BRIEFE tom Kopfschmerz und Verspannung. Da circa 35 Prozent der Bevölkerung weitsichtig und circa 15 Prozent stabsichtig auf die Welt kommen, ist die Chance, aus oben genannten Gründen Kopfschmerzen zu bekommen, schon im Kindesalter, wie ich in meiner kinderophthalmologisch ausgerichteten Praxis über Jahrzehnte beobachten konnte, sehr groß und sollte primär in die Diagnostik chronischer Kopfschmerzen einbezogen werden. Eine entsprechende Brille eventuell mit Prismengläsern schafft dann sofort Abhilfe . . . Auch in der Fachdisziplin lässt das Interesse an der Kinderophthalmologie mangels Wirtschaftlichkeit und Zeit ständig nach, leider. Inzwischen nehmen sich Spezialisten aus Optometrie und Ophthalmologie unter dem Dach der Internationalen Gesellschaft für Binokulares Sehen (IVBS) der kindlichen Problematik an. Dr. med. Fritz Gorzny, Augenarzt, Vizepräsident der Internationalen Vereinigung für Binokulares Sehen (IVBS), 56068 Koblenz KAROTISSTENOSEN Das Ende der SPACE-2-Studie ist ein Hinweis für die fehlende Fähigkeit deutscher Zentren, akademische Studien ohne finanziellen Anreiz erfolgreich zu gestalten (DÄ 7/2015: „Asymptomatische Karotisstenosen: Eine verpasste Chance“ von Werner Hacke et al. und „Pädiatrischen Sicherstellungszuschlag einführen“, Leserbrief von Stephan Seeliger). Höhere DRG-Erlöse – höhere Kosten . . . Im DÄ 7/2015 sind gleich zwei Beispiele zu finden, bei denen offenbar übersehen wird, dass höheren DRG-Erlösen zwangsläufig höhere Kosten gegenüberstehen. Denn die vom „DRG-Institut“ (InEK) kalkulierten DRG-Preise sind aus dem tatsächlichen finanziellen Aufwand für die jeweiligen Patientengruppen in den an dieser Kalkulation beteiligten Krankenhäusern entstanden. Deshalb sollte der DRG-Erlös dem Durchschnitt der Kosten für die jeweilige Patientengruppe entsprechen. Natürlich nicht im Einzelfall, sonst wäre es kein Pauschalsystem, aber eben im Mittel. Wenn unter dem Titel „Eine verpasste Chance“ geschildert wird, dass bei Teilnahme an einer Studie zur Versorgung asymptomatischer Karotisstenosen durch Randomisierung in den konservativen Deutsches Ärzteblatt | Jg. 112 | Heft 11 | 13. März 2015 Therapiearm Erlöse für Operationen beziehungseise Interventionen verloren gehen, ist das richtig. Aber auch die OPKosten fallen dann nicht an, so dass das Budget auch um Ausgaben gemindert wird. Immerhin ist richtig, dass nicht durchgeführte Eingriffe in der Leistungsstatistik fehlen. Gerade die angesprochenen Universitätskliniken unterliegen aber nicht ausschließlich wirtschaftlichen Zwängen, sondern sind auch der Forschung verpflichtet. Da sollte bekannt sein, wie eine „Leistungsstatistik“ zu bewerten ist. Im Leserbrief „Pädiatrischen Sicherstellungszuschlag einführen“ schreibt dann ein Chefarzt einer Kinderklinik, dass man mit Neugeborenen unter einem Geburtsgewicht von 800 Gramm ungefähr 120 000 Euro erwirtschaften kann. Unter „erwirtschaftet“ wird meist ein Gewinn verstanden – sicher ist dem Chefarzt klar, dass der DRG-Erlös nicht den Gewinn darstellt, und zweifellos ist auch bekannt, dass die Frühgeborenenversorgung immens teuer ist. Ist auch bekannt, dass selbstverständlich auch diese DRG die Durchschnittskosten der Versorgung widerspiegelt? Selbstverständlich kann man mit DRGPauschalen trotzdem Gewinne machen. Manche Methoden sehe ich aber als unlauter an: Zum Beispiel könnte man Personal schlechter bezahlen als in der Kalkulation vorgesehen oder gleich mit weniger Personal arbeiten. Auch kann man theoretisch herauszufinden versuchen, welche Patienten einer DRG-Gruppe unterdurchschnittlich teuer sind und nur diese aufnehmen. Das verlangt aber nicht nur sehr tief gehende DRG-Kenntnisse, sondern auch Möglichkeiten, Patienten gezielt aufzunehmen und abzuweisen. Diese Möglichkeiten sind schon im Allgemeinen zum Glück sehr begrenzt und in der Perinatalmedizin ist man vor solchen Überlegungen sicher. Zweifel daran werden spätestens durch die rigiden Strukturvorgaben der Qualitätssicherung beseitigt, auch wenn diese aus ganz anderen Gründen – Fachkräftemangel! – Probleme verursachen. Dass sich Kinderkliniken und Krankenhäuser um Frühgeborene kümmern, ist meines Erachtens ohnehin anders motiviert: nämlich vom Anspruch einer umfassenden Versorgung, vielleicht angelehnt an das Motto der Seenotrettung „Wir können das – Wir machen das!“ Dr. med. Dietrich Tamm, Medizin-Controlling, Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein gGmbH, Kemperhof Koblenz – St. Elisabeth Mayen; 56073 Koblenz VON SCHRÄG UNTEN Thomas Böhmeke über seine fehlende Empathie für Körperverschönerungen (DÄ 4/2015: „Körperschmuck“ von Thomas Böhmeke). Virtueller Orden Herrn Kollegen Dr. Böhmeke, der mich von schräg unten schon oft zum Lachen brachte, sich somit große Verdienste um die Erhaltung meiner Gesundheit erworben hat, verleihe ich daher den virtuellen Orden „iocator honoris causa“ an der goldenen Schelle. Dr. med. Mahnolf Roßner, 59555 Lippstadt KOMMUNIKATION Eine Studie der Fachhochschule Brandenburg untersucht, ob und wie Krankenhäuser schon über Facebook, Twitter und Co. kommunizieren (DÄ 7/2015: „Social Media – auch hierzulande für Krankenhäuser attraktiv?“ von Anja Lüthy und Katharina Jendreck). Ein Fluch Auch ich fürchte, dass in zehn Jahren Social Media das Krankenhaus voll erreicht haben wird. Aber dies ist kein Segen, sondern ein Fluch. Nicht nur, dass wir uns von datensammelnden Mega-Konzernen abhängig machen und immer größere Sicherheitsprobleme bekommen. Nein, wir geben immer mehr Geld für Social-Media-Beauftragte und selbst ernannte Social-MediaBerater aus. Auf der Strecke bleibt die sogenannte Kernkompetenz der Krankenhäuser. Menschen helfen, lindern – dies geht nur mit genügend hochausgebildetem Personal. Eines der größten Probleme der modernen Medizin, nein, der ganzen Gesellschaft ist das rasante Wachstum nicht produktiver Dienstleister. Diese haben mit dem ursprünglichen Arbeitsprozess (hier Krankenhaus) nichts zu tun, vermitteln aber den Eindruck, die zu leistende Arbeit würde qualitativ hochwertiger und leichter. Es geht aber nur um Wirtschaftlichkeit, besonders der Beratungsfirmen! Auf gut Deutsch: Ein Krankenhaus braucht keine Blogs oder Facebook-Berater, es braucht Krankenschwester, Pfleger, Ärzte, Physiotherapeuten, Köche . . . Dr. med. Thomas Thormann, 24105 Kiel A 481
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