen
könnten, und so wurde die große Britische und Ausländische Bibelgesellschaft begonnen. (British
and Foreign Bible Society 7. März 1804).
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Diese Gesellschaft sendet Bibeln in vielen verschiedenen Sprachen in die ganze Welt und das
alles wegen Mary Jones. Die Bibel von Mary Jones ist bis heute im „Bibelhaus“ in London
ausgestellt. Auf der letzen Seite steht: Mary Jones wurde geboren am 16. Dezember 1784. Ich
kaufte diese in meinem 16. Lebensjahr 1800. Ich bin die Tochter von Jacob Jones und Mary
Jones, seiner Ehefrau. Der Herr möge mir Gnade geben! Amen.“
DVD mit Englischem Text -> müsste stumm laufen gelassen werden und dazu auf CH-Deutsch
erzählt werden
http://www.youtube.com/watch?v=EP6qFQyzCGA
Als 34min deutschsprachiger DVD zu Bestellen bei KEB Österreich
http://shop.keb-austria.com/cds-dvds/283-die-reise-eines-lebens-dvd.html
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Tom, der Zettelschneider
Aus „Tom der Zettelschneider“ von Wolfgang Heiner, SCM R. Brockhaus, Witten
Was macht der kleine Tom da oben im Dachzimmer? In seinem buntbezogenen Bett sitzt er, hält
eine Schere in seinen verkrüppelten Händen und schneidet kleine Zettel aus altem Papier.
Wie arm sieht es um ihn her aus! Ach, er wohnt ja in dem Elendsviertel Londons. So dunkel und
unordentlich sieht es überall in den erbärmlichen Häusern dort aus. Eben kommt eine ältere Frau
in die Stube, geht auf die braune Kommode zu, kramt darin und geht wieder hinaus. Keinen Blick,
kein Wort hat sie für das verkrüppelte Kind. Es ist seine Tante Granny. Sie hiesse besser „Tante
Garstig“, denn sie war immer mürrisch und garstig zu dem kleinen Tom.
Das Kind war schon als Krüppel auf die Welt gekommen und hatte früh Vater und Mutter verloren.
Es wurde von der wunderlichen Tante aufgenommen, die tagtäglich ihr gutes Werk bereute. So
sass Tom krank, einsam und unbeachtet im Dachstübchen in seinem Bett. Nur selten gab sich
jemand mit ihm ab. Oft dachte er an seine Mutter zurück, die ihn liebgehabt hatte, ganz besonders
auch, weil er so hilflos war. Sie hatte ihm auch Lesen und Schreiben beigebracht und ihm allerlei
von der Welt draussen erzählt. Nur von einem wusste sie ihm nichts zu sagen: von Jesus. Aber hin
und wieder fand er etwas von ihm in einem Beiblatt der damaligen Londoner Zeitung. Sogar Worte
aus der Bibel waren angeführt.
Was mag wohl sonst noch alles in diesem Buch stehen? Dachte Tom. Wenn ich doch nur eine
Bibel hätte! „Tante Granny“, sagte er eines Tages, „ich möchte so gern mal eine Bibel haben und
darin mehr von Jesus lesen.“ „Waas? Eine Bibel?“ Die sonst mürrische Tante lachte laut auf. „Ha,
ha! Sonst hast du keinen Wunsch, als ausgerechnet eine Bibel?“ Tom schnitten die Worte ins
Herz, und er wagte nicht mehr, seiner Tante mit dieser Bitte zu kommen.
Ein Tag nach dem anderen verging. –
Da, an einem Aprilmorgen knarren die Treppenstufen unter eiligen Schritten. Tom horcht auf.
„Hallo, hallo, Tom!“ ruft eine Jungenstimme von draussen. Die Tür wird aufgerissen. Jack, sein
einziger Freund, stürmt herein und setzt sich gleich auf Toms Bett. Nachdem er sich ein wenig
verschnauft hatte, beginnt er feierlich: „Heute besuche ich dich zum letzten Mal, Tom. Ich verlasse
London und fahre nach Südengland. Dort fange ich als Hotelboy an. – Sei nicht traurig, Tom! Ich
habe dir auch etwas mitgebracht.“ Damit griff Jack in die Hosentasche und holte ein kleines Etwas
heraus, das in braunes Papier eingehüllt war.
