22 Personal & Führung Corporate University Innovative Ansätze der Personalentwicklung Im Gesundheitswesen ist der zunehmende Fachkräftemangel deutlich spürbar. Gerade Unternehmen in ländlichen bzw. strukturschwachen Regionen, in denen die Situation bereits jetzt sehr angespannt ist, laufen Gefahr, den „War for talents“ zu verlieren. individuelles Lernen fördern Lernprozesse in Strategieprozesse integrieren organisatorisches Lernen fördern Status Personalentwicklung Patienten und Zuweiser als Programmteilnehmer Personalentwicklung Unternehmensentwicklung langfristige Personalbindung Vision/ Mission orts- und zeitunabhängiges, individualisiertes Lernen lebenslanges, arbeitsplatzbezogenes Lernen Ziel: Corporate University Der Status quo der Personalentwicklung in Krankenhäusern lässt sich anhand von drei PE-Funktionen betrachten. interdisziplinäre TN in den Programmen Abschlussorientierung Quelle: Hochschule Neu-Ulm, Grafik: HCM Abbildung 1: Vision 2020 – von der Pflegeschule/Gesundheitsakademie zur Corporate University durch Verzahnung. Für die Personalrekrutierung hat diese Entwicklung eine quantitative Wirkung: Es kann nicht mehr aus einem großem Bewerber- und Talentpool ausgewählt werden. Es zeigt sich jedoch auch, dass der „War for talents“ qualitative Wirkungen hat, indem die Fähigkeitsprofile der Bewerber immer weniger den geforderten Kompetenzanforderungen der Unternehmen entsprechen. Personalentwicklung wird hierdurch zum zentralen Erfolgsfaktor. Die Frage ist: Sind Krankenhäuser in der Lage, bei der Einstellung neuer Mitarbeiter die Kompetenzlücken zu erkennen und durch gezielte Maßnahmen zu beheben? Das Fachwissen der Mitarbeiter veraltet immer schneller und Kompetenzen sind dem dynamischen Wandel kontinuierlich anzupassen. Daneben kommt dem Erhalt der Lernfähigkeit der Mitarbeiter mit einen bedeutenden Stellenwert im Rahmen des Employer Branding. künftig eine zentrale strategische Bedeutung für die Veränderungsfähigkeit von Organisationen zu. Nur so sind die Mitarbeiter auch mental und emotional bereit, die notwendigen Veränderungen im Sinne einer lernenden Organisation mitzutragen. Ziel einer strategischen Personalentwicklung (PE) ist es daher, Mitarbeiter für aktuelle und zukünftige Aufgaben bestmöglich zu qualifizieren. Ihnen ist durch lebenslanges Lernen zu ermöglichen, sich ändernden Bedingungen adäquat anzupassen. Dazu gehören (Weiter-)Qualifizierung von Arbeitnehmern aller Altersgruppen, fachliche Eingliederung von Wiedereinsteigern (z.B. nach Elternzeit), aber auch Möglichkeiten zur professionellen bzw. persönlichen Weiterentwicklung der Mitarbeiter. Ein zielgruppenspezifisches Ausund Weiterbildungsprogramm gewinnt so- Bildungsfunktion Viele Krankenhäuser sind Ausbildungsstätten für zahlreiche Ausbildungsberufe, insbesondere für die Pflege. Die Krankenpflegeschulen führen jedoch häufig einen „Dornröschenschlaf“, da sie von Seiten der Geschäftsführungen als ein Kostentreiber wahrgenommen werden. Die Bereitschaft, in räumliche und IT-Ausstattung zu investieren, ist gering. Im Bereich der Weiterbildung bieten meist größere Krankenhäuser Angebote für die Pflege an, z.B. Weiterbildung für Intensivmedizin. Als akademische Lehrkrankenhäuser sind viele Kliniken in die medizinische Ausbildung über PJ-Studierende eingebunden. Zudem verfügen viele Häuser über leitende Ärzte mit Weiterbildungsbefugnis für verschiedene Facharztrichtungen. Hier