Was bewegt die Werkzeugbauer in Deutschland und Südafrika?

BRANCHE Zahlen, Fakten, Trends werkzeug&formenbau 04/2014
Marktanalyse
Was bewegt die Werkzeugbauer
in Deutschland und Südafrika?
Im August 2014 veröffentlichte die Aachener Werkzeugbau Akademie (WBA) die Studie
„Tooling in South Africa“ zur Entwicklung der südafrikanischen Werkzeugbauindustrie in
den vergangenen Jahren. Sie basiert auf der intensiven Zusammenarbeit der WBA
mit dem staatlichen National Tooling Initiative Program (NTIP).
Hier eine Auswahl aus den erhobenen Daten, jeweils verglichen
mit den Werten aus Deutschland.
Deutschland
Südafrika
Komplexität
In Südafrika werden vorwiegend kleine (Spritzgieß-)Werkzeuge für den lokalen Markt gefertigt, mehr als die Hälfte aller
dort hergestellten Formen und Werkzeuge wiegt weniger als
100 kg. So gut wie nicht existent sind in Südafrika Betriebe, die
größere Blechumformwerkzeuge fertigen.
Schnelligkeit und Effizienz
Gewicht
Ein wichtiger Indikator für Leistungsfähigkeit der Betriebe ist
die Beherrschung der eigenen Prozesse. So brauchen südafrikanische Unternehmen etwa für die Erstellung eines Angebots
deutlich länger als jene in Deutschland, da der Angebotsprozess weniger stark systematisiert ist. Und die tägliche Wertschöpfung südafrikanischer Betriebe liegt bei gerade einmal
rund einem Viertel vergleichbarer deutscher Unternehmen.
< 250x
250 mm
>2000x
1000 mm
< 100 kg
Termintreue
Mehr als 40 Prozent aller Werkzeuge werden in Südafrika
verspätet fertiggestellt, etwa jedes fünfte kommt mit mehr als
einer Woche Verspätung zum Kunden. Das liegt auch daran,
dass dort bis auf einige wenige führende Werkzeugbauer die
meisten Betriebe weder eine systematische Planung noch ein
Planungssystem für die Prozesse in der Fertigung haben.
pünktlich
mehr als eine
Woche Verspätung
einige Tage Verspätung
vorzeitige Fertigstellung
eine Woche Verspätung
>5000 kg
Zeitaufwand für
ein Angebot
Deutschland
Südafrika
60,7
38,2
10,5
15,6
8,0
18,3
8,1
12,7
Angaben in Prozent
Produktivität
100 %
7h
4,2 h
10,8 %
32,9 %
54,1 %
36,0 %
25 %
31 %
57,9 %
Zeitverbrauch
11,6
16,3
27 %
Dimensionen
37,8 %
16
tägliche Wertschöpfung vergleichbarer Unternehmen
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Schleifen
Fräsen
Senkerodieren
Drehen
Drahterodieren
Drehen
Fräsen
17,0 %
26,0 %
67,0 %
90,0 %
15,9 %
18,9 %
15,3 %
28,6 %
22,7 %
26,1 %
20,9 %
50,7 %
30,1 %
58,9 %
Datendurchgängigkeit ist in Südafrika noch kein
Thema. Speziell beim Drehen und Fräsen sind
viele Maschinen noch mechanisch gesteuert.
15,9 %
Anteil CNC-gesteuerter Maschinen
Automatisierung ermöglicht eine höhere Effizienz und eine bessere Auslastung der Maschinen. Im Durchschnitt sind die Unternehmen in Südafrika deutlich weniger automatisiert als in Deutschland. Einer der Gründe ist sicher das niedrigere Lohnniveau – billige Arbeitskräfte übernehmen in Südafrika vielfach die Aufgaben einer Automatisierung.
18,9 %
Automatisierungsgrad der Maschinen
Schleifen
Tätigkeitsfelder der Mitarbeiter
Projektmanagement,
Vertrieb
Konstruktion,
Programmierung etc.
Fertigung und
Montage
5
13
89
58
4
21
2
8
Während in Deutschland langsam die Bedeutung von Vertrieb und Projektmanagement bewusst werden und auch immer mehr Gewicht auf
die „virtuelle Phase“ eines Werkzeugs und hinterher aufs Tryout gelegt
werden, sind in Südafrika nach wie vor neun von zehn Mitarbeitern in
Fertigung und Montage beschäftigt.
Tryout
Studie
Qualifikation der Mitarbeiter
54,4 %
Total
Akademiker
etc.
Abgeschlossene
Ausbildung
Produkt
Auszubildende
Prozess
29,0 %
2,0 %
11,3 %
100 %
100 %
10,0 %
6,6 %
11,1 %
75,6 %
In Südafrika fällt der hohe Anteil von nahezu einem Drittel an ungelernten
Mitarbeitern auf. Auch an vielen Maschinen stehen Bediener ohne spezifische Ausbildung. Das resultiert in einer geringen Arbeitsproduktivität – in
deutschen Unternehmen liegt sie rund dreimal höher.
Ungelernte/
Angelernte
Ressourcen
Mitarbeiter
Die Studie Tooling in Südafrika der Werkzeugbau
Akademie Aachen und
des südafrikanischen
staatlichen National Tooling Initiative Program
beschreibt quantitativ
und qualitativ den aktuellen Status der südafrikanischen Werkzeugbauindustrie im Vergleich zum
internationalen Wettbewerb. Sie basiert auf zahlreichen zwischen 2011
und 2014 durchgeführten
Benchmarks und zeigt aktuelle Entwicklungen der
Branche. Die Studie steht
zum kostenlosen Download bereit unter
www.werkzeugbau-­
akademie.de