Tom wickelte es aus, und ein blanker Schilling rollte auf sein Bett. „Kauf dir dafür etwas, was du
gerne magst, Tom!“ sagte Jack. „Oder soll ich dir etwas besorgen? Hast du einen Wunsch?“ „Ja,
kauf mir dafür eine Bibel, Jack!“ „Eine Bibel?? Bist du denn nicht mehr ganz gescheit? Wie kommst
du nur darauf? Denkst du etwa, ich hätte meine Moneten für solch ein altmodisches dummes Buch
zusammengekratzt?“
Tom sah seinen Freund mit ernsten, bittenden Augen an. „Jack, du gehst weg von hier, ich habe
dann niemand mehr, der mich besucht. Sieh, ich bin immer ganz allein. Ich möchte doch zu gerne
wissen, wer dieser Jesus ist. Hast du mich nicht nach meinem Wunsch gefragt?“ „Eigentlich sollte
ich ihn dir nicht erfüllen, denn ich will nicht schuld daran sein, wenn du überschnappst. Aber weil
es für mich dein letzter Wunsch ist, will ich nicht so sein.“Jack verabschiedete sich und ging. Es
dauerte nicht lange, da erschien er wieder in der Dachkammer. „Hier hast du deinen Wälzer! Der
Buchhändler hatte gerade noch so ein verstaubtes Exemplar in seinem Regal.“
Kaum hatte Jack die Tür wieder hinter sich geschlossen, da begann Tom zu lesen. Alles verstand
er freilich noch nicht. Aber er fand Jesus darin. Das war ihm das Schönste, und das ergriff ihn.
Tom forschte mit grossem Eifer, dass er bald Bescheid wusste in seinem teuren Bibelbuch. Ja, er
wusste nicht nur viel, sondern er glaubte auch an das, was die Heilige Schrift ihm sagte. Alles, was
er las, redete zu ihm, und Tom wurde von Herzen froh. „Wie mach ich’s nur, dass ich anderen
Menschen weitersage, was ich in diesem Buch gefunden habe?“ fragte sich Tom. Er hatte
verstanden: Das erwartet der Herr Jesus von mir. Aber er kam doch aus seinem Dachstübchen
nicht heraus und sah keinen anderen Menschen als nur Tante Granny!
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„Lieber Herr Jesus“, betete er, „zeig du mir doch, wie ich es anfangen soll!“ Und der Herr zeigte es
ihm. Tom suchte in der ganzen Stube nach Papier herum und fand hier und da ein Stückchen. So
sass er denn in seinem Bett, schnitt Zettel und schrieb Bibelworte darauf. Dann faltete er kleine
Briefchen und schrieb als Anschrift: „An Vorübergehende.“ Zum Glück hatte die Fensterscheibe ein
kleines Loch. Da hindurch schob er seine geheimnisvolle Post. Lustig flatterten Toms Botschaften
hinunter auf die belebte Strasse. Eins nach dem anderen schaukelte im Wind vor den
Fussgängern her. Wie viele hatte Tom schon abgeschickt! Eine Antwort konnte er ja nicht
erwarten, das wusste er. Dennoch wollte er beinah den Mut verlieren.
Die liest ja doch keiner, dachte Tom eines Tages verzagt. Jeden Morgen kommt der Strassenfeger
und kehrt sie weg. Aber er hörte nicht auf, seine Zettel durch die Fensterscheibe zu schieben.
Sogar Opfer brachte Tom für seine Mission. Er verzichtete auf seine spärliche Milch und erbat sich
Papier von seiner Tante.
Eines Tages hörte er derbe Schritte auf der Treppe. Kommt da wohl ein Strassenfeger, um sich
über die Zettel zu beschweren? Energisch klopfte es an die Brettertür. „Herein“, stösst Tom
ängstlich hervor, und in der Tür steht ein riesiger Mann. „Bist du der kleine Tom, der immer die
Zettel aus dem Fenster wirft?“ Was sollte Tom sagen? Er musste bekennen. Aber die erwartete
Strafrede kam nicht. „Ich will mich bei dir bedanken mein Junge!“ sagte der Fremde mit
freundlicher
Miene.