wird schon ein grundlegendes Problem aus personalwirtschaftlicher Sicht deutlich. Die Weiterbildungsbefugnis von den Häusern hängt individuell an der Chefarztermächtigung, die durch die Landesärztekammer vergeben wird. Eine Einbindung in eine institutionalisierte Personalentwicklung oder gar in eine mit Unternehmensstrategien abgestimmte Personalentwicklung findet meist nicht statt. Relevant wird diese Thematik aus Sicht der sich in Weiterbildung befindlichen Ärzte, wenn einzelne Weiterbildungsabschnitte auf verschiedene Fachabteilungen verteilt sind und die zuständigen Chefärzte sich nicht HCM 6. Jg. Ausgabe 4/2015 Personal & Führung auf einen planbaren strukturierten Weiterbildungsverlauf einigen können. In den meisten Kliniken werden regelmäßig vielfältige Fortbildungen zu aktuellen Themen fachlicher, rechtlicher oder technischer Art durchgeführt, z.B. Komplikations- und Mortalitätskonferenzen. Insgesamt entsprechen die Bildungsmaßnahmen aber mehr kurzfristigen Anpassungsqualifizierungen, statt dass sie in eine längerfristige berufsgruppenübergreifende Personalentwicklungsstrategie eingebunden werden. Förderungsfunktion Potenziale frühzeitig zu identifizieren und Talente nachhaltig zu fördern ist zentrale Aufgabe einer strategisch ausgerichteten Personalentwicklung. Eingebettet in eine strukturierte Nachfolgeplanung entfaltet die Förderungsfunktion hohe Wirkung für eine dauerhafte Bindung von Talenten. Da die Krankenhausorganisation immer noch nach Berufsgruppen segmentiert und eine zentral verankerte Personalentwicklung eher selten vorzufinden ist, lassen sich zur tatsächlichen Umsetzung der Förderfunktion kaum allgemeine Aussagen treffen. In der Klinikwelt finden sich in der ärztlichen Hierarchie Ansätze wohlwohlender, patriachalischer Förderung bis hin zur völligen Ignoranz. Gemeinsam ist jedoch allen, dass meist keine Gesamtpersonalentwicklungsstrategie besteht. Personalentwicklung wird für den Einzelnen damit zum Zufallsprodukt, abhängig von der Sympathie des Vorgesetzten. Der Pflegebereich setzt meist schon mehr PE-Instrumente ein, wenngleich oft Potenzialeinschätzungen im Abgleich mit der Unternehmensentwicklung unterbleiben und auch hier eine berufsgruppenspezifische Sichtweise dominiert. Völlig unbeachtet im Rahmen einer zentralen Personalentwicklung bleiben in vielen Häusern die anderen Berufsgruppen, wie z.B. Therapeuten oder Verwaltungsmitarbeiter. Funktion der Organisationsentwicklung Die Organisationsentwicklung ist das logische Bindeglied zwischen Individuum, Struktur, Strategie und Unternehmen. Sie wird in vielen Häusern eher abrupt, im Sinne von schnell zu verändernden Anpassungsprozessen verstanden. Eine Organisationsentwicklung im Sinne eines dauerhaften Veränderungsmanagements lässt sich in den wenigsten Häusern finden. Kliniken fungieren damit als Bildungsträger. Die Bildungsaktivitäten sind jedoch weder inhaltlich in die Unternehmensstrategie noch strukturell einheitlich und konsistent in die Personalentwicklungsstrategie eingebunden. Die Bestandteile der Personalentwicklung (Bildung, Förderung, Organisationsentwicklung) sind meist auf den Bildungsaspekt beschränkt. Jede Berufsgruppe ist ausschließlich für ihre eigenen Bildungsaktivitäten zuständig. Es gibt nur wenige Bildungsaspekte, die berufsgruppenübergreifend vermittelt werden, wie z.B. Haftungsrecht, DRG und Hygiene. Außerhalb der fachlichen Themen