Auslandsbericht/Ausstellungen (1) Seite 10 HfT Stallgeflüster No. 25 • März 2006 Singapore is a FINE city M it gemischten Gefühlen stiegen wir in den Flieger nach Singapur. Das Praxissemester in der fernöstlichen Metropole sollte uns einen Einblick in die Kultur und Lebensweise der Asiaten geben. VON MARCIN DAJNOWSKI VG 7 UND ALEXANDER LIEBERT VG 7 In Singapur angekommen, bekamen wir als erstes einen Klimaschock. Eine Durchschnittstemperatur von über 30°C und 85 Prozent Luftfeuchtigkeit begleitete uns den ganzen Aufenthalt. Nach ein paar sehr verschwitzten Tagen lernten wir mit der Hitze umzugehen. Die ersten Wochen nutzten wir dazu, die Stadt kennen zu lernen. Das Völkergemisch aus Chinesen, Malaien und Indern prägt die Kultur des Stadtstaates. Moscheen, buddhisti- sche und hinduistische Tempel sowie Kirchen wechseln einander ab. In den verschiedenen Vierteln kann man sich morgens wie in Indien, mittags wie in China und abends wie im PaulanerBrauhaus in Bayern fühlen. Wem die Hektik zu viel wird, der kann auf einer der nah gelegenen Inseln am Strand unter Palmen entspannen. Nachts hat die City auch einiges zu bieten. Wenn das Ausgehen bloß nicht so teuer wäre. . . Neben zahlreichen Bar- und Restaurantvierteln mit Live-Musik und Discos kann man sich auf eine Nachtsafari im Zoo begeben. Singapur ist außerdem ein perfekter Ausgangsort für günstige Reisen nach Thailand, Malaysia , Indonesien und Vietnam. So haben auch wir uns auf den Weg gemacht, die Nachbarländer zu erkunden. Wo sich viele verschiedene Kulturen treffen, kann man natürlich gut und Arbeit auf See: Wer seekrank wird, sollte lieber Zuhause bleiben. Basic Design – Design Basic VON PROF. RENATE OELHAF D ie Ausstellung „Basic Design – Design Basic“ die im Wintersemester im Lichthof gezeigt wurde, befasste sich mit den Grundlagen der Architektur, deren Vermittlung und Anwendung. in Form von Modellen und Plänen zu sehen waren. Sie sind die Ergebnisse der langjährigen Lehr- und Forschungstätigkeit von Prof. Herbert E. Kramel, emeritieter Professor für Entwurf und Konstruktion an der Architekturabteilung der ETH Zürich und langjähriger Präsident der European Association for Architectural Education (EAAE), den die HfT als Gast und Redner begrüßen konnte. Es gibt Hochschulen, die sich besonders stark mit dem Anfang, mit der Einführung ins Studium auseinandergesetzt und einen sogenannten Grundkurs entwickelt haben. Erinnert sei hier an den berühmten Vorkurs am Bauhaus oder die Grundlehre der HfG Ulm. Der Bauhaus-Vorkurs wurde in den USA weiterentwickelt und auf die Architekturausbildung übertragen, beispielsweise das Basic Design an der University of Austin Texas. Bernhard Hösli hat an dieser Entwicklung teilgenommen und diese nach seiner Berufung 1959 an die ETH Zürich auf die spezifische Situation der Schweiz angewandt. Dieser Grundkurs machte die Architektenausbildung der ETH Zürich weit über die Schweiz hinaus bekannt. Kramel hat diesen Grundkurs nicht nur weitergeführt, er hat ihn neu formuliert und auf eine breitere Basis gestellt. Entwurf und Konstruktion werden darin zusammenhängend als integrierter Arbeitsprozess unterrichtet. Seine Lehre ist eine permanente Auseinandersetzung mit der rationalen Basis der Architektur, die ihre theoretische Grundlage in der Bewegung der Moderne hat. Heute ist sein architektonischer Grundkurs welt- Wohnhäuser: Wohnhäuser für die vier Millionen Einwohner. Fotos: privat vor allem abwechslungsreich essen. Die zahlreichen Essensmärkte, die man überall findet, bieten Gerichte aus allen Teilen Asiens an. Wir wussten nicht immer, was wir gegessen haben, aber es hat meistens geschmeckt. Darüber hinaus ist Singapur dafür bekannt, dass bei Verbrechen aller Art schwerste Strafen verhängt werden. Der Rohrstock vergangener Zeiten ist eine nette Streicheleinheit