Jan Freihardt

Personenkennziffer: 91589516
Name:
E-Mail:
Jan Michael Freihardt
[email protected]
Abschlussbericht
über die Stipendienzeit
Von
Bis
ln
13,07.15
04.09.15
Südafrika
Programm: RISE weltweit - Forschungspraktika für deutsche Studierende, 2015
Referat: Referat ST23
:-
:
:
lm Einklang mit Ziffer 10 der,,Allgemeinen Bedingungen für deutsche Stipendiatinnen und Stipendiaten
des DAAD" kann dieser Bericht ohne Nennung meines Namens, meinerAnschrift, meiner
Telefonnummer und E-Mail-Adresse an künftige Stipendiaten des DAAD zur lnformation weitergegeben
=werden.
E lch bin auch mit der Weitergabe
:
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meines Namens und meiner E-Mail-Adresse an künftige
Stipendiaten des DAAD einverstanden, um eine eventuelle Kontaktaufnahme zu ermöglichen.
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ÖS. to. t='
Datum
O 2OSl Januat
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Unterschrift
2013
Abschlussbericht zum Auslandspraktikum an der University of the Free State, Bloemfontein, Südafrika
1 Allgemeiner Teil – Vorbereitung des Auslandsaufenthalts
Bei der Reisevorbereitung gibt es verschiedene Dinge zu beachten, auf die ich im Folgenden stichpunktartig
eingehe:
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Flug: Ein gutes Portal, das verschiedene Anbieter vergleicht, ist http://flug.idealo.de/.
Überlegenswert ist, ob man direkt fliegen will, oder über Dubai/Doha. In meinem Fall waren die
Flüge mit Emirates/Qatar Airways, die einmal Umsteigen in Dubai/Doha beinhalteten, mehrere
hundert Euro günstiger als die Direktflüge. Ein anderer Einflussfaktor auf die Kosten ist das
Flugziel. Ich bin nur bis Johannesburg geflogen und von dort mit dem Bus nach Bloemfontein
gefahren, was mir nochmal sehr viel Geld gespart hat im Vergleich zu einem Inlandsflug von
Johannesburg nach Bloemfontein.
Busanbieter: Empfehlenswerte, weil sichere Busanbieter sind meiner Erfahrung (und den Tipps der
Einheimischen) nach www.intercape.co.za, www.translux.co.za und www.greyhound.co.za. Ich bin
immer mit Greyhound gefahren, da die von den Beförderungsbedingungen her am meisten Gepäck
erlauben. Praktisch wurde das aber nie kontrolliert/gewogen. Sicherheit heißt bei den Busanbietern
übrigens nicht so sehr „keine Kriminalität“, sondern eher „guter Zustand der Busse und nichtübermüdete Busfahrer“, wie es bei kleineren Billiganbietern wohl oft der Fall ist.
Zug: Das Schienennetz ist extrem schlecht ausgebaut und zudem wurde mir aus Sicherheitsgründen
von der Benutzung der Züge abgeraten (Kriminalität).
Fortbewegung: Diese gestaltet sich vor Ort etwas schwierig. Es gibt zwar ÖPNV in Form von
Bussen und Minibus-Taxis, von deren Benutzung wird einem aber von den meisten Weißen
abgeraten, mal wieder aus Sicherheitsgründen. Da die Straßen auch nicht auf Radfahrer ausgelegt
sind, hat praktisch jeder Weiße ein eigenes Auto. Je nachdem, wie weit man von der Uni weg wohnt,
kann das also auch nötig sein. Ich wohnte zum einen recht nahe zur Uni und hatte zum anderen von
meiner Professorin ein Rad geliehen bekommen. Rad fahren macht aber nicht wirklich Spaß, da es
keine Radwege gibt und viele Leute sehr rücksichtslos fahren und mit wenig Abstand überholen. Um
ein Auto auszuleihen (was recht preisgünstig möglich ist), ist bei manchen Anbietern ein
Internationaler Führerschein nötig, den man bei seinem Bürgeramt in Deutschland beantragen
muss. Es gibt aber auch Anbieter, die den normalen deutschen Führerschein akzeptieren und auch
bei Polizeikontrollen hat man damit kein Problem.
Unterkunft: Ich hatte das Glück, dass meine Professorin ein Zimmer für mich organisiert hat. So
wohnte ich bei einer Bekannten von ihr, die privat Zimmer in ihrem Haus vermietet. Auch bei den
anderen Praktikantinnen, die ich kennengelernt habe, hat der/die Betreuer/in bei der
Unterkunftssuche geholfen. Sie haben in den Unilofts gewohnt, einer Art Wohnheim direkt neben
dem Campus, das allerdings nicht ganz billig ist. Meine Miete betrug 3000 Rand/Monat (beim
damaligen Wechselkurs ca. 220 €), sie haben um die 300 € gezahlt.
