Freunde des Nationalparks Berchtesgaden 83471 Berchtesgaden, Doktorberg 6 Zitate zur Geschichte der Schutzgebiete in den Alpen insbesondere des Berchtesgadener Schutzgebietes mit seinen drei Entwicklungsstufen: Pflanzenschonbezirk (1910), Naturschutzgebiet (1921) und Nationalpark (1978) 1. Zitate aus Dokumenten der Zeit vor Errichtung des ersten Berchtesgadener Schutzgebietes 1910 - Alexander von Humboldt 1797/98 Schriftlich dokumentiert ist die angebliche Aussage des Alexander von Humboldt „die Gegend um Salzburg und Berchtesgaden gehöre zu den schönsten Gebieten der Erde“ nicht aufzufinden. Dokumentiert ist jedoch sein Besuch in Begleitung von Leopold von Buch am 28. November 1797 in St. Bartholomä am Königssee und die gemeinsame Wanderung zur Eiskapelle am Fuß der Watzmann-Ostwand. In dem 1802 verfassten Reisebericht darüber ist angedeutet, dass von Humboldt sich bereits damals in seinen jungen Jahren anlässlich Besuch an der Eiskapelle mit dem Thema der Höhenzonierung im Gebirge befasste: „… um so merkwürdiger daher die Erhaltung jenes Eises auf nicht mehr als 2000 Fuss Meereshöhe“. Einige Jahre später bestieg er den in Ekuador liegenden 6000 m hohen Chimborazo und brachte 1807 als Ergebnis seiner Expedition seine „Ideen zu einer Geographie der Pflanzen“ in Bild und Text zu Papier. Eiskapelle aus:“ Berchtesgaden in alten Ansichten“ von Karbacher, Schelle, Spiegel -Schmidt, Plenk Verlag Berchtesgaden. 1 - Georg Anton Weizenbeck 1784/85 Von einer Alpenreise nach Berchtesgaden. Im Wartezimmer des Stiftspropstes auf den Gastgeber wartend: „… doch galt mir die Versicherung, dass all diese Möbel Produkte der fleißigen Berchtesgadener Künstler wären, noch mehr. Wie sehr müssten ihn (den Stiftspropst) seine Untertanen dafür lieben, dachte ich, da er sich ganz von ihnen bedienen lässt, ihnen dadurch Arbeit, Nahrung und Aufmunterung verschafft, unterdessen dass andere mit dem Gelde ihrer Getreuen ausländisches Gezeug erhandeln und nichts so sehr verachten und verspotten, als was ihnen ihr Land oder der Fleiß einheimischer Künstler schafft, sollte es auch zehnmal besser sein.“ Später bei abendlicher Einkehr vermutlich auf der Schapbachalm: „ Wir legten nun beim Licht des Feuers unsere Pflanzen in Papiere und während die freundlichen Sennerinnen die Nachtsuppe kochten, beteten wir einen Rosenkranz. Freilich bin ich eben kein Liebhaber, die nämliche Gebetsformel etlich fünfzigmal ohne Aufhören gefühllos herzuplaudern; aber eben so ungern reiße ich auch jemanden, der mir eben Gutes zu tun beschäftigt ist, das aus seiner Seele weg, was seine Ruhe ausmacht. Und am Ende muss doch unserem Gott immer so ein Gebet aus dem ungekünsteltem, gutmeinendem Herzen einer Sennerin weit angenehmer sein, als so leere Worte unserer stolzen Geister.“ - Valentin Stanic (Priester und Assistent bei Prof. Schiegg, Institut für Vermessungskunde an der Universität Salzburg) 1800 Erstbesteigung Watzmann-Mittelspitze im Rahmen von Vermessungsarbeiten „Beladen mit meinen Messinstrumenten begann ich diesen nie begangenen Weg. Schon der Anfang war böse; denn ich musste über eine große steile Platte hinabglitschen, an deren Ende mich nur ein sehr kleiner Vorsprung vom Sturze in die unermessliche Tiefe errettete. Dann musste ich über ähnliche Platten wieder in die Höhe steigen, wo nur ein kleiner Fehltritt die vorige Folge nach sich gezogen hätte. …“ - Joseph August Schultes 1804 Aus „Reise nach Salzburg und Berchtesgaden“ Am Ufer des Königssees in St. Bartholomä: „Wie viel Zeit aber dazu gehört, dass die Erde dem Wasser einen Quadratklafter abgewinne, das getraue ich mir nicht zu bestimmen und dies lässt sich auch so wie manches andere Phänomen nur dann erst bestimmen, wenn man Jahrhunderte lang ein und dasselbe Ding nach einem fest stehenden Grundsatze beobachtet haben wird.