10 FEUILLETON Hamburger Abendblatt Mittwoch, 8. November 2000 Das Requiem von Gloria Bruni in Rom uraufgeführt Suppenkasper, Zappelphilipp Vom Papst zu „Dornenvögeln“ Ein Stück für Eltern und Kinder Von HELMUT SÖRING Rom − Von allen Hamburger Orchestern spielen die Symphoniker nicht nur am meisten, die Musiker führen auch ein abwechslungsreiches Künstlerleben. Mittwochs beispielsweise ein Konzert mit Chris Barber in der Hamburger Musikhalle, drei Tage später ein Gastspiel beim Papst im Vatikan. So geschehen jetzt in Rom. Dort feierten Parlamentarier aus aller Herren Länder den 50. Jahrestag der Unterzeichnung der europäischen Menschenrechts-Konvention. Die Abschlussveranstaltung fand im großen Audienzsaal des Vatikans statt. Gorbatschow, Italiens Ex-Präsident Cossiga und schließlich Johannes Paul II. sprachen Worte von Ewigkeitswert, und die Hamburger Symphoniker spielten dazu zwei Teile aus einem Requiem von Gloria Bruni. Streng genommen war es eine Uraufführung, denn das ganze 13-teilige Opus gelangte erst einen Tag später in der Kirche St. Ignatius in der Ewigen Stadt zur ersten Aufführung. „Natürlich können Sie meinen Namen nicht kennen, ich habe schließlich außer ein paar Kinderliedern für den Hausgebrauch noch nichts geschrieben“, beantwortet die Komponistin entsprechende Fragen. Sie kann sich etwas einbilden auf ihre Leistung, denn sie erdachte nicht nur die Musik, sondern wirkte auch noch als Sopranistin mit. „Ich habe nie jemanden gefunden, der mir Sachen komponierte, die genau für meine Stimme passten − da habe ich es halt selbst gemacht.“ Ausgebildet in Gesang und Violine, studierte die im Harz geborene Tochter eines Polen und einer Deutschen später Zahnmedizin und praktizierte als Dr. med. dent. Heinemann − ihr Gatte, ein überaus erfolgreicher hanseatischer Kaufmann, heißt so. Dass jetzt Mittel und Wege gefunden wurden, das Requiem in Rom uraufzuführen, sieht Gloria Bruni − den zweiten Teil des Künstlernamens entlehnte sie ihrem Vor- Von KLAUS WITZELING Hamburg − Der „Struwwwelpeter“ im Hamburger Schauspielhaus surft keineswegs durchs Internet − auch wenn das dreifache „w“ im Titel dies suggeriert. Das Musiktheater von Julian Crouch und Phelim McDermott nach Heinrich Hoffmanns berühmtberüchtigtem Kinderbuch spielt vielmehr auf einer nostalgischen Spielzeugbühne aus Pappkarton im viktorianischen Stil: Puppen, Mimen und Musiker erzählen expressionistisch grotesk die Episoden von Daumenlutscher, Paulinchen, Suppenkasper und Zappelphilipp. Die beiden englischen Theatermacher haben ihre Originalinszenierung des „Shockheaded Peter“ von 1998 mit Darstellern aus dem Kirchenallee-Ensemble auf Deutsch neu erarbeitet. Das Londoner Kulttrio „The Tiger Lillies“ ist zwar nicht mehr dabei, doch Hans-Jörn Brandenburg arrangierte Songs und Musik von Falsettsänger Martyn Jacques neu für Wibke Puls und die Band. Vieles an der „Junk Opera“ vom „Punkpeter“, die am kommenden Freitag, 10. November, am Deutschen Schauspielhaus Premiere hat, ist gleich geblieben: die Rahmenhandlung vom Baby, das die Eltern ablehnen, weil es anders ist. Der plastische Bilderzauber und sein grob skizzenhafter Stil, charakteristisch für die Arbeiten von Julian Crouch und Phelim McDermott. Der eine ist Designer und Puppenmacher, der andere Schauspieler und Regisseur. Doch bei den Gründern des „Improbable Theatre“ existiert keine Arbeitsteilung. „Jeder von uns hat alles im Auge“, betont Crouch. „Bei unserer Kollaboration verschwimmen die Grenzen.