Barbara Stamm tritt wieder an Wir Franken müssen aufmüpfig sein

Barbara Stamm tritt wieder an
Horst Seehofer wünscht sich die Landtagspräsidentin weiterhin als stellvertretende CSUVorsitzende
Am Freitag fand das entscheidende Gespräch statt: Landtagspräsidentin Barbara Stamm hat
das Bitten von Parteichef Horst Seehofer erhört. Die 70-Jährige stellt sich beim CSU-Parteitag
im November erneut als stellvertretende Parteivorsitzende zur Wahl.
„Ich habe dem Ministerpräsidenten zugesagt“, so Stamm im Gespräch mit der Redaktion.
Ihren eigentlich geplanten Rückzug aus der Parteispitze werde sie verschieben. Es sei
Seehofers Wunsch gewesen, dass sie den 22 Jahren als Partei-Vize weitere folgen lässt,
„wenn es die Delegierten denn wollen“. Dass sie es wollen, daran besteht kaum ein Zweifel.
Der Parteichef will der Basis nächsten Samstag, beim unterfränkischen Bezirksparteitag in
Bad Brückenau (Lkr. Bad Kissingen), erläutern, warum er auf Barbara Stamm in der engsten
Parteiführung nicht verzichten möchte, wenn es gilt, die CSU auf die Wahlkämpfe 2017 im
Bund und vor allem 2018 im Freistaat Bayern einzustellen. Noch ist nicht geklärt, wer für die
Partei dann anstelle Seehofers als Spitzenkandidat der CSU ins Rennen um den
Ministerpräsidenten geht, auch wenn Heimatminister Markus Söder derzeit als Favorit gilt.
Um diesen Übergang möglichst narbenfrei für alle Beteiligten zu organisieren, braucht der
CSU-Chef Barbara Stamm.
Ihr Wort hat in der Partei Gewicht, an der laut Umfragen beliebtesten Politikerin Bayerns
kommt so schnell niemand in der CSU vorbei. Zudem ist Stamm ein guter Seismograf, um die
Stimmung im (Partei-)Volk gegenüber der Führung zu erkunden. Da passt es, dass die 70Jährige zur Handvoll Politiker gehört, denen nachgesagt wird, Seehofer nehme ihre Meinung
wirklich ernst. Und dies, obwohl die beiden in der Vergangenheit, etwa in der
Gesundheitspolitik, nicht immer einig waren. Oder womöglich gerade deshalb. Wie eng das
Vertrauensverhältnis ist, zeigte sich, als der Parteichef mit Stamm als engster Beraterin im
Herbst 2013 die Berliner Koalitionsverhandlungen bestritt.
Die Stellvertreter-Wahlen beim Parteitag werden mit besonderer Spannung erwartet, nachdem
Seehofer sowohl Peter Gauweiler als auch Peter Ramsauer ersetzen muss. Hier dauert die
Kandidatensuche an. Da ist es für den Parteichef gut, wenn Barbara Stamm als Konstante
bleibt. Vierter aktueller Seehofer-Vize ist Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (Bad
Windsheim).
Als Barbara Stamm 1993 erstmals zur stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt wurde,
war Theo Waigel der CSU-Vorsitzende. 1999 folgte Edmund Stoiber, 2007 Erwin Huber und
2008 dann Horst Seehofer. Ins bayerische Kabinett wurde die gelernte Erzieherin 1987 noch
von Franz-Josef Strauß berufen. Bis 1994 war sie Sozialstaatssekretärin, anschließend bis
2001 Sozialministerin. Dem Landtag gehört die Würzburgerin seit 1976 an; seit 2008 ist sie
Landtagspräsidentin.
Mainpost Würzburg
Michael Czygan