gibt es kaum gemeinsame Veranstaltungen, die Methoden-, Persönlichkeits-, Sozial- und Führungskompetenz berufsübergreifend entwickeln. QM-Seminare bilden hier konsequent die Ausnahme. KOLUMNE Standard und Standard Geht ein Kunde in ein Autohaus, weil er sich für ein neues Auto interessiert, dann kommt irgendwann die Sprache auf die Ausstattung. Dem Kunden wird die Standardausstattung beschrieben und die möglichen Extras werden aufgeführt. In diesem Fall ist die Standardausstattung mit einer Mindestausstattung gleichzusetzen. Die Erfahrung zeigt, dass sich jedoch kaum ein Kunde mit der Mindestausstattung begnügt. Der Begriff „Standard“ suggeriert in diesem Kontext, dass es sich um eine „Sparversion“ handelt. Als in den 80er Jahren die deutsche Automobilindustrie im Wettbewerb mit den japanischen Herstellern an Boden verlor, konzentrierte man sich auf die Qualität der Prozesse und Produkte. Die Deutschen Gesellschaft für Qualität gründete die DQS, die in den Unternehmen – z.B. Zulieferer in der Automobilindustrie – die Prozesse und Produkte, entsprechend der von den Kunden vorgegebenen (Qualitäts-)Standards, auditiert. So ist z.B. der Qualitätsstandard eines Autositzes bei einem Premiumhersteller höher als beim Nichtpremiumhersteller. Wichtig ist, dass der Kunde den Standard, auf den er bei der Vergabe des Auftrags verpflichtet wurde, einhält. Der Standard ist in diesem Kontext eine anspruchsvolle Leistung, die mit dem Kunden vereinbart wird und immer zu erbringen ist. Seit den 90er Jahren übernimmt die Sozial- und Gesundheitswirtschaft zunehmend die Managementmethoden aus der „freien Wirtschaft“. Die relevanten gesellschaftlichen Gruppen formulierten damals, unter Beteiligung der Bundesregierung, in einem spannenden Prozess – auch als Vertreter der Kunden – beispielsweise Pflegestandards für die Altenpflege. Diese Standards werden von der Heimaufsicht und dem Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) regelmäßig überprüft und auditiert. Zusätzlich wird die Qualität der Pflege auch von den Bewohnern und Angehörigen, soweit sie dazu in der Lage sind, überprüft. Das Begriff „Standard“ ist somit mehrdeutig, so wie z.B. auch der Begriff „Bank“, der sowohl eine Sitzgelegenheit bezeichnet als auch ein Kreditinstitut. Gegenüber dem Standard in einem Autohaus sind die Pflegestandards und ihre Einhaltung für die Mitarbeiter und ein Unternehmen der Gesundheitswirtschaft sehr anspruchsvoll. Die zu erbringende Qualität und somit auch die damit verbundene Leistung der Menschen benötigt eine entsprechende Qualifikation und Professionalität, die angemessen wertgeschätzt und honoriert werden muss. Corporate University Eine Corporate University ist ein strategisches Instrument, das Personal- und Unternehmensentwicklung eng verzahnt und soHCM 6. Jg. Ausgabe 4/2015 Eckhard Eyer, Unternehmensberater (Perspektive Eyer Consulting) 23 24 Personal & Führung Definition „Firmeneigene Lerninstitutionen, welche das strategische Management in Unternehmen unterstützen. (...) die Personalentwicklungsprogramme sind in verbindliche strategische Entwicklungskonzepte (...) eingebunden. Lernen und strategisches Handeln werden als integraler Prozess verstanden.