Zitate zur Geschichte der Schutzgebiete in den Alpen 1. Zitate aus

Freunde des Nationalparks Berchtesgaden
83471 Berchtesgaden, Doktorberg 6
Zitate zur Geschichte der Schutzgebiete in den Alpen
insbesondere des Berchtesgadener Schutzgebietes mit seinen drei
Entwicklungsstufen: Pflanzenschonbezirk (1910), Naturschutzgebiet (1921)
und Nationalpark (1978)
1. Zitate aus Dokumenten der Zeit vor Errichtung des ersten
Berchtesgadener Schutzgebietes 1910
- Alexander von Humboldt 1797/98
Schriftlich dokumentiert ist die
angebliche Aussage des Alexander von
Humboldt „die Gegend um Salzburg und
Berchtesgaden gehöre zu den schönsten
Gebieten der Erde“ nicht aufzufinden.
Dokumentiert ist jedoch sein Besuch in
Begleitung von Leopold von Buch am 28.
November 1797 in St. Bartholomä am
Königssee und die gemeinsame
Wanderung zur Eiskapelle am Fuß der
Watzmann-Ostwand. In dem 1802 verfassten Reisebericht darüber ist angedeutet, dass von
Humboldt sich bereits damals in seinen jungen Jahren anlässlich Besuch an der Eiskapelle mit
dem Thema der Höhenzonierung im Gebirge befasste: „… um so merkwürdiger daher die
Erhaltung jenes Eises auf nicht mehr als 2000
Fuss Meereshöhe“. Einige Jahre später bestieg
er den in Ekuador liegenden 6000 m hohen
Chimborazo und brachte 1807 als Ergebnis
seiner Expedition seine „Ideen zu einer
Geographie der Pflanzen“ in Bild und Text zu
Papier.
Eiskapelle aus:“ Berchtesgaden in alten Ansichten“ von
Karbacher, Schelle, Spiegel -Schmidt, Plenk Verlag
Berchtesgaden.
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- Georg Anton Weizenbeck 1784/85
Von einer Alpenreise nach Berchtesgaden.
Im Wartezimmer des Stiftspropstes auf den Gastgeber wartend: „… doch galt mir die
Versicherung, dass all diese Möbel Produkte der fleißigen Berchtesgadener Künstler wären,
noch mehr. Wie sehr müssten ihn (den Stiftspropst) seine Untertanen dafür lieben, dachte
ich, da er sich ganz von ihnen bedienen lässt, ihnen dadurch Arbeit, Nahrung und
Aufmunterung verschafft, unterdessen dass andere mit dem Gelde ihrer Getreuen
ausländisches Gezeug erhandeln und nichts so sehr verachten und verspotten, als was ihnen
ihr Land oder der Fleiß einheimischer Künstler schafft, sollte es auch zehnmal besser sein.“
Später bei abendlicher Einkehr vermutlich auf der Schapbachalm: „ Wir legten nun beim Licht
des Feuers unsere Pflanzen in Papiere und während die freundlichen Sennerinnen die
Nachtsuppe kochten, beteten wir einen Rosenkranz. Freilich bin ich eben kein Liebhaber, die
nämliche Gebetsformel etlich fünfzigmal ohne Aufhören gefühllos herzuplaudern; aber eben
so ungern reiße ich auch jemanden, der mir eben Gutes zu tun beschäftigt ist, das aus seiner
Seele weg, was seine Ruhe ausmacht. Und am Ende muss doch unserem Gott immer so ein
Gebet aus dem ungekünsteltem, gutmeinendem Herzen einer Sennerin weit angenehmer
sein, als so leere Worte unserer stolzen Geister.“
- Valentin Stanic (Priester und Assistent bei Prof. Schiegg, Institut für
Vermessungskunde an der Universität Salzburg)
1800 Erstbesteigung Watzmann-Mittelspitze im Rahmen von
Vermessungsarbeiten
„Beladen mit meinen Messinstrumenten begann ich diesen nie
begangenen Weg. Schon der Anfang war böse; denn ich musste
über eine große steile Platte hinabglitschen, an deren Ende mich
nur ein sehr kleiner Vorsprung vom Sturze in die unermessliche
Tiefe errettete. Dann musste ich über ähnliche Platten wieder in
die Höhe steigen, wo nur ein kleiner Fehltritt die vorige Folge nach
sich gezogen hätte. …“
- Joseph August Schultes 1804 Aus „Reise nach Salzburg und Berchtesgaden“
Am Ufer des Königssees in St. Bartholomä: „Wie viel Zeit aber dazu gehört, dass die Erde dem
Wasser einen Quadratklafter abgewinne, das getraue ich mir nicht zu bestimmen und dies
lässt sich auch so wie manches andere Phänomen nur dann erst bestimmen, wenn man
