Aufbruchstimmung bringt das keine

17.03.2015
Wirtschaftsblatt
Erscheinungsland: Österreich | Auflage: 27.722 | Reichweite: 66.000 (0,9%) | Artikelumfang: 65.926 mm²
Seite: 2
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Thema: Institut für höhere Studien IHS
Autor: k.A.
Aufbruchstimmung bringt das keine
Als verpasste Chance
fiir Osterreich sieht
Businesseurope-Generaldirektor Markus Beyrer
die Steuerreform. Doch
auch die EU insgesamt
ist im globalen Wettbewerb zuriickgefallen.
BROSSEL
Aufbruchstimmung
fur die Wirtschaft erzeugt die
Steuerreform in Osterreich keine", kritisiert Markus Beyrer,
Generaldirektor des EU-Industrieverbands Businesseurope. Es
handle sich urn eine verpasste
Chance. Auch dass die Steuer auf
Dividenden erhoht werde, diene
dem Ziel einer hoheren Kapital-
marktfinanzierung fur die Wirtschaft nicht. Ob die Gegenfinanzierung der Entlastungen niedrigerer und mittlerer Gehalter
funktioniere, werde erst die Zeit
zeigen Immerhin richte die
Steuerreform weniger Schaden
an als erwartet, schlieAt Beyrer.
Sie konne jedoch..nur em n Beginn
der Reformen in Osterreich sein.
Anfragen für weitere Nutzungsrechte an den Verlag
EU fault global zurtick
Das hat das Land mit der EU als
Ganzem gemein. Denn die Union ist ungliicklicherweise weiter
hinter ihre groSten Wettbewerber zurackgefallen", skizziert der
Generaldirektor das Ergebnis des
Businesseurop e-Reformbarometers, das morgen, Mittwoch, offiziell vorgestellt wird. Die Wirtschaftsleistung betrage 0,2 Prozent weniger als der Spitzenwert
vor der Krise. Die US-Wirtschaft
sei dagegen im Vergleich zu 2008
urn acht Prozent gewachsen, China urn 64 und Indien urn 48 Prozent. Wahrend die EU in den letzen sechs Jahren rund filnf Millionen Jobs verloren habe, sei in
den USA eine Million entstanden. Und besonders bitter: Der
EU-Anteil an den weltweiten
auslandischen Direktinvestitionen ist von 2000 bis 2013 von
mehr als 40 auf 17 Prozent gefallen. Im globalen Rennen urn In-
Halfte eingebilgt", sagt Beyrer.
Die Grande: Mit beinahe
40 Prozent (inklusive Sozialabga-
ben) hat die EU die mit Abstand
ha chste Steuerbelastung aller
Konkurrenten. Die USA liegen
bei 25, und Japan liegt bei 30 Prozent. Eine Unternehmensgrandung dauert in der EU im Schnitt
doppelt so lang wie in den USA
und ist rund dreimal so teuer.
Fi1r Energie zahlt die EUIndustrie mindestens 2,5-mal so
viel wie die US-Konkurrenz. Neben dem Schiefergas liege das an
den hoheren politischen Kosten
in Europa, so Beyrer. Die Erneuerbaren-Forderung
verzerre
den Markt, der globale Klimaschutz-Alleingang tue sein Ubriges. Neben dem EU-Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP)
sei die Energieunion fur Versorgungssicherheit zu niedrigeren
Preisen" daher Hauptthema 2015.
Ein besonderes Augenmerk
hat Businesseurope auf die
schwache Position der EU in der
Digitalwirtschaft gelegt: So hat
sie weltweit als Einzige die Investitionen in den Breitbandausbau zurackgefahren (siehe Grafik). Auch der Anteil der 25- bis
64-jahrigen, die binnen Jahresfrist auf Fortbildung waren, ist in
der EU mit 45 Prozent geringer
als in den USA (59 Prozent),
Kanada (58) und Sildkorea (50).
Gerade diese Kennzahl sei fiir
den Ausbau der Digitalwirtschaft
aber wichtig, erklart Beyrer.
