Was die Seele stark macht Resilienzforschung Das Attentat vom 11. September 2001 auf die Twintower in New York war auch ein Attentat auf das amerikanische Selbstbild. Stark und unbesiegbar hatte man sich als Amerikaner bis dahin gefühlt, vor allem im eigenen Land. Alle, die am 9.11. den Terror persönlich vor Ort miterlebten, waren einer extremen psychischen Belastung ausgesetzt. Dennoch, so eine Studie der Columbia-Universität, erholten sich 88 Prozent der untersuchten Anwohner psychisch relativ rasch. Nur 12 Prozent der Untersuchten erkrankten ernsthaft an posttraumatischer Belastungsstörung. Warum gerade sie? Woher nahmen die anderen ihre psychische Widerstandskraft? Mit der Frage danach, was die Seele stark macht, befasst sich seit etwa sechzig Jahren die Resilienzforschung. Sie untersucht, welche Fähigkeiten und Einstellungen uns stark machen und Krisen gut überstehen lassen. Genetiker sprechen von einer Erbanlage, Bindungsforscher von Vertrauensbildung und Selbstwertgefühl, die sich in den ersten Lebensjahren entwickeln müssen. Aber zur Resilienz gehört mehr. Sie ist nicht unumstößlich schicksalhaft gegeben, sondern umfasst auch Techniken und Strategien, mit Krisen "wetterfest" umzugehen, die erlern- und trainierbar sind. Keine Frage, dass an dieser Thematik neben der medizinisch-psychologischen Forschung auch die Pädagogik und das Militär großes Interesse haben, aber zunehmend auch Unternehmer und Arbeitsmediziner. Denn verstärkt gerät in den Focus, dass eine krisenfeste Psyche nicht nur für das Meistern von Extremsituationen gut ist. Die Weltgesundheitsorganisation hat Stress zu einer der größten Gefahren des 21. Jahrhunderts erklärt. Im Jahr 2010 gingen 13,1 Prozent der krankheitsbedingten Fehltage in der Bundesrepublik Deutschland auf das Konto psychischer Störungen. Das entspricht einer Steigerung in den letzten 15 Jahren um 80 Prozent. So fragt die Resilienzforschung zunehmend auch danach, wie Menschen mit täglichen Belastungen - ob privat oder in der Arbeitswelt - in angemessener Weise umgehen und so ihre psychische Gesundheit erhalten können.
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