Zusammenfassungen der Diskussionen während des

UNESCO-Tag auf der didacta 2015
WELTAKTIONSPROGRAMM „BILDUNG FÜR NACHHALTIGE
ENTWICKLUNG“ – IMPULSE FÜR DEUTSCHLAND
Mittwoch, 25. Februar 2015
Messe Hannover, Convention Center, Saal 3 B
Zusammenfassung der Diskussionen während des
Vernetzungstreffens für BNE-Akteure
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des UNESCO-Tages hatten im Rahmen eines
Vernetzungstreffens die Gelegenheit, sich über das Weltaktionsprogramm „Bildung für
nachhaltige Entwicklung“ – die Nachfolgeagenda zur UN-Dekade „Bildung für nachhaltige
Entwicklung“ auszutauschen. An fünf „Thementischen“ zu den prioritären Handlungsfeldern
des Weltaktionsprogramms
 Politische Unterstützung,
 Ganzheitlicher Ansatz,
 Lehrende und Multiplikatoren,
 Jugend,
 Kommunen
tauschten sie Erfahrungen, Erkenntnisse und Anregungen für die Zukunft aus. Die
nachfolgenden Zusammenfassungen halten die Diskussionsschwerpunkte der einzelnen
Thementische fest.
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Zusammenfassung „Politische Unterstützung“
Moderation: Andreas Markurth, Niedersächsisches Kultusministerium
Mitschrift : Christian Vey, Deutsche UNESCO-Kommission
Grundsätzlich: Politik kann „nur“ Impulse geben.
- Das Bundesministerium für Bildung und Forschung ist als Taktgeber von hoher Wichtigkeit.
Entsprechend ist die Übernahme der Leitung einer nationalen Plattform im Rahmen des
Weltaktionsprogramms BNE durch das BMBF (Staatssekretärin Quennet-Thielen) ein
positives Signal.
- Wichtig ist, dass hochrangige Vertreter der Länder einbezogen werden und die Diskussion zu
BNE nicht „nur“ auf der Arbeitsebene, sondern auch auf Minister-/Staatssekretärsebene
stattfindet. Die Kommunikation muss über Gremien wie Kultusministerkonferenz und
Nationalkomitee/nationale Plattform hinausgehen
 „Dialog mit Konsequenzen“.
Herausforderungen
Deutscher Bildungsföderalismus macht bundesweite Umsetzung des WAP komplizierter.
- Bisher gibt es 16 unterschiedliche Wege zur Förderung der BNE und 16 unterschiedliche
Schwerpunkte  Grund für Konzentration auf einzelne Bereiche ist v.a. in Zeit der
projektorientierten Vorläuferprogramme der UN-Dekade (BLK-Programme) zu sehen.
- Es gibt kein „Musterländle“ (Land, in dem strukturelle Verankerung der BNE bereits gelungen
ist).
- Ansatz für die Zukunft könnte sein, einen „Kreis der Willigen (Länder)“ zu schaffen, deren
Erfolge als Motivation für weitere Länder dienen.
Ansätze für die Unterstützung von BNE
Voraussetzung für Unterstützung ist ein politischer Wille über Koalitionsverträge und ähnliche
Vereinbarungen hinaus.
- Politiker müssen vom Mehrwert der BNE überzeugt werden, hierfür muss in erster Linie das
Argument der „Schwerfälligkeit“ des Themas entkräftet werden. Muss als politisches Thema
„angenehmer“ werden, ist bisher als Querschnittsthema zu unkonkret und systemkritisch
- Zeitfenster für Reformen müssen erkannt werden:
- Umstellung der Bildungspläne
- Koalitionswechsel
- Überarbeitung der Lehrerbildungspläne
- Handlungsrelevanz muss hergestellt werden – BNE als Finanztitel und obligatorischer Punkt
der Berichterstattung
- Stellenzuweisungen: Verbände/Vereine von BNE-Akteuren gründen – durch
Institutionalisierung wird es einfacher an Politik heranzutreten
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Zusammenfassung „Lehrende und Multiplikatoren“
Moderation: Lukas Maciejewski, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der S.O.F.-Umweltstiftung
Mitschrift: Ines Margraff, Deutsche UNESCO-Kommission
Vernetzung von schulischer und außerschulischer Bildung und Multiplikatorenausbildung
- Die Integration von außerschulischen Lernangeboten trägt dazu bei, BNE erlebbar zu
machen.
- Problemfeststellung: Es gibt zahlreiche gut ausgebildete Multiplikatoren, die aber in
Institutionen, z. B. Schulen nicht oder zu wenig eingesetzt werden.
- Eine Herausforderung besteht darin, Angebot und Bedarf in Zukunft besser zu koordinieren
und Multiplikatoren und Institutionen besser zu vernetzen.
- Vorschlag: Einrichtung einer Online-Plattform, die Multiplikatoren und Institutionen in
Kontakt bringt. Welche Qualitätskriterien sollen einer Aufnahme in eine solche Plattform
zugrunde liegen?
 Verweis auf den von der AG Außerschulische Bildung und BNE erarbeiteten Praxisleitfaden
„Qualitätskriterien für die Fortbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren“
- Als ähnliches Projekt aus dem Bereich Globales Lernen wird das Programm „Bildung trifft
Entwicklung“ genannt, das von Engagement Global gefördert wird.
- Als wichtig wird erachtet, genau zu analysieren, in welchen Bereichen ein Fehlbedarf an
Multiplikatoren festzustellen ist.