“ Neu an der Aufführung sind die Darsteller. Mit ihnen verändert Den Regisseuren stehen die Haare zu Berge: Julian Crouch (links) und Phelim McDermott. sich auch das Stück. Der Master of Ceremony ist nun ein Theaterdirektor (Alexander Simon), der heimlich verknallt ist in die Diva (Wibke Puls). Er träumt vom großen Hit und erlebt ihn überraschend, als sich Puppen und Spieler plötzlich selbstständig machen. Das ist der zweite rote Faden, der Lieder und Szenen zusammenhält. „Durch die verschiedenen Ebenen wollen wir Jung und Alt erreichen“, erklärt McDermott. „Ich glaube, es ist genau die richtige Show für Eltern und Kinder.“ Obwohl es doch recht böse und grausam zugeht? „Kinder sind emotional viel offener, schnell und aufnahmebereit. Je älter man wird, desto mehr schließt man Türen. Kinder sind ein guter Test, weil sie sich rasch langweilen.“ Ein Fremdwort für die gewitzten britischen Regie-Spitzbuben. Sie haben ungeheuren Spaß daran, an einem deutschen Staatstheater zu arbeiten. „Das Sprachenproblem ist mehr inspirierend als verwirrend“, meint McDermott. „Es schafft größere Konzentration und ein Verantwortungsgefühl zwischen allen Leuten.“ Eigentlich sind sie es gewohnt, alles selber zu machen, hatten für die englische Produktion nicht viel Geld und mussten Kulissen und Puppen aus altem Zeug zusammenbasteln. Den Charme des Improvisierten und Rauen zu erhalten ist ihr Ehrgeiz. „In unserer Art, Theater zu Foto: WALLOCHA machen, sind wir dem Struwwelpeter ähnlich.“ McDermott gibt ein Beispiel. „Kollegen kommen nach der Aufführung und meinen: ‚Macht doch das ein bisschen ordentlicher und jenes etwas netter‘.“ Einstimmiges Gelächter. Er und Crouch freuen sich diebisch. Die beiden lassen sich bestenfalls vom Publikum belehren. „Beim Braunschweiger TheaterformenGastspiel mit ‚Shockheaded Peter‘ kamen Zuschauer und beklagten, dass dem Paulinchen die zweite Katze fehlte. Der Übersetzer hatte sie vergessen, und das Publikum in London merkte ohnehin nichts.“ In Hamburg hat nun Minz endlich seine Maunz zurückbekommen. namen Brunhilde − als Erfüllung eines großen Traums. Ein Requiem gleich als Erstling, dazu mit so erhabenen Vorbildern wie Mozart, Verdi oder Brahms, empfindet sie weniger als Wagnis, eher als Verpflichtung. Drei Jahre hat sie daran gearbeitet, begleitet von immer neuen Vorlagen bei der in Rom ansässigen Internationalen Gesellschaft der Freunde der Sakralmusik. „Ich hatte befürchtet, dafür immer nur Fugen schreiben zu müssen, aber es ging gottlob auch so“, lacht die Sopranistin mit der gleichen Offenheit, mit der sie auch Fragen zur Fron der Instrumentation beantwortet: „Da habe ich mir helfen lassen.