Botschaft der Bundesrepublik Deutschland, Pretoria Ausblick auf die Entwicklung der Landwirtschaft Südafrikas 2015-2024 Zusammenfassung Die im Juli 2015 vom südafrikanischen Bureau for Food and Agricultural Policy (BFAP) einem Netzwerk von Wissenschaftlern -veröffentlichte "South African Agricultural Baseline" 2015 prognostiziert für die Jahre 2015-2024 insgesamt eine konsolidierte landwirtschaftliche Produktion. Es wird erwartet, dass negative Einflüsse wie Klimawandel, die emotional geführte Debatte zur Landreform, der Wertverlust des südafrikanischen Rand und den damit verbundenen erhöhten Produktionskosten durch eine Steigerung bei der Produktivität durch technologischen Vorschritt kompensiert wird. Vorsichtig verhalten sind die prognostizierten Wachstumsaussichten in Südafrika und entsprechen den derzeit zu erwartenden Wachstumsraten für China und Nordamerika. Der Beitrag der Landwirtschaft zum Wirtschaftswachstum 2014 lag mit einer deutlichen Steigerung zum Vorjahr bei 5,6 Prozent (2013: 2,2 Prozent). Südafrika bleibt landwirtschaftlicher Nettoexporteur. Größter Absatzmarkt der Landwirtschaft ist - und bleibt der afrikanische Kontinent, gefolgt von Asien und der EU. Veränderungen in der Landwirtschaft werden besonders durch Auswirkungen des Klimawandels und einem sich ändernden Konsumverhalten hervorgerufen. Der Trend weg von Feldfrüchten, hin zu mehr Ölsaatenanbau zur Fleisch und Milchproduktion, wird sich fortsetzen. Dies bedeutet, dass der Bedarf an Mais als direkte Nahrungsquelle zurückgehen aber dessen Verwendung im Tierfutterbereich zunehmen wird. Bei der Tier-/Fleisch-/Milchproduktion und im Molkereisektor, sowie im Garten- (besonders Obst und Weinbau) und beim Kartoffelanbau werden in den nächsten Jahren gute Zuwachsraten erwartet. Die weiterhin guten Exporterlöse bei Wein werden von Exporten nach Europa und in die BRIC(S) Staaten getragen. Im Einzelnen Sommersaaten 2015 wurde in Südafrika im Vergleich zu 2014 ca. 32 000 ha weniger Mais angebaut (-1,3%). Auch bei Sorghum ging die Anbaufläche von 79.000 auf 70.000 ha, ein Minus von 10 %, zurück. Heißes, trockenes Wetter während der Anbausaison führte zu erheblichen Ernteausfällen. In diesem Jahr wird mit einem Rückgang von 31 % auf 9,8 Mio. t. (14,2 Mio. t / 2014) gerechnet. Auch die Sorghum Ernte 2015 fällt durch die Dürre auf weniger als 140.000 t. Bei einem nationalen Bedarf von circa 200.000 t entsteht ein Defizit von 60.000 t. Die Mais Exporte werden nach BFAP Prognose im Zeitraum von 2015 – 2024 von 2,23 Mio. t auf 1,96 Mio. t sinken. Wintersaaten Die Weltmarktpreise für Weizen sinken seit Anfang 2015 kontinuierlich, da die weltweite Produktion auf einem Rekord hoch steht. Während Exporte der USA und Kanada zurückgehen, werden umso größere Ernten in der EU, Russland, Ukraine, Argentinien, Brasilien, China und Indien eingefahren. 