„Durch
dich
habe
ich
den
Weg
zu
Gott
gefunden!“
Tom war starr vor Staunen. Aber der Gast rückte einen Holzschemel an das Bett des Jungen und
begann zu erzählen: „Vor einiger Zeit ging ich an diesem Haus vorbei. Ich war verärgert. Es wollte
etwas nicht klappen in meiner Viehwirtschaft. Wie ich so verdriesslich vor mich hinsah, merkte ich,
dass etwas auf meinen Hut fiel. Ich dachte, es wäre ein Vogel gewesen. Ich nahm den Hut ab, und
da lag ein Zettel darauf. „An Vorübergehende“ hiess die Adresse. Ich faltete das Papier
auseinander und las das Bibelwort: „ich muss wirken die Werke des, der mich gesandt hat,
solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann!“ Missmutig wie ich war, steckte
ich den Zettel in die Tasche. Doch als ich dann im Zug sass, musste ich immer wieder an dieses
Bibelwort denken und es nochmal und nochmal lesen. Da begann es in mir zu reden und zu
wirken. Schliesslich konnte ich nicht mehr anders: Ich schenkte dem Herrn Jesus mein Herz. Und
jetzt bin ich gekommen und bitte dich, dass du mit mir betest.“
Der grosse Mann kniete vor dem Bett des Kindes nieder, und Tom betete laut. Der Fremde betete
danach auch noch und dankte Gott mit grosser Freude. Ehe er ging, sagte er: „Tom, du hast mir
zum Besten verholfen! Nun will ich dir auch helfen. Möchtest du nicht in ein schönes Kinderheim?
Dort hast du Freunde, gutes Essen und bessere Pflege.“ Tom überlegte. Das war freilich
verlockend. Aber dann wusste er gleich, was er antworten sollte: „Ich danke Ihnen! Das wäre ja
sehr schön, aber ich möchte lieber hierbleiben. Dort kann ich nicht mehr Zettel aus dem Fenster
werfen. Und dann hat der Onkel Doktor gesagt, ich werde den Winter wohl nicht mehr überleben.
Bald werde ich beim Herrn Jesus sein.“
„Nun, ich werde wenigstens dafür sorgen, dass dich täglich eine Pflegerin besucht und dir deine
Milch bringt. Oder hast du sonst noch einen Wunsch?“ „Ja, wenn diese Pflegerin mir immer
genügend Papier besorgen könnte?“ –
Beglückt fuhr der Mann nach Hause. Er war Gutsbesitzer und liess eine Scheune zu einem
grossen Saal umbauen. Darin wurde nun Gottes Wort verkündigt. Als der Winter kam, fielen keine
Zettel mehr aus dem Fenster. Tom war daheim beim Herrn Jesus. Einen grossen Schatz hatte er
hinterlassen. Das war seine Bibel, deren Ränder er mit vielen eigenen Gedanken beschrieben
hatte. Der Sohn des Gutsbesitzers erbte sie und wurde dadurch auch zum Heiland geführt. Heute
arbeitet er als Missionar in Afrika und verkündigt den Afrikanern den Herrn Jesus.
So hat Toms Dienst reiche Frucht gebracht. Haben wir es nicht viel einfacher, wenn wir etwas für
Jesus tun wollen, als solch ein armes, verkrüppeltes Kind?
Textheft mit 9 farbigen Bildern für 12.50 CHF zu bestellen bei der KEB
http://www.keb.ch/shop/detailansicht.html?tx_ttproducts_pi1[backPID]=43&tx_ttproducts_pi1[produ
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Wenn’s nur so wäre!
aus „Geschichten für die Jungschar von A-Z“, Ein Werkbuch, Herausgeber Michale Hübner,
Reinhold Frea, Frieder Trommer, SCB R. Brockhaus, Witten
Bernd sitzt da und blättert missmutig in seiner Bibel. Er hat gar keine rechte Lust, mit der „Stille
Zeit“ zu beginnen. Da fällt sein Blick auf eine schräg gedruckte Stelle: „Dein Wort ward meine
Speise, sooft ich’s empfing, und dein Wort ist meines Herzens Freude…“ (Jeremia 15,16)
Bernd stutzt. „Ach, wenn’s nur so wäre“, denkt er. So fest hatte Bernd sich vorgenommen: „In
diesem Vierteljahr will ich den Bibelleseplan wirklich an jedem Tag durcharbeiten!“ Nun ist seither
noch nicht einmal ein Monat vergangen. An manchen Tagen schon war die Bibel unberührt auf
dem Nachtkästchen liegen geblieben. Manchmal – so wie heute – hat Bernd sich selbst überredet,
„Stille Zeit“ mit Gott zu halten. Dann war er aber jedesmal froh, wenn diese „Sache“ erledigt war.