“ Aus seiner Wanderung zur Eiskapelle: „Ich würde es auch dem kühnsten Reisenden nicht raten, bei einem nahenden Ungewitter oder Regen die Exkursion zur Eiskapelle zu wagen. Er 2 würde nicht bloß in Gefahr schweben, von den aus allen Wänden herabstürzenden Steinen und Felsblöcken erschlagen zu werden: es würde ihm bald unmöglich werden durch die Schluchten und Gräben, die dann die Bette ebenso vieler Gießbäche und Wasserfälle sind, seinen Rückweg nach Hause finden. Die Gewalt dieser Bäche, die dann ganze Trümmer von bergen mit sich fortwälzen, ist außerordentlich.“ - Die Malerchronik vom Hintersee des 19. Jahrhunderts Carl Rottmann 1822: an seine Braut Friederike…“und sitze noch immer in der verdammt schönen Ramsau…“. Bekanntes Ölgemälde „Der Hohe Göll im Alpenglühen“ 1846, im Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München. - Häuptling Seattle 1856 Aus dem Brief an Präsident Pierce „Der Hunger der Weißen wird die Erde verschlingen“ „Wenn wir Euch unser Land verkaufen, liebt es, so wie wir es geliebt, kümmert Euch, so wie wir uns kümmerten, behaltet die Erinnerung an das Land so, wie es ist, wenn Ihr es nehmt. Und mit Eurer Stärke, Eurem Geist, Eurem Herzen erhaltet es für Eure Kinder und liebt es – so wie Gott uns alle liebt. Denn eines wissen wir – unser Gott ist derselbe Gott. Diese Erde ist ihm heilig. Selbst der weiße Mann kann der gemeinsamen Bestimmung nicht entgehen. Vielleicht sind wir doch Brüder. Wir werden sehen.“ - Franz von Kobell aus Wildanger 1859 Bärenjagden Seite 204 „1822 wurde von dem damaligen Forstamtaktuar Reisberger zu Ruhpolding ein Bär geschossen, 1826 und 1828 je einer zu Traustein, und 1835 wieder einer zu Ruhpolding. Dieser letztere wurde in einer Treibjagd erlegt, welches der Forstmeister Dillis, der mit einigen Jägern den Bären frisch gespürt hatte, am 24. Oktober veranstaltete.“ Luchsjagden Seite 246 „1820 – 1821 sind im Ettaler-Gebirg 17 Luchse geschossen und gefangen worden, in den 30-ger Jahren mehrere in Berchtesgaden, vorzüglich im Wimbachtal, dann in Reichenhall, Ruhpolding und Marquartstein.“ „Der Luchs liefert einen sehr guten Braten, feiner als Rehwild, und beim Congreß zu Wien 1814 kamen öfters Luchsbraten auf die Fürstentafel.“ Wimbachtal 3 Hirschjagden Seite 60 „Der Urtypus des edlen Hirsches scheint sich aber in seiner ganzen Herrlichkeit nur in den sogenannten Rocky Mountains des nördlichen Amerikas erhalten zu haben. … Der Graf ArcoZinneberg macht den Versuch, dergleichen bei uns anzusiedeln. Von drei Hirschen und zwei Stück Wild in seinem Besitz sind bereits Kälber vorhanden. … Die Urhirsche des Grafen Arco, welche ich in Berchtesgaden zu beobachten Gelegenheit hatte, schreien wohl teilweise wie die unsrigen, der Schluss des Schreiens ist aber verschieden. Während die unsrigen meistens mit einigen rauen, kurz ausgestoßenen Tönen schließen, endet bei jenen das Schreien mit einem überschlagenden gezogenen Sägen.