1 Südafrika erntete 2014 fast 1,8 Mio. t Weizen auf 477.000 ha. Davon entfielen 310.000 ha auf die winterfeuchte Region , 70.000 ha auf die sommerfeuchten Regionen und 97.000 ha auf den Bewässerungsfeldbau. Auf lange Sicht ist ein Rückgang der Anbaufläche von Weizen in allen Region zu erwarten. Produzenten setzen vermehrt auf den Anbau von Raps, welches als nachhaltigeres Ernte-Rotations-System angesehen wird. Der durchschnittliche Weizenpreis wird zum Ende des Jahres auf über R 3800/t steigen, was einen Anstieg um 6 % zu 2014 entspricht. In den nächsten Jahren wird sich die Produktion bei circa 1,6 Mio. t einpendeln. Durch das sich ändernde Konsumverhalten werden die Importe zunehmen und bis 2024 die 2,2 Mio. t Grenze überschreiten und dann die nationale Produktion übertreffen. Die lokalen Weizenpreise werden weiterhin von den Weltmarktpreisen und den schwankenden Wechselkursen abhängen. Ölsaaten Der Sojabohnen-Anbau liegt bei circa 687.000 ha und ist im Vergleich zu 2014 um 37 % gestiegen. Die Anbaufläche wird in den nächsten Jahren auf Grund des Wechsels von Weizen zu Soja weiter steigen. Bis 2024 wird die Anbaufläche auf ca. 1. Mio. ha steigen. Die Anbaufläche von Raps hat sich bereits seit dem letzten Jahr von 95.000 ha auf 160.000 ha in 2015 vergrößert. Kartoffeln Abgesehen von 2009 stieg die Nachfrage nach Kartoffeln konstant um 3% / Jahr. Auf Grund verbesserter Anbaumethoden erhöhten sich die Erträge von 34 t / ha in 2005 auf 43 t / ha in 2015 bei fast gleichbleibender Anbaufläche. Bis 2024 wird mit einem weiteren Anstieg der Erträge um 10 % gerechnet, auf dann 48 t / ha und einer Gesamtproduktion von 500.000 t/Jahr (100.000 t für Export). Bis 2024 wird sich die Anbaufläche auf etwas über 55.000 ha ausdehnen. Fleisch Der Fleischkonsum in Südafrika ist bedingt durch gestiegene Einkommen in den letzten 10 Jahren rapide angestiegen und wird weiter steigen. Auf Grund von makroökonomischen Faktoren (u.a. anhaltend hohe Weltmarktpreise und fortlaufende Verschlechterung des Wechselkurses)werden die Importpreise für Fleisch jedoch steigen und die Wachstumsraten beim Konsum abflachen. Die Produktion von Geflügel- und Schweinefleisch basiert auf intensiver Nutzung von Futtermittel (Körner), während die Rindfleisch- und Schaffleischproduktion hauptsächlich in extensiver Weidewirtschaft betrieben wird. Aufgrund hoher Futtermittelpreise und einer substantiellen Verschlechterung des Wechselkurses, sanken die Gewinne nationaler Geflügel- und Schweinefleisch Produzenten in den letzten Jahren. Geflügel bleibt die günstigste tierische Proteinquelle in Südafrika. Während der Konsum in den letzten 10 Jahren um 60 % anstieg, ist für die nächsten 10 Jahre mit einem weiteren Anstieg um 38 % auf 700.000 t zu rechnen (bis 2024 auf 44 Kg /Kopf). Die Nachfrage nach Rindfleisch ist in den vergangenen 10 Jahren um 15 % angestiegen und wird in den nächsten 10 Jahren voraussichtlich um weitere 28 % anstiegen. Als teuerste Proteinquelle wird Lammfleisch in Südafrika hauptsächlich von einkommensstarken Haushalten konsumiert und spielt daher für die nationale Fleischversorgung eine untergeordnete Rolle. Bis 2024 wird jedoch mit einem weiteren Anstieg von etwas über 17 % gerechnet. Milchprodukte Pasteurisierte Milch, H-Milch, Joghurt und Buttermilch tragen zu knapp 60 % des Milchkonsums bei. 2014 wurden 3 Mio. t Rohmilch produziert. 