Programmheft als PDF - Staatskapelle Dresden

5. KAMMERABEND
S AI SO N 2014
2 015
M I T T WO C H 2 5 . 3.15 2 0 U H R
I SEMPEROPER DRESDEN
5. KAMMERABEND
Kammermusikaustausch mit dem Gewandhausorchester Leipzig
Ausführende
Carl Maria von Weber
Edgar Heßke Klarinette
Andreas Seidel Violine
Karl Heinrich Niebuhr Violine
Ivan Bezpalov Viola
Axel von Huene Violoncello
(17 8 6 -18 2 6)
Klarinettenquintett B-Dur op. 34
1. Allegro
2. Fantasia. Adagio ma non troppo
3. Menuetto. Capriccio presto – Trio
4. Rondo. Allegro giojoso
Wolfgang Amadeus Mozart
(17 5 6 -17 91)
Streichquartett G-Dur KV 387
1. Allegro vivace assai
2. Menuetto. Allegro – Trio
3. Andante cantabile
4. Molto Allegro
PAU S E
Wolfgang Amadeus Mozart
Klarinettenquintett A-Dur KV 581
1. Allegro
2. Larghetto
3. Menuetto – Trio I – Trio II
4. Allegretto con Variazioni
ZUM PROGRAMM
Als Wolfgang Amadeus Mozart 1789 sein Klarinettenquintett A-Dur KV 581 ausarbeitete, war die Klarinette noch ein junges Instrument. An der kaiserlichen Hofkapelle in Wien gab es trotzdem bereits einen legendären Klarinettisten und Meister
seines Fachs, den Österreicher Anton Stadler, ein Freund Mozarts. Für ihn und
wahrscheinlich für die von ihm mitentwickelte »Bassettklarinette« hatte Mozart
sein Quintett ursprünglich komponiert, nicht ohne Grund nannte man es in Wiener
Kreisen nur »des Stadlers Quintett«. Besonders reizvoll an der Komposition war
wohl die Tatsache, dass die Verbindung von Klarinette und Streichquartett ohne
jedes Vorbild war. Mozart lässt zwei vollkommen unterschiedliche Klangwelten
aufeinandertreffen: Der sangliche, der menschlichen Stimme sehr nah kommende
Ton der Klarinette wird mit dem homogenen Klang des Streichquartetts kombiniert.
Nie steht jedoch die Virtuosität der Klarinette als Selbstzweck im Vordergrund.
Zwar ist das Blasinstrument über weite Teile führend, aber immer nur so viel, wie
es Kammermusik erlaubt, und zu keiner Zeit dominierend. Bewusst ist das Stück
in der Tonart mit drei Kreuzen geschrieben, der »freimaurerischen« Tonart A-Dur.
Mozart gehörte wie Stadler dem Bund der Freimaurer an. Das Werk eröffnet mit
Streichquartettklängen, sie formulieren das Thema, die Klarinette spinnt es fort.
Auf die zarten, weitgespannten Melodiebögen im Larghetto folgt im dritten Satz ein
Menuett mit zwei Trios, wobei das erste allein den Streichern vorbehalten ist. Der
abschließende Variationssatz lässt Schlichtheit und Kunstfertigkeit miteinander verschmelzen. Anders als die meisten Kammermusiken von Mozart, die zuerst im privaten Kreis erklangen, wurde das Quintett bei einem Weihnachtskonzert der Wiener
Tonkünstler-Societät am 22. Dezember 1789 im alten Burgtheater mit Stadler als
Interpreten öffentlich uraufgeführt.
Zwei Jahrzehnte nachdem Mozart mit seinem Klarinettenquintett den Grundstein dieser neuen Gattung gelegt hatte, widmete sich auch der spätere Dresdner
Hofkapellmeis­ter Carl Maria von Weber dieser außergewöhnlichen Besetzung.
Schon einmal hatte der Romantiker ein Werk für Klarinette komponiert, 1811 wurde sein bis heute überaus beliebtes Klarinettenkonzert uraufgeführt. Noch im
selben Jahr begann er mit der Arbeit an seinem Klarinettenquintett B-Dur op. 34.
Solist und Widmungsträger war hier wie dort der befreundete Münchner Klarinettist Heinrich Joseph Baermann, ihm überreichte er 1813 – noch ohne den letzten
Satz – zu dessen Geburtstag das Quintett. Ein Werk, das dem führenden Solisten
jener Zeit auf den Leib geschrieben war. Baermann beherrschte das mittlerweile
etablierte und modernisierte Instrument exzellent, was angesichts der technischen
Herausforderungen, die Weber an den Klarinettisten stellte, auch vonnöten war.
Weber konnte dank der erweiterten Zehn-Klappen-Mechanik auf eine ausgeglichene
chromatische Tonleiter über den gesamten Tonumfang zurückgreifen. Und all diese
spieltechnischen Erweiterungen nutzte er aus. Schon im ersten Satz präsentiert sich
das Stück fast wie ein kammermusikalisches Solokonzert für Klarinette. Über weite
Strecken haben die vier Streichinstrumente eine eher begleitende Funktion, die Klarinette dominiert, und dann scheint sie doch wieder mit den Streichern verwoben.
Die ariose Fantasia, der zweite Satz, stellt den Klarinettisten vor besondere Anforderungen: Chromatische Läufe im Pianissimo und große Intervallsprünge prägen
seine Stimme. Im Menuett ergibt sich ein Wechselspiel zwischen der Klarinette und
den Streichern. Der Satz hat einen beinahe schließenden Charakter, gerade so, als
wollte Weber das Werk mit diesem Menuett enden lassen. Das später dazu komponierte Rondo-Finale schlägt mit seinem tänzerischen Rhythmus einen heiteren Ton
an. Mozarts und Webers Klarinettenquintette gelten als unangefochtene Meisterwerke der Gattung; erst Brahms und Reger haben später in dieser Besetzung wieder
Kompositionen von vergleichbarer Bedeutung geschaffen.
