www.fortunanetz.de Kommentar: 04. 04. 2015: Heiner Hannappel, Zwischen den Zeiten Wenn man den März 2015 betrachtete, der sich in den essenziellen Fragen Europas und Deutschlands leise durch die Geschichte schlich, hat man das Gefühl, dass alles unbeschadet von den offenkundigen Problemen wohl doch noch geordnet seine Bahnen zieht und die Sorgen sich in Luft auflösen. Doch dem ist nicht so! Überlagert von dem schrecklichen Flugzeugunglück, welches die Printmedien sowie jede Talkshow und die Nachrichten rund um die Uhr mit „Spezials“ beherrscht, werden die Ereignisse rund um Griechenland und dem Zustand es Euros geradezu zu einer Nebensächlichkeit. Die Vernebelungsmaschinerie der Politik und der ihnen wohlgesinnten Medien läuft auf Hochtouren und gibt uns Deutschen mit boomender Wirtschaft nebst sinkenden Arbeitslosenzahlen, steigenden Löhnen und Renten ein einlullendes, aber realitätsfremdes Wohlgefühl, welches uns in den Sesseln zurücklehnen lässt. Der Preis für dieses Wohlgefühl wird in der näheren und ferneren Zukunft auf der Rechnung, die ganz gewiss mit einer zerstörten Währung und MiniRenten kommt, stehen! So werden durch die nach wie vor stattfindenden Anleiheaufkäufe der EZB alle Länder der Eurozone zunehmend mit einer Weichwährung konfrontiert, die von der Wirtschaft hochgelobt wird, aber von den Bürgern Europas mit steigendem Misstrauen beobachtet und empfunden werden sollte. Unübersehbar strömen die Schulden anderer Staaten immer ungebremster in die Haushalte solider wirtschaftender Staaten und erwürgen deren Investitionsmöglichkeiten in die maroden, renovierungsbedürftigen Infrastrukturen, wie z.B. in Deutschland. Ungebremst agiert die EZB weiter entgegen ihrer ihr vertraglich vorgegebenen Mandate, gestattet Griechenlands Notenbank die Finanzierung der durch die massiven Geldabhebungen der Bürger unterfinanzierten Banken mit der Gelddruckpresse über die ELA-Kredite, die eigentlich nur für vorübergehend nicht liquide, ansonsten aber solide Banken gedacht sind. Nur ist in Griechenland keine Bank mehr solide. Dieses Land taumelt von einem Hoffnungsschimmer zum anderen und ist letztlich nicht in der Lage, auch nur die geringsten Erwartungen seiner potenziellen Geldgeber zu erfüllen, da seine Volkswirtschaft am Boden liegt und durch seine Austeritätspolitik auch dort Seite 1/6 www.fortunanetz.de bleiben wird. Diese Geldgeber zeigen sich noch steinhart und werden, wenn es zum Euroschwur kommt, prompt wieder umfallen, um den Euroraum und die geostrategische und politische Position Griechenlands nicht zu verändern. Der Kommissionspräsident Juncker ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten, da er gar nicht daran denkt, die deutsche Austeritätspolitik, die obendrein auch falsch ist, zu unterstützen, so den griechischen Ministerpräsidenten zu vagen Reform-Formulierungen ermuntert und damit immer wieder Deutschlands Kanzlerin und den europäischen Steuerzahlern in den Rücken fällt. Was für ein Schauspiel wird uns da vorgeführt, um unsere kritische Meinung zu den Griechenlandkrediten umzudrehen. Er, Juncker, avanciert so zum dritten Trojanischen Pferd Griechenlands und setzt eine Politik der Unredlichkeit fort, die von Goldman Sachs mit den kreativen Berechnungen des griechischen Staatshaushaltes begonnen wurde und damit Griechenland als zweites Trojanisches Pferd in den Euroraum hinein mogelte, um die Nichtbeistandsklausel ( NO BAIL OUT) an den Deutschen zu testen. Test gelungen!!! Der erste Kollateralschaden merkelscher Politik war im Mai 2010 Bundespräsident Horst Köhler, der dann eine Unterschrift zu spät zurücktrat. Übrigens, das erste Trojanische Pferd führte mit seinem verhängnisvollen griechischen Inhalt zur Zerstörung Trojas! Ein Menetekel? Die Inflationsrate steigt minimal und die Zinsen fallen gegen null, jedoch sollten wir nicht verkennen, dass die Energiepreise aufgrund des immer schwächer werdenden Euros gegenüber dem Dollar steigen. Dieses Signal ist nicht zu unterschätzen, da alle Energieeinkäufe und zu importierenden Rohstoffe, unerlässlich für unsere brummende Wirtschaft, immer teurer werden. Die Folgen sehen wir in steigenden Spritpreisen die bei einem starken Euro, wie in Vergangenheit, eigentlich auf einem wesentlich niedrigeren Niveau stehen müssten. Die