Wie konnte Jeremia nur solche Freude an Gottes Wort finden? Bern empfindet da oft ganz anders.
Als er genauer hinsieht, entdeckt Bernd: Jeremia vergleicht Gottes Wort mit einer Speise!
Natürlich: Unser Körper braucht Nahrung, an jedem Tag. Doch Speise ist nicht immer das Gleiche!
Wir wären sicher nicht erfreut, wenn uns unsere Mutter tagtäglich Salzkartoffeln vorsetzen würde.
„Schon wieder!“ würden wir bald meckern und dabei missmutig in unserem Teller herumstochern.
Jede Mutter weiss, dass das Essen viel besser schmeckt, wenn sie es abwechslungsreich
zubereitet. Selbst wenn es nur Kartoffeln gäbe (und keinen Reis, Nudeln oder Knödel), könnte es
jeden Tag eine Freude sein, sie zu verspeisen: Bratkartoffeln, Pommes Frites, Kroketten,
Kartoffelstock, Kartoffelsuppe, Röstkartoffeln, Rösti…
Eine Speise kann eben auf unterschiedliche Weise zubereitet werden. Das ist Bernd klar. Und
vielleicht findet sich auf diese Art und Weise eine Möglichkeit, mehr Freude am Bibellesen zu
finden – so wie Jeremia sie offensichtlich gefunden hatte. Bernd nimmt sich vor, sich einmal bei
seinen Freunden und beim Jungscharleiter umzuhören nach unterschiedlichen Methoden fürs
Bibellesen. Dann wird er sicher selber auf den Geschmack kommen.
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FIX & FERTIG
William
Tyndale
Ein Mann Gottes
gibt nicht auf!
Vorüberlegung für Mitarbeitende
Auch heute noch gibt es Menschen, die bereit sind, für ihren
Glauben zu sterben. Nicht in jedem Land darf die Bibel gelesen
werden. Die Regierungen dieser Länder bedrohen und verfolgen alle die, für die die Bibel wichtig ist und die in ihr lesen.
Und so wird sie von unzähligen sehr mutigen Menschen in
diese Länder geschmuggelt, um so den dort lebenden Bewohnern trotzdem die frohe Botschaft zu verkünden.
Erlebniswelt für Kinder
In Deutschland leben wir zum Glück in einem freien und friedlichen Land. Es ist nicht verboten, in der Bibel zu lesen. Daher
wird kein Jungscharkind wegen Bibelbesitzes verfolgt oder
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FIX & FERTIG
ausgegrenzt. Eventuell haben Kinder aber schon Ausgrenzung
aufgrund von Aussehen, Bildung, Kleidung etc. erlebt. So können sie sich vielleicht ein wenig in eine ähnliche Situation
hinein versetzen.
Einstieg
Freiwillige vor: Ein Kind soll in normalem Schritttempo durch den
Raum laufen. Ein Mitarbeiter folgt dem Kind „dicht” auf den
Fersen. Es soll sich nicht umdrehen, sondern nur ein oder zwei
Minuten durch den Raum marschieren. Anschließend wird es
gefragt, wie es sich dabei gefühlt hat, als es „verfolgt” wurde.
Schon immer wurden Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt und manchmal sogar getötet. Sie kennen die Gefahr, und
dennoch erzählen sie weiter von Gott oder schmuggeln Bibeln
in nicht christliche Länder. Einer davon war William Tyndale,
das ist seine Geschichte:
Andachtsimpuls/Vorlesegeschichte
Es ist das Jahr 1534. In England sind seit Jahren große Unruhen.
Die Menschen, wie auch König Heinrich, sind mit der katholischen Kirche nicht mehr einverstanden. Aus diesem Grund
wanderten Saras Eltern schon vor vielen Jahren nach Antwerpen (Belgien) aus. Dort hatte ihr Vater viel bessere Chancen
als Kaufmann. Um belgische Waren verkaufen und englische
Waren einkaufen zu können, musste er häufig nach England
reisen. Auf einer solchen Schiffsreise durfte Sara ihn einmal begleiten. Sie besuchten die Cousine ihres Vaters, deren Mann
und ihre Kinder Johnny und Miles. Dort lernte Sara Lady Anne
kennen, eine Hofdame des Königs Heinrich von England, die
kurz darauf seine Frau und somit Königin wurde. Hier hörte sie
auch zum ersten Mal von William Tyndale. William sagte der
Kirche den Kampf an, denn zu dieser Zeit konnte die Bibel nur
von den Bischöfen gelesen werden. Die Bibel war in lateinischer Sprache geschrieben. Da die wenigsten Leute lesen und
schreiben konnten, mussten sie somit alles glauben, was in der
Kirche gesagt wurde. Sie konnten es nicht selbst nachlesen und
prüfen. Das passte William nicht. So beschloss er, die Bibel in
die englische Sprache übersetzen und drucken zu lassen. Alle
Menschen sollten sie lesen können. Dies war den Bischöfen
gar nicht recht. Zur damaligen Zeit war es nämlich verboten,
die Bibel ohne kirchliche Zustimmung zu übersetzen. William
wurde verfolgt. Er musste aus dem Land fliehen, sonst hätten
ihn seine Widersacher umgebracht.
