- Neuburg an der Donau

21. Konzert des Neuburger Kammerorchesters
Samstag, den 21. März 2015, 20 Uhr, Kongregationssaal
Peter Tschaikowski
Elegie
(1840-1893)
Wolfgang Amadeus
Mozart
Konzert für Flöte, Harfe und
Orchester C-Dur, KV 299
(1756-1791)
Allegro
Andantino
Rondo Allegro
Flöte: Nicola Kloss
Harfe: Beate Fürbacher
___________
L. v. Beethoven
(1770-1827)
Konzert für Klavier und
Orchester Nr.2 B-Dur, Op.19
Allegro con brio
Adagio
Rondo Allegro molto
Klavier: Wolfgang Manz
Peter Iljitsch Tschaikowsky komponiert diese Elegie zum Gedenken an I. W. Samarin,
der zunächst als Schauspieler und Dichter in Moskau bekannt war und später auch bei der
Premiere von Tschaikowskys „Eugen Onegin“ Regie führte. Die emotionalen Gegensätze
dieses Stücks könnten gegensätzlicher nicht sein, wenn das zarte Schwingen und die verschleierte Melancholie des ersten Teils jäh von einem leidenschaftlich aufbrausenden Gefühlsausbruch voll innerer Spannung und Zerrissenheit weggefegt wird. Danach entsteht, wie
aus einer seelischen Erschöpfung heraus, nochmals die elegische Stimmung des Anfangs, die
schon in der aufwärtsgerichteten Motivik ein immer wiederkehrendes „Warum“ erspüren
lässt, auf das es keine Antwort gibt.
W. A. Mozart war 22 Jahre alt und musste gerade in Paris erfahren, dass sein Leben als
umschwärmtes Wunderkind endgültig zu Ende war. Oft wird dieses Konzert für Flöte und
Harfe, das er dort für einen Flöte spielenden Grafen und seine Harfe spielende Tochter
komponiert hat, als Beispiel für seine mangelnde Geschäftstüchtigkeit angeführt: Der Graf
soll die Hilflosigkeit Mozarts ausgenützt und dieses Konzert nie bezahlt haben. Dieses
Konzert dürfte sein letztes gewesen sein, das nahezu durchgehend die heitere, rokokohafte
Grundstimmung eines geistvollen Unterhaltungsstücks verbreitet. Nur am Ende des 2. Satzes
wird eine unüberhörbare Wehmut spürbar, die man in späteren Konzerten immer häufiger
wahrnimmt. Im 1. Satz folgt er durchaus den Erwartungen des damaligen Publikums. Gefragt
waren in Paris ein ouvertürenhaft auftrumpfendes 1. Thema, eine kurze Orchesterexposition
und dann spielerisch dialogisierende Soloparts, vom Orchester dezent begleitet. Interessant
ist, wie Mozart dabei gekonnt die Harfe klanglich zur Geltung bringt. Nicht das Cello oder der
Kontrabass, sondern die Viola bildet die wichtige „Bassgrundierung“ bei den Solostellen,
damit der etwas zarte Harfenbass nicht übertönt wird. Auch der 3. Satz mit seinem graziösen,
gavotteartigen Rondothema entsprach dem Geschmack des französischen Publikums. Die
vielfältigen Abwandlungen dieses Themas sowie die Fülle kurzer motivischer Einfälle in
diesem Satz geben Aufschluss über das kreative Potential des jungen Mozart. Dabei lässt er
die Streicher die Soloparts nicht einfach begleiten, sondern setzt so subtil und differenziert
ihre Klangregister ein, dass sowohl die Musizierenden als auch die Hörer immer wieder
überrascht sein können.
L. v. Beethoven stellte sein Klavierkonzert in B-Dur dem Publikum erstmals 1795 vor. Er
war wohl selbst mit dieser ersten Fassung nicht sehr zufrieden und spielte mit ziemlicher
Sicherheit den Solopart in den folgenden Aufführungen, ohne ihn notiert zu haben, immer
etwas anders. So dauerte es bis zur Drucklegung im Jahre 1801, bis Beethoven sich zu einer
Endfassung durchringen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er aber das Klavierkonzert C-Dur
bereits als sein offiziell erstes in den Druck gegeben. Stilistisch hat das Konzert in B-Dur, also
das eigentlich erste, noch auffällige Ähnlichkeiten mit den späten Klavierkonzerten
Mozarts. Da wäre zunächst die weniger repräsentative Besetzung ohne Klarinetten,
Trompeten und Pauken. Die Art der Themengestaltung, die zurückhaltende Begleitung des
Orchesters bei vielen Klaviersoli und eine relativ kurze Durchführung im Kopfsatz finden wir
auch bei Mozarts Konzerten. Die auskomponierte Kadenz mit ihrem fugierten Teil lässt
jedoch schon erstaunliche Ähnlichkeiten mit Beethovens späten Klaviersonaten erkennen. Im
zweiten und dritten Satz findet Beethoven immer mehr zu den Ausdrucks- und
Gestaltungsmitteln, die wir in seinen späteren Werken als für ihn typisch wahrnehmen:
so z.B. im 2. Satz die träumerischen, teils improvisiert wirkenden Klavierpassagen, die überraschenden Harmoniewechsel und der sich von lyrischer Zartheit zu wirkungsvoller Theatralik steigernde Orchestersatz; Gestaltungsmerkmale, die schon die Romantik ahnen lassen.