“ (zit. nach Hanft/Knust 2007, S. 452) Ursprung USA, General Electric (GE) „John F. Welch Leadership Development Center“, Crotonville, 25.000 TN, 2011 Grundprinzip Wissen/Kompetenzen werden nicht in (häufig externen) Seminaren erlernt Lern- und Arbeitsprozess greifen ineinander Fokus: Lösung konkreter Geschäftsprobleme Verzahnung von Strategie, Personalund Organisationsentwicklung Verbreitung insbesondere mittelständische und große Unternehmen bislang überwiegen international agierende Unternehmen zahlreiche Beispiele in Deutschland Quelle: Hochschule Neu-Ulm, Grafik: HCM Abbildung 2: Konzept und Keyfacts der Corporate University. wohl individuelles als auch organisatorisches Lernen fördert. Ziel ist es, Lernprozesse in den Strategieprozess der Organisation zu integrieren und ihr dabei zu helfen, ihre Mission zu erreichen (Abb. 1). In der Regel bauen Corporate Universities ein Fakultätsnetzwerk mit spezialisiertem Know-how auf. Sie arbeiten oft direkt mit bestimmten Professoren oder mit mehreren spezialisierten Nischenanbietern in ihrem Netzwerk zusammen. Im Ergebnis kann so mit einem starken Netzwerk aus Spezialisten und Experten den spezifischen Bedürfnissen eines Unternehmens begegnet werden. Innerhalb der Corporate Universities kann anhand verschiedener Ausprägungen differenziert werden: • branchenübergreifende Angebote (z.B. Unilever Learning Academy), • berufsgruppenübergreifende Angebote (z.B. Rhein-Mosel-Akademie), • Angebote nur für bestimmte Karrierelevels (z.B. Boeing Leadership Center), • branchen-, berufsgruppen- und hierarchieübergreifende Angebote (z.B. E.ON-Academy). Grundsätzlich bilden gut definierte Ziele, ein passend darauf abgestimmter Lehrplan und eine entsprechende Infrastruktur die menwissenschaft an. Die Hannover School of Health Management GmbH (HSHM) wurde bereits vor mehr als zehn Jahren gegründet. Die Förderung von Wissenschaft, Forschung und Lehre, v.a. auf dem Gebiet des Gesundheitswesens, sowie Coaching, Consulting, Teaching und Training bilden das Leistungsportfolio ab, das v.a. an Ärzte adressiert ist. Über Kooperationen können die Abschlüsse MHM – Medical Hospital Manager (Prof. Dr. habil. Wolfgang Hellmann) und MBA der Hochschule Neu-Ulm (FIBAA-akkreditiert) erlangt werden. Alleinige Gesellschafterin der HSHM ist die MHH. • Aber auch im niedrigschwelligen Bereich lassen sich mit Hochschulen maßgeschneiderte Bildungsangebote entwickeln und für die strategische Personal- und Organisationsentwicklung im Unternehmen einsetzen. zentralen Elemente einer Corporate University (Abb. 2). Grundprinzip ist es, Lernund Arbeitsprozesse miteinander zu verknüpfen. Wissen bzw. Kompetenzen werden nicht mehr in zuvor oft externen Seminaren erlernt. Der Fokus liegt auf der Lösung konkreter Geschäftsprobleme. Aktueller Trend ist es, den Anteil an E-Learning-Komponenten zu erhöhen. Häufig ist die Ausrichtung international und je nach Angebot und Kooperation können akademische Abschlüsse erlangt werden. Außerhalb des Gesundheitswesens sind Corporate Universities v.a. in mittelständischen und großen Unternehmen weit verbreitet (überwiegend international agierend). Beispiele für Corporate Universities Das Klinikum Ingolstadt und die Medizinische Hochschule Hannover sind im Klinikbereich exemplarische Beispiele für eine gelungene Corporate-University-Strategie: • Das Klinikum Ingolstadt baute frühzeitig seine PE-Aktivitäten durch die Gründung eines Fortund Weiterbildungszentrums mit vielfältigem Bildungsangebot aus. Bachelor- und Masterstudiengänge werden in Kooperation mit der Katholischen Universität EichstättIngolstadt angeboten. Zwischenzeitlich