Als »Früchte der langen und mühsamen Arbeit« beschreibt Wolfgang Amadeus
Mozart seine sechs Streichquartette, die in der Zeit zwischen 1782 und 1785
entstanden. Neun Jahre waren seit seinen letzten Quartetten vergangen, doch die
1781 von Joseph Haydn vorgelegten »Russischen Quartette« op. 33 veranlassten
Mozart, sich diesem anspruchsvollen Genre erneut zu widmen. Haydn, der Gründervater dieser Gattung, hatte mit seinem Zyklus neue Maßstäbe gesetzt und klassische Werke im vollen Wortsinne geschaffen. Mozart nahm diese künstlerische
Herausforderung an und nutzte die Gelegenheit, sich mit seinem Vorbild zu messen: Weihnachten 1782 startete er mit der Arbeit am Streichquartett G-Dur KV 387,
dem ersten der »Haydn-Quartette«, das er nur wenige Tage später an Silvester
fertigstellte. Anders als bei seinen »Wiener Quartetten« von 1773 war die Beziehung zwischen Mozart und Haydn nun von Ebenbürtigkeit geprägt. »Diesmal lernt
er als Meister vom Meister«, betonte der Mozart-Biograf Alfred Einstein. »Mozart
ahmt nicht nach; er gibt nichts auf von seiner eigenen Persönlichkeit.« Nach einem
privaten Vorspiel, bei dem Mozart gemeinsam mit seinem Vater Leopold Mozart
und anderen Musikern dem Widmungsträger Haydn seinen Zyklus präsentierte,
äußerte sich dieser respektvoll und anerkennend über seinen jüngeren Kollegen:
»… ich sage ihnen vor gott, als ein ehrlicher Mann«, so übermittelte es Leopold
Mozart, »ihr Sohn ist der größte Componist, den ich von Person und den Nahmen
nach kenne: er hat geschmack, und über das die größte Compositionswissenschaft.« Insgesamt ist das Werk ausgesprochen kontrapunktisch angelegt, dynamische Wechsel finden auf engstem Raum statt. Im Menuett treibt Mozart diese
Kontraste auf die Spitze, hier ändert sich die Dynamik mit jeder Zählzeit, der
»offizielle« ¾-Takt wird regelrecht aus seinen Angeln gehoben. Der letzte Satz,
eine Sonaten-Fugen-Komposition, kommt zum einen den Haydn’schen Fugenfinali
sehr nahe, zum anderen erklingt schon das Thema des Schlusssatzes der berühmten »Jupiter-Symphonie«.
CL A R A - M I CH A L S T EI N AU
20
15
16
Bach
Beethoven
Strauss
Copland
Mahler
Bruckner
Zimmermann
Schostakowitsch
Debussy
Henze
Kurtág
Mozart
Trojahn
Tschaikowsky
Ruzicka
Verdi
Altes bewahren und Neues wagen.
Jung und lebendig seit 1548.
Die Saison 2015/2016 der
Sächsischen Staatskapelle Dresden.
PAPA
R TRN
E RE RDDE ERRS E M P E R O P E R U N D
TN
D ESRTASAT
TASAT
K ASPKEA
L LPEE LDLREE SDDREENS D E N
VORSCHAU
8. Symphoniekonzert
PALMSONNTAGSKONZERT
S O N N TAG 2 9. 3.15 2 0 U H R
M O N TAG 3 0 . 3.15 2 0 U H R
S E M P ER O P E R D R E S D E N
Reinhard Goebel Dirigent
Sibylla Rubens Sopran
Anke Vondung Alt
Daniel Johannsen Tenor
Georg Zeppenfeld Bass
Dresdner Kammerchor
Wolfgang Amadeus Mozart
Ode auf St. Caecilia von
Georg Friedrich Händel KV 592
Johann Sebastian Bach
Missa h-Moll BWV 232I (Urfassung)
Kammermusik der Sächsischen
Staatskapelle Dresden
Gegründet 1854 als TonkünstlerVerein zu Dresden
Verantwortlich:
Friedwart Christian Dittmann,
Ulrike Scobel und Christoph Bechstein
IMPRESSUM
Sächsische Staatskapelle Dresden
Chefdirigent Christian Thielemann
Spielzeit 2014 | 2015
H E R AU S G E B E R
Sächsische Staatstheater –
Semperoper Dresden
© März 2015
R E DA K T I O N
Dr. Torsten Blaich, Clara-Michal Steinau
TEXT
Der Einführungstext von Clara-Michal Steinau
ist ein Originalbeitrag für dieses Heft.
G E S TA LT U N G U N D S AT Z
schech.net
Strategie. Kommunikation. Design.
6. Kammerabend
S O N N TAG 12 . 4 .15 2 0 U H R
S E M P ER O P E R D R E S D E N
Mitwirkender Gast
Paul Rivinius Klavier
Ausführende
Matthias Wollong Violine
Jochen Ubbelohde Horn
Charles Koechlin
Quatre petites pièces für Klavier, Violine und Horn
Robert Schumann Fantasiestücke op. 73
für Violine und Klavier
György Ligeti
Horntrio »Hommage à Brahms«
Johannes Brahms
Horntrio Es-Dur op. 40
DRUCK
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Private Bild- und Tonaufnahmen
sind aus urheberrechtlichen Gründen
nicht gestattet.
W W W. S TA AT S K A P E L L E - D R E S D E N . D E