www.fortunanetz.de Kommentar: 30. 03. 2015: Michael Obergfell, Ist die AfD gescheitert? Die Alternative für Deutschland (AfD) hat eine kurze und fulminante Geschichte hinter sich. Bei den aktuellen Vorgängen in der Partei fragt sich der eine oder andere Außenstehende und auch viele Mitglieder, ob sie auch noch eine lange und fulminante Zukunft haben wird. Mancher meint dazu: „Neín“. Die bisher kurze Geschichte der AfD ist schnell geschrieben. Gegründet im Februar 2013 aus der Wahlalternative 2013 heraus, stellte die AfD von Anfang an das Sammelbecken einer bürgerlichen Protestbewegung dar, bei der das ursprüngliche Hauptthema, die Opposition gegen die Eurorettungspolitik, sehr schnell erweiterte wurde mit dem Ziel in den Bereichen Wirtschafts- , Innenund Sicherheitspolitik Tabuthemen anzusprechen und nicht nur als EinthemenPartei in den Bundestagswahlkampf zu ziehen. Im Jahr 2013 konzentrierte sich die ganze Partei darauf, in den Bundestag einzuziehen und verfehlte diese Aufgabe nur knapp. Sie erhielt 4,7 Prozent Zuspruch aus der Bevölkerung. Im Jahr 2014 konzentrierte sich die AfD darauf, in das Europaparlament einzuziehen, denn alle Kandidaten der AfD waren bisher keine Vollzeit-Politiker und erhielten dafür auch kein Geld. Dass eine Partei sich auf dieser Basis nicht professionalisieren kann und keine Zukunft hat, war allen klar. Mit dem Einzug ins Europaparlament mit einem Gesamtergebnis von 7 Prozent Zustimmung kamen auch 7 Politiker als Vollzeitpolitiker ins Amt. Auf diese Weise war gesichert, dass die Führung der AfD sich ganztägig der Parteiarbeit widmen kann. Die Erfolgsserie setzte sich fort, indem die AfD in gleich 3 Landesparlamenten Sitz und Stimme gewinnen konnte, nämlich in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Jetzt, in 2015, geht es in gemäßigtem Tempo weiter. In diesem Jahr stehen lediglich 2 Landtagswahlen, in Hamburg und Bremen an. Die Wahlen in Hamburg waren schon für viele AfD Mitglieder enttäuschend. Mit „nur“ 7 Prozent Zustimmung und einem Wiedereinzug der FDP in die Bürgerschaft konnte man nicht mehr von einem Siegeszug der AfD sprechen. Der Streit über dieses eher bescheidene Wahlergebnis ging darum, dass der Spitzenkandidat in Seite 1/4 www.fortunanetz.de Hamburg keine Wahlhilfe von den östlichen Bundesländern wollte und einen Wahlkampf führte, der gerade nicht die Nichtwähler ansprechen sollte, sondern die Wähler von FDP und CDU abzuwerben gedachte. Dass dieser Schuss nach hinten los ging, sieht man an den Wahlanalysen. Die Mehrheit der Sympathisanten der AfD in Hamburg wollte Themen wie PEGIDA, Einwanderung, innere Sicherheit, ganz so wie dies im Osten der Republik bei den erfolgreich geführten Wahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen mit großem Erfolg praktiziert wurde. Aber die AfD in Hamburg wollte diese Themen nicht, sie wollte auch die Hilfe aus den erfolgreicheren östlichen Bundesländern nicht. Der Sprecher und einer der Gründer der AfD, Bernd Lucke, wollte seit letztem Jahr nicht mehr einer von drei Sprechern sein, sondern der alleinige Sprecher. Als Grund gab er an, dass die Belastung, zugleich Europaabgeordneter und Sprecher eines Gremiums von drei gleichberechtigten Sprechern zu sein, für ihn zu hoch sei. Im Endergebnis lief diese Begründung darauf hinaus, die Parteispitze entweder in seinem Sinne umzubauen, oder Bernd Lucke nur noch als „einfaches Parteimitglied“ und Europaabgeordneten in der AfD zu haben. Aus der Sicht vieler AfD-Mitglieder ist Lucke aber das wichtigste Zugpferd der AfD und es bestand die Befürchtung, dass die AfD ohne ihn in die Bedeutungslosigkeit versinken würde. Dahinter stehen Strömungen oder auch Flügel der AfD, die gemeinhin mit den Bezeichnungen „wirtschaftsliberale“ und „national-konservative“ bezeichnet werden. Lucke ist einer der Führer des „wirtschaftsliberalen Flügels“ während Alexander Gauland (Brandenburg), Björn Höcke (Thüringen) und noch einige Andere sich als Sprecher des „national-konservativen“ Flügels verstehen. Auf dem Bundesparteitag der AfD in Bremen wurde eine Art zeitlicher Burgfrieden zwischen den streitenden Flügeln ausgehandelt. Bernd Lucke wird nach einer Übergangszeit zum alleinigen Sprecher der AfD werden und bekommt zudem einen Generalsekretär, den er selbst vorschlagen kann. In der Übergangszeit von Juni 2015 bis November 2015 soll die AfD eine sogenannte „Doppelspitze“ erhalten, die personell im Juni 2015 gewählt wird. Anschließend soll zum Jahresende die auf dem Bundesparteitag in Bremen beschlossene Führungsstruktur implementiert werden. Dieser „Sieg“ Luckes hat nun weitere Kämpfe innerhalb der AfD aktiviert, die zwischenzeitlich in zwei Resolutionen mündeten, in eine „DeutschlandResolution“ die von den „Wirtschaftsliberalen“ entstammt, sowie eine „Erfurter Resolution“, die die Vorstellungen des „national-konservativen“ Flügels beschreibt. Damit wird erstmalig deutlich, wo in der AfD die Frontlinien verlaufen. Der Landtagswahlkampf zur Bremer Bürgerschaft dürfte für die AfD ein Seite 2/4 www.fortunanetz.de steiniger Weg werden und vermutlich wird sie zum ersten Mal nach der Bundestagswahl 2013 keinen Triumph feiern können. Das wiederum wird die innerparteiliche Debatte über den richtigen Weg noch weiter bis zum Bundesparteitag im Juni 2015 anheizen. Aktuell gibt es zudem in Hessen erhebliche Turbulenzen. Die aus Hessen stammende Beatrix Diefenbach und ihr Mann Prof. Dr. Dr. Herbert Frohnhofen sind am Freitag letzter Woche aus Enttäuschung über innerhessische Vorgänge von allen Ämtern und auch aus der Partei ausgetreten. Beide brachten unterschiedliche Begründungen vor. So störte sich Frau Diefenbach erheblich am Treiben der „Opportunisten“ und „Egomanen“ im hessischen Landesverband der AfD. Damit meint Frau Diefenbach wohl das Wirken von Pöstchenjägern, deren Hauptinteresse nicht im Erfolg der AfD, sondern im persönlichen Erfolg liegt. Dabei sind „Opportunisten“ die Inhalte eher egal. Mittlerweile ist Frau Diefenbach wieder als einfaches Parteimitglied eingetreten, ihr Mann hingegen nicht. Die wahren Hintergründe dieser ganzen Auseinandersetzungen werden dem Beobachter, der nicht Mitglied der AfD ist, weitestgehend verborgen bleiben. Aber immerhin gibt es eine Erklärung von Prof. Frohnhofen, die einen Streitpunkt in den internen Debatten wiedergibt: „Während sich zahlreiche Mitglieder mit viel Idealismus für eine bessere Politik engagierten, standen in den Leitungsgremien auf Bundes- und Landesebene zunehmend Egomanien und das Streben nach Macht im Mittelpunkt;... Das Fass zum Überlaufen brachte für uns, dass entgegen dem ausdrücklichen Parteitagsbeschluss von Erfurt und völlig an den Mitgliedern vorbei eine parteinahe Stiftung gegründet wurde, die demnächst Millionen staatlicher Mittel abgreifen soll und in deren Vorstand schon jetzt einige Personen installiert worden sind, die im eigenen Landesverband höchst umstritten sind...“ Schaut man sich diese, zum Teil erschütternde Mixtur von Pöstchenjägerei, Flügelkämpfen, persönlichen Eitelkeiten und Hetze gegen einzelne Mitglieder an und verbindet dies mit dem Image der AfD, „rechtspopulistisch“ zu sein, ergibt sich in der Tat eine katastrophale Außenwirkung, die bisher nicht wirklich bereinigt werden konnte. Justus Bender, der Intimfeind der AfD und investigativer Journalist bei der FAZ, darf sich bei einer solchen Aussenwirkung praktisch täglich auf die Schenkel klopfen und laut lachen... Dabei ist jeder einzelne Aspekt für sich genommen keiner Partei wirklich fremd. Pöstchenjäger gibt es in jeder Partei. Stiftungen sind übrigens typische Organisationen für Pöstchenjäger... Flügelkämpfe gibt es auch in jeder Partei, Flügel ebenfalls. Nur diktatorisch geführte Kaderparteien haben am Ende keine Flügel mehr! Selbst die KP Chinas hatte immer Flügel. Man denke nur einmal an die Auseinandersetzungen zwischen der „Viererbande“ und Deng Xiao Ping Seite 3/4 www.fortunanetz.de nach dem Tod Maos. Dass Parteien vom politischen Gegner geschmäht und verhetzt werden ist ebenfalls nichts wirklich Neues. Aber die AfD leistet sich seit langer Zeit den Luxus, alles zugleich auszuleben! In der politischen Analyse dürfte Frauke Petry womöglich der Wahrheit am Nächsten kommen: Es liegt an Lucke, die Integration wenigstens der Flügel hin zu bekommen. Doch genau diesen Willen zur Integration stellt sie bei ihm in Zweifel. In der Tat wäre es so: Wenn Bernd Lucke diesen Willen zur Integration der Flügel nicht hat, wäre die AfD aufgrund vieler weiterer Probleme tatsächlich am Ende. Dieser Punkt ist leider nicht wegzudiskutieren. Das einzige probate Mittel das mir dazu einfällt ist, dass noch möglichst viele Bürger, die den Erfolg der AfD wollen, vor dem Bundesparteitag im Juni 2015 in die AfD eintreten. Nur so kann man seine Stimme (der Vernunft) erheben, wenn man den Erfolg der AfD doch noch sichern will. Ansonsten bleibt man Zuschauer in der „Zuschauerdemokratie“ und darf sich am Ende nicht wundern dass sich zur Freude der etablierten Parteien eine Alternative zur Alternative entwickelt und so die bürgerliche Bewegung schwächt, die sich gegen die Entsparung und Entreicherung unserer Bürger per EZB, die Ausplünderung der Staatskassen durch CDUCSUSPD(FDP)GrüneLinke und die Zerstörung der Infrastruktur, der Bildungseinrichtungen und der Familie wendet, meint Ihr fortunato Politik, Innenpolitik, Parteien, Wahlen, Lobbyismus, Demokratie, AfD Namen: Bernd Lucke, Frauke Petry, Herbert Frohnhofen, Beatrix Diefenbach, Alexander Gauland, Björn Höcke, Justus Bender, fortunato Seite 4/4
© Copyright 2025 ExpyDoc