bildet das Klinikum zusammen mit der rumänischen Universität Oradea Ärzte aus, die frühzeitig an das Haus gebunden werden. • Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) bietet z.B. einen Masterstudiengang in Hebam- Ziele/ Zielgruppe Ausgangssituation: – Angebote – Auslastung zukünftiger Führungskräfte-/ Weiterbildungsbedarf Zielgruppe – ÄD, PD, VW, ... – Zuweiser – Patienten – etc. Inhalte Aufbau einer Corporate University Für den Aufbau existieren zahlreiche Motive: z.B. Unterstützung beim Aufbau einer (AG-)Marke, Verzahnung von Personalentwicklung und der Unternehmensstrategie, Wettbewerbsvorteil im „War for talents“, interne Weiterentwicklung von Fachkräften, Positionierung als innovatives Unternehmen, Talente binden, Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter erhalten und Stärkung des interdisziplinären bzw. berufsgruppenübergreifenden Denkens. Format inhaltlicher Fokus Abschlüsse/Zertifikat – Bachelor (VZ vs. berufsbegleitend) – Master didaktisches Format Anteil Präsenzveranstaltungen vs. E-LearningAngebote Verzahnung mit MOOCs Nutzung klinikinterner Fallstudie Inhouseprojekte interne vs. externe Dozenten Steuerung/ Struktur Kooperation Standorte, z.B. eigene Weiterbildungseinrichtungen Aufbauorganisation der Corporate University Kernprozess interne und externe Marketingstrategie ROI von Maßnahmen der Personalentwicklung Anzahl und Art der externen Kooperationspartner Quelle: Hochschule Neu-Ulm auf Basis BCG 2013, Grafik: HCM Abbildung 3: Der Aufbau einer Corporate University kann in fünf Schritten erfolgen. HCM 6. Jg. Ausgabe 4/2015 Personal & Führung Der Aufbau einer Corporate University kann in fünf Schritten erfolgen (Abb. 3). Im ersten Schritt geht es darum, auf Basis einer Analyse der Ausgangssituation und zukünftiger Anforderungen an das Personal abzuleiten, wo Bedarf besteht. Darauf aufbauend lassen sich Programme konzipieren, die auch zu einem akademischen Abschluss führen können. Das didaktische Konzept, die Nutzung von Blended-Learning-Ansätzen oder die Entwicklung und Nutzung einrichtungsspezifischer Fallstudien sind dabei besonders bedeutend. Bewährt haben sich v.a. Inhouse-Projekte, bei denen die Teilnehmer die Schulungsinhalte begleitet durch Dozierende auf konkrete Fragestellungen in der Klinik anwenden. Somit kann die abteilungs- und berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit, die für zahlreiche komplexe Fragestellungen charakteristisch ist, unter realen Bedingungen eingeübt werden. In diesem Zusammenhang muss auch die Frage beantwortet werden, welche Lehrende eingesetzt werden sollen. Eine Kombination aus klinikinternen Dozierenden, die die Spezifika der Einrichtung gut kennen, und externen Dozierenden ist hier zu empfehlen. Schließlich sind adäquate Steuerungsmechanismen, Strukturen und Kooperationspartner zu definieren. Im Rahmen von Kooperationen mit z.B. Hochschulen ist festzulegen, wer welche Prozesse verantwortet und wie das Marketing intern und ggf. extern aussehen kann. Für die Klinik stellt sich auch die Frage nach dem Return on Invest von entsprechenden Maßnahmen. Fazit und Ausblick Corporate Universities bieten Healthcare-Unternehmen viele Chancen, die v.a. im Sinne des Employer Branding genutzt werden können. Eine entsprechende nachhaltige Verankerung und Institutionalisierung dient der Verzahnung von Strategieprozessen, organisationalem Lernen und