“ - Der Yellowstone Nationalpark errichtet 1872 Errichtet zur „Freude und Erbauung“ der Menschen - Eduard Sacher 1897 Aus „Ein alpiner Pflanzenhort“ in Mitteilungen des österreichischen und deutschen Alpenverein Ausgehend von der Gefahr des Aussterbens z. B. von Auerhuhn und Steinbock zieht er den Schluss: „Die gleiche Gefahr, welche diesen Tierarten droht, besteht aber auch für mehrere Pflanzenarten. Von diesen spricht bis jetzt Niemand, obwohl einige derselben nur der strengen Geheimhaltung der Standorte eine höchst gefährdete Existenz verdanken. … Die Aufgabe lässt sich durch Gründung eines Planzenhortes lösen, dessen erste und oberste Aufgabe es wäre, die Gefährdeten Pflanzenarten zu erhalten“. Frauenschuh - Heinrich Noe 1898 „Aus dem Berchtesgadener Land“, posthum veröffentlicht „Berchtesgaden ist der Yellowstone-Park der deutschen Alpen. Die großartigsten Schaustücke derselben liegen nirgendwo so vor deiner Türe wie hier.“ - K. k. Ministerium für Kultus und Unterricht in Wien Erlass vom 2. Mai 1903 „Von besonderer Bedeutung wäre ferner die Schaffung einzelner nicht zu kleiner Gebiete, in denen die Pflanzenwelt sich selbst überlassen würde und die Entwicklung, welche die Vegetation bei Fehlen jeglichen menschlichen Eingreifens nimmt, beobachtet werden könnte“ - Verein zum Schutz der Bergwelt (Verein zum Schutze und zur Pflege der Alpenpflanzen) Aus Jahresbericht 1908 Vom Vorbild Yellowstone Nationalpark schwärmt der Jahresbericht 1908: „ Dieses Riesenterritorium, erheblich größer als das Königreich Belgien, ist unantastbares Nationalheiligtum. … Es ist ausgeschlossen, auch nur annähernd derartige RiesenReservationen, die alljährlich eine Riesensumme an Anlage- und Unterhaltungskosten in dem 4 kein Schuss fallen, kein Stein vom anderen genommen, kein Zweig umgeknickt werden, keine Pflanze ausgerissen werden, kein Tier getötet werden darf, verschlingen würden, im Alpengebiet zu errichten. Ferner ist es in den Ostalpen ausgeschlossen, Freizonen zu bilden, in denen der Boden nebst Tier- und Pflanzenwelt zugleich geschützt wird. Die Jagdverhältnisse würden allein schon unüberwindliche Hindernisse bieten. Wohl aber wäre es ohne allzu große Opfer möglich, Pflanzen-Reservationen zu errichten und zwar gerade in jenen Gebieten, die in Händen von Jagdbesitzern oder Jagdherrensind, in denen der Verkehr im Interesse des Wildbestandes gehemmt ist. hierzu würde sich z. B. das botanisch hochinteressante Karwendelgebirge, ferner einzelne Objekte in den Berchtesgadener Alpen ganz vorzüglich eignen“. - Dr. Kurt Floerike in Zeitschrift Kosmos 1909 „Niemals aber hat der Mensch unsinniger, unerbittlicher, grausamer und rücksichtloser unter der Tier- und Pflanzenwelt gehaust, als während der letzten 5 Jahrzehnte. Klingt es nicht wie schneidender Hohn, ist es nicht eine grausame Ironie des Schicksals, dass gerade das vielgerühmte Zeitalter der Naturwissenschaften unsere Natur so verhunzt hat, wie kein anderes? … Zuerst traf die Ausrottung diejenigen Tierarten, die von Natur aus infolge ihrer Nahrung als Mitbewerber für den egoistischen und engherzigen Menschen in Betracht kamen, also vor allem die Raubtiere und Fischfresser. Wo sind sie hin, die Reiher- und Kormorankolonien, die Bären, Luchse, Wildkatzen, Nörze und so viele andere, wo sind die Steinadler geblieben und die Bartgeier, an deren herrlichem Fluge sich noch vor ein paar Jahrzehnten jeder Besucher der Alpen erfreuen konnte?