2 Der Herstellungspreis für Rohmilch ist 2012 bedingt durch steigende Futtermittelpreise, widrigen Klimabedingungen und anhaltender Nachfrage nach Milchprodukten stark angestiegen. Für die nächsten 10 Jahre ist mit einem Preisanstieg von durchschnittlich 5,4 % /Jahr zu rechnen. Käse, Butter, Milchpulver und Kondensmilch tragen zu 40 % des Milchkonsums bei. Die Nachfrage nach festen Milchprodukten ist in den letzten 10 Jahren stark angestiegen. Der Konsum von Käse hat sich im Vergleich der Durchschnittswerte von 2002-2004 bis 2014 mehr als verdoppelt. Grund hierfür ist das steigende Pro-KopfEinkommen. Für die nächsten 10 Jahre ist in diesem Segment mit einem durchschnittlichen Nachfragewachstum von 3,5 % / Jahr zu rechnen. Die Nachfrage nach Käse wächst stärker als bei allen anderen Milchprodukten. Bis 2024 ist eine 51 % Konsumsteigerung prognostiziert, was zusätzlichen 42.000 t Käse entspricht. Der Butterverbrauch ist in den letzten 10 Jahren um 30 % gestiegen und wird in den nächsten 10 Jahren mit durchschnittlich 2,9 % / Jahr wachsen. Kernobst Die Produktion von Kernobst in Südafrika bleibt vorrangig exportorientiert. Im internationalen Vergleich liegt bei der Produktionsmenge in der südlichen Hemisphäre nur Chile vor Südafrika. Durch den Einfluss von schlechten Wetterverhältnissen und Viruskrankheiten wie Fusarium bei Äpfeln, wurden jedoch vermehrt Früchte die ursprünglich für den Export bestimmt waren in den nationalen Markt transferiert. Für die nächsten 10 Jahre ist ein jährlicher Preisanstieg für Äpfel um 6,3 % vorausgesagt. Prognostiziert werden ein leichter Anstieg beim Konsum von Äpfeln und ein leichter Rückgang von Birnen in den nächsten 10 Jahren. Wein Die südafrikanische Weinindustrie ist stark exportorientiert. Die Anzahl an produzierten Rotweinen ist seit Mitte der 1990er kontinuierlich von 32 Mio. l auf 125 Mio. l in 2007 angestiegen und hält sich seitdem relativ stabil in diesem Bereich. Bedingt durch gute klimatische Bedingungen ist die Traubenproduktion insgesamt von 1,23 Mio. t in 2003 auf 1,52 Mio. t in 2014 gestiegen. Die Produktion von Wein, Perlwein und Likörwein ist zwischen 2006 und 2014 um 35 % angestiegen. Der Anteil an der Gesamtproduktion ist von 70 % auf 81 % gestiegen. Traubensäfte und Traubensaftkonzentrate verzeichneten zwischen 2006 und 2014 mit 52% den größten Produktionsrückgang. Wein zur Weiterverarbeitung zu Weinbrand und Wein zum Destillieren verzeichnete einen Rückgang von 35 % respektive 10 %. Wertung und Ausblick Die BFAP Baseline ist für fast alle, an der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette beteiligten Akteure - insbesondere für Entscheidungsträger - eine gute Referenz. Deutlich wird, dass sich die Agrarwirtschaft und damit auch die südafrikanischen Landwirte in Zukunft weniger produktions- sondern eher marktorientiert ausrichten müssen, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu agieren. Steigende heimische Nachfrage nach proteinreicheren Nahrungsmitteln und gute Exportchancen - gerade in Afrika - machen die Erzeugung tierischer Produkte in Südafrika attraktiv. Das erwartete stärkere Wachstum der Nachfrage nach tierischen Erzeugnissen im Vergleich zur heimischen Produktion eröffnet auch Exportchancen für die deutschen Erzeuger. Gez. Erik Schneider, Hans Georg Velten, Stefano Picciau, August 2015 3
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