TUHH literatur und kultur SoSe 2009 Dozent Bertrand Schütz LITERATUR UND WISSEN Es ist ein Irrtum zu glauben, dass der Gegenstand der Physik darin besteht, zu entdecken, wie die Natur ist, Physik bezieht sich auf das, was wir im Hinblick auf die Natur sagen können. Niels Bohr Alles was ist, ist um seiner selbst willen da. Georg Buchner Was veranlasst jemanden, sich mit Literatur zu beschäftigen? Weshalb schrieben Ärzte wie Arthur Schnitzler und Anton Tschechow, oder ein Ingenieur wie Robert Musil? Was können wir durch Dichtung erfahren, was wir sonst anscheinend nicht erfahren? Diesen Fragen soll in diesem Semester in der Beschäftigung mit Werken Georg Buchners nachgegangen werden. Er war ein Zeitgenosse Darwins und beschäftigte sich als Naturwissenschaftler mit dem Nervensystem. Als Medizinstudent hat er schon Werke geschrieben, deren Bedeutung erst im 20. Jahrhundert deutlich wurde. Modern ist auch sein Verfahren, sich als Dichter mit medizinischem, juristischem und historischem Faktenmaterial auseinanderzusetzen. Auf Anregung von Studierenden wird in diesem Semester der Kurs modulartig aufgeteilt. Damit soll erstens dem Wunsch entsprochen werden, gemeinsam zu lesen, zweitens eine größere Flexibilität fur die Teilnahme am Kurs bei Überschneidungen mit anderen Vorlesungen zu ermöglichen. Das erste „Modul“ ist nicht Voraussetzung fur die Teilnahme am zweiten, wenn auch ein inhaltlicher Zusammenhang besteht. Teil 1: 17h15 bis 18h15 : gemeinsames Lesen Teil 2: 18h30 bis 20h30: Hauptthematik des Semesters TUHH literatur und kultur WiSe 2008/09 Dozent Bertrand Schütz DAS GESICHT DES ANDEREN „ .... das Wort der Dichtung gleicht dem Menschen, der dorthin geht, wohin es ihn zieht: er wird seine Zeit in einem Abenteuer verbringen, aber er wird sie nicht ohne Sinn verbringen, ...“ Dieser Hinweis des Ingenieurs und Schriftstellers Robert Musil erfasst gleichermaßen den experimentellen wie existentiellen Charakter von Schreiben und Lesen. Er verweist aber auch darauf, dass Sinn in der Beziehung zum Anderen erfahren wird. Dass dies nicht nur Literatur charakterisiert, sondern auch das Wesen wie das Risiko von Kultur uberhaupt bezeichnet, soll in diesem Semester thematisiert werden. Wie wir Wirklichkeit begreifen, hat mit Sprache zu tun; am Schnittpunkt von Entwurf und Erkenntnis, Theorie und Praxis fordert sie zu Interpretation heraus. Galileo Galilei war der Überzeugung, dass das Buch der Natur in der Sprache der Mathematik geschrieben ist. Doch in welcher Sprache wird das Buch unseres Lebens geschrieben? An verschiedenen Beispielen soll den Fragen nachgegangen werden, die das Lesen aufwirft. „Ich bin du, wenn ich ich bin.“ Paul Celan – Lob der Ferne „ ..., dass die Sprachen nicht eigentlich Mittel sind, die schon erkannte Wahrheit darzustellen, sondern weit mehr, die vorher unerkannte zu entdecken. Wilhelm von Humboldt TERMINE: Im Ruckblick auf das ‚Jahr der Mathematik’ und das ‚Europäische Jahr des interkulturellen Dialogs’: Vortrag von Prof. Christiane Floyd Universität Hamburg, Fakultät fur Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften: Die Entstehung unseres Zahlensystems und des naturwissenschaftlichen Weltbilds im Dialog der Kulturen Donnerstag, 15.1.2009, 19h30 Hörsaal H0.16 (neben Audimax I)
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