Einig sind sich die EU-Industrievertreter zudem, dass 90 Prozent der wirtschaftspolitischen
EU-Vorgaben Sinn ergeben. Doch
nur 22 Prozent werden umgesetzt. In Osterreich hapert es
unter anderem an der Haushaltskonsolidierung, einem langfristig
tragbaren Pensions- und Gesundheitssystem, der hohen Abgaben-
belastung und Beschrankungen
fur
den
Dienstleistungssektor.
Ausdriicklich negativ hervorgehoben wird das Hypo-Desaster".
Abwartend und Ablehnend
vestitionen haben wir rund die
Presseclipping erstellt am 17.03.2015 für Institut für höhere Studien zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG.
Noch nicht bewerten wollte iibrigens die EU-Kommission die
osterreichische Steuerreform. Zu
viele Details seien noch offen.
Wenig schmeichelhaft fallt &far
das Urteil der Neuen Zarcher
Zeitung" fiber die ambitionslose
Reform" aus: Es bestatigt sich
der Verdacht, dass die Regierung
zu den dringend notigen Strukturreformen in Osterreich weder
willens noch fahig ist."
WOLFGANG TUCEK
[email protected]
Konjunkturprognose
Ohne.Reformen
geht Osterreichs
Abstieg weiter
WI EN.
Osterreichs Wirtschaft
kommt weiterhin nicht vom Fleck
und droht ohne Reformen weiter
an Boden zu verlieren. So lautet
das Ergebnis der neuen Prognosen des Wirtschaftsforschungs-
instituts (Wifo) und des Institut
far Hohere Studien (IHS), die am
Montag vorgestellt wurden. Das
Wifo rechnet far heuer mit einem
Plus von 0,5 Prozent, 2016 soll die
Wirtschaft urn 1,3 Prozent wachsen. Geringfilgig optimistischer
ist das IHS (0,8 und 1,6 Prozent).
Aiginger
Wifo-Chef
Karl
driickte den Stillstand in der
Wirtschaft so aus: Jetzt ist es
sicher, Osterreich wechselt von
der Uberholspur auf eine langsamere Spur und wird wie schon
in den zwei Vorjahren fast nicht
wachsen." Seit Dezember hatten
sich so gut wie alle Indikatoren
verschlechtert, wahrend sie im
iibrigen Europa nach oben zeigen.
Von allen 28 Landern der EU ist
das Wirtschaftsklima in Osterreich am schlechtesten", sagte er.
Schuld daran seien vor allem
zwei Faktoren: der fiber Jahre gepflegte Reformstau und die damit
verbundene Erosion der Kaufkraft. Zum sechsten Mal in Folge
wird es heuer reale Einkommensverluste geben." Dementspre-
chend schwach entwickelt sich
auch das Wirtschaftswachstum,
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17.03.2015
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Autor: k.A.
denn die privaten Konsumausgaben tragen den größten Teil des
Bruttoinlandsprodukts.
Die Steuerreform allein sei
jedenfalls zu wenig, um Österreichs Wirtschaft zu beleben. Sie
könne nur dann positiv wirken,
wenn sie Anstoß für weitere
Reformen sei. Insgesamt muss
das Senken der Steuerquote das
Ziel sein", sagte Helmut Hofer
vom IHS. Die deutsche Wirtschaft zieht indes weiter davon:
Deutschland profitiert von einer
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viel stärkeren Binnennachfrage",
sagte Aiginger. Höhere Reallöhne
hätten dort maßgeblich zum Aufschwung beigetragen.
(stg)
Businesseurope-Generaldirektor Markus Beyrer fordert die EU und ihre
Mitgliedstaaten auf, endlich entscheidende Reformen durchzuführen.
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Thema: Institut für höhere Studien IHS
Autor: k.A.
BREITBAND-INVESTITIONEN: EUROPA FÄLLT ZURÜCK
Infrastruktur-Ausgaben pro Kopf in
225,9 Kanada
225,8 Japan
178,3 USA
UP Südkorea
90,2 EU
gewichtetes Mittel
EL, China
7,6
2003
2008
2013
WirtschaftsBlatreGrafik/Cmund
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Quelle: Infonetics Research. US Census Bureau. EU-Kommission. Aalborg & Georg Mason Uni:
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