“ 2. Zitate nach Errichtung des Pflanzenschonbezirks Berchtesgadener Alpen im Jahr 1910 Rechtsgrundlage: Bayerisches Polizeistrafgesetzbuch vom 6.Juli 1908, Art 22; darauf aufbauend Oberpolizeiliche Vorschriften der k. Regierung von Oberbayern zum Schutze einheimischer Pflanzenarten gegen Ausrottung vom 19.Oktober 1909; darauf aufbauend Distriktpolizeiliche Vorschriften zum Schutze einheimischer Pflanzenarten des k. Bezirksamtes Berchtesgaden vom 15. April 1910, in Kraft getreten am 1.Juli 1910. - 5 - Karl Schmolz, Gründungsvorsitzender des Vereins zum Schutz der Bergwelt(ursprünglich: Verein zum Schutz und zur Pflege der Alpenpflanzen) Aus Jahresbericht des Vereins 1910 über seinen Besuch in Berchtesgaden 1909: „Durch Vermittlung des 1. Vorstandes der Alpenvereinssektion Berchtesgaden, Herrn k. Regierungsrat Kärlinger, dem an dieser Stelle nochmals der verbindliche Dank für seine Bemühungen ausgesprochen sein möge, äußerten sich zunächst die einschlägigen Forstämter Berchtesgaden, Ramsau, Bischofsweisen, Reichenhall- Süd und Reichenhall –Nord übereinstimmend dahin, dass in Anbetracht des Rückgangs der dortigen Alpenflora, nämlich des Edelweiß, der Alpenrose und des Alpenveilchens die Errichtung von Pflanzenschonbezirken dringend notwendig und erwünscht sei.“ „Durch besondere Liebenswürdigkeit des Herrn k. Forstrat Hauber in Berchtesgaden war es dem Verfasser möglich, fraglichen Bezirk einer genauen Besichtigung zu unter zeihen, wobei er sich vom Reichtum und der Mannigfaltigkeit der Flora zu überzeugen Gelegenheit hatte.“ Zumindest „Teilbereiche im Urzustand erhalten“ oder „natürliche Lebensgemeinschaften“ und „alpine Urnatur“ wieder herzustellen. „Die Schaffung einer vollkommenen Alpenreservation, … in welcher Tiere und Pflanzen, ja das ganze Landschaftsbild unantastbar geschützt Alpenveilchen sind, … ideal und wünschenswert.“ Das Schutzgebiet kann nicht nur „irgend eine sterile Fels- oder Gletscherlandschaft, die vielleicht billig zu haben wäre“ sein, es „muss auch alle Eigenarten der Alpen aufweisen: Firn, Fels, Matten, Hochund Niederwald, ungebändigte Wasserläufe und Seen, reiche Flora und Fauna“ - Novellierung der Distriktspolizeilichen Vorschriften vom 6. März 1914 Schutz nicht mehr aller Pflanzen sondern nur mehr bestimmter Pflanzenarten. Hierzu Kommentar des Vereins zum Schutz der Alpenpflanzen ( neue Bezeichnung seit 1912): „Zweck eines Pflanzenschonbezirks ist doch, den gesamten Pflanzenbestand zu schützen … Um nun gewisse Pflanzen vor Ausrottung zu schützen, bedarf es keines Schonbezirks.“ - Dr. Karl Freiherr von Tubeuf Forstbotaniker und Gründungsvorsitzender des Bund für Naturschutz in Bayern (1913 gegründet) Aus „Der Anschlag auf den Königssee“ in Münchner Neueste Nachrichten vom 4. 10. 1916 „Ein Anschlag auf den Königssee – hier mitten im tiefsten Frieden, im innersten Winkel der friedlichsten Berge – nicht von Russen, Serben und Rumänen - … nein der Meißel der Kunst wagt sich an dieses Heiligtum. … Norddeutsches Kapital hat den Anschlag fundiert. … und es schauerte in mir der Gedanke, wenn auch hier statt eines wechselnden Gemsbockes ewig ein steinerner Löwe läge, ein stilisierter, ein assyrischer Löwe im unnahbaren Fels Tag für Tag lauere, …“ Aus der Denkschrift für die Errichtung eines Naturschutzgebietes am Königssee 1921: 6 „Wiederum sind es Anschläge auf den Königssee, die alle wahren Naturfreunde zu erhöhter Wachsamkeit aufwecken, zu einmütigem Eintreten für die Wahrung bedrohter Natur auf den Plan rufen. … Es gibt keinen Teil der Bayerischen Berge, wo die Natur dank ihrer Unzugänglichkeit noch so rein und jungfräulich, so ernst und gewaltig vor den Eingriffen und Verunstaltungen des Menschen bewahrt geblieben ist wie gerade der Königssee. … lässt erhoffen, dass auch die Krongutsverwaltung des bayerischen Staates nicht die Absicht hat, hier etwa einem größeren Hotelbetrieb Eingang zu gewähren.