Visum: Nach Aussage der Botschaftswebsite werden keine Visa für Praktika vergeben/ist es nicht
möglich, ein Praktikum in Südafrika zu machen. (Dies ist vor dem Hintergrund der extrem hohen
Arbeitslosigkeit im Land durchaus verständlich.) Als ich die Botschaft per Mail/Fax kontaktierte, um
sie zu fragen, was ich denn nun machen solle, da ich ja schon die Praktikumszusage habe,
antworteten sie erst gar nicht und dann, dass sie gerade zu beschäftigt seien, um meine Anfrage zu
beantworten und ich mich doch bitte auf der Website informieren solle. Von anderen
Praktikantinnen erfuhr ich dann, dass das Standard-Prozedere ist, mit dem Touristen“visum“
Jan Freihardt
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Oktober 2015
Abschlussbericht zum Auslandspraktikum an der University of the Free State, Bloemfontein, Südafrika
einzureisen, also direkt am Flughafen bei der Einreise seinen Pass abstempeln zu lassen und sich
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dort als Tourist auszugeben. Theoretisch muss man dafür noch eine Reihe von Dokumenten
vorweisen können (wie Adresse des Wohnorts, ausreichende finanzielle Mittel etc. – die genaue
Liste findet sich auf der Website), die ich alle parat hatte und dann letztlich nicht gebraucht habe.
Diese Aufenthaltserlaubnis gilt für 90 Tage, ist also keine Option, wenn man vorhat, länger im Land
zu bleiben. Seite der Botschaft: http://www.suedafrika.org/visa-sa-dokumente/visas-short-stay-notexceeding-3-months.html
Impfungen: Auf den folgenden Seiten findet sich ein guter und aktueller Überblick über nötige
Impfungen:
http://tropeninstitut.de/reiseziel/laenderinfo.php?lid=164,
http://www.fit-fortravel.de/ueber-300-reiseziele/suedafrika.thtml. Ich hatte außerdem noch eine kleine Reiseapotheke
aus Verbandszeug und ein paar Mitteln gegen Durchfall/Erkältung dabei. Das einzige, was ich
wirklich gebraucht habe, war Sonnencreme und Insektenspray gegen Moskitos. Aber abgesehen
davon ist die medizinische Versorgung und die Apotheken-Dichte sehr gut, sodass man meiner
Meinung nach keine umfassende Reiseapotheke braucht.
Versicherung: Lief für die Praktikumszeit über den DAAD. Da ich danach noch in Südafrika gereist
bin, habe ich diese Versicherung um einen Monat verlängert.
Sicherheit: Sobald man ein bisschen anfängt, sich über Südafrika zu informieren, wird man
feststellen, dass Sicherheit und Kriminalität zwei wichtige Themen sind. Dabei sollte man sich aber
nicht von dem Bild, das mancherorts gezeichnet wird, verrückt machen lassen: Nein, man wird nicht
an jeder zweiten Ecke abgestochen, überfallen oder vergewaltigt. Das soll natürlich nicht heißen,
dass es gar keine Kriminalität gibt und auf alle Fälle kann man nicht von der gleichen
Sicherheitslage ausgehen wie in Deutschland. Meines Erachtens liegt die Wahrheit in der Mitte und
man kann durch richtiges Verhalten und Umsicht sehr gut vermeiden, Opfer eines Verbrechens zu
werden. Mit Sicherheit gibt es in jeder Stadt Ecken, wo man als Weißer alleine besser nicht hingeht,
vor allem nach Einbruch der Dunkelheit. Ich habe mich im Prinzip immer daran gehalten, was einem
die Einheimischen geraten haben. So habe ich sowohl das Praktikum als auch meine Rundreise
danach ohne wirklich unangenehme Situationen überstanden.
Informationen: Um im Vorhinein ein bisschen ein Gefühl für das Land zu bekommen, fand ich
folgende Seiten ganz hilfreich: Auswärtiges Amt - Südafrika, Südafrika – Reiseführer und
Reiseinformationen auf Wikivoyage, South Africa – Travel guide at Wikivoyage.