Jahrhunderte lang ein und dasselbe Ding nach einem fest stehenden Grundsatze beobachtet
haben wird.“
Aus seiner Wanderung zur Eiskapelle: „Ich würde es auch dem kühnsten Reisenden nicht
raten, bei einem nahenden Ungewitter oder Regen die Exkursion zur Eiskapelle zu wagen. Er
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würde nicht bloß in Gefahr schweben, von den aus allen Wänden herabstürzenden Steinen
und Felsblöcken erschlagen zu werden: es würde ihm bald unmöglich werden durch die
Schluchten und Gräben, die dann die Bette ebenso vieler Gießbäche und Wasserfälle sind,
seinen Rückweg nach Hause finden. Die Gewalt dieser Bäche, die dann ganze Trümmer von
bergen mit sich fortwälzen, ist außerordentlich.“
- Die Malerchronik vom Hintersee des 19. Jahrhunderts
Carl Rottmann 1822: an seine Braut Friederike…“und sitze noch immer in der verdammt
schönen Ramsau…“. Bekanntes Ölgemälde „Der Hohe Göll im Alpenglühen“ 1846, im
Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München.
- Häuptling Seattle 1856 Aus dem Brief an Präsident Pierce „Der Hunger der
Weißen wird die Erde verschlingen“
„Wenn wir Euch unser Land verkaufen, liebt es, so wie wir es geliebt, kümmert Euch, so wie
wir uns kümmerten, behaltet die Erinnerung an das Land so, wie es ist, wenn Ihr es nehmt.
Und mit Eurer Stärke, Eurem Geist, Eurem Herzen erhaltet es für Eure Kinder und liebt es – so
wie Gott uns alle liebt.
Denn eines wissen wir – unser Gott ist derselbe Gott. Diese Erde ist ihm heilig. Selbst der
weiße Mann kann der gemeinsamen Bestimmung nicht entgehen. Vielleicht sind wir doch
Brüder. Wir werden sehen.“
- Franz von Kobell aus Wildanger 1859
Bärenjagden Seite 204
„1822 wurde von dem damaligen Forstamtaktuar Reisberger zu Ruhpolding ein Bär
geschossen, 1826 und 1828 je einer zu Traustein, und 1835 wieder einer zu Ruhpolding.
Dieser letztere wurde in einer Treibjagd erlegt, welches der Forstmeister Dillis, der mit
einigen Jägern den Bären frisch gespürt hatte, am 24. Oktober veranstaltete.“
Luchsjagden Seite 246
„1820 – 1821 sind im Ettaler-Gebirg 17
Luchse geschossen und gefangen
worden, in den 30-ger Jahren mehrere
in Berchtesgaden, vorzüglich im
Wimbachtal, dann in Reichenhall,
Ruhpolding und Marquartstein.“
„Der Luchs liefert einen sehr guten
Braten, feiner als Rehwild, und beim
Congreß zu Wien 1814 kamen öfters
Luchsbraten auf die Fürstentafel.“
Wimbachtal
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Hirschjagden Seite 60
„Der Urtypus des edlen Hirsches scheint sich aber in seiner ganzen Herrlichkeit nur in den
sogenannten Rocky Mountains des nördlichen Amerikas erhalten zu haben. … Der Graf ArcoZinneberg macht den Versuch, dergleichen bei uns anzusiedeln. Von drei Hirschen und zwei
Stück Wild in seinem Besitz sind bereits Kälber vorhanden. … Die Urhirsche des Grafen Arco,
welche ich in Berchtesgaden zu beobachten Gelegenheit hatte, schreien wohl teilweise wie
die unsrigen, der Schluss des Schreiens ist aber verschieden. Während die unsrigen meistens
mit einigen rauen, kurz ausgestoßenen Tönen schließen, endet bei jenen das Schreien mit
einem überschlagenden gezogenen Sägen.“
- Der Yellowstone Nationalpark errichtet 1872
Errichtet zur „Freude und Erbauung“ der Menschen
-
Eduard Sacher 1897 Aus „Ein alpiner Pflanzenhort“ in Mitteilungen des
österreichischen und deutschen Alpenverein
Ausgehend von der Gefahr des Aussterbens z. B. von Auerhuhn und Steinbock zieht er den
Schluss: „Die gleiche Gefahr, welche diesen Tierarten
droht, besteht aber auch für mehrere Pflanzenarten. Von
diesen spricht bis jetzt Niemand, obwohl einige derselben
nur der strengen Geheimhaltung der Standorte eine
höchst gefährdete Existenz verdanken. … Die Aufgabe
lässt sich durch Gründung eines Planzenhortes lösen,
dessen erste und oberste Aufgabe es wäre, die
Gefährdeten Pflanzenarten zu erhalten“.