Verbraucherpreise für Güter und Lebensmittel, die aus dem außereuropäischen Ausland bezogen werden müssen, steigen zwangsläufig künftig auch und werden steigende inflationäre Tendenzen aufzeigen. Wir sehen, der Bürger trägt so langsam die Folgen einer verfehlten Währungspolitik durch Vertragsbrüche in Europa, besonders die Folgen der Missachtung und Zerstörung der NO BAIL OUT Klausel, die eine Übernahme von Schulden anderer Staaten verbot. Wir leben nun anstatt in einer vertragsgemäßen „No Bail OUT Zeit“ in einer vertragsbrüchigen „Bail IN Zeit“, in der die Bürger, die von der bankenhörigen Politik zu Gläubigern der immer noch zockenden Banken erhoben wurden, die Zeche über Nullzinsen und Verlustrisiken ihrer Spareinlagen bei Banken zu zahlen haben! Seite 2/6 www.fortunanetz.de Daran ist der Sparer doch auch selbst schuld, denn dieser zockte doch gierig seit Jahrzehnten mit den Sparbuchzinsen, besonders mit Zinsen, die heute bei null bis minus liegen ;-)!!! Die Staats-Garantien für die Sparguthaben der Bürger werden nun vorsorglich von Österreich als Vorreiter im Euroland gestrichen und dieses Handeln empfiehlt sich jetzt zur Nachahmung. So werden Sparguthaben, von den Staaten im eigenen Interesse zur Minimierung der Schuldenlast im Stich gelassen, zur Manövriermasse maroder Banken. Die in den noch solide dastehenden Ländern gepriesene Sparkultur ist somit dahin und nähert sich angelsächsischen Gepflogenheiten an. Die ansteigende Kauflust der Deutschen signalisiert deren schwindendes Vertrauen in die Spareinlagen und Misstrauen in die Zukunftsvorsorge, also die Zukunft!!! In Österreich schälen sich so langsam die kostenträchtigen Fakten ans Tageslicht, denn diese bestehen aus einer allzu großen Verflechtung österreichischer Banken im maroden südosteuropäischen Raum. Das arme Bundesland Kärnten ist nicht in der Lage und Österreich nicht willens, die Risiken der pleitegehenden Hypo Alpe Adriabank aufzufangen. Also stehen jetzt auf einmal über 7 Milliarden Euro für deutsche Banken und Versicherungen im Feuer und können verloren gehen.Was droht uns aus dieser Ecke noch? Frankreich führt fast unbemerkt quasi eine Bargeldbewirtschaftung ein. Bürger dürfen nur noch mit einem Limit von 1000 Euro bar bezahlen,vorher waren es noch 3000 Euro. Die Banken müssen den Staat über die Verwendung von Bargeld ab September 2015 informieren,wie die Deutschen Wirtschafts Nachrichten von der französischen Zeitung Le Parisien berichtete. Abhebungen über 1000 Euro müssen der Geldwäschebehörde Tacfin gemeldet werden! Diese neuen Repressionen sollen, wenn sie europaweit Schule machen, einen Run auf Banken bei sich verschärfenden Eurokrisenzeiten unterbinden! Die private Verwendung des erarbeiteten Geldes einzuschränken ist ein unfassbares Unterfangen und sollte uns Bürger auf die Straße bringen.Was passiert denn noch alles im Zuge dieses Eurorettungswahns? Es scheint, dass die pure Angst bei den Verantwortlichen des kommenden Eurodesasters umgeht und die CAC Klausel, im Januar 2013 eingeführt, winkt schon deutlich und wartet auf ihren Einsatz, doch ihre Anwendung muss noch ein wenig warten, denn es sind ab dem 8.1.2013 noch zuwenige Staatsanleihen mit dem Stempel CAC versehen. Noch ca 4 Jahre, dann lohnt sich es schon eher, die Gläubiger,Versicherungen, Banken, die Anleger mündelsicherer Staatsanleihen, also wir vor die vollendeten Tatsachen zu stellen, dass Staaten reihenweise pleitegehen und das Geld, also angesparte Lebensarbeitszeit futsch ist. Wir leben zurzeit zwischen den Zeiten des Friedens und eines drohenden Krieges in Europa und der bislang gewohnten Stabilität unserer Währung und der auf des Messers Schneide stehenden Währungssituation Europas und der Seite 3/6 www.fortunanetz.de Welt! Wir erkennen deutlich eine Veränderung lieb gewonnener Parameter, die in unserem bisherigem Leben bequeme Konstanten waren, die sich aber nun rasant verändern: Von einem stabilen berechenbaren Geld in eine Weichwährung. Von werterhaltenden Zinsen für Sparguthaben in Substanz vernichtende Nullbis Minus-Zinsen. Von einer mit Russland möglich gewesenen stabilen europäischen Sicherheitsarchitektur in eine gefährliche Renaissance des überwunden geglaubten Kalten Krieges. Die Muskelspiele der Russen und Amerikaner mit ihren