Was an der Primarschule leidet darunter, wenn zwei Fremdsprachen unterrichtet werden? Eine Sprache lernt man wohl am besten im entsprechenden Sprachgebiet in der entsprechenden Umgebung. Entsprechende Auslandaufenthalte sind bei Jugendlichen heute üblich. Die Schule kann da lediglich einen Einstieg in die Sprache und die entsprechende Kultur vermitteln. Die Schülerinnen und Schüler in der Primarschule sind durch die zusätzlichen zwei Fremdsprachen sehr stark gefordert. Fordern ist grundsätzlich nicht schlecht, wenn es nicht zu einer Überforderung führt. Meine Erfahrung als 5./6. Klasslehrerin zeigt, dass es sicher Lernende gibt, welche den Ist-Zustand bewältigen können. Mehr Lernende als die angesprochenen sind jedoch überfordert und haben Mühe die Minimalanforderungen in den zwei Fremdsprachen zu erfüllen. Dadurch leiden auch die anderen Fächer. Der Ruf nach Dispensationen, nach vermehrter IF-Unterstützung belegt diese Überforderung. Letztlich ist der Grundsatz auf der Primarstufe „Weniger ist mehr“ angezeigt. Wer eine Fremdsprache lernen muss, braucht sehr gute Kenntnisse der Muttersprache. Teilen Sie diese Auffassung? Unbedingt! Sind die Kinder in ihrer Muttersprache nicht sicher, zieht sich das beim Erlernen der ersten Fremdsprache weiter. Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass Deutsch wie ein Velo mit zwei Rädern daherkommt: Mundart und Standard oder eben Hochdeutsch. Dieses Velo geländegängig zu machen muss sicherlich das Ziel auf der Primar sein. So kann dann schon eine Fremdsprache dieses Velo zum Kippen bringen. Die Rahmenbedingungen für zwei Fremdsprachen seien schlecht, sagen Lehrerinnen und Lehrer. Dann könnte man die Rahmenbedingungen verbessern und bei zwei Fremdsprachen bleiben. Oder? Um 2 Fremdsprachen unterrichten zu können, brauchen wir zwingend genügend Zeit und kleinere Gruppen. Beides ist heute nicht gegeben. Sollte mehr Zeit gesprochen werden, so wird in andern Fächern abgebaut. Schon bei der Einführung von Englisch wurden die Mathestunden auf der 3./4. Klasse gekürzt und die Handarbeits-und Werklektionen ebenfalls. In der 5./6. Klasse sollten dann die Kinder mit nur 2 Lektionen im Klassenverband eine 2. Fremdsprache erlernen. Das ist fast nicht leistbar und für viele unmöglich. Würden die Rahmenbedingungen verbessert, das heisst mehr Lektionen und in Klassen mit 16 Lernenden (LCH-Forderung), würde das Mehrkosten auslösen, die der Kanton nicht bereit ist zu bezahlen. Dies aber kostenneutral durchzusetzen, bedeutet Abstriche in andern Fächern und beim Halbklassenunterricht, was wiederum die Schwächeren mehr trifft. Unsere Volksschule ist aber eine Schule für alle. Vergessen wir nicht den Umstand, dass die Pull-out-Angebote (Begabtenförderung) in unseren Schulen jetzt dann fast vollumfänglich gestrichen sind. Wie kann auf diesem Hintergrund eine zweite Fremdsprache noch glaubwürdig begründet werden? Viele Kinder sind mit zwei Fremdsprachen auf der Primarschulstufe überfordert. Wie zeigt sich das? Die schwächeren Kinder müssen zu viel Zeit für das Erlernen einer zweiten Fremdsprache einsetzen um überhaupt schon nur die Minimalziele zu erreichen. Damit bleiben zu viele Kräfte an die zweite Fremdsprache gebunden. In der ersten Fremdsprache (bei uns Englisch), gelingt es diesen Kindern vielleicht noch die Mindestanforderungen zu erfüllen, ebenso im Deutsch, jedoch nicht mehr in der 2. Fremdsprache. Mit individuellen Lernzielen in einzelnen Fächern werden sie weiter mitgenommen, bis es dann überhaupt nicht mehr geht. Eine Dispensation von der 2. Fremdsprache findet dann meistens erst nach einem durchgekämpften Jahr statt. Dies in der Zeit , in der auch das Übertrittsverfahren für die Sek belastet.. Luzerner Lehrpersonen sind für eine Fremdsprache an der Primarschule. Zusammenfassend Ihre drei Hauptgründe? Die Deutsche Sprache soll wieder mehr Gewicht auf der Primarstufe erhalten. Die 2. Fremdsprache soll in der Sek gelernt werden können. Schülerinnen und Schüler werden ihre Kompetenzen in der zweiten Fremdsprache mit dem Eintritt in die Sek I ausreichend aufbauen können. Besser Qualität statt Quantität. Die Primarschule ist heute zu sprachenlastig. Die Förderung anderer Fähigkeiten kommt zu kurz. Ein späterer Beginn ist kein Nachteil und führt auch zu guten Resultaten am Ende der Schulpflicht. Leider bestätigen sich jetzt in den Schulzimmern unsere schon bei der Einführung geäusserten Befürchtungen. Die damals ergriffene Initiative gegen zwei Fremdsprachen liessen wir fallen, weil wir uns dann doch auf diesen politisch beschlossenen Weg einlassen wollten. Reaktionen von Eltern und Kolleginnen und Kollegen zeigen uns jetzt aber, dass sich dieser Weg in der Praxis so nicht bewährt. Erlauben Sie mir noch einen vierten Grund, welchen ich speziell als LLV-Präsidentin anfügen möchte: Es ist eine Zeiterscheinung immer mehr vom Unterricht, von den Lernenden und von Lehrerinnen und Lehrern zu fordern: Im gleichen Atemzug werden Rahmenbedingungen gekürzt und es erfolgt der Hinweis auf fehlende Finanzen. Ça ne va plus comme ça! Sammelaktion in Luzern am Samstag, 15. März 2014, ab 10.00 Uhr bis 13.00 Uhr in Luzern (Torbogen vor dem Bahnhof, Schwanenplatz, Mühleplatz) Annamarie Bürkli, Mitglied Initiativkomitee, Menzberg, 10.3.2014 .
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