Fremdsprachen im Beruf Frage: Ich bin etwas verwirrt, was in puncto

stellefant I Ratgeber I Freitag, 01.04.2011 I Seite 4
Fremdsprachen im Beruf
Frage: Ich bin etwas verwirrt, was in puncto Fremdsprachen in der heutigen Berufswelt
allgemein erwartet wird. Was ist beispielsweise gemeint, wenn in einem Stelleninserat «Gute
Französisch- und Englischkenntnisse von Vorteil» steht? Und wie sind die Sprachkenntnisse
eines Hochschulabschlusses mit denjenigen eines Sprachdiplomes, zum Beispiel auf Niveau
C1, zu vergleichen? Lohnt es sich überhaupt, ein Diplom zu erwerben, wenn man bereits
eine gute Schulabschlussnote hat? Ganz allgemein: Wie wichtig sind Fremdsprachen im
Beruf?
Antwort: «Wer eine Fremdsprache lernt, zieht den Hut vor einer anderen Nation» schrieb
einmal der deutsche Schriftsteller Martin Kessel. Die Sprache eines anderen sprechen zu
können, vermittelt den Eindruck von Respekt und Achtung. Auf einem globalen Arbeitsmarkt
ist dies für eine Firma, die bei ihren fremdsprachigen Kunden einen guten Eindruck
erwecken will, daher eine relativ einfache Strategie, um zu punkten.
Vorteil im Kundenkontakt. Fremdsprachen sind also in praktisch sämtlichen Etagen, vor
allem natürlich im direkten Kundenkontakt, wichtig. Was in Stelleninseraten mit «guten
Sprachkenntnissen» gemeint ist, ist freilich oft schwierig abzuschätzen, wird aber in den
allermeisten Fällen etwa dem Sprachniveau B2 entsprechen. Das Niveau B2 sollte unter
anderem dazu befähigen, über eine breite Palette von Themen ein Gespräch zu führen und
Briefe auch ohne klare Vorgaben zu verfassen. Wer eine genügende Note in einer Sprache
im Matur- oder im Berufsmaturzeugnis hat, spricht diese Sprache auf dem Niveau B2. Jedes
Sprachdiplom, welches über das Niveau B2 hinausgeht, zeugt demnach von überdurchschnittlichen Sprachkenntnissen. Da die Richtlinien für Sprachdiplome im Grundsatz stark
standardisiert sind, verleiht ein Sprachdiplom auf jedem Niveau dem Arbeitgeber zusätzlich
eine gewisse Sicherheit, dass Sie tatsächlich über diese Sprachkenntnisse verfügen. Bevor
sie ein Sprachdiplom absolvieren, erkundigen Sie sich aber in jedem Fall unbedingt, ob
dieses Diplom international oder zumindest national anerkannt wird. Denn mittlerweile gibt es
fast so viele Sprachdiplome wie Sprachschulen. Dabei verfügen leider nicht alle dieser
Sprachschulen über das gleiche Qualitätsniveau.
Bewerbungstrumpf Sprache. Für den Arbeitgeber liefern die angegebenen Sprachkenntnisse überdies eine gute Möglichkeit, um ansonsten gleichqualifizierte Bewerberinnen
und Bewerber miteinander vergleichen zu können. Deshalb sind durchaus auch exotische
Sprachen, die im Berufsalltag kaum je zum Einsatz gelangen, von Vorteil. Diese helfen
nämlich, ihre Bewerbung von denen der anderen abzuheben. Dem Arbeitgeber bleibt die
Bewerbung mit der exotischen Sprache besser in Erinnerung, weil Menschen sich
ausgefallene Informationen einfach besser merken können. Grundsätzlich gelten Fremdsprachenkenntnisse also als wichtiger Trumpf beim Bewerben, und sie können als eine
Zusatzqualifikation unter Umständen sogar als Schutz vor dem Stellenverlust dienen.
Fremdsprachen zu lernen lohnt sich demnach in jedem Fall. Englisch und Französisch sind
dabei in der Schweiz ein klares Muss. Darüber hinaus können Sie sich ruhig auch an etwas
eher Aussergewöhnlicheres heranwagen. Das kann von Finnisch über Russisch bis zu Hindi
gehen. Ein solches Vorgehen bringt Ihnen gleich zwei Vorteile: In Ihrem Lebenslauf macht
sich das durchaus gut - und die nächste Feriendestination haben Sie dann auch gleich
festgelegt.
Michael F. Gschwind, Psychologe FSP, unterstützt als Laufbahnberater und Coach SSCP
Personen in beruflichen Veränderungsprozessen. > www.mfgschwind.ch
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