“ meisten Streicher variierten die Grundharmonien in Tonika und Dominante, die Bässe überraschten dazu mit Subdominanten, und über alles legte Gloria Bruni ihren klaren Sopran mit auf den Vorhalteakkorden anschwellenden und ausgehauchten Vokalisen. Dazu Bläsersätze wie im „Weihnachtsoratorium“. Ich muss sie loben, das geriet sehr effektvoll: Schwarzes Kleid, lange blonde Haare, äußerst elegante Erscheinung und Bewegungen. Man sah „Don’t cry for me, Argentina“ und glaubte „Spiel mir das Lied vom Tod“ zu hören, mit einem Schlag auf die Holzblocktrommel a` la Morricone − honi soit qui mal y pense. Freuen sich über eine gelungene Uraufführung: Komponistin und Sängerin Gloria Bruni, Konzertmeister Stefan Czermak (l.) und Peter Dannenberg, Intendant der Hamburger Symphoniker. Foto: SÖRING Ihre Musik ist eingängig, die Chöre − gesungen von den Knaben und Männern der Kathedrale von Posen − dicht an die alten liturgischen Gesänge angelehnt. Es ist ein großer Apparat, den Dirigent Boguslaw Dawidow aus Oppeln mit Anstand über die Runden brachte: Zu den in großer Besetzung angereisten Symphonikern gesellten sich Orgel und Klavier. St. Ignatius war bei diesem Requiem 57 Minuten lang von Schwebeklängen erfüllt: Die „Sicherlich wird es nicht ihre letzte sakrale Komposition bleiben“, heißt es im Programmheft. Zwar spielt in Brunis nächstem Stück ein Priester die Hauptrolle, aber das Ganze ist ein Musical, in dem Hochwürden höchst profan Vater wird und das folglich an weniger heiligen Stätten als ihr Erstling uraufgeführt wird: „Dornenvögel“ nach dem Bestseller von Colleen McCullough. Premiere am 8. September 2001 im Berliner Theater des Westens. Was hat die Kunstmeile mit dem Karneval gemeinsam? 2 3 1 1 OO 1 7 1 7 6 4 5 6 4 5 Einsendeschluss ist der 11.11.2000. 2. – 20. Preis Der Prachtband „Meisterwerke“ in der Hamburger Kunsthalle un i m de ka ed e Hamburger Abendblatt – Kunstmeile – Postfach 2170, 20350 Hamburg 1. Preis 4-tägige Kunstreise nach Kopenhagen. Museen und Kunstszene, Architektur und Geschichte, Ateliers und Galerien im schönen Kopenhagen. st ha lle ie A re nF TIK -T h alia rei stve Kun inde r Kunsthalle Deichtorhallen Hamburg ist nicht nur Wirtschafts- und Dienstleistungsmetropole, sondern auch eine Stadt mit Lebensart, Kultur und internationalem Rang in der Kunstszene. Deichtorhallen, Kunstverein, Freie Akademie der Künste, Kunsthaus, Galeriehaus, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburger Kunsthalle und TIK – Thalia in der Kunsthalle – Institutionen der Kunst, die in diesem Jahr schon zwei Millionen Besucher in ihren Bann gezogen haben. Und allein am 11.11.2000 werden mit Sicherheit noch einmal ...zigtausende hinzu kommen. Denn der 11.11. ist der Tag der Kunstmeile. Der Tag, an dem Sie alle acht zur Kunstmeile gehörenden Institute von morgens um 10 bis Mitternacht besuchen, besichtigen und bewundern können. Für ganze 5 Mark, die nur ein einziges Mal zu bezahlen sind! Halten Sie sich den 11.11. frei! Widmen Sie diesen Tag den Musen und Museen! Es erwarten Sie Sensationen, Visionen und jede Menge Attraktionen. Und wenn Sie auch noch eine Kunstreise nach Kopenhagen gewinnen wollen, dann teilen Sie uns auf einer Postkarte mit, was die Kunstmeile mit dem Karneval gemeinsam hat und schicken diese an: . 2 3 er K n! e n n i gew d n u en Mitrat rK ü ns te Ku .2 0 0 0 ns tha u sG a le r i d tun ehausMuseumfürKuns G H be er w e am rg bu Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. ➡ Km/h Kunstmeilehamburg LL Deichtorhallen Galeriehaus Kunstverein Museum für Kunst und Gewerbe Freie Akademie der Künste Hamburger Kunsthalle Kunsthaus TIK - Thalia in der Kunsthalle <> Nr. 261 Seite 10 2 Schwarz E-Blau E-Rot E-gelb L
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