Frauenschuh
- Heinrich Noe 1898 „Aus dem Berchtesgadener Land“, posthum veröffentlicht
„Berchtesgaden ist der Yellowstone-Park der deutschen Alpen. Die großartigsten Schaustücke
derselben liegen nirgendwo so vor deiner Türe wie hier.“
- K. k. Ministerium für Kultus und Unterricht in Wien Erlass vom 2. Mai 1903
„Von besonderer Bedeutung wäre ferner die Schaffung einzelner nicht zu kleiner Gebiete, in
denen die Pflanzenwelt sich selbst überlassen würde und die Entwicklung, welche die
Vegetation bei Fehlen jeglichen menschlichen Eingreifens nimmt, beobachtet werden könnte“
-
Verein zum Schutz der Bergwelt (Verein zum Schutze und zur Pflege der
Alpenpflanzen) Aus Jahresbericht 1908
Vom Vorbild Yellowstone Nationalpark schwärmt der Jahresbericht 1908: „ Dieses
Riesenterritorium, erheblich größer als das Königreich Belgien, ist unantastbares
Nationalheiligtum. … Es ist ausgeschlossen, auch nur annähernd derartige RiesenReservationen, die alljährlich eine Riesensumme an Anlage- und Unterhaltungskosten in dem
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kein Schuss fallen, kein Stein vom anderen genommen, kein Zweig umgeknickt werden, keine
Pflanze ausgerissen werden, kein Tier getötet werden darf, verschlingen würden, im
Alpengebiet zu errichten. Ferner ist es in den Ostalpen ausgeschlossen, Freizonen zu bilden, in
denen der Boden nebst Tier- und Pflanzenwelt zugleich geschützt wird. Die Jagdverhältnisse
würden allein schon unüberwindliche Hindernisse bieten. Wohl aber wäre es ohne allzu große
Opfer möglich, Pflanzen-Reservationen zu errichten und zwar gerade in jenen Gebieten, die in
Händen von Jagdbesitzern oder Jagdherrensind, in denen der Verkehr im Interesse des
Wildbestandes gehemmt ist. hierzu würde sich z. B. das botanisch hochinteressante
Karwendelgebirge, ferner einzelne Objekte in den Berchtesgadener Alpen ganz vorzüglich
eignen“.
- Dr. Kurt Floerike in Zeitschrift Kosmos 1909
„Niemals aber hat der Mensch unsinniger, unerbittlicher, grausamer und rücksichtloser unter
der Tier- und Pflanzenwelt gehaust, als während der letzten 5 Jahrzehnte. Klingt es nicht wie
schneidender Hohn, ist es nicht eine grausame Ironie des Schicksals, dass gerade das
vielgerühmte Zeitalter der Naturwissenschaften unsere Natur so verhunzt hat, wie kein
anderes? … Zuerst traf die Ausrottung
diejenigen Tierarten, die von Natur aus
infolge ihrer Nahrung als Mitbewerber für
den egoistischen und engherzigen Menschen
in Betracht kamen, also vor allem die
Raubtiere und Fischfresser. Wo sind sie hin,
die Reiher- und Kormorankolonien, die Bären,
Luchse, Wildkatzen, Nörze und so viele
andere, wo sind die Steinadler geblieben und
die Bartgeier, an deren herrlichem Fluge sich
noch vor ein paar Jahrzehnten jeder Besucher der Alpen erfreuen konnte?“
2. Zitate nach Errichtung des Pflanzenschonbezirks
Berchtesgadener Alpen im Jahr 1910
Rechtsgrundlage: Bayerisches Polizeistrafgesetzbuch vom 6.Juli 1908, Art 22; darauf
aufbauend Oberpolizeiliche Vorschriften der k. Regierung von Oberbayern zum Schutze
einheimischer Pflanzenarten gegen Ausrottung vom 19.Oktober 1909; darauf aufbauend
Distriktpolizeiliche Vorschriften zum Schutze einheimischer Pflanzenarten des
k. Bezirksamtes Berchtesgaden vom 15. April 1910, in Kraft getreten am 1.Juli 1910.