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FIX & FERTIG
Miles reiste nun mit Sara und ihrem Vater zurück nach Belgien
und begann eine Ausbildung bei Saras Vater. Von nun an war
er auch bei allen Geschäftsreisen nach England dabei. Eines
Abends erzählte Saras Vater, dass er in den letzten Jahren
immer wieder Bibeln von William Tyndale nach England
geschmuggelt hatte. Auf der letzten Reise hatte er nun erfahren, dass Williams engster Vertrauter gefangen genommen
und getötet worden war. William war in ernster Gefahr und
musste untertauchen. Er zog noch am selben Abend bei ihnen
ein, was natürlich sehr gefährlich war. Sara und Miles verbrachten jede freie Minute bei William. Gemeinsam lasen sie
in der Bibel und durften sogar zuschauen, wenn er die Bibel
vom Lateinischen ins Englische übersetzte. Auch nahm er sie
mit, wenn er in die Slums ging, um den Menschen dort zu
helfen. Obwohl er der meist gesuchteste Mann im ganzen
Land war und eine hohe Belohnung auf ihn ausgesetzt war,
blieb er nicht im Haus oder versteckte sich, sondern er half den
Armen.
Als sie sich von einem dieser Besuche auf den Heimweg machten, wurde William von einem jungen Mann angesprochen. Er
stellte sich als Henry Phillips vor und sagte, dass er schon so
viel von ihm und seiner Arbeit gehört habe. Die beiden freundeten sich an. Sara gefiel das gar nicht, denn er kam ihr sehr
unheimlich vor. Eines Nachmittags lud Henry William zum
Essen ein. William ging mit und Sara folgte ihnen unauffällig.
Sie bogen in eine enge Gasse ein, als William plötzlich von ein
paar Männern geschnappt wurde. Sie hörte Henry sagen, dass
sie ihn ins Gefängnis bringen sollten. Dann befahl er dem
Offizier, mit zwei seiner Männer zur Herberge zu gehen, um
Williams Bücher und die Übersetzungen zu holen. Henry hatte
William verraten! Sofort flitzte Sara los. Im Haus angekommen,
nahm sie alles, was sie in der Hektik erwischen konnte, und
versteckte es in ihrem Zimmer. Von unten hörte sie, wie an die
Tür gedonnert wurde und Männer die Treppe hinauf rannten.
Sie machten Möbel kaputt und nahmen mit, was sie finden
konnten. Dann war es ruhig im Haus. Niemand begriff, was
passiert war. Sara erzählte es, und alle waren stolz auf sie. Sie
hatte den größten Teil von Williams Arbeit gerettet. Saras
Vater nahm alles an sich und verschwand damit. Als er wiederkam hatte er nichts mehr bei sich.
In den kommenden Tagen und Wochen versuchte Saras Vater,
William frei zu bekommen, aber es gelang ihm nicht. Er meinte, wenn König Heinrich ein Exemplar der englischen Übersetzung bekäme, würde er bestimmt für Williams Freilassung
sorgen. Daraufhin hatte Sara eine Idee. Vor einiger Zeit bekam
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FIX & FERTIG
sie von Königin Anne eine Einladung, Hofdame am Königshaus zu werden. Damals erlaubten das ihre Eltern nicht. Wenn
sie nun die Einladung annehmen würde, könnte sie die Übersetzung von William nach England schmuggeln und Königin
Anne geben. Nach langen Diskussionen willigte ihr Vater ein,
da er es auch als allerletzten Ausweg sah. So nähte Saras Mutter ein Kleid für sie, in dessen Unterrock die Bibel eingenäht
wurde. Zusammen mit Miles machte sie sich auf den Weg
nach England. Dort angekommen, wurden sie schon von
einem Heer der königlichen Soldaten erwartet die vermuteten,
dass sich auf dem Schiff religiöse Bücher befanden. Sofort
wurde damit begonnen, die komplette Ladung zu durch
suchen. Sara bekam Angst. Was, wenn auch sie durchsucht
würde? Gerade wurden ihre Koffer ausgeleert. Sara stiegen
Tränen in die Augen. Da hatte Miles die rettende Idee: Er zeigte den Soldaten die Einladung von Königin Anne, und schon
beendeten die Soldaten die Durchsuchung. Was für ein Glück!