Das heitere, jugendlich übermütige Thema des 3. Satzes entpuppt sich als Ritornell eines
temperamentvollen Rondos. Während das Orchester im weiteren Verlauf des Satzes dieses
Thema wiederholt, brilliert der Pianist in den Couplets mit virtuos angelegten Passagen. Kurz
vor Schluss lässt Beethoven den Pianisten die Synkopen des Themenkopfes als Auftakt
umdeuten. Sofort verliert das Thema seine jugendliche Spritzigkeit und wird zum biederen,
etwas trivialen Einfall. Man spürt das schelmische Augenzwinkern Beethovens, denn kurz
darauf wird der Pianist vom Orchester energisch „korrigiert“.
J. Fiedler
Nicola Kloss, Jahrgang 1974, absolvierte das Studium für Lehramt in Musik in Eichstätt und
erweiterte stetig ihre flötistischen Fähigkeiten in Meisterkursen, u.a. bei Klaus Holsten in München.
Seit 1990 unterrichtet sie an der Musikschule Neuburg und derzeit auch am Gabrieli-Gymnasium in
Eichstätt. Bekannt ist Nicola Kloss durch ihre zahlreichen, sehr erfolgreichen Auftritte beim
Neuburger Schlossfest. Sie leitet seit 2006 die Neuburger Hofmusik.
Beate Fürbacher wurde in Ingolstadt geboren und erhielt ihren ersten Harfenunterricht bei Prof.
Lentrodt in München, ihre weitere Ausbildung erhielt sie bei Fr. Prof. Hollinger, Freiburg, und Fr. A.
Giles in Frankfurt. Sie war ehemalige Stipendiatin des Ingolstädter „Vereins zur Förderung junger
musikalischer Talente“ und ist langjährige Jurorin bei „Jugend musiziert“. Sie konzertiert regelmäßig
im In- und Ausland und ist seit 2008 Lehrbeauftragte am Gabrieli-Gymnasium in Eichstätt.
Prof. Wolfgang Manz, Jahrgang 1960, ist Preisträger mehrerer bedeutender internationaler
Pianistenwettbewerbe, wie Leeds (1981, 2. Preis) und Brüssel (Concours Reine Elisabeth 1983, 2.
Preis). Außerdem gewann er 1980 in Berlin den Mendelssohn-Bartholdy-Preis sowie 1989 beim Van
Cliburn International Pianoforte Competition in Texas/USA den Jury-Diskretionspreis. Er gastierte
mit renommierten Orchestern und Dirigenten, so z.B. mit fast allen britischen Orchestern, wie dem
English Chamber, Royal Philharmonic, BBC Symphony Orchestra und mit den London Mozart
Players. Von 1994 bis 1998 lehrte er an der Hochschule für Musik Karlsruhe, 2000 übernahm er für
ein Semester eine Gastprofessur in Yokahama (Japan), ehe er im selben Jahr als Professor für Klavier
an die Musikhochschule Nürnberg/Augsburg berufen wurde. Studenten von ihm gewannen 1. 2. und 3.
Preise bei Wettbewerben u.a. in Leeds, Honkong, Epinal. Seit vielen Jahren verfolgt er auch eine
nationale und internationale Jurytätigkeit, z.B. beim Walter Gieseking-Wettbewerb 2007 in
Saarbrücken und beim Rachmaninow-Wettbewerb 2008 in Moskau. Seine Konzerttätigkeit führte
Wolfgang Manz u.a. nach Berlin (Philharmonie), Hamburg (Große Musikhalle), München
(Herkulessaal), Salzburg (Festspielhaus), Brüssel (Palais des Beaux-Arts), London (South Bank),
Tokyo (Suntory Hall), Moskau (Konservatorium) und Amsterdam (Concertgebouw).