“ „ Dieses einzigartige Gebiet soll vor dem Menschen geschützt werden für den Menschen, nicht nur den heutigen sondern auch den künftigen, es soll erhalten bleiben in seiner Ursprünglichkeit und Kraft, in seiner Unberührtheit und majestätischen Schönheit auch für spätere Geschlechter…“ „… diese Aufnahmen … sollen periodisch erneuert werden, um jede Veränderung der sich selbst überlassenen Natur zu erkennen.“ - Bezirkspolizeiliche Vorschriften für das Naturschutzgebiet am Königssee vom 18. März 1921, in Kraft gesetzt mit 16. April 1921, 20 400 ha (Karte) § 2 „Das Abpflücken, Abreißen, Abschneiden, Ausgraben, Ausreißen mit Wurzeln, Zwiebeln oder Knollen und jedes Sammeln von Pflanzen aller Art ist im Schutzgebiet erboten“ $ 3 „ Jeder Handel, das Feilbieten, das öffentliche Erbieten und die öffentliche Aufforderung zur Lieferung von Pflanzen aus dem Schutzgebiet ist verboten“ § 4 „Das Sammeln, Fangen, Töten von wildlebenden, nicht jagdbaren Tieren aller Art ist im Schutzgebiet verboten“ § 6 „Die Ausübung des land- (weide-) und forstwirtschaftlichen Betriebes, der Jagd-, der Forst- und sonstiger dinglicher Berechtigungen werden durch die vorstehenden Verbote nicht berührt.“ - Bezirksbaumeister Georg Wenig, Vertrauensmann des Landesausschusses für Naturpflege 1927zur geplanten Watzmann-Seilbahn: „Es wäre durchaus unverständlich, wenn die Regierung, welche das Naturschutzgebiet auf Staatsgrund errichtet hat … es dann zuließe, Bergbahnen innerhalb des Schutzgebietes zu errichten …“ 7 - Oberforstrat Georg Hauber (Leiter des Forstamtes Berchtesgaden 1896 bis 1922) Aus „Naturschutz im Berchtesgadener Schutzgebiet“ 1928 „Aber die gewerbsmäßigen Sammler sind schwer zu ergreifen … Die einzelnen Massenfrevler sammeln nur bei Nebel. … Wieder andere nehmen Frauenspersonen mit, die die gefrevelten Edelweiß unter den Kleidern bergen. Wer wird es wagen, im Gelände eine Leibesvisitation vorzunehmen?“ - Bezirkspolizeiliche Vorschriften über das Naturschutzgebiet besonderer Ordnung in der Röth vom 30. August 1934 (Karte) § 1 „Auf Anordnung des Reichsforstmeisters wird das Gebiet der Röth zum Naturschutzgebiet besonderer Ordnung erklärt“§ 3: „In diesem Naturschutzgebiet dürfen nur folgende Steige als Durchgangswege begangen werden: … Ab 1936 Auswilderung von Steinwild in der Röth und Muffelwild in Ramsau auf Betreiben Hermann Görings. - Verordnung über die Schaffung von Wildschutzgebieten im Bereich des Landkreises Berchtesgaden vom 9. Januar 1939 … „In den vorgenannten Wildschutzgebieten ist es verboten: 1. Sich außerhalb der in §§ 3und 4 besonders freigegebenen Wegen und Plätzen sich aufzuhalten; …“. - Professor Dr. Dr. Hans Krieg, Präsident des Deutschen Naturschutzringes Aus „Helfet mit!“ 1953: „ Diese Bergwelt am Königssee wollen wir besonders in unser Herz schließen. Wir wollen es unter den Vielen Naturschutzgebieten zu einem Mustergebiet machen, das für alle anderen wirbt und als Bayerischen Nationalpark besonders eifersüchtig hüten.