WIE VIEL CONTROLLING BRAUCHEN - Medizin-EDV

CONTROLLING
WIE VIEL CONTROLLING
BRAUCHEN KRANKENHÄUSER?
Angesichts veränderter Rahmenbedingungen können Krankenhäuser ihren Versorgungsauftrag langfristig nur dann optimal
erfüllen, wenn sie in der Lage sind, eine
kosten- und leistungsorientierte Betriebsführung aufzubauen und ein integriertes
Krankenhausinformations- und managementsystem zu entwickeln, das die effiziente Planung, Kalkulation, Abrechnung,
Durchführung und Kontrolle ärztlicher, pflegerischer und administrativer Maßnahmen
unterstützt. Herbert Dienst, Senior Project
Manager, Beratungsgruppe PLAUT Deutschland, skizziert das Vorgehen.
Zur Realisierung eines modernen Kostenrechnungssystems untergliedert sich die
Aufgabenstellung für den Controller im
Krankenhaus in die drei Bereiche Ergebniscontrolling (mit einer kurzfristigen Erfolgsrechnung), Produktionscontrolling
(mit DRG-Fallkalkulationen) und Gemeinkostencontrolling (mit der Planung, Steuerung und Kontrolle der Gemeinkosten von
Kostenstellen).
Steuerungsinstrument
„kurzfristige
Erfolgsrechnung“
grierte Planung auf der Basis der Mengenplanung mit der Trennung in fixe und
proportionale Kostenbestandteile und eine verursachungsgerechte Kostenzuordnung durch Anwendung des „Pull-Prinzips“, bei dem die gezogenen Standardkosten zu den unterschiedlichsten Auswertungsdimensionen führen. Die unterschiedlichen DB-Stufen zeigen Bruttospanne, Produktergebnis oder ein
Klinikergebnis. In die DB-Stufe III werden
in Anlehnung an den Profit-Center-Gedanken und mit einer verantwortungsorientierten Sicht der Aufbauorganisation der
Krankenhäuser alle Kostenstellenkosten
der Kliniken erfasst, die nicht über die Standardkosten verrechnet wurden. Der Deckungsbeitrag ist entscheidend für die Reihung der Kostenträger nach ihrer Erfolgswirksamkeit (Abb. 1).
Gemeinkostencontrolling
steigert KostenBewusstsein
Die Planung, Steuerung und Kontrolle der
Gemeinkosten wird in der Kostenstellen-
PLAUT-Senior Project Manager Herbert
Dienst: „ Krankenhäuser müssen eine kosten- und leistungsorientierte Betriebsführung aufbauen und ein integriertes
Krankenhausinformations- und managementsystem entwickeln.“
rechnung vollzogen. Um ein aussagekräftiges Gemeinkostencontrolling zu erhalten, ist ein modernes Kostenrechnungsverfahren in allen Krankenhausbereichen
erforderlich, das auf einem gemeinsamen
Kontenplan mit einer einheitlichen Kostenartenstruktur beruht. Eine Kostenstellenrechnung hat zwei Hauptaufgaben zu
erfüllen:
Die kurzfristige Erfolgsrechnung (Betriebsergebnisrechnung) als Deckungsbeitragsrechnung (DBR) nach dem Umsatzkostenverfahren ist das wesentliche Steuerungsinstrument für das Krankenhausmanagement. Die DBR zeichnet sich dadurch
aus, dass nicht die gesamten Kosten der
Abrechnungsperiode, sondern nur die proportionalen und fixen Standardkosten der
Fallkalkulation oder des Fallauftrages den
tatsächlich realisierten Umsätzen gegenübergestellt werden. Hauptziel der DBR ist
die verursachungsgerechte Zuordnung von
Kosten zu den Erlösträgern (Leistungsträger, DRG-Fall, Patient, Klinik etc.).
Zu den wesentlichen Elementen der Deckungsbeitragsrechnung zählen eine inte-
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Implementierung einer
einzelfallbezogenen
Standardkalkulation
1. Die Erstellung des Plan / Soll-IstkostenVergleichs als Instrument für das Gemeinkosten-Controlling. Dabei werden je Kostenstellen/Bezugsgröße und Kostenart den
Sollkosten der Periode die Istkosten gegenübergestellt und als Verbrauchsabweichung ausgewiesen.
2. Die Bereitstellung von Plankostensätzen – getrennt nach proportionalen und
fixen Kostenanteilen für die Bewertung der
Leistungsverrechnung und der Fallkalkulationen. Darüber hinaus liefert das Gemeinkosten-Controlling auch Informationen zur Verrechnungskontrolle sowie einen Ist-Kostennachweis der Kostenstellen.
Befragungen des Krankenhaus-Managements nach den erwünschten Informationen, die ein Controllinginstrumentarium
bereitstellen sollte, haben ergeben, dass
sich Krankenhaus-Geschäftsführer einen
hoch aggregierten Gesamtüberblick über
die steuerungsrelevanten Informationen
erhoffen. Chefärzte hingegen steuern das
Budget sowie die medizinische Qualität ihrer Fachabteilung und benötigen Interpretationen bei Abweichungen. KrankenhausController evaluieren Leistungen, Kosten
und Erlöse mit den Fragen nach dem Deckungsbeitrag der angebotenen Produkte.
Um die unterschiedlichen Entscheidungsträger mit den jeweils für sie optimalen Informationen zu versorgen, ist der Informationsbedarf der Berichtsempfänger im
Rahmen der betriebswirtschaftlichen Kon-
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zeption abzuklären. Als Grundsatz muss
gelten, dass der Entscheidungsträger entsprechend seiner Verantwortung im Krankenhaus genau die Information erhält, die
er für seine Aufgabenerfüllung benötigt.
Die Ausprägung eines Führungsinformationssystems hat damit die im Krankenhaus vorhandenen Steuerungsansätze zu
berücksichtigen. Die zu liefernden Informationen umfassen sowohl Daten aus dem
Rechnungswesen als auch medizinisch-abrechnungsrelevante Daten (Abb. 2).
Die einzelfallbezogene Kalkulation führt
zur detaillierten Kostentransparenz bei den
Produkten und liefert Informationen für
unternehmerische Entscheidungen. Ein besonderer Aspekt ist die Ableitung aller wesentlichen Planungs- und Abrechungsgrößen des internen Rechnungswesens aus
der Mengenplanung des Krankenhauses.
Die Verzahnung von Mengenplanung sowie Kosten- und Leistungsrechnung stellt
die Verrechnung mengengetriebener Kosten nach dem Prinzip der Verursachung sicher. Da standardisierte Behandlungspfade (Clinical Pathways) sich als Steuerungsinstrument für den effizienten Mitteleinsatz im medizinischen Kerngeschäft
eignen, kann eine Bewertung der Prozeduren (Tätigkeiten) mit dem Kostensatz der
ausführenden Kostenstellen bewertet werden. Voraussetzung für eine Standardkalkulation sind Zeitstandards, Mengeneinsätze und Häufigkeiten, die bei den Hauptund Nebendiagnosen anfallen. Die so ermittelten Standardkosten sind die Basis für
einen monatlichen DB Plan-Ist-Vergleich
(Abb. 3).
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