Solltet ihr zu einem der Punkte oder generell noch Fragen haben, fühlt euch frei, mich zu kontaktieren. Ich
weiß jetzt, wie mühsam es ist, sich alle Infos selbst zusammenzusammeln 
Jan Freihardt
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Oktober 2015
Abschlussbericht zum Auslandspraktikum an der University of the Free State, Bloemfontein, Südafrika
2 Fachlicher Teil – Ablauf des Praktikums
Ich arbeitete an der University of the Free State in Bloemfontein in einer Forschungsgruppe für „Extreme
Biochemie“, die Mikroorganismen benutzt, um die Umweltverschmutzungen, die durch Bergbauaktivitäten
entstehen (Wasser, Boden), zu bereinigen. Meistens läuft das so ab, dass Wasserproben aus der Mine
genommen und diese anschließend einerseits auf die vorliegende Verunreinigung und andererseits auf die
bereits vorhandenen Mikroorganismen und deren Eigenschaften hin untersucht werden. Oft ist es nämlich so,
dass in z.B. mit Nitrat belastetem Wasser diejenigen Bakterien, die Nitrat verstoffwechseln, durch
Selektionsmechanismen in höherer Menge vorkommen als normal. Ist das der Fall, ist das Ziel der
Arbeitsgruppe, die Umweltbedingungen so zu modifizieren, dass genau diese Bakterien noch mehr gefördert
werden und so das Wasser dekontaminieren können. Praktisch werden dann vor Ort Bioreaktoren aufgestellt,
durch die das verschmutzte Wasser hindurch gepumpt wird, sodass dieses danach ausreichend gereinigt ist,
um es in den nächsten Fluss/See pumpen zu können. Die Bioreaktoren sind mit einer Trägermatrix (z.B.
Stein, Holz, Plastik) gefüllt, auf denen die Bakterien einen Biofilm bilden.
An diesem Punkt setzten die zwei kleinen Projekte an, an denen ich während meines Praktikums arbeitete:
Da das Ziel ist, das Wasser zu reinigen, ist es natürlich unerwünscht, dass das Trägermaterial toxische
Substanzen ins Wasser abgibt. Obwohl Holz-Schnitzel weite Verwendung finden, ist deren Verhalten nicht
wirklich erforscht. Darum führte ich verschiedene Experimente durch, um herauszufinden, welche
Substanzen abgegeben werden und in einem zweiten Schritt, ob diese Stoffe toxische Wirkung auf Bakterien
und andere Lebewesen haben. Im zweiten Mini-Projekt ging es darum, herauszufinden, ob das Wasser aus
zwei verschiedenen Minen, das mit Nitrat belastet ist, Bakterien enthält, die denitrifizieren können. Im
Prinzip habe ich getestet, ob die vorhandenen Bakterien die Gene besitzen, die sie für die verschiedenen
Schritte der Denitrifizierung benötigen.
Ja, in der Theorie klingt das ziemlich spannend. Praktisch sah es so aus, dass ich die ersten sechs Wochen im
Wesentlichen verschiedene Extraktionen ausgeführt habe (man nehme 50 g Holz-Schnitzel + 1 L saure
Lösung, mixe das ganze 18 Stunden lang und filtriere anschließend die flüssige Phase) – nicht sonderlich
kompliziert und auf Dauer auch recht eintönig. Auf das Praktikum beworben hatte ich mich eigentlich wegen
der molekularen Tests, mit denen ich allerdings erst in der vorletzten Woche anfangen konnte, weil wir einen
Baustein (die Primer) neu bestellen mussten und er erst spät ankam. Dafür haben die letzten beiden Wochen
dann aber auch viel Spaß gemacht und meinen Gesamt-Eindruck vom Praktikum deutlich nach oben
geschraubt.
Angesichts der Tatsache, dass ich einen guten Teil des Praktikums beschäftigungslos herumsaß und das, was
ich gelernt habe, auch in wesentlich weniger Zeit hätte lernen können, stellt sich mir ein bisschen die Frage,
ob es aus akademischer Sicht wirklich so sinnvoll ist, deutsche Studierende mit viel Geld in alle Teile der
Welt zu schicken. Aber vielleicht ist das auch ein Südafrika-spezifisches Problem (bei allen sechs anderen
deutschen Praktikantinnen hier war das Verhältnis Beschäftigtsein-Herumsitzen ähnlich wie bei mir oder
sogar noch schlechter). Zudem war es für meine betreuende Professorin das erste Mal, dass sie einen DAADPraktikanten hatte und ich denke, dass sie mein Feedback nutzen wird, um das Programm für nächstes Jahr
etwas umzugestalten. Und natürlich stellt bei dem DAAD-Programm der akademische Aspekt nur eine von
mehreren Facetten dar, die bei den Studierenden gefördert werden sollen. Und bei den anderen stimme ich
der Sinnhaftigkeit auf alle Fälle zu  Mich haben die neuen Erfahrungen fachlich wie persönlich bereichert
und ich kann Südafrika aufgrund seiner unglaublichen Vielfalt an Leuten, Kulturen, Landschaften, Tieren,
Pflanzen etc. jedem nur wärmstens ans Herz legen!
Jan Freihardt
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Oktober 2015