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- Karl Schmolz, Gründungsvorsitzender des Vereins zum Schutz der
Bergwelt(ursprünglich: Verein zum Schutz und zur Pflege der Alpenpflanzen)
Aus Jahresbericht des Vereins 1910 über seinen Besuch in Berchtesgaden 1909: „Durch Vermittlung
des 1. Vorstandes der Alpenvereinssektion Berchtesgaden, Herrn k. Regierungsrat Kärlinger, dem an
dieser Stelle nochmals der verbindliche Dank für seine Bemühungen ausgesprochen sein möge,
äußerten sich zunächst die einschlägigen Forstämter Berchtesgaden, Ramsau, Bischofsweisen,
Reichenhall- Süd und Reichenhall –Nord übereinstimmend dahin, dass in Anbetracht des Rückgangs
der dortigen Alpenflora, nämlich des Edelweiß, der Alpenrose und des
Alpenveilchens die Errichtung von Pflanzenschonbezirken dringend
notwendig und erwünscht sei.“
„Durch besondere Liebenswürdigkeit des Herrn k. Forstrat Hauber in
Berchtesgaden war es dem Verfasser möglich, fraglichen Bezirk einer
genauen Besichtigung zu unter zeihen, wobei er sich vom Reichtum und
der Mannigfaltigkeit der Flora zu überzeugen Gelegenheit hatte.“
Zumindest „Teilbereiche im Urzustand erhalten“ oder „natürliche
Lebensgemeinschaften“ und „alpine Urnatur“ wieder herzustellen.
„Die Schaffung einer vollkommenen Alpenreservation, … in welcher Tiere
und Pflanzen, ja das ganze Landschaftsbild unantastbar geschützt
Alpenveilchen
sind, … ideal und wünschenswert.“
Das Schutzgebiet kann nicht nur „irgend eine sterile Fels- oder Gletscherlandschaft, die vielleicht billig
zu haben wäre“ sein, es „muss auch alle Eigenarten der Alpen aufweisen: Firn, Fels, Matten, Hochund Niederwald, ungebändigte Wasserläufe und Seen, reiche Flora und Fauna“
- Novellierung der Distriktspolizeilichen Vorschriften vom 6. März 1914
Schutz nicht mehr aller Pflanzen sondern nur mehr bestimmter Pflanzenarten. Hierzu
Kommentar des Vereins zum Schutz der Alpenpflanzen ( neue Bezeichnung seit 1912):
„Zweck eines Pflanzenschonbezirks ist doch, den gesamten Pflanzenbestand zu schützen …
Um nun gewisse Pflanzen vor Ausrottung zu schützen, bedarf es keines Schonbezirks.“
-
Dr. Karl Freiherr von Tubeuf Forstbotaniker und Gründungsvorsitzender des
Bund für Naturschutz in Bayern (1913 gegründet)
Aus „Der Anschlag auf den Königssee“ in Münchner Neueste Nachrichten vom 4. 10. 1916
„Ein Anschlag auf den Königssee – hier mitten im tiefsten Frieden, im innersten Winkel der
friedlichsten Berge – nicht von Russen, Serben und Rumänen - … nein der Meißel der Kunst
wagt sich an dieses Heiligtum. … Norddeutsches Kapital hat den Anschlag fundiert. … und es
schauerte in mir der Gedanke, wenn auch hier statt eines wechselnden Gemsbockes ewig ein
steinerner Löwe läge, ein stilisierter, ein assyrischer Löwe im unnahbaren Fels Tag für Tag
lauere, …“
Aus der Denkschrift für die Errichtung eines Naturschutzgebietes am Königssee 1921:
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„Wiederum sind es Anschläge auf den Königssee, die alle wahren Naturfreunde zu erhöhter
Wachsamkeit aufwecken, zu einmütigem Eintreten für die Wahrung bedrohter Natur auf den
Plan rufen. … Es gibt keinen Teil der Bayerischen Berge, wo die Natur dank ihrer
Unzugänglichkeit noch so rein und jungfräulich, so ernst und gewaltig vor den Eingriffen und
Verunstaltungen des Menschen bewahrt geblieben ist wie gerade der Königssee. … lässt