Eindruck schindenden Manövern sprechen Bände. NATO-Truppen marschieren demonstrativ vom Baltikum quer durch Europa nach Deutschland in ihre Quartiere und lösen europaweit Gedanken des Befremdens aus! Ein Hauch des Krieges weht wieder über unserem Kontinent, auf dem dieser eventuell ausgetragen werden wird, nicht in den USA, die scheinbar ohne Rücksicht auf ihre NATO-Partner wild auf Konfrontationen aus sind. Die USA berufen sich auf gemeinsam zu verteidigende Werte, meinen aber nur ihre Interessen, die weltweit insbesondere von den BRICS Staaten infrage gestellt werden, da es dem US-Nimbus des „ewigen Guten“ zunehmend an Glaubwürdigkeit mangelt. Außerdem sind die USA pleite und die grünen Leinenfetzen, Dollar genannt, sind nichts mehr wert und nur das Privileg Weltleitwährung bewahrt diesen vor einem tiefen Fall ins Ungewisse, was aber alle Mitspieler des weltweiten Finanzkasinos fürchten wie der Teufel das Weihwasser! Von einer globalen unipolaren Ordnung hin zu einer gefährlicheren multipolaren Entwicklung, in der die westlichen Industriestaaten, allesamt durch ungeheure Schulden gelähmt weltweiten Einfluss verlieren und unfähig geworden sind, ihre Interessen zu verteidigen, welche jedoch schon immer auf purem Egoismus ohne Moral fußen. Im Nahen Osten gerät so ziemlich alles aus dem Ruder, was aus dem Ruder laufen kann und Europa wie auch den USA sind wegen der Überschuldung der Staatshaushalte die Hände für dort stabilisierende Maßnahmen gebunden. Eine rücksichtslose, interessengeleitete, destabilisierende Politik der USA nebst der Unfähigkeit Europas als Ganzes souverän aufzutreten sind die Gründe. Nun destabilisieren ungeheure Flüchtlingsströme die Nachbarn der Chaosländer und strömen auch zu Hunderttausenden in das gänzlich unvorbereitete Europa, dem ohnehin zunehmend die fiskalischen Ressourcen ausgehen. Alleine in Deutschland erwartet man an Flüchtlingen und Asylanten zusammen mit den hier schon Gestrandeten in den nächsten 2 Jahren 1 Million Menschen, also 10 kleine Großstädte, die versorgt werden müssen, die vor unseren sowieso schon strapazierten Sozialsystemen stehen werden, die vor einem bis zum Zerreißen Seite 4/6 www.fortunanetz.de angespannten Wohnungsmarkt stehen, die vor einem von Dumpinglöhnen geprägten Arbeitsmarkt stehen und weiteren Druck auf die Lohnsituation alleine durch ihre Präsenz ausüben werden. In den Führungsetagen von Bund und Ländern werden diese Probleme einfach kleingeredet und an die Kommunen weitergereicht, die sich das Geld durch höhere Gebühren von ihren Bürgern in Form von höheren Grundstückssteuern und kommunalen Gebühren nehmen müssen, um nicht pleite zu gehen! Wo endet diese Spirale politischer Unzulänglichkeiten? Natürlich bei den Bürgern, denen eine Solidarität aufoktroyiert wird, die diese in dieser Größenordnung nicht leisten wollen und auch nicht können, die diese Größenordnungen an solidarischen Verzichten in allen Lebensbereichen aber noch nicht in ihrer ganzen Tragweite erfasst haben, da sie immer noch daran glauben, dass die von ihnen geschaffenen und finanzierten Systeme die versprochenen Leistungen für sie im Bedarfsfall in versprochenen Höhen erbringen werden. Dass das die Systeme das auch ohne Flüchtlinge heute schon nicht mehr aufgrund der demografischen Entwicklung leisten können, wird den Bürgern von der Politik verschwiegen! Konzeptlosigkeit ist die prägende politische Richtung europäischer und deutscher Politik und selbst das nahende Osterfest wird die den Politikern entgleitende Situation nicht freundlicher erhellen können! Wir leben also zwischen den Zeiten und blicken unbehaglich auf das „Danach“! Wir feiern nun das Osterfest, die Auferstehung Christi. Ach, könnten wir doch auch die glanzvolle Auferstehung von ökonomischer Vernunft, Anstand, Ethik und Moral in der Politik feiern, die jedoch in der Politik anscheinend ein Mauerblümchendasein fristen. So wünsche ich Ihnen liebe Leser ein Fest der Freude. FROHE OSTERN! Heiner Hannappel Email: [email protected] Fortunanetz Meine Homepage auf Fortunanetz Stichworte: Wirtschaft, Finanzpolitik, Staatsschulden, Wirtschaftspolitik, Eurozone, Eurorettung, Außenpolitik, Europa Seite 5/6 www.fortunanetz.de Namen: Heiner Hannappel Seite 6/6
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