- Die Frage der Zertifizierung wird kontrovers diskutiert: Sie kann eine auf Qualitätskriterien
basierende Orientierungshilfe beim Einsatz von Multiplikatoren bieten. Aus Sicht einiger
Teilnehmerinnen und Teilnehmer besteht die Gefahr, dass kleinere Akteure ausgeschlossen
werden. Darüber hinaus wird z. B. eine Zertifizierung freiberuflicher Anbieter (ein wichtiger
Sektor unter den BNE-Multiplikatoren) als schwer umsetzbar eingeschätzt.
- Der strukturelle Austausch zwischen Anbietern der Multiplikatorenbildung und Institutionen,
die Multiplikatoren einsetzen sollte gefördert werden. So sollten z. B. die Erfahrungen der
Schulen wieder in die Multiplikatorenausbildung einfließen.
Integration von BNE in die Lehre und Lehrerausbildung
- Als zentral wird erachtet, dass BNE in die Ausbildungscurricula aufgenommen und gleichzeitig
eine permanente Einspeisung des Themas in die Schulen realisiert wird.
- Die Priorität „Ganzheitlicher Ansatz“ sollte in der Ausbildung von Lehrenden und
Multiplikatoren berücksichtigt werden.  Die curriculare Entwicklung, die Fortbildung der
Lehrkräfte und die Schulentwicklung sollten zusammengedacht werden.  Es geht um ein
ganzheitliches Bildungskonzept.
Austauschstruktur während Laufzeit des WAP
- Die Fortsetzung eines Austauschs in Arbeitsgruppen zu BNE wird als wichtig erachtet.
- Zu den bildungsbereichsbezogenen AGs sollen auf die Prioritäten des WAP bezogene AGs
hinzukommen, um einen Transfer zwischen den einzelnen Bereichen und prioritären
Handlungsfeldern zu ermöglichen.
- Eine finanzielle Förderung und organisatorische Unterstützung ist notwendig.
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Zusammenfassung „Jugend“
Moderation: Johannes Geibel, Vorstandsvorsitzender der studentischen Initiative „Netzwerk n“
Mitschrift: Miriam Nußbaumer, Deutsche UNESCO-Kommission
Ansätze für die Zukunft
- Leuchtturmprojekte sind wichtige Aushängeschilder, können aber auch einschüchternd
wirken.
- Wichtigstes Ziel: Freiräume und Gestaltungsräume für Jugend. Sind diese Räume und
Strukturen vorhanden, werden sie von den jugendlichen Akteuren auch aktiv genutzt.
- Peer-to-peer learning soll als erfolgreiche Bildungspraxis in Zukunft weiter an Bedeutung
gewinnen. Peer Learning erfolgt nicht von oben herab und nicht unidirektional. Es ist wichtig,
dass etwa nicht nur Hauptschülerinnen und -schüler von Studierenden lernen, sondern auch
andersherum.
- Jugendliche sollen in Entscheidungsprozessen stärker vertreten sein. Aktuell sei dies kaum
der Fall.
- Der Bereich Soziale Arbeit hat zahlreiche Arbeits- und Einsatzfelder (schulisch wie
außerschulisch) und kann für die Verbindung von BNE und jugendlichen Akteuren mit
verschiedensten Hintergründen sehr relevant sein. Durch Förderung dieses Bereichs könnten
viele gesellschaftliche Gruppen erreicht und für BNE sensibilisiert werden.
Herausforderungen & Lösungsvorschläge
- Die Systemfrage spielt für BNE eine übergeordnete Rolle. BNE kann in das derzeitige
Bildungssystem nur schwer eingebunden werden.
- Kritik am Fokus von BNE auf das Schulsystem. Für einige Schülerinnen und Schüler ist
Schulunterricht noch immer ein unbeliebter Lernkontext und resultiert in Ablehnung der
Lerninhalte. BNE muss berührbar gemacht und zu einer Lebensart werden, die Jugendliche
auch über Wege außerhalb des Schulsystems erreicht. Berührungspunkte mit der Ökologie
und Ökonomie werden die Jugendlichen von alleine herstellen, sofern sie die Möglichkeit
dazu bekommen.
- Es muss Vertrauen in die Zivilgesellschaft gesetzt werden. Das umfasst auch und vor allem
den Bereich der Jugend. Häufig handelt es sich bei den aktiven Akteuren im Bereich der BNE
um einige wenige „Vorzeigejugendliche“, meist mit akademischem Hintergrund
 Jugendliche müssen in der Breite gestärkt werden und insgesamt mehr
Partizipationsmöglichkeiten in Prozessen rund um BNE erhalten.
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Zusammenfassung „Kommunen“
Moderation: Michael Schlecht, UN-Dekadestadt Frankfurt/Main, Umweltlernen in Frankfurt e.V.
Mitschrift: Heidi Consentius, Arbeitsstelle beim Vorsitzenden des Nationalkomitees der UN-Dekade BNE
Vorstellung des Weltaktionsprogramms
Umsetzung der „Roadmap“
- Anhand des Beispiels in der Roadmap „Lokale Behörden schaffen lokale BNE-Zentren“ wurde
ausführlich diskutiert, dass in Deutschland bereits in allen Kommunen lokale BNE- bzw.
Umweltzentren existieren und daher keine neuen geschaffen werden müssen, sondern eher
die bestehenden anderen Zentren (wie Familienzentren) eingebunden werden sollten.
- BNE-Zentren sollten eher als Vernetzungszentren verstanden werden und es sollten neue
Akteurskonstellationen und Angebotsformate entstehen.
- Wichtig sei, dass die Ebene „Familie“ (besonders bildungsferne Familien) erreicht werden
müsse.
- Um – wie in der Roadmap gefordert – eine globale Gemeinschaft der Praxis aufzubauen,
sollte ein stärkerer Kontakt zu den Partnerstädten und zum Global Network of Learning Cities
hergestellt werden.
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