Personalentwicklung. Potenziale in diesem Bereich bieten Kooperationen von Gesundheitseinrichtungen und Hochschulen. Gerade die Möglichkeiten neuer Lerntechnologien bieten hier zukünftig vielfältige Ansatzpunkte. Prof. Dr. Uta Feser Präsidentin der Hochschule Neu-Ulm, Kontakt: [email protected] Prof. Dr. Patrick Da-Cruz Wissenschaftlicher Leiter des MBA-Programms für Ärzte, Mitglied des Kompetenzzentrums Vernetzte Gesundheit, Hochschule Neu-Ulm Prof. Dr. Sylvia Schafmeister Strategische Leitung Weiterbildung, Studiengangsleiterin Management für Gesundheits- und Pflegeberufe, Hochschule Neu-Ulm Fotos: privat Mario A. Pfannstiel, M.Sc., M.A. Fakultätsreferent und wissenschaftlicher Mitarbeiter, Mitglied des Kompetenzzentrums Vernetzte Gesundheit, Hochschule Neu-Ulm -KOLUMNE Gesundheitsförderung neu denken Die physischen und psychischen Belastungen in der Arbeitswelt sind in der Literatur allgegenwärtig. Publizierte Konzepte zum Gesundheitsmanagement beinhalten üblicherweise das Eingliederungsmanagement, gesunde Ernährung, Rücken- und Entspannungskurse, Fitnesstrainings und Gesundheits-Checks sowie Angebote zur besseren Konfliktbewältigung. Unbestritten sind die negativen Auswirkungen von kontinuierlichen oder eskalierenden Konflikten und inadäquatem Führungsverhalten. Mediationsverfahren können hier ein sehr geeignetes Instrument sein, um die Beteiligten aktiv in die Lösung der Konflikte einzubeziehen und somit angemessene zielorientierte Ansätze zu finden. Zu Führungskräfteschulungen zum Thema Gesundheitsorientierung und „Führung und Gesundheit“ gibt es flächendeckende Angebote. Die Sensibilisierung der Führungskräfte für diese Themen und das Angebot bzw. der Ausbau der skizzierten Maßnahmen reicht jedoch nicht aus. Widerstands- und Belastungsfähigkeit sowie Flexibilität sind Kompetenzen, die heute vielfach im Arbeitsleben notwendig sind, um insbesondere die psychischen Anforderungen zu bewältigen. Resilienzförderung setzt genau an diesen Punkten an: Damit ist die Fähigkeit gemeint, sich selbst zu steuern und Belastung zu regulieren. Im Fokus stehen die individuelle Widerstandsfähigkeit und die vorhandenen Ressourcen, um mit physischer und psychischer Belastung erfolgreich umzugehen. Insofern ist die Resilienzförderung ein sehr individueller Ansatz, der die Menschen dabei unterstützt, für sich die passenden Bewältigungsstrategien zu finden, anstatt ausschließlich die Umgebung zu ändern. Die Ressourcenorientierung steht im Vordergrund und nicht der Blick auf die Defizite. Die Umsetzung dieses Ansatzes erfordert allerdings ein hohes Maß an Vertrauen innerhalb der Organisation und die Erkenntnis, dass es nicht mit ein paar Schulungen und Rückenkursen getan ist. Auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit den oben genannten Maßnahmen ersetzt es natürlich nicht … und trotzdem ist es an der Zeit, Gesundheitsförderung neu zu denken. Der Kongress KlinikManagementPersonal (bisher bekannt als Personalkongress Kliniken) wird sich vom 19. bis 20. Mai 2015 in Hannover mit zeitgemäßen Orientierungspunkten für die Veränderungsprozesse in unseren Krankenhäusern und Kliniken befassen. Ein Fokus wird auch die Wirkung von Veränderungen auf die Mitarbeitergesundheit sein. Gunda Dittmer, stellv. Krankenhausdirektorin und Personalleiterin Klinikum Itzehoe und InPaK-Mitglied HCM 6. Jg. Ausgabe 4/2015 25
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