erhoffen, dass auch die Krongutsverwaltung des bayerischen Staates nicht die Absicht hat,
hier etwa einem größeren Hotelbetrieb Eingang zu gewähren.“
„ Dieses einzigartige Gebiet soll vor dem
Menschen geschützt werden für den
Menschen, nicht nur den heutigen sondern
auch den künftigen, es soll erhalten bleiben
in seiner Ursprünglichkeit und Kraft, in
seiner Unberührtheit und majestätischen
Schönheit auch für spätere Geschlechter…“
„… diese Aufnahmen … sollen periodisch
erneuert werden, um jede Veränderung der
sich selbst überlassenen Natur zu erkennen.“
-
Bezirkspolizeiliche Vorschriften für das Naturschutzgebiet am Königssee
vom 18. März 1921, in Kraft gesetzt mit 16. April 1921, 20 400 ha (Karte)
§ 2 „Das Abpflücken, Abreißen, Abschneiden, Ausgraben, Ausreißen mit Wurzeln, Zwiebeln
oder Knollen und jedes Sammeln von Pflanzen aller Art ist im Schutzgebiet erboten“
$ 3 „ Jeder Handel, das Feilbieten, das öffentliche Erbieten und die öffentliche Aufforderung
zur Lieferung von Pflanzen aus dem Schutzgebiet ist verboten“
§ 4 „Das Sammeln, Fangen, Töten von wildlebenden, nicht jagdbaren Tieren aller Art ist im
Schutzgebiet verboten“
§ 6 „Die Ausübung des land- (weide-) und forstwirtschaftlichen Betriebes, der Jagd-, der
Forst- und sonstiger dinglicher Berechtigungen werden durch die vorstehenden Verbote
nicht berührt.“
-
Bezirksbaumeister Georg Wenig, Vertrauensmann des
Landesausschusses für Naturpflege
1927zur geplanten Watzmann-Seilbahn: „Es wäre durchaus unverständlich, wenn die
Regierung, welche das Naturschutzgebiet auf Staatsgrund errichtet hat … es dann zuließe,
Bergbahnen innerhalb des Schutzgebietes zu errichten …“
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- Oberforstrat Georg Hauber (Leiter des Forstamtes Berchtesgaden 1896 bis
1922)
Aus „Naturschutz im Berchtesgadener Schutzgebiet“ 1928
„Aber die gewerbsmäßigen Sammler sind schwer zu ergreifen … Die einzelnen Massenfrevler
sammeln nur bei Nebel. … Wieder andere nehmen Frauenspersonen mit, die die gefrevelten
Edelweiß unter den Kleidern bergen. Wer wird es wagen, im Gelände eine Leibesvisitation
vorzunehmen?“
-
Bezirkspolizeiliche Vorschriften über das Naturschutzgebiet besonderer
Ordnung in der Röth vom 30. August 1934 (Karte)
§ 1 „Auf Anordnung des Reichsforstmeisters wird das Gebiet der Röth zum
Naturschutzgebiet besonderer Ordnung erklärt“§ 3: „In diesem Naturschutzgebiet dürfen nur
folgende Steige als Durchgangswege begangen werden: …
Ab 1936 Auswilderung von Steinwild in der Röth und Muffelwild in
Ramsau auf Betreiben Hermann Görings.
-
Verordnung über die Schaffung von Wildschutzgebieten im Bereich des
Landkreises Berchtesgaden vom 9. Januar 1939
… „In den vorgenannten Wildschutzgebieten ist es verboten:
1. Sich außerhalb der in §§ 3und 4 besonders freigegebenen Wegen und Plätzen sich
aufzuhalten; …“.
- Professor Dr. Dr. Hans Krieg, Präsident des Deutschen Naturschutzringes
Aus „Helfet mit!“ 1953: „ Diese Bergwelt am Königssee wollen wir besonders in unser
Herz schließen. Wir wollen es unter den Vielen Naturschutzgebieten zu einem
Mustergebiet machen, das für alle anderen wirbt und als Bayerischen Nationalpark
besonders eifersüchtig hüten.“
-
Landesverordnung über das Naturschutzgebiet „Königssee“ im
Landkreis Berchtesgaden vom 11. Dezember 1959
Verbote u. a.
