inside 1/2015 - German Centre Singapore

■ Markt & Vertrieb
Fünf-Millionen-Metropole Singapur:
Der Name entstammt dem Sanskrit und
setzt sich zusammen aus Singha „Löwe“
und Pura „Stadt“ – Löwenstadt.
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Die LBBW in Singapur
Beste Aussichten
auf ganz Asien
Das German Centre in Singapur feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. In dem
­Stadtstaat realisierte die LBBW erstmals das Konzept, deutsche Unternehmen logistisch
und organisatorisch bei Markteintritten zu unterstützen. Außerdem ist die Bank
dort seit 1996 mit einer Niederlassung vertreten. Die doppelte Präsenz hat einen guten
Grund, denn die Stadt bildet den zentralen Ausgangspunkt in die Wachstumsmärkte
­Südostasiens, Chinas und Indiens.
S
ingapur ist ein fantastisches Mosaik der Kulturen.“
Für Hanna Böhme, Geschäftsführerin des German
Centres Singapore (1022/H), macht dies das Leben in
dem nur 716 Quadratkilometer großen Stadt- und Inselstaat so einzigartig. Hinter schimmernden Fassaden leben
hier insgesamt fünf Millionen Einwohner – Menschen aller
Weltreligionen und vieler Nationen. Singapur hat den Ruf, eine
Stadt der Verbote zu sein. Tatsächlich weiß aber jeder, was
geht und was nicht: Drogen, Pöbeleien in der Öffentlichkeit,
aber auch Essen in der U-Bahn sind tabu. Und die Singapurer
halten auch morgens um 4 Uhr an der roten Ampel an – selbst
wenn weit und breit kein anderes Auto unterwegs ist.
Sicherheit, Ordnung und klare Strukturen machen das Leben angenehm und den Handel unkompliziert – nicht zuletzt
für Expats, die von ihrem Heimatstandort zum Arbeiten ins
Ausland entsandt wurden. Die Regierung in Singapur tut viel,
um auch ausländischen Unternehmen den Weg zu ebnen. Zum
einen setzt sie steuerliche Anreize. Zum anderen zeigt sich
der Stadtstaat in bürokratischen Angelegenheiten sehr kunden­
orientiert. Hierin unterscheidet er sich nach den Erfahrungen
von Hanna Böhme übrigens deutlich von Peking, wo sie zuvor
als Geschäftsführerin des German Centres Beijing tätig war.
Und dieses Interesse des Staates an Unternehmen wie Bewohnern hilft ungemein.
Das Tor zum asiatischen Markt
Rund 1 400 deutsche Unternehmen nutzen heute den Inselstaat mit seiner gut ausgebauten Infrastruktur und seiner auf
Globalisierung ausgerichteten Wirtschaftspolitik als Ausgangspunkt für ihr Asiengeschäft. Ohne eigene Rohstoffvorkommen, aber mit der gut ausgebildeten „Ressource Mensch“ und
überzeugenden Standortvorteilen entwickelte sich Singapur zu
einem der einflussreichsten Staaten der Region. Dafür legten
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Hanna Böhme, Geschäftsführerin des German Centre Singapore.
die Politiker frühzeitig den ersten Stein: Singapur ist Gründungsmitglied der internationalen Organisation südostasiatischer Staaten ASEAN zur Verbesserung der wirtschaftlichen,
politischen und sozialen Zusammenarbeit. Die wachsende Mittelschicht der zehn ASEAN-Staaten entwickelt sich dabei mehr
und mehr zum Absatzmarkt für europäische Produkte. Freihandelsabkommen mit Indien, China, Südkorea, Japan und
Australien öffnen das Tor zu Wachstumsmärkten. Und damit
nicht genug. Zum Jahresende soll die ASEAN Economic Community (AEC) starten. Vergleichbar mit dem Europäischen Wirtschaftsraum wollen die zehn Staaten der ASEAN-Gemeinschaft
als ein Wirtschaftsraum und ein Markt funktionieren. Insgesamt 620 Millionen Menschen umfasst diese Gemeinschaft, in
der der freie Verkehr von Gütern, Dienstleistungen, Kapital und
Investitionen sowie Arbeitskräften realisiert werden soll. Davon profitieren sowohl die Mitglieder der Staatengemeinde als
auch deutsche Firmen aller Industrie- und Wirtschaftszweige.