“ - Landesverordnung über das Naturschutzgebiet „Königssee“ im Landkreis Berchtesgaden vom 11. Dezember 1959 Verbote u. a. § 3 (1) d, eine andere als die nach § 4 zugelassene wirtschaftliche Nutzung auszuüben e, Abfälle wegzuwerfen i, Wege und Straßen anzulegen 8 l, vorhandene Gebäude, auch Unterkunftshütten jeder Art zu anderen als den bisherigen Zwecken zu verwenden m, Seilbahnen jeder Art und Drahtleitungen zu errichten n, Verkaufsbuden oder Stände aufzustellen - Bayerischer Ministerpräsident Dr. h.c. Alfons Goppel „Dem in der Verfassung niedergelegten Auftrag entsprechend muss der Naturschutz darauf bestehen, dass ein letzter Rest von Urnatur kommenden Geschlechtern erhalten bleibt“ (1962) - Professor Dr. Wolfgang Engelhardt, Präsident des Deutschen Naturschutzringes Aus: Der Kampf um den Watzmann anlässlich des Europäischen Naturschutzjahres 1970 „Es soll sich aber keiner täuschen: Im Falle Watzmannbahn sind Vorder- und Hintertür fest verriegelt. Da hilft auch keine Lockung mit gewissen wirtschaftlichen Vorteilen, deren Annahme der des Judaslohn gleichkäme.“ - Briefe an den Bayerischen Ministerpräsidenten und an den Bayerischen Landtag 1970 Von Alfred Töpfer, Deutscher Naturschutzring, Bund Naturschutz in Bayern und Deutscher Rat für Landespflege. Aus dem Brief des deutschen Rates für Landespflege: „… Der Watzmann ist Kernstück des Nationalparks, er muß als Naturschutzgebiet voll erhalten und darf nicht durch eine Seilbahn entwertet werden. …“ Der Sprecher des Rates für Landespflege, Graf Lennart Bernadotte 9 - Bayerischer Landtag Beschluss vom 13. Juli 1972 „Die Staatsregierung wird ersucht, einen „Bayerischen Alpenpark“ im Naturschutzgebiet Königssee zu planen, der dem Naturschutz dient sowie gleichzeitig der Fremdenverkehrsförderung“. - Regierung von Oberbayern leitet am 18. 12.1972 ein Raumordnungsverfahren ein. Beteiligt werden 42 staatliche und kommunale Dienststellen sowie private Verbände. Ergebnis: Die vom Gesetzgeber für den „Bayerischen Alpenpark“ festgelegten Aufgaben Naturschutz, Naherholung und Fremdenverkehrsförderung können nicht auf das Naturschutzgebiet Königssee beschränkt werden. Eine Ausdehnung über das Naturschutzgebiet hinaus wird für erforderlich gehalten. Es folgt ein ergänzendes Raumordnungsverfahren, das am 14. 10. 1976 eingeleitet und am 5. 4. 1977 abgeschlossen wird. Mit ihm wird die endgültige Grenze des Nationalparks (damals noch Kernzone genannt) festgelegt. - Professor Dr. Dr. h.c. Josef Nikolaus Köstler (Hauptwohnsitz Ramsau) Aus „Gutachten (gemeinsam mit Prof. Dr. Hannes Mayer, Wien) über die künftige Behandlung des Waldes im Alpenpark Berchtesgadener Land“ 1974: „Einstellung der Forstwirtschaft würde also bedeuten, dass im Laufe eines längeren Zeitabschnittes diese Holzmenge (genannt sind weiter oben 100 000 cbm) vermehrt um einen mäßigen Zuwachs, sozusagen vor den Augen der Ramsauer zusammenbrechen und allmählich verfaulen soll … aber diese Gesamtlösung dürfte wohl auf das völlige Unverständnis bei allen Einheimischen und bei vielen Kurgästen stoßen.“ Borkenkäferbefall mit nachfolgender vitaler Naturverjüngung - Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen Vorbereitung der Rechtsverordnung mit Ausarbeitung eines Entwurfs einer Rechtsverordnung. Entwurf wird am 23. 4.1974 den beteiligten Staatsministerien zugeleitet. 10 Beteiligt werden 64 staatliche, kommunale und private Institutionen. - Bayerische Staatsregierung Erlass der „Verordnung über den Alpen- und den Nationalpark Berchtesgaden“ am 18. Juli 1978. Verordnung tritt am 1. August 1978 in Kraft. Zentrale Bestimmungen - Gesamte Natur zu schützen: - Natürliche und naturnahe Lebensgemeinschaften und einen möglichst artenreichen heimischen Tier- und Pflanzenbestand erhalten - Wissenschaftliche Beobachtung - Bildung und Erholung Literatur: Zierl, H. Nationalpark Berchtesgaden – Vom Pflanzenschonbezirk zum Nationalpark Jahrbuch des Vereins zum Schutz der Bergwelt 2002, 67. Jahrgang, S. 69 - 86 11
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