§ 3 (1) d, eine andere als die nach § 4 zugelassene wirtschaftliche Nutzung auszuüben
e, Abfälle wegzuwerfen
i, Wege und Straßen anzulegen
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l, vorhandene Gebäude, auch Unterkunftshütten jeder Art zu anderen als den
bisherigen Zwecken zu verwenden
m, Seilbahnen jeder Art und Drahtleitungen zu errichten
n, Verkaufsbuden oder Stände aufzustellen
- Bayerischer Ministerpräsident Dr. h.c. Alfons Goppel
„Dem in der
Verfassung
niedergelegten
Auftrag
entsprechend
muss der
Naturschutz
darauf
bestehen, dass
ein letzter Rest
von Urnatur
kommenden
Geschlechtern
erhalten bleibt“
(1962)
-
Professor Dr. Wolfgang Engelhardt, Präsident des Deutschen
Naturschutzringes
Aus: Der Kampf um den Watzmann anlässlich des Europäischen Naturschutzjahres 1970
„Es soll sich aber keiner täuschen: Im Falle Watzmannbahn sind Vorder- und Hintertür
fest verriegelt. Da hilft auch keine Lockung mit gewissen wirtschaftlichen Vorteilen, deren
Annahme der des Judaslohn gleichkäme.“
-
Briefe an den Bayerischen Ministerpräsidenten und an den Bayerischen
Landtag 1970
Von Alfred Töpfer, Deutscher Naturschutzring, Bund Naturschutz in Bayern und
Deutscher Rat für Landespflege. Aus dem Brief des deutschen Rates für Landespflege:
„… Der Watzmann ist Kernstück des Nationalparks, er muß als Naturschutzgebiet voll
erhalten und darf nicht durch eine Seilbahn entwertet werden. …“
Der Sprecher des Rates für Landespflege, Graf Lennart Bernadotte
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- Bayerischer Landtag Beschluss vom 13. Juli 1972
„Die Staatsregierung wird ersucht, einen „Bayerischen Alpenpark“ im Naturschutzgebiet
Königssee zu planen, der dem Naturschutz dient sowie gleichzeitig der
Fremdenverkehrsförderung“.
- Regierung von Oberbayern leitet am 18. 12.1972 ein Raumordnungsverfahren
ein. Beteiligt werden 42 staatliche und kommunale Dienststellen sowie private Verbände.
Ergebnis: Die vom Gesetzgeber für den „Bayerischen Alpenpark“ festgelegten Aufgaben
Naturschutz, Naherholung und Fremdenverkehrsförderung können nicht auf das
Naturschutzgebiet Königssee beschränkt werden. Eine Ausdehnung über das
Naturschutzgebiet hinaus wird für erforderlich gehalten.
Es folgt ein ergänzendes Raumordnungsverfahren, das am 14. 10. 1976 eingeleitet und am 5.
4. 1977 abgeschlossen wird. Mit ihm wird die endgültige Grenze des Nationalparks (damals
noch Kernzone genannt) festgelegt.
-
Professor Dr. Dr. h.c. Josef Nikolaus Köstler (Hauptwohnsitz Ramsau)
Aus „Gutachten (gemeinsam mit Prof. Dr. Hannes Mayer, Wien) über die künftige
Behandlung des Waldes im Alpenpark Berchtesgadener Land“ 1974:
„Einstellung der Forstwirtschaft würde also bedeuten, dass im Laufe eines längeren
Zeitabschnittes diese
Holzmenge (genannt sind
weiter oben 100 000 cbm)
vermehrt um einen mäßigen
Zuwachs, sozusagen vor den
Augen der Ramsauer
zusammenbrechen und
allmählich verfaulen soll …
aber diese Gesamtlösung
dürfte wohl auf das völlige
Unverständnis bei allen
Einheimischen und bei vielen
Kurgästen stoßen.“
Borkenkäferbefall mit nachfolgender vitaler Naturverjüngung
- Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und
Umweltfragen
Vorbereitung der Rechtsverordnung mit Ausarbeitung eines Entwurfs einer
Rechtsverordnung. Entwurf wird am 23. 4.1974 den beteiligten Staatsministerien zugeleitet.
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Beteiligt werden 64 staatliche, kommunale und private Institutionen.
- Bayerische Staatsregierung
Erlass der „Verordnung über den Alpen- und den Nationalpark Berchtesgaden“ am 18. Juli
1978. Verordnung tritt am 1. August 1978 in Kraft.
Zentrale Bestimmungen
- Gesamte Natur zu schützen:
- Natürliche und naturnahe Lebensgemeinschaften und
einen möglichst artenreichen heimischen Tier- und Pflanzenbestand erhalten
- Wissenschaftliche Beobachtung
- Bildung und Erholung
Literatur: Zierl, H. Nationalpark Berchtesgaden – Vom Pflanzenschonbezirk zum Nationalpark
Jahrbuch des Vereins zum Schutz der Bergwelt 2002, 67. Jahrgang, S. 69 - 86
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