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■ Markt & Vertrieb
Bilder im Uhrzeigersinn: Traditionelles „Lachswerfen“ zum chinesischen Neujahr im German Centre. Netzwerke in alle Richtungen: Hanna
Böhme (Mitte) begrüßt die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (3.v.l.) mit einer Delegation. Ingmar Burgardt,
Leiter Asia Branches, und Reinhard Pasch, Leiter des German Desk Singapore.
››› 20 Jahre German Centre Singapore
Die LBBW hat sich bereits vor 20 Jahren in der Stadt am Äquator
niedergelassen. Mit der Gründung des ersten German Centres
in Singapur wurde 1995 der Grundstein für die Erfolgsgeschichte der heute sieben German Centre weltweit gelegt. Das
Konzept, deutschen Unternehmen ganz konkrete und praktische Hilfestellung bei der Gründung eines Auslandsstandortes
zu geben, ist einmalig. „Auch wer mit seinen Ressourcen
haushalten muss, erhält bei uns wichtige Starthilfe und kann
sofort loslegen“, sagt Hanna Böhme. 146 Mieter belegen derzeit
20 000 Quadratmeter Büroflächen in dem Haus. Sie nutzen
das Angebot an Business Support Services, Veranstaltungen
und Dienstleistungen. Und fühlen sich dabei von Beginn an
gut aufgehoben in der Fremde.
„Das Konzept des German Centres als LBBW-Tochterunternehmen und die Angebote der LBBW-Niederlassung in Singapur haben uns von Beginn an überzeugt – menschlich und
geschäftlich“, erklärt Christian Wiese, Geschäftsführer von
Zwick Asia Pte Ltd und seit 1995 Mieter im German Centre. Seit
mehr als 160 Jahren steht die Ulmer Unternehmensgruppe
Zwick Roell für innovative Techniken und Lösungen zur Material- und Bauteilprüfung und ist der weltweit führende Anbieter von Maschinen für Werkstoff- und statische Prüfungen. Die
LBBW-Niederlassung stellt Zwick Asia die passenden Kreditlinien und gibt auch regelmäßig Garantien für neue, von Zwick
gewonnene Aufträge aus. Zusätzlich führt die Niederlassung
für Zwick Konten in verschiedenen Währungen und berät das
Unternehmen zu Fragen im internationalen Zahlungsverkehr.
Alle Leistungen vor Ort
Das passgenaue Leistungs- und Produktspektrum der komplett ausgestatteten Niederlassung für die Töchter der deut-
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Republik Singapur in Zahlen*
■ Einwohner:
5,39 Millionen
(3,31 Millionen Singapurer)
■ BIP: 224,12 Milliarden Euro
■B
IP/Kopf:
40 880 Euro
■ Importe: 282,9 Milliarden Euro
■E
xporte: 311,1 Milliarden Euro
■E
xport nach Deutschland: 4,43 Milliarden Euro
■ Import aus Deutschland: 8,24 Milliarden Euro
■W
echselkurs: 1 Euro = ca. 1,66 SGD
*Stand: 2013 Auswärtiges Amt
schen LBBW-Kunden gehört zum Alleinstellungsmerkmal des
LBBW-Standortes. „Wir sitzen direkt im German Centre vor
Ort und bilden so ein optimales Team“, erklärt Reinhard
Pasch (6021/H), Leiter des German Desk. In enger Zusammenarbeit mit den Kollegen in Stuttgart und mit dem Wissen um
die Anforderungen vor Ort erstellen die über 40 Mitarbeiter
individuelle Angebote maßgeschneidert auf die Bedürfnisse
deutscher Unternehmen, die auf dem asiatischen Markt Fuß
fassen möchten. Für Unternehmenskunden bietet die Bank im
Einzelnen vier Arten von Dienstleistungen an: Sie unterstützt
Unternehmen beim Markteintritt, versorgt sie mit aktuellen
Wirtschaftsinformationen und stellt Kontakte zu wichtigen
lokalen Netzwerken, Behörden und Dienstleistern her.