Sie konnten es kaum glauben.
Die Zeit verging. Erst nach einigen Wochen hatte Sara die
Gelegenheit, Königin Anne das Buch zu geben. Die Königin
war geschockt, als sie erfuhr, dass Sara das Buch von
Belgien nach England geschmuggelt und somit ihr
Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Sie wusste nämlich,
dass das Schiff auf königlichen Befehl nach
Schmuggelware durchsucht wurde. Am nächsten Tag wurde Sara zur Königin gerufen. Anne
war ganz begeistert von dem Buch. Sie fand es
toll, die Bibel in der eigenen Sprache lesen zu
können. Königin Anne war William mehr als
dankbar, dass er es geschafft hatte, die Bibel
zu übersetzen. Es machte sie sehr traurig, dass
er dafür im Gefängnis saß. So beschloss sie,
mit dem König darüber zu reden. Aber nach
den ersten paar Sätzen rastete der König aus.
Er wollte wissen, wie das Buch in sein Haus
kam. Darüber schwieg Königin Anne natürlich. Sie meinte jedoch, dass es für Sara besser
wäre, wieder nach Hause zu gehen, da ihr
Leben am Hof in Gefahr war. So ging Sara
traurig zurück. Sie hatte es nicht geschafft,
William das Leben zu retten. Wenige Wochen
später erhielten sie die traurige Nachricht,
dass man William am nächsten Tag töten
würde. Die letzten Worte bei seiner Hinrichtung waren „Herr! Öffne dem König von England
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FIX & FERTIG
Die ausführliche
Geschichte gibt
es in folgendem
Buch:
die Augen!”. Dann starb er. Sara fühlte sich schuldig an seinem
Tod. Sie hatte versagt!
Wenige Monate nach Williams Tod brachte ihr Vater ein Päckchen mit. Als er es öffnete, kam ein Buch heraus. Es war die
gedruckte Ausgabe von Williams Übersetzung. Ihr Vater hatte
sie damals zu einem Mann nach England gebracht, der die
angefangene Arbeit von William vollendete. Auch der König
bekam ein Exemplar. Er war so sehr davon begeistert, dass er
beschloss, dass alle Menschen in England eine Übersetzung
bekommen sollten. Dies war jedoch nur möglich, da Williams
Namen nicht als Urheber erschien, sondern der des Mannes,
der die Übersetzung vollendet hatte. Das geschah auf Wunsch
von Saras Vater, denn sonst hätte der König den Druck nie
zugelassen. So wurde Williams letzter Wunsch, dem König die
Augen zu öffnen, doch noch wahr!
Zusammenfassung des Buches „Unterwegs in geheimer
Mission” von Dave und Neta Jackson, Verlag CLV, 2002 (siehe
Kasten links).
Gebet
Dave und
Neta Jackson
Unterwegs
in geheimer
Mission
William Tyndale
160 Seiten,
kartoniert
3,50 Euro
Zu beziehen
über buch+musik
(siehe Impressum)
Lieber Gott,
wir danken dir, dass wir in einem freien Land leben
und immer in der Bibel lesen können.
Wir brauchen keine Angst zu haben,
dafür ins Gefängnis zu kommen.
Danke für die vielen Menschen, die dafür
gekämpft haben, dass dies möglich ist.
Amen.
Spielvorschläge
Geländespiel „Von Rom nach Ephesus”, Jungscharleiter 1/1994
S. 19, allerdings abgeändert in „Von Belgien nach England”.
Die Kids sollen selbst einmal Bibeltexte schmuggeln.
Liedvorschläge
l
l
Gottes Liebe ist so wunderbar, Jungscharlieder Nr. 26
Wir haben Gottes Spuren festgestellt, Jungscharlieder Nr. 83
Tanja Ziegler
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