gegen die Prügelstrafe, die in Singapur verhängt wird. Geprügelt wird mit Rattanstöcken, die über die Nacht in Wasser eingelegt werden. Schwerverbrechen, zu denen auch der Handel und Besitz von Drogen zählt, können mit dem Tod durch den Strang geahndet werden. Aber man muss nicht gleich kriminell werden, um zur Kasse gebeten zu werden. Wer Kaugummi auf die Straße oder Gehweg spuckt, muss mit rund 500 Euro Strafe rechnen. Das Ergebnis der Gesetze und Strafen ist eine saubere und sichere Stadt. Im jedem Souvenir Shop gibt es viele T-Shirts mit der Aufschrift „Singapore is a FINE city“. Eine Sprachspielerei, denn „fine“ heißt auch „Geldstrafe“. Wenn man in der City unterwegs ist hat man das Gefühl, es wird überall gebaut. Alte Stadtteile werden abgerissen und neue aus dem Boden gestampft, Wolkenkratzer durch noch höhere Gebäude ersetzt. Im Klartext: Es gibt viel Arbeit für Vermesser! Womit wir bei unserem Praxissemester wären. Wir absolvierten es bei einen lokalem Vermessungsbüro mit rund 50 Mitarbeitern. Das Büro ist auf Ingenieur- und Seevermessung spezialisiert. Wir waren erstaunt über die freundliche und unkomplizierte Aufnahme in das Team. Mit Hilfe von Händen und Füßen haben wir uns mit den Mitarbeitern verständigt, die kein Englisch sprachen. Wir haben viele Erfahrungen im Bereich der Hydrographie gesammelt. Die Arbeit machte Spaß und es sind Freundschaften entstanden, die bestimmt länger halten werden. Wir beide können jedem einen Aufenthalt in Singapur nur wärmstens empfehlen. weit als das „Zürich Modell“ bekannt. In seiner Eröffnungsrede würdigte Prof. Rainer Franke, Dekan der Fakultät Architektur und Gestaltung, Kramels große Verdienste um den guten Ruf der Architekturlehre an der ETH Zürich. Kramels Vortrag bezog sich direkt auf die Ausstellung und war wie diese in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil befasste sich mit den Anliegen seines Grundkurses „Basic Design“. Ursprünglich für das erste Studienjahr entwickelt als generelle Einführung in die Architektur als Beruf und Disziplin, wurde er später als Handlungsrahmen für einen Prozess des Suchens und Erforschens im Feld der Entwurfslehre und der Entwurfsgrundlagen erweitert. Die Modelle in der Ausstellung demonstrierten anschaulich, wie die Studierenden in methodischen Schritten mit architektonischen Prinzipien, Phänomenen und Prozessen vertraut gemacht werden. Im zweiten Teil „Design Basic“, dargestellt auf den Ausstellungstafeln, erläuterte Kramel Untersuchungen im Bereich der Entwurfsgrundlagen anhand einer konkreten städtebaulichen und architektonischen Problemstellung in China. Die Frage nach den Auswirkungen der sozialen Veränderungen auf die gebaute Umwelt bildeten den Aus- gangspunkt. Aus der genauen Analyse der Tradition und deren zeitgemäßer Interpretation wurden Entwurfsstrategien entwickelt. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, eine zeitgemäße, eigenständige Formensprache zu entwickeln, die weder traditionelle Formen imitiert noch westliche Architektur importiert, sondern sich aus den Bedingungen Ortes, des Klimas, des Materials und den Bedürfnissen der Bewohner wie selbstverständlich entwickelt. In einer Zeit des Wechsels, in der ständig die neues- ten formalen Tendenzen in den Medien wetteifern, ist es für Architekturstudierende besonders schwer, sich zu orientieren, die der Architektur zugrunde liegenden Haltungen zu erkennen und zu beurteilen. Umso mehr stellt sich die Frage nach dem Grundsätzlichen in der Architektur und dessen Vermittlung. „Basic Design – Design Basic, Vortrag und Ausstellung, lieferten hierzu einen wertvollen Beitrag und sorgten für eine angeregte Diskussion unter Studierenden und Lehrenden. Grundlagen der Architektur – ausgestellt im Lichthof der HfT. Foto: SG A
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