Beim Zahlungsverkehr sind lokale und grenzüberschreitende Zahlungen in Singapur-Dollar und den wichtigsten Fremdwährungen abzuwickeln. Auch dabei unterstützt die Bank in
Sachen Kontoführung, Internetbanking sowie Festgeldanlage.
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Bilder im Uhrzeigersinn: Tempel im Chinesischen Garten. Das Team des
­German Centre organisiert viele Events. Der Infinity Pool auf dem Dach des
Marina Bay Sands – dem modernen Wahrzeichen Singapurs – beeindruckt,
aber auch von unten ist das Gebäude imposant.
Die dritte und bedeutendste Säule des Serviceangebots ist
die gesamte Palette der Handelsfinanzierungen. Im kurzfristigen Bereich finanziert die LBBW in Singapur Ex- oder Importe
durch Akkreditive und begleitet den Kunden bei der Abwicklung des dokumentären Geschäftes.
Im mittel- bis langfristigen Bereich der Handelsfinanzierungen bietet die Filiale maßgeschneiderte Exportkredite zur
Absatzfinanzierung von Maschinen- und Anlagenexporten
an. Hierbei nutzt sie je nach Land und Kundenanforderungen
staatliche Exportkreditversicherungen– beispielsweise Euler
Hermes für deutsche Exporte, um so den Kunden stets beste
Konditionen anbieten zu können. „So finanzieren wir auch die
Käufer deutscher Produkte vor Ort und unterstützen damit
unsere Kunden auf zweifache Weise“, erklärt Reinhard Pasch.
Eng geknüpft sind dazu die Netzwerke zu den LBBW-Repräsentanzen in China, Indien, Indonesien, ­Japan und Vietnam.
Die vierte und letzte Säule bildet die klassische Fremdfinanzierung, bei der Kunden Betriebsmittelfinanzierungen
und Investitionsmittelfinanzierungen passend zur unternehmensspezifischen Situationen zur Verfügung gestellt werden.
Die Aktivitäten der Niederlassung erstrecken sich dabei auf
viele Länder in der ASEAN-Gemeinschaft. So bekommen
deutsche Unternehmenskunden beispielsweise in Thailand
oder Malaysia ihre Finanzierung von der LBBW-Niederlassung
in Singapur.
Auch wenn das Leben in der Fremde spannend ist, fehlt
den Vertretern deutscher Firmen manchmal einfach nur ein
gutes Gespräch in ihrer Muttersprache. Im Anschluss an die
jährliche Feuerschutzübung lädt das 18-köpfige Team des
German Centres zum gemeinsamen Barbecue ein, was für
gute Stimmung sorgt und die Mieter einander näherbringt.
Das German-Centre-Büro ist für Hanna Böhme tatsächlich ein
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Modernes Wahrzeichen: Marina Bay Sands
Das neue Wahrzeichen des Tigerstaates ist das „Marina Bay
Sands“ auf einer Halbinsel im Süden der Stadt. Die drei
55-stöckigen Gebäude des Hotel- und Entertainment-Komplexes ragen rund 200 Meter in den Himmel. Ganz oben
gewähren der öffentliche Sands Skypark sowie ein 146 Meter langer Pool einen traumhaften Blick auf die glitzernde
Skyline des Finanzdistrikts und die Küstenlinie. Die nach
Feng-Shui-Maßstäben konzipierte Architektur erinnert manche an ein Bügelbrett. Der Gebäudekomplex ist öffentlich
zugänglich, der Eintrittspreis beträgt rund 12 Euro. Weitere
Informationen unter www.marinabaysands.com
Spiegelbild der Gesellschaft: Buddhisten, Christen, Hindus
und Muslime aus insgesamt fünf verschiedenen Nationen
­arbeiten hier zusammen.
Wer auf dem asiatischen Markt Fuß fassen möchte, muss
vor allem eines mitbringen: Geduld. Selbst bekannte europäische Produkte und Unternehmen sind im fernen Asien erst
einmal unbekannt. Eines muss allen Beteiligten klar sein,
betont der Leiter der Asia Branches Ingmar Burgardt
(6020/H): „Dies zu ändern erfordert Zeit und oftmals einen
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langen Atem.“ 31